von der Psychiatrie und der unbezahlbaren Hilfe

Ein Artikel über die Psychiatrie.
Als Aperitif gibts ein Horrorfoto.
Thema: Legalisierung von Zwangsbehandlung im Hauptgang.
Definitions-Allmacht von (überarbeiteten, im Verhältnis zur Arbeitszeit unterbezahlten, eher einseitig fortgebildeten) Ärzten zum nur hauchzarten (kaum erwähnenswerten) Dessert.

In meinem Kopf rattert sie Uhr tornadoardoartig rückwärts.
2001- 14 Jahre alt.
Gerettet aus einem Gefängnis- entkommen aus einer versteckt gespaltenen Welt
Erneut eingesperrt in ein Gefängnis und in eine ganz offen gespaltene Welt.

Weil es keine Alternative gibt.
Weil mir dort geholfen werden kann, wie sonst nirgends.
Weil ich dort verstanden werde.
Weil es mir dort besser geht.

Niemals war auch nur ein Mensch so ehrlich zu uns zu sagen, dass sie schlicht hilflos waren. Weil es keine andere Möglichkeit des Schutzes gibt. Dass wir diese Internierung aushalten mussten, weil die Menschen uns nicht aushalten konnten oder wollten. Weil sie unsere Geschichte nicht aushalten konnten oder wollten. Weil sie die Folgen davon nicht aushalten konnten oder wollten.

Sie haben es sich leicht gemacht und mich abgeschoben- weggesperrt- verwahrt- ausforschen- verbiegen bis zum Brechen lassen.

Sie haben nicht gesehen, dass sie ab dem Zeitpunkt unserer Aufnahme dort, nun unsere Eltern ersetzten. Und wie deutlich sie das taten… Himmel ja WIE verdammt noch mal deutlich sie genau das Gleiche getan haben, wie unsere Familie. Nur haben sie es nicht “Pseudoreligion” genannt, sondern “Hilfe”.

Es war ein Tausch nichts weiter. Hellgraue gegen Arztseifenweiße Folter

Was sie gesehen haben war eine 14 Jährige, die sich immer wieder selbst verletzte. Eine 15 Jährige die den vierten, fünften, sechsten, siebten, achten…. fünfzehnten Suizidversuch gerade eben so mal noch überlebt hat. Eine 16 Jährige, die plötzlich aus heiterem Himmel anfängt zu schreien, niemanden zu erkennen scheint und auf Mitarbeiter losgeht. Eine 17 Jährige, die so abgeklärt über psychische Krankheiten spricht, als wäre sie selbst die Ärztin.

Was wir waren war eine lichtentwöhnte 14 Jährige, die den Boden küsste über den sie laufen durfte- komplett verwirrt über das was mit ihr passierte- ausgeliefert unmündig und hilflos.
Eine 15 Jährige, die sich von ihrem ambulanten Therapeuten hat missbrauchen lassen, weil sie unter anderem befürchten musste, wieder eingesperrt zu werden. Wieder ausgeliefert, unmündig und hilflos. (Und zu dem Zeitpunkt schon völlig allein auf sich gestellt).
Eine 16 Jährige, die anfängt sich an die erlittene Gewalt zu erinnern und gerade mal so das Glück hat, in einer psychosomatischen Klinik zu sein- statt in einer Psychiatrie, wo es alles noch viel schlimmer hätte sein können.
Eine 17 Jährige, die in 3 Jahren durch 7 Kliniken und 5 Jugendverwahrungseinrichtungen hindurch geflippert wurde und deren einziger Hoffnungsfunke auf Heilung und Leben ohne Gewalt, eine dreizeilige Email in ihrer Hosentasche ist; geschrieben von einem Menschen, mit dem sie vielleicht 2 Stunden Zeit verbracht hat und nicht einmal wirklich kennt.

Wir waren die ganze Zeit allein und hatten keine Menschenseele, die sich darum geschert hat, was mit uns dort passiert. Die, die Entwürdigung der Massenabfertigung und den Raub der Selbstbestimmung für uns beklagt hat. Da war niemand, dem wir unsere Gewalterfahrungen mit Pflegern hätten sagen können, ausser den Patientenvertretern zu denen wir aber keinen Kontakt aufnehmen konnten, ohne die Hilfe des Personals. Zusammen mit einer Diagnose die gleichbedeutend mit Unzurechnungsfähigkeit und  Realitätsverlust ist, hatten wir schlicht keine Chance.

Es war wie in der Hölle, die gerade vorher verlassen hatten.

Was wir durchgemacht haben ist unglaublich. Es ist unglaublich schlimm, unglaublich viel, unglaublich viel Nichthilfe. Und was wir in Bezug darauf heute wahrnehmen, ist unglaublich viel Ungläubigkeit.
Nein, uns wurde nicht das Gehirn unter Strom gesetzt. Nein, unser Frontallappen wurde nicht therapeutisch wertvoll verletzt. Unser Gehirn wurde uns ausgedörrt in den vielen hundert Stunden zwischen den “Behandlungen”, in denen man völlig auf sich geworfen ist- äußerlich strengstens reglementiert, während der Same des Wahnsinns unter dem tumben Starren auf Klinikflure, Klinikessen, Kliniktüren, Klinikroutine, Klinikklinikkliniklinikatmosphäre überhaupt erst zu wachsen in der Lage ist.

Wir wissen (zum Glück) nicht, wie es für Erwachsene ist, so in Not und ohne ausreichendes soziales Netz zu sein, dass man sich in eine Klinik begeben muss, um Schutz vor sich selbst (oder anderen Menschen) zu erfahren. Und freiwillig werden wir das auch nicht erfahren.

Die Psychiatrie war für uns das Trauma nach dem Trauma.
Die ersten 2 Therapiejahre nach der letzten Entlassung brauchten wir dafür auf, überhaupt auch nur wieder irgendeinen Helfer (nicht nur Menschen überhaupt)  näher als eine Diagnostik an uns heranzulassen. Ein öffentliches Feindbild wie zum Kindesmisshandler gibt es für Helfer nicht. Eine Hetzpropaganda, wie aktuell gegen die Institution Kirche, gibt es nicht für die Institution Psychiatrie. Vor der breiten Öffentlichkeit steht man vor solchen Erlebnissen ganz genauso verlassen und ohnmächtig, wie vor der gezielten sexuellen Ausbeutung von kleinen Kindern mitten in Deutschland. Jeder kriegt einen Schauer der den Rücken herunter rieselt, jeder hat seine Gedanken dazu. Doch wenn es darum geht eine Hand zu reichen, wird sich weggedreht und unsichtbar gemacht. Und in beiden Fällen muss man sich mehr oder weniger krassen Eigenschuld- (im Sinne einer Eigenverantwortungs-) zuweisungen aussetzen.

Vor ein paar Wochen noch, bekam unsere Therapeutin die volle Breitseite dessen ab, was hier los geht, wenn uns jemand mit der Einweisung bedroht. Und für uns beginnt die Bedrohung schon mit der überhaupt-igen Nennung der Psychiatrie als Option für Hilfe.

Keiner- absolut kein Mensch auf dieser Welt würde das, was real in einer Psychiatrie vor sich geht, als hilfreich bezeichnen, wenn man das Ganze schlicht losgelöst vom Status der „Retter der Gemütskranken“ heraushebt:
Eine Woche hat 168 Stunden
minus jeweils 8 Stunden Schlaf, ergibt das 112 Stunden Wachsein.
Davon werden ca. 8 Stunden therapeutisch gestaltet (je nach Klinik- ich nehme einfach mal den Standard aus meinen Zeiten in der Ballerburg).
Das ergibt unterm Strich: 104 Stunden geistig- seelische Nulllinie, die man mit Kettenrauchen, Gedankenkarussell, Patientengesprächen, Illustrierte lesen, nicht-an-seine-Probleme-denken-aber-doch-dazu-zwingen-weil-man-ja-dafür-da-ist und mit dem intensivem Beobachten aller emotionalen und sozialen Vorgänge auf der Station wiederzubeleben versucht.
Würde man diesen Behandlungsstandard auf ein akutes Herzversagen oder auch eine chronische Lungenentzündung übertragen hieße das unter Umständen: “Wie jetzt hier- sie kriegen so wenig Luft- sie kriegen doch schon 8 Stunden am Tag die Maschine an den Hals!”; “Ich hab schon 8 Sekunden mit der Lebensrettung verbracht- was will der denn noch?!”

Man führt ein Leben wie Schrödingers Katze:  eingesperrt in einer Box und ob man noch lebt oder nicht ist Definitionssache. Und die Macht über diese Definition, könnte mit dem Gesetz nun auch noch in jedem Fall- egal wie diese ausfällt (ob zutreffend oder nicht) rein bei den Ärzten bleiben. Komplett unhinterfragt oder in der Lage die Box zwecks Überprüfung zu öffnen.

Es ist ein Witz. Es ist infam. Es ist eine gesellschaftliche Schande, dass wir solche großen, relativ sicher finanzierten Kästen wie die Psychiatrie, überhaupt noch haben und sogar brauchen.
Es ist die medizinisch-kapitalistisch-sozialdarwinistische Vermeidungsblase, die uns davor bewahrt den Wahnsinn, Kontrollverluste und schiere menschliche Natur zu nah uns heranzulassen. Realitätsverlust als “kann mal vorkommend” zu betrachten. Menschliches Elend von uns fern zuhalten. Uns nicht zu belasten. Uns nichts ans Bein zu binden. Um uns vor gesellschaftlicher Verantwortung zu drücken.
Uns selbst nicht zu fragen, wie wir verhindern können, dass es anderen Menschen schlecht geht.

Uns daran zu hindern jedem unserer Freunde zu sagen, dass sie auch mitten in der Nacht bei uns klingeln dürfen, um von uns vor sich geschützt zu werden-von mir aus auch eingeschlossen zu werden und die nötigen Mittel aufgedrängt zu bekommen und die Hand durch die Neben- und Nachwirkungen zu halten.

Wir sind dankbar dafür, dass wir uns in der Hinsicht auf unsere Gemögten verlassen können. Niemand von ihnen würde uns abweisen, stünden wir mit diesem Anliegen vor ihrer Tür.

Als wir (noch vor 6 Jahren) nicht in der Lage waren zu essen wie Menschen, gab uns unser mit uns verbündeter Mensch den Rahmen der nötig war- ohne uns zu verachten. Als wir nicht wussten, ob und wenn ja wer, von uns Kontakt zu Tätern aufnehmen könnte/versuchen würde, sich das Leben zu nehmen/versuchen würde, ihn zu verletzen… Als wir so depressiv waren, dass sogar das Heben der Augenlider eine einzige Qual war… Als schon ein unsichtbares Geräusch Innenkinder hochspülte die noch mitten im Traumaerleben sind… Als wir so richtig tief in der psychischen Scheiße standen- alle Weichen auf Psychiatrie standen, brauchte es doch nur jemanden, der schlicht da war und den Schlüssel zur Wohnung versteckte. Taschentücher, Kotzeimer, Schlaftabletten, ein starkes Rückgrat und ein liebevoll fürsorgliches Herz hat.

Leider ist das etwas, das die Krankenkasse nicht leisten kann und der Staat, oder diejenigen die es leisten könnten, nicht leisten wollen.

Denn die wahre Hilfe kommt von Menschen, deren freies starkes Dasein einfach unbezahlbar ist.

Interessantes und Nützliches zum Thema
– die schlaue Patientenverfügung gibt hier zum Download
– Steinmädchen schreibt auf ihrem Blog über “Psychiatrisch- Patriarchale Kontrolle” und unterstreicht die Notwendigkeit von geschlechtsspezifischen Therapiemöglichkeiten
– viele Bücher, Sachwissen und Zugang zu Alternativen bietet der Antipsychiatrieverlag von Peter Lehmann
– die internationale Arbeitsgemeinschaft “Soteria” stellt sich und seine Ziele hier vor
– das Berliner “Weglaufhaus” sollte jedem sofort in den Kopf kommen, wenn es um Alternativen zur Psychiatrie geht- es braucht so viele NachahmerInnen, sowie offene UnterstützerInnen wie nur möglich
– zum Thema Psychopharmaka und Psychiatrie mein Artikel „auf wundersame Weise“
– als weitere hilfreiche Anlaufstelle bietet sich auch der sog. „Trialog“ (Patient, Klinik, Mittler) der Stadt an- Kontakt hierzu bekommt man über den sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt in der man wohnt
– zu: „einem erweiterten Verständnis psychischer Störungen, neuem Wissen über genesungsfördernde Faktoren in der Psychiatrie, der Entwicklung neuer Methoden und umfassender Inhalte in der Fachkräfteausbildung und innovativen Angeboten psychiatrischer Dienste“ informaiert und aktiviert „Ex-In„. Ein vielversprechendes und umfangreiches Pilotprojekt. Weitere Informationen zur Genesungsbegleitung durch „Ex-In“ gibt es auch auf dieser Website.
– grundsätzlich muss das Motto derzeit leider noch immer sein: „Niemals allein Kontakt mit der Institution „Psychiatrie“ haben- hab immer jemanden mit im Boot, der dich im Zweifel da raus streitet und für dich eintritt“

 

Vielleicht an alle die aus Angst vor Täterkontakten regelmäßig in de Psychiatrie gehen (müssen):
Immer wenn ihr raus seid- greift zum Weberschiffchen und vernetzt euch. Es ist schwer und gruselig- vielleicht sogar noch verboten. Aber wenn ihr etwas anderes erreichen wollt, als das was ihr jetzt gerade durchmachen müsst, dann müsst ihr auch etwas anderes tun als jetzt.

So gemein es klingt, hatte Einstein schon Recht als er sagte:
“Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun, aber immer ein anderes Ergebnis zu erwarten.”

Immer wenn ihr eine Fingerspitze aus der Scheiße herausstrecken könnt- versucht nach echten Helfern zu greifen. Es lohnt sich, denn es geht um euer Leben und eure persönliche Freiheit.
Ihr dürft das.

die Suche nach dem Porno in meinem Blog

Die Offenlegung von sexualisierter Gewalt und auch dessen Folgen ist schnittig-schneidend- eine mehrfache Klinge umschiffend. Teilweise eine mitten in sie hineinfallende Sache…

Heute trat ein Thema in meinen Twitternachrichten gehäuft auf und ich möchte es gern mal aufnehmen.

Immer wenn jemand eine Suche, mittels einer Suchmaschine im Internet, startet, scannt das Programm das Internet durch und spuckt als Ergebnis die dem Algorhythmus entsprechend relevanten Homepages aus.
Logisch, dass entsprechend bei mir auf den Blog in dem das Wort “Sex” so derartig oft vorkommt (und sei es in der Vorsilbe der SEXualisierten Gewalt oder der SEXuellen Misshandlung) auch immer wieder Suchende bei mir landen, die Anfragen stellten wie: Sex mit gelangweilter Hausfrau; sexy Teens Wollstrumpfhose; Will Sex jetzt…

Und ganz offensichtlich klicken sie dann auch auf meinen Blog- sonst würde ich diese A608876_web_R_K_B_by_Gerd Altmann_pixelio.denfrage wohl kaum im Dashboard sehen.

Nun die Frage: Was macht mein Kopf damit? Was passiert, wenn wir merken, dass unser Tun hier potenzielle (Miss-)Ge-braucher anlockt? Versuchen wir unseren Blog mehr zu schützen? Verändern wir unser Tägverhalten? Verändern wir die Themen? Verändern wir unsere Art aufzuzeigen, wofür wir so lange Anlauf nehmen mussten?

Als wir die erste Anfrage mit Ziel “Pornografie” hier fanden (“geile Fotze gierig nach Sex”) sind wir erst mal gepflegt kotzen gegangen. Mussten uns ausweinen, im Wald stehen und ein paar Seelen rausschreien. Wir fühlten uns direkt wieder benutzt und hatten das Gefühl, dass unser Leiden evtl. konsumiert wurde. Und das, obwohl hier niemals genau diese Worte standen oder wir irgendwelche plastischen Details ausgeschrieben haben.
Der gleiche Kanal der anspringt, wenn mich jemand direkt anschaut, sprang auch dann an. Sofort gab es das Gefühl, dass derjenige welche von meiner Verderbtheit wusste und wusste, dass er mich benutzen kann, wie er es will. Erst nach etwas Abstand konnte ich mir die Entfernung durch dieses so scheinbar nahe Medium Internet verdeutlichen und mir klarmachen, dass der Mensch nicht mich- oder einen Teil von mir- sondern lediglich eine von mir gestaltete Website im Internet gesehen hat.

Doch ohne Folgen blieb es nicht.

Es pflanzten sich Zweifel ein, ob wir es schaffen würden, mit den gefühlt weitverbreiteten Mythen um sexualisierte Gewalt bzw. sexualisierte Misshandlung, welche durch verwaschene Sprache und gesellschaftlichen Tabus entstehen, aufzuräumen.
Würde es möglich sein eine Vergewaltigung zu beschreiben, so dass mit der Vorstellung Schluss ist, dass es sich um schlicht “harten Sex” oder “tumbes Beine breit machen müssen” handelt- ohne aber irgendeinen Kopf da draußen damit  sexuell erregend zu stimulieren? Wie strikt sachlich kann man das Fastersticken durch die Körperlichkeit eines anderen Menschen beschreiben, ohne kalt und nicht darunter leidend zu wirken? Kann man abgrundtiefe Demütigung und fasertiefste Qualen erwähnend andeuten, ohne, dass sich nicht vielleicht doch irgendjemand mit sadistischer Neigung daran ergötzt?

Wir erkannten, dass das nicht möglich ist.
An dieser Erkenntnis hatten wir dann noch mal viele Tränen zu vergießen, weil man sich   ohnmächtig und ausgeliefert fühlte- und das obendrein auch noch selbstverursacht!
“Was führst du denn auch so einen Blog- wieso schreibst du manches auch so aus? Bist doch selber Schuld wenn dann einer kommt und …”
Ja ja die lieben BÄÄÄMs mal wieder. Für sie ist sowas natürlich gleich noch ein gefundenes Fressen. Sie finden in der breiten massenmedialen Welt schon Futter ohne Ende und oft genug auch im direkten Kontakt mit anderen Menschen, wenn es darum geht die erlebte Gewalt runterzureden, zu verharmlosen und zu relativieren. Unterm Strich: unsichtbar und weniger schlimm zu machen.

(Dann sind da noch ganz andere Aspekte die auch recht bald aufkamen: das Mitleid, die Erschütterung, das Entsetzen, die Dankbarkeit, die Bewunderung, das ehrliche Mitfühlen der Leser.
Und auch: der schlichte Konsum- zig Besucher die nicht auch nur einen Pieps von sich geben (können oder wollen). Uff!)

Es war die Zeit in der wir uns sehr klar machen mussten, dass wir schlicht keinen Einfluss haben und es hinnehmen müssen, was wie wo ankommt und wirken kann.
Doch auch, dass wir deshalb nicht gänzlich ohnmächtig und ausgeliefert sind. Wir können Einfluss darauf nehmen, was genau für eine Botschaft beim Leser ankommt, indem wir die Dinge beim Namen nennen und so global wie uns möglich schildern.

Würde ich von “erzwungenem Oralverkehr” schreiben, sage ich etwas Anderes als wenn ich von “oraler Vergewaltigung” oder wie oben vom “Fastersticken an der Körperlichkeit eines anderen Menschen” schreibe. Schreibe ich von “Sex mit Erwachsenen” sage ich etwas deutlicher, als mit dem Begriff des “Kindesmiss-ge-brauchs” oder gar mit dem absolut infamen Wort “Kindersex”.

So wird deutlich sichtbar, was ich zeigen will und es gibt weniger Raum für sexuell stimulierendes Kopfkino, da die Belegung dieser Worte eindeutiger mit Gewalt assoziiert sind. Sie tauchen seltener in Pornos und anderen Massenmedien auf.

Konsumenten von Pornografie oder auch pädokrimineller Dokumentation vergeht hier (meiner Einschätzung nach) so oder so schnell die Lust. Es ist nicht schön, wenn Objekte plötzlich einen Namen, ein Gesicht, eine Seele und eigenen Willen bekommen. (Das Objekt plötzlich eine Globalität annimmt und zum echten Gegenüber wird)
Niemandem schießt das Blut in die Scham, wenn es um Gewalt an einem lebendigen, bunten, eigenwilligen, lebensfrohen, starken, mutigen, sich nicht mehr manipulieren lassen wollenden Menschen, wie man selbst einer ist (oder sein will) geht.
Wozu die Mühe- gibt es doch täglich um die 20.000 neue frische Pornowebsites im WorldWideWeb, wo sie genau das bekommen können, was sie eigentlich wollen: platt abgebildete- genormte-nackte- Objekte, die nur zur Benutzung- zum sexuellen Gebrauch existieren.

Ich bilde mir ein, dass wir hier genug Realität einbringen, um ein Abtauchen in sexuelle Fantasien zu verhindern- und wer sie doch empfindet ist eben die Ausnahme der Regel.
Mag sein, dass ich mich damit ein bisschen selbst beschummle und mir etwas einrede, was nicht stimmt- aber ich kanns ja auch nicht überprüfen, sondern nur von mir auf Andere schließen.
Wenn ich etwas im Internet suche, springe ich auch nicht auch gleich auf alles an, was lediglich in der Peripherie mit dem Suchziel zu tun hat. Also wenn ich Schuhe suche- bin ich von Schuhmacherwebsites und Schuh-Fashionblogs eher genervt, als dass ich mich da noch ewig aufhalte.

Was allerdings übrig bleibt, ist der schale Geschmack des “Hinnehmen müssens”.
Ich verstehe nicht, warum es Programme gibt, die dafür sorgen, dass man unbemerkt vom Chef am Arbeitsplatz herumsurfen kann, zig tausend Trojaner, Viren und Würmer, Hacker und was es nicht sonst noch so alles gibt- aber keine Möglichkeiten der Suchmaschinen zwischen den Wortbedeutungsebenen und Wortkontext zu unterscheiden.
Warum gibt es keine deutlich ausgezeichneten Internetebenen?
Eine reine Konsumebene, eine Werbeebene, eine (niedere) Gelüste Ebene (Pornos, Trash, Klatsch und sonstiges seicht Schönes) und eine Begegnungs-Kommunikationsebene.

Jedes Mal wenn wir unseren Browser hochfahren und eine Internetseite aufrufen, müssen wir ein Rätselraten veranstalten: Worum gehts bei Fratzbuck wirklich- Werbung, Austausch oder Verteilung von Informationen? Was ist das Ziel meines Blogs- und was ist das Ziel eines anderen Blogschreibers: Dokumentation, Kommunikation, Werbung, Bedienung von (niederem) Gelüst?

Diese Klarheit wäre es, die uns sehr gefiele.
Sie würde den Post-it an der Laptopseite mit der Botschaft “die Anfragen haben nix mit dir zu tun” unnötig machen- es wäre viel klarer, dass der Suchende im Fall des Falls der Trottel ist- nicht ich oder die Suchmaschine.

Es würde allen Seiten deutlicher machen, dass Menschen hinter den Internetseiten sitzen, die sich Gedanken machen und Gefühle haben.

 

Und heute neu: die Frage an meine BlogleserInnen
Wie geht es euch mit solchen Anfragen? Wie geht ihr damit um? Habt ihr Schutzmaßnahmen getroffen? Wenn ja, welche?

Türen und Fenster auf!

Es scheint ein wichtiges Thema zu sein diese Religionen und der Glaube…

Ich merke immer wieder, wie wenige Menschen sehen, dass es sich beim Begriff der Religion nicht um ein Synonym für Irrationalität oder den Glauben als solchen handelt.
Und wie pauschalisierend jeder Gläubige zum Anhänger einer Religion  bzw. einer religiösen Praxis gemacht wird. Wie verachtend auf die religiöse Institution geschaut wird, wenn es eigentlich um eine religiöse Pflicht geht.

Für den Begriff der Religion gibt es keine allgemein gültige Definition.
Wir für uns betrachten die Religionen dieser Welt, als Ausdrucksoption von Überzeugung und Anspruch. Und als Kommunikationsmittel über viele soziale Begrenzungen hinweg.
Mehr nicht.

Unser persönlicher Glaube wird nicht davon beeinflusst. Glaube ist die Abwesenheit von Zweifel. Wir brauchen keine Bestätigung von einer Führungsperson dafür, dass es Dinge gibt, die nicht in unserer Hand liegen, die nicht wir zu kontrollieren und zu lenken haben. Wir müssen uns keine Geschichten davon erzählen lassen, wie umfassend groß unsere Ohnmacht ist, wenn das Schicksal, G’tt, die Natur zuschlägt. Wir wissen für uns- glauben für uns- sind davon überzeugt- dass es so ist. Doch sind wir dies nicht durch die Religion, sondern durch das Leben selbst. Wir wären sogar ohne unsere Gewalterfahrungen zu dieser Erkenntnis gelangt.

Wir wissen, dass es Dinge gibt, die uns das Gefühl vermitteln, diese Überzeugung auszudrücken. Genauso wie wir wissen, dass es Dinge gibt, die uns das Gefühl geben, manche Geschehnisse doch beeinflussen, kontrollieren zu können. Jeder Mensch weiß, dass man sich Gründe für Ereignisse sucht. Vielleicht auch konkret ausdenkt, um sie sich erklärbar und damit leichter zu ertragen zu machen.

Genauso wie sich viele meiner kleinen Herzen überlegten, dass Dinge geschehen, weil es Zauberei oder Wunderblitze gibt, haben sich die Menschen in Zeiten in denen das rein körperliche Überleben ein noch viel grundlegender Teil des Lebens war, die Welt und ihren Schmerz erklärt.

Es ist eine Fähigkeit des Menschen zu glauben- selbst wenn seine gesamte Wahrnehmung eingeengt und dysfunktional ist. Blind, taub, gefühllos, ohne Geschmacks- und Geruchsempfinden zu sein, hindert die Menschen nicht daran glauben zu können, dass ihr Sein einen Grund und ein Ziel hat. Genauso wie auch diese Menschen sich- wenn auch nicht auf die gleiche Art (im Sinne der biologischen Reizverarbeitungs-Sortierungsart)- darüber klar sind, was sie beeinflussen können und was nicht.

Wie genau sich das darstellt und bewertet wird- der Grund des Seins und das Ziel… genau das allein ist abhängig von der Umwelt und findet seinen Ausdruck in der Religion(spraxis) und/ oder  dem Gesellschafts-/Staatsgefüge.
Im Zweifel ist ausschließlich die bare Existenz eines in seiner Wahrnehmung so verstümmelten Menschen, der Grund für andere Menschen, sich der eigenen Befähigungen und Wunderbarkeit ihrer Sinne bewusst zu werden. Sich dem Wunder ihres Selbst bewusst zu werden und Dankbarkeit dafür zu empfinden. Oder aber auch den allgemeinen Umgang mit so einem Menschen zu prüfen.

Ich denke, es gibt verschiedene Grundüberzeugungen, die sich unsere Religionen und mit ihnen 521944_web_R_K_B_by_Angelika Wolter_pixelio.deauch die (Religions)Gemeinschaften/Gesellschaften haben entwickeln lassen und sie alle wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Besprochen, entwickelt, sie verzweigten sich, änderten sich in Gänze oder nur in Teilen.

Eine Religionsreinheit- im Sinne einer schieren Religionsgläubigkeit kann es entsprechend nicht mehr geben. Einen Ausschliesslichkeitsanspruch auf Wahrheit und Einzigkeit kann es allein schon deshalb nicht geben. Vielleicht konnte es das auch nie- egal wie weit wir in der Zeit zurück gehen.
Dass es Menschen gab (und gibt) die diesen Anspruch vertreten und auf verschiedene Arten durchsetzen wollen ist menschlich. Und doch nur eine Blüte der großen Pflanze der menschlichen Natur.

Wir Menschen sind so entwickelt Zusammenhänge zu verstehen und für uns zu nutzen. Wir alle sind egoistische Opportunisten mit Abhängigkeit von Sozialität, was schließlich dafür verantwortlich ist, dass wir heute überhaupt noch existent sind.
Doch wo der Ursprung für unser Sein liegt, werden wir uns nie in Gänze und schier glaubend erklären können. Ich denke, immer wird es einen Zweifel geben. Egal wie religiös oder nicht religiös wir sind

Ob Urknall oder g’ttlicher Funke.
Physikalische Kettenreaktion oder eine Macht die mit ihren Fähigkeiten eine Welt erschuf, die Erklärung schwankt, die Überzeugungen driften oft sehr weit auseinander- scheinen sich sogar auszuschließen und doch…

Glaubt jeder Mensch, erklärt sich jeder Mensch sein Leben, seine Welt, sein Sein und seine Existenz und drückt sie aus. Ob wir das nun mittels Riten und Gebräuchen, religiösen Schriften und Überlieferungen tun oder in naturwissenschaftlichen Beweisen, Experimenten oder Thesen.

Es hilft uns allen, uns und das Leben zu erleben und anzunehmen.

Ich denke die ständige Aktualität des Themas ist die (oft verleugnete oder von sich gewiesene) Intoleranz, Unwilligkeit sich selbst zu reflektieren und zu hinterfragen, was man eigentlich gerade genau sagt bzw. zum Ausdruck bringt oder auch für Erwartungen und Ansprüche pflegt.
So wird zum Beispiel über manche Menschen gesagt, sie seien christlichen Glaubens, dabei sind sie lediglich IHRES Glaubens und drücken diesen zufällig mittels des Christentums bzw. der christlichen Institution oder den christlichen Riten und Gebräuchen aus.
Oder- für mich persönlich eine sehr spannende Sache, die “Beschneidungsdebatte” im letzten Jahr.

Um es gleich vornweg zu sagen: Wir lehnen die Beschneidung von kleinen Jungen aus religiösen Motiven ab- doch wir tun das nicht, weil wir diese Art seinen Bund mit G’tt zu beschließen ablehnen oder meinen, man würde seinem Kind eine religiöse Bürde ohne seine Zustimmung aufdrücken. Sondern, weil wir uns selbst, unseren persönlichen Glauben, unsere Auffassung/ Interpretation des Judentums und auch unsere weltlichen Ansprüche und Wünsche reflektierten und uns mit der Intension einer Gemeinsamkeit- einer Verbindung aller dieser Ebenen damit beschäftigten und zu einem entsprechendem Ergebnis kamen.

In der großen Debatte allerdings, schossen altbekannter Antisemitismus, allgemeiner Religionshass, internalisierte Haltungen und ein allgemeines Durcheinander aus Fehlinterpretation und Miss-(Un-Sach)Verstand aus der Medienlandschaft und als Ergebnis blieb: “Scheiß Religionen- die wollen die Menschen nur ausnutzen und unterdrücken und dummhalten und die Leute, die das glauben, denken gar nicht darüber nach, was sie da alle machen. Die folgen alle nur alten Männern mit grauen Rauschebärten”.
So wurde aus einem berechtigten Anstoß sich mit seiner eigenen Ethik und Glaubensausdruckspraxis kritisch auseinanderzusetzen, das Absprechen der Fähigkeit desselben, Vertiefung der Kluft zwischen Religion und Rationalismus und ganz unterm Strich doch nur wieder eines: Trennung, statt Verbindung.

Für manche Botschaften ist Religionsverachtung oder auch schlichte Ablehnung religiöser Institutionen sehr praktisch- machen wir uns nichts vor- hätte Norbert Denef nicht im Kontext der katholischen Kirche so gelitten, wie er leiden musste, hätte er noch ganz erheblich viel mehr Kraft aufbringen müssen, sein Leid und seinen Willen zur Veränderung der Lage der Opfer von sexualisierter Gewalt so sicher zum Ausdruck zu bringen. Es ist klar, dass viele Kirchenkritiker und Religionsverächter nur auf solche Ausbrüche warten, um wiederum ihre eigene Botschaft zu verbreiten. Wenn sie nebenbei noch was für die Opfer tun, ist das dann “schon okay”.
Hier in Deutschland- dem Kessel der Kulturen, der großen Bushaltestelle in mitten der Völkerwanderungen- gab und gibt es immer die gesamte Bandbreite der Ausdrucksmittel für seinen Glauben und seine Wünsche. Als neutrales Standbein bietet sich der Rationalismus und auch der Atheismus definitiv an, um eine grundlegende Gemeinsamkeit- einen Staat zu bilden und unter ihm gemeinsam zu sein.

Sich unter diesem großen Dach zusammen zu finden, dient der Lebensqualität aller Menschen, die hier leben. Sich an diese Regeln- Gesetze zu halten, ergibt eine Grundnorm, die allen als Anker und Grenzposten dienen kann.
Doch auch dieses Standbein darf- bei aller Sicherheit und Neutralität- nicht als das einzig tragende Element gelten. Auch dieses Ausdrucksmittel verleiht (und definiert) Macht. Und auch Rationalität und Atheismus haben den Hang zu Instrumenten des Machtmissbrauchs, der Unterdrückung und der Gewalt benutzt zu werden.

Alles was wir Menschen uns zu eigen machen, kann dazu werden! Vor allem wenn wir weder sie noch uns selbst nicht hinterfragen und immer wieder überprüfen bzw. anpassen, wenn es nötig erscheint.

Ich merke an uns, dass uns die Religion als Ausdrucksmittel des persönlichen Glaubens (im Sinne einer Abwesenheit von Zweifeln) stützt und entsprechend oft trägt. Vieles aus dem Innen zieht unerschöpfliche Kraft aus der Möglichkeit ihren Glauben mit anderen Menschen teilen zu können und auf die gleiche Art auszudrücken. (Und das gilt sowohl für die Innens die jüdisch leben, als auch für die Innens die sich dem Konstrukt der früher gelebten Pseudoreligion verpflichtet fühlen.)

So ist es, als sei man in einem großen grundsätzlichem Haus (der Gesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland), in einem besonders schönen Zimmer.

304163_web_R_by_berwis_pixelio.deWas manche Menschen (sowohl innerhalb als auch außerhalb des Zimmers) ab und an zu vergessen scheinen, ist, denke ich, dass Zimmer, Türen und Fenster haben, die ruhig die ganze Zeit offen bleiben können und sollten.
Sonst fängt es an zu stinken- und zwar so zum Himmel zu stinken, dass der Vorwurf der Unterdrückung und (geistigen) Gefangenschaft sehr berechtigt ist. Wobei dann oft wieder vergessen wird, dass nicht nur die Insassen die Tür geschlossen haben, sondern manchmal auch der Schlüssel von Außen steckt.

Dieser Artikel ist bemüht das Menschlein im Flur zu sein, das an die Anwesenheit dieser Ventilationsmöglichkeiten erinnert.
Mehr nicht.

Wir haben bei uns gemerkt, dass uns die Ablehnung des Glaubens und die Verweigerung von religiöser Praxis auseinander treibt und nicht nur eine Kraftquelle nimmt, sondern auch Druck aufbaut, der aus dem inneren dunkelbunten Imperium hervorkommt.
Es gab früher immer wieder diese Grabenkriege im Innen, was denn nun die Allmacht sei- was man denn nun glauben darf und was nicht.
Was genau geglaubt wird- ist es G’tt oder der Gegenpol? Ist es Liebe oder Hass? Licht oder Dunkelheit? Gut oder Böse?
Statt zu sehen wie wach und kritisch wir waren/ sind- allein schon durch die Tatsache, dass wir überhaupt in der Lage waren, uns diese Fragen zu stellen bzw. einander und die Täter (bzw. deren pseudoreligiöse Handlungen) zu hinterfragen- haben wir uns gegenseitig kaputt gemacht, um ausschließlich eine Linie einnehmen zu können. Wir fühlen oft eine Verpflichtung zu einer einzigen Linie.

Wir merken sehr deutlich, dass wir mehr Freiheit und innere Nähe leben können, wenn die Fragen- die Kritik angebracht werden, aber jede Antwort für sich stehen darf. Wenn bestimmte Grundsätze schlicht da sein dürfen und gelebt/ gedacht/ gefühlt werden können, solange sie gemeinsam getragen werden und nicht den geltenden Gesetzen entgegen stehen.
Seitdem wir also ganz bewusst mehrgleisig fahren- multipel glauben- multipel religiös sind, geht es uns in der Hinsicht besser- auch und gerade wenn es darum geht, die Täter zu enttarnen und uns der erlebten Gewalt Stückchen für Stückchen zu nähern.

Seit wir unsere Fenster und Türen offen haben, können wir besser miteinander in Kontakt treten und das Ergebnis ist: Verbindung, Nähe… Chance auf Integration durch Reflektion der Ursachen.

Herr Trigger und das Aktenordnergehirn

Es ist wie beim Domino Day:

fällt ein Stein- fallen sie alle.

Und wer beim Aufbau schlampt, der verhindert, dass wirklich alle Etappen abgeräumt werden.

Unser Gehirn schlampt nie.
Ein Trigger und die Schotten fallen herab.
Manche direkt, manche indirekt, manche bewusst und manche unbemerkt.

Unter anderen Umständen-. wenn wir einigermaßen ausgeruht und versorgt sind. In der Lage sind Sozialkontakte zu machen und ach überhaupt gesund sind, ist ein Trigger in der Regel nicht mehr sehr schlimm. Nach kurzer Zeit schaffen wir es die Schotten innen wieder zu öffnen.

Nach 10 Jahren vornehmlicher Stabilisierungsarbeit ist es genau das, was wir einigermaßen gut können: Herr Trigger sagen, dass er nur ein Reiz ist und, dass er nun jetzt bitte mal aufhören soll in unserem unordentlichen Aktenordergehirn herum zu machen.

Wir kennen einander inzwischen so gut, dass manche Wechsel vorhersehbar und sicher durch die Belastung eines bestimmten Hirnareals (eines anderen als den, der uns das HD mit Gefühlsimitation ins Kopferinnerungskino treibt) sind.

Doch es gibt nachwievor Zeiten, wie jetzt in den letzten Tagen.
Eigentlich rasten wir mit angezogener Handbremse auf eine Wand zu und hätten das merken müssen- konnten wir aber nicht, weil die entsprechenden “Melder” bereits abgeschottet waren.

Man muss in der Lage sein, Herr Trigger als solchen wahrzunehmen.
Wenn es sich um etwas ganz profanes, wie zum Beispiel der Klang von Wasser auf Wellblech ist, oder der Druck in der Kniekehle wenn man die Beine übereinander schlägt, kann allein schon die Wahrnehmung sehr dauern.
Dann muss man ihn als solchen anerkennen- und wie oft sagt man sich dann doch: “Ach komm-  ist doch Quatsch- steht doch in gar keinem Verhältnis”.
Und dann muss man in der Lage sein, die Kraft haben, genug offene Schotten haben, sich zu reorientieren und in der Gegenwart zu verankern.

Genau die hatten wir nicht mehr am letzten Samstag.
Es gab eine Situation die uns komplett überforderte- sowohl sozial, als auch emotional- als auch rational. Eine Bekannt-Gemögte, die uns noch nicht gut kennt; eine Situation, die schreckliche Angst machte und das alles auf leerem Bauch, nach einer Nacht mit einem Fremden; nach 3 Wochen Therapeutenurlaub; viel Auseinandersetzung mit Schuld, Verantwortung und Vergebung; einem sehr schlimmen Stromausfall und latentem Schlafentzug…

Klar fielen noch die letzten Schotten und purzelten einzelne Innens herum, die einerseits zwar sehr entfernt von Erinnerungen sind- andererseits aber definitiv bewusst haben, dass sie verletzte Innens schützen.SONY DSC

Die Therapiestunde heute, wirkte wie ein Klotz vor den letzten kippenden Steinen und Öl im Motor des Apparates, der die inneren Schotten sowohl heben als auch senken kann.

Wenn die Kraft bei uns fehlt, brauchen wir Außen jemanden, der uns verdeutlicht und nach innen mitsagt, dass es vorbei ist. Dass es eine Erinnerung ist und das die heutige Realität lebbar ist.

Langsam öffnet sich wieder etwas und es wird nicht mehr nur überlebt.
Der Körper scheint sich sogar noch richtig was Gutes zu tun, indem er sich für Fieber und Virenkrieg entscheidet…

Mach mal ruhig du toller Mitkämpfer… putz sie ruhig alle weg… Herr Trigger könntest du vielleicht gleich mit… ach Atommacht, hm? Ja… hm… friedliche Akzeptanz, wie?
Naja…
erst mal einen Krieg gewinnen… Minensuche und politische Arbeit kommen dann dran.

die Leben der Anderen

Ich habe eine Suchanfrage auf meinen Blog gesehen, die da lautete:
Wie ist das Leben als multiple Persönlichkeit?
Ob der Mensch, hier bei mir, eine Antwort auf die Frage bekommen hat, weiß ich natürlich nicht, aber ich fand die Frage irgendwie schön- stelle ich sie mir doch auch öfter mal.

Wie ist mein Leben denn so? Was führe ich für ein Leben- und was für ein Leben führt mein Innenleben, während es so tut, als wäre es ihres?
Ich glaube, manche (auch in meiner direkten Umgebung) denken, es wäre mehr oder weniger gleichförmig: aufstehen, überleben, Hund, Gemögte volljammern, zwischendurch mal was aufs Papier bringen, hinlegen.

Nun, für mich ist es auch so. Das ist mein Leben. Das ist was ich erinnere.
Ich weiß, dass ich aufstehe, weil ich mich in meinem Bett befinde und aufstehe, bevor ich auf die Bewegung meiner Hündin sofort wieder nach innen wegkippe.
Das Jammern kommt mit dem Kontakt und irgendwann finde ich mich dann am Laptop wieder und sehe meinen Händen zu, wie sie über die Tastatur tanzen, schreibend von dem Leben und Gedanken der anderen. Ich stehe auf und gehe zu meinem Bett und weiß, dass ich wieder überlebt habe.

Alles andere ist nicht meins.
Ich sehe Vorlesungsverzeichnisse, Notizen, Bücherwünsche und verzweifelte Dialoge über Dummheit, Unfähigkeit, quälenden Wissensdurst und Ohnmacht sich nicht richtig satt zu bekommen.
Manchmal stolpere ich über Gemälde und Stoffcollagen, um sie Tage später als verkokeltes Knäul im Müll wiederzufinden, weil der Auftraggeber unzufrieden war. Ähnliches bei Handarbeiten und gebauten Volieren und Käfigen.
Plötzlich habe ich Geld auf dem Konto vom Verlag einer Zeitschrift für einen Artikel der bald erscheinen soll. Ich suche nach ihm in meinen Unterlagen und entdecke dabei, welche Ausmaße mein Manuskript für das Buch inzwischen hat- obwohl ich nicht einen Tastenschlag gemacht habe. Finde Flyer, Plakate und Demotermine von Umweltaktivisten, Freizeitrevolutionären, Feministen, Maskulinisten, Bilder die unglaubliche brutale Gewalt darstellen und dazwischen zuckrig pinke Krickelbilder von Feen und Elfen.
Wenn ich mal das Glück habe, einen Spaziergang mit dem Hund ganz zu erleben, grüßt mich jeder dritte Spaziergänger, weil ich schon mal für ihn gearbeitet habe. Ich kenne keinen einzigen von ihnen.

Und über allem und allem schwebt Angst. Mein Leben ist das, was andere den “Zustand zwischen Angst die sich beruhigt und Angst die sich langsam wieder aufbaut bis zum Point of no return” nennen. Es passiert nichts, wenn ich da bin, weil nichts in mir passiert. Ich kann nichts und bin nur da, um die Lücke zu füllen mit meinem Nichtssein.

Auf die gleiche Frage antwortet mein Innenleben ganz anders.
Ihr Leben ist bunt. Sie schaffen richtig fast freundschaftliche Kontakte, könnten fast ein richtiges Studentenleben führen hätten sie nicht so viele Amnesien, jemand malt und gestaltet auf Auftrag unter seinem Innennamen- wird geschätzt für seine Arbeit und hat doch nichts davon, weil er genau wie ich wieder nach innen wegbricht, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Da sind die Handwerker, die auch im Winter auf Dachstühlen herumklettern, weil sie den Zimmerern beim Arbeiten zugucken, um zu lernen. Da gibt es so viele Möglichkeiten und Optionen, so volle Tage. Niemals ist es wirklich so, dass der Körper einfach nur in der Gegend herumsitzt und Depressionen oder Schlaflosigkeit ausbrütet, weil er keinen Input oder Sonne bekommt. Alles das könnte, wenn es nicht multipliziert auseinandergerissen und autark nebenaneinander her laufen würde, sogar das sein, dass uns ein Auskommen ohne Hartz4 zu bescheren in der Lage wäre.

Und doch ist das alles nichts, was ich angeben kann, wenn mich jemand fragt, was für ein Leben ich so führe. Es ist nicht meins.
Es ist das Leben der Anderen, in meinem Leben drin.

Ihre Leben sind ewig ungesehen, unerwähnt, nicht geschätzt. Unsichtbar, wie sie selbst, wenn ich mich wie die Rinde eines Baumes um sie lege.

All ihr Können zählt nicht, weil es ausgestanzt und entfernt von Offizialität und den nahen Kontakten aufblüht.
Wir haben keine Berufsausbildung, haben nie mehr geschafft, als einen Realschulabschluss an der Abendschule. Sie sind nicht in der Lage ihr Leben durchgängig zu leben und es mit meinem zu verbinden.

Ihres ist gestückelt wie meins.
Universum in Universum in Universum.
Menschenleben in Menschenleben in Gesellschaft in der nur zählt, was durchgängig, ewig gleichförmig, so wie eins-dimensional gelebt wird.

Im Krieg gehn auch Mädchen

Ganz klar Filme sollen unterhalten.
Möglichst mit viel entsprechendem (normativem) Schein und Witz- so funktioniert die Maschinerie, die buntes Glitzer über allen Kummer und alle Sorgen streut…
Willkommen zum Resümee von Disneys “Mulan”

So heißt der Film über den man direkt, und aus einem Affekt heraus schreien will: “Aboooo so viel Sexismus! Jungs gegen Mädchen und die zeigen da, dass Mädchen ja schlau sind und Jungs dafür stark… MÖP!”.
Ja, aber natürlich musste es doch noch so einen Film geben. Nach dem latenten Chauvinismus  den es in den Filmen der späten 40er Jahre von Disney gab… und ganz eigentlich immer und in jedem anderen Film auch noch gibt…

Doch überlegt man nochmal kurz, fällt auf, dass dieser Aspekt zwar auch sehr offen gezeigt wird, doch eigentlich noch nicht einmal das Hauptthema in dem Film ist. Was wiederum fast noch das Allerschlimmste daran ist! Hier wird mittels Klischees getäuscht und eine Lücke für Mädchen geschaffen, die da sagt: “Hey- wenns um Krieg geht, da sind auch Frauen nicht zu schade! Hier Mädels! Auch ihr habt das Zeug zum Kanonenfutter- genau wie die Jungs- ihr müsst nur fest genug, um die Ehre der Familie kämpfen wollen und schlau sein- dann sind schon alle eure Fehler vergessen!”

Es gibt an dem Film mehrere Aspekte, die unerklärt durch Eltern (oder direkt sachkundige Menschen) eine Verklärung von Gewalt (“Krieg”) und dem Miteinander von Menschen zur Folge haben.

Der Film beginnt damit, dass die große chinesische Mauer gezeigt wird und sofort mit einem gewaltvollen Übergriff losgelegt wird. Doch der Soldat schafft es, ein Feuer im Mauerturm zu entfachen und stolz-wütend zu sagen: “Nun weiß ganz China, dass ihr hier seid”.
Disney macht es sich sehr leicht und greift auf einen alten Kriegspropagandatrick zurück: Entmenschliche den Feind- lass ihn zum Tier werden. Zum bedrohlichen gefährlichen Tier! Entsprechend sieht dann der Feind auch aus: graue Haut, ein Cape, ein Falke der ihn wie ein todbringender Geier umkreist und einfach gruselige unmenschliche Augen.

Keine Zeitangabe, keine Motiverklärung. Einfach nur: Da ein Soldat dem sie ans Leder wollen und da der mächtig böse Feind. Was aus dem Menschen wird bleibt unklar, denn es folgt direkt der Schnitt zum Kaiserhof, wo ein Mensch sitzt der scheinbar selbstlos sagt, man möge nicht ihn schützen, sondern sein Volk, welches er dann- in all seiner Güte und Weisheit- zusammentrommelt um Krieg zur Verteidigung zu führen. Hier sehen wir ein glorreiches Beispiel dafür, wie man sich Dinge durch schlichte Umbenennung rechtfertigen kann, ohne das Gesicht zu verlieren. “Das Volk” soll geschützt werden. Der Kaiser ist ausschließlich für das Volk- er will sie ja schließlich schützen.
Doch sind die “Reservisten” und “Soldaten”, “die Rekruten” und “Kämpfer” nicht auch Teil seines Volkes? Ich bezweifle, dass gerade jüngere Zuschauer sich dieses Umstandes klar sind. (Ganz ehrlich- ich bezweifle sogar, dass sich die Menschen in der Realität da immer so klar darüber sind)

Der Kaiser betont, dass jeder Einzelne gebraucht wird und wichtig ist.

Aus der Welt der Aufregung und der Gewalt heraus, wird man direkt in die fast bedächtige Konzentration der Mulan geleitet, die sich gerade “die Tugenden einer Frau” auf den Unterarm kalligraphiert: still, schweigsam, anmutig, diskret, kultiviert, vornehm und pünktlich
Schnell wird klar- sie ist nicht so. Leicht chaotisch, clever und doch bemüht und voller Zweifel über sich und ihre Möglichkeiten der Familie alle Ehre zu machen.
Man erlebt wie diese Jugendliche herausgeputzt und dabei ungefragt, rücksichtslos geschubst, gewürgt, halb ertränkt, von mehreren Menschen angefasst  wird, um sich mit anderen jungen Mädchen- die alle als still, anmutig, kultiviert und vornehm gelten wollen, bei einer Heiratsvermittlerin vorzustellen. Diese Übergriffigkeit ist unterlegt mit einen hübschen Liedchen… Unerklärt und damit schlicht hinzunehmen von Kindern des Westens ohne spezifische Bildung in östlicher Kulturgeschichte.

Für Mulan wird der Besuch ein Desaster und vor allen Menschen auf dem Hof, muss sie sich anhören, dass sie niemals in der Lage sein würde, Ehre über die Familie zu bringen. Sie wird vor aller Augen gedemütigt- und niemand greift ein.267773_web_R_K_B_by_RainerSturm_pixelio.de
Erst später im Garten setzt sich ihr Vater zu ihr und versucht sie mit der Metapher einer Kirschblüte zu trösten. Er vermittelt ihr Unreife und macht sie damit wieder klein, was aber für ihn kein Problem zu sein scheint und weshalb er sehr liebevoll wirkt.
Doch wie groß kann seine Liebe zu seiner Tochter sein, wenn er es nicht einmal schafft ihr zu vermitteln, dass er sie liebt, auch wenn sie nicht der kulturell-gesellschaftlichen Norm entspricht? Das Fundament der Elternliebe – die Bedingungslosigkeit- fehlt.

Der Begriff der Ehre schwebt über allem und jedem in diesem Film und an keiner einzigen Stelle wird vermittelt was dieser Begriff bedeutet- worum es dabei geht.

Mulan verkleidet sich als junger Mann- nicht nur, um ihren Vater vor dem fast sicheren Tod zu retten, sondern, weil sie ganz offensichtlich keine andere Chance für sich sieht.
Sie meint, sie müsse Ehre über die Familie bringen, damit sie stolz auf sie ist- damit letztlich sie selbst stolz auf sich sein kann, wenn sie in den Spiegel blickt.
Was für eine Not in diesem jungen Mädchen stecken muss, wird aber nicht gezeigt. Überhaupt erlebt in dem Film keine Frau eine Not unter ihrer ständigen Entwertung. Die Mädchen die zur Heiratsvermittlerin stelzen, singen sogar noch fröhlich “Ich will Ehren bringen!”. Das traurige Lied Mulans nach der Ehr(!)verletzung vor aller Leute Augen, besingt auch nicht, dass sie als Frau systematisch unterdrückt und reduziert wird- es besingt ihre Verzweiflung über sich selbst- sie fragt sich was sie kann. Wer sie ist und wie sie endlich entsprechen kann.

Sie begibt sich zum Ausbildungslager der Rekruten und versucht mit den plattesten Klischees um männliches Verhalten als Mann anerkannt zu werden. Über all die sexistischen Plänkeleien übersieht man fast, dass man hier im Grunde dem Suizidplan einer jungen, verzweifelten Frau zusieht.

Krieg ist tödlich, gefährlich (und unumgänglich- so zumindest zeigt es der Film). Die Soldaten sollen Männer werden: stark, gerissen, mutig, schnell und tapfer. Die Ausbildung zum bezahlten Mörder für das Vaterland im Krieg macht Spaß, ist unterlegt mit melodischer Musik und allerlei kleinen Triumphen… zeitweise fragte ich mich, ob die Trainingsszene nicht vielleicht doch von einem Anwerberwerbespot der Navi oder U.S. Army entnommen wurde.

Mulan rettet ihrer Truppe das Leben als es zur Konfrontation mit den Hunnen kam, wird als Frau aber enttarnt und verstoßen. Glücklicherweise hat sie ihrem Hauptmann das Leben gerettet und darf deshalb selbst am Leben bleiben.
Nun da ihre Weiblichkeit offen ist, hört niemand mehr auf sie. Doch statt zu verdeutlichen, dass es eine Frage des Rückgrats der Männer ihrer Truppe ist, nicht auf ihre Nachricht vom Überleben des Hunnenführers zu achten, wird diesmal die Wertlosigkeit von Frauen unterstrichen und ein stolzer Hauptmann gezeigt, der sich in eigentlich Mulans Ruhm sonnt.

Natürlich kommt es zum Kampf am Kaiserhof den allein Mulan, sowohl strategisch als auch clever, meistert. Sie erhält, als Dank, einen Posten am Kaiserhof, den sie aber ausschlägt, weil sie lieber mit all ihrer Ehre zu ihrer Familie will, um sie stolz auf sie zu machen.

Der Film endet mit viel Stolz und Frohsinn, alle haben sich lieb und mit viel wunderbarer Musik und Glitzerabschmack hat man schon vergessen, dass man kurz vorher noch Gewaltverharmlosung per exellance gesehen hat und nicht klar ist, wie lange Mulan etwas von dieser erkämpften Ehre hat. Der Hauptmann hat Interesse an ihr  und schon denken alle an eine Heirat- doch was jene für eine Bedeutung für Frauen hat, die in so einer Kultur und Gesellschaft leben, wird wieder verschleiert.

Die chinesische Kultur hat ohne Zweifel eine tiefverwurzelte Kulturgeschichte, bei der die Ehre des Hauses vor allem auf der Unterdrückung von Frauen und der Kampfeskraft der Männer fußt. Doch ausgerechnet diese Kultur als Vehikel zu benutzen, um Sexismus und Geschlechterrollen zu “enttarnen”, während es gleichzeitig um gewaltvolle Auseinandersetzung geht, halte ich für absolut fatal.

Ja, ich verstehe den Wunsch, Frauen und Mädchen stärker wirken zu lassen- sie aus der Rolle der ewig liebevollen, stets bemühten, unterwürfigen, leicht dümmlichen und lieblichen Nebenfigur herauszuholen. Doch der Film “Mulan” hat das definitiv nicht rund und angemessen getan.

Hier wird Gewalt akzeptiert, gezeigt, mit grundsätzlich unangemessener Musik unterlegt, nicht hinterfragt, nicht in einen Kontext mit der Zeit der Handlung gebracht, die Begrifflichkeit verzerrt und verwischt… und und und

Aber zum Glück gehts hier ja nur um Entertainment… wer achtet denn schon auf sowas?!
Wer macht sich denn Gedanken darüber im Westen, wie es im Osten/ Norden/ Süden/ überhaupt wo anders als da wo man wohnt, wirklich ist?
Welches Mädchen im besten Jungs-hass-Alter findet es nicht toll eine schöne Kämpferin zum Vorbild präsentiert zu bekommen, die die Jungs so richtig platt macht mit ihren Fähigkeiten?

Ist doch alles nur Entertainment…

von erkanntem Nebeneinander

Ich mochte das Ballett.
Zwei Mal in der Woche für fast 3 Stunden nur Musik, Technik und Kraft die endlich vom steifen Nacken, gekrümmten Rücken, ineinander gezurrten Bändern und Sehnen in die Bewegung fließen konnte.

Die Stange schön fest, die Füße auf dem Boden- beides war in der Lage mich zu auszuhalten und zu tragen. Selbst dann, wenn mich alle angeschaut haben und ich unter der durchbrechenden Leidenschaft der Zirkusprinzessin starb.

Gestern Nacht hörte ich einen Geiger der Popmusik interpretiert.
Es ist seltsam was Musik heute mit uns anstellt. Sie spielt und ich beginne zu vibrieren. Es geht mir durch Mark und Bein, Muskel,  Bänder, Sehnen, Kopf und Geist. Mein Herz springt im Rhythmus, Landschaften ziehen in mir herum und sie ist da: die Begierde, die Leidenschaft, der Funke der das Feuer entfacht. Manchmal kommt es, dass die Eine Musik
88492_web_R_by_Maren Beßler_pixelio.dehörend abzuwaschen beginnen will- doch die Finger spielen die Noten unter Wasser auf einer unsichtbaren Klaviatur, während ich dann ein bisschen Körper stecke und meine Füße fast aufstellen will- was ich aber nicht kann weil die Zirkusprinzessin damit gerade schon arbeitet.

Wir sind nicht mehr so getrennt das wir uns nicht spüren. Es ist ein erkanntes Nebeneinander und doch kein Miteinander. Die Pianistin kann noch immer keine Blicke aushalten, die Zirkusprinzessin hat noch immer nicht akzeptiert, dass unser sicherer Ort nicht mehr die Synagoge der Heimatstadt ist und traut noch immer niemandem, der nicht in einer Masse verschwindet. Und ich?

Ich bin ein aufgegebener Plan. Ein Wunsch. Nicht mehr nur vor dem Vater zu tanzen und dabei keine Scham zu empfinden, sondern glänzend, anerkannt, perfekt, von allen gemocht, sicher und wirklich geliebt zu sein. Das Kinn nach vorn, aufgerichtet, groß mit riesengroßen Flügeln auf dem Rücken- perfekt und unantastbar.

Unanfassbar.

Ich kann es jetzt verstehen.
Früher habe ich nicht gewusst, dass ich Innens schütze und dass es ein Leben außerhalb des Tanzstudios und der Auftrittsorte gab. Die Ballettsachen war mein Trigger, das Abschrabbeln der Schuhe mein Handwerk. Die Technik, der Anspruch das dicke  Fell gegenüber dem Umgang der Lehrerin vertanzen zu können, das was mich umgab.

Es ist eine kleine große Sache nun fast 12 Jahre später solche Dinge wie diese Musik in einer Umgebung wie dieser hier zu erleben. Hinter einem schreibenden Innen zu stehen und mich auszudrücken, ohne den Körper zu benutzen.

Wer hätte gedacht, dass die Pianistin zu Beethoven Buchstaben in die Tasten spielen würde, die Schreiberin die Worte eingibt und ich den Inhalt herausquellen lasse?

Nur weil im Laptop diese Musik spielt und das Schreibprogramm gerade halt auf ist…

Sterne schreien

Wartend unter Anwesenheit
Zitternd unter Nähe
Zuckend unter Berührung

Jede Pore ein hundert- Meter Brett in die bodenlose Schwärze
Die Metamorphose, 205268_web_R_by_Maren Beßler_pixelio.de
reizend schwingend, leidenschaftlich sprühend

Mit einem Knall nimmt sie die Herrschaft an sich
reißt sich Haut unter die Nägel,
fängt jeden Tropfen auf

Nimmt ihn zu sich und gebiert ihn neu

Sie beben, kreisen, schwirren wie die Schmetterlinge
Flehend, fast tötend lebendig,
schreit sie Sterne in die Nacht

Satt zufrieden, wiegend schaukelnd, sachte Wellen

Der letzte Stich
ihr Tod

Den Kuss zum Abschied von einem Fremden,
nimmt eine Andere,
um ihn hinter ihrem Lächeln zu erbrechen.

mit oder ohne Betäubung?

Ich mag es, wenn mich meine Zahnärztin das fragt.

Die Welt fragt das nicht und an Tagen wie diesen heute überlege ich, ob es die Möglichkeit der Dauernarkose für Menschen Dachschaden gibt. Sofort antwortet ein Stimmchen: “haha Ja klar- die Psychiatrie oder all den anderen Mist, den wir schon durch haben!”.

Ach man, ja.
Abschießen geht nicht. Abschießen lassen geht auch nicht. Abschießen wünschen ist auch eigentlich schon wieder feige und was bleibt? Aushalten. Spalten und sich darüber noch vorhalten schwach und unfähig zu sein. Großartig.
Das ist wie geradeaus mit Volldampf losfahren und erst in der Kurve drüber nachdenken, wo der Schwerpunkt seiner Karre sitzt.

Ich erwähnte es hier nicht, weils mir peinlich war- jetzt ist es mir egal und ich mache einen Überblick… oder besser gesagt- einen Ein und Ausblick.

Unsere Therapeutin hat 4 Wochen Urlaub- ist grundsätzlich okay- wir brauchen wache Helfer.
(Und eigentlich fehlt mir ja nichts- hey ist doch die Chance Urlaub von dem Theater mit dem Dauerstück “DIS- wie sie das Leben schuf”, zu schaffen! Und egal was das Problem für das Rumtheatern ist, es wird mir nicht schaden, einfach mal die Klappe zu meinen Kopfvorgängen zu halten…)

Aber 4 Wochen sind lang. Die Erste geht immer noch. Die EKG-Linie ist leicht wellig- wie sie soll- eventuelle Abweichungen sind einfach zu beheben, in dem man die Elektroden verschiebt bzw die Pflaster austauscht. In der zweiten Woche zeigen sich schon eindeutig pathologische Kringel in den Wellen- aber der Rhythmus ist gleichbleibend, weshalb man zwar mit dem Kardiologen spricht, sich aber doch erstmal für Sport und gesunde Ernährung entscheidet, statt zu Medis zu greifen.

Nun sind wir in der zwei-einhalbsten Woche und ich glaub, ich hatte einen Miniinfarkt. Das ist seltsam- kam der doch sonst immer erst nach der 3ten Woche. Aber halt- nein- das denke ich ja immer! Und dann stellt sich heraus, dass es nur ein “infarktähnliches Ereignis” war. Gut, also zurücklehnen und darüber nachdenken, wie man das Ende durch Herztod abwenden kann.

Hm… tja… und nu?
Mit Betäubung oder ohne Frau Rosenblatt?
”Mit! Mit!” schreie ich natürlich als Erste- um dann, wenn die ersten Wirkungen eintreten, entsetzt über das zu sein, was mir (inzwischen) hochbewusst nach und nach flöten geht. Körpergefühl zum Beispiel. Die Fähigkeit zu fühlen, ob mein Körper Anzeichen von Panik zeigt und wann das absolute Limit für Aktivität erreicht ist, das Durstgefühl muss plötzlich wieder nach Zeitplan und Mengenliste eingeschätzt werden. Das innere Echolot hängt, statt wie sonst 3 Meter, nur noch 1 Meter tief.

Wir haben mit unserer Therapeutin eine Gewichts- Ess-verbindliche Vereinbarung über die Therapie bei ihr getroffen. Das ist auch etwas Gutes… ganz grundsätzlich. Aber nach dem letzten Urlaub war ein spontaner Kommentar: “Sie haben abgenommen.”
Paff Anxiety fläzte sich von links nach recht und grunzte gleich wieder nach mehr. Madame Essstörung allerdings auszuhungern war schwer (und ist es jeden Tag). Gleichzeitig die BÄÄÄMs im Nacken und Peng: der innerpsychisch beschissenste Knebel innerhalb der SVV-Blüte die unseren Alltag sowohl bestimmt als auch reguliert.

Für alle die hier zum ersten Mal lesen: Hier gilt: entweder essen oder schlafen- beides gleichzeitig gibts nicht, da die dritte im Bunde die schwere Selbstverletzung (im Sinn der akuten Schädigung von Körperoberfläche) wäre, was wiederum komplett unterlassen sein soll- Ergo eiern wir seit Monaten zwischen Hungern und Ausschlafen herum, was wiederum bedeutet: Um Anxiety nicht zu füttern (weil wir ja nicht weiter abnehmen wollen und um den Platz nicht zu gefährden) durch potenzielle Ansage von Außen, sollte gegessen werden, was zwangsläufig zu was führt? Richtig: systematischer (und “selbst herbei geführter”) Schlafentzug, der ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach nur unaushaltbar ist (und damit eigentlich schon die Selbstverletzung gebiert).

Jetzt ist es nicht so, dass wir tagelang wach durch die Gegend springen- wer schon mal mehr als 24 Stunden durchgehalten hat weiß, dass das gar nicht mehr wirklich möglich ist. Aber es ist auch nicht so, dass ich mich ins Bett lege und einfach nicht schlafen will oder kann oder “es unmöglich mache”. Ich mache es mir gut, sage immer wieder, dass es darf, es geht, es darf, es geht … und das mache ich so lange, bis ich plötzlich wieder “wach” werde. Ich weiß nicht, wie man diesen Zustand nennt (und jetzt komm mir bitte keiner mit “Dissoziation”), aber das ist die Art wie wir gerade “schlafen”. Und zwar in jeweils 2-3 Stunden Intervallen. 2-3 Stunden wach und aktiv (so es noch geht) und dann liegen, ruhen- mit offenen Augen ausgeschaltet sein für eine gewisse Zeit.

Um dann direkt vollgeBÄÄÄMt zu werden, ob der Unfähigkeit, der Inkonsequenz und so weiter.

Ob die Betäubung durch eine Notfallmedikation helfen würde? Ja sicher. Durchgängig und erst wieder beendet, wenn jemand da ist der mich dann auffängt- klar- bin ich dabei! Ich mag Betäubung- oh jaaaa bitte nichts mehr  mitkriegen von dem Mist hier, oh yes- keine Chance mehr für meinen Kopf irgendwas gruseliges, peinliches, abartiges, verbotenes, unpassendes SCHLIMMES (das K. Rosenblatt-sche “schlimm” betreffend), zu tun, für das ich die Verantwortung tragen muss, obwohl mir alles drum rum unklar ist.. haaach wie verlockend der Eintritt in den Nebel, der mich von dem ganzen Schweren trennt…

Und was dann? Wie würde unser Blog hier wieder aussehen?
Was würde aus NakNak* werden? (Ein Bordermisch auf Bewegungsentzug- das ist so spaßig wie ein Gummitwist als Leine für nen Mastiff mit Schaum vorm Maul)
Würden wir dann essen?
Würden wir noch irgendwas tun, was unsere minikleine Bubble erweitert?
Würden wir dann besser leben als jetzt?
Würde das auch nur irgendjemand (der nicht gerade Geld mit der Herstellung dieser Mittel verdient), auf die Idee kommen so einen Zustand noch “Leben” zu nennen?

Toll, die typischen Fragen und Schleifen aus der zwei-einhalbsten Woche.
Es ist klar, dass ich das wieder nicht so gehändelt kriege, wie ich das eigentlich, nach all den Jahren können sollte.
Es geht nun weiter mit der Unterwanderung der Gedanken, die man sich zur Therapeutin macht (sie ist nicht echt, sie spielt, sie will dir nur weh tun, sie hat Spaß an Wissenschaft- du bist nur ihr Kaninchen, sie kann dir nicht helfen, sie findet dich eklig und lässt dich nur da sein, damit sie sich toll fühlt, warte nur ab- wenn sie wieder da ist und da sitzt dann… ) und endet dort, wo ich fest davon überzeugt bin, dass ich die Therapie jetzt sofort beenden muss, weil ich eh ein hoffnungsloser Fall bin, weils ich eh nie lernen  werde, weil weil weil weil EH

EH, Sowieso und überhaupt und ganz grundsätzlich- bin ich ja doch scheiße und es nicht wert überhaupt zu sein. So. (Ja traurig- SO abhängig bin ich davon mehr oder weniger regelmäßig vermittelt zu kriegen, dass ich nicht scheiße bin und es Hoffnung auf ein Heilwerden gibt)
Damit endet die dritte Woche. 124787_web_R_K_by_Karin Schmidt_pixelio.de

Und dann- eigentlich kurz vor Schluss- wo ich eigentlich Zeit damit verbringen könnte, einen Countdown zu haben und mir zu überlegen, wie ein sinniger Wiedereinstieg aussehen kann (es gibt Innens die sich sagen, dass unsere HelferInnen sterben, wenn sie weg (unerreichbar) sind) – bin ich nicht mehr da.

Gestorben an einem Miniinfarkt.
Abgetrennt von der allgemeinen Wahrnehmungs-Bewusstseinsversorgung, bis ein Stant, bestehend aus Versicherung der Rückkehr, Überprüfung des Verhältnisses, Kommunikation dieses Umstandes gelegt ist, der mich wieder mit mir selbst versorgt.

Oh Wunder was Oh Wunder wei
Eigentlich ja cool, dass ich meinen inneren Tod vorhersehen kann. Doch das ist ja allgemein immer die Krux: nur weil mans vorher weiß, heißt das nicht, dass man es auch verhindern kann.
Und in Bezug auf diese Kiste hier, habe ich schlicht keine Chance. Ich werde wieder einknicken, wieder die BÄÄÄMs gewinnen lassen und wieder unempfänglich für was auch immer dann von Außen kommt sein.

Ich hoffe wirklich, wir schaffen es irgendwie, unser eigenes dunkelbuntes Imperium heller zu machen. Diese inneren Tode sind wirklich schlimm, denn sie betreffen nicht nur mich als einzelnen von Vielen hier.

Und nur weil Reanimation in der Regel klappt, heißt es nicht, dass ich mich nicht doch auch sofort wieder danach verzehre, gefragt zu werden: “Mit oder ohne Betäubung?”, weil mir das Bewusstsein, mein Da- Sein und das Leben selbst direkt wieder unglaublich schmerzhaft vorkommt.

am Fenster sitzen

Es gab zu Hause diese großen Platten als Straßen, die mit einer dicken Teerwurst an den Rändern zusammengekittet waren. Wenn es sehr heiß war klebten manchmal Schlieren von dem Zeug am Schuh.319280_web_R_K_B_by_knipseline_pixelio.de

In mir herrschen gerade hochgekochte Celsionen. Meine Platten schmelzen auseinander, sind keine Straße mehr. Ich kann nichts tun, sie treiben auf meinem magmatischen Kernschmelzenwabbel herum, wie die Kalkplättchen auf dem alten Wasserkocherwasser.
Ich wachse, steuere direkt auf einen Knall zu- und weiß doch, dass er nicht kommen wird. Er kommt nie dann, wenn er eigentlich passen würde. So jetzt zum Beispiel.
Eigentlich haben wir uns schon zu viel Selbstzerstörung genommen. Wir hätten uns Manches mal erhalten sollen. Seit Tagen will ich mir eine Kippe nach der anderen in den Hals drücken, zum Beispiel.

Ach das war so schön… damals
Im Wintergarten des Notdienstes für Kinder und Jugendliche, die nicht zu Hause sein können. Da hab ich gesessen, konnte Zeitung lesen, rausgucken, Kaffee trinken und Eine nach der Anderen rauchen. Keiner hat mir wehgetan und wenn ich gewollt hätte, hätte ichs jemand erzählen können. Aber ich wollte nicht. Ich hatte Schiss und es hat eh und sowieso noch voll wehgetan.

Und heute?
Rauche ich nicht mehr. Klucke den ganzen Tag am Fenster und gucke in den Himmel. Tu so, als ob ich im Wintergarten säße. Heute bin ich eine Erwachsene und keiner sagt mir mehr, dass ich einfach losreden kann, wenn ich will. Heute bin ich nicht mehr so verletzt und blute nicht mehr. Das ist als wäre es unsichtbar. Unter den immer mickriger werdenden Platten versteckt. Geschützt und gleichzeitig ausgesperrt.

Damals, in dem Wintergarten, hab ich die Bilder aus der Fensterluke im Dach gepustet. Heute gibts nichts mehr zu pusten. Ich müsste eine ganze Filmreihe auspusten. Für einmal kurz Rausatmen reicht meine Luft nicht.

Fällt eigentlich niemandem auf, dass alle über Vergewaltigung oder Missbrauch reden oder schreiben, aber keiner sagt was das ist? Dass, jeder helfen will, aber keiner einfach sagt, dass er sich hinsetzt und man einfach losreden kann, egal, ob man sich an dem Bilderfilmband verschluckt oder es ein bisschen ratterig aushusten muss? Und egal, wie lange das dauert? Sie sagen es ist schlimm und Unrecht und man soll nicht schweigen, aber gleichzeitig machen sie alles fürs unsichtbar halten mit Schweigen.

Manchmal denke ich auch, dass ich das Kotzen auf Kommando vielleicht auch nicht hätte verlernen sollen. Ich glaub so ein Knall wäre jetzt gut. Ein Bilderbandkotzen auf Kommando nur von mir. Einfach so raus ohne, dass ein anderer das vorher stoppen kann.
Vielleicht das Ganze, was heiß ist, rausspucken, damit das Magmawabbel am Rand kalt wird und zu einem neuen Panzerplattenschutzgehäuse wird.

Voll bekloppt nur zu wünschen. Das ist genauso schlau, wie am Fenster sitzen und nicht rauchen. Oder genauso schlau wie die da, wo man anrufen und angeblich einfach losreden kann. Lügnerleute.
Pustekuchen.
Bilderband-nicht-raus-puste-und-innerlich-verkokel-Kuchen.

Vielleicht ändere ich meinen Namen in Merapi Rosenblatt.