Straßenbahn fahren

Ich bin heute mit der Straßenbahn gefahren.
Ich, Hannah.
Ich bin heute mit der Straßenbahn gefahren und kann dir sagen, welche Farbe mein Sitz hatte, wo ich saß und dass die Sonne geschienen hat, während ich das tat.

Es ist nichts Besonderes mit der Straßenbahn zu fahren. Fast jeden Tag steige ich in eine ein und wieder aus.
Doch mitgefahren bin ich noch nie.

Es ist laut. Zu viel Viel und zu eng. Ich verliere schnell den Überblick. Kann mich nicht finden in all dem ALLES, was in einer Straßenbahn passiert. Mit mir, mit den Menschen, die mit mir fahren. Mit der Bahn und dem, was ihr passiert.
Ich steige in eine Straßenbahn und löse mich auf, weil das ALLES um mich herum in mich eindringt. Mein Denken und Fühlen annektiert. Wenn ich einen Platz gefunden habe, weiß ich nie ob ich sitze, oder selbst eine Fläche bin. Es fällt mir schwer meinen Körper zu fühlen, weil ich die Bewegungen der Bahn nicht von meinen unterscheiden kann. Das Fahren mit Bus und Bahn, mit Zug und Karussell, mit Booten oder dem Fahrrad ist für mich etwas, das mich vereinnahmt und verschwinden macht. Einfach so. Ich bin dann nicht mehr da.
Dann bin ich die Farben der Geräusche. Bin mein Schmerz. Bin meine Angst zu versagen. Und dann vergeht eine kleine Zeit und ich bin tot. Ich denke nicht, ich fühle nicht, ich bin unkörperlich auseinanderdissoziiert und ein anderes Innen tritt durch den Feinstaub, der mal das war, was ich als “Ich, Hannah” bezeichne.

Und heute war ich mit den neuen Ohrenstöpseln unterwegs.
Und bin nicht gestorben, sondern mit der Straßenbahn gefahren.

Ich habe mich hingesetzt und auf den Monitor mit der Werbung geschaut. Und dann habe ich nach links geschaut, weil viele Menschen eingestiegen sind.
Und dann ist mir aufgefallen, dass es nicht weh tut. Dass ich immer noch in der Bahn sitze. Und sitze. Und rausschauen kann. Und die Sonne sehe. Die immer noch genauso da war und schien, wie an der Haltestelle, an der ich eingestiegen war.
Meine Synästhesie für die Geräusche war subtil und flüchtig – ich konnte alles sehen. Mich orientieren. Ich wusste genauso klar, wie ich das zu Hause oder an anderen Orten weiß, wo ich war und wo die Menschen um mich herum. Ich wusste das, obwohl ich nicht meinen Körper berührt hatte. Und als ich ihn berühren wollte, hätte ich fast geweint, weil ich nicht erst überlegen musste, wo eigentlich meine Ränder sind.

Es war wie einer dieser Momente, in denen man sich des eigenen am Leben seins so sicher und bewusst ist, dass es das Herz erfüllt und überschwappen lässt.

Ich, Hannah, bin heute mit der Straßenbahn gefahren, ohne in einen dissoziativen Zustand zu kommen, der mein (unser, als Einsmensch) ganzes Leben prägt.

Zurück zu Hause (nach einer Rückfahrt während der ich die ganze Zeit auf meinem Platz saß und in die Runde schaute, weil ich allen sagen wollte, dass ich da bin und wie krass das ist, und dann merkte, wie noch viel krasser es ist, dass ich merke, dass ich das wirklich tun könnte, weil ich ja gerade da bin und die Energie dafür hätte und und und… ) wollte ich dem Begleitermenschen schildern, was in mir vorging.
Wie krass das ist. Und wie neu, dass ich nach so einer Fahrt überhaupt die Kraft dafür hatte, etwas mitzu.teilen. Und wie gut. Und krass. Und schön.

Und wie traurig. Und wie bitter.

Ich merkte ein paar Rosenblätter und ihnen Vorangehende, mit ihren Gefühlen und Reaktionen. Merkte wie (nochmalig) sinnlos ihnen frühere therapeutische Maßnahmen zur Bewältigung unseres Stress- und Noterlebens nun vorkommen. Das Abstumpfungstraining in Form von wochenlangem Bus- und Bahn fahren bis es keine Panikattacken, Krampfanfälle und Nervenzusammenbrüche während der Fahrt  mehr gab (weil sich ein Innen (weiter)entwickelte, das dieses Training durchhalten konnte). Die massiv kränkenden Sitzungen mit einer Wald-und Wiesen-KVT-lerin, die ihnen bei jedem Termin eingeimpft hatte, dass sie schlicht, die falsche Einstellung zum Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln hätten und an andere Dinge denken sollen. Das rücksichtslose Gebohre nach Traumatisierungen, in denen Täter_innen irgendetwas vorgeben, wie man sich während Wegstrecken fühlen oder verhalten soll, durch eine frühere Traumatherapeutin.

In den letzten Monaten passiert vieles für uns, dass wir schon seit vielen Jahren hätten für uns einfordern oder erarbeiten und probieren können. Theoretisch. Rein praktisch ging das nie, denn wir hatten keinen Begleitermenschen und kein weiteres Verstehen darum, was mit uns passiert, als das, dass wir uns jeden Grund für unsere Probleme aus dem Dissoziierten in uns herausschälen müssen, um es zu verändern.

Krampfanfälle in der Schule/bei der Arbeit/in Krisenzeiten? – Das ist bestimmt ein desorientiertes Innen
Dissoziative Amnesien für Handlungen des Alltags? – Das ist bestimmt ein desorientiertes Innen
Schwierigkeiten in der Kommunikation und Interaktion? – Das kommt bestimmt von desorientierten Innens
Schwierigkeiten zu Sprechen und Gesprochenes zu begreifen? – Da wirkt doch bestimmt irgendein Redeverbot/Programm – also desorientierte Innens!

Ich merke, dass eine ganze Ladung der Bitterkeit aus dem Bewusstsein um mehr als 10 Jahre therapeutischer Arbeit auf einzig bis überwiegend diesen Annahmen basierend mit und an uns passiert ist, kommt.
10 Jahre, in denen wir uns das eigene Leiden an dem, was für alle anderen um uns herum scheinbar kein Problem war/ist, abgesprochen haben, mit der Begründung, wir wären uns eben noch nicht alle wirklich im Klaren darüber, das heute heute ist und die Gewalt vorbei.
Und je länger ich darüber nachdenke, sehe ich auch die Missachtung unseres allgemeinen Funktionierens und Therapiefortschritts darin.

Was etwas ist, worüber wir schon länger nachdenken, weil es uns seit Jahren immer wieder auffällt:
Die Überbetonung der Schwierigkeit und Langwierigkeit der Behandlung von Menschen mit komplexen Traumafolgen bzw. konkreter: der Menschen mit DIS aus organisierter Gewalt in Kombination mit einer bezüglich der allgemeinen Lebensperspektive wenig konstruktiven Fokussierung auf Ursachen in den Klient_innen selbst.
Als Beispiel: eine Person ist ausgestiegen und schliddert von Aussteigereuphorie in Todesangst, nachdem “Alltag (neu) zu lernen)” sich als chronisch überfordernd herausstellt, nachdem diverse Fähig- und Fertigkeiten schlicht nicht vorliegen.
Auf die Idee, diese Fähig- und Fertigkeiten zu unterrichten bzw. konkret einzuüben und zu benennen, kommen viele tiefenpsychologische Therapeut_innen häufig nicht – wohl aber auf die Idee, dass es sicher Gründe hat, dass die Person das nicht kann. Und diese Gründe werden ganz klassisch in der Person selbst verortet. Nicht etwa in einer Inkompatibilität der Person mit ihrer Umwelt und anders herum. Nicht etwa darin, dass es neben all dem eher Ungewöhnlichem im und am Leben dieser Person, auch ganz simple, ganz profane Problemdynamiken geben kann.

Mich erinnert das an die Arroganz der Zauberer in Harry Potter: alles wird aufgezaubert, weil man es kann – Schema F ist special besonderes Zauberstabgewedel, um ein Türschloss zu öffnen, statt die Klinke zu benutzen oder die Tür einzutreten.
In unserer Behandlung von Ängsten, Zwängen und anderen Problemen, die unsere Funktionalität zuweilen existenziell bedroht bzw. eingeschränkt haben, haben wir bereits Thesen und Ideen zu unserer inneren Struktur und Biografie gehört, die von abwegig und unwahrscheinlich bis tatsächlich hanebüchen reichten – und letztlich die Probleme selbst nicht gelöst haben.
Uns hat es nie geholfen, von einer Intension anderer Menschen hinter unserem Leiden auszugehen – vielleicht, weil die Intensionen anderer Menschen für uns selten wirklich ausschlaggebend für die Beurteilung einer Situation sind (weil wir die Intensionen anderer Menschen häufig nicht eindeutig bestimmen können) – vielleicht aber auch, weil es für unser Leiden tatsächlich völlig irrelevant ist.

Ich konnte die Straßenbahn nie bewusst nutzen, weil mein Reizfilter nicht gut funktioniert, die Auswirkungen dessen immer wieder das Erinnern von unverarbeiteten Traumatisierungen antriggert und mein Gehirn mit Dissoziation darauf reagiert.
Natürlich kann ich andere Begründungen finden. Etwa: Meine Oma hat mich immer dafür bestraft, wenn ich mit der Straßenbahn gefahren bin (und weil ich auch nach 10 Jahren Traumatherapie nicht in der Lage bin, zu schnallen, dass ich erwachsen bin und tun kann was auch immer ich will und meine Oma für ein omnipotentes Überwesen halte, das mich furchtbar zerfetzen wird, wenn ich es doch tue – weil ich einfach nicht fähig bin, mich und meine Überzeugungen konstant mit der Realität abzugleichen (oder! (kaum hörbar geflüstert) mein_e Therapeut_in einfach schlechte Arbeit mit mir macht)) und deshalb kann ich das heute nicht und bin überfordert und muss immer weiter und weiter an meinem Oma-Ding arbeiten, um das zu können.

Natürlich gibt es Menschen, für die es wichtig ist und hilfreich und völlig okay, sich so mit ihren Schwierigkeiten auseinanderzusetzen.
Für mich wirkt es im Moment jedoch auch wie ein Weg sich Klient_innen zu produzieren, die man sehr lange, sehr tiefschürfend, fast ausufernd behandeln _muss_, ohne dabei wirklich greifbare Ziele erreichen können. Weil die Straßenbahn-fahr-Verbot-Oma ja auch noch tausend andere Dinge verboten haben kann und man so ja nie etwas lernen konnte und das betrauert werden muss (Trauer ist eventuell auch ein langer Prozess…) und integriert werden muss und tja am Ende irgendwann, wenn die Kraft der Behandler_in nicht mehr reicht, muss di_er Klient_in vielleicht lernen damit umzugehen, dass bestimmte Dinge bei ihm_ihr einfach aufgrund der Geschichte mit Oma vielleicht nie gut/normal/funktional sein werden, aber das ja nicht schlimm ist, schließlich hat sich die di_er Klient_in in x Behandlungsjahren eh schon dran gewöhnt “krank”/dysfunktional/bekloppt zu sein.

Ich behaupte nicht, dass das oft vorkommt und man sich deshalb niemals mit einem Oma-Ding in Therapie begeben sollte. Oder, dass gezielte Misshandlungen im Rahmen von organisierter Gewalt niemals Täter_innen-Intensionen folgen, die im späteren Leben der ehemaligen Opfer eine große Rolle dabei spielen, bestimmte Dinge zu können oder neu zu lernen oder genau nicht zu können und zu lernen.
Ich sage, dass diese Herangehensweise bzw. allgemeiner die Begründung von Schwierigkeiten in den Intensionen anderer Menschen zu sehen, für uns nie zur Folge hatte, unsere Probleme lösen zu können, neue Fähig- und Fertigkeiten zu entwickeln, geschweige denn, uns tatsächlich von diesen Personen zu emanzipieren.

Mit uns funktioniert der “böse auf die Täter_innen werden und sich dadurch besser abgrenzen können”-Ansatz nicht und darüber ein Großteil der üblichen Methoden zur Motivation von Aneignung des eigenen Lebens und Etablierung von Selbstbestimmung und so weiter, ebenfalls nicht.
Und erst jetzt kommen wir zu der Erkenntnis weshalb das so ist.

Wir wollen unsere Therapieziele um ihrer selbst willen. Wir haben uns für das Leben um des am Leben seins willen entschieden.
Mich hat es belastet die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel nicht zu erinnern bzw. bewusst für mich selbst zu erleben, weil ich es nicht erinnerte bzw. nicht bewusst für mich erlebte. Es ist unser permanenter Sachbezug, der uns in einem Kontext der Gründe aus Intuition und Personenbezug eine Schleife von 10 Jahren hat fahren lassen.
Und das ist eine wirklich bittere Erkenntnis.

Das erbittert uns nicht nur die Traumatherapie bis heute, es erbittert uns auch sämtliche früheren Behandlungen als Versuch einer sich bietenden sinnvoll erscheinenden und von allen Seiten angeratenen Möglichkeit sich Erleichterung und mehr Lebensqualität zu verschaffen.

Der Begleitermensch hatte gefragt, ob es denn nicht gut sei, es jetzt geschafft zu haben, einen Weg gefunden zu haben, das Fahren mit der Straßenbahn zu erleben, ohne zu dissoziieren. Ob es denn nicht schön sei. Ob es das denn nicht überwiegt. Oder relativiert.

Jetzt ist eine ganze Weile vergangen seit dem Tag, an dem das passierte.
Und ich kann sagen: nein, das tut es nicht.
Es jetzt zu schaffen, macht das Leid früheren Scheiterns und seiner Konsequenzen für und in uns nicht weg und schon gar nicht relativiert es das. Es ist nicht erhebend für mich zu sagen: “Ha! Ich habe es geschafft ohne diese Verhaltenstherapeutin! Ha ha! Ich bin ja wohl doch nicht so blöd, wie sie mich vor mir selbst dargestellt hat!” – es ist unfassbar traurig für mich, nicht früher und ohne so schmerzliche Episoden auf Kosten anderer Innens an den Punkt gekommen zu sein.

Ich bin nicht dankbar dafür, jetzt Bahn fahren zu können, weil es sich im Moment mehr nach einer zufälligen Belohnung fürs Durchhalten anfühlt, als nach einer Entschädigung oder dem Gewinn eines Kampfes.
Ich bin nicht voll des Triumphes, weil ich mir einreden kann, ich würde wegen dieser Fertigkeit den Täter_innen ein Schnippchen schlagen, weil ich jetzt etwas kann, was sie mir immer verwehren wollten.
Ich bin nicht voll der Zuversicht für die Lösung anderer, ähnlich gelagerter Probleme des Alltags, weil ich weiteren Schmerz fürchte, der mit der Erkenntnis einhergeht, dass wir schon sehr viel früher, sehr viel ernster und allen Vorgaben durch Therapiemethoden und Therapeut_innen zum Trotz auf das, was um am Kränksten, Durchgeknalltesten, Awkwardesten an uns selbst erschien (und bis heute erscheint) achten und entsprechend handeln hätten müssen – obwohl ich weiß, dass wir genau das aber auch aus Gründen sehr lange nicht konnten (und auch heute nicht einfach mal eben können).

Wieder bewege ich mich also in dem Kreisel aus internalisierter Pathologisierung, Anerkennung der Schädigung von früherer toxisch wirkender Psycho(trauma)therapie und deren Auswirkungen auf mich (uns) heute.
Weil ich ein Erfolgserlebnis hatte.
Weil ich ein Therapieziel erreicht habe.
Weil es nun einen Bereich mehr in unserem Leben gibt, der nicht so bewältigt werden muss, wie früher Gewalterfahrungen bewältigt wurden.

tl,dr: Es ist schön, dass es jetzt so ist.
Und es ist bitter, dass es nicht schon vorher so war.

Heute ist wie gestern. Nur anders.

“Ich habe da auch überhaupt keine Ahnung von.”, sagte unsere Hausärztin und drückte sich die Schultern gegen ihre Ohrläppchen.
Sie meinte dissoziative Krampfanfälle und vielleicht auch Kampfanfälle im Allgemeinen.
Ähnliches hatte unsere Neurologin, die als unsere Psychiaterin im Helfernetz auftritt, gesagt, als wir zuletzt vermehrt Krampfanfälle und motorische Tics hatten. Sie empfahl uns zu einem anderen Neurologen zu gehen. Einem, der sich besser auskennt und eine entspreche Wartezeit für Termine hat.

Und letztlich auch nicht mehr sagen konnte als: “Alles psychisch – ich kann da nichts machen.”

Wir sind dankbar für die Ehrlichkeit mit der uns das gesagt wird. Es ist uns lieber gleich zu wissen, dass wir nicht mit Kompetenzen und Hilfe rechnen können, als zu glauben, sie wäre da und in dieser Annahme enttäuscht zu werden.
Es ist aber auch schlimm, denn “alles psychisch” bedeutet “alles in deiner Psyche begründet” und eben nicht “alles in etwas begründet, worauf deine Psyche reagiert”.

Wir fühlen uns nicht als “psychisch krank” und hassen es, wenn diese Formulierung verwendet wird, um Lebensrealitäten wie unsere zu beworten.
Solange uns die Medizin nicht helfen, uns aber sehr wohl von “körperlich Erkrankten” abgrenzen kann, weigern wir uns auch uns diesem Sprachgebrauch entsprechend zu verorten.

Wir stiegen mit einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und nachwievor anhaltendem Schwindel, Schmerzen in der Hand und kurz vorm Erbrechen vor Müdigkeit in die Bahn zurück nach Hause. In den nächsten paar Tagen haben wir schulfrei. Können uns ausruhen. Können hübsch zu Hause bleiben und uns den Bauch über den Hosenbund hängen lassen.
Könnte man so annehmen.
Tatsächlich schliefen wir kurz, nahmen NakNak* in Empfang und fielen in ein Stimmungstief.

Der Anfall war von einer Situation ausgelöst, in der uns das Management der eigenen Hilfen entglitten ist. Den Anfall selbst konnten wir nicht regulieren. Die Hilfen nach dem Anfall war okay und doch unzureichend. Trotzdem wir getan haben, was wir konnten. Wir haben gesagt, was wir brauchen. Wir haben gesagt, was wir wollen. Wir haben gekämpft und verloren. Irgendwie.
Und am Ende bleiben wir allein in unserer Wohnung, lesen im Internet, recherchieren nach Yoga-Übungssequenzen, googeln nach neueren Forschungen über dissoziative Prozesse und ihre neurologischen Strickmuster.
Wir fühlen uns scheiße, sind müde und können doch nicht mehr schlafen.
Irgendwann zerlegt es uns im Schlafzimmer und beinahe fallen wir mit dem Kopf auf die provisorische Treppe zu unserem Bett. Ein paar Stunden vorher hatten wir von jemandes Tod durch Epilepsie erfahren.
NakNak* legt sich neben uns und atmet unsere Wange an.

“Es liegt alles allein in unserer Hand”, denke ich und möchte zeitgleich heulen vor Frust über die Last, die ich daran spüre.
Ich plane unsere Wohnung neu. Plane mehr Platz zum Hinfallen ein, überlege die Wiedereinführung der Notfalltaste am Telefon, die NakNak* betätigen kann. Bitte eine Gemögte, um Zeit, eine stationäre Betreuung mit uns zusammen rauszusuchen und versuche meine Angst vor dem endgültigen Ende von Autonomie und finanzieller Unabhängigkeit mit Tränen zu verdünnen.
Ich schwimme durchs Internet und finde weder Insel noch Hafen für mich und uns und den ganzen Haufen Zeug, über den wir mit anderen Menschen in Austausch gehen wollen würden.

Wieder denke ich über einen Antrag auf Kostenübernahme auf eine stationäre Therapie in einer spezialisierten Klinik nach und darüber, wie dicht der soziale Filz wohl ist, der uns auch diesen Versuch an Hilfe zu kommen verunmöglichen würde.
Und lasse es wieder bleiben.
Diese Art der Hilfe ist für alle anderen. Wir haben schon alle anderen Optionen, sind schon besser versorgt als viele andere. Wir sind nur nicht kompatibel genug. Nicht gut genug. Nicht genug, um sein zu dürfen, wer wir auch noch sind.

Die Nacht geht vorbei und zum ersten Mal seit Wochen, kann ich mich aus einem unkontrollierten Erinnern herauswinden.
Mit der gestauchten Hand können nicht aufs Rad steigen und das ekelhafte Körpergefühl vom Fahrtwind abschmirgeln lassen. Wir gehen in die Küche und setzen uns ans Fenster.
Mir ist klar, dass ich nicht wirklich blute und doch gehe ich in das Rinnsal hinein und verfolge es auf seinem Weg an mir herunter. Ich habe keine Angst, mir ist nicht schlecht. Ich bin das Blut und müde, abgekämpft und dumpf.
Am nächsten Morgen schreibe ich auf, wer noch da war, was ich gemacht und gedacht habe.

Neben all dem, was ich nicht beeinflussen kann, ist die Therapie und der Hausaufgabenklops das, was mir im Moment Hoffnung und einen Faden in die Welt gibt.

Ich verstehe endlich, was es mit mir macht, wann immer Ärzt_innen und andere Helfer_innen sagen, sie hätten keine Ahnung: Ich denke, dass ich diese Ahnung haben muss. Denn irgendwo muss sie ja sein. Es kann ja nicht – es darf ja auch nicht sein, dass niemand weiß, was mit mir passiert, wenn es um so etwas Schlimmes geht.

Es darf doch nicht so sein, dass es für uns keinen Grund zur Annahme gibt, dass es irgendwann und durch etwas, das man tun kann, aufhört zu passieren.
Es muss doch etwas geben, das uns davon erlöst immer wieder so global die Kontrolle über uns und unseren Körper zu verlieren.

Ich sehe die Parallele zum Gewalterleben anderer Innens früher und sehe, wie oft wir mit der Frage nach dem Kontext und der inneren Mechanik dessen, was mit uns und an uns passierte, alleine gelassen wurden. Für mich wird darüber auch verstehbarer, warum sich organisierte Gewalt in additiven Kontexten bewegt, statt einfach nur in den Intensionen der Täter_innen: Sie haben keine Ahnung – aber für sie ist das okay und auch nicht relevant eine Ahnung zu haben, denn das draufgepappte Konstrukt um ihre Handlungen erlöst sie davon.

Für unsere Hausärztin ist es auch nicht relevant eine Ahnung zu haben. Für unsere gesetzliche Betreuerin und den Richter ist es ebenfalls nicht relevant eine Ahnung davon zu haben, was bei uns passiert. Sie können sich auf die eigene menschliche Begrenztheit und ihre Rolle in bestehenden Strukturen zurückziehen und sich so einen meterhohen Grenzzaun zwischen sich und uns aufbauen.
Es ist ihnen erlaubt blind taub und handlungsunfähig vor uns aufzutreten und uns zu vermitteln, wir müssten uns selbst retten helfen.

Und wir, die wir seit Jahren und immer unsere Probleme allein lösen oder durch alleingestemmte Projekte leichter machen, weil es keine anderen Optionen gibt, sprechen darauf natürlich an.
Wir sind die einzige Person, die während und nach dem Termin gelitten hat. Wir sind die Einzigen, die sich vom Krankenhaus nicht ausreichend versorgt gefühlt haben. Wir sind die Einzigen mit diesem Körper. Wir sind die Einzigen mit dieser Psyche. Wir sind allein mit dem, was uns passiert. Wir sind der Einzelfall von dem niemand eine Ahnung haben muss.
Weil man ja nicht von allem eine Ahnung haben kann.

Unsere Therapeutin sagt uns immer wieder, wir sollten uns darauf konzentrieren, dass heute alles anders ist als früher.
Nach Erfahrungen wie diesen, fällt es mir sehr schwer daran zu glauben, dass sich die der früheren Gewalt zugrunde liegenden Dynamiken nicht mehr in unserem Leben befinden und keinerlei (re)traumatisierenden Einflüsse mehr auf uns haben.

Es fällt mir so schwer, dass ich sage, dass heute wie gestern ist. Nur anders.

Fundstücke #33

“Ich will jetzt nicht so groß und immer darüber reden, aber – wenn Sie mal nicht mehr sind – ist es dann noch gesagt?”.
K. hatte die Frage nach wochenlanger Bewegung im Mund in die erste Therapiestunde nach dem Urlaub der Therapeutin fallen lassen.

Die Frage entstand daraus, dass wir wenn wir Zeit haben, versuchen an unserem Buch zu schreiben.
Wir setzen uns hin und arbeiten stundenlang an Wortketten.
Und dann löschen wir das Dokument, fahren den PC runter und steigen aufs Fahrrad, um vor dem Introjekt wegzulaufen, das unsere Ausdrucksversuche als pathologisch(e Persönlichkeitszüge) definiert.

“Was ist das eigentlich überhaupt für eine miese Falle – Was ist das für ein abstoßendes, grundgemeines, gewalttätiges Doublebind… Erklär dich mir – aber stell dich nicht dar.”.
K. hat eine Art Rad zu fahren, die uns Muskelkater in den Unterarmen und Mittelfüßen macht. Das ist als sei sie in Wahrheit im Boxring und würde gegen zwei Gegner kämpfen, die vor ihr stehen wie Goliath vor einer Mikrobe auf Davids Nasenspitze.

“Mir hat nie jemand ver- oder geboten irgendetwas nicht zu sagen. Was ich erlebt habe, ist einfach nichts, wo das übliche Gespräch mal so drauf kommt.”, hatte sie einmal gesagt. “Und – wem soll mans denn sagen? Und welcher Grund dafür ist der Richtige? Und – wie sollte das aussehen, ohne Stress zu kriegen? Wie soll man denn das zusammenkriegen?”.

Wir bewegten uns eine Zeitlang gemeinsam in der Frage, ob wir unsere Therapie zu Zwecken der narzisstischen Selbstdarstellung missbrauchen. Ob wir aufhören sollten Therapie zu machen, weil wir ganz offensichtlich unübersehbar inkompatibel mit therapeutischen und sozialpädagogischen Hilfesystemen sind. Wir dachten darüber nach, das Bloggen und jede andere Form des Ausdrucks und der Auseinandersetzung aufzuhören. Den ganzen angefangenen, unbeholfenen Einsatz für andere Menschen hinzuschmeißen und einfach zu verschwinden, weil uns von diesem Introjekt und dessen Gewaltausübung keine andere Nische offengelassen wird.

So funktionieren Narzissmuskeulen im Rahmen von Helfer_innen.Gewalten und bilden eine Allianz mit früheren Gewalt ausübenden Menschen, die ebenfalls nichts weiter forcieren wollen, als dass man still ist. Unsichtbar. Weg. Tot.
Und sich daran aufreibt, kein anderes Ziel mehr zu haben, als genau das erreichen zu wollen.

Ich erzählte K. davon, wie ich früher immer wieder tief darüber verzweifelte so viel zu sein, dass SIE etwas zu kommentieren hatte. Wie sehr mein innigster Wunsch war, nur ein einziges Mal irgendetwas tun zu können, ohne angeguckt und bewertet zu werden. Wie ich darunter gelitten hatte, nie genug von mir, meinem Denken, Wünschen und Hoffen verstecken zu können, damit ER es nicht für sich benutzt.
Für mich war “Why does he do that?” ein wichtiges Buch dazu.
Für mich war es eine wichtige und hilfreiche Wahrheit, dass manche Menschen eine Art haben auf andere Menschen zu schauen – und damit auch nicht aufhören zu können! – die in ihnen allein begründet ist. Es war und ist wichtig für mich gewesen anzuerkennen, dass wir von sadistischen und damit hochgradig kontroll-zentriert funktionierenden Menschen aufgezogen wurden.
Wir hätten auch weder sprechen, noch denken, wünschen, hoffen, wollen etc. können – sie hätten uns auch in diesem Zustand kaputt kontrolliert und unsere Anwesenheit für sich ausgenutzt.

“Es gibt diese Menschen. Die benutzen dich auch dann noch für die Bestätigung ihrer Wahrheiten, wenn du völlig passiv oder tot bist. Es geht dabei nicht um dich. Es geht um ihre Selbstbestätigung. Um sie allein. Und dabei ist es unerheblich, ob sie als Ärzt_innen in einer Klinik arbeiten, als Hassfollower hinter Anonymitätsbüschen im Internet hocken oder als Gutachter für irgendeine Krankenkasse oder Behörde arbeiten. Es geht einzig um die Bestätigung einer Annahme, nicht um die Auseinandersetzung damit.

Es ist nicht unsere Aufgabe zu verhindern, dass Menschen uns angucken und für sich allein missbrauchen. Wir dürfen verlangen gefälligst nicht benutzt zu werden. Wir sind ein fühlendes Wesen. Kein Objekt. – auch wenn sie uns genau so behandeln und das auch noch für richtig halten (dürfen).”, sagte ich, während ein anderes Innen neben mich trat und seine Bilder von Ärzt_innen in Notaufnahmen, psychiatrischen Krisenstationen und Kliniken, die unser Verhalten in ihre kleinen Formulare hineinkatalogisierten, um auf unser Sein und Denken zu schließen, hinzulegte.

Um mich herum knirschte es aus K.’s Kiefer und das Monster im Inmitten schleuderte sich krachend gegen die Wände seines Käfigs.

“Du kannst reden, K. . Tus einfach. Für dich, für uns, dafür, dass es gesagt ist.”.

jemand, di_er da ist

Mit der Auseinandersetzung um Autismus und unsere Psychkarriere kommt das Erinnern, wie ein Sterntalerregen auf ein Ich ohne Hemdchen.

Da bin ich und habe nur meine zwei Hände, die ich aufhalten kann. Da bin ich und weiß, dass, was auch immer in ihnen landet, mir weh tun und etwas für mich verändern wird. Weiß, dass es regnet, egal ob ich mich bei lebendigem Leib auflösen lasse oder nicht.
Weiß, dass es vorbei ist. Weiß, dass meine Reaktionen dennoch eintreten werden. Meine Seele funktioniert nicht nach Raum und Zeit, sondern nach Ist oder Nicht-Ist.

Nach wie vor beginnt mein Erinnern mit dem ersten scheppernden Knall einer gelben Metalltür in ihren Rahmen. Eine kinder-und jugendpsychiatrische Station einer Uniklinik. Alles davor ist weg. 14 Jahre und ein paar Monate. Nicht von mir gelebt, nicht von mir gepflegt.
Ich dachte immer, ich hätte ein festes gutes Erinnern ab dem Moment, aber während ich mir frühere Arztbriefe und Klinikberichte anschaue, merke ich die Löcher. Bekomme ich eine Idee davon, wie wir so auf Psycholog_innen und Mediziner_innen gewirkt haben müssen, obwohl doch ich da war und genau gar nicht so bin.

Wir haben geschaut, welche Persönlichkeitsstörungen uns bereits andiagnostiziert wurden. Ja, wegen diesem Narzissmusdings und ja, weil in einem anderen schlauen Buch steht, dass autistisches Sein gerne mal falsch verstanden und fehldiagnostiziert wird. Und, weil ich meine Fehlersuche noch nicht abschließen kann. Meine Fehler in der Klinik zuletzt, meine unsere Fehler in den Kliniken früher. Meine unsere Fehler, die dazu geführt haben, dass wir heute hier leben und wirken und sind – und nicht in einer Pflegefamilie an der Ost-oder Nordsee, in deren Schoß wir heute kriechen könnten, um uns über Zukunftsängste beruhigen und Sorgen entlasten zu lassen.
Ja, nein, irgendwie kann ich es nicht lassen. Kann nicht aufhören die Verantwortung bei mir zu suchen, denn jedes weitere Erinnern gibt mir ein Fundstück in die Hand, das auf Fehler, Missverständnisse, ungünstige Kompromisse und naive Annahmen von mir und uns deutet – während die anderen Beteiligten, ihre Ansichten, Meinungen, Kompromisse und Annahmen jeweils in Diagnosen und mehr oder weniger transparente Berichte destilliert sind und einzig sind in ihren Möglichkeiten etwas mitzuteilen.

Die erste Persönlichkeitsstörungsdiagnose lautete auf “anankastische Persönlichkeitsstörung”.
Ich habs gegoogelt und mich daran erinnert, wie tatsächlich auch nach außen aktiv und transparent wir bestimmte Dinge taten und verlangten.
Und werde auch traurig, denn einige der Ängste hinter so manchem sogenannten “Zwang” zeigten bereits damals mit grell blinkender Leuchtschrift auf Erfahrungen bestimmter Gewalt und mind control (im Sinne von “von Täter_innen durch Gewalt gesetzte Gedanken/Ideen/Denkweisen”).
Ich erinnere mich an eine Debatte mit einer Stationsschwester darüber, ob auch wirklich keine Spinnen oder Schlangen unter der Tür oder durch die Fensterritzen des Zimmers kommen könnten, nachdem sie uns verboten hatte, uns darüber ständig zu versichern, statt zu schlafen.
Und ich weiß noch, dass ich selbst nur wusste, dass es lebenswichtig war mich darüber zu versichern und es mir schlecht ging, sobald ich mehr darüber nachdachte. Da waren intrusives Erleben, Flashbacks, erste Psychosomatiken – die jedoch alle unter “Schlafstörung” bzw. “pavor nocturnus” (“Nachtschreck”) zusammengematscht und nicht weiter beachtet wurden.

Ich erinnere mich, wie ich damals versuchte zu kompensieren was mir fehlte: Zeit_Bewusstsein und Kontrolle über mich selbst.
Damals las ich noch viel darüber, wie man sich wo richtig benimmt, welches Verhalten wann und wo in Ordnung ist. Was man wie genau sagt. Ich kopierte Gesichtsausdrücke und die Stimmlagen von Menschen, die meiner Ansicht nach alles richtig (sicher/okay) machten. Ich weiß, dass wir damals tanzten, sangen, in einer Zirkusgruppe aktiv waren. Alles Dinge, bei denen man okay ist, wenn man perfekt kopiert (und später in der Lage ist, eigenständig zu variieren – worin wir jedoch nie “gut” waren).
Heute würde ich sagen, wir versuchten uns soziale Erbsenmomente zu machen. Versuchten uns mit anderen Menschen okay zu fühlen, weil wir als okay wahrgenommen werden. Aber wir versuchten es auf eine Art, die eine pathologisch Einordnung ermöglichte.
Obwohl, das einzig Pathologische an diesem Versuch der war, dass wir etwas absichtlich konstruiert getan haben, was andere Menschen nicht in der Form konstruieren müssen, weil sie es aufgrund einer geheimnisvollen Fähigkeit einfach können.

Auch so etwas, das ich heute nicht nachvollziehbar finde bzw. nur mit psychologischer Denkdummheit erklären kann: da ist ein 14/15 Jahre alter Mensch – also ein_e Jugendliche_r, was ein Ausschlusskriterium für die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung sein und viel mehr Anlass geben sollte, sich die Umwelt der Person anzusehen und wie sie mit dieser interagiert. Welche Strategien werden da versucht und warum?

Damals wie heute kann man sehen, das viele unserer täglichen “Zwänge/Wiederholungen/Rituale/Abläufe” sehr wohl triftige Gründe haben bzw. auf nachvollziehbare Impulse und/oder Defizite, sowie bestimmte Erlebensqualitäten für uns zurückgehen. Man muss diese Gründe jedoch erfragen, annehmen und als für uns gegeben akzeptieren (wollen) und das ist damals (und auch lange Zeit danach) nicht passiert.

Noch heute kopieren wir die Stimmlagen, Wortcluster und bestimmte Handlungsarten von anderen Menschen, von denen wir wissen, dass sie die jeweiligen Situationen “richtig machen”, weil wir wissen, dass wir es “falsch (like: awkward, unsozial, unsympathisch, weird, unangenehm usw.) machen” würden, würden wir es machen, wie wir es spontan machen würden.
Nicht nur, weil manche von uns glauben, dass sie es ja nur falsch machen können, weil wir ja so ein falscher Mensch sind, sondern, weil Menschen, die sich verhalten, wie wir es tun würden, über kurz oder lang die wie auch immer gegebene Rückmeldung erhalten, dass ihr Verhalten falsch sei – oder eben awkward, unsozial, unsympathisch, weird, unangenehm usw.

Noch heute “streben wir nach Perfektion”. Wir tun es aber nicht, weil wir uns so unvollkommen erleben. Wir tun es, weil wir sehen, wie Menschen auf “perfekt” reagieren und uns denken: Wenn wir dies und das perfekt machen, dann ist alles okay. Dann ist “Erbsenmoment”. Dann ist “loslassen und okay für das Umunsherum und ganz viel Raum frei für Inmittendrin”.

Wenn man so will, könnte man sagen, dass wir durchgehend versuchen uns das Umunsherum vom Leib zu halten, um für bei mit uns sein zu können, ohne gestört zu werden.
(Und ja – ich lese selbst, wie man das lesen kann.)

Die nächste Persönlichkeitsstörungsdiagnose war “Borderlinepersönlichkeitsstörung”.
Interessanterweise eine Diagnose, die von einem sicherlich sehr kompetenten Chirurgen gestellt wurde, der uns selbst zugefügte Schnitte genäht hat. Erst Jahre später tauchte diese Diagnose wieder auf.

Dazwischen lag noch die “schizoide Persönlichkeitsstörung”.
Doch auch dort fehlte der Blick auf den sozialen Kontext. Diese Diagnose gab es nach einem Suizidversuch und einem Zeitraum ohne Sprechen, nachdem wir von Heim zu Heim geschubst wurden, weil wir immer wieder irgendwas falsch gemacht haben, was heute nicht mehr richtig nachzuvollziehen ist.
Was ist bitte die logischere Erklärung für Rückzugstendenzen, abgeflachte Affekte und allgemein eher abweisend/kühle Interaktion, nachdem man auf alles, was man tat oder sagte oder machte, mit seinen 7 Sachen wieder weggeschickt, verlassen, mit schwierigen Dingen (wie etwa Verstrickungen in organisierte Gewalt, schwierige Symptome und Überforderungen im täglichen Leben) alleine gelassen wurde?
A) eine Persönlichkeitsstörung als fast 16 Jährige oder
B) die Frage (und selbst gegebene Antwort) danach, welchen Sinn die Interaktion mit einem unbegreiflichen Außen haben soll, das man einerseits braucht und dessen Schutz man sich wünscht – das andererseits aber genau nichts versteht?

[Gameshow-Musik-Geräusch]

Und dann war da noch die Hysterie.
Die gute alte Hysterie heißt heute “histrionische Persönlichkeitsstörung” und ist ein Psychologen*(sigh!)*wort für “die *(sigh!)* spinnt”.
In unser Diagnosenbonuspunktesammelheft geklebt bekommen haben wir dieses Goldstück in einer Klinik, in der dissoziative Symptomatiken als “unüblich” und Diagnosen wie die DIS eine Glaubensfrage darstellen. (Kein Scheiß – hat der Chefarzt genau so in einem Gespräch gesagt).
Menschen, die als “histrionisch” diagnostiziert werden, werden nach und in Bezug auf das Außen gerichtete Intensionen unterstellt. Da kommen dann so Sätze wie “Sie macht XY nur, um Aufmerksamkeit zu bekommen” her oder die Annahme, diese Menschen würden mehr oder weniger aufwendige Szenarien konstruieren bzw. inszenieren, um sich selbst in einer bestimmten Art wahrgenommen zu wissen.

Ich habe schon geschrieben, dass wir durchaus Verhalten kopieren, um bestimmte Zwecke im Außen zu erfüllen bzw. um als okay wahrgenommen zu werden.
Im Mittelpunkt zu stehen ist für uns dann aber in der Regel doch zu anstrengend und etwas, das wir heute nur noch ertragen, wenn wir davon überzeugt sind, etwas zu tun, wofür es sich lohnt zeitlich und inhaltlich klar begrenzt von anderen Menschen angeguckt, beobachtet, angehört und analysiert zu werden.
Zum Beispiel in der Therapie oder auch während Projekten wie dem Nachwachshaus, in Workshops oder bei Vorträgen.

In der Klinik damals wiederum sind wir aus für uns bis heute nur mehrdimensional erklärbar sozialen Dynamiken heraus immer wieder in negativen bzw. für uns unangenehm oder uns ängstigenden Fokus geraten. Die Kommunikation war durchgehend dysfunktional und unsere soziale Situation eine über alle Maßen überfordernde. Denn wir waren nicht dort, weil wir behandelt werden wollten oder Hilfe suchten, sondern weil wir keinen Wohnort hatten und noch nicht volljährig waren.
And again: etwas mehr Fokus auf die soziale Situation einer Person im Kontext ihrer tatsächlichen Fähig- und Fertigkeiten und die Idee einer in der inneren Struktur einer Person liegenden Problematik wäre als obsolet klar gewesen.
Doch dazu hätte man in Betracht ziehen müssen, dass eine Person eventuell ganz basic Interaktions- und Kommunikationsprobleme hat und permanent Ängste kompensiert, weil sie sich auf niemandem verlassen kann. Nicht einmal sich selbst.

Selbst heute, wenn ich versuche mich daran zu erinnern, wie wir uns in dieser Klinik verhalten haben, erinnere ich mich nur an Missverständnisse und Momente von Verzweiflung darüber, dass es nichts Beruhigenderes als körperlichen Schmerz gab. Obwohl wir uns damals schon 9 Jahre lang immer wieder selbst geschnitten, verbrannt, geschlagen oder verätzt haben, haben wir nie so darunter gelitten, wie damals in dieser Klinik. Es war das tragischste Erbsenmoment, das wir uns selbst machen konnten und diese Belegung von Schmerz durch körperliche Versehrung als Beruhigung ist etwas, das wir heute mühsam wieder zu entkoppeln versuchen.

In einem Gespräch mit dem Begleitermenschen kam jemand an den Punkt in der Auseinandersetzung um die Persönlichkeitsstörungsdiagnosen, dass der uns erschreckende Anteil daran immer wieder der ist, an dem uns Intensionen hinter Verhalten unterstellt werden, für die wir selbst meist weder Kraft noch Fokus hatten.
Was wiederum in der Narzissmuskrise der Teil ist, der uns die letzte Klinik am Ende vollends als guten Ort zur Unterstützung in der Begegnung und dem Auseinandersetzen mit uns und unserem Er_Leben verbrannt hat.

Gerade in der letzten Klinik hatten wir sehr bewusst massive Probleme überhaupt teilhaben zu können, schwerwiegende Kommunikationsprobleme und ein wie wir finden gutes Gefühl für unsere Überforderung vor bestimmten Anforderungen. Und wir sind einer Täuschung erlegen, die uns – zumindest nach jetzigem Stand der Auseinandersetzung und Fehlersuche – dazu verleitet hat, anzunehmen, es wäre okay, wenn wir selbst bestimmen, wofür wir Kraft aufbringen und wofür nicht. Wir haben uns um uns gekümmert und nicht darum, ob wir nach außen okay sind. Wir haben uns auf das Inmittendrin konzentriert und nicht darauf, die flache phrasenbasierende PITT-Sprache zu kopieren und spiegeln, während wir klinikfunktional dissoziieren.

Wir haben etwas gemacht, das ein High Five auf der Heilungsskala bedeuten könnte– aber nur, wenn der Heilungsbegriff auf den Leiden basiert, die wir empfinden.

In keiner der Persönlichkeitsstörungsdiagnosen, die wir in unserer Behandlungsgeschichte erhalten haben, wurde auf unsere Leiden geachtet, sondern überwiegend auf unser sichtbares Verhalten als Einsmensch und die Erklärung, die die jeweiligen Psycholog_innen sich dafür vorstellen konnten.
Wir haben immer genau dort eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert bekommen, wo man uns in unseren Fähig- und Fertigkeiten über- bzw. falsch eingeschätzt und überfordert hat. Wo das nicht passiert ist, verlegte man sich auf die Benennung sichtbarer Probleme und die deuteten schon früh auch in Richtung PTBS und ASS (Autismus-Spektrum-“Störung”), neben ganz schlicht (nicht pathologisierend bewortet) “belastete/überforderte/dekompensierte Jugendliche”.

Wenn ich mich den aufkommenden Erinnerungen widme, merke ich neben der üblichen Bitterkeit auch zunehmend den Wunsch mich und die Innens, die anders als ich nicht gealtert sind, auch mit etwas anderem als den Erklärungen für diese Sachverhalte trösten zu können.

Doch ich spüre die Spaltung zwischen uns sehr deutlich. Manche debattieren bis heute im Innen mit irgendwelchen Krankenpflegern und Schwestern darüber was für widersprüchliche Aussagen sie gemacht haben, die dazu geführt haben, dass man sich “falsch” verhalten hat. Manche sitzen noch immer weinend in der Heilerinquisition (eine wöchentliche Visite mit allen Behandler_innen einer Klinik) und stottern an Worten herum, die nicht ihrem jagenden Puls im Hals vorbei kommen. Manche liegen immernoch fixiert auf irgendeiner Krankenliege und schwanken zwischen Wohlgefühl durch Gefühle von Gehaltenwerden und Verwirrung über aufkommende Flashbacks von Gewalterfahrungen anderer Innens.

Ich merke, dass es ihnen nicht um Trost geht. Jedenfalls nicht vielen. Ich merke, dass es für viele um die Verwirrung und die schier unüberbrückbare Differenz zwischen Außen und Inmittendrin geht, die macht, dass ich sie überhaupt mehr wahrnehme als noch vor ein paar Monaten. Und ich beginne zu begreifen, dass es vielleicht genau diese Spaltung ist, die mir die Autismusdiagnose so schwer macht.

Sie macht mir nämlich den eigenen Anteil der jahrelangen Klapsenqualen bewusst, während der Inklusionsaktivismus, den wir heute unterstützen, eine Haltung in uns hat entstehen lassen, nach der wir unsere Behinderungen (auch im Sinne von “Unfähig-und –Fertigkeiten”) als etwas angenommen haben, das wir als von anderen Menschen ernst zunehmen und mitzudenken einfordern dürfen und sowohl zum Anstoß gesamtgesellschaftlicher Veränderungen im Sinne der Inklusion aller Menschen gleichermaßen, als auch zur Ermöglichung von Teilhabe und Steigerung der eigenen Lebensqualität auch müssen.

Ich komme nicht mehr um eine anerkennende Haltung gegenüber diesen jugendlichen Innens herum. Ich muss sehen, wie super stark, hartnäckig und aus wie vielen guten, wichtigen Gründen sie jeweils getan haben, was sie getan haben und spaltungsbedingt bis heute tun.
Die pedantischen Regelpapageien. Die nervigen Anstandsroboter. Die Kämpfer_innen für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte auch auf einer geschlossen Station. Die taktierenden Gruppentherapiebestreiter_innen. Die schweigend auf Wände und glitzernde Folien starrenden. Die mutigen “Ich werde misshandelt”-sager_innen. Die intellektuell in Grund und Boden quatschenden. Die “diesmal mache ich alles (die Behandlung/die Therapie/der Versuch in einem Heim zu wohnen) richtig”- Denkenden.

Ich reflektiere an mir die Übernahme des psychologischen Blicks, der mich daran gehindert hat sie so zu sehen. Für mich waren sie bisher immer eher grundlegend dysfunktional und leidend. Weil – DIS –Entstehungslogik: sie ja weiter gewachsen wären, wären sie funktional gewesen bzw. kompatibel mit sich verändernden äußeren Anforderungen. Ich wäre ja nie nötig gewesen, wären sie besser, richtiger, heiler, fähiger, kompatibler gewesen. Sie sind nicht alltagstauglich, geschweige denn orientiert – wie wertvoll können sie dann schon für meinen Er_Lebens.Alltag sein?

Well, ich sehe, dass dieser neuere Blick etwas an ihnen wertschätzt, das nichts mit ihren Fähigkeiten im Heute zu tun hat, sondern mit dem, was sie getan haben, als ich nicht da war. Vielleicht, weil ich damals nicht da war. Vielleicht, weil sie kleben geblieben sind, wo es mich von ihnen im Lauf der Dinge weggerissen hat.

Während meiner Fehler- und Erinnerungssuche merke ich, dass ich ihre Erfahrungen auch gemacht habe und bis heute mache. Aber ich bin keine 14, 15, 16, 17, 18 Jahre alt und bin so global wie sie damals davon abhängig, was wer in welche Berichte über uns schreibt.
Klar sind wir in Teilen abhängig davon, dass unsere Behandler_innen keine Quatschberichte schreiben, weil unsere Hilfen und Unterstützungen entsprechend unserer Bedarfe gebraucht werden und nicht entsprechend dessen, was irgendwer irgendwann aus was auch immer für Gründen von uns und unserem Verhalten hält – auf der anderen Seite aber, steht hinter jedem Antrag auf Unterstützungen auch der implizite Apell an die Logik. Niemand bittet um Unterstützung, wenn si_er nicht die Idee hat, welche zu brauchen oder gut nutzen zu können.

Und: Ich bin eine von den wenigen wirklich Erwachsenen von uns und merke im Moment immer wieder mal, wie sehr auch unsere Einsamkeiten in diverse Fortbestände von Ängsten und Unsicherheiten hineingespielt haben.

Das könnte ich für sie werden, denke ich.
Jemand, di_er da ist.

Missverständnisse und ihre Folgen

Es ist 2:40 Uhr.
Ich liege in unserer Schleiereulenhöhle, schaue auf die fluoreszierenden Sterne und höre dem Innen zu.

Wo es immer schreit und weint, schreit und weint es. Wo es immer Lösungen sucht, flackerflirrsirrsummen Wort-und Wissenscluster. Wo es nach Eindrücken greift, stinkt es nach Angstschweiß und wo ich bin, das ist es schmerzensstill wie im Auge eines Tornados.

Jemand von uns sagte, dass man klagen können müsste. Mehr als wehklagen, mehr als selbstbefreiend und selbstregulierend klagen. Man müsste strukturell klagen können. Auf Schmerzensgeld, Entschädigungen für entstandenes Leid und wirtschaftlichen Schaden, Wiedergutmachungsleistungen nach seelischen Verletzungen und Verletzung der Menschenrechte.
Allein die Möglichkeit das zu können – die Wahl darum zu haben, für sich auf struktureller Ebene eintreten zu können, würde für manche von uns einen erheblichen Unterschied bedeuten und die Situation erträglicher gestalten.

Man müsste es nicht einfach hinnehmen durch den verspäteten Aufnahmetermin in der Klinik, dann eben Dinge abgesagt zu haben, die Geldeinnahmen bedeutet hätten und jetzt vieles einfacher aussehen lassen würden. Man müsste nicht einfach hinnehmen, dass man uns behandelt hat, wie jemand di_er ganz die eigene Krankheit ist, statt ein Jemand, das seit 16 Jahren in der inhaltlichen Auseinandersetzung und dem Umgang mit dem eigenen als Krankheit bezeichneten Zustand ist. Man müsste das fachlich inkompetente Eingreifen in unsere zukünftigen Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten nicht hinnehmen.

Man müsste einfach nicht gezwungen sein, sich demütigen und kränken, behindern und verletzen lassen zu müssen. Von anderen Menschen. Erneut.
Und erneut ohne wie auch immer gelagerte Konsequenzen für diese Menschen.

Hintergund dieses Wunsches, war ein gestern angekommener Arztbrief von der Klinik, in dem in den Diagnosen stand wir hätten eine „dissoziative Identitätsstörung bei narzisstischer Persönlichkeitsstruktur“,  Asperger-Syndrom … , bla bla – der ganze Rest.
Nachdem wir mit den Kränkungsgefühlen, die mit dem Begreifen der Annahme der Gegenüber, dass es sich bei uns um a) eine Person mit Persönlichkeit und darauf fußend b) eine Person, die sich selbst so großartig macht, dass ihr alles Äußere irrelevant bis nieder(er) erscheint, weil sie ein inexistentes Selbstwertgefühl hat, handelt, fertig waren, klackerten Verständnisprozesse wie Dominosteinketten durch uns hindurch.

Plötzlich ergab alles Sinn. Die Verweigerung uns zuzuhören und ernst zunehmen. Die Vermeidung sich anzuhören, was genau wir für Schwierigkeiten aufgrund welcher Umstände und eigenen Reaktionen hatten. Der Entzug der Möglichkeit individuelle Lösungswege der Integration in die Therapieangebotsstrukturen für uns zu finden.
Wenn man denkt, jemand erhebt sich mit seinen Äußerungen oder macht sich wichtiger, als si_er ist, mit dem, was si_er sagt – ja sicher verhält man sich dann genau so, wie sich unsere Behandler_innen uns gegenüber verhalten haben.

Und wir dachten die ganzen 3 Wochen, wir müssten nur immer deutlicher und verständlicher sagen, was genau unsere Probleme sind.

Alice im Wunderlandszene, in der sich Alice seufzend an die Stirn greift
Alice im Wunderlandszene, in der sich Alice seufzend an die Stirn greift

Weil man uns immer wieder sagte, wir sollen mit diesen Menschen zusammenarbeiten, weil wir ja schließlich etwas von ihnen wollten.

Meryl Streep, die sich an die Stirn greift
Meryl Streep, die sich an die Stirn greift

Weil es für uns so ein üblicher Bestandteil der Interaktion mit anderen Menschen ist, weil wir verschiedene Behinderungen erleben.

Cäpt'n Picard, der sich an die Stirn greift
Cäpt’n Picard, der sich an die Stirn greift

Weil wir in dieser Klinik nie zuvor die Erfahrung gemacht haben, nicht gehört und verstanden zu werden.

weißer Mann*, der sich an die Stirn greift
weißer Mann*, der sich an die Stirn greift

Weil wir dachten, wir hätten in diesen Menschen viele Gegenüber, die daran interessiert sind uns gemäß unserem Auftrag an sie zu unterstützen und zu helfen.

einem weißen Mann*, der seinen Kopf mit beiden Händen hält, greifen zwei zusätzliche Hände an die Stirn
einem weißen Mann*, der seinen Kopf mit beiden Händen hält, greifen zwei zusätzliche Hände an die Stirn

 

Das Dilemma an so einer, wie der Begleitermensch sagt “Narzissmuskeule” ist: die absolut sichergestellte Abwertung aller Äußerungen, Einwendungen und Reaktionen, die von einer als narzisstisch bezeichneten Person kommen.
Das ist, wenn kein Narzissmus vorliegt, die absolute Unterwerfung einer Person unter die Deutungshoheit einer anderen und damit Gewalt.
So ein Umgang, wie der den wir erfahren haben wirkt sich damit auch zwangsläufig als genau so aus, wie wir es empfunden und auch gegenüber diesen Personen zurückgemeldet haben: ignorant und grausam.

Am Ende dieses Tages, in der Nacht zum nächsten Tag rastete die Erkenntnis bei uns ein, erneut Helfergewalt erfahren zu haben und genau nichts – aber auch gar nichts weiter tun zu können, als es aufzuschreiben, unser von uns dokumentiertes Handeln in der Situation auf zukünftig veränderbare Anteile zu prüfen und als die Gewalterfahrung abzulegen, die sie für uns war.

Selbstverständlich werden wir mit unserer Therapeutin darüber sprechen. Werden mit unserem schlauen Aspergerbuch unterm Arm in die Praxis gehen und ihr hoffentlich klar machen können, dass wir ihre Unterstützung dabei brauchen, diesen Arztbrief korrigieren zu lassen, weil er uns so, wie er jetzt ist, die Autismusförderung, die wir zum Schaffen der Berufsausbildung, zur effektiveren Nutzung ebenjener ambulanten Therapie und zur Anbahnung von so etwas wie Lebensqualität durch soziale Teilhabe brauchen, zerschießen kann (und aufgrund diverser Faktoren sogar relativ wahrscheinlich auch: wird).
Das ist eine Ebene, die wir können. Unter Aufwendung von viel psychischer Dissoziationsleistung, aber durch genug Erfahrungen geübt.

Die andere Ebene ist die Berührung eines wunden Punktes von uns.
Die ewige Frage danach, wer wir denn nun sind. Ob wir so etwas eine Persönlichkeit haben, oder nicht. Wie wir auf andere Menschen wirken und wie viel dieser Außenwirkung dafür verantwortlich ist und vielleicht schon unser ganzes Leben lang war, Gewalt zu erfahren.
Also: Waren wir vielleicht schon immer so ein Arschlochwesen, das man nur treten, schlagen, halbtot vergewaltigen kann, weil es so ein mieser Charakter, ein unangenehmer Störfaktor, ein unaushaltbares Irgendwas ist?

Machen wir unser Leben lang schon etwas, dass so logisch den Kontakt zu anderen Menschen für uns immer wieder ganz zwangsläufig in Gewalt an uns verwandelt?
Und kriegen wir genau das nicht mit, weil wir zu dissoziativ funktionieren, um das überhaupt jemals selbstständig verändern zu können?

Wir haben diese Fragen schon lange als typisch für in rape culture sozialisierte Menschen, die zwischenmenschliche Gewalt erfahren haben, erkannt und akzeptiert. Haben genauso lange die Antworten in uns parat, die uns sagen, dass wir selbst, wenn wir die schlimmsten, gemeinsten, bösesten Menschen auf der Welt wären, die Gewalt an uns nicht gerechtfertigt wäre.
Und dennoch sind sie da und wirken. Und tun weh, wenn passiert, was uns gerade passiert.

Wir haben 4 Jahre daran gekaut die DIS als psychische Entwicklungsform zu akzeptieren, die den Großteil der bestehenden Persönlicheitstheorien in ihrer Anwendung ausschließt. Haben noch 2 weitere Jahre für die Trauer um einen Normalitätsfakor (nämlich den eine (Kern oder Ursprungs) Persönlichkeit zu haben) gebraucht und konnten erst dann damit beginnen das als gegeben anzunehmen, was uns von einander in der Innenarbeit begegnet.

Jetzt kauen wir seit der Autismusdiagnostik an der Anerkennung eines weiteren in uns liegenden Faktors, der eine Persönlichkeitsentwicklung erschwert bzw. spezifisch beeinflusst haben wird und fühlen uns zunehmend einer guten Prognose beraubt.

Bisher haben wir weder Literatur, noch valide Fallbeispiele noch theoretische Modelle zur angemessenen Traumatherapie von autistischen Menschen mit DIS (oder andersherum hochdissoziativen Autist_innen) gefunden. Wir sehen uns vor einer Zukunft der Hilfen und Unterstützungen, die sich immer wieder durch so grundlegende Missverständnisse aufgrund von menschlichem Versagen und fachlichen Inkompetenzen auszeichnen wird, wie jetzt während der 3 Klinikwochen geschehen.
Also: Helfergewalterfahrungen, denen wir weder präventiv noch im Nachhinein mit so etwas wie Entschädigungsforderungen und als legitim verankerten Anspruch auf Wiedergutmachungen für erlittenen Schmerz begegnen können.
Zeigt mir mal bitte, wo genau hier der Opferbonus, das Behindertenspecial, der Ego-Keks, auf den ich mich selbstverherrlichen kann, ist.
Vielleicht würde das schon reichen, zu ertragen, was hier gelaufen ist.

Es ist 4:34 Uhr, als ich das letzte Mal auf die Uhr schaue und mein Gesicht an das Fell von NakNak lege, um mich von ihren Atembewegungen in den Schlaf hinein und weg von der Not streicheln zu lassen. Ich höre ein Weinen und merke irgendwann, dass ich mich selbst höre.

Und dann ist es morgens und ich stehe auf einer Wiese circa 8 Kilometer von unserer Wohnung entfernt.

Fundstücke #23

Wir haben uns nie viele Gedanken darüber gemacht, wieviele wir sind und welche Auswirkungen das auf unsere Behandlungsaussichten wohl haben könnte. Wir haben seit Jahren nicht infrage gestellt, ob es richtig ist, keine Gewalt mehr in unser Leben zu lassen und selbst keine mehr auszuüben.

Jetzt sind diese Gedanken natürlich da.
Sind wir überhaupt behandlungsfähig? Sind wir wirklich viele? Wer sind wir eigentlich und wer lacht sich eigentlich schon seit Jahren über unsere dämlichen Versuche uns zu sortieren und besser zurecht zu kommen halb tot, weil es doch in Wahrheit so offensichtlich sinnlos ist? Schließlich…

Ich denke oft an die Familie* und mache selbstverletzende “Was wäre wenn” – Spiele bis mich irgendeine Erinnerung auseinanderreißt, weil es mich beruhigt so unaushaltbare Körpererinnerungen provozieren zu können. Als wäre das ein Beweis für einen nicht gemachten Denkfehler oder eine Rechtfertigung meiner Not überhaupt je über Hilfen oder Unterstützungen nachzudenken.

Viele Helfer_innen machen und haben mir schon den Vorwurf gemacht, ich würde Schach-Matt-Situationen provozieren. Man könne mir nicht helfen, weil mein Anspruch zu hoch, meine Erwartungen falsch, mein Problem zu komplex und das Gras auf der Wiese zu grün sei.
Ich kenne diese Dynamiken. Ich habe sie schon tausende Male auseinanderseziert und weiß, dass sie verlogen, narzisstisch, gewaltvoll und niemals so sehr von mir verursacht wurden, wie es mir vermittelt wurde. Ich weiß das. Ich kenne Gewalt und sehe sie, wenn sie mir angetan wird.

Aber wir leben in einer gewaltvollen Welt.
Wir leben in einer Welt, in der man sich aus Leidensgründen an Gewalterfahrungen in Institutionen begibt, in denen man lernt, dass man sich so an Gewalten anpassen kann, dass man selbst weniger leidet. Man muss nur sozial verträglich und sich selbst genug bescheißend dissoziieren. Man muss nur aufhören zu hinterfragen. Man muss nur ausblenden, was belastet und sich für die Erfahrungen öffnen, von denen man selbst profitiert. Man muss andere Menschen einfach nur nachmachen. Man muss nur ein bisschen anders sein als man ist. Nur ein bisschen besser und nur an ein paar Stellen. Es ist doch nur das eigene Selbst, was falsch krank problematisch ist. Alles andere ist irrelevant, weshalb man es “okay” nennt.

Wir leben in einer so gewaltvollen Welt, dass die Menschen, die andere Menschen vor Gewalt schützen sollen, Teil eines gewaltvollen Apparates sind.
Dass Menschen, die Menschen mit Gewalterfahrungen ausschließlich mittels gewaltvoller Rahmenbedingungen helfen. Dass Menschen, die Menschen, die unter den Folgen von Gewalterfahrungen leiden, erneut Gewalt antun müssen, noch bevor sie irgendwas für sie tun können.
Unsere Welt ist so vollgestopft mit Gewalt, dass man einander scheinbar nie wahrhaft ohne Gewalt begegnen kann.

Denn schon der offene Versuch ohne jede Nutzung oder Profit für sich allein aus gewaltvollen Dynamiken miteinander umzugehen, wird als Angriff, Gefahr, zu anspruchsvoll gewertet.

Und ich bin immer noch dabei, genau das immer weiter zu versuchen.

Weil ich keine Kraft dafür habe andere Menschen zu manipulieren. Weil ich keine Perspektive für mich und uns darin sehe, sich ständig gegen andere Menschen zu behaupten, anstatt mich mit ihnen auseinanderzusetzen und zu versuchen sie selbst und ihr Verhalten zu verstehen.
Weil ich fürchte, dass ich uns selbst nie zu Gesicht und Bewusstsein kriege, wenn wir uns für den Rest unseres Lebens in solchen zwischenmenschlichen Gewaltdynamiken bewegen. Egal warum, wie genau und wie viel anders doch intendiert ist, was mir begegnet.

Aber was, wenn das falsch ist?
Was, wenn mein Kernproblem an Hilfe nicht mein Selbst ist, sondern mein Wunsch niemandem in Gewalt begegnen zu müssen, um Hilfe zu erhalten?
Wenn mein komplexes, anspruchsvolles Kernproblem ist, dass Menschen, die Menschen helfen, noch immer davon befreit werden, sich mit ihrer eigenen Gewaltausübung zu befassen und sie zu beendigen?

Ich merke, wie wichtig das wäre. Ich merke das, weil ich mich plötzlich mit Fragen wie: “Wieso darf denn diese Therapeutin Wände zwischen Innens machen lassen und das gut und wichtig nennen – aber wenn dies andere Leute machen, heißt das “Mind Control” und ist böse?”, auseinandersetzen muss und merke, wie viele Parallelen zwischen früherem und heutigem Gewalterfahren aufgehen, die lediglich in der Bezeichnung und Betitelung der Akteure unterschiedlich ist.

Wir weigern uns, uns in den Reigen der Menschen einzugliedern, die behaupten in jeder Klinik, in der Menschen mit DIS behandelt werden, würden Täter_innen sitzen und überhaupt – nirgendwo kann man sicher sein und gut aufgehoben und la la la
Wir brauchen keine Idee von ominösen Verstrickungen von Behandler_innen durch organisierte Gewalt. Wir wissen, dass Behandler_innen ebenso in Gewalten sozialisiert sind wie wir. Sie mögen sie nicht gleichermaßen ausgestaltet erfahren haben, doch erlebt, gelebt und ausgeübt, haben sie sie schon tausend Mal und das ihr ganzes Leben lang. Sie können und manche wollen sich auch nur nicht dagegen entscheiden, so wie wir.

Es ist die Frage, warum uns dieser Verzicht scheinbar per default inkompatibel macht. Warum die Angst vor Gewaltverzicht, Veränderung, die Anstrengung für etwas noch nie gewesenes, Menschen dazu bringt, uns das Gefühl zu geben, wir wären es weder wert sich mit uns auseinanderzusetzen, noch okay genug, um uns auch so fühlen zu lassen.

Es ist alles noch da

Vorhin, in den letzten Schwingungen des Spontankontaktes mit der Therapeutin, die wir gedenken “unsere Therapeutin” zu nennen, fiel mir auf, wie üblich es jetzt weiter geht.
Mit NakNak* rausgehen – nur entspannter. Abendessenszutaten einkaufen – nur entspannter. Bloggen – nur ohne den Beigeschmack etwas Verbotenes zu tun. Ins Bett gehen und schlafen – nur ohne vorher einen Wecker zu stellen.

Alles ist noch da. Alles funktioniert noch.
Voll krass.

Weil, eigentlich müsste doch alles in Scherben sein. Schließlich hat man uns aufgegeben und weggeworfen. Schließlich ist man in der Klinik zu der Erkenntnis gekommen, dass man mit uns kein Arbeitsbündnis geschafft hat (und dadurch offensichtlich automatisch zu dem Schluss, dass sich das auch niemals je ever überhaupt je hätte eventuell vielleicht mal noch entwickeln können, wenn man uns und unserer Entwicklung Zeit gibt – weil Zeit ist Geld und Geld gibts ja von den Krankenkassen nie genug und darum kämpfen mag man nicht mehr,weil aus Gründen und Selfcare. Muss man ja auch verstehen – ) und uns entlassen hat.

Tatsächlich sind wir nicht in Scherben. Aber es ist ein bisschen was kaputt gegangen, das weniger mit uns, als mit dem zu tun hat, was wir so tun und weshalb wir es tun.
Unsere Loyalität gegenüber dieser Klinik und manch ihrer Akteur_innen hat einen weiteren derben Spalt in sich und bringt uns in tiefer greifende Zweifel und Konflikte über unsere Haltung, die wir nach außen vertreten.
Etwa dann, wenn mal wieder eine Email kommt, welche Klinik es ist und welche anderen wir empfehlen können. Oder dann, wenn es um Behandlungsansätze und unsere Erfahrungen damit geht. Oder dann, wenn jemand ähnlich verletzt, gekränkt und Teilen angebrochen, wie wir aus dieser Klinik herauskommt und hofft mit uns jetzt doch mal so richtig über “diese bescheuerten Therapeut_innen” oder “diese scheiß Klinik” herzuziehen.

Wir sind nicht so. Und wir waren auch nie so.
Obwohl wir von einem Therapeuten sexuell misshandelt wurden, in Kinder- und Jugendpsychiatrien fehl- bis miss_be_handelt wurden, von Dutzenden Therapeut_innen und Kliniksystemen verachtet, dressiert und verkorkst wurden, waren wir nie die Person, die anfängt gewaltvoll auf diese Personen zu reagieren oder gegen sie zu agieren.
Wir haben nie jemanden angezeigt. Wir haben uns nie gewehrt. Wir haben nie Schmerzensgelder oder Entschädigungen aufgrund von Falschbehandlungen oder Falschdiagnosen verlangt. Obwohl wir schwere Schäden davon getragen haben und diese bis heute nachwirken.

Wir haben nur immer wieder aufs Neue gehofft, man würde sehen, wie groß ist, was wir Behandler_innen in die Hände legen, wenn wir sie um die Hilfe bitten, die sie anbieten bzw. als von ihnen als leistbar anbieten
Immer ein bisschen weniger, aber doch: in Hoffnung

Es ist eines dieser großen Geheimnisse und Rätsel für uns, wonach Menschen bemessen, wann was wie genau für sie ist. Wie genau Menschen eigentlich abzirkeln, ob und wenn ja, was genau sie eigentlich von dem erfassen, begreifen und verstanden sein lassen, was sie wahrnehmen.
Manche Menschen nehmen diese Rätselhaftigkeit für uns ernst und öffnen sich für uns. Sie machen sich für uns ein bisschen leichter lesbar. Ein bisschen einfacher für uns. Sie machen sich barrierefreier für uns.
Manche, weil sie genau das als Teil ihrer Arbeit inkludieren und fachlich kompetent genug sind, zu wissen und begriffen zu haben, dass gerade komplex traumatisierte Menschen (gut lesbare und dadurch) abschätzbare und verlässliche Gegenüber brauchen, um in Kontakt gehen zu können, der eine konstruktive Arbeitsbeziehung zur Folge haben soll. Manche, weil sie uns irgendwie sympathisch finden und wollen, dass wir sie auch sympathisch finden. Manche, weil sie uns etwas schenken wollen. Manche, weil sie merken, wie sehr wir uns daran aufrauchen sie zu verstehen und Mitleid haben.

Und manche nehmen diese Rätselhaftigkeit nicht ernst. Verstehen das Problem nicht. Stehen vor ihrer kognitiven Dissonanz und kriegen unser Auftreten nicht zusammen mit dem rabenschwarzen Loch der Not, die sich logischerweise aus solchen Rätselhaftigkeiten ergeben. Für manche Menschen wirken wir vielleicht (sehr wahrscheinlich) nicht glaubhaft oder aufrichtig in diesem, so fühlt es sich jedenfalls für mich an: Geständnis von Rätseln, Unwissen, Unsicherheit, Angst und Not daran.

Und manche Menschen sind einfach ignorant. Nicht bei uns, sondern hauptsächlich bei sich und dem Oben und Unten, das sie davon befreit, sich damit zu befassen, wie problematisch ihre Ignoranz ist.
Der Begleitermensch nannte das “Therapeutendünkel” und ich nenne es das logische Ergebnis aus wer weiß wie vielen Kämpfen mit kranken Kassen, Gutachterbullshit, fachlichen Querelen und dieser einen Prise Überheblichkeit, die mit Deutungsmacht einhergeht. Wer sich nicht stellen muss, weil es auch anders geht, tut es nicht. Wer hunderte Patient_innengesichter und –geschichten an sich vorüberziehen sieht, ohne sich je für mehr als diese eine Episode ihres Lebens mit_verantwortlich fühlen zu müssen oder zu sollen, der kann fallen lassen, was verwirrt, irritiert, weh tut, stört.

Wir hätten allen Grund wütend zu sein oder aggressiv aus Gefühlen von Verletzung.
Tatsächlich aber haben wir gerade den Impuls, Mitleid mit den Menschen in diesem Klinikapparat zu haben.

Mitleid ist eine Form der Gewalt. Vielleicht eine der schlimmsten.
Denn auch sie entwürdigt, entmündigt, entmachtet. Negiert jede Form des eigenen Willens und Wollens, löscht jede Idee von eigenen Fähig- und Fertigkeiten eines Individuums aus.
Wer Mitleid hat, sagt, dass eine Person keine andere Wahl hat. Nicht anders kann (hier: “kann” als Fähigkeit gedacht) und das ganz sicher schlimm für diese Person ist. So schlimm, dass sie leidet.

Mitleid gilt häufig noch als etwas, das wichtig ist, weil es mit Mitempfinden oder Verständnis verwechselt wird.
Wir haben aber weder Verständnis dafür, wie die Entscheidung “der Klinik™” zustande gekommen ist, noch können wir irgendetwas mehr erfühlen als die Idee einer ängstlich vermeidenden Haltung uns gegenüber bzw. dessen, was wir repräsentieren (was auch immer das wohl sein mag)

Wir ermahnen uns, uns die gewaltvolle Struktur “Klinik” als Teil verschiedener gewaltvoller Strukturen (wie “Psychopathologie”und “Gesundheitssystem”) innerhalb der allgemein bestehenden Gewaltkultur unserer Gesellschaft, nicht als die gleiche unveränderbare und unkritisierbare Grundlage anzunehmen, wie diese Menschen, sondern ihnen die Verantwortung über die Stützung und das eigene Profitieren an diesen Strukturen zu überlassen. Denn da wurden Entscheidungen getroffen. Da wurde und wird etwas getragen, das, neben vielen eher positiven Eigenschaften, auch als toxisch, gewaltvoll und menschenverachtend anzuerkennen nicht schwer ist, wenn man sich damit so brachial kritisch auseinandersetzt wie es die aufrichtige Auseinandersetzung mit jedem Aspekt des menschlichen Seins und Wirkens erfordert.

Ja, wir intellektualisieren. So sind wir. Wir tun das nicht, weil uns das so schön aus Schmerz, Verletzung, Trauer und Not bringt und uns in irgendeiner Form ermächtigt. Wir tun das, weil wir das tun. Ganz schnörkellos und ohne tiefere Bedeutung, als die, die es für uns hat: Kontext (für unseren Schmerz, unsere Verletzung, Trauer und Not).

An unsere Schnörkellosigkeit muss man sich gewöhnen. Dafür braucht man Zeit, Kraft, Mut zum Irrtum und den Wunsch zu verstehen.
Das geht in jedem Rahmen und egal, wie gut oder schlecht wir uns in diesen Rahmen hineinoperieren können.

Was unser Arbeitsbündnis nicht hat zustande kommen lassen, war ein einziges grundfestes Missverständnis, das man nicht glauben will.
Weil so viele tausend erdeutete Ideen und Fehlannahmen über uns als Person und unser Re_Agieren so viel besser gepasst haben, um uns und unsere Behandlung zu vermeiden.

Als Patient_in kann man nicht beides leisten: sich selbst und seine Behandler_innen davon überzeugen, dass es sich wirklich lohnt.
Dass diese Doppelbelastung nun ein Ende hat, darum sind wir froh.

Was bleibt sind vermehrte Zweifel, ob wir unsere Engagements für komplex traumatisierte Menschen überhaupt noch jemals unter Einbeziehung von behandelnden Menschen fortführen wollen. Offensichtlich wäre vieles einfacher gewesen, wären wir nicht der Mensch hinter “Hannah C. Rosenblatt”.
Andererseits denke ich, dass unsere nervig irritierende Schnörkelosigkeit ist, was dieser eingeschworenen Traumabubble hier und da fehlt.

Wer weiß.
Erstmal einfach weiter im Text.

Podcast schneiden, Nachwachshausumfrage bewerben, die 321 Emails aus der Klinikzeit lesen und beantworten, eine gute Sonnencreme finden und die erste Miniradtour vor der Großen planen.

Es ist alles noch da.

Schmalzischmalz und Wahrhaftigkeit

Wir sitzen auf unserem Baumstamm im Nirgendwo des Irgendwo im Wald und starren auf das zarte Grün um uns herum.

“Es hat alles irgendwie mit Wahrhaftigkeit zu tun, glaube ich. Also, dass ich, weil ich da bin, der lebende Beweis dafür bin, dass es die anderen vor mir auch gibt. Mit allem, was sie haben, brauchen, können oder auch nicht können, brauchen oder haben. Und eben ganz wahrhaftig.”.

“Hmmm”, macht die Gemögte ins Telefon und es hört sich nach Zustimmung an. “Also ist es deine Selbstannahme als ein Innen, das für andere Innens entstanden ist, die macht, dass du die Anderen, als wahrhaft existierend bewiesen siehst?”
”Ja! – Danke – das ist viel knackiger formuliert.”, sie lacht und wickelt sich den Satz in ein blaues Erinnermich-Tuch.

“Und das Andere ist: Okay – ich habe die anderen und ihre Bedürftigkeiten und Schwierigkeiten als wahrhaft anerkannt. Ich denke: “Okay – ich habe keine Ahnung, wie ich dem begegnen kann. Wie ich auf sie Rücksicht nehmen kann oder wie unser Leben vielleicht gestaltet sein könnte, damit die Dissoziation zwischen uns vielleicht aufgelöst werden kann. Wie ich mit unkontrolliertem Erinnern umgehen kann und vielleicht auch schauen kann, was für Leben sie gelebt haben.
Es ist das Eine dieses Leben zu führen, in dem der intimste Kontakt zu anderen Menschen der ist, in dem man die Fragmente, die wir als Blogtexte teilen, dem Lauf der Dinge überlässt, in dem sich widmet, wer sich die Zeit, den Raum, die Kraft nimmt, sich zu widmen. Mit allen Konsequenzen, Risiken und Aus_Wirkungen, die möglich sind. Dieses Leben, in dem ich gut funktioniere, weil ich das kann. Weil ich dazu da bin, das zu können.”.

Es wird dunkel hinter mir. Ich fühle, wie sich etwas verdichtet und als Tränen aus ihren Augen herauskommt.
NakNak* schiebt sich auf ihren Schoß und leckt an ihrer Handinnenfläche. Drückt den Kopf an ihre Brust und wartet auf die Schmusegeste, die wir immer mit ihr machen.

Ich lege meine Hände auf ihre Schultern, obwohl ich schon weiß, dass sie mich nicht wahrnimmt.
Vielleicht tröste ich mich mit dieser Geste mehr als sie.

Sie schnieft ein bisschen und atmet durch.
“Es ist aber etwas anderes, den Lauf der Dinge selbst und aktiv zu beeinflussen und zu gestalten. Ganz bewusst und mit Absicht – obwohl man weder weiß, was man dazu genau tun muss, noch wirklich sicher weiß, welche Fehler okay sind und welche nicht. Oder – was heißt Fehler? – welche Abweichungen von “normal” wie in “nicht störend” oder “nicht unangenehm auffallend” okay sind.”.
“Also geht es auch noch um Anpassung, ne?”. Die Stimme der Gemögten klingt warm und erinnert mich an den Schwan. “Das ist ja auch oft ein Thema bei euch, die Frage, wie okay ihr seid, wenn ihr nicht passt oder den Anpassungserwartungen nicht entsprechen könnt.”.

Es klingt, als würde sie sich bequemer hinsetzen. “Kann es sein, dass das jetzt auch gerade das Problem ist? Also nicht nur das Dilemma, dass man eure Schwierigkeiten nicht sieht und als wahrhaft anzuerkennen scheint, sondern auch, dass ihr gerade merkt, dass ihr euch nicht an Vorgaben anpassen könnt, ohne so stark zu dissoziieren, dass ihr Zeit verliert oder sowas?”.
Hannah nickt und streichelt den Hund. “Ich glaube schon.”, antworte ich.
“Was ist wenn das immer und immer so bleibt?”, fahre ich fort, “Für immer. Was, wenn uns die Klinik gerade zeigt, wie falsch wir sind und wie wenig anpassungsfähig wir an das echte Leben sind?”.

“Die Klinik ist nicht das echte Leben, M. . Von dort werdet ihr vielleicht viele Dinge mitnehmen, die euch im echten Leben helfen – ja. Aber irgendwas darüber, wie das echte Leben als behinderte und queere Person mit eurem Überlebenshintergrund ist, werdet ihr dort nicht lernen.”.
Ich merke, dass wir ein bisschen über ihre plötzliche Festigkeit erschrecken und hart werden. “Bitte verwechselt Kliniken und Hilfsangebote nicht mit dem echten Leben. Ihr hattet so wenig echtes Leben in eurem Leben – woher sollt ihr wissen, wie man damit umgeht? Ihr werdet Fehler machen und ihr werdet noch ganz oft nicht in die hübschen kleinen Hilfe-Lebens- und Revolutionskonzepte anderer Menschen hineinpassen, aber ihr werdet nie selbst der Fehler sein.
Verstanden? – Oder wenigstens gehört?”.

“Hmmm.”, mache ich und weiß nicht mehr so richtig, was ich sagen soll.
“Ist Hannah noch da?”, fragt sie und klingt wieder so weich wie immer. “Ja”, antworte ich, “sie steht neben mir.”.

“Ich kenne euch jetzt schon sehr viele Jahre und mich haut es selbst regelmäßig aus den Latschen, wenn ich merke, wie eigentlich doch wenig ich davon weiß, wer ihr eigentlich seid und wie ihr es überhaupt schafft am Leben zu bleiben. Aber ich kann das reflektieren, weil ihr mich daran erinnert, wie nötig das ist, um euch kennenzulernen. Immer noch und immer wieder neu.”.

“- Äh – wird das jetzt eine Schmalzischmalzansage?”, frage ich ein bisschen angeekelt dazwischen, “Wir hatten heute schon sowas ähnlich awkwardes mit dem Begleitermenschen am Telefon.”.
Sie lacht. “Nee, kein Schmalz – ernsthafter call out. Ihr seid viele und das bedeutet für mich auch jedes Mal neu gucken zu müssen: “Wer ist da? – Was kann die Person? – Was bringt sie mit? – Worum geht es jetzt und hier? – Was wird gebraucht?.” Das ist meine wahrhafte Normalität im Kontakt mit euch und ich merke selber, dass mich das einerseits manchmal anstrengt, weil ich bei anderen Menschen da viel fauler sein kann – andererseits seh ich aber auch, wie klasse das ist, wenn ihr euch diese Fragen mehr und mehr auch selbst stellen und beantworten könnt. Und die Antworten auch aushalten könnt, ohne in Todesangst oder anderen Stress zu geraten.”, sie kichert. “Oder wie J. sagen würde: “Ich feier’ das hart, wie ihr vorwärts kommt!”.

Wir lachen und reiben uns die Hitze aus dem Gesicht.
Sie sprechen noch ein bisschen über das echte Leben, das Vielesein, das Behindertsein, die Angst und darüber, wie krass es manchmal ist, überhaupt zu existieren.
Ich merke, wie es Hannah zum Trost wird und uns zur Kraftquelle.

Und irgendwann glaube ich fast, dass wir wirklich nicht mehr tun müssen, als wir im Moment tun, um das Beste zu machen, was wir können.

böse Mädchen

Wir griffen nach zeitlichen Folgen, versuchten ein Nacheinander zu finden und zu fühlen, warfen uns dann aber doch wieder nur in den Lauf der Dinge.
Hörten einer Person zu, die über Essen sprach und rannten wieder zurück zum nächsten Termin.
Sammelten uns. Sprachen aus, woran wir seit dem Aufnahmetag in der Klinik kauen: Wir fühlen uns nicht erwünscht. Nicht gehört, nicht gesehen, nicht verstanden – und schrägerweise ist dieses Gefühl genau dort präsenter, wo man sich voll und ganz auf uns konzentriert. Beziehungsweise, voll und ganz darauf konzentriert ist, uns Dinge zu sagen. Egal, was das mit uns macht, für uns bedeutet oder wie es von uns aufgenommen wird oder werden kann.

In anderen Settings ist das Gefühl nicht da. Wir gehen angenehm anonym unter in den Gruppen. Machen unsere Übungen, spüren nach, fragen rein, schwingen mit, versuchen uns zu bewahren, was sich an guten Empfindungen einen Weg sucht. Alles läuft okay und genau so, wie wir uns das erhofft hatten.
Doch wehe wir haben einen Einzeltermin oder wir werden durch als hilfreich intendiertes Verhalten ins Erinnern getriggert.
Dann bricht die Hölle los.

Und es ist eine Hölle.
Eine, die wir schon mal erlebt haben. Mehrfach. Über Jahre.
Und die, außer für uns, den Begleitermenschen, unsere Therapeutin und die Flauscherzen in unserer Twittertimeline scheinbar für niemanden sonst real ist. Denkbar ist. Möglich ist. Wahrhaft ist.

Nach dem Termin fahren wir nach Hause und rupfen uns und sie aus der Zeit heraus.
Wir machen uns weit, weich und warm. Gehen zur Seite und lassen sie fertig weinen im Tausch gegen einen Schnitt vom Hals bis in die Scham. Wir streicheln NakNak*, streicheln unsere Nerven. Lassen Seifenblasen durchs Bullergeddo fliegen und lauschen dem Tanz der vielen geschenkten Kreisel auf unserem Laminatfußboden.
Wir schenken uns einen Erbsenmoment, der eine Stunde dauert. Schenken einem Fast-noch-ein-Kind den Trost, den es braucht und erfahren, dass sich für sie etwas wiederholt.

Irgendwann kann auch ich den Schmerz in der verletzten Hand fühlen und denke darüber nach, ob wir noch Kraft für den verwaltungsrelevanten Überweisungsquatsch von der Klinikärztin zur Ambulanz im anderen Krankenhaus haben, damit sich ein special Körperarzt die Hand ansieht.
Und dann muss ich lachen.

Dann lache ich bis ich weine und das Mittagessen erbreche.
Weil ich mich “behandlungsbedürftig selbst verletzt” habe, während unsere Behandler_innen im Raum saßen und sich vermutlich genauso vor dem, was da aus uns herausgebrochen ist, erschreckt haben, wie wir selbst. Was ein den gemeinsamen Absprachen entsprechender Grund wäre uns zu entlassen.

Das 14 jährige fast-noch-ein-Kind beobachtet mich und mein Lachweinkotzen. Und ich merke ihre Verwirrung. Merke, wie gut es wäre, würde ich mich selbst dort in diesem Klinikrahmen so sicher und geschützt fühlen, wie es unsere Behandler_innen tun.
Ich sage dem fast-noch-ein-Kind nicht, dass alles okay wird. Ich verspreche ihr nicht, dass ich sie schützen werde.
Ich schaue nach innen. Suche nach einer Wahrheit, die ich mit gutem Gewissen an ihr Herz legen kann.

Und verspreche ihr, dass sie für mich niemals das böse Mädchen sein wird, für das sie sich hält.

was ‘unsere Leute’ wissen sollten

Und manchmal geht es gar nicht darum, wie dringend ich verstanden und gesehen werden möchte, sondern darum, dass ich das Moment verpasse, in dem ich meinen Impuls übergehe, zu akzeptieren, wie dringend mein gegenüber mich und das, was ich sichtbar mache, ein_fach, simpel und leicht braucht.

Unsere täglichen Über.Belastungen sind für mich so üblich, dass ich die Menschen vergesse, deren größte Nähe zu großen, komplexen Problemen, der Kontakt mit mir ist. Manchmal und mit zunehmendem Kontakt zu anderen Menschen mehr, vergesse ich, dass es für sie ein großer Schritt aus einem Kosmos, in dem grundlegend alles als okay, einigermaßen heil, ausreichend gesund und genügend sicher wahr.genommen wird, ist, mit uns in Kontakt zu kommen.

Früher hatte ich das noch bewusster als in der letzten Zeit und habe Menschen in der Folge gemieden oder mich ihrer Sphären entsprechend angepasst.
Heute merke ich an vielen Stellen, welche Folgen so eine “aber eigentlich ist ja grundlegend alles heil und okay” – Haltung hat und bin konfrontativer. Will nicht hinnehmen, wie sich der Großteil der Menschen vor der Auseinandersetzung mit durchaus und bereits in der eigenen privaten Praxis veränderbaren Problemen, scheut oder verschließt. Will nicht akzeptieren, wie viele Menschen sich für etablierte Floskeln entscheiden, auch und teilweise sogar obwohl sie wissen, welche Aussagen sie damit auch treffen, obwohl sie sie eigentlich ablehnen.
Ich will nicht akzeptieren, wie viele Missstände by the way im täglichen Lauf hingenommen werden, weil jede noch kleine Veränderung zur Zumutung mutiert. Zu diesem einen großen Schritt in einen Kosmos hinein, in dem die persönliche , als heil und okay wahrgenommene Grundlage, schlicht nicht mehr da ist bzw. durch die etablierten kulturellen Praxen als inexistent erscheinen.

Andererseits ist es für diese Menschen eben doch manchmal eine Zumutung. Eine Überforderung. Eine Belastung, die man nicht halten kann, auch, wenn man sich grundsätzlich dazu bereit erklärt hat, sie auf sich zu nehmen.
Ich verpasse das Moment schnell, weil ich schneller bin in der Erfassung und Verarbeitung all dessen, was ist. Bis Menschen verstanden haben, was ich alles mitbedenke und worauf meine Formulierung einer Problem- oder Konfliktlage basiert, bin ich schon längst in dem Prozess der Verarbeitung des Gefühls unverstanden, ungesehen zu sein. Und manchmal eben auch des Eindrucks, umgeben von Menschen zu sein, die einfach keinerlei Resonanzboden für eine gemeinsame  oder einander verstehende Kommunikation bieten, oder dem, von Menschen umgeben zu sein, die plump drauflos raten und von sich auf mich und uns schließen und das für Gegenseitigkeit halten.

Ich nehme mir oft vor langsamer zu machen. Atmen, denken, warten, Gedankenstopp.
Leider bedeutet “Gedankenstopp” bei mir noch immer “dissoziieren”, weil es denkt, wie es denken kann – egal, ob ich das bewusst halten will oder nicht.
Dabei ist der günstige Verlauf noch der, dass, wann immer ich mir sage: “Stopp ”, mein Denken die 100 Shades of “Stopp” mit all ihren Auswirkungen, eventuellen Bedeutungen in diversen (allen) Kontexten und Fragen, die sich an diesem Umstand generell entlang befinden (like: Müssen sich Tiere –> Reptilien –> [neurologischer Aufbau und erforschte Befähigungen von Reptilien] eigentlich auch in ihrer Verarbeitungsgeschwindigkeit stoppen oder verhindert ihre neurologische Befähigung dies?) bearbeitet.
Die ungünstige Variante ist, dass ich irgendwo an eine Gedankenstelle komme, die etwas Unverarbeitetes (also Traumainhalte) negativ angetriggert und mich komplett aus dem Kontakt reißt und das ist leider genau die Variante, die ich und wir am Tag mehrfach erleben.

Und ja, das bedeutet auch, dass ganz übliche Missverständnisse oder Momente, in denen man einander erst einmal auf eine Ebene bringen muss, bei uns Wechsel auslösen und damit sogar unmöglich machen, dass manche Innens (so wie ich) überhaupt je erleben, wie sich ein Konflikt oder eine schwierige Situation in eine Gegenseitigkeit oder ein thematisches Verbundensein auflösen.

Wenn man ein bisschen was übers Vielesein weiß, dann weiß man auch, dass wir Innens jeweils andere Fertig- und Fähigkeiten haben und oft auch von sich sagen: “Mein Leben ist ein ganz anderes als das der anderen.”. Vielleicht hilft meine Beschreibung solcher Kommunikationsprobleme und ihrer Folgen ein bisschen besser zu verstehen, wie es zu dieser Aussage kommt.
In meinem Kosmos gibt es Zillionen ungeklärter Konflikte, in denen ich nicht gesehen werde und mit dem Gefühl zurückbleibe, eine Lösung sei immer irre wichtig – aber nie von mir machbar, denn ich habe nie erlebt, wie sich etwas, das ich aufzeige, in gegenseitigem Verstehen löst.

Mein Kosmos ist damit auch grundlegend nicht heil und okay und auch: nicht veränderbar.
Denn auch diese Erfahrung fehlt mir. Ich bin immer wieder damit konfrontiert, dass Menschen sich dazu entscheiden diesen meinen Kosmos aus ganz unterschiedlichen Motivationen heraus zu betreten und wieder daraus zu verschwinden, aber mit mir zusammen einen gemeinsamen zu bilden funktioniert nicht.
Ich kann nicht einmal bewerten, wie das für mich ist, denn erfahren habe ich das noch nicht. Aber meine Vorstellung davon, wie es wäre gemeinsam zu sein, ist schön. Immerhin schön genug, dass ich diese Erfahrung gerne mal machen möchte.

Manchmal spüre ich die Anstrengung des Gegenübers und nehme mir vor, es in Ruhe zu lassen. Ich mache mich selbst weg und verschließe mich vor der Person. Dann gehe ich aus dem Kontakt und nehme den Konflikt mit. Ich ordne ihn mein Bild davon, wie die Welt und das Miteinander für mich funktioniert und vielleicht, durch die mir durchgehend bewussten Wiederholungen bestärkt, auch immer nur laufen kann.

Und will all diejenigen beißen, die mir erzählen, wie grundlegend okay und heil doch alles eigentlich ist.
Wenn sie beim nächsten Mal über mich stolpern.