Fragmente einer Ausnahmesituation

In den Quetschfalten der letzten Wochen hat es mich manchmal überrollt.
Ja, mein Partner ist nicht gestorben – aber es hätte passieren können und
Meine liebe kleine alte NakNak* mit ihrem Krumpelfuß und dem leisen Stöhnen beim Aufstehen und Hinlegen – auch noch nicht tot, aber
Traumafachtag in München, warum ist das alles so kompliziert, achso achso aha, hmm, naja, aber da kann man ja was machen – einfach nur
Mein Buch ist veröffentlicht, jetzt
Buchmesse, hoppla ich bin Teil von etwas und
Oh, wir sind eine Gruppe mit Gruppenthings, da kann
Münster, Spiegel, False Memory, Wahrheit, Wissen, Wichtigtuer, was für ein Karussell oh man, oh man. Alles auf die Leseliste, das ist
Buchmesse, oh, ah, hui mit Aufzeichnung – obwohl ich so
Gruppenthings gonna always Gruppenthing aua uff oje oje oje

All die Dinge der letzten Monate, die außerhalb von mir passiert sind.
Über nichts konnte ich wirklich zu Ende nachdenken oder eine emotionale Verbindung entwickeln. Ich kenne das schon – es gibt einfach Phasen im Leben, da hat man viel im Zwischenspeicher und rumpelt in der eigenen Außenschale umher. Dass das ein Ausnahmezustand ist, habe ich erst am Sonntag begriffen. Nachdem es einen Konflikt gab, den ein jugendliches, aggressives Innen begann und durchzog bis ich die Kontrolle wieder übernehmen konnte. Solche Wechsel sind mir zuletzt vor 12–13 Jahren passiert. Als mein Leben eine endlose Kette von Ausnahmen, eine ganze Existenz im Zwischenspeicher war.
Diese Zeiten sind vorbei. Solche Wirrungen nicht mehr irrelevant. Ich erlebe meine Ausnahmesituation eingebettet in die Alltage und Er_Leben.srealitäten anderer Menschen. Deshalb geht es auch um Anpassungsleistungen. Also darum zu maskieren, zu funktionieren, während mir meine Grundlagen für die Kraft dazu fehlen und über Extrameilen beschafft werden müssen.

Bei allem Frohsein darum, dass ich jetzt nicht mehr allein im Bullergeddo wohne, eine Arbeit habe und viele Menschen kenne, mit denen mich viel verbindet, wäre ich jetzt gerne wieder an genau dem Punkt. Denn von da aus konnte ich mich immer fallen lassen. Wusste immer: „Ob ich mich jetzt aufreiße oder später oder ganz oder gar nicht, es ist im Grunde egal.“ Niemand hat nach mir gefragt, niemand auf mich gewartet, niemand etwas von mir gewollt.
Menschen sind in mein Leben gekommen, weil ich gegeben habe. Obwohl niemand darum gebeten oder darauf gewartet hat.
Das war insgesamt einfacher für mich.
Auch weil es selten vorkam, dass explizit mehr von mir verlangt wurde, als ich sowieso gegeben habe.

Ich wollte immer mehr von mir. Und habe das auch Stück für Stück geschafft.
Jetzt bin ich daran gewöhnt, viel geben zu können.
Und mein Umfeld in Teilen auch.
Sich jetzt an ein niedrigeres Niveau zu adaptieren, fällt mir schwer.

Es sind gerade tatsächlich nur 3 Stunden Konzentration, die ich aufbringen kann. Es ist gerade tatsächlich so, dass ich nicht die ganze Zeit um die möglichen Gefühle und Gedanken anderer Menschen kreise. Sondern darum, meine eigenen überhaupt mal zu empfinden und erkennen zu können. Wenn mir etwas nicht angetragen wird, denke ich nicht darüber nach. Wenn mich niemand anspricht, spreche ich nicht. Ich denke nicht in Wörtern für den Fall, dass ich jemandem davon erzählen will oder muss oder möchte, sondern in dem mir eigenen Irgendwie so.

Früher hätte ich das gemacht und mich dafür bestraft. Denn ich wollte ja mehr – weil ich sollte. Einfach nur arbeitsunfähig sein, einfach nur chronisch erkrankt sein, dafür muss es echte Anlässe geben – die habe ich mir nie an.erkannt, weil sie mein Umfeld nicht an.erkannt hat.
Heute erkennt mein Umfeld das an – und ist zuweilen verunsichert, mich so zu erleben. Freund*innenschaften werden in Frage gestellt, gemeinsame Pläne ob ihrer Umsetzbarkeit generell bezweifelt, meine gesteckten Ziele hinterfragt. Es wird bedauert, wenn ich unter einen Instagrampost schreibe, dass ich viel geschafft und wenig ganz und gar miterlebt habe in der letzten Zeit. Während ich denke: „Leute! Was denkt ihr denn, wie ich gerade durchs Leben gehe? – Mir ist vor wenigen Wochen der Partner – mein von mir geliebter, mein in mein Leben reingebackener Mitmensch – fast gestorben. Ich habe genau in der Zeit eine Retraumatisierung erlebt, die ich jetzt noch mit viel Kraftaufwand aufarbeite. Meine in den letzten 15 Jahren immer da gewesene Assistenzhündin knabbert ihr letztes Stück Lebenszeit. Seit 3 Jahren leben wir in einer Pandemie, die unsere Teilhabe- und Teilgabemöglichkeiten begrenzt – worüber unser Umfeld nur noch aus Höflichkeit nachdenkt. Was denkt ihr denn, wie viel Raum noch in mir drin ist? Wie viel von mir gerade irgendwo anders drin sein kann?“

Ich denke, dass ich viel gebe, wenn ich mich aus dem Rückzug reiße und Pläne oder Vorhaben nicht aufgebe. Wenn ich weiter ehrenamtlich arbeite. Wenn ich mich nicht krankschreiben lasse.
Gleichzeitig merke ich, dass ich mich auch dazu zwinge. Die Angst zu fallen und nie wieder aufstehen zu können – dieses Traumafragment, aus dem ich meine ganze Überlebenskraft, meinen ständigen Antrieb, ziehe – die wirkt unfassbar stark im Moment.
Manchmal rede ich auch mir ein, besonders jetzt aktiv zu bleiben, würde helfen. War ja schließlich das, was sie in der Psychiatrie mit mir gemacht haben: Wenig schlafen, viel Programm. Sinnvolles tun. Sich selber hinter irgendein aktives Handeln stellen.

Tatsächlich will ich aber nur schlafen oder liegen und mein Gesicht in den Bauchflausch von NakNak* halten, während ich Bubi die Öhrchen streichle. So wäre es gerade gut.
Aber wenn es so ist, ist es schon nach 2 Minuten nicht mehr auszuhalten.
Und die Dissoziation fängt mich auf.
Meistens passend.
Und nun auch mal total schwierig für andere.

Aber wäre das nicht passiert, hätte ich es nicht verstanden.
Ist das der Preis?

Rückzug

Vor 4 Wochen ist mir etwas passiert.

So wie dieser Satz ist, fühlt es sich an. Banal und undefiniert konkret.
Ich glaube nicht, dass ich je öffentlich darüber schreibe oder spreche. Aber es ist passiert, es wirkt und auch das schreibe ich hier auf.
Auch, weil es zeigt, dass viel über Trauma und seine Folgen zu wissen im Fall einer erneuten Traumatisierung bzw. einer Re-Traumatisierung wenig zu Entlastung beiträgt einerseits und andererseits eine Reflexion ermöglicht, die eine Kontextualisierung erleichtert. Also dann doch – irgendwie – entlastet.

Zum Beispiel war mir schon in der Situation klar, dass ich traumareaktiv reagiere.
Dass ich auf Ressourcen zugreife, die mich geistig („frontalhirnig“) an meine gegenwärtige soziale Umgebung binden, weil sie eine gewisse Identität (im Sinne einer Übereinstimmung) haben. Ich habe mich absolut darauf konzentriert, dass ich erwachsen bin, weil ich weiß, dass die Menschen in meiner Umgebung daran keinen Zweifel haben. Ich wusste ganz genau, dass ich, wenn ich mich daran halte und dementsprechend erwartungsgemäß re.agiere, mit mehr Empathie, Hilfsbereitschaft und Fürsorge rechnen kann, als wenn ich re.agiere, wie ich kongruent mit meinem Selbstgefühl bin.

Mir war aber auch klar: Wenn ich „erwachsen re.agiere“ können andere Menschen nicht mehr erkennen, dass ich in Bezug auf die Erfassung der Situation, die Einordnung und die Anbahnung eines Handlungsablaufs hilflos bin.
Sie sprechen mich nicht an, als hätte ich eine wie auch immer gelagerte Verletzung. Sie bieten mir keine Unterstützung an, sondern fragen mich, warum ich welche von ihnen brauche. Wenn es vorbei ist, bietet mir niemand Fürsorge für mich an. Wund_Pflege.

Nun war mein Partner zu dem Zeitpunkt noch auf der Intensivstation und erlebte einen ganz eigenen verletzenden, todes.ängstigenden Horror. Keine_r meiner Freund_innen oder Gemögten konnte zu mir kommen. Nicht allen konnte ich überhaupt davon schreiben. Meine Therapeutin war im Urlaub – und krank. Sie telefonierte kurz mit mir, das ging fürchterlich schief und schon beim Auflegen war ich innerlich absolut blank.

Die nächste Traumareaktion.
Ich habe mich nicht mehr nach außen orientiert. Keine Kongruenz mehr gesucht, kein Trauen und auch keine Kraft mehr für die Angleichung gehabt.
Ich wurde von traumatischen Erinnerungen geflutet und das war die Kongruenz, die ich in mir selbst haben konnte. Gewissermaßen hat in der Situation also die Tatsache, dass ich nicht zum ersten Mal so unversorgt verletzt geblieben bin, mehr zu innerem Zusammenhalt (Assoziation) beigetragen als alle Skills, alles empowernde Wissen, auf das ich zugreifen hätte können.
Weird.

Dieses traumabedingte „nur in sich selbst zu Hause sein“ ist die Schnittstelle, die viele Menschen mit Autismus in Verbindung bringen, weil man über autistische Menschen bis heute noch denkt, sie wären in ihrem Körper oder einer inneren Welt gefangen.
Ich habe da eine Grenze.

Nach traumatisierenden Erfahrungen ist der Rückzug eine bio.logisch absolut perfekte Strategie. Das gesamte System „Körper“ war mehr oder weniger lange überfordert und wurde verletzt. Die Energiereserven sind aufgebraucht. Alle. Sich auszuruhen, ist zwingend notwendig. Es ist wichtig, dass man im Anschluss mehr von allem bekommt als sonst. Mehr Zuwendung, mehr Nahrung, mehr Schutz, mehr Unterstützung. Kein Körper kann aus „nichts“ „etwas“ machen. Er braucht das Außen, er braucht den Input, um Output zu generieren. Gefühle und Gedanken sind Output. Sie sind Körperprodukte. Lebenszeichen.

In einer Gesellschaft, in der das unversorgte Verletztsein die Norm ist, wird Rückzug oft nicht mehr intuitiv als Marker für Fürsorgebedarf verstanden. Also als ein Hinweis darauf, dass eine Person andere Personen zum Überleben braucht. Viel häufiger wird er als Abgrenzung verstanden. Als Akt der Individualisierung, der Betonung des Selbst oder auch der Konzentration auf sich selbst.
Deshalb erscheint es logisch in so einer Phase zu sagen: „Komm erstmal klar – du musst nicht zur Arbeit kommen, du musst nicht zum gemeinsamen Hobby kommen, du musst nicht zum üblichen Treffen kommen – sei unbesorgt, krieg dich erstmal auf die Reihe, wenn was ist, melde dich.“ Was man sagen will ist: „Wir verstehen, dass du im Ausnahmezustand bist – wir warten hier auf dich, bis wieder alles in Ordnung ist.“ Was man aber miteinander macht ist, die Wiederherstellungsarbeit zu verwalten. Die soll der verletzte Körper aus sich selbst heraus schaffen. In vollem Bewusstsein dafür, dass andere Körper erreichbar sind, wenn sie denn erreicht werden können. Mit den richtigen Worten, zur richtigen Zeit, der richtigen Ressourcenlage. Man kann also die Fürsorge bekommen, die man braucht – aber nicht sicher und schon gar nicht bedingungslos.

Vor allem nicht als autistische Person.
Meine autistische Isolation begann schon 2 Minuten nach der Realisation, dass ich gerade von etwas verletzt wurde. Nämlich in dem Moment, in dem mir klar wurde, dass ich jetzt etwas tun musste, das ich noch nie getan hatte. Ich war noch nie in der Situation. Ich habe noch nie gefühlt, gedacht, gemacht, was in dem Moment alles da war. In dieser Konstellation. Der Partner im Krankenhaus, ich alleine mit den Hunden, auf dem Land, zig Kilometer von allen entfernt, zu denen mir der Kontakt nicht so schwerfällt. Ich hatte kein Skript dafür. Und das einzige Skript, das mir einfiel, wurde quasi sofort niedergeschlagen. Und als ich es dann doch anbahnen konnte, nicht erfolgreich im Sinne von wie erwartet, erwünscht und erhofft, abarbeiten. Was zu einer ganzen Reihe von Unklarheiten führt, die meine Rolle in der Situation, meine Pflichten, meine Verantwortungen betreffen und dem nicht-autistischen Außen jetzt mühsam vermittelt werden müssen. Ohne in Gänze geklärt werden zu können.
Es bleibt gewissermaßen ein offener Topf, eine unfertige Sache, wie das unfertig abgearbeitete Skript. Für mich ist auch das ein Stück „offene Wunde“. Denn ich weiß, dass ich mit bestimmten offenen Stellen immer übrig bleibe. Dass ich damit allein klarkommen muss, obwohl ich nicht kann. Und in Bezug auf manche Aspekte auch nicht will.

Die oft fast romantisierte autistische Isolation ist die spezielle Hölle des Minderheitenstresses. Der sich in traumatischen Situationen vervielfacht. Zum Erleben der traumatischen Situation selbst kommt die stets potenziell traumatisierende Interaktion und Kommunikation mit nicht-autistischen Menschen, die ohnehin schon tendenziell nicht erkennen können, was für Bedarfe bestehen. Auch deshalb habe ich in der Situation „erwachsen“ gehandelt. Und nicht „ich (in einer überfordernden Situation, die Unterstützung von Außen nötig macht)“. Ich brauchte die größtmögliche Annäherung an die Erwartungen und Lesbarkeiten der nicht-autistischen Umwelt. Und wie schon im Supermarkt, bei der Arbeit, beim Hobby, im Ehrenamt habe ich also umgeschaltet. Ich habe mich rausgeschnitten. Dissoziiert und in mir selbst isoliert. Nur krasser. Dringlicher. Todes_Ängstlicher. Kontakt_Unterstützungs_Hilfe_Bedürftiger.

Ich habe mich zurückgezogen in den letzten Wochen. Obwohl ich im Kontakt mit anderen Menschen war. Gearbeitet habe. Spaß hatte. Kurzkettenproduktiv war. Mich auf eine Reihe gekriegt habe. Nämlich die, in der diese Erfahrung keine Rolle spielt. Nichts weiter bedeutet. Und auch nichts weiter bedeuten muss, denn so leben wir ja schließlich alle irgendwie – weshalb es für mich gerade auch Kongruenz herstellt. Obwohl es mir überhaupt nicht guttut. Und auch nicht richtig ist. Es ist nur normal.

k.eine Lawine

Es ist Jahre her, dass mich mein Shampoo zum Kotzen gebracht hat. Und wie lange Jahre vorbei fühlt es sich an, dass ich zuletzt unter so einer massiven Lawine von Erinnerungen begraben wurde. Vorbei ist mein eitler Höhenflug, bald wäre ich durch. Nicht mehr lange. Bald bin ich fertig mit der Therapie. In Kürze nur noch little fires everywhere und ich wie Fiona Feuerwehr kompetent und alltagsnormal am Start.
Jetzt saß ich am Fenster, mein Telefon noch in der Hand. Meine schwere Decke auf den Beinen, müde, das Nachgespräch mit meiner Therapeutin prozessierend.
Ich kam mir so dumm vor, dass ich nicht damit gerechnet habe. Das Prinzip, dass man irgendwo rüttelt und aus dem Unsichtbaren fällt etwas runter, so unbemerkt ist meine Angst davor geschrumpft.

Aber „Lawine“ ist eigentlich das falsche Wort. Das Problem mit Lawinen ist, dass sie viele wichtige Dinge begraben. Sie rollen sich aus und die Arbeit danach ist restaurativ. Man verliert Dinge, die man kennt und bekommt jede Menge Material dazu, aus dem man sie sich nicht wiederherstellen kann.
Bei Erinnerungen an Erlebnisse in meiner Kindheit ist es eher so, dass ich ganz vorsichtig an einem Stück Erinnerung zupfe und dann durch den Boden breche. Tausend Jahre falle und in einer Dimension lande, über die mir niemand etwas sagen kann. Ich kann nicht wissen, ob das echt ist, nur ob es sich echt anfühlt. Ich kann nicht wissen, wie die Abläufe sind, nur wie ich sie verstehe. Keiner meiner üblichen Maßstäbe wird meinem Erleben gerecht, die Orientierung ist praktisch unmöglich. Es geht nur vorwärts oder weg. Bis man raus hat, wie man im Übergang stehen kann. Wenn es einen Übergang gibt.

Und dann das Material. Ich kann nichts damit anfangen. Vielleicht kam ich deshalb auf das Bild der Lawine.
Eine Bemerkung der Therapeutin war, dass niemand von uns Mitgefühl mit ihnen hat. Ihnen, Kindern, die wir nicht wie Kinder erleben, nicht wie Kinder fühlen, nicht wie Kinder denken. Die sie aber als Kinder identifiziert. Das ist die schwierige Ebene. Ich habe Erinnerungen bekommen. In Form von Traumascheißekonfetti. Wild umherwirbelnd, verwirrend in seiner Mischung der Emotionen, Impulse und Gedanken_reste_stücke_anfänge. Das ist etwas, was diese so eingeordneten Kinderinnens betrifft, aber nicht sie selbst sind. Das ist etwas, was ich wahrnehme, aber nicht ich bin.
Identität vs. Erfahrungshintergrund. Hat beides miteinander zu tun, ist aber nicht das Gleiche. Mitgefühl erfordert ein Miteinander, in dem man einander fühlt und das ist nicht da. Auch jetzt nicht. Ich kann die Gefühle nicht benennen und einordnen, ich kann die Gedankenfitzel nicht sinnig mit dem Erlebnis verbinden, fühle mich elend, verlassen und hilflos, wenn ich versuche Ordnung hineinzubringen und es nicht schaffe. Fühle mich von der Therapeutin abhängig, wenn ich denke, dass ich das lieber nur noch versuchen will, wenn sie dabei ist. Bekomme Angst während der Überlegung, wie ich das in einer Therapiestunde machen will, wenn sie immer wieder Fokus auf die Kinderinnens legt, während ich versuche deren Erinnerungen zu etwas zu ordnen, das Sinn ergibt und Bedeutung hat. Beides ist wichtig, ich weiß. Aber gleichzeitig? Das ist zu viel.

Zum Glück war es keine Lawine. Mein Alltag läuft weiter, praktisch unberührt von all dem. Manchmal flackert eine Geräuscherinnerung bis zu mir. Manchmal ein Bild. In der nächsten Zeit benutze ich wieder festes Shampoo. Mein nächster Therapietermin ist in 3 Wochen.
Vielleicht ist es eher eine Welle gewesen.

Schmerzfamilie

Ich habe mir einen Vortrag zum Zusammenhang von Schmerz und Trauma im Kontext von Traumafolgen angesehen.*
Neben mehr Ansätzen zur Erklärung meiner Schmerzen ging ich mit dem neuen Wort „Schmerzfamilien“. Damit sind Familien gemeint, in denen Schmerzen das einzige oder das effektivste Mittel der Kommunikation sind. Statt Dinge auszusprechen, haben einzelne oder auch alle Familienmitglieder unterschiedlich gelagerte Schmerzproblematiken und entwickeln mehr oder weniger effektive Strategien des Umgangs und der Ver_Bindung.

Ein jugendliches Innen reagierte auf meine Erklärung des Wortes: „Dann war meine Familie voll die Unschmerzfamilie, haha.“ Eine kleine Erinnerungsblase öffnete sich erneut für mich, etwas erweitert durch die Verbindung zu der Jugendlichen. Meine Mutter, wie sie sich vor Schmerzen in der Küche krümmt. Die Hände um den Bauch, schwer atmend, über ihr stechend brizzelndes Essen in der Pfanne. Ihr Kopf ohne Gesicht, die Anspannung im Raum, Zeitlupe und Lichtgeschwindigkeit. Das Innen im Heute neben mir sagt: „Sieht aus wie in „Alien“, ne?“
Ich gehe weiter. Sehe, wie die Mutter sich aufrichtet, wegdreht, die Pfanne schüttelt. Mich, die_r immer noch starr im Türrahmen steht, zur Seite schiebt und meinen Schmerz der Berührung genauso ignoriert wie ihren eigenen keine fünf Minuten vorher. Da ist die Verbindung zum Innen schon wieder weg.

Im Nachdenken über meine Schmerzwahrnehmung und Einordnung tauchten weitere Blasen auf. Wie ich in meinen Führerschein von der Legoland-Fahrschule unter „Überempfindlichkeiten“ „Schmerz (Weh-Wehchen)“ schreibe und es absolut ernst meine.
Wie stolz ich bin, meine Selbstverletzung zu schaffen, um mich anschließend mit Grund zu verbinden. Mit wie viel, ja, euphorischer Freude ich mich gegen Wände werfe, meinen Kopf anschlage, mich vom höchsten Punkt des Klettergerüsts fallen lasse, weil es sich so gut, so körperhaft – und eben nicht schmerzhaft – anfühlt. Obwohl ich doch so überempfindlich bin. Wenn mich jemand ganz ~“normal“~ berührt, einfach mal anspricht, ich mich an- oder ausziehe, wasche oder die Kleidung wechsle.

Was ich nach dem Vortrag denke ist, dass mein Körper einerseits gelernt hat, dass es von Vorteil ist, so schnell wie möglich zu erfahren, wann es potenziell gefährlich für ihn wird. Er ist sehr sensibilisiert und leitet alles schneller weiter, um entsprechend schneller in die Selbstschutzkaskade gehen zu können.
Andererseits kann mein Körper auch nur mit dem Input umgehen, der bei ihm als Schmerz ankommt bzw. von ihm als Schmerz erkannt wird. Entsprechend begreife ich einfach nur selten und wenn dann stark verzögert Verspannungsschmerzen oder so Dinge wie schmerzende, weil entzündete Organe. Aber lande praktisch sofort in – ich weiß, dass das übertrieben klingt, aber so ist es für mich – schlimmen Schmerzzuständen, wenn es sensorische Ausreißer in der üblichen Alltagskakophonie gibt. Ich also unerwartet angefasst oder angesprochen oder mit lauten Geräuschen (Sirenen, Klingeln, z. T. das Tuten beim Telefonieren) konfrontiert werde.

Irgendwie bin ich sowohl überempfindlich als auch unterempfindlich. Schon im Normalzustand. Kommt Stress dazu, verstärkt sich alles und löst dissoziative Mechanismen aus. Und wird unterscheidbar. Für mich jedenfalls. Ertauben, betäubt sein, ist sehr anders für mich als unempfindlich sein. Dissoziation verändert die Wahrnehmung, die man üblicherweise hat.
Ich habe gelernt, dass meine Wahrnehmung nicht richtig ist. Und ich kann an dieser Stelle nicht sagen: „Weil die Täter_innen das so wollten.“ Ich will es auch nicht. Denn viel häufiger war ich in meinem Leben mit einer ganz normalen, ganz alltagsgewaltvollen Abwehr meiner Empfindlichkeiten konfrontiert. Ganz üblich hat mir die Schulglocke den Schädel zersägt. Voll normal haben mir die Sockennähte die Zehen aufgeschnitten. Easypeasy mit Lächeln im Steingesicht habe ich mich jahrelang durch Händeschütteln, Freundschaftsumarmungen und mein ganz eigenes Desensibilisierungstraining gequält. Immer mit dem Gedanken: Irgendwann werde ich mich daran gewöhnen, dass es sich anfühlt, als würde meine Haut aufreißen. Weil ich nicht wusste, weil niemand in meinem Leben wusste, dass es bei den meisten Menschen anders ist als bei mir.

Bisschen paradox vielleicht – ich wollte gerade schreiben, dass die Gewalt an mir eigentlich immer eher die dankenswerte Ausnahme-Schmerzerfahrung war. Weil der Schmerz in diesen Situationen von allen Beteiligten erwartet war. Aber naja, „dankenswert“, hm. Das macht es irgendwie noch trauriger und schlimmer alles. Hm, hm, hm.

Jedenfalls.
Ich gehe auch mit dem Gefühl aus dem Vortrag, dass ich mit dem Schwimmen als Ausgleich und den Radtouren im Sommer tue, was sich therapeutisch an der Front anbietet. Defokussierung üben, andere Körpergefühle kennenlernen, die Schmerzerwartung aktiv reflektieren und beobachten, was passiert. Sich immer wieder darin verwurzeln, dass jetzt darauf reagiert wird und gut tuende Umgänge probiert werden können. Heute darf es sich auch gut anfühlen – es gibt einen Raum über „Schmerz“ und „Geht“ hinaus. Wir können ihn erforschen.
Und verteidigen. Gegen die Schmerzerwartungen anderer Menschen.

* der Vortrag wurde vom THZ München angeboten und ist Teil eines kontinuierlichen Angebotes – reinschauen lohnt!

15 Jahre nach dem Ausstieg

Der Krieg hat etwas in mir verschoben.
Erst kam die Starre, dann die Bilder, die Albträume, die Schmerzen. Seit Monaten gehören Schmerztabletten zu meinen Mahlzeiten wie eine unverzichtbare Zutat.
Es ist das 15. Jahr nach meinem Ausstieg und ich bin auf eine Art mit Überzeugungen und Ängsten geflutet, wie noch nie zuvor.
Was auch immer sich verschoben hat, es hat rohes Fleisch offengelegt.

Situationen wie diese gehören dazu. Zum Leben und besonders zum Leben nach dem Ausstieg. Zumindest habe ich es so oft bei anderen Vielen mit_erlebt, dass ich es kaum getrennt voneinander denken kann.
Bei mir ist es einfach nicht so gewesen. Vor 5 Jahren nicht und auch nicht in den Jahren davor.

Ich hatte immer nur die BÄÄMS. Die Schreihälse, die mir ihren Hass entgegenbrüllen oder subtil ins Denken injizieren. Die immer wissen, was ich falsch mache, was ich nicht darf und was einfach nicht mein Ernst sein kann. Wegen der Lächerlichkeit.
Die Dunkelbunten sind nur Theorie. Irgendwie bis heute. Obwohl ich merke, was sie da machen. Was sie in mir bewirken und an wem. Jetzt, wo so viel frei liegt, dass es weh tut. Obwohl ich weiß, dass täter_innenloyale und täter_innenidentifizierte Innens nicht das gleiche wie „destruktive Innens“ sind. Jedenfalls nicht in unserem Systemkomplex.

15 Jahre nach dem Ausstieg wollte ich einen super inspirierenden Beitrag schreiben, der Kraft gibt, Hoffnung schöpfen lässt, der andere Betroffene in ihrem Ausgestiegensein bestärkt.
Und jetzt sitze ich hier, muss anerkennen, dass wir weiterhin nicht den inneren Ausstieg geschafft haben und mit Schwierigkeiten kämpfen, die in unserer heutigen Situation doch eigentlich leicht zu bewältigen sein müssten. Wir haben alles, was man dazu braucht -Therapie, sichere Bindung, stabiles Leben, Arbeit, Selbst_Bewusstsein, viele Skills und noch mehr Prozesserfahrung – und trotzdem. Nein, es ist nicht leicht. Es ist kein Zustand aktiven Tuns, sondern einer von Aus_Halten und hoffen, dass die Therapeutin weiß (und mir sagt), was ich jetzt wie tun oder überlegen könnte, um zu verstehen. Oder so.
Vielleicht gibt es nichts zu verstehen. Ich habe keine Ahnung.

Ich bin frustriert darüber, dass ich nur meine Therapeutin habe – und also nur diese anderthalb Stunden alle zwei Wochen – um die Möglichkeit des Versuchs etwas von all dem mitzu.teilen überhaupt anbahnen zu können. So wütend, ungeduldig, manchmal grenzenlos hasserfüllt darüber, dass ich nicht einfach damit rauskomme. Obwohl ich mir doch alles genau dafür vorbereitet habe. Doch alles frei ist. Da ist kein Hindernis, gar nichts. ES bleibt wortlos. DAS DA Emotion ohne Kanal. Meistens das weiße Nichts, das ich als „das Inmitten“ (in mir) kenne. Ein zentrierter Punkt, in dem alles so krass ist, dass es nichts, alles, einfach nur ist.

Neu ist das Gefühl der Enttäuschung.
Vor 20 Jahren hat sich nur meine Ärztin getraut überhaupt anzunehmen, dass ich organisierte Gewalt erfuhr, vor 15 Jahren musste ich den Ausstieg alleine machen, weil niemand verstanden (oder geglaubt) hat und heute gibt es immer noch weder (bedarfsgerechte) Ausstiegshilfen, noch geschützte Räume zur aktiven Auseinandersetzung für Menschen in meiner Situation.
Da haben sich Behandler_innen jahrelang den Mund fusselig geredet, wurden Konferenzen und Fachtagungen gemacht, haben sich Betroffene bei YouTube präsentiert und in Blogs offenbart – da wurden „wir“ vom Staat gehört, der eine fancy Broschüre hat drucken lassen und, was ist davon jetzt hier und heute wirklich nutzbar? Es gibt weiter keine Kliniken, weiter keine Hilfsangebote, die über oberflächliche Beratung und allgemeines Eiei hinausgehen. Ausstieg ist ein individueller Prozess, der direkt und persönlich begleitet werden muss. Lange. Oft. Bedingungslos. Bedarfsgerecht.
Was es jetzt gibt, ist nicht genug und das ist eine bittere Erkenntnis, wenn man wie ich einen großen Zeitraum zu Vergleich hat, in dem bereits so viel mehr als vorher passiert ist.

Dass es mich enttäuscht, ist neu. Vielleicht, weil ich heute überhaupt erwarte. Vielleicht, weil ich nicht durchschauen kann, warum sich da einfach nicht mehr, nichts Konkreteres tut. Warum ist diese Gesellschaft einfach so grundsätzlich ok damit, dass Menschen leiden?
Sind wir selber schuld? Ist es die Idee von Sichtbarkeit, die sich als irrig entpuppt? Sagen was ist und drauf verlassen, dass es niemand so belassen will – scheinbar wollen es genug Leute doch so belassen. Was bedeutet das in Bezug auf den Stellenwert meines Leidens? Vielleicht leide ich gar nicht.

15 Jahre danach wollte ich weiter sein. Klarer.
Aber nein. Nichts ist klar. Ich bin nur weiter.
Wo, das muss ich noch mehr verstehen.

Rezension: „Mit dissoziativer Identität leben und Traumapädagogin werden“ von May-Lo

Buchcover von Mit dissoziativer Identität leben und Traumapädagogin werden von May-Lonah dran

Einen Erfahrungsbericht einer Person mit DIS, während einer pädagogischen Ausbildung – das hat es so noch nicht gegeben.
May-Lo nimmt die Lesenden mit in ihre Auseinandersetzung, die von einer Fortbildung zur Traumapädagogin ausgelöst wurde. Vom Erkennen des Wieder_Erinnerns zur Re_orientierung in einer Gegenwart als Mutter, Begleitende, Funktionierende nach organisierter Ritueller Gewalt, stellt die Autorin viel Nähe her.

diffuse Prozesse – klare Worte

Eine klare Sprache inmitten uneindeutiger Kontexte, unverbundener Bindungen und zuweilen scheinbar ziellosem Vorwärts, trägt hier über 168 Seiten. Es gibt keine nachgezeichnete Struktur dessen, was die Autorin prozessiert. Was sie zu halten scheint und als einzige Richtschnur der Leser_innen dient, ist die Gegenwart. Das Jetzt und der nächstmögliche Schritt.
Ein intensives Er_Leben nach Erfahrungen, die markiert durch eine kleine Grafik, immer wieder gleichsam und umfassend intensiv wirken.

Sein und Werden

Das Ende ist ein Anfang. Ein neuer, ein alter, man erfährt es nicht.
Geht es um eine Befreiung? Haben wir hier die Story mit dem Weg ins Licht, die Freiheit, der Opferschaft weit hinter sich und Ruhe in Frieden zum Greifen nah? – Das bleibt offen und ist meiner Meinung nach das Beste am ganzen Buch.
Denn definitiv gibt es keine Selbstabwertung aufgrund der eigenen Erfahrungen, der Ängste, der Kämpfe, der Belastungen. Es gibt einen berechtigten Stolz auf geschafftes und angeeignetes und eine wie freiwillig auch immer hergestellte Anerkennung dessen was ist. Sowohl des eigenen Seins jetzt als auch des Werdens in Zukunft.

Alles das macht „Mit dissoziativer Identität leben und Traumapädagogin werden“ zu einem Buch, das den Blick auf Menschen mit DIS erweitern, die eigenen Vor_Urteile und Ideen von Traumaarbeit jedoch auch konfrontieren kann.
Hier sehe ich die Rahmung des Manuskripts vom Verlag einigermaßen misslungen. Da konkrete methodische Struktur und Einordnung fehlt, ist dieses Buch kaum Menschen zu empfehlen, die noch keine Vorkenntnisse über dissoziatives Erleben und/oder organisierte Rituelle Gewalt haben. Auch ist fraglich, ob es der Intention der Autorin gerecht wird, wenn man ihre Erzählung als etwas hernimmt, um „die traurige Realität“ von sexualisierter Gewalt sichtbar zu machen.

Für Betroffene, die erfahren wollen, wie eine andere Person mit DIS mit sich arbeitet, um an sich arbeiten zu können, ist es hingegen von besonderem Wert.

„Mit dissoziativer Identität leben und Traumapädagogin werden“ von May-Lo ist am 1. April im Asanger Verlag erschienen und kostet 19,80 €.
Die Autorin twittert unter dem Handle @kurzvorlila

 

der Himmel ist über den Lebenden

Der Himmel beginnt, wo die Erde aufhört. Kannst du das fühlen?
Wie deine Füße die Erde berühren, aber nicht die Erde sind.
Wo du dich mit dem Planeten verbindest, ohne ein Teil von ihm zu werden.
Wie leicht es ist, den Kontakt herzustellen.
Du musst nichts Besonderes machen, merkst du das?
Fühl mal, wie das einfach passiert.“

Ich höre ihnen zu. Spüre, wie sie spüren. Wie sie sich der Welt versichern und ineinander halten. „Sie sind frei beweglich“, das hat die Therapeutin stark betont. Ich bin steif und wund. Sitze im Zug nach Hause von einer Stunde, die so schlimm entgleist ist, wie lange nicht mehr. Ich habe keine Angst mehr, aber die Angst hat mich. Schrille Todesangst. So hochfrequent, dass sie kein heftiger Ausschlag ist, keinen Krater schlagend in mir wirkt, sondern wie eine gleißende Schnur alles durchdringt. Alle Energie ist in der Angst. Da ist nichts mehr übrig, um zu sagen: Ich habe Angst. Nichts mehr, um zu weinen, nach jemandem zu greifen, die Augen zu öffnen und Trost in der Omnipräsenz des Himmels und der Schwerkraft zu finden.

Es ist vorbei, sage ich mir am ersten Bahnsteig. Die Therapie. Ich stecke meine Nase in eine der Bäckertüten. Der süße Duft des Brotes krabbelt in mich hinein, bis ich nicht mehr einatmen kann. Als zwei junge Menschen auf mich zukommen, greife ich nach meiner Maske. Fühle die Scham, wie einen Sog in die Tiefe. „Do you speak English?“ Ich nicke und werde zum Streckengeleit. Sie kommen aus der Ukraine. Wollen nach Bremen. Die Bahn hat viele Baustellen und Verspätungen. Wir setzen uns zusammen. Sie sind tief müde, ich blute aus Wunden, die niemand sehen kann, der Zug fährt durch den Sonnenschein.

Auf der letzten Etappe wird eine 3G-Kontrolle angekündigt. Ich frage die beiden Menschen, ob sie die Corona Warnapp kennen, ob sie einen Test gemacht haben oder einen Impfnachweis besitzen. Nein, nein, nein, scheiße. Sie sind Schwarze Menschen. Die Angst, die bei den Worten „checking your verification“ in ihnen hochkriecht, ist ein Sturm, der nur von ihrer Haut bedeckt wird. Ich sage, dass meine Station gleich kommt, dass ich aber bleiben kann, wenn sie meine Unterstützung in der Situation wollen. Sie sagen ja, ich bleibe. Warte. Schreibe an meine Kolleg_innen, ob sie wissen, ob geflüchtete Menschen 3G erfüllen müssen, um zu einer Unterkunft zu kommen. Schreibe dem Partner. Warte. Die Unruhe zieht mich leer, bis ich ins Handeln falle.
Ich laufe den Kontrolleuren in die falsche Richtung entgegen. Der Krach im Zug ist wie ein Meer ohne Oberfläche. Als ich zurückkomme, palavert ein Coronaclown unsinniges Zeug mit einem anderen Coronaclown. Zum ersten Mal seit Pandemiebeginn ist mir so jemand in meiner Umgebung nützlich, denn sie werden sich nicht beschweren, wenn zwei Leute neben ihnen möglicherweise nicht geimpft oder getestet sind.

Und dann läuft alles ganz unspektakulär. Der Kontrolleur schickt seine Sicherheitsleute weiter und sagt mir, dass er eine Ausnahme macht, bevor er, ohne das Wort an die beiden Leute zu richten, weitergeht. Ich übersetze, teile meine Nummer und die Masken, die ich heute nicht mehr brauche. Wir trennen uns an meiner Station, ich wünsche ihnen alles Gute, ohne jede Vorstellung, was das sein könnte.

„Der Himmel ist alles, was du fühlen kannst, wenn du einfach so dastehst.“
„Sterben wir alle?“
„Ja. Und jetzt leben wir, merkst du das?
Der Himmel ist über den Lebenden.“

Kinderinnens reorientieren

Overme beschreibt es im Kommentar als „Baustelle“, M. hat es uns in der E-Mail beschrieben, die wir im letzten Beitrag erwähnten:
Wenn Kinderinnens schreien und alles damit fluten. Manchmal so stark, dass nichts mehr anzukommen vermag und man sich als erwachsener Mensch fragt: Wie soll das je enden? Da ist so viel Bedürftigkeit, so viel Not – und dann merken sie nicht mal, dass eigentlich alles ok ist – was doch DAS DING ist – das sollen sie doch merken und dann ist wieder Ruhe im Karton. Wieder alles gut, Reorientierung, yeah!

Das Problem haben Renée einmal in einer Podcastepisode mit uns angesprochen: Was heißt denn „RE – orientiert?“ Worauf soll denn zurück orientiert werden?
Ich, ein erwachsenes Innen, das überwiegend in Alltagssituationen mit anderen Menschen präsent ist, orientiert nie zurück auf einen Zustand, der ganz und gar sicher und entspannt ist. Ich orientiere immer in einen Zustand, in dem Fähigkeiten abgerufen werden können, um um Hilfe zu bitten, Situationen zu organisieren und Probleme zu intellektualisieren, aber sehr viel mehr auch nicht.
Auch ich muss mir meiner Orientierung bewusst werden, sein und bleiben und ich weiß, dass es anderen Innens ähnlich geht.

Ich bzw. das System aus dem Ich hervorging ist entstanden, weil man mich immer wieder als erwachsenen Pol in diesen Kindertraumafolgen gesehen und angesprochen und (therapeutisch) behandelt hat. Und das, obwohl ich meine Diagnose mit 16 erhielt und noch gar nicht erwachsen war. Ich hatte noch keine Kompetenzen überhaupt zu fühlen, was ich fühle oder zu begreifen, was meine Gefühle/Gedanken/Erinnerungen wann wie wo warum bedeuten, wie relevant sie wann wie für wen sind und wie ich ihnen „richtig“ begegne. Und wer eigentlich überhaupt über den richtigen Umgang damit bestimmen darf.

Es gibt viele Viele, die kompetente Erwachsene in ihrem System haben. Wo eine Reorientierung in das erwachsene Bewusst_Sein bedeutet, in einen Zustand der allgemeinen Lebensfähigkeit, der allgemeinen Selbst-Sicherheit und -Ver_bindung (zurück) zu kommen. Also nicht nur zu wissen, dass sie_r erwachsen ist, sondern auch über die Fähig- und Fertigkeiten von erwachsenen Menschen zu verfügen und diese allgemein angemessen anwenden zu können. Erwachsensein ist ja nicht nur, was man darf, wenn man volljährig ist, sondern auch wie vertraut man mit dem Leben ist. Welche Erfahrungen man wie oft schon gemacht hat, welche Strategien man wie oft mit welchem Erfolg genutzt hat, wie viel Basis die eigene Intuition hat, wie bewusst für welche Gefahren man sich in all dem bewegt.
Wenn man so ein erwachsenes Innen – mit Zugang zu einem Großteil dieser Fähig- und Fertigkeiten des Erwachsenseins – ist und es heißt, man solle sich aus der kindlichen Überflutung reorientieren, dann ist das wie die Referenz auf einen Rettungsanker. Festen Boden unter den Füßen. Die Erinnerung an eine Realität, in der existenziell abhängig zu sein (hoffentlich) die Ausnahme ist und Autonomie die Regel.
Dann bedeutet das geflutet werden von Kinderinnens oft wirklich schnell „nur“ eine Erinnerung an unangenehme Zustände früher oder Impulse, denen heute gar nicht mehr so unbedingt nachgegangen werden muss wie früher.

Wenn ich aber damit konfrontiert werde, Kinderinnens zu reorientieren, ist das wie eine Referenz darauf, dass ich kompensieren kann. Denn nichts anderes bin ich. Eine Coping-Strategie. Ein „vorzeigen, dass ich auch erwachsen kann“ – was wirklich wenig mit wahrhaftiger Reife oder dem zum Leben als erwachsene Person nötigen Kompetenzen zu tun hat. Ich bin ohne die anderen Inneren – andere Alltagsinnens oder Innens, die spezielle Funktionen für das System haben – einigermaßen nutzlos in Sachen Kinderinnens und deren Nöte und das sage ich nicht, um ermutigt zu werden, sondern weil es so ist.

Für diese Fälle ist es relevant zu begreifen, wie jemand Viele ist, also welches Ausmaß die Fragmentierung, die Dissoziation, hat. Sowohl als Behandler_in als auch man selbst.
Um genau das zu lernen und zu verstehen, braucht es die Auseinandersetzung mit den Inneren, mit inneren Landkarten, mit Situationsanalysen, mit Tagesprotokollen, mit Tagebüchern, mit der Dokumentation, was hilft und was nicht und all dem Kram, von dem man oft irgendwie denkt: „Meeh, damit mache ich ja gar nicht mein Trauma weg.“ und Außenstehende gerne mal denken, er wär unnütze Nabelschau und trage nur dazu bei, dass man um sich selbst kreist (statt um sie).

Tatsächlich macht die Kenntnis vom eigenen Funktionieren und Re_Agieren, den Umgang mit Traumafolgen erst einmal nicht leichter – aber logischer. Man bekommt einen Rahmen um etwas, auf das man vorher regiert hat, ohne genau zu wissen, wie und worauf eigentlich wirklich.
Ich habe so zum Beispiel verstanden, dass ich nicht das Innen war, auf das gut orientiert werden konnte, weil meine alleinige Anwesenheit einfach nicht bedeutet, dass alles gut ist und wir gut versorgt sind.
Seit das Alltagssystem um mich herum ein stabil in mir integrierter Bestandteil ist, ist das anders.
Ich kann Kinderinnens nach wie vor nicht versorgen und halten – und meine Funktion ist nach wie vor nicht das „happily ever after-Life“ – aber ich habe mein Helfertrauma soweit bearbeitet, dass Kinderinnens mir keine Todesangst mehr machen. Ich bin jetzt in einer Therapie, in der ich bestimmen kann, wann, wie und warum wir uns nähern – und in der ich nicht verletzt und bedroht werde, wenn ich sage, dass ich etwas im Zusammenhang mit ihnen nicht kann oder schaffe oder will.

Wenn ich heute von Kinderinnens geflutet werde, orientiere ich mich in mich selbst, um ihre Impulse zu distanzieren und mehr oder weniger gezielt wieder zu dissoziieren. Nicht, weil ich sie wertlos finde oder was sie mitbringen, irrelevant für mich ist, sondern weil ich sie in diesen Situationen nicht integrieren, nicht anhören, nicht aus_halten kann. Es hat überhaupt keinen Sinn zu versuchen, sie auf meine Er_Lebensrealität zu orientieren, weil sie damit genauso wenig anfangen können, wie ich mit ihrer und es hat genauso wenig Sinn außerhalb der Therapie, wo ich begleitet und unterstützt bin, irgendwelche Traumainhalte aufzunehmen und sie zu integrieren.
Ich bin in solchen Situationen genauso wichtig wie die Kinderinnens – auch wenn sie lauter, dringlicher, auf einer Ebene vielleicht auch berechtigter, schreien als ich. Ich bin in dem Moment die Person, die sie wahrnehmen kann, das macht mich aber nicht automatisch zu der Instanz, die immer sofort richtig und passend reagieren kann.

Wir haben uns in der Psychodynamisch Imaginativen-Therapie ein Innen eingefangen, das das kann.
Die innere Kraft, die weiche weite AllesgutmeinHerz-Wolke auf dem Rücken eines Schwans, in die alles Schwere, Verletzte, Kindliche hineingehen kann – das war der innere sichere Ort, meine Entlastung, meine sichere Bank im sonstigen Verlauf dieser Therapie, in der so vieles immer wieder so knapp an meinen Bedarfen und mir vorbeiging, dass man es kaum er_fassen und konkret kritisieren kann. Der gleiche Mechanismus, der früher geholfen hat überfordernde Anforderungen, Ängste, Empfindungen und so weiter zu kompensieren, hatte jetzt eine von Außen geforderte und unterstützte Form: Ein_e innere_r Helfer_in, die_r jederzeit und ohne eigene Stimme einfach immer alles und jeden schluckt, um mich, uns Alltagsinnens, die über Jahre mit nichts anderem beschäftigt waren, sich den Leuten um sie herum verständlich zu machen, zu entlasten und also weder das Personal noch die Therapeut_innen zu belasten. Etwa mit dem Auftrag, mir die Kompetenzen zu vermitteln, die es braucht, um sich selbst um die Entlastung kümmern zu können. Oder der Einsicht vielleicht gar nicht mal so wenig fragmentiert zu sein, wie man gedacht wird.

Heute wissen wir, dass wir das irgendwie wieder auflösen müssen, weil uns diese_r innere Helfer_in jetzt daran hindert Kontakt zu Kinderinnens herzustellen, wenn sie nicht gerade angetriggert und mitten in unser Er_Leben gespült sind. Aber in akuten Momenten, in Situationen, wo absolut gar nichts mehr geht, ist es das einzige, das funktioniert und hilft.
Wir kriegen schon mit, dass viele Viele genau das eigentlich immer nicht wollen. Weil die Kinder doch schon immer weggedrückt sind, weil sie eh nie raus dürfen, weil sie doch ihr ganzes Leben lang unerwünscht waren … und überhaupt, man soll doch endlich mal aufhören mit der ganzen Dissoziiererei, die ist doch das ganze Problem.

Wir für uns sehen nicht die Dissoziation als das Problem an – sondern die Vielzahl der Situationen, in denen sie gebraucht wird, um zu üb_er.leben bzw. die Chancen auf ein Überleben zu verbessern.
In einer Situation, in der ich verhindere, nicht bis 10 zählen zu können, nicht sagen zu können, wo ich wohne, aber, dass ich mache, was auch immer jemand von mir will, weil ich in einem kindlichen Selbstzustand bin, ist es eine gleichwertige Überlebensmaßnahme zu dissoziieren wie früher als die gleiche Reaktion verhindert hat, dass ich gefährdet bin zu sterben.

Wir können erst dann auf die Dissoziation verzichten, wenn wir in der Lage und dazu befähigt sind zu assoziieren.
Wenn das nicht vorhanden ist – wenn dafür nicht genug Kompetenz, Selbst, Funktion, Rahmen da ist – dann ist es selbst_quälerische Folter sich in die Assoziation zu zwingen. Es schadet. Und zwar ganz genauso wie die Gewalt, die früher passiert ist. Auch, wenn es in allerbester Absicht passiert.

Also – so machen wir das:
Wenn ich stark geflutet werde und nichts anderes machen kann, schiebe ich sie weg. Seit ich mehr mit anderen Innens verbunden bin und an meiner Perspektive auf Kinderinnens arbeite, hat sich der Rahmen, in dem ich das mache, stark verändert. Manchmal brauche ich sie nicht ganz wegschieben mitten ins Wolkennichts des Schwans rein auf Pseudo-Nimmerwiedersehen, sondern nur so weit wie ich es brauche, um funktional genug für eine Bedürfniserfüllung zu sein oder meiner Therapeutin mitzuteilen, was ich bemerke. Dann halte ich mich in mir orientiert und gebe das nach innen frei. Ob davon etwas bei Kinderinnens ankommt – keine Ahnung, das ist aber auch nicht relevant. Sie werden niemals Teil meines Alltags – sie müssen sich in meinem Leben nicht zurechtfinden. Ich bin in Traumatherapie, um ihr Leben als meins zu erleben. Ich muss mich in ihrem zurechtfinden.

Wie im Umgang mit Außenkindern geht es mir also nicht darum, mir die Kinder hinzubiegen, wie ich sie will, um zu kriegen, was ich will (und zu vermeiden, was ich nicht will), sondern dafür zu sorgen, dass ich in Umständen und mit Kompetenzen lebe, die mich darin bestmöglich stützen und halten, mit allem umzugehen, was das Leben mit Kindern, die ihre eigenen Fähig- und Fertigkeiten zu üb.er.leben erst entwickeln, erkunden, ausprobieren, so mit sich bringt. Und zwar ohne mich (und andere) zu zerstören oder zu gefährden.

schreiende Kinder(innens)

Ich kompensiere Vorbehalte bezüglich meines Kinderwunsches mit Information. Wann immer jemand um die Ecke getrollt kommt, um mir zu sagen, ich sollte mir aus dem Kopf schlagen, eigene Kinder zu bekommen, will ich vorbereitet sein. Wenn schon nicht zeigen, so doch wenigstens sagen können, dass ich weiß, was Kinder brauchen, was in der Schwangerschaft, unter der Geburt, im Wochenbett, im ersten Jahr, in allen Jahren danach für mich und ein, zwei, drei … Kinder (zwingend) nötig ist – und was nicht.
In dieser Auseinandersetzung kann ich meine Traumatisierung nicht ausblenden und tue das auch nicht. Warum auch immer ist es bei diesem Thema gar nicht so furchtbar unaushaltbar für mich, sie anzuerkennen und in mein Selbstbild zu integrieren. Und seit ich das tue, verändert sich meine Perspektive auf und darüber auch meine Beziehung zu den Kinderinnens in meinem Er_Leben.

Ich habe darüber nachgedacht, was mir am meisten Druck machen wird, wenn ich ein Kind zu versorgen habe.
Und natürlich ging es dabei viel um meine Genderthemen, um finanzielle Sicherheiten, um Sorge darum, wie sich die Beziehung zum Partner entwickelt, wenn sich unser beider Leben durch Schlafentzug, 24/7 zwingend notwendiger Verfügbarkeit für das Kind und der Anforderung immer wieder Entscheidungen fällen zu müssen, die niemand vorgeben, aber alle kritisieren können wollen, verändert.
Mir ist aber auch aufgefallen, dass der Umgang mit Kindern und viele der Probleme und Anstrengungen sich aus einem scheinbar ungeschriebenen Anspruch der Kontrolle ergeben. Es wird erwartet, dass man als Elter alles vorgibt, alles bestimmt – und vor allem deshalb alles über alles wissen muss, damit im Falle eines Kontrollverlustes mit Nachsicht vom Umfeld gerechnet werden kann. Denn Un- oder Zufälle, die kann man nicht verhindern – aber dass das Kind nicht jeden Tag nackte Nudeln isst oder 3 Wochen die gleiche Hose trägt, dass es gefälligst immer Bitte und Danke sagt, dass es nicht widerspricht, dass es in der Schule die Klappe hält und nur auf Verlangen von Autoritäten sein Wissen auskotzt … das scheint irgendwie das Mindeste des Elternjobs zu sein. Und das ist etwas, von dem ich jetzt schon weiß, dass ich es gar nicht erst als Ziel annehmen will.

Erstens, weil ich weiß, dass meine Kraftreserven nicht dafür ausreichen werden – zweitens aber auch, weil ich merke, dass ich genau so seit tausend Jahren versuche, mit meinen Kinderinnens umzugehen. Ohne jeden Erfolg und ohne mehr Sinn als den, mich von meinem Trauma und damit der Realität meiner damals unerfüllten Bedürfnisse fernzuhalten.

Und wo kommt das her? Wie komme ich denn darauf, dass ich meine Kinderinnens – kindliche Selbstzustände – kontrollieren (können) muss (um zu heilen = in Frieden leben zu können)? Weil ich sie als Fehler begriffen habe. Weil mein Umfeld auf sie als Fehler reagiert, den ich mache. Jeder Flashback, jeder Wechsel zu einem Kinderinnen durch eine Fehlinterpretation der äußeren Umstände gilt als Dysfunktion. Als Teil meiner Krankheit genannt „dissoziative Identitätsstörung“. Als gefährlich, als falsch, als unangemessen und deshalb als zu kontrollieren bis zu einer veränderten Funktion, die möglicherweise so nahtlos reinpasst, dass man mich als geheilt einordnen kann.

Seit ich die Diagnose habe, wende ich unfassbar viel Energie dafür auf, bloß nichts Kindliches nach außen zu bringen. Nichts und niemand bedürftiges, unfähiges, traumatisiertes – nichts und niemand kompromisslos existenziell abhängiges. Ich habe mit jeder Therapie neue und engere Mittel und Möglichkeiten aufgebaut, um ein Regime der Kontrolle über mich aufzubauen und damit aber vor allem dafür gesorgt, dass die Kinderinnens immer so bleiben, wie sie vom Außen wahrgenommen werden: chaotisch und unberechenbar, fremd und gefährlich. Ein Unfall, eine Ausnahme in meinem sonst so kontrollierten Auftreten und Sein. Eine einzige Katastrophe.

Und was macht man nach Katastrophen. Man räumt auf. Beseitigt die Spuren. Wischt alles weg, baut irgendwas drüber, richtet neue Kontrollen ein, macht sich vielleicht noch eine Gedenknotiz. Ein Ermahnmal, um ja nicht zu vergessen, wie unfassbar wichtig es ist, hier alles im Griff zu haben, alles und alle zu kontrollieren – damit man sich gleich noch schlechter, schwächer, unfähiger fühlt, wenn es doch wieder zu einem Kontrollverlust kommt. Es reicht ja nicht, wenn es ist, wie uns M. in einer E-Mail schrieb. Dass man sich fragt, was man macht, wenn da so viel Weh und Bedürftigkeit ist, so viel Schreien nach Ver_Bindung, dass es auch eine Unfähigkeit zur Wahrnehmung der aktuell bestehenden Ver_Bindungen und Sicherheiten gibt.

Ich will meine Zeit als Elter nicht darauf verschwenden, meine eigenen Kinder als so unberechenbar und deshalb zwingend in allem zu kontrollieren zu denken, wie Kinder im Allgemeinen gedacht und behandelt werden. Ein vielversprechender Ansatz dazu ist das bindungs-und bedarfsorientierte Elternsein. Darin ist die Grundlage des Eltern-Kind-Miteinanders nicht die Frage nach individuellen Ressourcen und sozialem Status, sondern die nach den Bedürfnissen aller und dem Verständnis dafür, dass die Bindung zueinander bestimmt, was wann wie wo warum artikuliert wird.
In diesem Modell ist ein Kind, das irgendeine Schulaufgabe nicht macht, kein Kind, das Bock auf Stress hat und sich als Klassenclown gefällt (also gerne die Ressourcen anderer Leute wegfrisst und so eine soziale Position für sich produziert), sondern ein Kind, dem möglicherweise etwas abverlangt wird, dass es (gerade oder noch) nicht kann und versucht eine wahrgenommene Enttäuschung des Gegenübers mit Witzen und Lachen aufzufangen (also versucht zu zeigen: „Mieh, ich kann das nicht – aber guck, wir können immer noch gemeinsam (verbunden) lachen.“)

Übertragen auf meine Kinderinnens ist diese Perspektive insofern hilfreich, als dass ich aufhöre zu glauben, dass mein Bedürfnis nach Sicherheit durch Unauffälligkeit wichtiger oder relevanter ist als mein Bedürfnis nach Sicherheit durch Ver_Bindung (oder auch Versorgung), wenn ich in einem kindlichen Zustand bin. Denn nichts anderes sind Kinderinnens. Sie sind ich in einem mehr oder weniger funktionellem Zustand der Traumatisierung. Also einem Zustand, in dem eins bis alle der essenziellen Grundbedürfnisse nicht erfüllt wurden, negiert wurden, ausgenutzt wurden.
Es ist logisch, dass ich mich bodenlos hilflos, ohnmächtig, schwach, haltlos, zu Tode verängstigt, verlassen, schmerzerfüllt und ohne jede Hoffnung fühle, wenn sie mir sehr nah sind. Und es ist logisch, dass ich sie getrennt von mir erlebe. Denn ich bin hier und heute gut versorgt. Ich bin in äußerer Sicherheit, kann mir selbstbestimmt zu essen und zu trinken nehmen, kann mich versichern, kann mich halten lassen, meine Schmerzen behandeln, ein Leben führen, dessen Sinn und Inhalt ich selbst gestalte.
Aber die Trennung zwischen uns macht weder mich realer als sie, noch ihre Bedürfnisse weniger real als meine. Und das zu akzeptieren hilft mir gerade sehr, mich in meinem Vermeidungsverhalten zu beobachten und viel weniger pauschal und grob vorzugehen, wenn ich sie spüre oder höre.

Auch im Umgang mit Außenkindern ist es wichtig, wie man über Bedürfnisse spricht – wie man Kindern überhaupt vermittelt und bewusst macht, welche Empfindungen und Wünsche aus welchen Bedürfnissen heraus entstehen und wie sie ihnen sicher und nachhaltig entsprechen können. Das kann man als Elter lernen.
Und als traumatisiertes Elter, das ich gerne sein möchte, lerne ich dabei doppelt, denn intuitiv einfach so weiß ich selbst oft nicht, was ich wann wie wo für Bedürfnisse habe und wie ich ihnen nachhaltig entspreche. Unter anderem, weil ich immer nur in Situationen des Kontrollverlustes Kontakt zu Kinderinnens, aber auch jugendlichen Innens, habe und dann weder ihnen noch mir einfach so den Raum nehme zu fühlen, was gebraucht wird und selbst wenn ich weiß, was gebraucht wird, noch zig Extraschleifen fahre, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich diesen Bedarf wirklich (like: for real) habe, ob ich berechtigt bin ihn zu haben, ob es angemessen ist ihm nachzugehen, was es für alle anderen außer mich bedeutet, wenn ich dem nachgehe.
Um das zu ändern, fange ich jetzt nicht an Kindersocken zu tragen oder eskaliere auf einem Kinderspielplatz herum – es auch wird nie soweit kommen, dass ich Kinderinnenzeit im Außen freimache oder irgendwelche Außenpersonen anweise, doch bitte meine Kinderinnens zu beruhigen, weil sie so dringend Sicherheitsgefühle brauchen. Aber ich höre auf immer nur mich zu versorgen, wenn ich merke, dass mir – uns allen – etwas fehlt. Unsere Bedürfnisse stehen sich nicht in Wichtigkeit oder Relevanz gegenüber, sondern bedingen einander.

Auch das eine Parallele zum Umgang mit Außenkindern. Ich muss keins meiner Grundbedürfnisse negieren, nur weil die kleinen und großen anderen Menschen in meinem Leben auch welche haben und es vielleicht einigermaßen anstrengend wird, die alle miteinander zu befriedigen.
Kontrolle ist nur möglich durch Negierung von Aspekten ihres Ziels. Schreiende Kinder(innens) zu kontrollieren bedeutet also immer irgendein Bedürfnis zu negieren. Für mich ist das eine Wiederholung eines Aspektes meiner Traumatisierung.

Was ich jetzt also zum Beispiel bei einem Flashback oder nach einem Wechsel zu einem Kinderinnen herauszufinden versuche, ist (nach wie vor) nicht: „Was ist damals passiert?“ – denn mit dieser Frage rolle ich mir quasi den Teppich aus in Folgefragen wie: „War das wirklich so?“ um von der Antwort dann abhängig zu machen, wie berechtigt ist, was ich dazu denke, fühle oder im späteren Verlauf noch erinnere – was für mich einfach unnützer Quark ist, der mich überhaupt gar nicht weiterbringt, aber krank, leidend und vor allem dissoziiert hält.

Ich frage mich jetzt: „Welches Bedürfnis ist jetzt da?“ und prüfe, ob es etwas ist, dass ich selbst erfüllen kann oder ob es etwas ist, dass ich als erwachsene Hannah, die jetzt da steht, wo sie_r steht, wie sie_r ist, schon als erfüllt empfindet.
Da ich erwachsen bin, kann ich jetzt viele meiner Bedürfnisse einfach erfüllen und diskutiere das auch nicht mehr. Denn einfach alles worüber diskutiert wird, stellt die Legitimation eben jener Sache infrage. Grundbedürfnisse sind nicht diskutabel. Weder meine aktuellen noch meine früheren. Ich habe Grundbedürfnisse, weil ich existiere und um zu existieren. Sie gehen nicht weg, nur weil ich oder irgendjemand anderes meint, sie seien nicht angemessen oder real.
Wenn ich den Eindruck habe, dass eigentlich alles um mich herum meine Grundbedürfnisse erfüllt, erkläre ich das nach innen, in dem ich mich so sinnlich wie möglich dessen versichere. Meine Kinderinnens sind so viel mehr Körper als ich, die überwiegend Kopf bzw. Gedanke ist – es ist völlig logisch, dass ihnen die Info, dass alles ok ist, weil ich das weiß, überhaupt nichts sagt. Sie müssen fühlen, dass sie satt, sauber, unberührt, frei beweglich, warm und verbunden mit Menschen sind, die unsere Grenzen wahren. Ich muss mich dafür mit meinem Körper verbinden, muss mich anfassen, muss abchecken, in welchem Rahmen ich verdeutlichen kann, was jetzt gerade spürbar ist, ohne weitere Erinnerungskaskaden auszulösen. Und ich muss darauf achten, was diese Empfindungen in mir verändern.

Auch das ist ein Aspekt, den Kontrolle von Kinderinnens allein verhindert. Wenn ich sie nur kontrolliere, dann merke ich ausschließlich (aber das immerhin dann sehr eindeutig), ob sie mir nah sind oder nicht. Ich fühle mich sicher, wenn sie mir fern sind und Punkt. Dann fühle ich nicht, ob irgendwas von meinem Reorientierungszauber überhaupt gewirkt hat. Ob da irgendwer innen kapiert hat, dass es vorbei und alles ok ist – oder ob ich mich im Grunde schon mal drauf einstellen kann, dass ich immer wieder mit diesem Kinderinnen zu tun haben werde oder nicht.

Wie die Empfindungen erfüllter Grundbedürfnisse etwas in mir verändern, das ist ganz interessant eigentlich. Endlich habe ich kapiert, warum Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen in psychosomatischen Kliniken und eigentlich jeder Therapie so ein übliches Element sind.
Erfüllte Grundbedürfnisse entspannen. Unerfüllte Grundbedürfnisse sorgen für Anspannung (weil der Körper drauf eingestellt ist, etwas für seine Grundbedürfniserfüllung zu machen, denn das ist ja seine primäre Funktion: zu leben und dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt 🤯).
Es ist also auch völlig sinnlos, wenn ich meine Kinderinnens – oder auch Außenkinder – ausschließlich frage, wie es ihnen jetzt geht, wo sie fühlen, dass alles ok ist und mir das anhöre. Ich muss nach Zeichen der aktiven Entspannung schauen. Nicht: reglos, schlaff und stumm „Ja ja alles ok – ich hab mich tot gestellt und empfinde gar nichts, was mich irgendwie anspannen könnte“, sondern: Präsent, stabil, beweglich, reagibel „Jupp, mich gibts. Ich bin hier – die Welt ist da, ich kann alles überschauen, ich bin versorgt, jetzt könnte ich irgendwas anderes machen als essen, trinken, schlafen, von jemandem gehalten werden – wie wärs mit Entdecken? Jemanden kennenlernen? Irgendwas erschaffen?“ Der ganze Entspannungstherapiezenober soll dabei helfen, ein Gespür dafür zu bekommen, wie sich Entspannung anfühlt bzw. sich daran zu erinnern, wie man sich in diesem Zustand anfühlt, damit man in schwierigen Situationen nicht erst überlegen muss: „Ok ok ich muss mich entspannen – Äh… wie ist das noch gleich?“
Für meinen Geschmack bin ich schon viel zu lange in Traumatherapie,  um das erst jetzt zu verstehen – aber es hat mir auch nie jemand gesagt.
Naja.

Zurück zur Entspannung von Kinderinnens.
Es ist für mich leichter auf Entspannungszeichen zu achten, weil ich mich dazu nicht so sehr ihren Inhalten nähern muss. Ich kann so ganz bei der Realität bleiben, dass jedes Kinderinnen ich selbst in einem angespannten Zustand aufgrund unerfüllter Bedürfnisse ist und mich um mich selber kümmern. Ich kann jedes meiner Gefühle, das ich in dem Moment mit meinem erwachsenen Bewusstsein spüren kann, ernst nehmen und überlegen, wie ich ihm begegne. Und ja, das ist nach wie vor oft die Entscheidung, dass ich mich davon entferne, weil ich mich zu unsicher fühle sie aufzufangen, aber ich weiß jetzt ganz sicher, dass ich nicht einfach traumaphobisch bin und sie deshalb in ihrem Zustand belasse, sondern, dass ich mich selbst noch nicht genug darin gehalten/gestützt/versichert fühle mit allem umzugehen, was ich (hauptsächlich im Flashback oder im kindlichen/jugendlichen Zustand) fühle. Das bedeutet für mich eine Baustelle und die nehme ich ernst. Denn so wie es ist, soll es nicht bleiben.

Auch das eine Entscheidung, die man nicht treffen muss, wenn man sich für 24/7 Kontrolle über sich entscheidet (und das auch hinkriegt).
Man kann sich gegen die Ver_Bindung mit den eigenen Kinderinnens entscheiden, wie man sich gegen die Ver_Bindung mit Außenkindern entscheiden kann. Manchmal ist das nötig und manchmal das einzige, was eine_n selbst am Leben erhält.
Aber schön, erfüllend – ganz – ist es eben nicht.

ein dritter November

7 Uhr 40. Es ist hell und kalt. 5° zeigt die Wetter-App, 3° meine Körperreaktion.
Ich vermeide es, bei so niedrigen Temperaturen länger mit dem Rad zu fahren. Anstrengung plus kalte Luft gleich Asthma-Attacke, das ist eine Rechnung, die fast immer aufgeht. „Vor allem, weil du deine Luke dauernd offen lässt!- Was bist du – ein Fisch?“
Ich presse meine Lippen aufeinander, trete in die Pedale, hoffe, dass weder meine Hand- noch meine Fußschuhe sehr feucht werden. Kurze Zeit später ist mein Mund wieder offen, eine Innere teilt mir eine Erinnerung an das Brechen der Nase zu. Ich beiße die Zähne zusammen. Lasse mich in die Musik auf meinen Ohren fallen. Langsam verschwinden sie darin. Meine Inneren, die Anderen, der ganze belastende Kram.

Umgezogen und restwarm steige ich in den Bus. Darin sitzt ein Psychiatriepfleger und quatscht den jungen Fahrer voll. Trotz Kopfhörern in den Ohren höre ich alles, was aus seinem unmaskierten Mund herauskommt. Wie die sich immer in Dinge verrennen und das manchmal ganz schön gefährlich werden kann. Dass die Arbeit schon Spaß macht, wenn man die erst mal unter Kontrolle hat.
Schon sind sie alle wieder bei mir. Sitzen mit im Bus, drängeln sich in meine Aufmerksamkeit, brodeln dicht unter unserer gemeinsamen Hülle. Er verstummt über einem Magazin als wir losfahren. Ich atme auf und merke, dass ich friere. Frühstück vergessen, Blutdruck im Keller. „Dumm dumm dumm – Warum bist du so scheiße?“ Musik an, runterfahren, Füße und Hände langsam und intensiv bewegen. „Nach dem Zahnarzttermin kümmere ich mich darum.“ Den Gedanken denke ich als solide Form mit glatter Oberfläche. Ein Monolith, an dem die vorbeirutschen, die sich nicht damit verbinden wollen/können und die haften bleiben, die Halt brauchen.

Ich komme zu spät zu dem Termin. Bauarbeiten, Güterverkehr, die deutsche Bahn an sich. Ich bin ruhig und froh ein Stück rennen zu müssen. Blutdruck wieder hoch, die Lunge meldet Stechen und Drücken, das Innere diffuse Bilder vom Kampf um Luft durch Stoff und Fremdeinwirkung. Ich bin ruhig und in der Dauerschleife eines Songs, der mir gut gefällt. Ich denke an nichts, fühle meinem Herzschlag nach, rufe in der Praxis an, um Bescheid zu sagen, als die Idee an mir vorbeischwimmt. „Okay, ist kein Problem – bis gleich!“, gibt die Mitarbeiterin durch an mich, die_r es weiter nach innen trägt wie einen Brief ohne Adressaten.

In Bielefeld liegt eine tote Taube auf dem Sand am Fuß einer Stadtplatane. Ich greife den Lenker des Rads fester, fixiere meine Umgebung, sehe alles, erkenne nichts. Jemand inneres fährt uns zur Praxis, ich zittere als ich absteige. Klopfe mich ab, schüttle mich aus, ziehe mich zusammen, um meine Aufmerksamkeit zu bündeln.
Meine Zähne sind super, meine Figur auch. Seit dem frühen Sommer habe ich 32 Kilo abgenommen, das wird von der Mitarbeiterin goutiert, was mich irritiert. Meine Zähne richtig zu pflegen und gut zu behandeln war viel schwieriger, als mein Übergewicht zu reduzieren. Ich denke das laut und drehe ein jüngeres Ich weg von dem vergifteten Kompliment, um nicht gleich beim Frühstücken von ihr gestört zu werden.

Was gut funktioniert.
Bei Tee und einem Brötchen sitze ich in der Bäckerei und suche eine Zugverbindung zurück aus. Eine Stunde habe ich noch. In der kaufe ich mir einen Bademantel für die Schwimmhalle und werde zwei Mal fast von Autofahrer_innen überfahren.
Dann steige ich in den RE6 nach Minden, der nie pünktlich in Minden ankommt und heute sogar so viel zu spät ist, dass ich alle möglichen Anschlüsse nach Hause verpasse. Eine Stunde stehen wir am Gleis, essen ein zweites Brötchen zum Mittag, trinken das eiskalte Wasser aus der Trinkflasche, fangen wieder an zu frieren.
Auftauend im Zug denke ich darüber nach, statt ins Sportbecken in die Sauna zu gehen. Einmal ganz tief aufwärmen tut bestimmt genauso gut, wie eine Stunde Bahnen ziehen. In Wunstorf, meinem Hassbahnhof, warte ich auf den Umstieg und fühle die ersten Regentropfen. Die Wärme ist dahin, wenn wir durch den Regen nach Hause gefahren sind. Grmpf. „Bald haben wir den Führerschein.“ muntere ich mich selber wieder auf und fahre am Feierabendverkehr vorbei in die Schwimmhalle.

Der Bademantel ist mir viel zu groß. Da ist sie also immer noch, die verschobene Körperwahrnehmung – oder die Problematik, dass L bei Marke A die XXS von Marke B ist und andersherum. Eine Person kommt mit zwei kleinen Kindern in die Umkleidekabine. Mir wird schlecht, ich esse, einer spontanen Eingebung folgend, die Banane in meinem Rucksack und wickle mich fest in den Bademantel. Die Kinder hüpfen nackt durch den Raum, ich bin erfüllt von einer fremden Panik, dass sie mich berühren könnten. Ich sage irgendwas Nettes zum Abschied und stiebe wie dampfgetrieben zu den Nassräumen. Hier ist es nicht voll, ich bin allein da. Atme mich ruhig, denke das Wort „Nichts“ in Schreibschrift, spiele ein bisschen mit dem warmen Wasser aus der Dusche.
Im Bademantel laufe ich an den bodentiefen Bistrofenstern vorbei. „Hah, so ist es besser“ stecke ich mir meinen ersten Triumph des Tages an die Brust und ersticke das schlimme Gekeife der Dunkelbunten im Sportbecken, wo ich schon nach einer Bahn nichts mehr denke, erinnere, von den anderen spüre. Ich schwimme meine Routine durch, beobachte wie Anna heute ihr Seepferdchen schafft und wackle zur Düse im Entspannungsbecken, um meinen Mausarm massieren zu lassen. Es ist zehn vor halb 6 als ich das Wasser verlasse, den Bademantel ein weiteres Mal feiere und mir unter der Dusche den langen Zopf aufmache.

Es regnet immer noch. An die Gebäudewand gelehnt, esse ich noch die beiden Äpfel aus dem Rucksack und suche nach Schlupflöchern in meiner Angst vor dem Radfahren in der Dunkelheit. Es gibt nur eins und das verschluckt mich. Irgendwie komme ich zu Hause an, wo der Partner schon zu Abend isst und die Hunde mich sachte anstupsen.
Wir kochen schnell, essen noch schneller, gucken unsere Serien, versuchen zu erfassen, wie es dem Partner geht, liegen früh mit zwei Wärmflaschen im Bett unter der schweren Decke.

„Für einen dritten November nicht schlecht“, denke ich kurz vorm Einschlafen.