Opferrolle- mal wieder… diesmal mit Täterrolle und Mustern als Beilage

“Wenn du nicht aufhörst in der Vergangenheit herumzustochern, dann kannst du auch nie aus der Opferrolle raus… Weißt du, so bedient man Muster.”

Es knallte.
Innen natürlich.
Von innen kam allerdings auch eine Entgegnung, die ich hier unbedingt festtackern wollte:
“Es ist meine Vergangenheit, da kann ich soviel drin rumstochern, wie ich will.”

Ja, mein Innenleben ist manchmal schon so viele Schritte weiter als ich.
Ich lasse mir solche Sätze sagen, mich dann umfassend darüber aufklären, dass ich völlig falsch mit meinen Problemen umgehe und verbringe ein paar Tage oder Wochen damit, noch mehr als sonst meine Vergangenheit und ihre Ausläufer von mir fernzuhalten.
Also unterm Strich: Mich mir selbst mit meiner Lebensrealität vom Leib zu halten.
Um keine Muster zu bedienen.
Nicht in der Opferrolle zu verharren.

Dabei kräuseln sich sogar mir inzwischen die Innenseite der Gedärme, wenn ich den Begriff der Opferrolle so verschrägt benutzt sehe.

Nochmal für alle:

Der Begriff der Opferrolle beschreibt die Position eines Menschen in einer Situation. Nichts weiter.
X wird von Y gehauen, so ist X in diesem Moment in der Opferrolle. Punkt.

Geht X irgendwohin und sagt: “Ich kann dies nicht, ich kann das nicht, weil ich ein Opfer bin. Und ich werde das auch nie können, weil ich ja auch immer Opfer sein werde. Also: (hilf mir)- hab mich lieb- lass mir alles durchgehen- ich darf das, weil ich ja so ein dolles Opfer bin…”, kann man sagen, dass X auf einem OpferSTATUS pocht.
X verlangt eine (Sonder)Behandlung aufgrund seines Status als Opfer. Das kann gerechtfertigt sein oder auch nicht. Hat aber an sich nichts mit der Position (der Rolle) in der Gewaltsituation zu tun, sondern mit dem sozialen Miteinander und/ oder dem Leiden unter den Folgen dieser Situation.

Ich habe mich jetzt schon an ganz vielen Stellen darüber geärgert, dass kaum jemand diese Differenzierung vornimmt. Vorallem ärgert mich das bei den Menschen, die mit mir zu tun haben und mich sogar mehr oder weniger deutlich immer wieder von selbst darauf stoßen, was mir alles durch meine Gewalterfahrungen fehlt, (noch) verwehrt ist und auch tatsächlich eine Art Sonderbehandlung erforderlich macht.

Zum Beispiel mein inexistenzes Körpergefühl.
Zum Beispiel meine regelmäßigen Amnesien.
Zum Beispiel die Tatsache, dass ich meine Seinszustände als fremde Menschen wahrnehme. Zum Beispiel, dass ich eben schlicht nicht hinkomme mit 120 Stunden Psychotherapie.

Das sind alles Dinge auf die ich sehr gerne verzichten würde, denn sie bringen mich immer wieder in eine passive Position- in die Bettlerposition- in die “ausgeliefert sein”-Position. Egal, ob ich es will oder nicht. Egal, ob ich einen Opferstatus gegenüber den Menschen habe oder nicht.

Keiner, dem gerade ein Zahn unter örtlicher Betäubung bearbeitet wurde,kann einen Weitspuckwettbewerb gewinnen.
Keiner, der einen alkoholbedingten Filmriss hat, kann sich erinnern, was gewesen ist.
Keiner, der so aufgeregt ist, dass er “nicht mehr er selbst ist”, kann runterkommen, wenn ihm nichts und niemand dabei hilft.
Jeder der Hilfe braucht, braucht sie so lange bis er eben keine mehr braucht.

Ich aber “sollte besser mal nicht so darauf beharren. Weil wegen Opferrolle und so. Und ist ja eh alles schon vorbei. Das Leben muss ja weiter gehen. Das Leben ist ja nicht nur die Vergangenheit.”
Sobald ich versuche Kontrolle durch Aufklärung und Einbeziehung meiner Umgebung zu erreichen, mache ich mich angreifbar. Sobald ich jemandem sage, dass ich ein Opfer von Gewalt wurde und bis heute unter den Folgen leide und deshalb manche Dinge schlicht (noch) nicht kann, begebe ich mich auf eine Schneide.

Es kann sein, dass ich genau richtig behandelt und unterstützt werde- es kann aber genau so sein, dass ich zu hören bekomme: “Nu is aber Schluss- also ne- man kann es sich auch gemütlich machen in der Opferrolle”, weil mein Gegenüber- warum auch immer- gerade keine Kraft, Lust, Zeit, dafür hat, mich zu sehen und mir meine Probleme schlicht zuzugestehen.
Oder, weil es für denjenigen schlicht nicht aushaltbar ist, zu sehen, wie ich mich immer und immer wieder an den selben Dingen aufhänge und (noch) keine Veränderung schaffe.

Ich frage mich,  wo ist da das Problem genau das zu kommunizieren, statt mir unterzuschieben, ich könnte, wenn ich nur genug wollte? Mir also zu suggerieren, dass ich in jedem Fall, die Probleme die mich lähmen, auch ohne Hilfe angehen könnte.

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Und schon sind wir bei Mustern.
Ich habe den Eindruck in eine Rolle gedrückt zu werden, wenn mir jemand sagt, dass ich “es ja nun auch endlich gut sein lassen kann”. Nämlich in die Rolle des ewigen Störenfrieds oder der des sich widerrechtlich etwas Aneignenden oder des Menschen, der egozentrisch ist und einen Status ausnutzt, um beachtet oder geliebt zu werden.
Ganz ehrlich- jeder Status eignet sich dazu- nur nicht der des Opfers.
Als Opfer ist man immer klein, immer ausgeliefert und machtlos.

Und nur einem Opfer kann man solche Dinge überhaupt unterstellen. Das ist etwas, das gesellschaftlich breit akzeptiert und immer wieder untermauert wird. Unhinterfragt patriarchial gestützt.

Entsprechend kam ich später zu dem Schluss, dass ich in dem Moment, als mir dieser (ansonsten sehr liebe) Mensch diesen Satz sagte, in eine Täterrolle, begründet von meinem Opferstatus, gedrückt wurde.

Von seinem Muster nämlich:
“Zu schwer- zu schlimm- zu schmerzhaft” *flupp Vermeidungsblase zu*
“Schnell vermitteln: “Sie soll aufhören mir weh zu tun”- ich kann das nicht aushalten. Sie ist so eine Böse, wenn sie das macht- wenn sie mir das antut”.

Das stimmt auch. Ich sollte Rücksicht nehmen, so wie ich das von anderen Menschen verlange.
Und da ist ein Punkt, den ich mir annehme und den Satz aus dem Innen abändere:

“Es ist meine Vergangenheit, da kann ich soviel drin rum stochern wie ich will. – Aber ja: ich kann aufhören, das in deiner Gegenwart zu tun (bzw. versuchen dich von meinen Folgeproblemen fernzuhalten), wenn du mir sagst- oder ich den Eindruck habe, dass es dich verletzt oder nicht gut fühlen lässt.”

Die Folge ist dann aber auch, dass ich nicht mehr ganz da bin und etwas unsichtbar zu machen helfe.

Es ist ein Kritikpunkt von vielen Menschen, dass viele Menschen, die einmal zum Opfer von Gewalt wurden, diesen Umstand in ihr Selbstkonzept einbinden.
Applaus und Unterstützung bekommt, wer dies verleugnet und so tut, als wäre dieser Punkt  nichts weiter. Wenn man stark voran schreitet und dem Vergangenen ins Gesicht lacht. Oder dies zumindest will.

Doch ich merke inzwischen immer mehr, dass das etwas ist, dass kein Opfer für sich selbst tut.
Man gilt als schwach und als Täter [nämlich als diejenige, die böse böse böse (Schadenersatz- Verhaltensmodulations- Hilfs) Ansprüche stellt und damit die Menschen mit schmerzhaften Tatsachen konfrontiert, ohne dass sie sich wehren können (angeblich- denn ne- eigentlich wehren sie sich ja ganz gut!)] gleichzeitig, wenn man sein “Zum- Opfer- geworden- sein” öffentlich macht.

Es wird nicht angenohmmen, wie sehr man sich durch diese Öffentlichkeit ausliefert. Sich eigentlich schon wieder in eine Position begibt, die sehr viel leichter in eine Opferrolle kippen kann, als in eine tatsächliche Täterrolle.
Es wird nur angenohmmen, dass man, eventuell vielleicht, anderen unbetroffenen Menschen damit “schadet”, weil man sie (auch) konfrontiert.

Und das ist doch eigentlich pervers, oder? Seit wann und in welchen Kontexten genau ist es schädlich damit konfrontiert zu werden, dass Menschen mit Gewalterfahrungen, ihr Leben lang unter den Folgen leiden könnten? Teile ihres Selbstes immer Opfer sein könnten. Immer leiden könnten.

Eigentlich doch immer nur in den Kontexten, in denen die Vermeidungsblase derer verletzt werden könnte, die keine Verantwortung für die Umstände übernehmen wollen und auch nichts verändern wollen.
Sei es direkt oder indirekt.
Und sei es nur in dem Bezug, den betroffenen Menschen einfach nur zuzugestehen, dass es so ist, wie es ist, weil es eben so ist- und nicht weil man einen sozialen oder wirtschaftlich bereichernden Vorteil daraus zu ziehen versucht.

Wenn mir mein Opfersein soviele Vorteile verschaffen würde, wie ständig unterstellt, dann hätte ich keinen Grund selbiges als Grundlage für meine Kämpfe um Hilfen und Ausgleich zu verwenden. Ich bekäme sie einfach, könnte heilen (oder zumindest den entstandenen Schaden ausgleichen) und in das Leben “der Anderen” hineinwachsen…

Eigenmacht oder: von der neuen Welt des Sex nach Gewalterfahrungen

Ich habe mich bereits bemüht dieser unsäglich-stetig ständigen Falschverwendung des Begriffs der “Opferrolle” anbei zu kommen. Habe sogar ein Ave Multipla geschrieben. um augenzwinkernd zu zeigen, worum es  meiner Meinung nach beim “Opfer-Nicht Opfer-Gutes Opfer-Schlechtes Opfer- Richtiges Opfer- Falsches Opfer” Spielchen gehen kann.

Doch dann gabs da so das eine oder andere Momentchen in der Selbsthilfeszene und ich dachte: “Hm, Mensch das ist ja schon ein Phänomen… Hier wird ja dieses Spiel auch gespielt- und man bringt sich damit um eine tolle Ressource.”

Es geht um Sex.
Wohaa gruselig schlimm furchtbar Geschlechtlichkeit Körperlichkeit
Nein- geht ja gar nicht! Trigger! kreisch schrei *flupp *flupp *flupp gehen die Vermeidungsblasen zu, werden Augen und Ohren geschlossen, teilweise sogar gezielt das endokrine System des Körpers unterdrückt und manipuliert; sexuelle Bedürfnisse, Wünsche und Fantasien verleugnet, verschleiert oder hinter krass abstinenter Wissenschaftlichkeit versteckt.

Ja, es ist ein großes Thema, vor allem, wenn man ein Opfer von sexualisierter Gewalt geworden ist. Und alles das machen wir auch- klar- aber nicht mehr nur und ausschließlich und ich kann nur sagen, dass es sich lohnt, diesen mit wichtigsten Dreh- und Angelpunkt der menschlichen Natur- der gesamten Existenz wieder zu erobern. Und sei es als Werkzeug nur für sich ganz allein.

Wie schon in dem Artikel “Lebensfunken” geschrieben:
”Das Leben als Funke ist der coolste Kettenbrief der Evolution. Er lebt einzig durch Weitergabe der Fähigkeit zur Entwicklung von der Fähigkeit zur Weitergabe der Fähigkeit zur Entwicklung von der Fähigkeit zur Weitergabe…”   Um Leben zu erschaffen, ist Sex zwingend (und sei es “einem Sex anzugehören”). Ob wir wollen oder nicht, ist es Teil unserer Existenz- auch wenn wir meinen “auch gut ohne Sex zurecht zu kommen”.. “Sex nicht so zu brauchen”.
Keine Gewalt (= Macht) der Welt schafft es diesen Teil, diesen Sturmdrang der Natur der tief in jedem unserer Zellkerne steckt, aus uns Lebewesen herauszutreiben. Es ist Teil des Lebensfunkens in uns allen.

In diesem Bereich des Körpers verletzt zu werden, seine Genitalien und dessen Reaktions-System ausgenutzt zu wissen, bedroht auf so ziemlich allen Ebenen das, was einem den Sinn des Daseins darlegt.
Doch eines ist klar (und hier muss ich leider das Unwort verwenden): bei sexuellem Missbrauch geht es um Miss- Gebrauch. Um Ausnutzung. Benutzung.
Bei Ver-Gewalt- igung geht es um Gewalt (=Macht). Erniedrigung. Das Zerstören von etwas.

Nicht um das Auslöschen einer Existenz.

Das ist der Fallstrick an der ganzen Sache. Es ist nicht die Tat an sich, die tötet- es ist alles drum herum. Es ist der Mensch der die Gewalt ausübte. Und- neben vielen anderen Faktoren, die Beziehung zu diesem Menschen. An Missbrauch selbst stirbt niemand- sehr wohl aber an der Angst des Täters, an körperlichen und auch an den seelischen Folgen und der stetigen Nichthilfe damit umzugehen und zu heilen.

Die Bedrohung die in dem Moment empfunden wird, ist hoch real und gegeben. Doch sobald “ES” überlebt ist, eigentlich nicht mehr nötig. Klar, umgibt ab dann alles was “DAMIT” (oh G’tt- dem Körper und allen seinen Möglichkeiten!) zu tun hat, die Angst, dass “ES” wieder passiert, dass es wieder weh tut.
[Und ab einem Zeitpunkt merkt man auch, dass man die gleiche Angst auf der Beziehungsebene gegenüber anderen Menschen auch hat (selbst bemerkt bei uns- es zieht sich durch alle Kontakte: Helfer, Gemögte, Ärzte- alle gefährlich im Sinne von global lebens-bedrohlich) wichtiger Aspekt- um den es aber hier nicht im Schwerpunkt gehen soll]

Also was macht man- lieber nicht dran denken- alles ablehnen, negieren, dicken Schleier drüber.  Dicke GrasNARBE drüber wachsen lassen… ein DAS Opfer werden- sein- bleiben
Weder weiblich noch männlich- geschlechtslos. Auf ewig Objekt. Rolle. Position definiert von der Situation. Bloß nicht von seinen Stärken, Schwächen oder gar seiner Persönlichkeit. So macht am wenigsten falsch und das “Drumrum” fällt weg als Quelle weiterer Bedrohung.
Und dann… von ganz allein… rationalisiert man auch gleich noch den genetischen Motor mit weg.
Seine Sexualität.

Dabei kann der Körper so tolle Sachen, die richtig hilfreich sind- gerade wenn es um die Genitalien und Sexualität geht. Man muss sie nicht leben, wie man sich das anliest oder so.
Tüüüüch was das für eine Erkenntnis im Hause Rosenblatt war!
Es ist vielleicht ein bisschen schräg, weil es Innens gibt, die so viel mehr auch abartigen Sex zu ertragen hatten, als das was man im 08/15 Porno findet, aber das ist ja nunmal (und oh heavens to betsy- G’tt sei Dank auch!!!) nicht jedem von uns zugänglich.
Es gibt Innens die noch nicht mal jemanden geküsst haben- oder wie auch
hier schon zu lesen war, von Verliebtheitsgefühlen und körperlicher Lust überrascht werden- mit ihren 26 noch immer Jungfrau sind. Entsprechend gibt es viele Vorstellungen und Einstellungen zum Thema Sex (- und auch, ob es dazu eine Beziehung braucht oder nicht).

Hormoneller Status passend zur Lust auf Party? Ab in den nächsten Laden, den richtigen Menschen suchen und los. “Hingehen, machen, wieder weggehen.”, ist Motto derer, die andere Menschen nicht als mehr betrachten, als als eine Art Objekt oder auch Spielplatz ihrer Begierde.

Gemeinsamkeit, Nähe und Zuneigung geben und annehmen wollen? Sowas kann man mit Sex auch gut tun. Ist hier aber eher Ausnahme als Regel- Stichwort Beziehungstrauma

Es gibt auch Innens die das Ganze als technisch unaufgeregte Werkzeugfrage betrachten: Kopf- Bauch- Rücken- Muskel- Knochen- Menstruations- Narben- alte- Schmerzen, Schlafprobleme, Depressionen, Unruhe, Verspannungen, untergründiger- schwer fassbarer Hunger? 398258_original_R_K_by_sokaeiko_pixelio.de
Ein selbstgemachter Orgasmus und fertig- keine großartigen Arztrennereien, Pillen, Fremdmacht- Gefahr durch Definitionsallmacht. Kein Kontakt zu anderen Menschen.
Na- wenn das kein Tor zu Eigenmacht ist?
Zu Risiken und Nebenwirkungen fand man mal diese sehr gute Website:
http://dodsonandross.com Zur Anleitung war sie auch gut, zum Mut finden, zum irgendwie-sogar-vor-sich-selbst-verheimlicht-in-ein-Zimmer-setzen-und-ganz-privatestens-höchst-allein-mit-sich-lesen-und-von-der-Ungezwungenheit-der Frauen-profitieren, auch.

Das Phänomen, dass ich neulich bemerkte war die ständige Anwesenheit des Themas- aber das gleichzeitige Nichtnutzen, der körpereigenen Ressourcen im Bereich der Selbsthilfe. Man überging meinen Hinweis auf hilfreiche Orgasmen bei alten Schmerzen (Körpererinnerungen), bei Kopfschmerzen durch Verspannungen…als würde man sich mit jeder Berührung- selbst wenn man sich selbst zuführt- erneut missbrauchen oder vergewaltigen.

Dabei ist mein Eindruck eher der, dass wenn zum Beispiel Masturbation betrieben wird, ein Akt der Selbst-Liebe, der Eigenmacht, des “genau richtigen Gebrauchs” passiert. Also genau das Gegenteil.

Plötzlich schämte ich mich, diesen Vorschlag gemacht zu haben- meine gute Erfahrung geteilt haben zu wollen. Ich hatte beim Lesen des Postings gedacht: “Ach je- sie leidet ja richtig schlimm darunter- so sehr, dass sie Tabletten wie Bonbons isst und sich damit eigentlich sogar schadet.- Wie traurig ist es so passiv- sie macht ja gar nichts selbst. Will lieber Tabletten machen lassen.”

Ich hatte keine Zeit mehr mich besser oder “weiter” als die Betroffene zu fühlen, denn sofort standen die (interessanterweise weiblichen) BÄÄÄMs neben mir und zeterten los. Spielten das “gutes Mädchen- böses Mädchen” –Spiel mit mir.
Ratterten ihren Hass herunter:
– wenn du dir sowas gefällt brauchst du dich nicht wundern…
– wenn du sowas machst, ist doch klar, dass andere auch…
– wenn du sowas machst, bist du ne Schlampe die “ES” [*schmunzelt* sogar die BÄÄÄMs sagen “ES”- interestink] will…
– wenn du Spaß dran hast, kannst du ja nich drunter gelitten haben, wenns ein anderer an dir gemacht hat
– dein Leiden kann ja nicht echt sein, wenn du noch Genuss empfinden kannst

In dem Moment merkte ich aber zum ersten Mal richtig den Landgewinn unter meinen Füßen.
Ich- und andere Innens- hatten uns mit dem “für sich entdecken” von sexueller Lust durch sich selbst etwas zurück erobert- Land gewonnen. Plötzlich merkte, ich dass ich zwar unter dem Geseier der BÄÄÄMs schrumpfte und unsicher wurde- doch ganz gezielt und klar rein in Bezug auf frühere Situationen! Nicht mehr in Bezug auf meine Erleichterung und Befriedigung heute.

Ich war in der Lage auf eine Grund-Lage zu stampfen und ihnen entgegen zusetzen, dass das Eine nichts mit dem Anderen zu tun hat. Die einzige Gemeinsamkeit ist der Körper und der kann ja nun nicht wirklich etwas dafür wenn ich oder andere ihn benutzen. In keiner Situation kann der Körper- als Metabolismus einfach aufstehen und gehen.

Ich habe darüber nachgedacht, ob manche andere Betroffene vielleicht auch von sich denken, dass sie selbst Misshandler sind, wenn sie sich im Schambereich berühren. Ob es vielleicht eine Art Täterrolle ist, die anzunehmen befürchtet wird. Und, ob es vielleicht damit zusammen hängt, dass man noch nicht so ganz in der Gegenwart angekommen ist. Manches im Leben, im Gefühl und am Körper schlicht noch in der Vergangenheit ruht, aus Angst vor dem Umgang mit EigenMacht- und implizit auch EigenGewalt, die sonst immer dem Täter inne lag.

Hier stieß ich an etwas Wichtiges. Eigenmacht- Eigengewalt geht mit Eigenverantwortung einher.
Es ist schwer eigene Verantwortung anzunehmen, wenn einem ständig und immer die Verantwortung abgenommen wird (bzw. man sie nicht von sich aus annimmt, weil man reflexhaft immer wieder “lieber prophylaktisch” abgibt) Sei es von Helfern, sei es von den Medien, sei es von der Konsumkultur, sei es von gesellschaftlichem Sozialdiktat. Sei es in Bezug auf das persönliche Auftreten oder schlicht die Wahl was man was wie wo und mit wem tut.

Bei uns konnte dieser Landgewinn- dieser Aspekt der Heilung übrigens erst losgehen, als wir uns genau dessen bewusst wurden. Es gab plötzlich einen Wunsch nach eigenen Kindern, Familie, Autonomie und Macht-Kraft, genau das überhaupt als möglich für sich zu betrachten. Die Dämme brachen, als wir merkten, dass andere von unserer Stille und Ohnmacht richtiggehend profitierten (wer es sich geben mag- diese Phase kennzeichnet die ersten Einträge dieses Blogs), obwohl sie uns keine Gewalt antaten.
Dann setzten wir auch noch unsere Medis ab und die Hormone schossen uns seit der Pubertät zum ersten Mal wieder normal durch den Körper.
Wooohaaa schwusch- “Wow- da unten kann sich ja doch auch etwas anderes regen, als das alte schmerzhafte erinnern an Brennen und Reißen! Also das muss ich jetzt mal erkunden…” und so begann eine Eroberung- ein Landgang. Eine Reise in eine neue Welt.

Eine Welt in der wir mächtig sind.
In der wir uns ein Grundbedürfnis selbst erfüllen können, uns sättigen und von Schmerzen befreien können. Einzig mit Hilfe unseres Sex (=Geschlechts-(teils) )- ganz und gar frei. Feststehend im Hier und Heute.

Sogar so frei und mächtig, dass man drauf scheißt, wie viele Pornosuchanfragen nun wieder auf den Blog erscheinen werden.
Es ist etwas, das richtig gut ist. Wichtig. Wertvoll. Heilend. Spannend. Bereichernd.

Wenn das Außen schon diese blöden “Gut”- “Böse” Spielchen mit uns Opfern treibt, um uns Hilfen zu verwehren oder zuzuschanzen- Schuld zuzuschanzen und Verantwortungen aufzudrücken, die nicht unsere sind- dann sollten wir das nicht auch noch ins Innen einbringen und uns unsere ureigenen Kräfte versagen,