Zeit für Grenzen

Ich hatte es eingepreist – Kontakt mit anderen Menschen erfordert Kommunikation und Interaktion mit anderen Menschen.
Und am Ende ist es der Anfang einer Schleife, deren Verlauf ich gut voraussagen kann.
Nicht mehr so bodenlos verzweifelt wie als Kind, so frustriert wie als Jugendliche und auch nicht mehr mit so viel Selbsthass wie vor der Autismusdiagnose als 30-jährige_r – aber auch nicht gelassen. Neutral, okay damit. Mit Gefühlen von Kontrolle.
Jetzt ist es bewusst. Als Trigger, als äußere Dynamik, als etwas, das ich zu beeinflussen versuchen kann, aber mehr auch nicht. Ich spüre meine Scham, ich spüre Frustration, ich spüre Not und meinen Grad des Gefordertseins.
Und meine Einsamkeit.

Konflikte sind für alle schwierig. Das schreibe ich auf, weil ich weiß, dass hier Menschen mitlesen, die es wichtig finden, so etwas immer auch zu sagen. Weil sie mir sonst nicht glauben, dass ich das weiß und mitbedenke, wenn ich von meinen Schwierigkeiten schreibe. Oder mir sonst unterstellen, ich würde meine Schwierigkeiten für außergewöhnlich schlimm halten. Oder mir unterstellen, ich würde die Schwierigkeiten anderer nicht erkennen können. Und um mich vor solcherlei Vorwürfen zu schützen, habe ich nun also diesen überflüssigen Kram aufgeschrieben, der am Ende doch nie einen Schutz bietet, weil es nicht meine Entscheidung ist, wie ich gelesen und verstanden werde; was mir wann wieso und aufgrund welcher Worte geglaubt, zugetraut und anerkannt wird.
Was für eine Verschwendung. Was für ein Aufriss. 30 Sekunden Lebenszeit dahin für eine nutzlose Geste. Wofür? – Um ein Beispiel zu produzieren.

Denn mir erscheint die Kommunikation und Interaktion mit anderen Menschen oft voll mit unnötigen Gesten. Trotzdem mache sie oft mit. Bestimmte prosoziale Phrasen, Sätze, Bemerkungen, Witze, (Nach)Fragen baue ich in meine Kommunikation ein, um sympathisch, empathisch, zugewandt, freundlich auf andere Menschen zu wirken. Nicht immer, weil mir das wichtig ist, sehr oft aber, weil ich weiß, dass meine Mimik und/oder mein Ton mit einem gewissen Stresslevel nicht mehr als freundlich oder zugewandt, empathisch oder generell sympathisch eingeordnet wird. Besonders in angespannten Situationen oder bei Problemen, die nicht leicht zu lösen sind. Da werde ich oft aggressiv genannt. Dominant. Und damit implizit gewaltvoll.
Vor allem dann, wenn ich, wie es mein Bedürfnis ist, bei der Sache bleibe. Sachorientiert zu denken und handeln, wird von den meisten Menschen nicht auch als sachlich kommunizierend eingeordnet, sondern – besonders in emotional aufgeladenen Situationen als absichtlich ignorierend. Ausgrenzend, kalt, emotional distanziert – so als verwehre man der anderen Person die emotionale Verbindung und damit eine wichtige Grundlage für den sozialen Kontakt.
Meiner Erfahrung nach ist es unerheblich, ob ich mich in solchen Situationen erkläre oder nicht. Die meisten Menschen wollen in solchen Situation vor allem eins: die Ver_Bindung prüfen.
Sie wollen wissen, ob ich gefährlich für sie bin oder nicht. Sie wollen sich sicher fühlen. Und dafür brauchen sie prosoziale Performance. Sie brauchen Versicherung von mir, brauchen prosoziale Phrasen, prosoziale Lügen, prosoziale Nachfragen, Entschuldigungen. Manchmal, aber leider selten, auch prosoziales Handeln von mir. Diese Bedürfnisse richten sie in der Regel als Anspruch, als basale Grundanforderung des Miteinanders an mich.

Was sie nie auch einfordern, ist mein Konsens zu dieser Art des prosozialen Miteinanders. Sie setzen ihn voraus, weil es keinen Moment der Frage gibt, ob das Miteinander, das wir haben, eines ist, das auf der gleichen Ebene läuft. Ob wir auf Augenhöhe miteinander in Kontakt sind, ob wir den gleichen Energieaufwand zur Herstellung und Aufrechterhaltung dieses Kontaktes haben, ob die Ziele unseres Kontaktes die gleichen sind, wie die unseres gemeinsamen Handelns.
In meinen Freund_innenschaften und allgemein allen Kontakten, die ich pflege, ist es erst ein Konflikt, der meine Arbeit an dem Kontakt aufdeckt und mich gewissermaßen outet oder auch „demaskiert“. Denn Konflikte entstehen aus gegenseitigem Missverständnis. In der Regel aufgrund fehlerhafter oder ausgebliebener Kommunikation.

Dies ist ein Grund für meine Tendenz zu „Projektfreund_innenschaften“ oder auch „Themenfreund_innenschaften“. Der gemeinsame Sachbezug trägt meine Beziehungen sehr lange, oft über Jahre hinweg, über die Gefühle von Missachtung meiner kommunikativen Bedürfnisse im sozialen Kontakt und entspricht generell eher meinem Lern- und Bindungsstil. Ich lerne orts- und kontextbezogen sowie detailorientiert; es fällt mir leichter eingehende Reize zu verarbeiten, wenn ich mich bewegen bzw. handeln kann. Kontakte, die ich also aufsuchen muss, um etwas mit ihnen zu tun, haben die höchste Chance auf Haltbarkeit und bieten mit höchster Wahrscheinlichkeit auch den Zugang, um die Personen über ihre Funktion im gemeinsamen Handeln hinaus überhaupt zu erfassen, kennen zu lernen und in ihrer Persönlichkeit empfinden zu können. Das bedeutet: Um zu wissen, ob ich mit den Menschen „kann“, ob ich sie sympathisch finde oder empathisch oder freundlich – oder eben auch nicht, vergeht Zeit. Viel Zeit. Mitunter Jahre. Unter anderem deshalb, weil ich nicht offen damit umgehe im Alltag und, wie oben angedeutet, von mir auch nie abgefragt wird, wie ich die Menschen finde oder ob das gegenseitige Miteinander für mich so in Ordnung ist. Man fragt mich durchaus, ob „alles okay“ ist – der nicht-autistischen Diffusität entsprechend bleibt „okay“ jedoch stets undefiniert. Meine Definition von „okay“ im sozialen Miteinander ist in etwa: „Ich kanns aushalten.“ Und als autistische Person mit DIS ist mein Rahmen für „Aushalten“ mitunter etwas größer als der vieler anderer Menschen.

„Aushalten“ klingt mir oft zu sehr danach, als würde ich leiden, deshalb verwende ich im Kontext meiner alltäglichen Lebensrealität lieber „kompensieren“.  Unter anderem, weil Kompensation, auch die ständige Kompensation von mehr oder weniger unangenehmen Reizen oder Situationen oder Umständen, ein Kernmerkmal des Lebens ist. Ohne Kompensation keine Weiterentwicklung, ohne Weiterentwicklung entsteht Stasis.
Jedoch kann jedes Lebewesen nur im Rahmen der ihm inne liegenden Fähig- und Fertigkeiten, der genetischen Ausstattung, sowie in Abhängigkeit von den generell wirkenden Umgebungsfaktoren, kompensieren. Das bedeutet: Es gibt Grenzen. Und die liegen nicht nur darin, was man (noch) nicht kann, sondern auch darin, was man (noch) nicht darf, soll, will – und zu welchem Zeitpunkt und in welcher (sozialen) Situation man aktivieren kann, darf, soll, will, um zu kompensieren.

Viele Menschen werden an diesen Grenzen jeden Tag herausgefordert und häufig auch überfordert. Oft ganz unbemerkt, da wir in einer ableistischen Gesellschaft leben, in der unser sozialer Status von unserem (stets und immer alles) Können abhängt und das Überwindenwollen menschlicher Unzulänglichkeiten als selbstverständliches Ziel aller Menschen vorausgesetzt wird. Es gilt als normal, sich stets zu überwinden. In vielerlei Hinsicht.

Und so wachsen wir alle auf. Müde, Hunger, Pipi, kalt, das wägen wir alle ständig ab mit unserem Umfeld. Geht das jetzt gerade? Ist es sicher genug? Sind genug Ressourcen dafür da? Wie ist die Bedürfnislage des sozialen Umfeldes – wird es von meinen Bedürfnissen gerade berührt? Wen muss ich wie mitdenken, um den Frieden zu bewahren? Dieser Prozess läuft in der Regel unbewusst ab, intuitiv. Wird geformt von Bindungserfahrungen, auch traumatischen. Wird beeinflusst vom aktuellen Geschehen, dem Normen- und Wertekonzept unserer direkten Umgebung.
Praktisch in diesem Zusammenhang ist die Fähigkeit, stets verlässliche Antworten auf solche Fragen finden zu können. Stets eine angepasste Reizverarbeitung gewährleisten zu können, um schnell und häufig genug richtig zu erfassen, wie die Lage ist. Worum es geht. Wer wie mit wem, was wann wer warum, wo womit was wie … passiert.

Meine Reizaufnahme ist schneller als meine Reizverarbeitung. Jedes Gespräch ist eine Herausforderung für mich. Denn ich nehme jedes Wort auf – kann es fehlerlos erinnern und wiedergeben – aber nicht gleich schnell oder ähnlich schnell wie die meisten anderen Menschen auch verstehen. Meine Kompensationsstrategie ist die Konzentration auf die Sachinhalte, denn das ist ein viel zuverlässigerer Punkt im Miteinander als die sozialen und emotionalen Informationen eines Gesprächs.
Das bedeutet, dass ich in rein emotionalen Gesprächen – oder prosozialen Gesprächen, die der emotionalen Fürsorge dienen – oft praktisch aufgeschmissen bin. Denn das Wissen um die Grund_Emotionen und ihre Bedeutung des Gegenübers muss ich mir aus einem Gespräch ohne zuverlässigen Punkt herausarbeiten. Meistens in Real-Time, während ich die prosoziale Performance vormache, damit die andere Person sich sicher mit mir fühlt (und mich entsprechend nicht angreift) – und eigentlich aber noch gar nicht verstanden habe, was das Ziel des Gesprächs eigentlich ist (und woran ich erkenne, dass es erreicht ist), was der Auftrag an mich ist (und wann dieser erfüllt ist oder erfüllt sein soll) – und selbstverständlich die ganze Zeit über meine Grenzen gehe.
Denn diese Gespräche finden nie mit autistischen Menschen statt, sondern mit nicht-autistischen. Also sprechen wir „nicht-autistisch“. In meinem Fall casual gezwungenermaßen, weil es nie überhaupt zur Debatte steht, wessen kommunikative Bedürfnisse erfüllt werden. Nie mein Konsens dazu abgefragt wird, nie die Zeit, der Raum, die Kapazitäten, die Bereitschaft dafür da ist, Gespräche mit mir vorzubereiten, damit ich überhaupt eine Chance darauf habe, sie mit dem gleichen Energieaufwand wie die andere Person zu führen.

Ganz normal wird von mir verlangt, mich über meine Möglichkeiten hinaus anzupassen.
In der Regel aus Gewohnheit. Und ja, vielleicht auch, weil ich mich nicht dagegen wehre. Was ich aus Angst vor Ausgrenzung nicht tue. Und wegen gemachter Ausgrenzungserfahrungen nach vielfältig vorgetragener Bitte um an mich angepasste Kommunikation.
Es gilt als egozentrisch, als egoistisch, einmal wurde es als narzisstisch gerahmt, dass ich darum bat mich nicht zu überfordern. Mich nicht auszugrenzen. Mich nicht dazu zu zwingen, so zu kommunizieren und interagieren, wie es sich für mich intuitiv richtig, gut, sinnvoll, effektiv, effizient anfühlt.

Doch worum ich bitte, ist keine Rücksicht auf eine Befindlichkeit oder die Anerkennung eines Persönlichkeitsmerkmals. Ich bitte um Teilhabe. Ich bitte um Kontakt, um Miteinander, das ich mir nicht erst verdienen muss.
In dem Konflikt, der diesem Text vorausging, ist mir aufgefallen, dass ich mich in diesem Wunsch selbst nicht ernst genug genommen habe. Nach wie vor sind die nicht-autistischen Menschen in meinem Leben meine kommunikative Norm, der zu entsprechen ich mich zwinge, bis es nicht mehr geht. Obwohl ich weiß, dass das nie geht, ohne meine Grenzen zu übergehen, meine geistigen wie emotionalen Kapazitäten, oft bis aufs letzte auszuschöpfen. Für – am Ende – Basics. Dinge, die sie sich mit praktisch keinem Energieaufwand kommunizieren können, um dann erst wirklich loszulegen.

Ich bin oft teilweise ausgeschlossen in der Kommunikation mit meinen eigenen sozialen Kontakten und kann das nicht aufschreiben, ohne alle Menschen in meinem Leben irgendwie zu verletzen, zu verunsichern – herauszufordern, dass sie mich kontaktieren und fragen „Wieso denn?“ – um wieder auf ihre Art darüber zu sprechen. Wieder für ihren Rahmen perfekt zugeschnitten zu erklären, was bei mir denn alles komisch, anders … autistisch läuft, ohne, dass sie wirklich begreifen. Weil das einfach nicht geht und nie gehen wird. Denn so wie ich mich nicht in sie und ihr Verstehen hineinversetzen kann, können sie es nicht in meins. Sie werden nie in der Lage sein, unseren Kontakt und alles, als ich wahrzunehmen. Sie können sich nur annähern und ob sie wollen oder nicht werden sie scheitern. Und scheitern und sich lächerlich machen, peinlich versagen oder einfach nicht verstanden werden. Aber 37 Jahre lang, so wie ich, werden sie sich das nicht geben. Sie haben die Wahl, die ich nicht habe und sie werden sie treffen. Und zwar nicht so, dass ich es irgendwie leichter habe. Barrierefreier. Zugänglicher. Chancengleich.

Kann ich das verstehen? Ja.
Aber mehr auch nicht (mehr).

Zeit für Grenzen. Und ihre Wahrung.

alle sind immer genug

Es berührte mich mit Verspätung und unerwartet. Unerwartet, weil ich dachte, schon alles erfasst, verstanden und ins Außen gebracht zu haben. Aber vielleicht auch nicht? Ich kann mich nicht darauf verlassen und das ist ein Trigger. So offensichtlich wie ein 500 Kilo-Findling auf englischem Rasen. Jetzt.

*

Ich bin sehr froh darum, mit meiner Therapeutin sprechen zu können und einen Raum zu haben, in dem ich von Dingen befreit bin, wie „DIE Wahrheit“, „den Leuten“ oder „DER Normalität“. Ich vergesse manchmal, dass das nicht bedeutet, auch einen Raum zu haben, in dem ich nicht ganz genau darauf achten muss, was wie verstanden wird. In dem ich nicht einfach annehmen kann, dass ich in allen Selbstzuständen schon richtig verstanden werde. Ohne nochmal zu prüfen. Nochmal zu fragen. Und dann nochmal, weil es einfach nicht so einfach ist, sondern viel, komplex, alles.

Manchmal denke ich, dass sie mir in allem voraus ist, weil sie viel schneller als ich versteht oder einfach weiß?, welche Gefühle mit Geteiltem einhergehen. Dann aber gibt es diese Momente, in denen ich merke: Das sind oft Annahmen. Annahmen, die ebenfalls oft passen und wichtig sind und eigentlich ist alles gut damit, aber … es sind Glückstreffer. Glück für mich, weil ich so über die Therapeutin in Kontakt mit mir komme, aber sollte das nicht mehr sein?
Vielleicht nicht. Ich habe für mein Buch so viele Studien zur Kommunikation zwischen autistischen und nicht-autistischen Menschen gelesen, dass ich fast sagen würde: Jo, das ist typisch. Der Großteil der nicht-autistischen Kommunikation fußt auf routiniert getroffenen Annahmen über mehr oder weniger diffuse Reize. Glück ist darin nur, dass es mehr nicht-autistische als autistische Menschen gibt, die miteinander kommunizieren. So fällt es nicht auf. Und wenn doch, kann es jedem passieren. Nicht schlimm. Bis sich herausstellt, dass man (sich) als nicht-autistischer Mensch mit dem autistischen Gegenüber einfach sehr sehr oft nicht (richtig) versteht. Dann wirds anstrengend. Oft zu anstrengend.

Da ist die Gefahr von routinemäßigem Erfolg. Die Gewohnheit, immer richtigzuliegen. Das Sicherheitsgefühl. Die Überzeugung: „Ich weiß schon Bescheid, hier Checkbox 1 bis 5 passt, es kann nur Tor 3 sein, ein Zonk ist nicht dahinter zu erwarten.“ Aber dann ist da einer. Und es ist nicht einfach nur ein Irrtum oder ein Missverständnis, das man einfach ausräumen kann, indem man etwas auf andere Art formuliert oder strukturiert, sondern etwas, das aufzeigt, dass Checkbox 1, 3 und 4 doch nicht passen. Dass es nicht nur um ein Missverständnis geht, sondern um vier.
Ich weiß nicht, wie das für meine Therapeutin ist. Ich hoffe, dass sie Umgänge damit gefunden hat, die sie nicht entmutigen, frustrieren oder an sich selbst anzweifeln lassen. Hoffe einfach ins Tiefblaue hinein, dass sie nicht glaubt, ich könne ihr (ableistisch-) eigentlich besser helfen zu verstehen oder „in Wahrheit“ ja doch alles einfach aufklären.
Das ist nämlich meine Angst. Dass sie meine Fähigkeiten zur Auflösung ihrer Frustration oder Anstrengung in solchen Missverständnissen braucht, um dranzubleiben, aber ich kann sie nicht geben, weil ich wirklich und echt und tatsächlich – like profoundly, bottomline of all – nicht kann. Weder als Hannah, erwachsen, alltagsfähig und voller Bemühen um funktionierende Kommunikation mit dem Außen – noch in kindlichen oder jugendlichen Selbstzuständen, die weder erwachsen, noch in meinem Alltag problemlos fähig sind und in der Regel mehr oder weniger verzweifelt, frustriert, gekränkt, hoffnungslos, ohnmächtig, hilflos, überanstrengt vor den Herausforderungen der Kommunikation mit dem Außen stehen.

In den letzten Monaten waren wir so gut in der Arbeit zusammen. Und jetzt ist da wieder so eine Schleife. Eine etwa 30 Jahre alte in mir und eine, die ich mir als nachhaltig für immer aufgelöste und nie wieder auftauchend gewünscht hatte, in unserem Gespräch. Und vor beidem stehe ich mit so wenig. Kann ich so ganz offenkundig wenig tun, dass es möglicherweise nichts ist.
Ich könnte alles verlieren, denke ich. Alles könnte kaputtgehen. Es hängt alles von mir ab und ich versage. Ich bin schuld. Ich habe es ausgelöst, ohne es auflösen zu können. Wie unbedacht, unvorsichtig, dumm kann man sein. Ich habe nicht anders verdient, als dass alles kaputtgeht. Ich habe nicht genug getan. War nicht eindeutig, nicht eindeutlich genug. Bin einfach nicht genug. Das ist die nächste Schleife. Meine schöne Coping-Strategie aus autopoietischem Selbsthass, um bloß nicht zu viel Raum für die Möglichkeit entstehen zu lassen, dass es vielleicht natürlich, logisch, einfach so ist, dass man dann nicht viel tun kann. Oder auch nichts.

Neulich habe ich meinen ersten Wildunfall mit dem Auto gehabt. Ich habe einen Sperling angefahren. Sah ihn im Rückspiegel noch auf der Fahrbahn wild flattern, doch als ich umgekehrt war, hatte ein anderes Auto ihn schon totgefahren. Tagelang hatte ich das Bedürfnis, nochmal in die Situation zu können. Vor ihm abgebremst zu haben, sofort angehalten zu haben. Ich hätte ihn hochnehmen können – mich hätte das andere Auto nicht überfahren. Ich hätte ihn retten können, konnte aber nicht. Ich konnte in dem Moment noch nicht und ich kann jetzt nicht mehr. Es ist passiert und für immer so wie es war. Schlimm, traurig, tödlich, unbeabsichtigt.

Miss- und Unverständnisse erlebe ich nicht so selten wie Wildunfälle, aber ihre Wirkung in Bezug auf meine Ohnmachtsgefühle sind sich sehr ähnlich, nämlich traumanah. Ich denke mich darin automatisch ganz allein. Allein verantwortlich, allein betroffen, allein gelassen. Obwohl das nur in Bezug auf die traumatisierende Situation stimmt.
Ich kann durchaus sehen, dass ich nicht alleinverantwortlich für die Kommunikation in der Therapie bin. Dass ich schon getan hab, was ich konnte, weil ich mehr nicht kann. Ich weiß, dass es nicht meine Aufgabe als Patientin ist, passend für die Therapeutin oder das Therapiekonzept zu sein. Aber die Konsequenz dieses Wissens ist, dass ich etwas von meiner Therapeutin erwarten könnte. Und das macht mir Angst. Wieder irgendwas Traumanahes. Die nächste Kaskade, die mich erniedrigt, allein, weil da die Gefahr besteht eine Möglichkeit ist, dass unser Kontakt nicht nur für mich mit Anstrengung, Arbeit, dem Stoßen an Grenzen des Könnens verbunden ist, sondern auch für sie. Ich sie also nicht geschützt, nicht bewahrt, nicht verschont habe zu empfinden, was mich so oft im Leben schon gequält hat. Als wäre das etwas, das ich könnte. Das irgendwer könnte.
Kurz bin ich in dem Gedanken, dass der Kontakt mit mir einfach immer schwer ist. Immer anstrengend und viel. Wie unfassbar leid mir tut, dass es mich überhaupt noch gibt, obwohl das doch niemand wollen kann. Niemand kann doch wollen, dass so eine Belastung weiter besteht. Ich merke, wie es an mir zieht, das zu beenden. Aus dem Kontakt zu gehen, die Therapie zu beenden, meine Campingausstattung zusammenzupacken und wegzugehen. Fernwandern. Raus, weg, vielleicht plumpse ich unterwegs in eine Gletscherspalte oder werde von einem Problembären gegessen. Mutter Erde knows best how to manage Ballastexistenzen, darum brauche ich mich dann nicht mehr kümmern.

Da ist sie also. Die Gewalt, die ich mir selbst antue, um meine Gefühle der Trennung kongruent zur Situation zu machen. Gewalt kann das einfach so gut. Trennen, spalten, dissoziieren. Das funktioniert so zuverlässig.
Aber das ist nicht, was ich will. Für kurz war es jetzt aber vielleicht wichtig das zu glauben. Um es zu wissen.

*

Vielleicht muss man den Trigger manchmal ganz durchfühlen. Bis zum Schluss durchmachen – so weit, bis man wirklich kurz davor ist, die Koffer zu packen oder sich das Leben zu nehmen, um leichter an den Punkt zu kommen, an dem man sich fragt, was man eigentlich wollte. Ob man das wollte – getrennt sein von allen und allem – oder doch etwas anderes. Was man sich (noch) nicht zu wünschen traut, erlaubt oder zu wünschen aushalten kann. Oder, was (möglicherweise nur jetzt gerade in diesem Moment) einfach noch nicht funktioniert. Oder insgesamt unmöglich ist, aber nicht unersetzbar.

Ich wünsche mir, dass meine Therapeutin mit mir im Kontakt ist. Nicht mit Ideen von mir, die sie sich macht, weil sie Annahmen folgt, die sich aus Begriffen entwickeln, die wir unterschiedlich mit Bedeutung füllen. Wenn wir das hinkriegen (und wir haben das schon hingekriegt), dann fühle ich mich verbunden mit ihr. Nicht allein. Nicht getrennt. Sehr eindeutlich anders als traumanah. Das will ich. Das will ich nicht kaputtmachen, nicht verlieren. Das würde niemand verlieren wollen. Niemand hätte es verdient, das zu verlieren. Egal, wie viel oder wenig sie_r dafür tun kann. Alle sind immer genug für Kontakt, Beziehung, Verbindung.
Alle sind immer genug.

das Helfertrauma – die Wiederholung

„Wer ein Trauma nicht realisiert, ist gezwungen, es zu wiederholen oder zu reinszenieren.“ Das soll Pierre Janet vor 120 Jahren gesagt haben. Er gilt als einer der ersten Traumaforscher, deshalb kenne ich dieses Zitat. Es wird oft dort eingeschoben, wo es um die Notwendigkeit von Traumatherapie oder das generelle Interesse für die Thematik geht. Oft funktioniert es deshalb als Warnung. „Achtung, Achtung, wenn dir diese Story von Kontrollverlust und einer Lebensqualität wie trocken Brot nicht reicht, um dich damit zu befassen, dann hier die Drohung, dass du es dir immer wieder selbst antust.“

Als ich diese Woche die Praxis für Autismustherapie verließ, dachte ich an das Zitat und darüber nach, ob ich mit der Autismustherapie aufhören muss. Denn wieder hat sich mein Helferding wiederholt. Nicht in der schlimmsten Ausprägung und auch nicht mit großem Schaden, aber doch einem Schaden. Für mich. In mir. Weil es inzwischen nicht erst weh tut, wenn es im schlimmsten passiert, sondern bereits wenn klar ist: Wir sind mittendrin und ich muss genau jetzt entweder abbrechen oder immer wieder verweigern. Grenzen ziehen. Verantwortlichkeiten einhalten, ablehnen, beworten. Hoffen, dass sich diesmal ein Weg auftut. Wissen, dass sich bisher erst ein Mal ein Weg aufgetan hat. Das eine Mal von vielleicht hundert Malen.

Während ich darüber nachdachte, wie ich das konkret tun könnte, bemerkte ich, dass auch das zu meiner Schleife gehört.
Jetzt sitze ich da, bin irgendwie verletzt davon, was im Miteinander passiert – sage, was da passiert und dass ich das so nicht möchte – und fange an, mir zu überlegen, wie ich es nicht wiederhole. Obwohl von Anfang an nicht ich dafür gesorgt habe, dass sich etwas wiederholt. Ich war einfach so da wie ich bin. Habe gedacht, wie ich denke, mich ausgedrückt, wie ich es tue und wieder wurde mir gesagt, dass meine Art zu Denken sehr viel sehr komplex sei. Dass man das nicht lange durchhalten kann, wenn man versucht mitzukommen. Und irgendwo darin erwähnt, ob ich wohl den Anspruch habe, dass man mir, wenn schon nicht gleich, so doch wenigstens ähnlich komplex begegnet.

Es ist also wieder das Thema Komplexität, zu viel (~intelligent~) sein, Vermeidung von Überforderung, Vermeidung der tatsächlichen Themen aus Sorge zu überfordern, zu wenig Hilfreiches zurückzubekommen und dem Problem nicht immer genug Kraft dafür zu haben, auf das Gegenüber warten zu können.
Und im Anschluss das innere Verbot, an der helfenden Person zu zweifeln, denn die kann ja auch nichts dafür. Niemand kann etwas dafür. Nie. Ich bin die Komponente, die sich in den Kontakt begeben hat, um etwas zu verändern. Also muss ich mich verdammt nochmal endlich auch verändern, warum mache ich mich dann nicht einfach anders.

Ich weiß nicht, ob mein Fehler ist, wiederholt nach Gegenübern zu suchen, die mich in meiner Auseinandersetzung begleiten und mir helfen, Lösungen für die Probleme zu finden, die ich alleine nicht erschaffen kann. In meiner Traumalogik ist es jedenfalls so.
Ich brauche niemanden, die_r mir nicht entgegen_wachsen will und die halbe Zeit damit kämpft, sich in meiner Anwesenheit weder dumm noch unterkomplex urteilend oder möglicherweise zu wenig Hilfreiches wissend zu fühlen, weil sie_r einfach nicht glaubt, dass diese Ebene im Kontakt für mich nicht relevant ist.
Ich brauche jemand, die_r sich erst einmal auf meine Probleme konzentriert. Nicht auf mich, nicht auf sich – auf das Problem. Und erst dann von mir aus auch auf mich in dem Problem und auf sich bei all dem.

Ich fürchte, dass ich mein Helfertrauma nie mehr realisieren kann, als ich es bisher geschafft habe.
Die Realität ist, dass ich zu komplex denke, zu viel aufnehme und deshalb immer viel ist, was mich beschäftigt oder vor Probleme stellt.
Die Realität ist, dass sich die meisten Menschen, gegen Komplexität entscheiden oder gar nicht erst begreifen können.
Die Realität ist, dass ich deshalb keine Hilfe bekomme, auch wenn ich es mit Leuten zu tun habe, die mir wirklich aufrichtig bemüht und angestrengt helfen wollen.
Die Realität ist, dass dies wiederum allein mein Problem ist und bleibt und bleibt und bleibt – weil die Lösungsfindung eine zu komplexe Angelegenheit ist.

Es ist die Hölle.
Ernsthaft.

das Leiden – #AutismAcceptanceMonth

Leiden entsteht, wenn Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden.
Je umfassender der Mangel, desto größer der Leidensdruck.

Vor meiner Autismusdiagnose habe ich am meisten darunter gelitten, mit Menschen in Kontakt kommen zu wollen und doch nie zu kommen. Selbst dann, wenn ich physisch, thematisch und konsensuellen und gemeinschaftlich beschlossen Kontakt mit ihnen hatte. Selbst wenn alle lieb mit mir waren. Vom Viele-, Behindert-, Anderssein wussten und alles.
Es ist eine spezielle Einsamkeit und eine spezielle Isolation – ein umfassendes „mit-sich-selbst“-Sein – umgeben von Menschen zu sein und doch allein. Und zwar nicht auf die „armes Opfer ist so unverstanden/ungesehen/unbeachtet von der Welt, weil nicht alle Menschen die Gewalterfahrungen teilen“-Art, sondern auf die „autistischer Mensch unter nicht-autistischen Menschen“-Art, bei der es darum geht, dass sich nicht nur die Lebens-, sondern auch die Er_Lebenserfahrungen ganz grundsätzlich unterscheiden und die Schnittmenge zuweilen frustrierend gering ist.

Ich habe darunter gelitten, immer wieder aus dem Raster zu fallen. Immer wieder zu merken: Ich enttäusche Erwartungen an meine Funktionalitäten. Ich irritiere mit meinen Dysfunktionalitäten, meiner Bewertung von Situationen und Umständen und leide bis heute darunter anders zu sein als die meisten Menschen in meiner Umgebung und ihre Normen oder auch Ideale, weil ich keine selbstverständliche, intuitive Kongruenz herstellen kann.
Kongruenz ist ein von den meisten Menschen unterschätzte Bedingung zur Erfüllung des Grundbedürfnisses nach sozialem Kontakt bzw. Bindung.
Als autistischer Mensch bin ich nicht bindungsbehindert. Und nein, auch meine Komplextraumatisierung hat meine Bindungsfähigkeiten nicht zerstört, gestört oder auf irgendeine Art verformt. Ich binde mich einfach anders und dieser Stil wird häufig abgelehnt, nicht wertgeschätzt, belächelt oder gar nicht erkannt, weil man von mir das gleiche Bindungsverhalten, wie neurotypische Menschen es zeigen, erwartet.

Mein autistisches Er_Leben umfasst alle Qualitäten des Empfindens. Es gibt keinen Lebensbereich, der davon unberührt ist. Es gibt weder eine Grenze zwischen meinem Alltag und meinen Traumata, noch eine zwischen meinem autistischen Er_Leben und dem, was alle Menschen machen müssen, um zu über_leben. Entsprechend umfassend ist auch mein Inkongruenzerleben.

Manchmal ist das hilfreich. Gerade in der letzten Zeit, in der ich viel mehr als sonst mit anderen Vielen kommunizierte, merke ich: Ich bin nie so sehr in das „Inkognito-als-Opfer-in-dieser-Gesellschaft-unterwegs-sein“-Ding eingestiegen, weil es mir nie die gleiche Beruhigung, den gleichen Gewinn gebracht hat, wie Menschen, deren (einziger) Inkongruenzbereich die eigene Opferschaft/“Verrücktheit“ ist.
Oder negativ ausgedrückt: Egal, wie ich mich zu verbergen versuche, mein „anders-als-die-meisten-Menschen“-Sein, ist nicht zu verbergen. Und weil nicht ich es bin, die_r darüber bestimmt, ob „anders als die meisten Menschen“ etwas schlechtes (weil Erwartungen enttäuschend oder Normen/Hierarchien infrage stellend) ist oder nicht, blieb und bleibt es bis heute so, dass ich oft so allein in Kontakten bleibe, wie ich es bin.
Hilfreich ist das insofern, als dass es mich davor bewahrt hat zu glauben, ich könne durch jedes beliebige Verhalten in jeder beliebigen Situation beeinflussen, dass Menschen sich mit mir verbinden. Ein Kerngedanke des komplex traumatisierten Kindes: „Wenn ich lieb bin, haben mich alle lieb und binden sich positiv an mich (und verletzen mich nicht (mehr)).“
Ich hatte nie Anlass, das zu glauben, weil meine Lebens- und Kontakterfahrungen so umfassend anders waren. Selbst wenn ich lieb war, selbst wenn ich alles richtig gemacht habe, selbst wenn ich gar nicht mehr ich war, es hat nie gereicht, um die nicht-autistischen Menschen in meiner Umgebung umfassend (positiv) an mich zu binden.

Gleichzeitig hat es aber natürlich etwas mit meinem Weltbild gemacht. Von meiner Idee davon, was mich retten könnte. Wofür ich über_leben könnte. Was ich alles mitbedenken muss, wenn ich mich für mein Über_Leben entscheide.
Während viele suizidale Menschen Halt im Kontakt mit anderen Menschen finden oder am Leben bleiben, weil sie eine Familie haben, die sie brauchen oder für die sie sich verantwortlich fühlen, habe und produziere ich tausend Projekte und Vorhaben, die ich nicht unvollständig abgeschlossen liegen lassen will.

Menschen halten mich nicht. Weder am Leben noch im Kontakt.
Sie verorten mich, das ist im Alltag extrem hilfreich.
Sie stimulieren mich, das ist manchmal gut, manchmal re_traumatisierend.
Sie sind ein Mittel zum Zweck der Bedürfnisbefriedigung, das ist eindeutiger ausgedrückt, als es die meisten anderen Menschen über Menschen sagen würden, aber deshalb nicht weniger wahr oder gar ein Anzeichen einer Pathologie.

Ich leide nicht unter meinem Autismus, ich leide nicht unter mir selbst.
Ich leide darunter, dass mein Grundbedürfnis nach sozialem Miteinander von so vielen sozialen Barrieren bestimmt ist, die ich alle nicht auch selbst kompensieren kann. Ich brauche dafür immer mein_e Gegenüber und viel zu oft wird dieser Bedarf nicht angenommen, geglaubt und ihm entsprochen.

Es ist also ein verhinderbares Leiden.
Es wird allerdings nicht verhindert.
Heute leide ich am meisten darunter.

Kinderinnens reorientieren

Overme beschreibt es im Kommentar als „Baustelle“, M. hat es uns in der E-Mail beschrieben, die wir im letzten Beitrag erwähnten:
Wenn Kinderinnens schreien und alles damit fluten. Manchmal so stark, dass nichts mehr anzukommen vermag und man sich als erwachsener Mensch fragt: Wie soll das je enden? Da ist so viel Bedürftigkeit, so viel Not – und dann merken sie nicht mal, dass eigentlich alles ok ist – was doch DAS DING ist – das sollen sie doch merken und dann ist wieder Ruhe im Karton. Wieder alles gut, Reorientierung, yeah!

Das Problem haben Renée einmal in einer Podcastepisode mit uns angesprochen: Was heißt denn „RE – orientiert?“ Worauf soll denn zurück orientiert werden?
Ich, ein erwachsenes Innen, das überwiegend in Alltagssituationen mit anderen Menschen präsent ist, orientiert nie zurück auf einen Zustand, der ganz und gar sicher und entspannt ist. Ich orientiere immer in einen Zustand, in dem Fähigkeiten abgerufen werden können, um um Hilfe zu bitten, Situationen zu organisieren und Probleme zu intellektualisieren, aber sehr viel mehr auch nicht.
Auch ich muss mir meiner Orientierung bewusst werden, sein und bleiben und ich weiß, dass es anderen Innens ähnlich geht.

Ich bzw. das System aus dem Ich hervorging ist entstanden, weil man mich immer wieder als erwachsenen Pol in diesen Kindertraumafolgen gesehen und angesprochen und (therapeutisch) behandelt hat. Und das, obwohl ich meine Diagnose mit 16 erhielt und noch gar nicht erwachsen war. Ich hatte noch keine Kompetenzen überhaupt zu fühlen, was ich fühle oder zu begreifen, was meine Gefühle/Gedanken/Erinnerungen wann wie wo warum bedeuten, wie relevant sie wann wie für wen sind und wie ich ihnen „richtig“ begegne. Und wer eigentlich überhaupt über den richtigen Umgang damit bestimmen darf.

Es gibt viele Viele, die kompetente Erwachsene in ihrem System haben. Wo eine Reorientierung in das erwachsene Bewusst_Sein bedeutet, in einen Zustand der allgemeinen Lebensfähigkeit, der allgemeinen Selbst-Sicherheit und -Ver_bindung (zurück) zu kommen. Also nicht nur zu wissen, dass sie_r erwachsen ist, sondern auch über die Fähig- und Fertigkeiten von erwachsenen Menschen zu verfügen und diese allgemein angemessen anwenden zu können. Erwachsensein ist ja nicht nur, was man darf, wenn man volljährig ist, sondern auch wie vertraut man mit dem Leben ist. Welche Erfahrungen man wie oft schon gemacht hat, welche Strategien man wie oft mit welchem Erfolg genutzt hat, wie viel Basis die eigene Intuition hat, wie bewusst für welche Gefahren man sich in all dem bewegt.
Wenn man so ein erwachsenes Innen – mit Zugang zu einem Großteil dieser Fähig- und Fertigkeiten des Erwachsenseins – ist und es heißt, man solle sich aus der kindlichen Überflutung reorientieren, dann ist das wie die Referenz auf einen Rettungsanker. Festen Boden unter den Füßen. Die Erinnerung an eine Realität, in der existenziell abhängig zu sein (hoffentlich) die Ausnahme ist und Autonomie die Regel.
Dann bedeutet das geflutet werden von Kinderinnens oft wirklich schnell „nur“ eine Erinnerung an unangenehme Zustände früher oder Impulse, denen heute gar nicht mehr so unbedingt nachgegangen werden muss wie früher.

Wenn ich aber damit konfrontiert werde, Kinderinnens zu reorientieren, ist das wie eine Referenz darauf, dass ich kompensieren kann. Denn nichts anderes bin ich. Eine Coping-Strategie. Ein „vorzeigen, dass ich auch erwachsen kann“ – was wirklich wenig mit wahrhaftiger Reife oder dem zum Leben als erwachsene Person nötigen Kompetenzen zu tun hat. Ich bin ohne die anderen Inneren – andere Alltagsinnens oder Innens, die spezielle Funktionen für das System haben – einigermaßen nutzlos in Sachen Kinderinnens und deren Nöte und das sage ich nicht, um ermutigt zu werden, sondern weil es so ist.

Für diese Fälle ist es relevant zu begreifen, wie jemand Viele ist, also welches Ausmaß die Fragmentierung, die Dissoziation, hat. Sowohl als Behandler_in als auch man selbst.
Um genau das zu lernen und zu verstehen, braucht es die Auseinandersetzung mit den Inneren, mit inneren Landkarten, mit Situationsanalysen, mit Tagesprotokollen, mit Tagebüchern, mit der Dokumentation, was hilft und was nicht und all dem Kram, von dem man oft irgendwie denkt: „Meeh, damit mache ich ja gar nicht mein Trauma weg.“ und Außenstehende gerne mal denken, er wär unnütze Nabelschau und trage nur dazu bei, dass man um sich selbst kreist (statt um sie).

Tatsächlich macht die Kenntnis vom eigenen Funktionieren und Re_Agieren, den Umgang mit Traumafolgen erst einmal nicht leichter – aber logischer. Man bekommt einen Rahmen um etwas, auf das man vorher regiert hat, ohne genau zu wissen, wie und worauf eigentlich wirklich.
Ich habe so zum Beispiel verstanden, dass ich nicht das Innen war, auf das gut orientiert werden konnte, weil meine alleinige Anwesenheit einfach nicht bedeutet, dass alles gut ist und wir gut versorgt sind.
Seit das Alltagssystem um mich herum ein stabil in mir integrierter Bestandteil ist, ist das anders.
Ich kann Kinderinnens nach wie vor nicht versorgen und halten – und meine Funktion ist nach wie vor nicht das „happily ever after-Life“ – aber ich habe mein Helfertrauma soweit bearbeitet, dass Kinderinnens mir keine Todesangst mehr machen. Ich bin jetzt in einer Therapie, in der ich bestimmen kann, wann, wie und warum wir uns nähern – und in der ich nicht verletzt und bedroht werde, wenn ich sage, dass ich etwas im Zusammenhang mit ihnen nicht kann oder schaffe oder will.

Wenn ich heute von Kinderinnens geflutet werde, orientiere ich mich in mich selbst, um ihre Impulse zu distanzieren und mehr oder weniger gezielt wieder zu dissoziieren. Nicht, weil ich sie wertlos finde oder was sie mitbringen, irrelevant für mich ist, sondern weil ich sie in diesen Situationen nicht integrieren, nicht anhören, nicht aus_halten kann. Es hat überhaupt keinen Sinn zu versuchen, sie auf meine Er_Lebensrealität zu orientieren, weil sie damit genauso wenig anfangen können, wie ich mit ihrer und es hat genauso wenig Sinn außerhalb der Therapie, wo ich begleitet und unterstützt bin, irgendwelche Traumainhalte aufzunehmen und sie zu integrieren.
Ich bin in solchen Situationen genauso wichtig wie die Kinderinnens – auch wenn sie lauter, dringlicher, auf einer Ebene vielleicht auch berechtigter, schreien als ich. Ich bin in dem Moment die Person, die sie wahrnehmen kann, das macht mich aber nicht automatisch zu der Instanz, die immer sofort richtig und passend reagieren kann.

Wir haben uns in der Psychodynamisch Imaginativen-Therapie ein Innen eingefangen, das das kann.
Die innere Kraft, die weiche weite AllesgutmeinHerz-Wolke auf dem Rücken eines Schwans, in die alles Schwere, Verletzte, Kindliche hineingehen kann – das war der innere sichere Ort, meine Entlastung, meine sichere Bank im sonstigen Verlauf dieser Therapie, in der so vieles immer wieder so knapp an meinen Bedarfen und mir vorbeiging, dass man es kaum er_fassen und konkret kritisieren kann. Der gleiche Mechanismus, der früher geholfen hat überfordernde Anforderungen, Ängste, Empfindungen und so weiter zu kompensieren, hatte jetzt eine von Außen geforderte und unterstützte Form: Ein_e innere_r Helfer_in, die_r jederzeit und ohne eigene Stimme einfach immer alles und jeden schluckt, um mich, uns Alltagsinnens, die über Jahre mit nichts anderem beschäftigt waren, sich den Leuten um sie herum verständlich zu machen, zu entlasten und also weder das Personal noch die Therapeut_innen zu belasten. Etwa mit dem Auftrag, mir die Kompetenzen zu vermitteln, die es braucht, um sich selbst um die Entlastung kümmern zu können. Oder der Einsicht vielleicht gar nicht mal so wenig fragmentiert zu sein, wie man gedacht wird.

Heute wissen wir, dass wir das irgendwie wieder auflösen müssen, weil uns diese_r innere Helfer_in jetzt daran hindert Kontakt zu Kinderinnens herzustellen, wenn sie nicht gerade angetriggert und mitten in unser Er_Leben gespült sind. Aber in akuten Momenten, in Situationen, wo absolut gar nichts mehr geht, ist es das einzige, das funktioniert und hilft.
Wir kriegen schon mit, dass viele Viele genau das eigentlich immer nicht wollen. Weil die Kinder doch schon immer weggedrückt sind, weil sie eh nie raus dürfen, weil sie doch ihr ganzes Leben lang unerwünscht waren … und überhaupt, man soll doch endlich mal aufhören mit der ganzen Dissoziiererei, die ist doch das ganze Problem.

Wir für uns sehen nicht die Dissoziation als das Problem an – sondern die Vielzahl der Situationen, in denen sie gebraucht wird, um zu üb_er.leben bzw. die Chancen auf ein Überleben zu verbessern.
In einer Situation, in der ich verhindere, nicht bis 10 zählen zu können, nicht sagen zu können, wo ich wohne, aber, dass ich mache, was auch immer jemand von mir will, weil ich in einem kindlichen Selbstzustand bin, ist es eine gleichwertige Überlebensmaßnahme zu dissoziieren wie früher als die gleiche Reaktion verhindert hat, dass ich gefährdet bin zu sterben.

Wir können erst dann auf die Dissoziation verzichten, wenn wir in der Lage und dazu befähigt sind zu assoziieren.
Wenn das nicht vorhanden ist – wenn dafür nicht genug Kompetenz, Selbst, Funktion, Rahmen da ist – dann ist es selbst_quälerische Folter sich in die Assoziation zu zwingen. Es schadet. Und zwar ganz genauso wie die Gewalt, die früher passiert ist. Auch, wenn es in allerbester Absicht passiert.

Also – so machen wir das:
Wenn ich stark geflutet werde und nichts anderes machen kann, schiebe ich sie weg. Seit ich mehr mit anderen Innens verbunden bin und an meiner Perspektive auf Kinderinnens arbeite, hat sich der Rahmen, in dem ich das mache, stark verändert. Manchmal brauche ich sie nicht ganz wegschieben mitten ins Wolkennichts des Schwans rein auf Pseudo-Nimmerwiedersehen, sondern nur so weit wie ich es brauche, um funktional genug für eine Bedürfniserfüllung zu sein oder meiner Therapeutin mitzuteilen, was ich bemerke. Dann halte ich mich in mir orientiert und gebe das nach innen frei. Ob davon etwas bei Kinderinnens ankommt – keine Ahnung, das ist aber auch nicht relevant. Sie werden niemals Teil meines Alltags – sie müssen sich in meinem Leben nicht zurechtfinden. Ich bin in Traumatherapie, um ihr Leben als meins zu erleben. Ich muss mich in ihrem zurechtfinden.

Wie im Umgang mit Außenkindern geht es mir also nicht darum, mir die Kinder hinzubiegen, wie ich sie will, um zu kriegen, was ich will (und zu vermeiden, was ich nicht will), sondern dafür zu sorgen, dass ich in Umständen und mit Kompetenzen lebe, die mich darin bestmöglich stützen und halten, mit allem umzugehen, was das Leben mit Kindern, die ihre eigenen Fähig- und Fertigkeiten zu üb.er.leben erst entwickeln, erkunden, ausprobieren, so mit sich bringt. Und zwar ohne mich (und andere) zu zerstören oder zu gefährden.

Autismus, Trauma, Kommunikation #10

Es ist einer der größten Risikofaktoren für autistische Menschen im Kontakt mit anderen Menschen unbeabsichtigt negative Irritation, unangenehme Gefühle oder falsche Annahmen über die Ziele und Intentionen der jeweiligen Gespräche und anderen Interaktionen auszulösen. Da geht es um unterschiedliche Kommunikationsstile, unterschiedliche Fokussierung, um unterschiedliche Interpretationsgewohnheiten und die soziale Position, aus der heraus man spricht bzw. in der man sich wähnt.
Es geht aber auch darum, wie ein Gegenüber mit negativer Irritation und/oder unangenehmen Gefühlen umgeht. Und auch welche Strategien man entwickelt, um sich der Ziele einer anderen Person zu versichern und wie man die eigenen Grenzen oder auch den eigenen Status in einer Beziehung schützt.

Für mich ist die Wahrnehmung negativer Irritation wichtig, um mich zu schützen. Ich weiß, dass es mir nur selten gelingt, andere Menschen von meinen Intensionen und Zielen einer Interaktion zu überzeugen, sind diese erst einmal von ihrer Wahrnehmung von mir überzeugt.
Was für die meisten neurotypischen Menschen ein kleines, eher unbedeutendes Missverständnis ist, das sie in 5 bis 10 Phraselrunden wieder ausgebügelt haben, ist für mich schnell eine Erfahrung von Gaslighting. Eine Manipulationserfahrung. Eine Negierung meines Anteils an einem Kontakt. Und also alles andere als leicht wieder gutzumachen, denn es geht dann ja nicht nur um die Situation selbst, sondern auch um den Kontakt. Es ist schmerzhaft, sich manipuliert oder negiert zu fühlen und sich gleichzeitig darüber aber nicht sicher sein zu können, denn es könnte ja doch einfach nur ein Missverständnis sein. Das ist auf Dauer ein Problem für jede Beziehung, für jeden Kontakt über längere Zeit. Denn auch ich habe ja das Bedürfnis mir einer gemeinsamen Basis sicher sein zu können.
An der Stelle treffen Autismus und Trauma zusammen.

Menschen, die sich als Kinder nicht auf die gemeinsame Basis mit den Menschen um sie herum verlassen konnten, werden das später nie automatisiert einfach tun. Sie werden immer hinterfragen, immer unsicher sein, sich nie auf ihren Instinkt, ihre Intuition, ihr Bauchgefühl verlassen, wie es jemand mit ihnen meint. Was sie leider auch zu Menschen macht, die ihre Partner_innen oder nahe Familienangehörige eher in Situationen bringen, die diese als emotionales Gaslighting empfinden und immer wieder eine Versicherung über die Motive und Ziele von Interaktion zu fordern, die sie gleichzeitig aber gar nicht glauben und wirklich annehmen können.
Denn es ist ja das eine, sich damit zu schützen, dass man sich auf nichts verlässt und an nichts und niemanden bindet – es ist aber ein menschliches Grundbedürfnis, sich sicher und verbunden zu fühlen und man braucht für diese Art der Sicherheit im Kontakt mit anderen Menschen einfach Vertrauen in den Wahrheitsgehalt dessen, was man selber wahrnimmt und andere Menschen vermitteln.
Wenn sich diese Sicherheit über die Dauer eines Kontaktes nicht einstellt, begibt man sich miteinander schnell mal in eine Wiederholung der traumatisierenden Dynamik und damit in Gefilde, in denen man als traumatisierte Person wirklich allein ist, weil ja alles immer durch diese Angst- und Zweifelfilter durchgeht. Da ist es völlig egal, wie oft wer was wie sehr versichert oder beteuert, macht und tut. Man er_lebt tatsächlich unterschiedliche Realitäten und kann sie nur mit Vertrauen, Sicherheitsgefühl und der Fähigkeit zur Selbstberuhigung miteinander verbinden. Das Drama komplex traumatisierter Menschen ist jedoch, dass Menschen Sicherheitsgefühl, Selbstberuhigung und Vertrauen nur sicher gebunden überhaupt erlernen.

Das bedeutet, dass komplex traumatisierte (also als (kleine) Kinder (von den Eltern oder ähnlich nahen Menschen im direkten Umfeld) traumatisierte) Menschen als Erwachsene mit einem Defizit leben, das sie oft nur mit Mut und der Fähigkeit sich in die Gegenwart zu reorientieren kompensieren (lernen) können. Sie müssen wissen, wann sie sich „von ihren (früh_kindlichen Todes-)Ängsten verrückt machen lassen“ und wann es von ihnen kompensierbar ist, sich mal auf ein Sicherheitsgefühl einzulassen – um vielleicht überhaupt mal zu fühlen, wie das ist. Wie ist das, wenn man mal locker lässt? Mal annimmt, etwas ist, wie es zu sein scheint? Wie fühlt es sich an, wenn meine Erwartungen an einen guten Ausgang einer Situation sich auch wirklich erfüllen? Und wie oft werden meine Erwartungen an einen guten Ausgang von Situationen eigentlich erfüllt?
Außerdem müssen sie verstehen und begreifen, dass sie sich langfristig schaden, wenn sie sich vor Verbindung schützen, weil sie gegen ihre Menschlichkeit handeln. Sie behindern sich selbst, sie verletzen sich selbst, sie arbeiten – krass ausgedrückt – an ihrer Vernichtung. So wie das Trauma sie zu vernichten bedroht hat, weil ein (oder auch alle) Grundbedürfnisse nicht erfüllt wurde.n.

Immer, wenn mein Mut zum Sicherheitsgefühl (empfinden/annehmen) belohnt wurde, habe ich viel gelernt. Natürlich erst einmal, wie es sich anfühlt sich sicher zu sein und zu bleiben, aber auch, dass es durchaus klargeht. Dass ich richtig einschätzen kann, wann mein Mut zur Empfindung mich nicht gefährdet hat. Was ich gebraucht habe, um diesen Mut aufzubringen. Was geholfen hat und was nicht. Dass ich als erwachsener Mensch mit Ängsten umgehe, die früher ein wichtiger Marker für meine Gefährdung waren, aber heute ein Marker für eine andere Art von Gefährdung, weil ich meine Grundbedürfnisse spüre, ernst nehme und mir, soweit es geht, bedingungslos erfüllen kann, weil ich dafür niemanden mehr zwingend brauche.

Missverständnisse mit anderen Menschen haben früher mein Leben bedroht, und zwar ganz direkt.
Beleidigungen, Phrasen oder Redewendungen wörtlich zu nehmen, Trickfragen nicht erkennen können, den Anteil eines Gespräches, in dem jemand die eigene Überlegenheit und Macht über mich kommuniziert, übergehen, sich in Situationen sicher zu fühlen, weil bereits erlebte Misshandlungsszenarien in Details verändert wurden, die als Erkennungsmerkmal funktionierten … das sind Situationen gewesen, in denen mein autistisch sein zu negativer Irritation führte, den Täter_innen aber auch extrem erleichtert hat, die Gewalt an mir zu legitimieren oder meine Ausbeutung nicht als solche wahrzunehmen.

Heute sind es nicht mehr die großen körperlich bedrohlichen Szenarien, die mir Probleme bereiten, sondern die kleineren sozialen. Denn die bringen mich an emotionale Verletzbarkeiten und Traumata. Und die sind für mich bis heute schwer zu reorientieren, weil sie nie aufgehört haben. Ich kann es schaffen, sie von den Personen zu lösen. Kann mich daran erinnern, dass ich mehrheitlich von neurotypischen Menschen umgeben bin, die einfach immer alles als auf sie persönlich bezogen einordnen, die von mir gesagt bekommen müssen, was ich fühle und möchte (obwohl sie sich seltener die Mühe machen, sich mir zu übersetzen) und dass ich vieles einfach anders wahrnehme.
Das macht aber die Verletzung nicht weg. Und auch nicht das Gefühl, das sich einstellt, wenn das Grundbedürfnis nach sozialer Verbundenheit einfach nicht erfüllt werden kann, weil sich niemand in der direkten sozialen Umgebung ähnlich wie ich ver_bindet.
Aber es ist richtiger als der traumalogische Schluss, dass ich nichts dagegen tun kann. Dass ich deshalb komisch bin oder falsch und ja kein Wunder ist, dass mich niemand mag. Dass ich meine Einsamkeit irgendwie nicht anders verdient hätte und mich in ihr einrichten muss, obwohl ich das gar nicht will. Oder, dass meine Gefühle von Verletzung zu äußern falsch ist, nur weil andere Menschen unverletzt aus dem herausgehen, was sie als Missverständnis interpretieren.

Je mehr ich mich mit diesen Dingen auseinandersetze, desto bewusster wird mir, dass ich weiter sehr viel mehr Mut und vielleicht auch Opfer aufbringen muss, um ein alle Grundbedürfnisse erfülltes Leben zu führen. Das macht mich manchmal traurig, weil das sehr anstrengend ist und häufig auch mit Unverständnis des Umfelds einhergeht. Andererseits macht es mich auch froh und dankbar, weil es mich daran erinnert, dass die Alleinverantwortlichkeit für die Erfüllung meiner Grundbedürfnisse heute kein zu hoher Anspruch mehr an mich ist, wie damals als Kind und Jugendliche_r.

Und, weil ich das Leben heute als etwas fühlen kann, das eben nicht um (die Verhinderung von) Schmerz und Not kreist, sondern um Grundbedürfnisse, die sind, weil sie sind, weil das Leben ist und ist und ist.

Fundstücke #78

„Kalte Wärme“ will ich es nennen, tatsächlich ist mir aber nur warm unter meinem morgenkalten von Radfahrschweiß feuchtem Körperspeck, den ich eingeschlossen im Bahnhofsklo trocken tupfe und dann in frische, zivile Kleidung stecke.
Wir sind zum Bahnhof geradelt, das sind 18 Kilometer. Es war neblig, feucht, kühl, wundervoll. Dort angekommen sahen wir die Zugausfälle und hörten außer den Durchsagen: nichts. Ok, das stimmt nicht, aber es tat nicht weh und so hört sich das Restnichts eines Bahnhofs ohne ständige An-, Ab- und Durchfahrt für mich an. Schmerzlos.

Ich twittere das und registriere dann den Gedanken, dass das vielleicht zu intim war. Danach, dass diese Einschätzung einer alten Perspektive entspringt, die nie genauso zu meinem Alltag gehörte. Ich werde nicht ständig beobachtet und beurteilt. Niemand teilt mir zu, wo ich anfange, ob und wenn ja bis wohin meine Intimsphäre reicht und wenn ich etwas von mir mit.teile, dann ist das prinzipiell in Ordnung, denn ich bin keine Ressource, die jemandem gehört.
Später frage ich mich, ob es an meinem PMDS liegt, dass mir so scheiß egal ist, wer diesen Gedanken hatte und wieso. Ob ich gerade brutal vermeide und zarte Versuche von Kinderinnens und – Jugendlichen, sich ein Bild vom Heute, meinem Heute, zu machen zerschmettere – oder daran, dass diesem Gedanken, auch diesem fremdvertrauten Kindergefühl der ständigen Beobachtung, Kontrolle, Überwachung, eine Angst zugrunde liegt, auf die ich einfach keinen Bock habe. Like: Wirklich keinen Bock, keinen Nerv, keine Zeit, weil mein Heute tausend andere, viel nützlicher mit Angst befühlbare Dinge enthält.
Und ja, weil ich meine Angst nutzbar haben will. Es ist meine Angst, mein Schmerz, meine Gefühle, meine Gedanken, alles meins und ich kann mir aussuchen, was ich damit anfangen will. Manchmal nur theoretisch, fein, aber meistens auch praktisch.

Ich hatte immer Angst vor meiner Angst, weil sie der Grund für viele Kontrollthemen in meinem Leben ist. Entweder ich musste kontrolliert werden, weil ich Angst hatte oder weil ich „allen“ Angst gemacht habe. Mich als Behältnis, als Quelle der Angst zu kontrollieren war der Umgang, der irgendwie immer möglich war, die Nutzbarkeit meiner Angst eine Idee, die ich erst umsetzen konnte, als ich begriff, dass ich dieses hin und her aus Angst für mein ganzes Leben hielt, statt einen Teil davon. Einen nutzbaren Teil. Einen von mir für mich nutzbaren Teil. 

Ja, da wäre ich nie hingekommen, hätte ich mich meinen Kinderinnens und Jugendlichen immer so gewidmet, wie ich das jetzt mache. Abwehrend, abwertend, ungeduldig, vermeidend. Aber ich frage mich auch, warum ich mich ihnen widmen soll, wenn sie sich auch mir widmen könnten. Besonders, wenn sie schon wissen, dass sie Kinder in einem Erwachsenenleben sind. Dass 2021 ist. Dass heute ein anderes Heute ist. Denn durch dieses Wissen treffen sie eine Entscheidung, wenn sie in ihrem früheren Erleben bleiben. Jedenfalls theoretisch. Dass das viel mit Gewohnheit, Unbewusstsein und einem unfassbar großen Lernprozess zu tun hat, weiß ich auch. Aber.
Wer sich mir in den Kopf und in die Gefühle hängen kann, um mein Überleben zu retten, obwohl es nicht mal im Ansatz gefährdet ist, kann sich mein Leben auch angucken und checken, dass alles anders ist.

So wie S., der sich im Zug neben mich setzt und so etwas wie Gedanken wie ein Echolot an mich richtet, um zu prüfen, ob immer noch alles ist, wie beim letzten Mal: Alles ok.

Autismus und Dissoziation – Resilienz ist keine Eigenschaft

Wir wurden gestern auf dieses Video von Dr. Mike Lloyd von der CTAD Clinic in Großbritannien aufmerksam gemacht.
Er geht in dem Video ganz allgemein darauf ein, dass Menschen selbstverständlich sowohl autistisch als auch dissoziativ sein können und was das für die Aussage „Wo DIS da Trauma (durch (organisierte (Rituelle)) Gewalt)“ bedeutet.

Zwei Aspekte des Videos finde ich bemerkenswert.
Der Erste ist mir gerade zu schwer er.greifbar und ich gehe später noch einmal umfassender darauf ein – vorerst so viel: Er bestätigt meine Aussage, dass in dieser Welt, unserer von überwiegend neurotypischen ausschließlich für neurotypische Menschen gemachten Lebensumgebung jede einzelne Aktion, jede Interaktion, jede Kommunikation, jedes Erlebnis jeder Art für autistische Menschen mit höherer Wahrscheinlichkeit traumatisch ist als für neurotypische Menschen.
Das ist für mich insofern schwierig als dass es Traumawahrheiten so alt wie ich selber in mir bestätigt („Die Welt will mich töten“/“Es ist (zu) gefährlich zu leben (Ich sollte es besser gar nicht erst versuchen.)“/“Ich bin 24/7 bei egal was ich mit wem wie wo warum mache, möchte, will gefährdet.“/“Zu leben bedeutet Schmerz – Mit anderen Menschen zu leben bedeutet Agonie, die niemand sieht, niemand versteht, niemand nachfühlt, niemand glaubt.“)
Und es bestätigt eine Verklemmung, die wir in Bezug auf uns selbst als sowohl von Gewalt traumatisierte Person als auch autistische Person in der Selbstvertretung erleben, weil wir von anderen Vielen oft als Vertretung von Menschen, die Viele sind gedacht werden: Wir können unsere bis heute bestehende Gefährdung der Traumatisierung durch unser autistisches Er_Leben in dieser Welt nicht ausdrücken, ohne möglicherweise zu schmälern, was Menschen, die ausschließlich durch Gewalt traumatisiert wurden, berichten und fordern.

Und wir können entstandene Traumatisierungen, die etwas mit unserem autistischen Er_Leben und anderen Menschen zu tun hatten, nicht ausdrücken, ohne dass diese Menschen als Gewalttäter_innen an uns gedacht werden, mit aller Bewertung, die dieser Rolle gemeinhin zukommt. – Ja, wir können verstehen, dass es besonders hier im Blog oft auch schwer ist zu differenzieren, was wir wann mit Gewalt meinen, wann geht um Macht und wann um Überlegenheit, Gewalt im Sinne von „Auf die Fresse/die Seele/die Identität“ bliblablö – aber
Bottomline bleibt: Wir trauen uns nicht unserem autistischen Er_Leben den Raum in Bezug auf unsere Traumatisierung zu geben und auch hier darüber zu schreiben, weil wir Angst vor der Instrumentalisierung durch Leute haben, die die Erzählung von Vielen, die (organisierte (Rituelle)) Gewalt erlebten delegitimieren wollen, aber auch weil wir nicht den Eindruck entstehen lassen wollen, dass es so etwas wie „ursachenlose DIS“ oder „in einem Menschen selber begründete Traumata“ gibt.

*

Okay, zweiter Punkt: Resilienz.
Dr. Llyod sagt in dem Video, dass es für autistische Menschen schwerer ist zu Hilfe zu kommen und damit implizit auch: Resilienz zu entwickeln. Dabei finde ich bemerkenswert, dass er ausschließlich andere Menschen bzw. die Ver_Bindung zu anderen Menschen als Resilienzfaktor bzw. Quelle von Hilfe zu betrachten scheint, was ich mir spontan nur damit erklären kann, dass er ein neurotypischer Mensch ist. Denn ja, vermutlich sind andere Menschen für die meisten neurotypischen Menschen einfach das Go-To in all times for everthing. Für Freude, für Trauer, für Gemeinsamkeit, für Trost, für Beruhigung, für Versorgung…
Und derart eingebunden, verbunden miteinander Belastendes, Schwieriges, potentiell Traumatisches durchleben zu können, ohne verletzt zu werden oder zu bleiben, begründen sie mit einer persönlichen Eigenschaft. Resilienz nämlich. Dabei ist sie doch nur vorhanden, wenn diese Verbindung überhaupt besteht – unter anderem, weil es genau auch diese Verbindung zu anderen Menschen braucht, um ein selbst, eine Identität und also eine Verbindung zu sich selbst zu entwickeln und diese stabil zu er_halten.
Die neurotypische Erzählung von Resilienz unterschlägt also gewissermaßen, ihren Grundstoff: Bindung
Und in der Folge auch die Fähig- und Fertigkeiten, die zur neurotypischen Bindungserstellung und -pflege erforderlich ist.

So kann der Eindruck entstehen, autistische Menschen seien einfach nicht resilient vor belastenden Ereignissen und deshalb eher gefährdet traumatisiert zu werden. Was in dem Moment widerlegt ist, wenn man autistische Menschen nach ihren Quellen von Trost, Beruhigung, emotionaler Versorgung und ihren Arten des Mit_Teilens fragt – und diese als gleichermaßen wirkend wie den interpersonellen Kontakt neurotypischer Menschen miteinander bewertet.

Resilienz ist keine persönliche Eigenschaft, die man erlernt oder entwickelt. Sie ist etwas, das sich aus dem kongruenten Interagieren mit der direkten Mitwelt ergibt und ich glaube, dass das etwas ist, das neurotypische Menschen von autistischen – aber auch anders neurodivergenten Menschen! – lernen können und auch müssen, um zu verstehen, wie man (besser) unterstützen im Notfall, aber auch (besser) verstehen kann im allgemeinen Alltag.

Dazu ist erforderlich was auch Dr. Lloyd in dem Video tut: Wertschätzen und Integrieren, was autistischen Menschen, die sich als Viele erleben aus eigener Perspektive mitteilen. Einerseits weil die Studienlage sehr dünn ist, andererseits aber auch, weil selbst Studien mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von den Menschen gemacht worden sind, die mit dem Thema der Studie leben. Es also immer gewisse „Übersetzungsverluste“ gibt und damit auch einfach nie „alles auf dem Tisch ist“, was wichtig zu wissen und zu verstehen ist.

Grenzen

Vor 11 oder 12 Jahren war das Wort „Grenze“ etwas, das ich nur im psychiatrischen Kontext kannte. Grenze war, wo Pfleger- und Aerzt_innen stehen. Grenze war von Autoritäten konstruierte Fremdheit.
Dann machten wir die erste Traumatherapie in einer Tagesklinik und sollten mit einem Seil eine Grenze markieren. Mehr, als dass es um ein Seil ging und ich unangenehm leer aus der Sitzung taumelte, erinnere ich heute nicht mehr. Aber das Wort und Kenntnis um die Möglichkeit, Grenzen selbst herstellen zu können, sind geblieben.
Die Transferleistung in unseren Einsmenschalltag blieb damals völlig aus. Ich war nur in therapeutischen Kontexten. Mein Alltag war zu tun, was Therapeut_innen vorschlugen, Klinikroutinen mit meinen Routinen zu synchronisieren, die permanente Vermessung, Beurteilung und Kontrolle von Leib und Seele zu ertragen. Mein Alltag war, die Grenzen der anderen in mir durch meine Anwesenheit vor dem Außen zu schützen. Sobald wir die Klinik verließen, waren ich und meine Schatten nicht mehr und damit auch die meisten Inhalte aus Gruppen- und Kreativtherapien.

Es war die selbstbestimmte Psychoedukation und das zunehmende Bewusstsein für die Traumatisierungen in psychiatrischen Kontexten, die mich den Anderen näher gebracht hat.
Zwischen mir und den Anderen war eine Grenze. Ich war die Fremdheit auf der anderen Seite.
In den letzten Jahren haben uns aneinander gewöhnt. Sie sind mir nicht mehr fremd, ich bin ihnen nicht mehr fremd. Wir haben eine gemeinsame Grenze gefunden. Meine Schatten. Wir sprechen nicht über sie. Wir sprechen nicht mit ihnen. Und jede weitere Psychoedukation verwenden wir, um mehr Abstand zu ihnen zu bekommen. Wir nutzen meine Erfahrungen und die Kraft der Anderen, um eine Grenze aufrecht zu erhalten, das Fremde fremd zu lassen.

Wir haben gelernt unsere eigenen Grenzen zu umfließen. Es werden Ressourcen entwickelt, man verteilt sie bedarfsgerecht und schon verschieben sie sich. Nie stellen wir Bedarfe grundsätzlich in Frage. Niemals tasten wir an, warum eine Grenze da ist und ob es vielleicht nur die Grenze ist, die uns Fremdheit empfinden lässt. Vor der Therapie, weil wir sie als natürlichen Teil unserer Er_Lebensrealität nicht hinterfragten und nun, nach vielen Jahren in Therapie, weil wir mehr über ihre Natur wissen, als Praxis zu haben sie aufzulösen.

Doch heute leben wir nicht mehr allein. Wir spüren Grenzen nach außen, die gar nicht von uns kommen, sondern uns lediglich betreffen. Mit ihnen umzugehen ist eine Herausforderung. Denn es geht nicht darum, ob und wann wir sie übergehen, sondern um ihre Wahrnehmung und Einordnung als nicht akut lebensbedrohlich.

Die Menschen in unserem Leben heute sind keine Autoritäten. Es ist nicht nötig ihre Grenzen zu erahnen, zu erraten, aus sämtlichen Informationen, die sie verbal wie nonverbal produzieren, zusammenzurechnen und zu einem belastbaren Ergebnis zu konstruieren. Wir können sie einfach fragen.
Doch in dieser Neuheit sind wir nicht allein. Es ist schwierig eine Grenze zu benennen, die man selbst an sich noch nie gespürt hat. Man kommt nicht umhin, die eigenen Grenzen zu überqueren oder überquert zu erleben, um sie zu empfinden.

In dieser Auseinandersetzung merke ich, dass meine Schatten viel gemeinsam haben mit denen, die von den Anderen ins Inmitten verbannt sind. Ich sehe, wie die Nowendigkeit der Trennung jeder neuen Lebenserfahrung von den alten traumatischen Lebenserfahrungen, unsere inneren Grenzen verstärkt.
Jedes Mal, wenn wir feststellen, dass Heute Heute ist, stellen wir auch fest, dass meine Schatten und das Inmitten Früher ist. Vergangen. Weg. Nicht hier. Nicht heute.
Die Balance wird schwieriger, je fester wir diese Einordnung vornehmen.

Es kommt die Frage, wo die Grenzen der Balance liegen. Wo ist die Grenze mit der wir nicht mehr okay sind? Welche Grenzen müssen wir zu hinterfragen beginnen, um einander näher zu kommen?

das „Was würdest du deinem 14jährigen Ich heute sagen?“-Meme

Einige Tage vor meinem 33sten Geburtstag las ich einen Tweet mit der Frage, was man seinem 14 jährigen Ich heute sagen würde. Das hat mich eine Weile umgetrieben, denn ich erinnere mein 14 Jahre alt sein nicht so richtig.
Das war wieder so ein Moment, in dem mir einmal mehr bewusst wurde, dass das etwas ist, was viele andere Menschen so gar nicht haben. Also, so wirklich jetzt.
Und, dass das, was sie als damals vielleicht schwer oder unangenehm oder vielleicht sogar quälend einordnen, für sie eigentlich gar nicht mehr der Rede wert ist. Sie sagen „Pubertät“ und meinen eine schwierige Lebensphase, die nun glücklicherweise hinter ihnen liegt. Viele wollen ihrem 14 jährigen Ich sagen, dass es vorbei geht; dass es besser wird; dass es okay ist; dass es heute nichts mehr bedeutet.

Und ich feiere meinen 33sten Geburtstag und spüre sehr sehr deutlich, dass alles auch heute noch etwas bedeutet. Dass es besser, aber nicht gut ist. Dass es vergangen, aber nicht vorbei ist.

Ich weiß, dass mein 14 jähriges Ich nicht mehr leben will. Dass es sich zum Leben zwingt, weil es noch nicht genug Kraft für den Suizid aufbringen kann. Ich weiß, dass mein 16 jähriges Ich innerhalb von 2 Jahren 3 Mal gehört hat, dass es keine 20 Jahre alt werden wird und das glaubt, weil sein_ihr Leben die Hölle ist, die niemand sieht, niemand versteht, niemand beendet.

Ich weiß, dass ich, dass wir einfach nicht den Abstand zur Gewalt, zum Trauma haben, um die Ebene zu erreichen, von der aus andere Menschen auf sich schauen. Vielleicht ist es auch überhaupt nicht erstrebenswert als Erwachsene_r in die eigene Jugend zu schauen und zu denken, dass das alles in Wahrheit ja eh nur spinnerter Killefitt war, den man viel zu ernst nahm, weil man noch sehr jung war. Aber, es wird nicht so weh tun. Nicht so schwer sein.

Wenn man so lebt und tickt, dann feiert man die eigenen Geburtstage anders.
Da hat man keine Angst davor, ob es okay ist, wenn Menschen gratulieren. Da ist man nicht den ganzen Tag hintergründig damit beschäftigt, sich noch einmal mehr als sonst darin zu versichern, dass es okay ist immer noch zu leben; dass es auch ein Geburtstag ist, wenn Mutti und Vati nicht dabei sind; dass es im Grunde nur bedeutet, dass sich der Tag jährt, an dem man geboren wurde – und weiter nichts. Null. Absolut gar nichts.

Am Ende meines Geburtstages lag ich im Bett und fühlte viel Dankbarkeit der Kinder- und Teenagerinnens. Für den Kuchen, für das Playstation spielen, für die Pizza und die vielen Glückwünsche über Twitter. Meine eigene Dankbarkeit galt dem Umstand, dass wir noch leben. Dank der 14, der 15, 16 17 jährigen Ichs. Mehr hatte ich ihnen, in dem Moment, nicht zu sagen.