Hingehen. Machen. Wieder weggehen. So einfach hätten wir das gern. Therapie.
Dieses Ding, das 15 von 30 Jahren ein Teil unseres Lebens ist und wirklich alles. Nur nicht so einfach.
Als 14~15 Jährige Jugendliche saß ich erstmals regelmäßig vor einer Psychologin. Oder einer psychologischen Beraterin, das weiß ich nicht mehr genau.
Es hat nichts gemacht. Nur gekostet.
Und zwar meine Kraft. Meine Zeit.
Weil meine direkte soziale Umgebung selbiges nicht für mich freimachen wollte oder aufbringen konnte.
Das denke ich heute als Erwachsene. Die davon ausgeht, dass es sich um eine Verlegenheitslösung handelte.
Huch, latent suizidales Mädchen, das sich selbst verletzt. Da muss man doch was tun.
Wer was tun musste, waren wir.
Hingehen, machen, wieder weggehen. Weiter machen wie bisher. Denn nichts konnte sich verändern, nur weil wir in uns allein etwas veränderten.
Wir sprachen sehr lange nicht davon in Therapie oder psychiatrischer Behandlung zu sein.
Erst als wir mit den Eltern im Auto durch die Pforte der Uniklinik mit kinder- und jugendpsychiatrischer Station fuhren, fragte ich mich, ob das, was die Mutterfrau so sauber mit “Klinik” beschrieb, die Irrenanstalt, die Klapse, die Ballerburg sei.
Heute erinnere ich dieses Gefühl des Verrats und der Verwirrung.
Denn für mich war es, als würde ich mit einem Mal zwischen zwei Welten stehen. Zwischen “Ist schon alles okay, die Klinik ist eine Hilfe” und “Nichts ist okay, ab heute bist du irre.”. Es war wie ein Film mit logischem Fehler. Dem man folgt und entgegenbrüllt: “Hallo wie unrealistisch!”
Denn alle haben das gewusst. Alle. Nur wir nicht.
Wir haben mitgemacht. Haben an uns machen lassen. Unserem Leben. Unserem Sein. Unserem Werden.
Therapie ist jeder gelenkte Prozess. Irgendwie. Auf eine Art.
Psychotherapie ist ein von psychiatrischer, psychologischer, manchmal auch psychoanalytischer Deutungs- und Definitionsmacht gelenkter Prozess.
Da haben Menschen beobachtet, Schlüsse gezogen und Verfahren entwickelt.
Da haben befähigte Menschen beobachtet, Schlüsse gezogen und Verfahren entwickelt. Weiße Menschen. Männer. Altehrwürdigen Normen und Annahmen folgen und entsprechen könnende Menschen haben beobachtet, Schlüsse gezogen. Wissenschaft konstruiert und Verfahren definiert.
Therapie ist, was die Schüler_innen dieser Menschen davon in den gemeinsamen Prozess mit ihren Patient/Klient_innen einbringen.
Patient/Klient_innen, die ab dem Moment der Diagnose, ab dem pathologisierenden Moment ihres Leidens vieles, manchmal sogar nichts mehr von dem sind, was die sind, die sie umgeben. Noch bei Verstand. Ganz bei Trost. Ganz dicht. Wie jede_r andere. Befähigt. Selbstbestimmt.
Es hat der Menschenheit keinen Gefallen getan, der zwischenmenschlichen Begegnung, an der man wächst, versteht und einander bereichert und unterstützt, diesen Überbau der Deutungshoheiten und Mächte zu geben.
Es ist nicht gut, so viele manchmal unvereinbare und allzu oft sogar persönlich unversöhnbare Schulen und Lehren zu haben.
Denn jemand, di_er jemanden sucht, um sich und die eigenen Schwierigkeiten zu verstehen, zu verändern, loszuwerden oder zu heilen, braucht eigentlich das Wissen aus allen vergangen Prozessen. Aus allen verschiedenen Grundannahmen. Aus allen verschiedenen Beobachtungen und Schlüssen.
Sonst bleibt die Selbstbestimmung unmöglich.
Als Jugendliche in der Familie, in der ich damals lebte, war Selbstbestimmung kein Begriff für mich. Und doch hatte ich es vermisst, nicht selbst auch eine Entscheidung treffen zu dürfen. Selbst bestimmen zu dürfen, wie ich mich meiner Suizidalität und all dem, was da plötzlich alles mit und in mir passierte, widmen möchte.
Ich hatte keine Angst zu sterben. Ich hatte Angst davor das, was mich da immer wieder überrollte, mein Leben lang aushalten zu müssen. Während ich nicht wusste was da eigentlich war, wieso das immer wieder passierte – warum keine meiner Anstrengungen half.
Ich war damals sehr konkret in meinem Fokus. Gegenwart. Hier und jetzt war alles schrecklich und was ich wollte, waren Lösungen für nichts anderes als das. Die Erwachsenen in meiner Umgebung waren in der Zukunft und all dem, was sein könnte, würde, wenn… Wenn das so weiter geht, nimmt das kein gutes Ende… Würde man sie nicht in die Klinik bringen, dann…
Rückblickend denke ich immer noch, dass man uns mehr mit einem wochenlangen Wandertrip, einem Projekturlaub oder ähnlichem geholfen hätte.
Raus aus der Familie*. Raus aus der Familie°. Raus aus dem Schulstress. Raus aus dem Brei der Routinen und Gewohnheiten, in ein Umfeld, in dem nicht nur eine oder zwei (Gewalt)Komponenten anders waren.
Ich habe meine Wellen der Suizidalität und Nöte aus dem Nichts heraus, erst über 2 Jahre nach der ersten Einweisung in psychiatrische Kontexte selbst verstanden. Erst mit der richtigen Diagnose und in einem sehr viel weniger hierarchischem Umfeld hatte ich überhaupt ein Wort dafür.
“Wiedererleben”. “Flashback”.
Und selbst mit diesem Begriff dafür dauerte es noch einmal 2 fast 3 Jahre bis uns die objektive Ebene dieses Erlebens zugänglich wurde. Die Kontextualisierung mit dem Thema “Trauma” passierte. Bis wir, bis ich begriffen hatte, dass nicht ich die Quelle für die Not bin, sondern, das, was mir, was uns passiert ist.
Ich weiß nicht, wie das heute ist. Was heute in Kinder- und Jugendpsychiatrien der Behandlungsstandard ist. Ob und wie dort über die Diagnosen aufgeklärt wird. Ob die Möglichkeit besteht sich selbst zu diagnostizieren und darüber in Austausch zu gehen.
Das hätte ich gut gefunden.
Wenn ich meine Theorie der tausend Hirntumore mit jemandem hätte teilen können, als ich noch minderjährig war. Oder meine Idee von einer durch die Medikamente entwickelte Veränderung der Hirnchemie. Oder die damals alles bestimmende Angst, die sich darum drehte, dass es meine Bestimmung sei immer wieder so sehr zu leiden, ohne, dass ich oder irgendjemand anders es beenden kann. Dass es mein Leben sei zu leiden, weil ich nur dafür geboren wurde.
Jedes Gespräch darüber hätte mehr bewirkt als das Schweigen oder vorsichtige Nebelfahrtenkommando um das, was mit mir war.
Auch hier finde ich es wieder. Die Komplikation durch unsere Kommunikations- und Interaktionsprobleme. Wir haben die Menschen, die nach Familie* und Familie° am meisten Macht über uns und unser Leben hatten, so oft nicht gut genug verstanden, sodass wir nicht wirklich effektiv dazu beitragen konnten ein stabiles und zutrauensvolles Bündnis aufzubauen.
Niemand geht auf Menschen oder Dinge ein, die unklar, schwammig, flüchtig sind. Niemand.
Und doch nennt man das bei Menschen, die als krank bezeichnet werden “Behandlungsverweigerung”, “fehlende Krankheitseinsicht” oder schlimmer noch “(bindungs)unfähig” (oder “persönlichkeitsgestört” as in “gestört von der kaputten, kranken, falschen Persönlichkeit(sstruktur)”).
Natürlich sehen wir, dass manche auch einfach nichts festlegen wollten. Kinder- und Jugendpsychiatrie ist an vielen Stellen nicht viel mehr als Kaffeesatz lesen und mit Modellen aus der Erwachsenenpsychiatrie übersetzen. Und doch gibt es universelle Begriffe. Gibt es etwas, womit gearbeitet wird.
Und das sind meistens irgendwelche Grundannahmen oder Ideen, die sich in Behandler_innen entwickeln, wenn sie sich mit ihren Patient/Klient_innen befassen und auseinandersetzen.
Das sollte man vermitteln können. Und zwar so, dass eine Kommunikation darüber entsteht.
Und sich daraus ein Prozess entwickeln kann.
Das geht. Das geht immer. Nicht nur in der Psychotherapie, sondern auch in der Betreuung, der Freund_innenschaft, der liebevollen Partner_innenschaft, der Elternschaft, der Pat_innenschaft, der Beratung, der kollegialen Zusammenarbeit.
Wenn etwas geht, dann kann man es machen. Einfach so.
Das braucht keine Erlaubnis. Eigentlich. (Außer klar: wenn es jemandem schadet/gewaltvoll ist)
Und wenn doch, dann ist die Umgebung prozessfeindlich und damit keine, in der man sich länger bewegen sollte, wenn man sich weiter_entwickeln möchte.
Denn Leben ist Prozess. Immer und überall, in alle möglichen Richtungen.
Hierarchie jedoch ist statisch. Gewalt, Macht, Hoheit ist ein statisches Ding.
Es kann weder sich noch andere Dinge in Veränderungen hinein bewegen. Es kann lediglich Machtbereiche wieder_herstellen und festigen.
Was manchmal hilft, jedoch nie über gewisse Punkte hinausgeht.
Wir erleben uns oft allein mit dieser Sicht auf Psychiatrie und ihre Wissenschaften. Auf Macht und Gewalt.
Erleben uns wütend ohnmächtig in den Momenten, in denen wir sehen, wie viele Menschen sich selbst so wenig selbstwirksam erleben, dass sie Orte der Macht und Propheten der Wahrheit produzieren. Im Fall von (traumatisierten) Menschen, die schwer leiden: Kliniken und Praxen (für Psychotherapie) und Behandler_innen, deren Ansichten und Theorien unantastbar sind.
Ohnmächtige Wut hat einen großen Anteil an unseren Erfahrungen mit stationärer Therapie gehabt. Heute bin ich dankbar dafür, dass mir zu Zeiten, in denen wir immer wieder in Kliniken entsorgt wurden, nicht bewusst war, wie sehr diese Konstellationen und Gefühle, die reale Unterwerfung und globale Auslieferung, dem ähnelten, was wir in der Familie* und der Familie° üb.er(ge)lebt haben.
Heute frage ich mich, ob ich das überlebt hätte, wäre es mir bewusst gewesen. Und antworte mir mit “Nein”.
Wäre es mir bewusst gewesen, hätte ich geglaubt, es gäbe keine anderen Facetten der Welt, des Lebens, des Prozesses, des mich-selbst-wahrnehmens und Er_lebens.
Ich hätte weiterhin geglaubt, dass ich Autoritäten brauche, die mir sagen, was richtig ist und was falsch. Wer oder was ich bin. Was ich darf und kann, und wozu ich bin. Wie mein Leben sein sollte, wie meine Ansichten sein sollten, um ernstgenommen zu werden. Wie ich re- und inter.agieren sollte, um angehört und respektiert zu werden. Ich würde immer noch denken, dass es falsch ist Fragen zu stellen und alternative Wege zu gehen.
Mein Leben würde sich darum drehen, Autoritäten zu entsprechen, die mich glücklich und zufrieden zu machen versprechen.
Statt darum, herauszufinden, was ich brauche und tun kann, um mir selbst einlösbare Versprechen zu machen. Um mir selbst das Leben zu bereiten, dass ich leben will und kann und möchte.
Mein Leben wäre darauf gerichtet, mich ein Leben lang wie eine für hässlich, störend, gefährlich befundene Hecke zuzuschneiden. Es ginge immer nur um mich. Und niemals um jene, die mich als zuzuschneidend befinden. Oder um die gemeinsamen Umstände, die zu diesem Befund an mir führen.
Ich denke heute, dass wir viel Glück hatten mit unseren Therapeut_innen.
Oft genug hatten wir auch Pech, doch es gab diese drei Frauen, die uns so begegnet sind, wie wir das gebraucht haben, um das Leben als Spektrum voller Möglichkeiten und Optionen zu begreifen – und in gewisser Weise auch: zu ergreifen.
Das war nicht die Oberärztin, die sagte, wenn ich mich nicht anfangen würde zu sprechen und zu essen, würde sie mich rausschmeißen und dann könne ich ja sehen, was mit mir passiert.
Das war nicht der Chefarzt, der mir sagte, dass Kinder ihren Eltern gegenüber verpflichtet seien.
Das war nicht die Therapeutin, die uns über Monate hinweg mit Konfrontationstrainings gequält hat.
Das war nicht die Therapeutin, die wusste, dass wir aus einer Misshandlungsfamilie kamen und nur darüber sprach, was wir lernen müssten, damit ES nicht von uns provoziert wird.
Wir haben so viele Gewalterfahrungen in Kliniken gemacht. Und so wenige Erfahrungen der Aufrichtigkeit, Offenheit, Sensibilität. Des Respekts und der Empathie. Des Versuchs unsere Perspektive einzunehmen und als valide anzuerkennen. Obwohl sie maximal von der der Behandler_innen abweicht.
Da werden wir im Leben nicht drüber wegkommen.
Wir werden niemals die Genugtuung erleben, dass dieses Unrecht in irgendeiner Form aufgedeckt und von der Gesellschaft, die das zugelassen hat, wieder gut gemacht wird. Oder leichter. Oder wenigstens: weniger schlimm.
Denn das ist eine Traumatisierung, die uns nicht von einer Einzelperson(engruppe) angetan wurde. Von unglücklichen Umständen gemacht oder aus unvorhersehbaren Dynamiken heraus, sondern von der neoliberal autoritären Gesellschaft selbst, die solcherart Institutionen nur leise zu kritisieren, jedoch nicht umfassend zu reformieren und umzuwandeln im Stande ist.
Alles was wir tun können ist, zu schauen, wie wir damit leben.
Mit dem Wissen, dass das so ist. Dass das nicht nur uns passiert ist. Dass es bis heute immer wieder in ganz verschiedenen Abstufungen, doch immer dem gleichen Muster folgend, passiert. Jeden Tag. Immer wieder.
Ohne, dass es aussichtsreiche Rechtsmittel und Schadenersatzmöglichkeit für die Betroffenen gibt.
Wir müssen aber auch schauen, wie wir damit Therapie machen. Mit diesen Erfahrungen.
Wie wir heute damit umgehen, mit einer Person in Kontakt zu gehen, die mit einem einzigen Schrieb eine Bewegung auslösen könnte, die uns maximal entrechtet und unterwirft, ohne mit Widerständen oder öffentlichem Skandal rechnen zu müssen.
Wie können wir uns für ein Gegenüber öffnen, von dem wir wissen, dass es ihn gelernt hat – den Blick auf Menschen als Objekt mit diversen Eigenschaften, die man einordnen, berechnen, be.messen kann. Und dem Beruf entsprechend auch muss. Im gewissen Maße.
Welche gemeinsame Ebene können wir finden, um einen konsistenten kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, der unsere Zusammenarbeit zu tragen in der Lage ist?
Was brauchen wir als Überlebende von Helfer_innengewalt, um Helfer_innen mehr als nur Gewalt und Eigennutz zuzutrauen?
Was macht es uns möglich, in Helfer/Behandler_innen den Menschen zu sehen, der neben dem psychologischen auch einen eigenen Blick (auf uns) hat?
Welche Maßnahmen können wir treffen, um uns vor einer möglichen Absorption im Sinne einer übergriffigen Vereinnahmung zu schützen?
Wie verhindern wir von vornherein eine Abhängigkeit?
Das waren wichtige Fragen für uns. Manche davon sind auch bis heute immer wieder mal Thema.
Für uns hatte sich viel im „Therapie machen“ verändert, als wir uns unsere Suizidalität wieder angeeignet hatten.
Das war 10 Jahre nach dem ersten Suizidversuch und 11 Jahren, in denen wir gegen sie angekämpft, sie uns verboten haben. Letztlich, weil uns niemand helfen oder unterstützen, uns betreuen oder in der Nähe haben wollte, wenn wir suizidal waren.
Sehr lange hatten wir niemanden im Leben, di_er sich uns in diesem Zustand zugemutet hat. Und als wir dann das Glück hatten, eine Therapeutin zu treffen, die das tat, haben wir lange gebraucht um das zu verstehen, zu begreifen, zu glauben. Diesem Glück folgte das Glück, dass wir unsere Intervalltherapie immer mit ihr haben konnten. Und so erleben konnten, dass sie immer irgendwie da war. Auch dann, wenn zwischen unserer Zusammenarbeit viel Zeit lag.
Es gab keine Unterschiede in den Graden, die sie sich unsere Anwesenheit und das Arbeiten mit uns zugemutet hat.
Wenn wir miteinander zu tun hatten, dann war das konstruktiv auf das ausgerichtet, was wir erarbeiten wollten. Und nicht darauf, wie lieb wir sind und wie gut wir uns anpassen können. Wie gut wir gerade Therapie (in einer Klinik) machen können.
Heute denken wir, dass das einer der wichtigsten Etappen in unserer gesamten Therapiezeit war. Diese grundlegende Ausrichtung darauf, was wir für uns erarbeiten wollen – und eben weg von der (sozialen) Performance darum herum. Auch und obwohl wir uns in einem Klinikrahmen zum Arbeiten bewegt haben.
Für uns war es heilsam zu erfahren, dass jemand di_er innerhalb dieses Rahmens arbeitet, eigene Wichtigkeiten erhalten kann. Dass die strukturellen Gegebenheiten eben nicht alleinig die Handlungsmöglichkeiten definieren, sondern auch die Menschen, die darin und damit arbeiten.
Für uns war das das Vorbild zum Umgang mit der chronischen Suizidalität, der Essstörung und all dem anderen Horror, der heute das Hintergrundrauschen unseres Lebens ist, doch damals unser Lebenszentrum war.
Wir kamen nicht auf die Idee, dass die Dinge nebeneinander stehen könnten. Dass man sowohl suizidal als auch valide und ernstzunehmen sein kann. Dass man manche Dinge nicht können kann, aber manche Dinge schon. Dass manche Überzeugungen wichtig sind, manche andere aber auch.
Es wurde uns möglich unsere Schwierigkeiten in Dialog mit den Anforderungen an uns gehen zu lassen.
Und das war ein Ding. Das war eine der anstrengendsten aber wichtigsten Übersetzungsleistungen von außen nach innen, die wir geschafft haben.
Vom Beispiel der Interaktion zwischen Klinikrahmen (Regeln, Strukturen, persönlichen Machtdynamiken) und der Arbeit an und mit Inhalten (Befähigungen, anerkannten Belastungen und Bedürfnissen) – zur Interaktion der Symptome (ausgelöst und getragen von inneren Vorgaben, Strukturen, Machtdynamiken) und den Bereichen, die sie beeinflussen (unser Körper, unser Befinden, unser Leben (in der Zukunft) ).
Bis die Traumatisierung und das Vielesein anerkannt wurde, war die Suizidalität eine Frechheit. Ein anmaßendes Verhalten, das als persönlicher Angriff auf die Welt verstanden und entsprechend abgestraft wurde. Erst mit der Anerkennung der früher immer wieder herbeigeführten Todesnähe und der unverarbeiteten Bedeutung dessen, wurde sie zur logischen Folge. Zur Reaktion, bei der es auch um Selbstermächtigung, um einen jederzeit verfügbaren Not.Ausgang, eine Entscheidung, die uns niemand nehmen darf, geht.
Heute können wir anerkennen, dass jedes unserer potenziell lebensbedrohlichen Symptome etwas ist, das uns an unsere Macht über uns selbst erinnert. Manchmal auch ausübt, wenn wir sie in unserem Leben an irgendeiner Stelle nicht ausüben dürfen und wir darunter leiden.
Einmal an diesem Punkt angekommen, ging es nicht mehr zurück.
Wir haben heute keine Toleranzräume mehr in uns, gewaltvolle Helfer/Behandler_innen (in Kliniken) zu ertragen. Weil wir wissen, dass es geht, ist da kein Raum mehr für Legitimation, sondern nur noch für Anerkennung und die Entscheidung dagegen.
Eine schwierige Entwicklung vielleicht. Denn sie macht es uns vielleicht für immer unmöglich stationäre Hilfsangebote anzunehmen.
Andererseits ist es eine Entwicklung, die darauf fußt sich gegen Dinge zu entscheiden, die nicht gut tun.
Wer weiß.
Wir lassen das nebeneinander stehen.
Es geht auch nicht mehr in Zwangslagen zurück, die um Suizidalität und Hilfen/Unterstützungen/Behandlungen herum aufgebaut werden.
Wir unterschreiben keine “Anti-Suizid-Verträge” mehr. Wir weigern uns zu versprechen, dass wir uns nicht selbst verletzen und immer unseren Teller leer essen. Wir sagen nicht zu, dass wir lieb und artig alles mitmachen, was uns angetragen wird. Wir sichern nicht zu, immer alles so zu machen, wie das von uns erwartet wird, weil man von allen erwartet, was man so erwartet.
Wir erlauben es Behandler_innen nicht mehr, uns zum Gegenstand ihrer Behandlung zu machen.
Nicht weil wir denken, wir hätten eine besondere Behandlung verdient oder weil wir uns für jemanden halten, die besser als Behandler_innen wissen, was gut für uns ist oder sein könnte.
Sondern, weil wir denken, dass man die Folgen (massiver) Unterwerfung nicht innerhalb von Kontexten, die mit (massiver) Unterwerfung einhergehen, behandeln bzw. transformieren kann. Das ist als würde man nasse Pudel unter die Dusche stellen, um sie zu trocknen.
Wir sind Aus_Handelnde geworden.
Wir können anerkennen, warum in der therapeutischen Arbeit manche Absprachen wichtig sind. Und zwar nicht nur, weil sich die Person der_des Therapeut_in damit sicherer fühlt, sondern auch, weil si_er einen Anlass zum Wunsch danach hat, der vielleicht auch gar nicht mal nur in ihr_ihm liegt.
Unser Aus.Handeln mit unserer jetzigen Therapeutin begann damit zu schauen, ob so ein Anti-Suizid-Vertrag oder Nicht-Selbstverletzungs-Gebot von uns verlangt wird, weil man das schon immer so gemacht hat (struktureller Pauschalzwang) oder weil man sich persönlich damit besser fühlt (persönliche (Macht)Aneignung) oder weil man der beruflichen Verantwortung so gut es geht nachkommen will (basale Absicherung der Arbeitsbedingungen auf einer der beiden beteiligten Seiten).
Diese Frage hat zu einem guten Gespräch darum geführt, was wann wie in welchem Ausmaß vielleicht nötig abzusprechen sein könnte.
Wir haben die Absprache, dass wir grundsätzlich suizidal sein dürfen und uns auch suizidieren dürfen – aber vorher versuchen mit ihr darüber zu sprechen um zu schauen, ob das wirklich nötig ist. Das heißt konkret, dass wir uns bei ihr melden, wenn wir merken, dass wir diese Gedanken haben und sie sich für uns sehr greifbar entwickeln.
Wir sind die Manager_innen unserer Suizidalität. Die Therapeutin ist diejenige, die uns unterstützt, wenn wir den Eindruck haben, dass wir von der Suizidalität gemanagt werden.
Das Gleiche gilt für Selbstverletzung. Wir dürfen uns selbst verletzen, sollen aber dafür sorgen, weiterhin mit ihr daran arbeiten zu können, dass es nicht mehr nötig ist. Heißt: schwere Selbstverletzungen, die Infektions- und andere Risiken bedeuten könnten, sollen medizinisch versorgt werden. Es wäre einfach ungünstig an einer Sepsis zu sterben, während man mitten in der Arbeit daran ist, keine mehr zu entwickeln…
Ähnlich ist die Absprache um Kontakte zu Menschen, die zu Täter_innen an uns wurden.
Wenn wir welchen aufnehmen, dann sprechen wir darüber, wer warum, wann wie oft worüber – um zu verstehen, wie es dazu kam und zu prüfen, ob es dann noch sinnvoll ist die Therapie weiter zu machen.
Wir haben es als unheimlich entlastend erlebt, nicht auch die Verantwortung dafür übernehmen zu müssen, wenn diese Menschen Kontakt zu uns aufnehmen oder wir über die strukturellen Abhängigkeiten, in denen wir uns bewegen, mit ihnen in Kontakt kommen.
An der Stelle nehme ich mir die Freiheit diesem sehr langen Text noch einen Absatz hinzuzufügen, der auch gut in den Text zu sogenannten “Täter_innenkontakten” gepasst hätte.
Es gibt diese Art des Kontaktes mit Menschen, die zu Täter_innen wurden, über die strukturellen Gegebenheiten, auf die manche Menschen angewiesen sind. Das begann bei uns damit, dass wir ein Jugendhilfekind waren und ist auch heute noch immer wieder ein Thema, weil wir das behinderte 30 Jahre alte Kind unserer Eltern sind, das sich nicht selbst finanzieren kann. Obwohl es das will. Und trotz noch ganz vieler weiterer Obwohls.
Wir brauchen das Kindergeld. Wir brauchen BAföG. Wir sind eine schwerbehinderte Person, die seit dem 15 Lebensjahr weder lohnarbeiten noch sparen noch mit finanzieller Unterstützung aus der entfernteren Familie rechnen kann. Wir leben nicht von EU-Rente, nicht von Krankengeld. Wir sind nicht verheiratet oder in der Situation auf irgendein Erbe warten zu können. Wir können keine Kredite aufnehmen und ein Antrag auf OEG hat keine Erfolgsaussichten.
Wir waren schon immer da, wovor die meisten Angst haben, wenn es um Trennung vom gewalttätigen Menschen/Umfeld geht und haben bis heute keine einzige Möglichkeit unabhängig von staatlich aufgezwungenem Kontakt zur Familie an Gelder zu kommen.
Das ist unser Normal und das ist schlimm.
Und doch ist es kein Vergleich zu den Jahren, in denen der Kontakt nicht daraus bestand, dass beide Parteien Post über die Ämter jener Städte bzw. der vertretenden Instanzen erhalten, sondern aus Gewalt, die ich hier nicht näher beschreiben will.
Es gibt Behandler_innen, die auf Erfolgsgeschichten hinarbeiten. Die können Menschen mit einem Hintergrund wie unserem natürlich nicht gebrauchen. Denn ein Hintergrund wie unserer bedeutet, dass man sich mit der Krankenkasse streiten können müsste, wenn man keine langen Behandlungspausen riskieren will.
Es bedeutet, eine Lebensrealität kennenzulernen, der eine – der traumatischen sehr ähnlichen! – Ohnmacht mit zuweilen existenziellen Bedrohungen, immanent ist.
Es bedeutet eine Traumatherapie zu machen, während einer der stärksten Trigger auf einer anderen Ebene nicht mit einem lapidaren: “Die Bedrohung ist vorbei – du bist sicher – du bist versorgt – du kannst heute alles selbst bestimmen und erhalten, was du brauchst.” von heutigen Erfahrungen zu trennen ist.
Eine Beobachtung, die wir gemacht haben ist, dass sich die Üblichkeit der individuellen Freiheit, mit der sich die weißen, akademisch gebildeten, gut situierten und umfänglich befähigten Menschen, die sehr oft unsere Behandler_innen waren, umgeben, am Punkt “Hartz 4” oder “Schwerbehinderung” zu einer schmerzhaft ignoranten Grundhaltung wandeln kann.
Natürlich ist nicht von allen Behandler_innen zu erwarten, dass sie sich Menschen mit einem Hintergrund wie unserem auseinandersetzen. Aber wie unaufrichtig ist in der Folge dann ein jedes Engagement für komplex traumatisierte Menschen insgesamt?
Ab einer Behandlungsdauer von über 6 Monaten ist eine Krankheit als chronisch anerkennbar. Jede chronische Krankheit kann, je nach Lebensumständen, als Schwerbehinderung anerkannt werden.
Die Behandlungsdauer von Traumafolgestörungen nach komplexer Traumatisierung? Jahre.
Rein theoretisch hat es also jede_r Behandler_in, di_er nicht nur Kurzzeittherapien mit ihren Patient/Klient_innen macht, eine schwerbehinderte Person vor der Nase.
In der Folge wäre es also ein gar nicht mal so exotischer Schritt sich näher damit zu befassen, was das für die Lebensrealitäten der Klient_innen außerhalb ihrer individuellen Belastungsreaktionen und –umgänge bedeutet. Auch und gerade in Bezug auf strukturelle Hilfen und die damit einhergehenden Abhängigkeiten.
Wir haben uns in den letzten Jahren öfter in der Situation gesehen ein “101 Bürokratie des Lebenserhaltes” geben zu müssen, weil man unsere prekäre Situation nicht nur nicht mitgedacht hat, sondern auch schlicht ignorieren wollte, weil man diese Kontexte als etwas gesehen hat, das ja so nah dran am Individuum gar nicht sein kann.
Wir können anerkennen, dass Menschen, die nicht in diesem Kontext leben, das nicht sehen und verstehen. Akzeptieren, dass man den Patient/Klient_innen die Aufklärungsarbeit zuschiebt und sich dann doch dagegen entscheidet, mit diesem Wissen zu arbeiten, nicht.
Das fließt auch in eine weitere Absprache, die wir mit unserer Therapeutin haben. Dabei geht es darum keine Gewalt in dem Raum auszuüben und/oder dort etwas (oder jemanden) kaputt zu machen.
Das bedeutet für uns beide, alle, dass wir einander nicht schlagen oder sonstwie verletzen – es bedeutet für uns aber auch, dass wir uns auf einer Ebene bewegen, auf der es nicht um Recht, Schuld oder Wahrheit geht, sondern um Beobachtung, Analyse, Verstehen und (Weiter-) Entwicklung.
Uns tut diese Ebene sehr gut.
Vor allem, weil es uns eine ruhige Basis verschafft, von der aus wir uns langsam auch Traumamaterial nähern können.
In diesem Text wäre es vielleicht sinnvoll näher darauf einzugehen, was in der Traumatherapie eigentlich passiert, aber darüber haben andere Menschen schon so viel geschrieben.
Was wir dem noch anfügen können ist, dass “darüber reden” bei uns nicht im Zentrum der Therapie steht. Wir haben nicht das Ziel alles so genau wie möglich zu erinnern, sondern genug zu erinnern, um zu verstehen, zu transformieren und uns weiterzuentwickeln.
Für uns sind Stunden, in denen (desorientierte) Kinderinnens sprechen oder wir konkret über die Erfahrungen sprechen, sehr anstrengend und immer knapp an der Kante von “zu anstrengend”. Dem folgt zu Hause und in den Tagen (manchmal auch Wochen und Monaten) danach eine Phase, in denen dann vermehrt Erinnerungsstücke zusammenkommen – über die wir manchmal sprechen (können, wollen, müssen), manchmal aber auch nicht.
Diese Phase und die Integration dieser Erinnerungen als etwas, das uns allen passiert ist, stellt den Mammutanteil unserer Therapie.
Denn trotz viel intellektuellen Verständnisses um Dissoziation, Trauma und Gewalt und der Anerkennung der eigenen Beteiligung als logischer Fakt, ist die dissoziative Kluft zum emotionalen Begreifen nachwievor an vielen Stellen unüberwunden.
In Therapie zu sein, ist uns übrigens nicht peinlich. Obwohl wir sehen, dass unsere Leistungs- und Belastungsfähigkeit von diesem Umstand abgeleitet wird und nicht von unseren Leistungen bzw. dem Umgang mit Belastungen, sind wir offen damit.
Manchmal, weil wir denken, dass es einfach ein Teil unseres Alltags ist, der zu viel Raum einnimmt, um ihn zu verbergen, meistens jedoch, weil wir nicht einsehen, Kraft für ein Versteckspiel zu Performancezwecken aufzubringen. Wer Menschen nur dann als fähig, kompetent und ernstzunehmen einordnen kann, wenn diese keine Therapie machen oder psychisch unbelastet sind, der hat, denke ich, ein Reflektionsproblem an sich.
Die Stigmatisierung von Menschen, die ihre psychischen Belastungen auf ihre Art zu kompensieren oder transformieren versuchen, ist heute so tief in der Gesellschaft wie noch vor vielen Jahren. Meiner Ansicht nach ist die Antistigmatisierungsarbeit bis heute eher mittelerfolgreich und ich sehe nicht, dass sich das ändern wird, bis sich mehr und mehr Betroffene selbstvertretend äußern, obwohl und trotz all dem, was darauf erst einmal folgen kann.
Für mich persönlich ist es schon ein Stigma als “psychisch krank” bezeichnet zu werden.
Denn ich bin nicht krank. Ich habe mich an Gewalt anpassen müssen und funktioniere nun nach dem Ende dessen nicht mehr kongruent mit meiner Umgebung. Es geht nicht um mich allein – es geht um ein Zusammenspiel von mir und meiner Lebensumgebung.
Der Begriff der Krankheit deckt das in keinster Weise ab – auch dann nicht, wenn da “psychisch” vorsteht.
Trotzdem steckt diese Begrifflichkeit in jeder – wirklich jeder! – Anti-Stigma-Kampagne von und mit Mediziner_innen.
Ich arbeite nicht an Heilung – niemand kann mich gesund doktern. Ich muss ein (soziales) Umfeld haben, in dem ich Entwicklungsschritte machen kann, die mir helfen, mich in Einklang mit meiner Umgebung zu erleben und meine Erfahrungen zu verarbeiten.
Ich persönlich brauche die Bezeichnung “krank” nicht, um mich in meiner Belastung und meinen Leiden anerkannt zu fühlen. Ich brauche dafür Worte und Gesten, alltägliche Momente und Räume, in denen ich grundsätzlich und mit allem, was da ist, anerkannt werde.
Einer dieser Räume ist die Praxis meiner Therapeutin. Ein anderer die Räume, in denen ich mit dem Begleitermenschen bin. Ein weiterer die Räume, in denen man von meinen Belastungen weiß und sie mitdenkt, wenn man mit mir zusammenarbeitet. Ein nächster ist meine eigene Wohnung.
Gerade diesen Raum so umzugestalten, dass er unseren Bedürfnissen weitestgehend möglich entspricht, hat sehr lange gedauert – aber im Ergebnis sind wir zufrieden.
Uns ist wichtig normal zu sein. Wir wollen, dass so wie wir sind und leben genauso normal ist, wie jedes andere Leben und Sein auch.
Die Belegung unserer Hilfebedarfe mit bürokratischen Aufwendungen und Konstrukten der Pathologie jedoch, machen uns und unser Leben unnormal. Anders. Fremd. Besonders.
Wir kennen Menschen, denen das sehr wichtig ist. Weil das, was sie erlebt haben für sie ganz fremd, anders, unnormal war. Ihnen kommt dieser Umstand des Othering von Hilfe und Leiden sehr zugegen und wir können das anerkennen und akzeptieren.
Dennoch sehen wir: Gewalt ist normal. Leiden ist normal. Belastet sein und Unterstützung brauchen ist normal.
Es gibt keinen Grund für den Ausschluss belasteter und bedürftiger Menschen aus der Norm, außer irrationale Ansteckungs-, Überforderungs- und Fremdheitsängste, die meiner Ansicht nach am besten mit Bewusstseinsarbeit über die Normalität als vielseitiges Spektrum aufgelöst werden können.
Was mich zum letzten Punkt bringt.
Öffentlichkeitsarbeit für Traumatherapie und Betroffeneninitiativen.
Wir engagieren uns inzwischen schon lange bei der Initiative Phönix, die sich für eine Ergänzung der Richtlinien zur Psychotherapie einsetzt und versucht den Interessen komplex traumatisierter Menschen eine Stimme zu geben.
Uns tut diese Arbeit gut. Wir lernen immer wieder etwas Neues und haben unser Verständnis von der strukturellen Ebene um Psychotherapie und Behandlungs- und/oder Hilfenfinanzierung sehr erweitern können.
Doch wir lernen auch: ohne Behandler_innen, die uns unterstützen, geht da noch gar fast nichts und das frustriert uns sehr.
Wir sind durch Zeiten gegangen, in denen wir sehr mit der von uns angenommenen Masse der traumatisierten bedürftigen Menschen gehadert haben, weil wir sie als passiv und kleinklein gedacht haben. Heute haben wir diese Gedanken durchaus immer noch manchmal, aber wir können dem mehr Verständnis entgegenbringen.
Nicht zuletzt, weil wir ja selbst merken, dass es in manchen Kontexten nur ein kleines Blog braucht, um Menschen so sehr zu verunsichern, dass sie nur noch mit Gewalt auf eine_n reagieren können. Was da dann wohl eine ernstzunehmende Bewegung oder andere Aktivitäten von Betroffenen für Betroffene auslösen könnten … Für manche Menschen ist das ein Horrorszenario.
Natürlich bleiben die Betroffenen vor solcherart Verhalten dann lieber in ihren sicheren, meist ja auch hart erkämpften, Räumen und tun nichts oder nur geheimes, anonymisiertes, von hinten durch die Brust ins Aug- iges.
Es ist nicht falsch das zu tun. Aber es ist auch nicht die Art Rückenstärkung, die man manchmal braucht. Gerade dann wenn man, so wie wir, ja nicht einmal als Stellvertreter_in für alle Menschen mit gleichen Problemen auftritt, sondern dazu gemacht wird, weil es nicht denkbar/glaubbar ist, zu tun was wir tun, wie wir das tun.
Mir wäre es manchmal lieb, wenn Menschen zu unseren Texten Abgrenzungen von sich machen. Oder wenn wir davon ausgehen könnten, dass auf Verleumdung oder Hetze gegen uns mehr als aufdringliches Grillenzirpen zu hören ist. Oder wenn wir einfach insgesamt mehr Betroffenenprojekte und Initiativen hätten.
Gleichzeitig wissen wir, wie schwierig das ist.
Und hassen dieses Dilemma.
Umso mehr spornen wir uns dazu an, die Initiative weiterhin zu unterstützen. Es fügt unserer Auseinandersetzung immer wieder so vieles hinzu, das uns hilft konstruktiv an sowohl den Zielen der Gruppe, als auch unseren persönlichen weiterzuarbeiten.
Es ist eine Art gelenkter Prozess.
Und damit irgendwie auch: Therapie
*Text als PDF zur freien Weitergabe
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