der Text zum Po(d)etry Slam 2023

Naknak*, meine Hündin, wird sterben.

Plonk! Stimmung am Boden – I know
Aber let’s face it – es ist, wie es ist. Von Hundeseite aus wird bald gestorben.

Für mich ist das was Neues, aber bei Weitem nichts so Ehrfurcht erregendes wie für viele andere Menschen.
Zum Beispiel meinen Partner. Seit uns die Maus auf ihren Logout vorbereitet, betreibt er elegante Flughafenaerobik beim Spaziergang und ehrerbietendes Planking auf 10 Zentimetern Bettkante beim Schlafen.

Denn einem so alten Hund wird der Platz nicht einfach zugewiesen. Es wird entweder umfassend gewutscht und gewedelt oder zartfühlig hingenommen, dass sich die 13 Kilo Flausch zu 4 Quadratmetern unbewegbarer Fläche entfalten. Egal, ob im Bett, auf dem Sofa oder … im Weg.
Die Muppe goutiert eine solche Behandlung.

Mein Partner und ich säuseln uns inzwischen jeden Tag zu, wie süß mein kleines Ettimupf doch ist. Fast als hätten wir beide ein bisschen Angst, das Wichtigste zu vergessen. Wie süß sie ist.
Sie war 13 Jahre meine Assistenzhündin. Hat mich aus meinem Schneckenhaus in die Welt gezogen und mir auch die Türen zum Podstock eröffnet. Doch das ist ein Scheiß dagegen, wie süß sie ist. Sie und das kleine Stück Zunge, das ihr beim Schlafen rausguckt.
Und manchmal – ganz manchmal auch beim Wachsein.

Es stirbt sich ganz schön langsam für Mopsi, finde ich manchmal. Vor allem, wenn wir eine neue Stufe ihrer Schmerzbehandlung nehmen müssen. Andererseits ist auch total klar: Der Hund stirbt so langsam, damit man Zeit hat sich dran zu gewöhnen.
Das ist wie bei einer Schwangerschaft, nur mit weniger Grund zur Freude am Ende und mehr organisatorischem Tüdelüt. Denn find mal jemanden, der dir den toten Hund verbrennt, wie du das willst. Zärtlich. Ohne Pfötchen-Schick – Ihr wisst schon, diese Pfote, die nicht aussehen darf wie die Jack Wolfskin-Pfote und deshalb überhaupt nicht wie eine Pfote aussieht, sondern wie ein nierenförmiger Wobbel mit Anhängsel.

Auf der Suche nach einem Haustierkrematorium ist mir zum ersten Mal richtig bewusst geworden, wie viel unnötigen Kram es zur Reverse-Geburt zu kaufen gibt. Klar, Schmuck – alles mit Wobbelpfote drauf, aber auch Gefäße in jeder Form und Farbe.
Die Art Gefäße, die man sich in der Welpenzeit abgewöhnt hat, aus Gründen.
Gründen, die dann wohl erledigt sind, wenn man sich zwischen Glanzlackoval oder Pappkartonminimal-Urne entscheiden will. Obwohl einem das Herz einen See um die Füße blutet, denn so einen Hund zu verlieren … da bleibt einfach nichts trocken. Auch das irgendwie ähnlich wie damals in der Welpenzeit.

Und noch etwas gehört zum Haustiersterbe-Geschehen: die Regenbogenbrücke.
Ich halte das Wort „Regenbogenbrücke“ für eine Tautologie, da im Grunde jede Brücke ein Bogen ist. Aber gut.
Ich habe jedoch einige Fragen. Zum Beispiel: Wie muss ich mir das vorstellen? Ist die Regenbogenbrücke auch der Highway to hell? Gibt’s da ab und zu Stau? Unfälle? Was wissen tote Haustiere über das Bilden einer Rettungsgasse? Kommen die Gelben Engel auch für Tiere, die zur Hölle fahren?
Generell interessiert mich auch, wozu die Tierseelen überhaupt eine Brücke brauchen, wenn sie auch genug Zeit hätten, die Kluft zu durchklettern oder drum rumzulaufen … in einem weiten Bogen.

Als verantwortungsbewusste_r Hundehalter_in habe ich aber natürlich auch noch ganz andere Fragen zur letzten Reise der Motte. Etwa: Muss sie ihr Körbchen selber mitbringen? Handtücher, Waschlappen, frische Schlüppis? Was ist mit ihren Papieren? Gibt es da drüben Begrüßungsgeld oder muss ich drauf vertrauen, dass ihre Bettelmasche – perfektioniert in über 15 Jahren am Küchentisch – ausreicht, um durchzukommen?

Die Sorge um sie endet wohl nicht mit der letzten Ehre, das dämmert mir jedenfalls langsam.
Andererseits! – So wie ich sie kenne, bleibt es nicht dabei, dass sie sich die Radieschen, Karotten und Kartoffeln von unten nur anguckt.
Auch deshalb hoffe ich sehr, dass sie statt über die Regenbogenbrücke einfach den Weg allen Fleisches geht – gerade durch in die ewigen Jagdgründe.
Meine Mopsmaus ist zwar ein Hütehund – kann also sein, dass sie da Probleme kriegt – aber man ist ja nie zu alt, um etwas Neues zu lernen.

Was sie schon jetzt kann, ist ins Gras zu beißen – um dann eine beeindruckende Spur von Rasenrest und Dreck durch die Gegend zu tragen.
Ich sag ja – sie bereitet uns gut auf ihre eternal Abmeldung aus unserem gemeinsamen Space vor.

Meine kleine weiche NakNak*.
Meine Muppe, meine Maus,
die Motte, das Spinni
meine Schrabnella, das Ettimupf
meine Mopsmaus, mein süßes Fräulein Humpenschlump.

Fundstücke #86

Am Ende hielt ich ein kleines Polaroid von der ganzen Gruppe in der Hand. Ganz so wie Leute, die zu anderen Leuten gehören und sich für ein Foto zusammenstellen, weil man das eben so macht. Klick – ein gemeinsames Erlebnis dokumentiert, Zugehörigkeit markiert.

Vielleicht hätte ich unter anderen Umständen geweint. Oder nachgefragt, ob ich das Bild wirklich behalten darf. Ob es wirklich für mich ist.
So waren die Umstände aber das Ende eines Drehtages in Köln, nach einem ersten zweiten Realtreffen mit Felice, nach einer verknörgelten Anreise mit dem Zug, nach einer Therapiestunde, die mich fast umgeworfen hatte, nach zwei Tagen für die Initiative Phoenix mit Mitgliederversammlung in Mainz, nach dem Sprechen und Arbeiten auf der Performativen Buchmesse in Hamburg, nach schwierigen Arbeitstagen und vergessenen Terminen zu Hause, nach zwei Tagen Arbeiten und Lesen auf der Leipziger Buchmesse. Vor weiteren intensiven Stunden mit der Deutschen Bahn. Vor meiner Lesung gestern. Vor der Arbeit, die ich diese Woche nicht geschafft habe. Vor allem, was ich in einer neben mir herlaufenden Spur bearbeite und überlege, um es in der Therapie zu besprechen.

Am Abend lag ich im Bett und schichtete alle Decken über mich. Drückte mich an die Wand und versuchte mich in die Ruhe zu atmen. Die Eindrücke des Tages der letzten Wochen hagelten bedrohlich auf mich ein. Taten weh, erschreckten mich, ließen mich ohne Begreifen zurück. „Ich muss unbedingt schwimmen nächste Woche“, dachte ich. „Vielleicht sogar jeden Tag.“

Lesung aus „Worum es geht – Autismus, Trauma und Gewalt“ in Bielefeld

Wir laden herzlich zur Lesung aus unserem zweiten Buch „Worum es geht – Autismus, Trauma und Gewalt“ ein.

Die Lesung findet am 18. Mai, um 15 Uhr im Filmhaus Bielefeld statt.
Die Anmeldung und alle Informationen zur Örtlichkeit findest du auf der Veranstaltungswebseite.

Zur Veranstaltungswebseite hier klicken

Wir freuen uns auf euch!

Veranstaltungstipp
Neurodiversität intersektional: Beziehungen und Bündnisse

Neurodivergente Frauen, Lesben, nonbinäre, trans und inter Personen tauschen sich aus.

Wann: Freitag, 9. Dezember 2022, von 16:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Wo: Online
kostenlose Tickets bekommt ihr hier: https://www.eventbrite.de/e/neurodiversitat-intersektional-beziehungen-und-bundnisse-tickets-475104368957

Inhalt:

Neurodiversität ist zunehmend bekannt und wird immer öfter erwähnt, wenn über Vielfalt gesprochen wird. Doch was haben wir als neurodivergente Personen davon, zumal wenn wir nicht als weiße autistische Cis-Männer im IT-Bereich arbeiten? Diese Gesprächsrunde bringt neurodivergente Frauen, Lesben, nonbinäre, trans und inter Personen zusammen, um uns auszutauschen über Fragen wie: Welche Räume haben wir, um uns über unsere Erfahrungen auszutauschen? Wie bringen wir unsere spezifische Perspektive in unsere Arbeit oder unseren Aktivismus ein? Welche Beziehungen und Bündnisse sind uns persönlich und politisch wichtig und was brauchen wir, um uns darin sicher zu fühlen? Wie erweitern wir Diskurse, um Neurodiversität um intersektionale Aspekte?

Barriere- und Zugangs-Infos

Zunächst wird es ein moderiertes Gespräch unter den eingeladenen Teilnehmenden geben. Nach einer kurzen Pause können alle interessierten Personen aus dem Publikum in das Gespräch mit ihren Fragen und Beiträgen einbezogen werden.
Das Gespräch wird in deutscher und englischer Lautsprache stattfinden. Eine Übersetzung zwischen deutsch und englisch und in DGS ist geplant. Aktuelles wird auf dieser Seite erscheinen.
Die Veranstaltung ist öffentlich für alle sich als neurodivergent identifizierende Frauen, Lesben, nonbinäre, trans, inter und agender Personen (FLINTA).

Eingeladene Gesprächsteilnehmende:

  • Hannah C. Rosenblatt (Hannah sind ein_e nicht-binäre_r autistische Autor_in, die_r sich als Viele erlebt.)
  • orchi lohani (queer*e autistische*r organizer*in und künstler*in mit chronischen Schmerzen. Trainer*in bei Zsimt Berlin, mit Fokus auf antikoloniale Ansätze zu antirassismus und anti-ableismus.)
  • Tanja Serapinas (Sozialarbeiterin, Beratung und Coaching für neurodivergente Personen)
  • Annette Schindler (Autodidaktin, Beziehungs- und Sexualtherapeutin mit ADHS /Vermutung auf Autismus und alleinerziehende Mutter)
  • Romy Graichen (neurodivergente Therapeutin, Supervisorin und Trainerin)

Moderation:

Constanze Schwärzer-Dutta (Paarberaterin für neurodiverse Paare, Buchautorin „Liebe mit Köpfchen. Tipps einer Autist*in für neurodiverse Beziehungen.“)

Neurodiversity intersectional: relationships and coalitions

Content:

Neurodiversity suddenly seems to be the hip diversity category. But how do we benefit as neurodivergent people, especially if we’re not white autistic cis men with IT jobs? This conversation brings together neurodivergent women, lesbian, nonbinary, trans and inter people to share questions such as: What spaces do we have to share our experiences? How do we bring our specific perspective to our work or activism? What relationships and coalitions are important to us, and what do we need to feel secure in them? How do we bring intersectional aspects into discourses on neurodiversity?

Access info:

First there will be a moderated discussion among the invited participants. After a short break, all interested people from the audience can join the discussion with their questions and contributions.
The conversation will take place in German and English spoken language. A translation between German and English and in DGS (German Sign Language) is planned. Updates will appear on this page.
The event is open to all people who identify as neurodivergent women, lesbian, nonbinary, trans, inter and agender (women and TINA people).

Invited participants:

  • Hannah C. Rosenblatt (non-binary autistic author who experience themselves as many)
  • orchi lohani (queer autistic organizer an artist in chronic pain. They are also a trainer at Zsimt Berlin where they focus on anticolonial approaches to anti-racism and anti-ableism)
  • Tanya Serapinas (social worker, counselor and coach for neurodivergent persons)
  • Annette Schindler (autodidact, relationship and sex therapist with ADHD/maybe autism and single mother)
  • Romy Graichen (neurodivergent therapist, supervisor and trainer)

Facilitation:

Constanze Schwärzer-Dutta (Neurodiverse Couples Counselor, author of the book “Liebe mit Köpfchen”)

die Vorschau

Cover des Buches "Worum es geht, Autismus, Trauma und Gewalt" von H. C. Rosenblatt, mit dem Logo der edition assemblage in pink und der Mitte des "Fußteils". Der Hintergrund ist sehr dunkelrot (fast schwarz), im Vordergrund in der Mitte ist eine unendliche Figur, in Regenbogenfarben, die ineinander laufen und mit Punkt und Kreismustern gefüllt sind. Die Schriftfarbe ist in warmen Orange gehalten.

Und dann erhalte ich das letzte Ultraschallbild meines Buchbabys.
In der Druckfahne der Vorschau sehe ich das Cover und da ist der Ankündigungstext. Es hat schon eine ISBN und eine WG-Nummer, niedlich.

Ich betrachte es in einem Moment so neutral wie Tonpapier und suche nach Gefühlen in mir.
Da ist Zufriedenheit und Erschöpfung. Wissen, dass noch viel Arbeit vor mir liegt. Nicht nur am Buch, sondern auch darum herum. Zuschüsse, Lesungen, eine Feier zur Veröffentlichung – das Vor/Nach/Mitwort muss übersetzt werden, ich muss das noch durchrechnen – der Satz, habe ich eigentlich Zeit dafür im Januar?

Ich würde es gern als etwas spüren, das auch ist, wenn ich nicht bin, aber so funktioniert das alles nicht.
Mit Literatur ist man lange schwanger. Und wenn man sie sich in einer monate-, vielleicht sogar jahrelangen Kopfgeburt herausgearbeitet hat, dann ist sie immer noch kein Buch, sondern nur ein Manuskript, das absolut auf die Fähigkeiten von Lektor_innen, Buchsetzer_innen und Gestalter_innen angewiesen ist, um eine Chance auf Buchwerdung zu erhalten. In dieser Phase beginnt die Wertschöpfung. Die Arbeit nach der Arbeit, das Werden nach dem Sein.

In gewisser Weise beginnt für mich als Autor_in damit auch die Zeit der Reflexion. Erneut. Denn während des ersten Aufschreibens wusste ich ja nur, wie es werden sollte. Aber nicht, ob es das auch werden würde.
„Worum es geht“ behandelt Autismus, Trauma und Gewalt. Die Triage, die mein Leben so umfassend definiert, dass ich kein ganz und gar objektiv gehaltenes Sachbuch schreiben kann. Und selbst wenn – objektive Sachbücher sind oft nichts weiter als Golems recycelter Sachbücher. Einfach noch mal sagen, was andere schon gesagt haben – nur besser, richtiger, neuer, leichter verständlich vielleicht, nein, das ist wirklich nicht meins.
Meins, und zwar ganz allein meins, ist die Erfahrung mit dem Inhalt. Die Auseinandersetzung, das Lernen, der Weg zum Verstehen. Die objektive Wissenschaft hat dabei geholfen, deshalb kommt sie auch drin vor. Und weil der ganze Studienbumms mich nicht braucht, um zu funktionieren. Das ist eine große Entlastung. Und ein schönes Schutzschild vor allen, denen auch mein zweites Buchbaby zu viel Lebensschnodder aus der Nase tropft.
Es wird wieder ein typisch autistisches Buch. Eine Mischform, die an ihren Rändern zerdrückt werden muss, um in Genre und Verwertungslogiken zu passen. Aber Kunst muss ich es diesmal nicht nennen.
Auch das eine Erleichterung.
Eine große.

zum Start von „Viele Leben“

Kalte feuchte Hände, Druck im Bauch, Schwindel. So glamourös war die Veröffentlichung der ersten Ausgabe von „Viele Leben“ gestern.

Vor 2 Jahren haben wir das Gespräch mit SomeOfMany aufgenommen. Dachten uns das ganze Projekt noch so leicht. So wenig viel anders als „Viele-Sein“. Bis mir klar wurde: „Ich bin verantwortlich für die Nummer.“ Bis in mir ankam: „Ich bin allein verantwortlich.“ Nachdem sich Förderanträge als praktisch nie passend und eigentlich immer als den ganzen Aufwand überhaupt nicht wert herausstellten. Als Unterstützer*innen keine Zeit oder keine Kraft mehr hatten. Als ich mit meinen Überlegungen und Plänen immer wieder auf Gesprächssandbänke auflief.

Ich hatte oft den Eindruck, das Projekt würde als verzichtbar gedacht werden. Dass sich viele dann doch irgendwie ganz wohl damit fühlen, wenn echte Journalist_innen, echte Psycholog_innen, echte Mediziner_innen irgendwas zum Leben mit DIS produzieren (lassen). Weil das einfacher ist. Einfacher mitzumachen, einfacher zu kritisieren. Einfacher, sich selbst davon abzugrenzen.
Und dann kam wieder so eine Dokumentation. Von einer echten Journalistin gemacht. Im echten Fernsehen. Und sie war nicht gut. Sie war für so viele Viele nicht gut, dass mein Aufruf sich für „Viele Leben“ bei mir zu melden, zu ordentlich Bewegung in meinem Mailpostfach führte.

Es waren keine tausenden, nicht mal hunderte, die sich gemeldet haben, aber genug, um mich in meinem täglichen Arbeitspensum zu überfordern. Und mir bewusst zu machen, dass ich mir mit dem Projekt sehr viel mehr auflade als den Druck, der mit einer Laienproduktion zu einem Thema von öffentlichem Interesse einfach einhergeht. – Perfekter Sound, perfekte Konsumierbarkeit, perfekter Fluss im Mainstream, das ist der oft unbewusste Anspruch. Eh schon. Und dann noch Erreichbarkeit, soziale Flexibilität, Verständnis. Emotionale Zuwendung, soziale Versicherung. Technik erklären, Reisen in der Pandemie. Trigger wegpacken, achtsam bleiben. Und das unausgesprochene Versprechen: „Das wird was. Was Gutes für dich. Ich strenge mich an, für dich und mich und alle. So gut ich nur kann. Wirklich.“ Und ohne es auszusprechen: „Vertrau mir.“

Ich musste mich fragen lassen, warum ich es denn mache, wenn es so schwer ist. Musste die Beschämung tragen, die damit einhergeht, wenn ich zugebe, dass es in meinem Leben nichts gibt, was nicht schwer für mich ist. Muss mich weiterhin von der Unterstellung abgrenzen, ich fände mich einfach cool als dauerüberforderter Mensch, als Märtyer_in für die Sache. Oder für eine Community, die sich nach wie vor nur schwer miteinander zusammentut.
Tatsächlich finde ich mich cool als verbindendes Element. Das treibt mich an. Die Idee, dass mein Projekt „die Multis mit Innies“, mit „den Menschen mit p/DIS/DSNND/kPTBS“, den „Vielen“ und ihren Verbündeten, Helfer_innen, Behandler_innen zusammenbringt. Dass man es wenigstens in und vielleicht sogar für diese Sache hinkriegt, dass die YouTube-Bubble mit der Insta-Bubble und die Blog-Bubble mit der Twitter-Bubble und der „heimlich Viele und Profi“-Bubble zusammenkommt. Also alle. Zusammen. Als Leute, die etwas gemeinsam haben und bestimmte Forderungen an diese Gesellschaft und Politik teilen, ob es ihnen bewusst ist oder nicht. Ob sie sich trauen es laut und radikal zu fordern oder nicht.
Das fänd ich geil. Wenn das klappen würde. Wenn ich das erleben könnte.

Ich bin mit dem Wunsch nicht allein und das hält mich. Gibt mir Kraft. Hält mich bei Laune, wenn mir der Arm weh tut und die Augen brennen nach zig Stunden am Computer.
Diese Verbundenheit trägt im Moment das ganze Projekt. Das erste dieser Art in Deutschland.

Vielleicht, so beruhige ich mich manchmal, muss es auch schiefgehen, damit jemand anderes es schaffen kann. Und so wenig wie mir das gefallen würde, so sehr entlastet es mich auch wieder.
Etwas ist mehr als Nichts. Etwas für alle muss von allen gestaltet werden. Wenn alle nicht mitmachen, dann kann es auch nichts für alle werden.
Ich bin nicht alle, ich möchte nur etwas für alle. Das ist ein Unterschied. Ein wichtiger.
An Möchten ist nichts falsch. Nur nicht alles erfüllbar.

Und so beobachten wir also, was jetzt passiert.
Wird die Ausgabe geteilt? Wird sie oft angehört? Finden sich viele Unterstützer_innen? Wie viele Mails an Vereine und Interessensgruppen sind wohl nötig, damit sie sich mit Projektspenden beteiligen? Wie wird das Feedback? Melden sich noch mehr Viele, die Teil davon sein wollen? Und wann kommt eigentlich die erste böse E-Mail, weil ich Geld für das Projekt brauche?

 

 

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Mehr Informationen zu „Viele Leben“, findest du auf vielesein.de/viele-leben
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„Viele Stimmen“ – die Einladung

Zusammen mit Mey und Frieda haben wir eine Online-Workshopreihe für komplex traumatisierte Menschen konzipiert.
Ziel dieser Community getragenen Workshops ist, dass (komplex) traumatisierte Menschen einen selbst gestalteten Raum für ihre Stimmen und Themen haben. Hier soll Kraft gesammelt, Mut gefunden, Verletzbarkeit angenommen und Selbstreflexion praktiziert werden können, ohne ein Therapieziel verfolgen zu müssen oder einer diskriminierenden Norm zu entsprechen.

Wir sind eine feste „Nichtgruppe“ aus komplex traumatisierten Menschen mit unterschiedlichen Diagnosen und Lebenssituationen, die bereits länger in der (therapeutischen) Auseinandersetzung mit ihren Traumafolgen sind. Wir haben beobachtet, dass in der Community komplex traumatisierter Menschen viel intuitives Wissen zum Umgang und Verstehen der eigenen Erfahrungen ungeteilt bleibt, weil es dazu manchmal noch keine psychologisch oder medizinisch fundierte Meinung gibt, die eigene Sprache dazu fehlt und die Räume zum Austausch nicht ausreichen.
Besonders jetzt während der Pandemiezeit ist es für viele Menschen auch nicht möglich, sich außerhalb des Internets für Austausch und Selbsthilfe zu begegnen. Deshalb konzipierten wir die Reihe als Videokonferenz via Zoom.

Um uns kennenzulernen und die Möglichkeit eines Einstiegs zu geben, starten wir am 29. Oktober, von 10 bis 13 Uhr mit einem Workshop zur Frage „Was ist Dissoziation?“.
Danach finden 6-wöchentlich weitere Workshops statt.
Die Teilnahme ist stets kostenlos, als Projekt der Initiative Phoenix e. V. freuen wir uns aber über Spenden.

Das Besondere an „Viele Stimmen“: Alle können teilnehmen und alle können teilgeben. Wer ein Thema hat, (Fach)Wissen vermitteln möchte, gerne mal „außerhalb der eigenen Bubble“ etwas diskutieren möchte – wer als (komplex traumatisierte) Behandler*in oder Verbündete Fragen stellen oder Erfahrungen teilen möchte, ist eingeladen, sich zu beteiligen.
Alle Informationen und Bedingungen dazu stehen auf unserer Webseite.
https://community.vielesein.de
Dort stehen auch alle Informationen über weitere Veranstaltungen und die Anmeldungsmöglichkeiten.
Wir freuen uns über die Verbreitung dieses Beitrages und unserer Sharepics in den sozialen Medien.
Und natürlich auch, wenn wir uns dann im Oktober sehen.

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