die Fragen zu “Täter_innen.kontakt” und noch ein bisschen mehr

“Täterkontakt” ist eines der Worte, die im Kontext komplexer Gewalterfahrung bzw. komplexer Traumatisierung nach Gewalt auftauchen und immer wieder Thema sein können.
Einige Fragen dazu haben mich neulich erreicht und während ich darüber nachdachte, wie sie gut zu beantworten seien, entspannen sich darauf mehrere Aspekte, auf die ich nun näher eingehen will.

Täterkontakt.
Worum gehts da eigentlich?

Ganz zu Beginn ein rosenblattscher Wortklaub.
“Täter_in” ist eine Person nur dann, wenn sie sich akut/konkret in einer Situation befindet, die von Täter-Opfer-Dynamik gekennzeichnet ist. Das Gleiche gilt für “Opfer”.

Außerhalb so einer Situation ist eine Dynamik gegeben, die mit anderen Worten besser zu erfassen ist.
Zum Beispiel “Name der Person, di_er Gewalt ausgeübt hat” oder “Name der Person, die Gewalt durch … /in Form von … (üb)erlebt hat” oder oder oder

Ich halte es für wichtig, weder sich selbst auf den Opferbegriff zu reduzieren, noch die Person(en), die Gewalt ausgeübt hat (haben) auf Täter_innenschaft.
Täter_innen wie Opfer sind Menschen. Individuen. Und beide Begriffe können dieselbe Person beschreiben. Je nachdem welche Perspektive man auf ein Ereignis einnimmt, in dem diese Dynamik herrschte.

“Täterkontakt” ist also einer dieser Begriffe, den man sich vielleicht übersetzen muss, um sich bewusst bzw. umfassend damit zu beschäftigen.

Komplexe Gewalterfahrungen sind dadurch gekennzeichnet, dass es um Gewalt im direkten sozialen Umfeld geht. Um Gewalt, die vielleicht erst später als solche begriffen wird (und vorher “einfach so dazu gehört hat”). Um Abhängigkeitsbezüge, die nicht eigenständig aufgelöst bzw. verlassen werden können. Und um Erfahrungen, die über einen längeren Zeitraum hinweg gemacht werden. In unterschiedlicher Erfahrungsqualität, variierenden Umfängen, Dynamiken und unterschiedlicher Schwere.

Es kann bei dieser Form der Gewalt im Konkreten also um Inzesterfahrungen gehen, aber auch um das Leben in einem Kriegs- und Krisengebiet oder Partner_innenschaftsgewalt.
Manchmal spielen (Pseudo-)Religion oder (politische/weltanschauliche) Ideologien eine Rolle. Manchmal organisierte Kriminalität.

So erklärt sich vielleicht besser, warum mir die Auflösung des Täter_innen- und Opferbegriffes wichtig sind.
In der eigenen Familie erlebt man als Kind gewaltvoller Eltern, sowohl die Gewalt als auch die vielleicht manchmal liebevollen Eltern.

Je enger der soziale Bezug ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit beides, wenn nicht alles, was man sich vorstellen kann durch und oder mit einer Person zu erleben.
Was für eine Verstümmelung an den eigenen Erfahrungen wäre es also, sich in der späteren Auseinandersetzung nur auf eine Rolle einer Person zu besinnen, um eine eigene Entscheidung zu treffen?

Im Folgenden beziehe ich mich nur auf Gewalt in Familien, in denen Inzest und oder organisierte Gewalt eine Rolle spielt bzw. gespielt hat und den Fall, dass eine Person mit komplexer PTBS oder ähnlicher Diagnose damit konfrontiert ist, “den Täterkontakt” zu beenden.

Auch hier ist wieder wichtig das Spektrum zu sehen.
Geht es darum keine Post mehr zu öffnen oder jeden Tag zum Essen rüber zu gehen?
Geht es darum immer wieder verletzt, ausgebeutet und selbstbestimmter Entscheidungen beraubt zu werden oder darum, dass die Eltern, die Gewalt ausgeübt haben und weiterhin ausüben wollen, ökonomische bzw. allgemeiner: strukturelle Hebel ansetzen könnten (z.B. Kindergeld einbehalten, BAföG-Verfahren verzögern, Versicherungen kündigen etc.), wenn sich das Kind/die strukturell abhängige erwachsene Person verweigert?
Sind die Personen, die unerwünscht Kontakt aufnehmen auch die Personen, die körperliche Gewalt ausüben?

Der Kontakt zu Personen, die Gewalt ausgeübt haben (und eventuell auch immer wieder ausüben (wollen)) kann unterschiedlich aussehen und unterschiedliche Auswirkungen haben.
Diese Auswirkungen bewusst als solche zu spüren und zu kontextualisieren, steht für manche Menschen zu Beginn im Vordergrund.

Wir begannen unsere Entfernung vom Elternhaus mit 15/16 Jahren.
Nach jedem Brief, jedem Päckchen, jedem Telefonat habe ich mich schlecht gefühlt. Traurig. Schmerzvoll. Obwohl da nie etwas trauriges oder verletzendes drin stand. Oft sogar Geschenke beilagen.
Ein zwei Tage später wurde ich unruhig. Unzufrieden mit mir, meiner Umgebung, den Dingen, die ich eigentlich mochte. Bis ich Gedanken hatte wie: “Ich bin zu Hause einfach besser aufgehoben.” oder “Meine Eltern sind besser zu mir als diese Leute hier.”. Gedanken, die ich üblicherweise nicht hatte.
Tatsächlich waren Gedanken an meine Eltern wirklich kaum vorhanden, seitdem wir das Elternhaus verlassen hatten.
Vielleicht ist das ein Anteil pubertärer Abnabelung, sehr wahrscheinlich aber auch logische Folge des Bezugspersonenwechsels.

Für mich (uns) war es wichtig die Verbindung zwischen “Post von den Eltern” zu “es geht mir nicht gut und plötzlich sind da Gedanken, die vorher nicht da waren” herzustellen. Vor allem, weil sich diese Gedanken im Laufe der Zeit und unserer Versorgungslage auch in ihrer Dringlichkeit veränderten.
War das Helfernetz unzuverlässig, hatten wir Konflikte, waren in irgendwelchen wie auch immer gelagerten Nöten, wurden die durch Post ausgelösten Gedanken zu Wahrheiten, denen zu entsprechen sich immer mehr Druck aufbaute.

In meinem (unseren) Fall hatte sich eine destruktive Schleife entwickelt.
Wir konnten dem Druck nicht nachgeben und ihn häufig auch nicht mit_teilen, ohne uns noch schlechter zu fühlen. Zum Beispiel, weil damalige Therapeut_innen in solchen Momenten mit Bewusstseinsarbeit um traumatische Erfahrungen in der Familie anfangen wollten, obwohl das der denkbar schlechteste Zeitpunkt war.
Es kam zu Selbstverletzungen, suizidalen Episoden, mehr und mehr Psychosomatik.
Das Prinzip “Schmerz für Erleichterung”, das schon vorher etabliert war, nahm Züge einer Selbsthilfe an.

Es hat sich für uns als hilfreich herausgestellt über Selbstverletzung und suizidale Momente zu sprechen. Nachdem sie passierten waren.
In akuten Situation waren uns andere Menschen selten eine Hilfe eine Selbstverletzung zu verhindern. Selbst wenn sich Menschen viel Zeit für uns genommen hatten um eine affektive Selbstverletzung zu verhindern, so war es unser Wissen um die Besonderheit viel Zeit mit anderen Menschen (in unserem Fall Betreuer_innen der Jugendhilfe oder auch Krankenschwestern einer Klinikstation) haben zu dürfen, die ihrerseits schwierige und teilweise unaushaltbare Spannungszustände auslösten. Denen wir damals nur mit Selbstverletzung begegnen konnten.

Es war und ist bis heute hilfreich für uns, nach Selbstverletzungen ganz konkret und sachlich über die auslösenden Gedanken und erlebten Dynamiken zu sprechen. Wir haben Protokolle für diese Momente eingeführt, um unsere Annahmen von Schuldigkeit und Rechtfertigung von körperlicher Versehrung zu falsifizieren.
Folgende  Spalten hatten wir in diesem Protokoll:

  • Was war direkt vorher,
  • Was war in den letzten zwei Wochen,
  • Welche Art der Selbstverletzung gab es,
  • Wer (im Innen) hats gemacht/gewollt/für wichtig befunden,
  • Worum ging es in dem Konflikt (aus dem der Druck entstand),
  • Was hätte helfen können (Ausgedacht als “Was wäre wenn”- Szenario ohne Rücksicht auf Umsetzbarkeit)

Es hat Jahre des Täter_innenkontaktes gebraucht um zu erkennen, dass es immer wir bzw. immer der mit uns verbundene Körper war, der an dem Konflikt um die Trennung von der Herkunftsfamilie gelitten hat. Und nicht die Familie. Und auch nicht die Familie*.
Das ist nicht nur deshalb bitter, weil es hier um viele Jahre ging, die wir auch schöner und insgesamt konstruktiver hätten nutzen können, sondern auch, weil es für diesen Schritt in unserem Fall wirklich den Kontakt zu diesen Menschen gebraucht hat.

Denn:
Unser Konflikt entspann sich immer wieder durch die Aktualisierung des Themas “Herkunftsfamilie” und “Verlassen der Herkunftsfamilie und die Konsequenzen”. Jede weitere Kontaktaufnahme durch fremde Dritte war danach ein leichtes Unterfangen.

Es ist ein Fehler Menschen, die sich von nahen Gewalt ausübenden Personen getrennt haben (oder aus Kriegs- und Krisengebieten geflüchtet sind) zu sagen, dass jetzt alles besser sei und immer besser werden würde.
Macht das nicht. Das ist eine Lüge. Immer.

Egal, wie schlimm, wie krass, wie umfassend die Gewalterfahrung(en) war(en) – darum herum gab es Leben, gab es soziale Bindungen, aber auch Wertebindungen und individuelle Überzeugungssysteme. Es hilft nicht, die Vergangenheit so schwarz wie möglich zu zeichnen (vor allem, wenn die betreffenden Personen noch überhaupt nichts darüber mit.geteilt haben!) um die Gegenwart in den neuen Kontexten und die Zukunft reizvoller und verheißungsvoller wirken zu lassen.

Je krasser der Unterschied zwischen Früher und Jetzt ist, desto mehr Fliehkräfte können sich in einem Konflikt wie unserem entwickeln.
Und eins muss man einfach als Fakt sehen: die Betreuungs- und Unterstützungsangebote für Menschen in diesen Situationen sind nicht ausreichend, um solche Dynamiken gut aufzufangen bzw. von vornherein aufzulösen.

Um das zu illustrieren nehme ich eine unserer Für und Wider-Listen aus dem Jahr 2004.
Da waren wir 18 Jahre alt, hatten 1,5 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie hinter uns, 3 ziemlich furchtbare Wochen in einer Akutwohngruppe für Jugendliche und 5? Monate andere Kinder- und Jugendpsychiatrie. Unser Besitz war von einer Bulliladung auf 3 Kisten zusammengeschrumpft, in der letzten Klinik hatte man uns emotional wie körperlich miss.be.handelt. Die Mutterfrau war eingeladen worden und gekommen. Die Betreuer_innen der Akutwohngruppe hatten uns angelogen und verraten.

Wir lebten in einer Stadt (in einem Bundesland), in der wir nichts und niemanden kannten. In einem Zustand, in dem die Vorstellung von der eigenen Zukunft nicht über “gleich” hinausging, ohne zu einer Fantasie zu werden, die immer auch ein Früher beinhaltete. Und zwar das Früher, in dem es uns gut ging. Mit den Eltern. Den Geschwistern. Den Großeltern. Onkeln und Tanten. Der Familie* und ihren Versprechen.

Für (in der Einrichtung bleiben)
– ich kann nicht wieder nach Hause – irgendwo muss ich ja sein

Wider (in der Einrichtung bleiben)
– ich gehöre nach Hause
– zu Hause wär ich kein Jugendhilfekind
– es könnte wieder so werden wie früher
– ich wär wieder bei … [Freund_innen in der Herkunftsstadt]
– zu Hause kenne ich alles
– zu Hause wär ich normal und könnte schlafen

Gerade den letzten Punkt möchte ich unterstreichen.
Denn dieser Aspekt ist neben allen Loyalitäts- und Zugehörigkeitskonflikten wichtig: es ist unfassbar anstrengend und zermürbend in so einer Situation zu leben. Und dabei ist schon nicht mitgemeint von Dritten weiterhin misshandelt und ausgebeutet zu werden.

Da ist die nahsoziale Achse auf der man versucht sich zu binden und abzusichern (und dabei vielleicht scheitert, weil man sozial inkompetent unter sozial inkompetenten ist und von bezahlten Bezugspersonen eher gemanaged als umsorgt wird) und da ist die fernsoziale Achse auf der das Stigma von “psychischer Krankheit” und “Jugendhilfe” wirkt und wirkt und wirkt.

Da ist aber auch eine Achse der Klasse.
Für uns war die Jugendhilfe auch ein Sprung ins Prekariat aus dem wir bis heute nicht wieder rausgekommen sind. Prekariat ist das hübsche Wort für arm.
Arm sein ist anstrengend. Und ungesund. Armut bedeutet Limitierungen. Und wo Limits sind, da haben es Menschen, die Versprechen machen extrem leicht.

Sich immer wieder gegen die Versprechen und für die Limits zu entscheiden ist etwas, das nicht einmal gut situierte, sicher gebundene, gut ihre Behindernisse ausgleichen könnende Personen immer gut schaffen. Nun setze man an diese Stelle eine kindjugendliche Person, der es sowohl objektiv als auch subjektiv schlechter geht.

Die Versprechen der Leute, die wir nicht kannten kamen nicht nur von der Seite der Menschen, die uns ausgenutzt haben. Versprechen haben uns auch Klinikkontexte, sogenannte Freund_innen und die Schule gemacht.

Und für uns war jedes Versprechen eine Wahrheit. Alle haben uns immer wieder dazu gebracht Entscheidungen zu treffen, die wir in ihren weiterreichenden Konsequenzen kaum überblicken konnten und zum Teil auch nie vorhersehbar waren.

So machten wir den Realschulabschluss ohne Gefühl und Wissen um die eigenen Fähig- und Fertigkeiten, geschweige denn Selbstbild in einem Beruf.
So ging die Gewalt an uns weiter, ohne Problem- und Unrechtsbewusstsein oder Selbstbild als Opfer_Täter_in.
So gingen wir über Jahre in therapeutische Zusammenarbeiten und hatten nichts weiter als ehrliches Ziel als: Ich will, dass es mir besser geht.
So kämpften wir uns durch Jahre, in denen wir versuchten, irgendwo zwischen Herkunftsfamilienkontakt und dem therapeutischen Verbot desselben in Balance zu bleiben.

Die Ruhe um sich selbst zu sichern (und damit zurecht zu kommen) und das Ausmaß an Miteinander durch Begleitung und Neukontextualisierung der vielen neualltäglichen Erfahrungen hat kein einziges der Hilfsangebote, die wir in Anspruch genommen hatten leisten können.
Weder Betreuung, noch Therapie, noch Klinik, noch irgendeine Einzelperson.

Das bedeutet: Der Abbruch von Täter_innenkontakt ist für abhängige (weil erkrankte oder behinderte) Personen oft nicht nur die Entscheidung gegen Gewalt an sich, sondern auch gegen eine Quelle von Dingen, für die an anderer Stelle überhaupt nicht gesorgt wird.

Das Leben ohne Täter_innenkontakt (und damit auch: ohne weitere Erfahrungen bestimmter Gewaltformen) ist also auch immer eines dem etwas fehlt.
Wir nennen das “Frei_von_heit”-Leben und sind bis heute – 10 Jahre nach dem Ausstieg! – damit beschäftigt es zu füllen bzw. herauszufinden, was ein passender Ersatz sein könnte oder ob vielleicht gar kein Ersatz nötig ist, sondern vielleicht eher ein Umbau.

Wir haben oft den Eindruck, dass sich Helfer- und Behandler_innen dieser Dimension des Lebens von Betroffenen organisierter bzw. komplexer (Familien-)Gewalt nicht klar sind, wenn sie Täter_innenkontaktabbruch zur Bedingung ihrer immer* zeitlich, räumlich und emotional begrenzten Unterstützung/Hilfe machen. (*Ernsthaft: immer! Professionelle Hilfe ist die, die klare Grenzen hat!)

Es ist nachvollziehbar, dass eine Person ihre komplexe PTBS nicht therapeutisch bearbeiten kann, wenn sie immer wieder traumatisiert wird.
Und ja, es ist auch nicht für alle Behandler- und Helfer_innen aushaltbar zu wissen, dass eine Person an, mit und von der man einen Auftrag hat, immer wieder miss.be.handelt wird.
Aber Täter_innenkontakt bedeutet für die Betroffenen in der Regel mehr als das reine Erfahren von Gewalt.

Deshalb sollte man vielleicht mal schauen, ob es auch noch andere Wörter für diese Kontakte geben kann. Vielleicht gibt es ja eine Bezeichnung, die in der Lage ist auch auf die Benefits für die Betroffenen einzugehen? Vielleicht gibt es eine Formulierung, die es den Betroffenen ermöglicht ihr eigenes (Abhängigkeits)Verhältnis zu diesen Personen(kreisen) leichter zu erkennen?

Was erst mal aussieht, als ginge es mir um die reine Dekonstruktion einer Vorgehensweise, die sich über viele Jahre als für viele Menschen oft hilfreich etabliert hat, hat den Hintergrund, dass Sprache nicht nur dafür da ist, die Dinge, die wahrgenommen werden, zu benennen.

Sprache schafft nur die Wirklichkeiten, die man benennt. Mit dem Wort “Täterkontakt” benennt man etwas anderes, als mit der Formulierung “Kontakt zu Menschen/Personen, die etwas davon haben, (das ich nicht auch bekomme), wenn ich mich mit ihnen treffe/mit ihnen telefoniere/ihre Post öffne oder tue, was sie von mir verlangen” (was die für uns hilfreiche Umformulierung war und bis heute ist).

Was wir auch oft sehen ist, dass sich Ausstieg oder Kontaktabbrüche verzögern oder in Pendelbewegungen passieren, weil nicht konkret über das gesprochen wird, was passiert. Da wird nach Täter_innenkontakt gefragt, mit “ja” geantwortet und das war das Gespräch. Vielleicht schaffen es die Betroffenen noch auszudrücken, dass sie sich schlecht fühlen, weil sie Therapievorgaben nicht erfüllt haben oder sich um das Verhältnis zur Therapeutin bzw. zum Therapeuten sorgen. Vielleicht schafft man es dann gerade noch so einen Suizid- oder Selbstverletzungsakt zu verhindern, der sich sowohl aus der neuerlichen Gewalterfahrung als auch dem Konflikt zwischen Selbst- und Fremdanspruch entwickelt hat.
Aber ein Aussprechen dessen, was da wie wann mit wem und warum (und von wem im Innen initiiert oder getragen) war, passiert da oft nicht.
Und das ist schwierig.

Manche Betroffene können vielleicht nicht alle diese Fragen beantworten oder haben dissoziative Brüche in ihren Erinnerungen. Das macht es nochmal schwieriger überhaupt einen Anfang in der Erzählung zu finden.
Wir hatten sehr lange den Anspruch an uns nur Dinge mitzuteilen, um die wir uns zu 100% sicher sind, das sie wirklich passiert sind und eventuell auch justiziabel. Denn “Täter” ist ein Justizwort.

Inzwischen fangen wir immer wieder mit dem an, was uns als Erstes einfällt und prüfen am Ende der Erzählung die Bestandteile auf Wahrscheinlichkeit.
Als harmloses Beispiel: Wenn ich weiß, dass ich mit dem Postboten zu tun hatte, aber nicht mehr weiß, wie es dazu kommen konnte, dann denke ich darüber nach, ob ich einen Brief erwartet oder etwas bestellt habe. Manchmal fällt mir dann ein, wie der Bote geklingelt hat und ich die Treppen runter ging und den Schlüssel in der Hand hatte und …

Bei Täter_innenkontakten haben wir uns gefragt, ob wir Zettel im Briefkasten oder an der Haustür hatten. Ob wir auf dem Schulweg von einem Autofahrer nach dem Weg gefragt worden sind (das war eine Art der Kontaktaufnahme mit uns früher). Ob es insgesamt Begegnungen oder Nachrichten gab, die bei rationaler/objektiver Betrachtung vielleicht irritierend waren.

Das Sprechen über Kontakt mit Personen, die Gewalt ausüben, kann helfen ein Unrechtsbewusstsein zu entwickeln. Doch dies sollte nicht das oberste Ziel sein.
Es hilft einer abhängigen Person oft nicht eine ohnehin schon schwierige Situation auch noch als ein Unrecht zu markieren, gegen das sie nichts tun kann. Zumindest nicht so, dass sie selbst nicht Gefahr läuft doppelt zu verlieren.

Die Lage ist nachwievor so, dass Personen, die Opfer von Täter_innen wurden, in einer Art Beweisbringschuld sind. Nicht alleinig, aber genug um ständig im Zweifel zu sein, was “genug” Beweis ist.
Da Menschen in der Regel nicht über die Superkraft verfügen das eigene „in einer Gewaltsituation sein“ objektiv und umfassend zu dokumentieren, bleibt ihnen oft nur die eigene Sprache, das eigene Gedächtnis um Zeugnis über die eigenen Erfahrungen abzulegen.
Und das ist weder objektiv, noch zu 100% zuverlässig.
Gehirne sind auch nur überlastbare, täuschungsanfällige Biorechner.
Es gibt Fehler, es gibt Inkongruenzen.
Das ist normal und keinesfalls ein Marker für „wahr“ oder „unwahr“.

Gerade Personen, die in permanentem Terror und Gewalterfahren aufwachsen, entwickeln etwas, das man unter dem Begriff der “Neurodivergenz” zusammenfassen kann.
Das meint Depressionen genauso wie Angstpsychosen und schizophrene Episoden. Genauso wie komplexe posttraumatische Belastungsstörungen, dissoziative Erlebensarten und emotionales Verflachen.
Und vieles mehr, das man in anderen Kontexten unter “durchgeknallt/verrückt/abnorm/psychisch krank” zusammenfasst

Leben Menschen chronisch in toxischem Stress (werden also immer wieder mit Wahrnehmungsinformationen überreizt, sozial, geistig und emotional überfordert) passen sich Körper, Geist und Seele daran an. Die Divergenz wird zur Norm. Zur (er-)lebensrettenden Norm, die hilft eine Funktionalität aufrecht zu erhalten.

Dieser Umstand wird gefährlich oft als etwas betrachtet, das etwas mit der Persönlichkeit/der Seele/*** der betreffenden Personen zu tun hat. Überleben wird mit dieser Perspektive überhöht und drückt am Ende nichts weiter aus als den Blick einer außenstehenden Person.

Überleben ist ein Glück, das nur im Leben passieren kann.

Gewaltüberleben zu etwas zu machen, das große Kraft erfordert, die “irgendwo ungreifbar in einem Menschen drin steckt”, kann es Personen – gerade Personen, die unzählig oft über das belogen wurden, was alles in ihnen steckt, um ausgenutzt werden zu können! – schwer machen, das Erlebte mit dem eigenen Er_Leben der Gegenwart zu verknüpfen.
Denn wenn die Gewalt, der Terror, die akute Not vorbei ist, dann ist ein daran angepasstes Gehirn mehr oder weniger plötzlich dysfunktional.

Es wird schwierig sich und dem eigenen Erleben zu trauen.
Im schlimmsten Fall hat man dann auch noch Helfer-, Begleiter- oder Unterstützer_innen, die ihre Rolle mit der von Retter_innen verwechseln.
Die dann merken, dass das nicht geht und keine professionelle Super- oder Intervision in Anspruch nehmen oder sich sonst irgendwie von jemandem beraten lassen, der nicht selbst in dem Fall involviert ist. Und dann also anfangen an ihren Klient_innen zu zweifeln. Und also anfangen ihnen gegenüber illoyal, unaufrichtig oder gewaltvoll zu werden und sie letztlich an andere Instanzen verraten, um sich ihrer zu entledigen.
Klingt hart, ist aber Realität.
Immer wieder. Und viel zu oft nicht reflektiert.

Zum Beispiel in einem Fall, den wir vor ein paar Jahren am Rande miterlebt haben.

Eine Person wollte in den Ausstieg, hatte massive PTBS-Symptomatiken und hohe soziale Bedarfe. Ihre Lebenssituation war die klassische Abhängigkeit von äußeren Strukturen und Hilfen, die sie allein aber kaum aufrecht halten konnte.
Sie tat also, was man tut: das tun, was gerade noch geht. Das war in ihrem Fall um Hilfe schreien.

Sie wurde gehört. Aber nicht verstanden.
Die Personen, die auf sie reagierten, hatten ihre eigenen Ideen und Vorstellungen dazu, was für Hilfe sie “wirklich braucht”. Sie verpassten es die eigenen Vorstellungen auf internalisierten Ableismus zu prüfen und unterzogen ihr Handeln nicht der Prüfung auf Motive, die in ihnen selbst lagen.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Menschen, die Menschen helfen wollen, selbst traumatische Erfahrungen in der Biografie haben.
Manche von ihnen sind der (ebenfalls Ableismus entstammenden) Falle zum Opfer gefallen zu glauben, dass sie ihre Erfahrungen überwunden haben, wenn sie (wieder) arbeitsfähig sind, ohne sich selbst (in Teilen) in den Klient_innen wiederzuerkennen.

Manche benutzen ihre Klient_innen und deren Er_Leben als Raum für die Inszenierung einer bestmöglichen Hilfe/Rettungssituation für sich selbst (in einem Damals, das oft schon lange vorbei ist) oder für ein Szenario, in dem sie sich selbst als so wirksam und kontrollierend (kontrolliert) erleben können, wie sie es im eigenen Er_Leben oft nicht konnten (und manchmal noch immer nicht können).

In dem Fall der Person, die in den Ausstieg wollte, war es so, dass die Personen, die eigentlich nur als Helfer_innen für die bürokratische Achse der Hilfen beauftragt wurden!, ihre Klient_in quasi überwachten, um zu prüfen, ob deren Erzählungen von Täterkontakten stimmten oder nicht.
Als anzunehmen war, dass die Klient_in eher krasse Angstzustände aus noch nicht bewussten Flashbacks erlebte, als tatsächlich 24/7 Täterkontakte, ließen die „Helfer_innen“ sie fallen und zogen sich aus dem Fall raus.

Wir wissen nicht, wie die Geschichte geendet hat. Für uns war sie in dem Moment beendet, als wir bemerkten, dass die Helfer_innen nicht reflektierten, dass sie ihre Rolle verließen, um sich selbst etwas zu ermöglichen. In dem Fall: selbst gemachte Objektivität auf dem Rücken der Klient_in, der sie zugesagt hatten, dass sie sie in allem ernst nehmen würden, was sie ihnen sagt. Der sie auch zugesichert hatten nicht objektiv (wahr/richtig) sein zu müssen.

Sie haben sie angelogen und hinter ihrem Rücken etwas getan, was sie nicht mit ihr abgesprochen haben.
Das ist ein Grundlagenfehler in der Arbeit mit Menschen. Und um den als solchen anzuerkennen braucht es kein Professionalitätsdiplom.

Am Ende ist dieser Fall einer, in dem es mich nicht wundern würde, wäre der Ausstieg nicht geglückt.
Die betroffene Person hatte nichts von dem, was Menschen brauchen, um sich sicher zu lösen, neue Erfahrungen zu machen und diese sicher und gut neu zu kontextualisieren. Und obendrauf haben sich die Personen, die ihr als Hilfe dargestellt wurden, ihr gegenüber sozial gewaltvoll verhalten.

Verloren hat nur diese Person.
Denn oft genug ist so ein misslungener Ausstiegversuch ein potenzielles Todesurteil in beiden Welten.
Organisierte Gruppen, in denen Ausbeutung und Gewalt üblich ist, nehmen “Dissidenten” oft nicht einfach mal eben so wieder in ihre Reihen auf.
Auch Inzestfamilien öffnen sich in der Regel nicht für Angehörige, die mehr oder weniger offen gelegt haben, dass etwas nicht richtig läuft.

Und Hilfen außerhalb dieser Kontexte erneut aufzusuchen oder einzufordern, nachdem man von Helfer_innen für deren Agenda missbraucht wurde, ist für manche Betroffene kaum noch schaffbar. Gerade für jene, die arbeitsunfähig, chronisch erkrankt/schwerbehindert und sozial herausgefordert sind.
Diese Personengruppe hat nirgendwo wirklich Platz, da sie mit ihrer Lebenssituation nirgends mitgedacht werden.

Für diese Menschen geht es um nichts weiter als ihr Leben und eine andere Lebensqualität. Da ist das Ziel gar nicht in Lohn und Brot zu kommen, ein Studium zu beenden oder ein umfassend selbstbestimmtes Leben zu gestalten – da geht es darum, in den bestehenden Abhängigkeiten so wenig wie möglich zu leiden und sich selbst so weit wie es geht zu entfalten.

Nicht alle Menschen, die in Gewalt aufgewachsen sind, können in den Sonnenuntergang reiten und sich rundum “frei und selbstbestimmt in allen Aspekten” nennen.
Manchmal geht es um die Wahl der Freiheit und die Ermächtigung die Lebensaspekte zu wählen, in denen sie gelebt werden kann.
Soviel Demut muss man manchmal auch aufbringen. Sowohl als Helfer-, Begleiter- oder Therapeut_in, als auch als Klient_in.

Eine der Fragen, die mich erreichten war, wie Therapeut_innen einen Ausstieg gut unterstützen können.
Nun muss ich sagen, dass ich keine Therapeut_in bin und nur teilen kann, was ich (wir) als gute Begleitung empfunden habe(n).

In unserem Fall haben Therapeut_innen wenig konkreten Anteil an unserem Ausstieg gehabt. Wir waren in der Zeit des Täterkontaktes, der mit wiederholter Ausbeutung und körperlicher Bedrohung zu tun hatte, nicht in der Lage mehr als halbgare Stabilisierungsarbeit und permanente Krisenintervention in der Therapie zu machen.
Bewusste aktive Innenarbeit konnten wir nicht leisten und vielleicht war das Aushalten dessen, die beste Begleitung durch Therapeut_innen, die uns passieren konnte.

Wir haben in den ersten Jahren (da waren wir 15 bis 21 Jahre alt) viel am Verständnis von Symptomen als Ausdruck für bestehende Belastung gearbeitet.
Und dann daran, nicht an den Symptomen zu sterben. Und dann daran, uns nicht aus Versehen oder aus einem Affekt heraus umzubringen. Oder andere. Menschen wie Tiere.
Und dann daran, keinen Täterkontakt aufzunehmen, nur weil wir keine Therapie mehr hatten und unsere Betreuungssituation so eine Katastrophe war.

Und dann war das äußere ausgestiegen sein irgendwie zur Normalität geworden und es war 2012. Wir waren wir 26 und begannen die Arbeit mit der Therapeutin, die uns noch heute begleitet.
Heute sind wir 30 und in der Innenarbeit, die für den inneren Ausstieg und die Verarbeitung des äußeren Ausstiegs wichtig ist.
Wir erleben an der Begleitung durch die Therapeutin als hilfreich:

– dass wir uns regelmäßig treffen (und wir wissen, mit wem wir uns treffen können, wenn sie krank/im Urlaub/auf Fortbildung/nicht erreichbar ist)
– dass wir gemeinsame Absprachen haben, an die wir uns beide halten können
– dass im Vordergrund der Arbeit das Verstehen und nicht die Kontrolle über uns und unsere Erfahrungen steht

– dass sie ihre Hilflosigkeiten offen legt und daran genauso arbeitet, wie wir
– dass sie sich regelmäßig fortbildet und insgesamt offen ist
– dass sie die Zusammenarbeit mit uns nicht beendet hat, als die Asperger-Diagnose dazu kam

– dass wir sie auch außerhalb der Termine kontaktieren dürfen (dazu gibt es Absprachen, die gut für sie und gut für uns sind)
– dass wir mit unterschiedlichen Mitteln und Techniken arbeiten (je nachdem, was wir gerade brauchen können)
– dass ihr Raum immer gleich aussieht (und weder mit Raumduft noch mit sehr vielen dekorativen Elementen gestaltet ist)

– dass wir eine Stundenroutine haben (Ankommen, Thema besprechen, orientiert und sicher gebunden verabschieden)
– dass wir einen Platz in dem Raum haben (und Dinge von uns neben anderen Dingen dort sein und bleiben dürfen)
– dass Neuerungen und Abweichungen vorhersehbar sind

– dass sie vor uns niemals die Menschen verurteilt, die uns mit Gewalt begegnet sind, sondern deren Handlungen
– dass wir manchmal Stunden machen können, in denen es weniger um uns, als die Welt und ihren Lauf der Dinge geht
– dass sie uns in unseren Wünschen nach mehr Selbstbestimmung und Autonomie bestärkt

– dass wir es schaffen, trotz langer Arbeitszeit miteinander, nicht an Stellen aufzuweichen, die später zu Konflikten und Abgrenzungsschwierigkeiten führen könnten
– dass sie ihre Veranwortungsbereiche aktiv von uns trennt

Uns hilft heute auch, dass wir mehr als nur die Therapie im Leben haben.
Auch wenn wir uns immer wieder mal überfrachten und überfordern mit den Projekten, die wir anfangen und durchziehen.
So sind wir. So ist das Leben.

Unsere Projekte sind selbstbestimmt begonnen, autark umgesetzt und frei gestaltet.
Sie tragen nicht immer und an allen Stellen dazu bei, dass unsere äußere Sicherheit maximal und konstant gewährleistet ist. Projekte, wie das Blog hier, haben uns schon Projekte verunmöglicht und (therapeutische) Zusammenarbeiten verhindert.
Und doch.

Wir sind an unseren Arbeiten gewachsen und haben Fähig- und Fertigkeiten entwickelt, die uns helfen uns als selbstwirksam und befähigt zu erleben.
Und zwar fern ab von psychologischer Deutung(smacht) oder Behandlungsplanung.
Es ist uns wichtig geworden, auch losgelöst von psychiatrisch/psychologischen Kontexten zu sein, zu funktionieren und uns okay zu fühlen, weil wir die Belegung unseres Seins als “krank” als gewaltvoll erleben.

Durch die Auseinandersetzung mit unseren Projekten haben und hatten wir die Gelegenheit das zu erkennen und als auch von uns internalisiert zu begreifen.
Das ist ein Privileg. Und wir nutzen das.

Kontakte zu Menschen, die von dem Körper, mit dem wir verbunden sind, profitieren, würden uns dieses und viele andere Privilegien, die wir in den letzten 10 Jahren erreicht haben, verlieren lassen.
Mit den Jahren wird dies auch nach innen immer bewusster.
Das Heute, in dem wir vor dieser Form des Zugriffs auf uns sicher sind, beginnt eigene neue Spuren in unserem Gehirn zu hinterlassen und die Spuren der Gewalt zu überschreiben.

Heute, 10 Jahre nach dem äußeren Ausstieg, kennen wir beides: das Früher, in dem alles schlimm und vieles schön war und das Heute, in dem alles schön und vieles schlimm ist.
Das gibt uns die Chance auf eine Idee von einer Zukunft.

Und vielleicht haben wir nur dafür den Kontakt zu Menschen, die uns verletzt und ausgenutzt haben, beendet.

*Text als PDF zur freien Weitergabe

der Traum mit Oma und Opa

In letzter Zeit träume ich oft von nahen Menschen, die mir fremd und fern geworden sind, oder nie wirklich nah waren.
Eins meiner Geschwister. Mein Vater. Oma und Opa. Die Person, die unsere Texte auf Informationen scannt, um sie gegen uns zu verwenden. Die Ärztin vom letzten Versuch stationär Hilfe zu bekommen.

Immer wieder wache ich auf und bin mir nicht sicher, wie ich mich fühle. Meistens summt etwas in mir. Versucht irgendein Gedanke sich zu mir durchzudrängeln, doch bleibt stecken und verwest langsam zwischen Morgenroutine und Arbeitsgedanken.
Heute träumte ich von Oma und Opa.
Die noch leben, aber sicher nicht so, wie in meinem Traum.

Dort lebten sie in ihrer Gartenlaube, umgeben vom Grün ihres Obst und Gemüses. Die Sonne schien, der sandige Boden strahlte ihre Hitze an meine hellen Beine. In dem Traum erzählte mir Oma, wie man einweckt und Kirschen entkernt. Noch im Traum wusste ich, dass es kein Erinnerungstraum ist. Einwecken und Entkernen, überhaupt viele Gartenarbeiten, haben wir uns selbst beigebracht. Jemanden, der sich uns auf den Schoß setzt und die Welt erklärt, hatten wir nicht in unserem Leben.
Und doch. Ich ließ es laufen. Drängte mein Bewusstsein zur Seite und lebte mich aktiv in den Traum hinein.
Nicht weil er so heil und schön war. Mehr, weil es die einzige Möglichkeit für mich ist, etwas mit meinen Verwandten zu tun zu haben, ohne Verluste zu erleben oder mir selbst gegenüber inkonsequent und destruktiv zu sein.

Oma war wieder 50, glaube ich. Sie war so alt, wie ich sie als Kind erlebt haben könnte.
Ich glaube nicht, dass Oma und Opa noch einen Garten haben. Sie sind inzwischen auch um die 70 Jahre alt. Glaube ich.
Ich erinnere weder ihre Geburts- noch sonstige Tage, die ihnen wichtig sind. Das ist, was man dann irgendwann bemerkt. Wie wenig man als Kindjugendliche über seine erweiterte Familie weiß und damit auch über die Beziehung zueinander.
Heute würde mich interessieren, wie Oma über Feminismus denkt. Über die DDR. Über Kapitalismus. Über Freiheit. Über Gewalt. Über sich selbst.

In meinem Traum saß ich im Kirschbaum und hielt ein schweres Glas auf dem Schoß. Mit schwarzem Stift  stand “Kirschen” darauf geschrieben. Mein Blick lag auf dem Schnörkelmuster des Löffelstiels in meiner Hand. Der Löffel selbst war so leicht, dass das Gewicht der säuerlichen Früchte, ihn mir leicht in die Fingerkuppen drückte.
Oma und Opa hätten uns nie mit so einem schweren Glas auf den Baum gelassen. Nie.
Meine Großeltern waren nie so sorglos, wie mein Traum von ihnen. Denke ich zumindest.

Von oben konnte ich auf Omas Kopf gucken und ihre schönen Haare anschauen. Schneckenhausmasermuster. Genau wie mein Haar heute. Mittelhellbuntblond, dicht und naturgewellt.
Oma ist fleischig und präsent. Man kann nicht über sie weggucken. Ihre schönen Haare ziehen meinen Blick immer wieder auf ihren Kopf und immer wieder fängt sie an zu sprechen. Mit mir.
Mein Blick auf die schönen Muster schaltet etwas in Oma an. Geschichten, belanglose Satzhüllen, bunte Wörter, die aus ihr herauspurzeln und das mit-ihr-sein bunt machen.
Das ist eine Erinnerung.

Das merke ich daran, das mein Körper sich auf eine tief vertraute Art entspannt und mein Inneres ganz leicht hinein passt.
Wieder schiebe ich mein Bewusstsein zur Seite.
Mein Bewusstsein darum, dass ich da ein Kinderinnen fühle. Eines, dass wir in der Herkunftsstadt zurückgelassen hatten. Vielleicht sogar in diesem Garten. In einer Situation wie dieser, weil es dem Horror woanders nicht gewachsen war.

Am Ende des Traumes fahre ich, auf dem Fahrradgepäckträger sitzend, mit Opa durch die Gartenanlage. Wir sind Rücken an Rücken und meine staubigen Füße fliegen über den Boden. Ich höre eine Flötenmelodie und schaffe es diesmal nicht mein Wachbewusstsein zu verdrängen.
Es ist eine Melodie aus irgendeinem Film oder so.

Als ich wirklich richtig aufwache, bin ich hin- und hergerissen. Bin traurig über das Ende des Traums, traurig über den Verlust meiner Großeltern, mit denen ich heute, selbst wenn wir wieder Kontakt hätten, nie wieder so sein könnte wie damals. Vor vielleicht 25 Jahren.
Ich bin aber auch glücklich sie geträumt zu haben. Dankbar um die Erlebensqualität, die mir dieses Stückchen Zeit mit ihnen geschenkt hat.

Zum Einen, weil es diese eine gute Erinnerung hervorgeholt hat, zum Anderen, weil das Gefühl in Ordnung und Einklang zu sein, auch noch 2 Stunden später in mir schwingen. Als ich am Küchenfenster sitze und dem Gewitter entgegenschaue, das sich – gerade jetzt, wo ich diesen Text niederschreibe – über mir auslässt.

Und, weil ich mich erinnere, dass es um safe spaces ging.
Die ganzen Jahre bis heute geht es mir und uns immer nur darum safe spaces zu haben und behalten zu dürfen.
Räume, in denen Ausdruck und Sein einfach nur sind und auf eine ähnliche Art losgelöst von größeren Kontexten, wie sie Menschen in anderen Lagen für selbstverständlich nehmen.
Wo wir genauso nicht über unsere Außenwirkungen auf andere nachdenken, wie es die Menschen nicht tun, die uns verletzt haben.
Einfach, weil es mal nicht relevant ist für uns. Weil das nicht lebenswichtig ist. Weil es uns nicht angeht – weder auf die Nerven, noch ans Gemüt, noch ins Gewissen.

Einfach sein. In Worten, Bildern, Tönen. Einfach nur so. Ohne Angst um Leib und Leben.
Und nur dann in Kontakt, wenn es wichtig ist. Oder gewünscht. Oder geteilt.
Als Option – nicht als selbstverständlich zu erwartendes Ding.

Gerade klart sich der Himmel über mir auf und ich frage mich, ob der Fehler der war, dieses Gefühl mit_teilen zu wollen. Die Idee von einem Sein zu teilen, in dem man aufschreibt, was man fühlt, weil man es kann und stehen lässt, weil man möchte, dass es bleibt.
Oder, ob der Fehler war zu glauben, dass andere die Fragilität und Zartheit dessen an_erkennen und für uns sein lassen könnten.
Spätestens wenn wir es ihnen sagen. Und obwohl sie uns sehen und bemerken.

Oma hat mich sein lassen.
Wenigstens das eine Mal, an das ich mich durch den Traum neu erinnern kann.
Ich will das in meinem Heuteleben haben.
Genau das.
Als immer und grundsätzlich verlässlich da.
Ohne Bedingungen. Ohne Preis. Ohne Gefahr.
Von jemandem gesehen und doch gelassen werden.

Ich glaube, das ist ein okayer Wunsch. Ein legitimes Verlangen.
Es ist nichts Besonderes.

Der Fehler beginnt dort, wo es jemand besonders macht.
Weil wir besonders gemacht werden.
Und nicht einfach nur anders.

Weltautismustag #2

22 Monate Autismusdiagnose – was hat sich verändert?

Letztes Jahr haben wir in unserem Artikel schon vieles abgedeckt und verändert hat sich nicht viel.
Es sind jedoch Themen hinzugekommen.

Das Thema Heilung zum Beispiel.
Das Thema Selbstsicherheit, Selbst_Bewusstsein, autism empowerment.
Ableismuskritik als ableistische Praxis.
Und Autism Awareness (also das (öffentliche) Bewusstsein, um die Existenz von Autismus).

Letzteres ist mir gestern in der AG-Sitzung von Phönix noch einmal mehr ins Bewusstsein gerückt, weil wir uns über die Forschung zu Traumafolgestörungen und –therapie ausgetauscht haben.
Immer wieder erzählen wir Menschen, dass das Risiko einer (komplexen) Traumatisierung (nach Gewalterfahrungen) für behinderte Menschen exorbitant viel höher ist, als für Menschen, die nicht mit einer Behinderung leben bzw. die nicht aufgrund einer Behinderung von anderen Menschen und ihrer guten Pflege/Behandlung/Unterstützung abhängig sind.

Die Zahlen sind bekannt. Man weiß darum. Man weiß, dass es x viele traumatisierte behinderte Menschen da draußen gibt. Und doch gibt es sie nicht als übliche Patient_innengruppe in der Forschung zu Traumafolgestörungen und ihrer Therapie.

Nicht zuletzt, weil man (psychische/physische/kognitive/*) Behinderungen gerade in der Forschung als medizinische Individualabnormität betrachtet, betrachten soll, betrachten muss und deshalb nicht so gut in vorhandene Messinstrumente einbinden kann.
Was mir viel darüber sagt, wie “die wissenschaftliche Forschung™” funktioniert und mir eine düstere Prognose in die Zukunft macht.

Vor diesem Hintergrund ist das Thema “Autism Awareness” entsprechend eines, dass ich mehr in Forschung und medizinischer Praxis wünschen würde.
Denn in unserem Leben ist es so, dass die linke Hand denkt, sie weiß was sie tut und die rechte sich darauf verlässt, weil sie weder Zeit, noch sonstige Kapazitäten für Weiter- und/oder Ausbildung zum Autismus-Spektrum (im Zusammenhang mit jedweder medizinischen, psychologischen Situation) hat (haben will).

Wir stehen dazwischen und sind es gewohnt, alle unsere Symptome und Probleme mit allen Behandler_innen zu besprechen, daneben selbst zu recherchieren – und am Ende zu hoffen, dass sie unsere Lösungsversuche mit Überweisungen/Verordnungen usw. unterstützen.
Es wäre wünschenswert, wenn wir uns nicht ständig selbst zum Versuchskaninchen machen müssten und da einfach insgesamt mehr Engagement und – nunja: Awareness wäre.

Daneben haben wir durch die Erfahrungen in der Schule auch den Gedanken, dass es manchmal auch ein Weg sein könnte, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wie sehr die Umwelt aller, auf die Fähig- und Fertigkeiten, aber auch die Bedürfnisse und Rechte nicht behinderter Menschen eingerichtet ist, bzw. wie viele Menschen nicht davon behindert werden, dass die Umwelt aller so ist, wie sie ist.
Ich stelle mir das vor wie eine Art “Norm Awareness”, die das Bewusstsein einer nicht behinderten Person für ihrem Status als solche schärft.

Denn viele Menschen, die entweder nicht behindert sind oder eher so behindert werden, dass die Kompensation leicht zu bewerkstelligen ist, halten diesen Zustand für einen allgemein gültigen. Für alle. So entsteht auch in ihrer Auseinandersetzung mit behinderten Menschen die Idee, dass diese wie nicht behinderte Menschen seien und nur ein bisschen anders funktionieren.

Es macht aber etwas mit dem Selbst- und Weltbild, wenn man permanent die Ausnahme ist, nicht mitmachen kanndarfsoll, andere Gesetze für eine_n gelten, ein wichtiger Bestandteil des eigenen Lebens der ist, sich mit Behandler_innen unterschiedlichster Professionen zu umgeben.

Und manche Behinderungen bzw. Strickmuster von Körper, Geist und Seele (zum Beispiel Autismus) machen auch ein anderes Sehen und Verstehen von dem was passiert. Es entsteht dadurch keine “andere Welt” – aber es entsteht auch keine gemeinsame Realität der Dinge.

Etwas mehr “Norm Awareness” könnte dazu beitragen, zu verstehen, wie oft die Weltsicht nichtbehinderter Menschen zur richtigen oder wahren oder echten erklärt wird und die von behinderten zum Teil einer ganz anderen Welt oder insgesamt zur falschen (korrekturbedürftigen).

Wir erleben uns in der Schule in einem Umfeld, in dem nichtbehinderte Menschen Angst davor haben einen Nachteil zu erfahren, weil uns Nachteile ausgeglichen werden, die uns durch die Behinderungen, mit denen wir leben, entstehen.
Ihr Umgang mit dieser Angst wird uns zur weiteren Behinderung im Miteinander. Die Akzeptanz und das Verständnis, das ihnen darin von außen entgegen gebracht wird, bedeutet am Ende keinen Ausgleich mehr, sondern Isolation, schlechtes Gewissen, Versteckspiele, kraftraubende Kämpfe zusätzlich zu denen, die mit dem Versuch sich zu integrieren und auszuhalten, was da passiert, entstehen.

In meiner Schule ist es nicht “Autism Awareness”, was uns helfen würde. Da bin ich mir sicher, denn mir hilft es ja auch nicht, bewusst für den Nichtautismus meiner Mitschüler_innen zu sein, um mit ihrem Verhalten mir gegenüber gut oder besser zurecht zu kommen.
Was helfen würde, wäre ein dauerhaftes (kritisches) Bewusstsein um das, was man für normal und für alle gültig und verpflichtend hält.

Kurz möchte ich noch etwas zum Thema “Heilung” in unserer Auseinandersetzung mit dem eigenen Autismus schreiben.
Nicht zuletzt, weil der Wunsch nach einer Heilung des Autismus des eigenen Kindes von manchen Eltern in letzter Zeit sehr oft verurteilt wurde.

Ich kann den Wunsch nach einer Heilung verstehen.
Wir sind bald 31 Jahre alt und denken nachwievor darüber nach, wie das wohl wäre, stellte sich doch irgendwann heraus, dass es eine Behandlung gäbe.
Zu 90% sind wir sicher, dass wir uns dem unterziehen würden. Nicht, weil wir die Normalität der anderen so richtig gut und wichtig halten – sondern, weil wir sie weder verstehen, noch fühlen, noch darin existieren.
Das ist eine Isolation. Und die ist nicht toll oder “gar nicht mal so schlimm” – sie ist Teil unseres Normal, der unberührt von jedem Aktivismus für Inklusion oder anderes Miteinander aller Menschen bleibt.

Man kann für autistische Menschen viel tun, was ihr Leben gut und erfüllend macht.
Aber ihnen die neurotypische Erfahrung der Welt und ihrer Dynamiken kann man ihnen nicht ermöglichen.
Das ist, was eine Heilung bzw. eine Behandlung mit dem Ergebnis, dass der Autismus als isoliertes Ding nicht mehr da ist, für uns unheimlich attraktiv macht.

Bei Eltern, die ihre Kinder in 24/7 Förderprogramme stecken, die ihnen Bleiche einflößen oder so strikte Diäten auferlegen, dass man von einem erheblichen Verlust der Lebensqualität ausgehen muss, geht es häufig nicht darum. Da geht es um Zwänge aus Ansprüchen, denen Eltern aller Kinder ausgesetzt werden. Um Elternangst, um Elternnot. Da geht es um Familien, die dringend Hilfe brauchen und in ihrer Überforderung anerkannt werden müssen.

Wir haben in einem Podcast von einem Vater gehört, der eine PTBS entwickelt hatte, nachdem sein Kind mit Autismus diagnostiziert wurde.
Posttraumatische Belastungssymptomatik entsteht als Reaktion auf lebensbedrohlich erlebte Stresserfahrungen, die nicht reibungslos verarbeitet werden konnten.
Wie eine Lebensrealität sein muss, in der es möglich ist so einen Stress zu erleben, weil das eigene Kind gestrickt ist, wie es ist!

Häufig bleibt die Unterstützung für solche Familien jedoch spärlich. In diese Lücke drängen sich dann Organisationen wie “Autism Speaks”, welche seit Jahren von autistischen Selbstvertreter_innen kritisiert werden.
So machen Unternehmen mit Elternnot und dem allgemein akzeptiertem Ableismus am Ende noch Profite.

Entgegen aller Unterstellungen aus der Autismus-Netzblase, halte ich es nicht für gerechtfertigt, wenn Eltern ihre Kinder quälen, weil sie auf deren Autismus nicht klarkommen.
Aber ich halte es für gerechtfertigt diesen Eltern deshalb weder den Verstand, noch die Liebe für die Kinder abzuerkennen und ihnen die Hilfe, die sie brauchen (und den Schutz, den die Kinder brauchen) zukommen zu lassen.
Oder sich alternativ (wenn man allgemeinen Respekt für andere Menschen insgesamt für überflüssiges Gutmenschentum hält) für besser von Eltern nutzbare Hilfestrukturen einzusetzen. Denn das exorbitant erhöhte Risiko behinderter Menschen Gewalt zu erfahren, beginnt für viele autistische Menschen mit dem Zeitpunkt ihrer Diagnose in der eigenen Familie.

 

 

Uns interessieren eure Gedanken zum Thema “Bewusstsein für Autismus” – aber auch anderen einzelnen Diagnosen.
Haltet ihr (am Besten als selbst damit lebende Person) solche Kampagnen für erfolgsversprechend?
Was würde sich für euch ändern, wüssten mehr Menschen von dem, womit ihr lebt und umgeht? (Vielleicht wäre das eine gute Frage für eine kleine Blogparade?)

Liebe Leser_innen,

… manchmal ist das Schlimmste die Kluft zwischen uns und euch.
Ja – euch. Dir. Du – di_er das hier liest und uns, die das hier aufgeschrieben haben.

Wir lesen euch nicht. Schauen nicht in euer Leben hinein.
Schauen nicht in euch hinein.
Unser Miteinander passiert niemals auf der gleichen Ebene. Egal, was wir tun. Egal, wie transparent wir uns für euch machen. Egal, wie greifbar wir als Person für euch sein können. Niemals werden wir mit euch auf Augenhöhe sein.

Wir erfahren von euch Achtung.
Manchmal Beachtung – manchmal Missachtung – manchmal Verachtung.
Ihr benutzt unsere Texte und manche von euch bedanken sich dafür.

Manche unserer Arbeiten erreichen Menschen, die wir primär gar nicht ansprechen wollten.
Manche unserer Arbeiten werden von Menschen beachtet, die uns als Person missachten, ohne es zu reflektieren.
Die meisten unserer Arbeiten, werden nicht als solche anerkannt.

Bloggen ist für noch so viele Menschen eine leichtsinnige Spielerei in einem gefährlichen Fremdland, dass für uns als Person kein Respekt mehr übrig bleibt.
Keine Idee von Kompetenz ihren Raum in diesem Bild bekommen kann.

Würden wir Bücher schreiben wäre das etwas anders.
Bücherschreiben, das ist ja eine echte Arbeit.
Würden wir einen Titel vor dem Namen tragen, wäre das etwas anderes.
Für mehr Menschen, als man glauben mag.
Und auch für mehr Menschen als die, die das von sich wissen.

Für uns ist genau das reizvoll.
Diese Nische. Diese Lücke, die da ist, aber von viel zu wenigen in Anspruch genommen wird.
Auch von uns.
Aber an anderen Stellen.

Das Recht da zu sein. Den Raum einzunehmen, den man selbst stellt.
Einfach da zu sein und irgendwas zu machen, weil man es will und kann und darf.

Wir schreiben ins Internet, weil es niemanden interessiert, di_er sich nicht interessiert.
Wir sind hier sichtbar und nicht in einem Bücherregal, auf Plakatwänden, in Talk-Shows, in Foren, in Selbsthilfegruppen und inzwischen nicht einmal mehr in Kontexten, die uns eigentlich noch auf anderen Ebenen wichtig sein könnten:  Kliniken, Ambulanzen, diversen anderen Hilfesystemen

Als H.C. Rosenblatt haben wir einen enormen Preis dafür bezahlt uns auszudrücken, unsere Er_Lebensrealität zu teilen und uns als Autorin zu entfalten.
Das ist so und wir empfehlen niemandem mit gesteigertem Interesse an gesellschaftlicher Teilhabe und vorbehaltslosem Miteinander, das nachzumachen.

Wir leben in einer Zeit, in der es unüblich ist, einfach so zu sein und einfach so Dinge zu tun.
In unserer Zeit ist es üblicher von anderen Menschen und Instanzen legitimiert zu werden.

Wir werden nicht legitimiert.
Wir werden toleriert, weil man uns das Recht auf freie Rede und Meinungsäußerung nicht aberkennen darf.

Wohl aber darf man uns in anderen Bereichen des Lebens ausschließen und macht davon auch regen Gebrauch.
Bisher ohne, dass wir das in diesem Kontext mal so ausführlich wie jetzt thematisieren.
Denn uns geht es meist nicht um den Ausschluss an sich, sondern um den Umstand, wie normal das für uns ist, wieder vor irgendeiner zugeschlagenen Tür zu stehen und zu wissen, wie noch mehr wir uns erniedrigen würden, begännen wir zu bitten und zu betteln.

Und wie sehr es an unserem Entschluss für ein aushaltbares Leben zu kämpfen, rütteln würde, solche Anstrengungen nicht honoriert zu erleben.

Für uns war die Entscheidung öffentlich zugänglich zu schreiben alternativlos.
Wir wollen uns nicht verstecken, als wäre das was wir hier tun etwas, dass “man nicht macht”. Wir haben auch kein Interesse daran, hiermit berühmt zu werden oder uns einen Schrein für uns selbst zu bauen.
Jede_r mit ein bisschen Netzerfahrung weiß, wie solche Blogs in der Regel aussehen und welche Themen eben genau dann nicht mehr besprochen werden.

Wir hatten schon mehrere Verlagsanfragen, Werbepartnerschaftsangebote und all den anderen Quatsch mit dem man Netzcontent verhökert, Autorenegos streichelt und Nebenverdienste ermöglicht.
Wir haben uns in den letzten Jahren immer wieder dagegen entschieden. Aus Gründen.

Aus Gründen der Armut und der strukturellen Abhängigkeit von staatlichen Leistungen, die unsere Zuverdienstmöglichkeiten enorm einschränken – aber auch aus dem Grund, dass man sich mit einem Blog, das weder massentauglich noch einnahmenstark ist, und Workshops nicht selbst finanzieren kann.  Unsere Einnahmen kann man auf Patreon sehen. Mehr ist da nicht. Mehr wird da auch nie kommen. Und wir sind okay damit und unser Jobcenter auch.

Es gibt aber auch noch andere Gründe.
Aus Gründen nicht vorhandenen Opferschutzes zum Beispiel, der unsere Anonymität schützen helfen könnte.
Bezahltexte schreiben, Workshops geben, Vorträge halten – alles ein Anlass für Rumgeeier um den Klarnamen, das so anstrengend ist, wie man sich das nicht vorstellen will.

Und es gibt die Gründe, die etwas damit zu tun haben, dass wir einfach keine Kapazität dafür haben, unsere Inhalte für andere Menschen zu machen.
Wir sind hier, weil wir hier sind und nicht irgendwo anders. Wir sind hier, weil wir hier sein wollen. Einfach, weil wir das so wollen und das möglich ist.
Nicht, weil man uns hier lesen kann, sondern weil man hier etwas lesen kann, wenn man etwas lesen möchte.

Gäbe es analoge Orte, die gleichermaßen einfach und auf unsere Fähig- und Möglichkeiten zugeschnitten funktionieren würden, wären wir dort.
Diese Orte gibt es aber nicht.
Oder – vielleicht inzwischen doch, aber sie als H. C. Rosenblatt zu nutzen erscheint inzwischen unmöglich.

 

Liebe Leser_innen – an Tagen wie heute fühlen wir uns euch sehr fern.
Da schaue ich auf die Followerzahl und frage mich, wer von diesen hunderten Menschen, der ist, der uns so sehr hasst.
Wer ist es, di_er uns so kaputt und isoliert von allem und allen sehen will.
Und warum.

Da schaue ich auf die Followerzahl und hasse es, dass wir kaum jemanden hinter dieser Zahl selbst mal getroffen haben – obwohl wir das nicht aushalten würden, alle Menschen zu kennen, die hier regelmäßig mitlesen.

Und ich werde ungerecht euch gegenüber.
Denn ich frage mich auch, warum uns niemand vor dieser Person schützt. Warum wir keinerlei öffentliche Fürsprache bekommen und darüber sehen, dass man solidarisch mit uns ist, in dem was wir hier tun und wollen.
Ich finde das ungerecht von mir, denn ihr könnt nichts für meinen Wunsch danach.
Ihr kennt uns und unser analoges Leben und Sein nicht – ihr könnt uns weder schützen, noch ist es förderlich auf irgendeiner Ebene mit uns in Verbindung gebracht zu werden.
Ihr seid einfach nur die, die mit dem zu tun haben, was wir hier machen, denn ihr lest unsere Arbeiten. Warum auch immer.
Das rechtfertigt meinen Wunsch vor mir selbst in keinster Weise.

 

Ich frage mich, warum wir das tragen sollen. Warum wir das übergriffige Agieren von einzelnen Leser_innen ertragen sollen. Warum wir einfach so sang- und klanglos damit umgehen sollen, wegen unseres Arbeitens und Wirkens hier zum Allgemeingut ohne Anspruch auf Privatsphäre und Respekt vor uns als Person erklärt zu werden.
Warum sollen wir sie verschweigen – die Gewalt, die uns von Menschen entgegengebracht wird, die H.C.Rosenblatt lesen, aber den Menschen und dessen Gefühle, Menschenrechte und Bedarfe dahinter vergessen?

 

Wieder sind wir an dem Punkt das Blog zu löschen, den Namen zu verbrennen, uns selbst den Kanal zu verschütten über den wir einander überhaupt erst wirklich gefunden haben.
Aufzuhören und zu verschwinden.

Ich weiß, dass das ein altes Reaktionsmuster ist.
Ich weiß, was wir tun müssen, um wieder daraus auszubrechen.
Aber ich weiß auch, dass das nicht das erste und auch nicht das letzte Mal ist, dass uns das passiert.
Und, dass wir auch dann wieder allein damit sein werden.
Und, dass auch dann wieder niemand von euch irgendetwas tun kann.

Außer weiterzulesen.
Und vielleicht mit uns zu sein, ohne das zu sagen.

Liebe, Lügen, Labbrigkeiten

Wenn mir in Serien und Filmen eines auf die Nerven geht, dann die Liebe.
Und das Lügen.

Nichts gegen Liebe – Liebe ist toll und gehört zum Leben wie Lügen zu lügen, Wäsche zu waschen, zu kochen und andere Dinge zu tun.
Aber.
Ganz sicher ist Liebe nicht dieses anstrengende Geflecht aus Anspruch, Erwartung, Angst und Abhängigkeit, in dem das eigene Er_Leben zu einer Art Option oder Privileg wird.

Persönlich halte ich Liebe für eine Art Gewöhnungsergebnis.
Man trifft auf etwas oder jemanden, verbringt Zeit miteinander, die Zeit ist schön, das Miteinander ist angenehm – beide sagen: “Bitte mehr davon” und irgendwann, nach einer Zeit der Hochs und Tiefs, der gemeinsam erreichten Ziele, da kann es zu Liebe geworden sein. Das aneinander gewöhnen. Und kennen. Und miteinander sein wollen.

Für mich kommt das Liebesgeständnis in Serien immer viel zu früh. Es will mir nicht in den Kopf, wie jemand nach einem Zeitlupenblick über den Kaffeetassenrand vor Verliebtheit gleich in die absolute Selbstauflösung gehen wollen kann. Ich kann nach einem Blick über einen Kaffeetassenrand maximal feststellen, ob mich etwas an einer Person interessiert oder nicht.

In der Serie, die ich gerade schaue gibt es ein Liebespaar, dass mich nun inzwischen seit 3 Episoden nur noch nervt.
Es begann schon damit, dass er ein Komatyp war, der – ja genau: aufgewacht ist (klar – im Unterhaltungsfernsehen ist kein Platz für sterbende Komatypen) und eigentlich eine Frau hatte, die sich eigentlich von ihm trennen wollte und sich deshalb auch nicht interessierte, als er plötzlich verschwand – die nach seinem Koma aber dann doch nochmal ganz neu von vorn anfangen wollte – obwohl er eigentlich aber die andere Frau interessant fand.
Seine Lügerei beginnt schon in diesem Moment. Oder besser gesagt: seine Unaufrichtigkeit

Und dann “verliebt” sich zeitgleich die andere Frau in ihn. Weil man das ja so kennt: sie pflegt ihn, den Komatypen,  mit dem so durchschnittlichen Gesicht (ich verwechsele die weißen Prinzen/Häscher/Königstypen ständig, weil sie sich alle so ähnlich sehen), der weder eine Geschichte hat, noch sprechen kann, noch mehr tut, als einfach das eigene Leben aufrecht zu erhalten und findet ihn total spannend und ist NATÜRLICH verliebt in ihn, als er dann endlich wach wird.

Sie ist Grundschullehrerin und macht dieses Pflegeding “so nebenbei”. Ich kann mir ihre “Liebesgefühle” nur mit geistig-emotionaler Totalerschöpfung erklären – aber naja – offensichtlich weicht meine Idee von Liebe ja sehr von Serienrealität ab, wer weiß, was da noch alles nicht so passt.

Jedenfalls.
Die beiden finden sich also toll. Aber er ist verheiratet.
“Verheiratet” ist in solchen Serien ein Synonym für “Du darfst keine Freunde haben. Du darfst nur mit deinem geheirateten Menschen Spaß haben. Jeder Kontakt zu anderen Menschen ist gleich eine Affäre.”.

“Verheiratet” bedeutet in solchen Konstellationen nie so etwas wie “sich gemeinsam etwas widmen” (zum Beispiel so etwas wie “Oh ja du warst im Koma – wieso hab ich jetzt, wo du wieder aufgewacht bist, plötzlich so einen Besitzanspruch an dich?” oder “Was stimmt mit mir und unserem Verhältnis eigentlich nicht, dass ich mich dafür verantwortlich fühle, woran du dich erinnern kannst?”).

“Verheiratet mit der falschen Frau” ist ein Volumenthema US-amerikanischer Serien. Es hat wenig Nährwert, ist aber labbrig genug, um Spannungsbögen machen, weil es in alle möglichen Richtungen aufgebläht werden kann. Die weiße Hetenbeziehung, die nicht Fisch nicht Fleisch ist, wird so gern genommen, weil es so möglich ist, noch andere Handlungsstränge daraus hervorgehen zu lassen. Auch dann, wenn es durchaus ginge, diese Handlungsstränge einzeln und entlang des eigentlichen Themas aufzubauen.

Wenn man sich mal mit der Frage nach verschiedensten *ismen in Serien befasst, kann man sehen, wie oft solche labbrigen Themen benutzt werden um Diversität zu versuchen bzw. noch mit reinzuquetschen. So kann ich es nicht für einen Zufall halten, dass genau jetzt, wo das Drama um “Buh du hast den armen verheirateten Mann verführt!”/“Buh du bist ein Lügner!” läuft, nebenbei ein Frauencharakter als Werwolf auftaucht und ein Zwerg und eine Fee zusammenkommen – die bisher magischsten Wesen (aka “Nichtmenschen”) in der ganzen Serie.

Für mich ist das eine Art wie Ableismus in Serien aussehen kann. “Sie sind ja keine richtigen Menschen – sie kriegen Nebenschauplätze”. Auch vorher in der Serie kriegt eine Nichtmensch-Figur als solche keine Gelegenheit, mehr als ihre Funktion zu repräsentieren. Erst eine Episode später erhält sie genug Raum für mehr Tiefe – eine Folge, in der zufällig kein soziales Drama passiert.

Bin ich jetzt abgeschwiffen? Jein.
Meine Anstrengung an Liebesthemen, die so aufgebaut werden, geht sehr stark damit einher, wie die Dynamik zwischen Hauptdarsteller_innen der tragischen Verliebung und “den anderen” ist.
Die ist nämlich selten bis nie von genereller Offenheit und Miteinander geprägt.
Die gleiche Masse von Mitmenschen, die die Krankenschwester-Lehrerin feiert, weil sie sie toll und lieb und sympathisch findet, fängt an sie zu auszugrenzen und zu demütigen, als sie ihnen wie eine Verführerin präsentiert wird.

Liebe ist für mich nie dieses exklusive Ding, das ich nur für eine Person allein “aufspare”, damit ich ohne schlechtes Gewissen Sex mit ihr haben kann oder weiß, (zu) wem ich gehöre.
Liebe ist für mich viel mehr die Bereitschaft mich zu umgeben, zu widmen, mit anderen Personen oder Dingen oder Tätigkeiten zu sein.
Für mich ist Liebe, was passiert, wenn man okay mit sich und seiner Umgebung ist und bleiben möchte.

Für mich ist es verwirrend, wenn in Serien so eine Kluft zwischen der Liebe für die eine Person und der Liebe zum Rest der Welt besteht.
Eine Person, di_er kein liebe.volles Verhältnis zu Mitmenschen aufbaut, ist ja quasi gezwungen, dann alles auf eine Person (oder anderes Gegenüber) zu laden und die Dynamik, die sich daraus entwickelt, kann entsprechend ja auch nur noch so alltagsgewaltvoll sein, wie sie dann in Serien meist wird bzw. zu werden droht.
Mir kommt es unlogisch vor so zu handeln.

Unlogisch kommen mir übrigens auch solche Unaufrichtigkeiten und Lügen vor, die dann innerhalb solcher Liebeshandlungsstränge passieren.
Es ist kein “lügen aus Liebe”, wenn man Angst davor hat, man könnte die andere Person verlieren, wenn man ist, wer und wie man ist. Das ist kein Handeln aus Liebe, sondern Selbstschutz oder Taktieren in Gewaltdynamik aus Abhängigkeit(sgefühlen) heraus.

Für mich ergeben Lügen immer nur dann einen Sinn, wenn man sich im Krieg befindet. Entweder mit sich selbst oder mit der ganzen Welt.
In der Serie haben entsprechend nur die böse Königin und Rumpelstilzchen logische Gründe zur Lüge und Hinterlist.

Ach man.
Tja.

Naja.
Ich hoffe, dieses Liebesdings ist dann jetzt auch bald vorbei oder wenigstens mehr im Hintergrund. Üblicherweise verlieren mich Serien an diesem Punkt, weil es mir zu anstrengend oder langweilig wird.

Selbstverständlichkeiten

Selbstverständlich reagieren wir auf Ansprache.
Selbstverständlich machen wir mit. In diesem Leben. Dieser Welt. Diesem Lauf der Dinge, in dem wir sind, obwohl wir nie wählen konnten, ob wir darin sein wollen.
Selbstverständlich, denn wir sind ja da.
Und wenn man schon mal da ist, dann gibt es auch keine Zweifel mehr daran zu haben, was man wie wann für wen ist.
Oder?

Ich habe heute Nacht davon geträumt, wie meine Freunde von jemandem getötet wurden, der mir in meinem Haus aufgelauert hat.
In diesem Traum sagte ich, was ich meinen Freunden immer sage, wenn sie wissen, dass etwas auf mich zukommt, das schwierig, gefährlich, bedrohlich ist.
“Ich krieg das schon hin. Ist ok.”.
Sie haben das wohl nicht gehört, oder verstanden oder schlicht nicht geglaubt und wurden entsprechend vor meinen Augen abgeschlachtet, weil sie mir in das Haus gefolgt sind.
Alles was ich ab dann noch für sie übrig hatte war Wut, Hass, Aggression, den Willen das Stück Welt um mich herum zu zerstören, um es gleich mit mir zu machen.
In meinem Traum tötete ich dann aus Versehen auch noch die Person, die mir aufgelauert hatte und wachte von meinen eigenen Geräuschen auf.

Den Rest der Nacht verbrachte ich zwischen Hass und Selbst_Mordlust auf dieses Leben.
Dieses Sein, diesen unbeachteten Zwang reagieren zu müssen und doch nie den gleichen Zwang auf gehört und verstanden werden ausüben zu können.
Diese Arroganz der Einweltigen, die eigene Realität als selbstverständlich und ohne jeden Zweifel gesehen und geteilt haben zu wollen.  Diesen Anspruch an uns, uns selbst in ihre Welt einzuordnen und zwar dort, wo sie uns sehen und sein lassen können.

Es ist unser Thema seit wir nicht mehr bei der Herkunftsfamilie leben und massiv verstärkt, seit wir ausgestiegen sind.
Wir gehören nicht dazu. Wir sind kein Teil dieser Gesellschaft. Kein Mitmensch wie alle anderen auch. Und zwar nicht, weil wir uns dazu entscheiden und das so geil finden ständig und in allen Aspekten weder Fisch noch Fleisch, eingekeilt zwischen Baum und Borke zu sein, sondern weil wir nicht in der Lage sind, das was ist, als alleinig gegeben anzunehmen.

Das ist wichtig. Es ist keine Wahl. Wir sind keiner dieser bunten Glitzerleute, die normal langweilig finden und sich in Abgrenzung dessen wer weiß wie special selbstdarstellen und nach ein paar Jahren die Krise kriegen, weil sie merken, wie sehr sich diese Normalität nicht ändern darf, weil sie dann nicht mehr special sind.

Wir erleben uns fremd, weil wir uns fremd sind. Weil uns die Konstruktionen um Wert und Welt der Menschen, mit denen wir heute jeden Tag zu tun haben, fremd sind.
Für uns ist es harte Arbeit jeden Tag neu zu akzeptieren und hinzunehmen, dass wir von heutigen Gegenübern als Mensch gesehen und gedacht werden.
Zu akzeptieren und hinzunehmen, dass wir entsprechend behandelt werden, ohne gefragt zu werden, ob wir das überhaupt mitmachen wollen oder es unserem Selbstbild entspricht.

Es gehört zu dieser Welt und diesem Lauf der Dinge, dass wir in unserem (früheren) Sein nicht akzeptiert und gnadenlos, 24/7, seit inzwischen 14-15 Jahren, ignoriert und missachtet werden. Für uns gehört es dazu den Zweifel über das eigene Menschsein, das eigene Sein überhaupt, weder frei und konsequenzlos artikulieren noch leben zu dürfen.
Denn sich nicht als Mensch zu fühlen in schwierigen Zeiten oder zumindest den Zweifel an der eigenen Menschlich- und Zugehörigkeit zu dieser Welt nicht ausblenden zu können in besseren Zeiten, müssen wir uns verbieten.
Vor den einen, weil sie es als narzisstischen Zug deuten, vor den anderen, weil sie es als von Täter_innen eingeredet sehen und vor den nächsten, weil sie uns mit ihrem Mitleid quälen. Und vor den ganz nächsten, weil sie uns sowieso am liebsten tot sehen wollen, weil wir sie mit unseren ständigen Zweifeln an allem, was sie täglich umgibt und ihr Weltbild ausmacht, stören und verängstigen.

Die bittere Erkenntnis ist, dass wir es hingenommen haben in unserer Präsenz gedeutet und vereinnahmt zu werden.
Dass es unser Fehler war, dem nicht von Anfang an vehement zu widersprechen bzw. in unserem Zweifel an der Richtigkeit sichtbarer zu sein.
Unser Fehler war, den Übergriff für selbstverständlich zu halten.
Für den Preis den es eben hat, wenn man sich wünscht Begleitung, Hilfe, Unterstützung, Miteinander in diesem Hier und Jetzt zu haben.

Unser Fehler war der Illusion aufzusitzen, wir könnten wirklich völlig unabhängig von dem was und wer oder wie wir sind, mit Menschen zu tun haben und in ihre Gesellschaft hineinwachsen, wie ein Fahrrad, das in einen Baum hineingewachsen wird.

Der Fehler war den Zweifel auszublenden, weil die Illusion so schön aussieht.

das ableistische „eigentlich“

Der neue gesetzliche Betreuer ist jung und Erziehungswissenschaftler.
Und er triggert in uns mit allem, was er sagt und fragt und tut und macht.

Es gehört zum Themenkreis Helfergewalt_folgen.
Und es gehört zum Themenkreis “der unbenannte Scheißejackpot von polytraumatisierten Menschen”.

Denn jetzt haben wir ihn erstmal an der Backe und knietief in unseren Angelegenheiten. Eine Person, die noch nicht weiß, was genau an dem Menschenbild, das sie mit ihrer Aus_Bildung verinnerlicht hat, problematisch ist. Eine Person, die uns unheimlich viel Kraft in der Kommunikation und der Selbstbeherrschung kostet. Eine Person, die wir mit dem, was in uns vorgeht überfordern würden.

Es sind keine offensichtlichen Fehler, die ihm passieren. Man sieht es nicht sofort.
Aber ich merke es. Und ich merke es so, dass ich nicht dran vorbei kann, wenn er zum Beispiel Nachrichten an uns so formuliert, als würde er Dinge entscheiden – oder mit entscheiden, die unser Leben betreffen. Wenn er Vorschläge macht, die diese eine Art im Voraus komplett durchdachte und geplante Rundum-Du-musst-eigentlich-gar-nichts-mehr-selbst-entscheiden/sagen/machen – Konstruktion erkennen lassen.

Ich hasse diese Konstruktion. Und ich hasse sie wirklich, weil sie der Klassiker aus dem Ohnmachtsrepertoire der Helfergewalt ist.
Auf keine andere Herangehensweise ist es schwieriger zu sagen, dass man sich herabgesetzt und entmachtet fühlt und/oder aus anderen Gründen eine andere Herangehensweise umsetzen will.

Um es ein bisschen einfacher zu erklären:
Es gibt einen Unterschied zwischen “es einer Person leicht machen” und “einer Person alles abnehmen, damit sie es leicht hat”.

Wenn mir eine helfende Person Kontexte erklärt, Vorgehen transparent macht, vielleicht noch meine Anliegen in Antragsdeutsch übersetzt und passend in Behördenstrukturen eingibt, dann macht sie es mir leichter, Entscheidungen zu treffen, Anliegen durchzusetzen, mich selbst zu vertreten und die Verantwortung für mich zu übernehmen.

Wenn mir eine helfende Person gar nichts erklärt, sondern einfach alles rausfindet, mir ein Ergebnis präsentiert und sagt, dass wir (SIC! (Rotlichtblinkanlage mit Sirenengheul!!!) uns für XY entscheiden sollten, dann hat sie mir alles genommen und mich in eine soziale Falle gequetscht aus der ich nur mit viel Kraft allein wieder herauskomme.

Denn meistens ist es bei “Abnehmer_innen” so, dass sie selbst glauben, alles richtig gemacht zu haben, weil ja schon alles fertig präsentiert da ist und ja nur noch zugegriffen werden muss, um das Beste oder Richtige zu tun. An dieses Gefühl alles richtig gemacht zu haben, ist dann bei vielen (und ja (sorry) gerade so jungschen) Anfängern auch noch der Punkte/Ergebnis/Erfolgskick aus der langen Schul- und Universitätszeit geknüpft.
Sie erwarten ein Erfolgserlebnis und erwarten folgend von mir mindestens Dankbarkeit und maximal klitzekleine Individualisierungen oder Kritiken.

Sie erwarten nicht zu hören, dass sie einen Teil der Absprachen mit mir gebrochen haben und sie mich damit massiv verunsichern, triggern und die gesamte Zusammenarbeit am liebsten sofort abbrechen lassen wollen.

Das Schlimme ist, dass “Abnehmer_innen” viel Zuspruch in ihrer Überzeugung erfahren.
Es ist für viele Menschen unverständlich, dass wir es uns “einfach nicht leicht machen” und uns nicht einfach völlig sorglos, vertrauensvoll und entspannt in solche scheinbar “gemachten Nester” fallen lassen.
Ist doch schön, wenn schon alles geklärt ist und wenigstens eine Person Bescheid weiß.
100% alles wissen kann man ja eh nie.
Und man hats doch woanders auch schon schwer genug.

Sowas denken diese Menschen und dann wenden sie sich ab, weil sie glauben, wir könnten uns dafür entscheiden wie leicht oder schwer die Lösung eines Problems bzw. die Annahme einer “Hilfe” sei.
”Abnehmer_innen” bleiben dann da stehen wie verschmähte Liebhaber oder weggeschickte Ritter. Die armen. Ganz bemitleidenswert. Da haben sie sich so eine Mühe gemacht und dann hat die/der böse kranke Klient_in sie nicht mal gelobt.

Eine beschissene Position ist das für Klient_innen.
Und wir waren schon so oft darin.
Und jedes jedes jedes Mal waren wir es, die dafür bezahlt hat.

Vor Kurzem versuchte ich ein Paper mit dem Titel “Polytrauma = Polyarschkarte, von der Unmöglichkeit Helfertraumatisierungen mit bewährten Hilfen aufzuarbeiten” zu schreiben. Darin versuchte ich solche Dynamiken und ihre Verquickungen und Wechselwirkungen in Psychotherapie und sozialen Betreuungen verschiedener Formen zu formulieren.
Ich finde das Thema wichtig – die Forschungslandschaft übrigens allerdings gar nicht.
So wurde nichts weiter aus meinem Text und am Ende auch wieder nichts aus einem Versuch uns ein Stück weiter daraus heraus zu bewegen.

Was mich nervt. Und auch in einem Aspekt erneut wiedererleben lässt, was ein Element der Helfertraumatisierungen immer wieder war.
Das damit allein bleiben müssen. Das keine sicheren Erkenntnisse haben (keine feste Wahrheit haben können). Das sich nicht wegbewegen können, weil es so viel zu nah dran ist, dass es sich anfühlt, als sei es innen drin.
Über allem das Wissen, dass man von außen betrachtet schon alles hat, was man braucht – für viele sogar mehr als man „eigentlich“ braucht.

Und da ist es wieder. Das ableistische „eigentlich“.
„Eigentlich“ haben wir doch jetzt mal langsam genug gute Erfahrungen gemacht, um jetzt nicht schon wieder völlig im Wind zu zerflattern, weil wir es mit jemandem zu tun haben, der so arbeitet, wie er es gerade tut.
„Eigentlich“ wissen wir doch, was wir alles tun können, um die Situation zu verbessern.
„Eigentlich“ haben wir doch schon genug Therapie gemacht, um besser mit Triggern im Alltagsleben umzugehen.
„Eigentlich“ brauchen wir das in Wirklichkeit doch alles überhaupt nicht.
„Eigentlich“ kommen wir doch auch so gut klar.

Und uneigentlich versuchen wir hier seit Jahren etwas, das überhaupt nicht funktionieren kann.
Uneigentlich befinden wir uns nachwievor in einer Situation, die man übertragen auf die Traumatherapie als zwecklos bzw. wenig erfolgversprechend bezeichnen würde.
Dort sagt man, dass eine Traumatherapie wenig greifen kann, wenn immer wieder Traumatisierungen passieren und Abhängigkeiten bestehen.

Uneigentlich ist unser Helfergewalterleben noch nie wirklich unterbrochen gewesen.
Beziehungsweise die Umstände, die es immer wieder möglich machten in so schwierige Situationen zu kommen.

Wir sind immernoch arm.
Wir sind immernoch behindert.
Wir sind immernoch nicht in der Lage die Verwaltung unseres Lebens zu durchblicken und zu unterhalten, während wir es aus eigener Kraft schützen und ausgestalten.

Das ableistische „Eigentlich“ hält Armut und Behinderung für Entscheidungen. Für überwindbare Eigenschaften wie Faulheit oder Bequemlichkeit.
Und hat Schwierigkeiten damit anzuerkennen, dass man von unblutigen Dingen wie bürokratischem Übergriffen, die gleichen Verletzungen davontragen kann, wie von körperlicher Misshandlung.

Das macht es schwierig zu überlegen, was wir jetzt tun.
Natürlich habe ich den Betreuer zurechtgewiesen und ihm geschrieben, dass „wir“ (also er und ich) gar nichts entscheiden, sondern ich. Und natürlich werde ich das Gespräch mit ihm suchen und ihm erneut sagen, dass er mir weder beibringen muss, wie mein Leben funktioniert noch eben dieses Leben statt meiner managen muss.
Natürlich mache ich das.
Aber natürlich frisst das wieder Zeit und Kraft, die nicht dafür aufgebraucht werden sollte.
Denn eigentlich haben wir schon Absprachen dazu gemacht. Eigentlich weiß er das alles schon.
Eigentlich gibt es keinen Grund, weshalb ich auf ihn zugehen sollte – außer meiner Abhängigkeit, als Klient_in, die mich dazu höflichkeitsverpflichtet, bevor ich das Betreuungsverhältnis beende.

Eigentlich sollte er selbst, da er schon in diesem Bereich arbeitet, seinen Ableismus reflektiert haben. Eigentlich sollte ihm, da er schon in diesem Bereich arbeitet, klar sein, dass er mit seinem Handeln in einem Macht (und damit Gewalt) verhältnis zu uns steht. Eigentlich, wo er schon so lange für diesen Beruf zur Schule und zur Uni gehen musste, müsste er Gelegenheit gehabt haben, zu verstehen, was es bedeutet mit traumatisierten Menschen zu tun zu haben.

Und in Wahrheit?
In Wahrheit verstehen die wenigsten, was Ableismus ist und wann er wirkt.
In Wahrheit werden Helfer_innen nicht darauf vorbereitet, dass das Machtverhältnis, in dem sie sich zu ihren Klient_innen befinden, mehr bedeutet als sehr achtsam und verantwortungsvoll mit ihrer Aufgabe umzugehen.

In Wahrheit sind es wieder Menschen wie ich, die Kraft und Zeit in die Aufklärung und quasi Weiterbildung der Menschen stecken, um die eigene Haut zu retten.

In Wahrheit ist es wieder unser Selbsterhaltungsprogramm, das jemand anderem nutzt.

Fundstücke #42

Die Emma ist mal wieder Thema. Als eine dieser Netzfeminist_innen™, komme ich irgendwie nie darum herum davon berührt zu werden, denn Tritte in den Rücken tun eben das, was sie tun sollen: treffen. Und fühlt sich eine_r getroffen, dann wird in meinem Umfeld darüber gesprochen. Und wird darüber gesprochen, dann nehme ich Anteil daran.

Mir ist aber gerade etwas aufgefallen, das mir neulich schon durch den Kopf ging, als ich einen Kommentar zu einem Text über Sexualassistenz aus der Emma las. Natürlich ist Sexualassistenz für Schwarzerfeministinnen gleich Prostitution und unter keinerlei Umständen jemals das, was es für andere Menschen ist.
Da gibt es auch nichts zu diskutieren oder gar zu differenzieren, denn da gibt es ja diese Redaktion, die für uns urteilt.
Uns – den Rest der Gesellschaft. Uns, die konkret Betroffenen. Uns, deren Blick ja völlig und immer komplett verwirrt ist von “dem Patriarchat”. Uns, den Jungen, die sich den Respekt und die offenen Ohren erstmal erarbeiten/erkämpfen/verdienen müssen, um es überhaupt wert zu sein ernstgenommen, anerkannt und respektvoll behandelt zu werden. Uns, den Anderen, die erstmal ihre Gleichartigkeit vorzeigen müssen, ohne jedoch das Gleichersein dieser Menschen in Frage zu stellen oder zu kritisieren.

Das ist das alte Emma-Alice Schwarzer-Problem: Gewaltreproduktion, die weder hinterfragbar noch kritisierbar ist.
Für mich braucht es nicht mehr, um diese Strömung der feministischen Bewegung zu meiden. Wer es nicht schafft, der Freiheit eines_einer Einzelnen einen Platz in der Freiheit aller zuzusichern, vertritt für mich nicht das, was ich mir für das gesamtgesellschaftliche Miteinander wünsche.
Soviel dazu.

Aber.
Interessant ist eine Parallele zu dem Ding, das wir letztes Jahr in der Klinik erlebten.
Das Verbot zu bloggen. Die Unmöglichkeit die Behandlungen wegzulassen, die weder gut taten noch hilfreich waren. Die unerwartete Schwierigkeit daran, selbst zu definieren, welche Themen dran sind und welche nicht.
Wir haben uns damit zurückgehalten von Bevormundung zu sprechen, denn wir haben uns nicht wie ein Kind behandelt gefühlt, sondern wie der letzte Dreck. Nämlich entwaffnet (das Ausdrucksverbot), erpresst (“Wenn du nicht mitmachst, wie wir das bestimmen (weil wir das können), dann …”) und entrechtet (“Du hast hier gar nichts mitzubestimmen, weil was du willst, ist alles Ergebnis deiner Krankheit/Traumatisierung/falschen Sozialisierung, was dich deiner Rechte entlässt.”).

Die Logik ist: “Wir sind normal – wir sind erfahrene Menschenlebenretter_innen – wir sind die, die es durchschaut haben– wir reißen uns schon länger den Arsch auf als andere – wir sind die Liga der Selbstgerechten – wir sind DIE GUTEN – scheiß auf den Rest. Scheiß auf die Anderen. Die sind eh in der Minderheit. Minderheiten ey! Weiß man ja eh drüber Bescheid… wir wissen ja nämlich sowieso alles. WIR! DIE GUTEN!!!”.
Ok ok – jetzt hab ich mich hinreißen lassen.
Trotzdem.
Das ist die Logik, die bei mir ankommt als unterlegene Einzelperson, die sich so einem Kollegium (Kollektiv) gegenüber sieht.
Völlig gleichgültig, ob sie selbst das so wollen. Völlig egal, wie sie sich selbst sehen.

Es ist Selbstgerechtigkeit. Es ist Ignoranz. Es ist das Gegenteil von Dialog.
Es ist Gewalt.

Das Tragische für mich ist dabei, so alternativlos zu sein bzw. überwiegend mit dieser Haltung konfrontiert zu werden.
So wie ich ständig Abgrenzungsarbeit dahingehend leisten muss, dass ich in meinen feministischen Idealen weit von denen einer A. Schwarzer abweiche, muss ich das als Speaker_in zum Thema Trauma und Viele-Sein ebenfalls immer wieder in Bezug auf verschiedene Größen der Szene tun.
Während mir das aber bei feministischer Auseinandersetzung nichts ausmacht, weil es um einen gesellschaftlichen Diskurs geht, ist es in Bezug auf diesen Arm der Traumaszene jedoch ganz offensichtlich problematisch.
Denn trotz allem, was mir zugetraut wird, um als Bedrohung zu gelten oder so wahrgenommen zu werden, bin ich eben doch nur ich allein, denn für niemanden sonst spreche/schreibe/arbeite ich.

In einer Diskussion würde man es drehen, wie Frau Schwarzer ihre “Kritiken” dreht: am Individuum festgemacht, basierend auf unreflektiertem Begreifen, gewaltvoll durch stringentes Vermeiden von respektvollem Dialog und ganz zuletzt runtergebrochen auf die ewig gleichen Egopfeiler, die entlang von Privilegien gewachsen sind, die ich in meinem Leben vermutlich nie inne haben werde.

So bedroht sich (selbsternannte) Mehrheiten allgemein von real greifbaren Individuen fühlen, so viel Fremdscham empfinde ich vor diesem Bedrohungsgefühl. Gerade dann, wenn es zu gewaltvollem Handeln, wie dem Aussprechen von Verboten oder öffentlicher Verurteilung einer Person kommt, die schlimmstenfalls auch noch ganz andere Menschen treffen und abmahnen soll.

Und am Ende?
Am Ende ist es tragisch, weil eine Spaltung besteht und bleibt.
Weil ein Miteinander unmöglich wird.
Weil es weh tut, selbst dann, wenn man einander nicht braucht.

Weil es Gewalt ist und bleibt.

kein Trost

Wir waren im Kino und haben uns “Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind” angesehen.
Im Folgenden spoilere ich etwas aus dem Film, deshalb gibt es ein tl,dr am Ende des Artikels.

Ich fand den Film unfassbar traurig. Er ist traurig wie die X-Men-Filme traurig sind. Wie jeder Film, in dem Andersartigkeit zu Not und schmerzhaftem Miteinander führt, traurig ist.

“Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind”, spielt in der “Harry Potter-Welt”.
Eine Welt, die gespalten ist, in magische und nicht magische Wesen. In Könnende und Nichtkönnende. Eine Welt, in der die Einen die Anderen fürchten und verachten, mit etwas Glück jedoch bewundern und einander nacheifern.
Eine Welt, in der beide Seiten sich selbst nicht im Anderen erkennen können, obwohl ihre kulturellen Praktiken die gleichen Wurzeln haben.

Die Faszination solcher Filme liegt für mich in der Möglichkeit mir meine eigene Welt, mein Hier und Heute von außen anzuschauen. Ich kann die Konflikte, in denen ich mich selbst befinde, in einer übersetzten Variante als unbeteiligte_r und irrelevante_r Zuschauer_in betrachten und mir eventuell in Frage kommende Handlungsoptionen ansehen.
Oder, wie heute, einen Tränenstrom runterschlucken und denken: “Scheiße.”.
Denn anders sein ist scheiße.

Anders unter anderen zu sein, macht niemanden gleich.
Es macht nur alle anders und verbietet ein Leiden unter der eigenen Andersartigkeit.

Es gibt in dem Film eine Figur, die als Squib (eine nichtmagische Person, die eine magische Familie hat) eingeführt wurde und von einer hasserfüllten Adoptivmutter misshandelt wird. Im Verlauf taucht eine Vertrauensperson für diese Figur auf, die sie jedoch auch nur ausnutzt.
Der Angelpunkt ist die Verwandlung dieser gequälten Figur zu einem alles vernichtendem dunklen Wesen – das am Ende scheinbar getötet wird.

Über diese Wesen wird im Film gesagt, dass sie nicht alt werden.
Es gab keinen Fall von einem, das älter als 10 wurde.
Die Figur, die dieses Wesen ist, ist älter und alles, was dazu kommt, ist die Erwähnung “großer Kraft”.

In den letzten Ausklängen des Filmes ist ein Fitzel des schwarzen Wesens zu sehen.
Es hat wieder überlebt.
Weil es ja so stark ist vielleicht.

Mich hat das “abgeholt”.
Weil ich so müde bin und so überhaupt gar keine Kraft für irgendwelche Opferleistungen mehr habe. Ich kann nicht mehr verhandeln, ich kann nicht mehr ausreden lassen, ich kann meine Gedanken nicht mehr zusammenschieben, damit sie in die Schubladen anderer Menschen passen. Ich bin überarbeitet und 24/7 überfordere ich mich damit meine Überforderungen in Arbeiten zu zerhacken, die ich bewältigen kann, nur um festzustellen, dass es zu viele werden.
In meinem Kopf spulen sich mit jedem Fehler, mit jeder Erkenntnis etwas nicht zu schaffen, vor irgendetwas zu scheitern, mit etwas nicht rechtzeitig, nicht genug, nicht passend fertig zu werden, genau solche Misshandlungsszenarien wie in diesem Film ab.

Strafen, Not, Einsamkeit, dieses eingeklemmte Gefühl im Oberkörper, das man kriegt, wenn man sich selbst aus all dem rausschreien, rausstrampeln, freikämpfen will, aber nicht kann, weil vor lauter Arbeit gegen die Arbeit, gegen Überforderung und für all das, was man sich wünscht und will, schlicht keine Kraft mehr hat.

Es ist keine Hilfe zu wissen, dass es alte Dinge sind.
Dass es vorbei ist und mir niemals wieder jemand so weh tun kann.
Es hilft nicht, weil Erkenntnis nicht das Gegenteil von Schmerz und Not ist.

Was mich an solchen Filmen mit Zauberei und Superkräften tröstet, ist die Unwillkürlichkeit aller Protagonist_innen zu Beginn ihres Umgangs mit ihren Fähigkeiten. Die meisten haben Angst vor sich selbst, versuchen sich zu positionieren, vergleichen sich anderen und je nach Verlauf der Geschichte, finden sie Wege sich mit anderen Anderen zu befreunden und zu sich zu finden, oder sich in den Kampf um etwas zu begeben, das ihnen wichtig ist.

Ich bin viele und anders.
Wenn ich sterbe (= so stark dissoziiere, dass ich mich nicht mehr als “ich” wahrnehme) kommt etwas aus mir heraus, dass ich weder beeinflussen, noch spüren, noch mehr als erahnen kann. Wenn ich eins kenne, dann ist es das Gefühl jeden Moment zu einem schwarzen Loch zu werden, das alles und alle um sich herum verletzt, kränkt, falsch behandelt – ganz und gar anders ist, als ich.
Das ist mein “normal” und zwar schon immer. Mein ganzes Leben lang.

Dieser Film war, glaube ich, der dritte oder vierte, in dem ich eine Figur sehe, die anders ist und misshandelt wird – und ihre_n Misshandler_in tötet.

Neben all dem „Kraft zum Überleben-Blabla“, das Hollywood braucht, um Opferschaftserfahrungen zu verwursten, ohne die betroffene Person aufgrund dessen als schwach und minderwertig darzustellen, ist es das, was Filmemacher_innen dann einfällt.
Und mich weit mehr ängstigt als es irgendein Horrorfilm schaffen kann.
Genugtuung durch Rache mit Todesfolge.

Ich identifiziere mich mit solchen Figuren, weil mich ihr Anblick in meiner eigenen Existenz in dieser Welt versichert.
Wenn es in Filmen solche Figuren mit so anderen Eigenschaften gibt, dann gibt es mich auch.
Menschen erfinden nichts, was es nicht in irgendeiner Form bereits gibt.

Es ist schlimm anerkennen und akzeptieren zu müssen, dass auch ich das Potenzial habe Menschen zu töten. Menschen, die mich verletzt haben, zu töten.
Zu töten, wenn ich die Kontrolle über mich verliere und das schwarze Loch an meine Stelle tritt.

Das Drama des Wesens in dem Film ist, die Andersartigkeit unter anderen und eine Einsamkeit, die sehr viel weiter greift als bis zu dem Punkt, an dem es weder durch die magische, noch durch die menschliche Gemeinschaft eine Daseinsberechtigung erfahren kann, weil ist, was es ist.
Die absolute Einsamkeit, die globale Tragödie entspinnt sich erst dort, wo es überlebt hat. Schon wieder.

Es macht mir selbst klar, was mich an meiner eigenen Überforderung und Überarbeitung so in Not bringt.
Ich weiß, dass ich das überleben kann. Ich weiß, dass ich die Gewalt in meinem Kopf, in meinem Erinnern und Wiedererleben genauso überleben kann, wie das Selbst aus vielen Ichs, sie früher überlebt hat.

tl, dr:
Es ist kein Trost zu wissen, was man alles überleben kann, weil man es schon einmal überlebt hat.  Es ist so oft nichts mehr, als ein weiterer Schmerz, den man zusammen mit all dem, was ist und war und wird, jeden Tag aufs Neue überleben muss.

Fundstücke #36

Immer wieder mal kommen solche Phasen, in denen “Alpträume”, Flashbacks, allgemein intrusives Erleben ein Thema sind.
In diesen Phasen schlafen wir schlecht, wachen aus einer Mischung aus unterschiedlich quälenden Erlebensqualitäten auf, müssen über den Tag verteilt , etwas halten oder umgehen, das zeitver.rückt ist.

Wir wissen, dass es Phasen sind. Wir wissen, dass es auch wieder aufhört.
Es geht schneller, wenn wir darüber sprechen. Es tut mehr weh, wenn wir darüber sprechen. Und dann geht es doch nicht schnell genug, weil das, was man darüber sagen kann, meist doch nur ein aus der Kehle gequetschter Laut ist, der sich echter anfühlt, als jedes Wort, das man aus ihm zu formen versucht.

Wenn wir uns vornehmen, in der Therapie darüber zu sprechen, dann erscheint mir immer alles ganz klar.
Hingehen, was sagen, wieder weggehen.
Und dann sind wir da und es ist, als gäbe es nichts zu sagen. Oder lauter Dinge, die eigentlich nichts sind. Oder Dinge, die man lieber zeigen will, statt sie mit dem eigenen Blick anzufassen und über die Zunge im eigenen Mund nach draußen zu tragen.

Und dann ist da das Problem, dass wir (Rosenblätter) das Erinnerte häufig nicht mit einem Kontext verknüpfen können.

Wir haben uns das immer so leicht vorgestellt. Damals.
Man erinnert sich an etwas – kann das vielleicht sogar planen oder so hübsch in Phasen aufteilen, wie es die kranke Kasse oder Klinikkonzepte mitunter darstellen – und dann ist es bewusst und dann schaut man, dass man das irgendwie gut in sich verpackt bekommt und fertig aus.
Dann ist die Dissoziation in Assoziation umgewandelt und damit der erste Schritt zum Integrationsprozess angestoßen. Den Rest macht das Gehirn von allein – wir sind nur noch dazu da, es dabei möglichst nicht zu stören, sondern mit passendem Verhalten zu unterstützen.

Tatsächlich bin ich seit inzwischen Monaten in so einer Phase des spontan unwillkürlichen Erinnerns und habe erst in der letzten Therapiestunde den Faden zur Frage gefunden, welche Haltung ich, zu dem was ich erinnere, überhaupt einnehmen will.
Das Paradoxe ist ja, dass ich weiß, dass es irgendwie mit mir zu tun hat, denn ich erinnere es. Ich könnte nichts erinnern, wäre nichts von mir dabei gewesen.
Ich weiß aber nicht, was genau, wie, wo, durch wen, warum. Und stoße deshalb immer wieder an den Zweifel, ob es überhaupt Erinnern ist, was da mit mir passiert.

Es könnte ja auch ein einfacher Alptraum sein. Zu viele komische Bücher, zu viele komische Blogs gelesen, zu viele komische Filme gesehen. Zu viele verdrängte komische Phantasien. Sowas gibts – das steht in Büchern, in Blogs, in Filmen und ich kanns mir gut vorstellen.

Ich schaffe es inzwischen, nicht mehr stundenlang implodiert bis ins Kleinste im Bett zu liegen und die in mir wirkenden Empfindungen zu durchleiden, ohne mich davor schützen zu können.
Ich schaffe es, mich aufzurichten, das Licht anzumachen, NakNak* zu streicheln, aus dem Bett zu klettern und mich ans Küchenfenster zu setzen. Ich spiele Candy Crush und sage mir, was ich tun kann. Was alles geht. Was ich alles entscheiden kann.
Ich lüge mich an und spiele mir selbst eine Souveränität im Leben dieses Lebens vor, die ich nicht habe. Die Zettelberglandschaft auf meinem Küchentisch, die sich aus Kassenzetteln, Jobcenter-, Betreuungs- und anderen wichtigen Korrespondenzen zusammensetzt, zeigt mir das gnadenlos auf.

Irgendwann gehe ich zurück ins Bett und zwinge mich mit dem Weckerklingeln aufzustehen. Auch wenn das bedeutet am Ende nur 2-3-4-5 Stunden Schlaf zur Erholung gehabt zu haben. Die Tagesstunden werden schließlich gebraucht, um wenigstens zu versuchen dem Selbstbeschiss zu entsprechen.

Meine Selbstfürsorge basiert auf Beschiss und ich weiß das.
Ich lüge, wenn ich nach innen gebe, dass ich mich darum kümmere, dass wir in Sicherheit sind. Ich lüge, wenn ich nach inne gebe, dass wir sicher sind.
Niemand ist sicher, wenn si_er sich nicht vor sich selbst beschützen kann. Wo “Ich” so ein wackeliger Begriff ist, wo “Sicherheit” so relativ anzusetzen ist, wo die Fähig- und Fertigkeiten sich kompetent kümmern zu können, so unsicher abrufbar sind – da geht es nicht ohne Lug und Betrug.

Vorgestern gab es eine weitere Spitze um unsere Lebensverwaltung. Da ging es um Bafög und ergänzende Hartz 4 – Leistungen und uns, die sich zwischen angesägten Leimholzplatten, Vierkanthölzern und Sägespanschnee befanden.
Inzwischen ist klar, dass die Betreuerin erneut eine für unseren Fall unzutreffende Informationsbasis erstellt hat, die wir berichtigen müssen, um strukturell den Status zu halten, den wir haben. Es ist wie immer und wie immer ist es zu viel.
Und wie immer, wenn ich unsere Absprachen um Selbstschädigung berührt sehe, rief ich unsere Therapeutin an. Wie immer überrumpelte ich sie damit und erneut kam es darüber zu Missverständnissen und Verletzungen.

Ich merkte, wie sehr es mich zum Bahnhof zog. Wie weit weg jemand von uns wollte, um nie wieder zurück zu kommen. Um irgendwo anzukommen, wo es all das nicht mehr gibt. Weder meine Überforderung, noch meinen Selbst.Beschiss für den sie sich lohnen soll.

Am nächsten Tag entschuldigte ich mich bei der Therapeutin dafür, dass ich sie überrumpelt hatte. Mehr für mich als für sie, denn für mich war klar, dass sie mich nicht verletzt hätte, wäre sie nicht so spontan mit meiner unserer Not konfrontiert gewesen. Für mich wurde nur einmal mehr klar, dass sie nicht diejenige ist mit der ich sprechen kann, wenn es mir so geht, wie es mir ging.

Wann immer unsere Lebensverwaltung der Auslöser ist, sprechen die Menschen mit uns über eben jene Lebensverwaltung. Wir reden nicht darüber, dass wir nicht weglaufen müssen. Ich werde nicht von außen daran erinnert, atmen zu können, Dinge zu dürfen, sicher zu sein. Für mich setzt sich niemand ans Küchenfenster, zeigt mir bunte Farben und den Selbstzweck des Lebens.
Ich erwarte das von niemandem und fordere das auch nicht ein. Ich kann mir selbst machen, nicht den Kopf zu verlieren – aber das kostet Zeit, Kraft und nicht zuletzt auch Körper. Was wiederum bedeutet, das von mir immer weniger zu verlangen ist, denn mehr als ich habe, kann ich nicht geben.

Ich hatte die Therapeutin aufgefordert mir aufzuzählen, wozu wir das hier alles durchkämpfen. Wozu das alles sein soll.
Nicht, weil ich das nicht weiß oder, weil wir uns darüber noch keine Gedanken gemacht haben, sondern weil es mir fern, klein, unbedeutend und wahrhaftig gelogen erschien. Und noch immer erscheint.

Denn ich habe nie entschieden vor der Familie* wegzulaufen. Ich habe mich nie gegen die Lebensqualität entschieden, aus der heraus ich entstanden bin.
Ich, K., das monströse Kampfrosenblatt, hatte nie eine Familie. Ich weiß, wie meine Eltern aussehen, weil ich eine Hand voll Fotos aus den 80er und 90er Jahren besitze, die meine Familie* zeigen. Ich weiß, dass ich zur Schule gegangen bin, weil ich Zeugnisse besitze. Ich weiß, dass es mich gibt, weil es Entitäten gibt, die darüber bestimmen, was mit mir passiert, seit ich mich als mich denken kann.
Ich beginne zu einem Zeitpunkt, in dem übergriffige und/oder inkompetente Helfer_innen die zentrale Achse des Alltagsgeschäfts sind. Ich beginne aktiv dort, wo es nicht mehr möglich ist, wegzugehen, weil es nichts mehr gibt, wo man hingehen könnte. Außer die ewigen Jagdgründe.

Ich habe mich immer dafür entschieden nicht einzuknicken. Ich bin nie hingefallen, hab nie nachgegeben, hab nie aufgehört festzuhalten. Nie.
Obwohl ich bis heute nicht weiß, warum. Meine Grundhaltung für dieses Leben und mein Wirken dafür, hat keinen bewusst ursächlichen Kontext für mich. Ich weiß, dass es wichtig für uns alle ist, dass ich tue, was ich tue. Ich weiß, dass es uns das Leben gerettet hat und bis heute tut.
Doch der Ursprung dafür liegt an einem Punkt, den ich nicht begründen kann. Weder mir, noch anderen Menschen.

Ich weiß nicht, wie klar es für Außenstehende wird, wie bedrohlich und kontextlos, unverbunden und haltlos ich mich in der Folge fühle, wenn mir dann in solchen Momenten auch noch der für mich in die Zukunft gerichtete Grund fehlt. Wie das ist, wenn man weder weiß warum man ist, noch, weshalb man bleibt.
Bleiben will.

Unsere Therapeutin sagt an der Stelle oft, ich würde mich dagegen wehren, die Opferschaft anderer Innens als meine anzuerkennen. Weil Opfer ja schwach seien und das nicht mit meiner Stärke  zu vereinbaren sei.
Dass sie diejenige ist, die mich in dem Zusammenhang als stark bezeichnet, habe ich ihr schon oft gesagt.
Sie folgt dem Ansatz, der der Idee folgt, dass der Grund zu bleiben und für mich und uns weiterzukämpfen, quasi automatisch bewusst wird, wenn mir nur klar ist, wogegen man sich entschieden hat. Wovor man geflüchtet ist.

In meinem Fall ist das leider nicht anwendbar und auch das habe ich schon oft gesagt.
Ich treffe meine Entscheidung selten bis nie negativistisch. Also, dass ich mich für Dinge entscheide, weil ich gegen andere Dinge bin. Ich entscheide mich für Dinge, weil ich diese Dinge möchte. Mehr ist da nicht und mehr war da auch nie. Mehr brauche ich in der Regel auch nicht.

Ich muss nicht selbst erfahren haben, wie es ist Gewalt zu erleben, um anzuerkennen, dass jemand sie nicht (mehr) erfahren möchte.
Für mich hat die Familie* noch nie eine größere Rolle gespielt als die, ein nervenaufreibend zu kompensierender Nullpunkt in unserer Lebensverwaltung und –perspektive zu sein.
Eine Waise zu sein, deren Eltern noch leben, ist ein struktureller Gau, wenn man behindert ist. Dennoch habe ich nie den Wunsch gehabt, doch bitte deshalb keine Waise mehr zu sein oder ein besseres/anderes Verhältnis zu ihnen zu haben – sondern den Wunsch leichter bestehende Behinderungen kompensieren zu können, arbeiten zu können, mich und uns selbstbestimmt versorgen zu können.

Am Ende geht es mir in meinem Wirken immer nur darum, das “nicht aufgeben”, “nicht hinfallen”, “nicht loslassen”, “nicht nachgeben” weniger schwer für mich zu machen.

Ich bin egoistisch damit und ich weiß, dass ich Glück damit habe, dass genau das mein Anteil an diesem Inneren der H. C. Rosenblatt ist.
Es gibt andere Innens, deren Wirken besteht in der Zerstörung des Körpers, unserer Bindungen und Werte – deren Wirken wird weitaus stärker sanktioniert als meins. Die dürfen ihren Egoismus nicht im Ansatz so ausleben wie ich und manchmal tut mir das leid für sie.
Sie würden viel besser in solche Argumentationslogiken der Therapeutin passen und könnten sich viel besser auseinandersetzen mit den Themen “Abwertung von Schwäche bzw. Opferschaft” oder “die Familie* bevorzugen, weil hier gerade so viel überfordernder Scheiß läuft”.

Stattdessen höre ich mir das an, frage mich, ob ich in den letzten Jahren nicht schon oft genug gesagt habe, dass das für mich nicht passt, beantworte mir die Frage mit: “Ja, offensichtlich nicht, sonst würde sie ja nicht schon wieder damit ankommen” und falle in ein Loch, denn plötzlich fühle ich mich ihr fern, fremd und unverbunden. Als hätten wir niemals etwas miteinander geteilt oder wären je verbunden gewesen.
Dann warte ich eine Weile, stoße meine Gedanken wie Bergsteigerpickel in den wabbelweichen Haufen aus allen mit ihr gemachten Erfahrungen und schlage mein Zelt auf einer Schicht Fatalismus auf. Ich erzähle mir, wie ich jederzeit aufhören kann, mit ihr zu arbeiten. Wie ich jederzeit aufgeben könnte, wenn ich nur wollte, obwohl ich weiß, dass ich es nicht kann und nie konnte.

Wieder lüge ich mich an und wieder merke ich, dass es das Beste für uns alle ist, das zu tun.

Ich habe der Therapeutin gesagt, was ich sagen konnte und beendete das Gespräch mit der Gewissheit, dass mein Erinnern nutzlos ist, weil es ohne Kontext ist.
Die Therapiearbeit braucht diesen Kontext. Ich kann ihn nicht liefern.

Ich gehöre zu einem anderen Ende dieses Lebens und dieses Ende gehört im Moment nicht zur Therapie.
An meinem Ende passiert nur eine Phase.

Phasen sind irgendwann auch wieder vorbei.
Man muss sie nur durch.stehen.