die to-not-do Liste

Ende Mai erlebte ich einen Meltdown in einer Fahrschulstunde und schrieb hier darüber.
Wenige Tage später ist Sookie gestorben. Die Prüfung hatte ich nicht bestanden.
Die zweite, wenige Wochen später, ebenfalls nicht.

Mein Problem: Angst.
Nicht vor dem Autofahren. Nicht vor dem Verkehr.
Vor Missverständnissen. Unverständnis. Druck. Unzutreffenden Motivationsphrasen. Beobachtet werden. Fehlannahmen über meine Fähig- und Fertigkeiten. Meine Ortskenntnisse. Meine Kraftreserven.

Und: Der Umstand, dass meine Angst bereits umfassend bestätigt wurde. Sowohl im kleinen Dauerelend, das meine Interaktion mit anderen Menschen ist, als auch im großen Horror des Meltdowns.

In zwei Wochen habe ich wieder Fahrstunden. Weil ich darum gebeten habe.
Ich will das weghaben. Es gibt gerade zu viele Bereiche in meinem Alltag, die mit Angst zu tun haben. Ich will Siege. Heroische Momente von Überlegenheit über die Angst.
Und jetzt sitze ich doch hier und habe

Angst.

So richtig mit Schwitzen, Durchfall und Puls im Hals. Einfach nur, weil ich jetzt Termine habe und entsprechend auch wirklich was damit machen muss.
Es ist nichts passiert. Außer eine reale Möglichkeit.

Ich weiß, dass das der Punkt ist, an dem ich üblicherweise Vermeidungsverhalten anbahne. Deshalb schreibe ich das hier auf. Sehr wahrscheinlich will ich mega mega busy sein in den nächsten zwei Wochen. Ich hab ja immer so wahnsinnig viel zu tun. Dies und das und ja, ich bin ja immer so wichtig für alles Mögliche, das natürlich auch immer des Todes unverschiebbar ist.
Aber vielleicht auch mal nicht?

Ich werde eine to-not-do Liste schreiben.
Alles, was ich machen will, um mich zu betäuben, schreibe ich auf.
Vielleicht teile ich sie hier.

Info: Das nächste offene Austauschtreffen unserer Online-Selbsthilfegruppe „Viele Stimmen“

Am 20. 3. findet das nächste offene Austauschtreffen unserer Online-Selbsthilfegruppe „Viele Stimmen“ statt.

Alle Infos und zur Anmeldung geht es hier:
https://community.vielesein.de/offenes-austauschtreffen

#Trauma #kPTBS #Selbsthilfe #Onlineaustausch

Netzwerk im Aufbau, verstetigte Gruppen | Links und Hinweise

Aus unserer Sicht

Anfang Januar erreichte uns der Aufruf zur Beteiligung am Gründungsprozess des bundesweiten Netzwerks „aus-unserer-sicht“ von Betroffenen für Betroffene
von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend. Hier geben ihn nun an euch weiter.

Grundlegende Ziele des bundesweiten Netzwerkes (e. V.):

  • Das Netzwerk bringt die Expertise von Betroffenen in die gesellschaftlichen und politischen Prozesse ein.
  • Das Netzwerk soll regionale, nationale und internationale Vernetzung und das Empowerment Betroffener fördern. Dazu sollen Austausch- und Aktionsformate wie zum Beispiel bundesweite Kongresse, Fachtage zu wechselnden Schwerpunktthemen, Dialoggespräche und regionale Aktionen unterschiedlichster Art und Zielsetzung organisiert und durchgeführt werden.
  • Betroffenen aller Tatkontexte werden Beteiligungs- und Handlungsspielräume im Sinne von Empowerment ermöglicht. Beteiligungsprozesse in allen Bereichen – zum Beispiel in Forschung und Aufarbeitung – werden gefördert.
  • Das Netzwerk bietet fachliche Unterstützung bei Selbsthilfe-Aktivitäten.
  • Das Netzwerk hat eine digitale Präsenz mit eigener Webseite und informiert transparent über aktuelle Entwicklungen (z.B. über Social-Media-Kanäle und mit einem Newsletter)

Mehr über die Initiator*innen und das Projekt selbst findet ihr auf ihrer Webseite. https://aus-unserer-sicht.de/
Dort gibt es auch Informationen in Leichter Sprache und Gebärdensprache. Die Webseite verfügt außerdem über einen „Notausgang“.

Um euch an der Planungsphase zu beteiligen, könnt ihr den Fragebogen auf der Seite ausfüllen oder per Mail einsenden. Bleibt auf dem Laufenden, in dem ihr euch für den Newsletter anmeldet.

Netzwerk Trauma und Dissoziation (Schweiz)

Ist eine Dienstleistungsplattform zur Informationsvermittlung über Traumafolgestörungen: Die Initiator*innen schreiben über sich auf ihrer Webseite https://www.netzwerktrauma.ch/:
„Wir sind eine Gruppe von Studierenden und Forscher*innen zu Themen rund um Traumafolgestörungen und kultursensitive Psychologie. Wir nehmen dabei eine persönliche als auch medizinisch-psychologische Sichtweise ein und versuchen dieses Wissen an eine breite Öffentlichkeit auf verständliche, aber nicht minder präzise Art und Weise weiterzugeben. Regelmäßig werden hierzu aktuelle Forschungsergebnisse aufbereitet und in den Kontext eingebettet. Unser Hauptziel ist es, eine breite Öffentlichkeit für die Thematik zu sensibilisieren und dass dadurch Betroffene einen kompetenteren Umgang mit ihrer Erkrankung finden.“

Ein Projekt des Netzwerks ist die Gruppe DISpositiv. Sie versteht sich als „eine Bewegung, die sich für die Rechte von Patient:innen mit dissoziativer Identitätsstruktur einsetzt und ihre Interessen und Bedürfnisse öffentlich vertritt.“ Sie gründeten eine Selbsthilfegruppe und klären in ihrem Newsletter zur DIS als Erkrankung in Folge von komplexer Traumatisierung auf. Mitmachen lohnt – Solidarität unter Betroffenen ist für die Vielen in der Schweiz gerade auch bitter nötig.
Deshalb mein Aufruf an euch: Newsletter abonnieren, mitmachen, vernetzen!
Alle Informationen findet ihr auf dieser Webseite: https://www.dispositiv.info/

verstetigt: die stabilisierende Onlinegruppe

Wir haben sie euch schon vorgestellt als sie anfing – die stabilisierende Onlinegruppe mit geleiteten Imaginationen zur Stabilisierung und Ressourcenfindung über Zoom vom Meike Märtens und Rebekka Leitlein. Sie konnten ihr Angebot nun verstetigen und bieten weiterhin jeden Dienstag ein Treffen zum Runterkommen, Stabilisieren und Stärken an.

Für wen ist dieses Angebot? Sie schreiben auf ihrer Webseite: „Dieses Angebot ist für alle, die sich in diesen Zeiten etwas Stärkendes wünschen. Es ist für Menschen, die sich auf Imaginationen einlassen können oder Interesse haben, dies auszuprobieren. Alle Termine sind traumasensibel gestaltet und somit auch – aber nicht ausschließlich – für Menschen geeignet, die Traumata erlebt haben bzw. das Gefühl haben, unter Traumafolgen zu leiden.

Über diese Webseite könnt ihr euch anmelden: https://traumatherapie.berlin/gruppenangebote/

traumabasierte „Entscheidungen“ erkennen und was helfen könnte

Es gibt traumareaktives Verhalten, das man selbst als Entscheidung wahrnimmt.
Man glaubt, man würde sehr rational bewerten, würde das einzig Mögliche Richtige tun; in eine Zukunft handeln, die besser wäre als ~alles~ jetzt. Und dann bleibt man bei Menschen, die eine_n nicht gut behandeln, verlässt von jetzt auf gleich eine Arbeitsstelle, Freund_innen, die Stadt, das eigene Leben. Oder man geht invasiver vor als nötig, wendet körperliche, seelische, psychische, ökonomische, strukturelle Gewalt an und lügt, um die eigene Ohnmacht, Angst, „Schwäche“ so weit von sich zu weisen bis man sie nicht mehr fühlt.

Dieses Verhalten dient der Stress- und Emotionsregulation. Alle Menschen kennen dieses Verhalten von sich, nicht alle haben dazu auch eine komplexe Traumafolgestörung, die es ihnen erschwert, es auch als solches zu erkennen und zu verändern.
Traumareaktive/traumabasierte Entscheidungen werden oft gefällt, um unaushaltbare Gefühle zu beenden vermeiden. Emotionale Betäubung zu  unterbrechen, bedrängende Ohnmachtsgefühle, Verwirrung, Unsicherheit, die an Todesangst erinnert, zu stoppen verdrängen. Häufig werden auch Probleme, die sich durch das Fehlen eigener Werte und Meinungen oder der Angst, diese zu vertreten, ergeben, mit  solchen Entscheidungen gelöst aufgeschoben.
Nicht jede traumabasierte Entscheidung ist deshalb irrational oder falsch – aber sie ist nicht wirklich selbstbestimmt, nicht so frei, wie nicht traumatisierte Menschen entscheiden können und in der Regel dient sie der Kompensation von Problemen – nicht der Lösung.

Traumabasierte Entscheidungen bestätigen so gut wie immer auch Traumawahrheiten. Also die Wahrheiten, Einsichten, Ideen, die man brauchte, um der erlittenen Traumatisierung Sinn und Kontext zu bieten. „Mir wurde XY angetan, weil ich … bin.“, „Alle [Berufsbezeichnung/Geschlecht/äußerliche Eigenschaft/sonstige Zugehörigkeit des_der Täter_in] sind abstoßende Arschlöcher“, „X ist tödlich/Y ist lebensgefährlich“, „Ich habs nicht anders verdient, weil ich …“
Traumawahrheiten sind keine Lügen. Sie sind nur nicht so umfassend, belastbar richtig, wie man sie wahrnimmt – und so manche Traumawahrheit ist als Legitimationsgrund für Gewaltausübung sehr tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben. Etwa: „Leute, die X tun, sind selber schuld, wenn dann Y [etwas Schlimmes, Traumatisierendes] passiert.“

Woran erkennt man eine Traumawahrheit?
Sie dreht sich immer (irgendwann in der Argumentationskette) um Leben und Tod, um 100 % richtig/wahr und 100 % falsch/gelogen, um Top oder Flop. Es gibt kein Dazwischen, kein „Moment mal kurz…“, keine Optionen für Gleichzeitigkeit. Sie sorgt dafür, dass man an sich selbst einen anderen Maßstab anlegt als an andere Menschen.
Und was viele Traumawahrheiten noch auszeichnet, ist der Zirkelschluss. Also eine logische Kette, die immer wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückfindet und sich damit selbst bestätigt. Das ist die Eigenschaft, die viele Traumareinszenierungen anstößt und auch diesen Erfahrungen wiederum Kontext und Logik gibt.

Was kann man tun, wenn man merkt, dass man sich in einer Situation befindet, die zu traumabasierter Entscheidung führen könnte?
Was mir gut hilft ist, zu prüfen, wie erwachsen meine Gefühle und Einschätzungen zu einer Situation gerade sind und wie erwachsen ich mich fühle in Bezug auf das Entscheiden selbst.
Für mich ist ein Marker für „Ich fühle mich erwachsen“, dass ich mich traue, in Betracht zu ziehen, gar keine Entscheidung zu treffen und mir Zeit dafür zu erbitten oder sie mir zuzugestehen. Ich weiß, dass mein erwachsen sein, mein überlegt und rational sein, im vorderen Teil meines Gehirns steckt und dass dort tendenziell Sendepause ist, wenn ich Zeitdruck habe. Also sorge ich für so viel Zeit, wie ich aushalten und vor anderen auch verantworten kann. Das kann ein Zeitraum von 5 Minuten sein, es können aber auch Wochen und Monate sein. Je länger ich mir, uns, Zeit für eine Entscheidung gebe, desto breiter wird das Spektrum dessen, was die Entscheidung für mich, für uns, bedeutet. Aus einer 1 oder 0-Entscheidung wird so eine 1 oder 2 oder 3 oder 4 oder auch gar nix-Entscheidung und dies wiederum erfordert auch mehr Überlegung (Erwachsenheit) von mir und festigt mich in der Situation.
Denn was das Kindliche, Jugendliche, Traumatisierte in mir sehr gut kann, sind 1 oder 0-Entscheidungen. Also die klassische Traumamechanik. Alles, was schnell gehen muss, um das Überleben zu sichern. Die Dinge, mit denen ich heute konfrontiert bin, sind aber Entscheidungen des Lebens. Gestaltungsfragen, wenn man so will. Wenn ich uns mehr Zeit gebe, können sie diesen Unterschied manchmal miterleben, was hilft, wenn es darum geht noch mehr zwischen früher und heute zu unterscheiden.

Was mir auch hilft ist, ist zu prüfen, ob ich Angst vor den Konsequenzen meiner Entscheidungen habe.
Das ist ziemlich tricky, weil oft auch extrem konfrontativ, aber manchmal muss man da durch, weil es nur so weitergeht. Eine Situation kann zum Beispiel sein, dass man sich überlegt eine Beziehungsperson zu verlassen, weil man nicht (mehr) zufrieden ist mit der Beziehung. Dann kann es sein, dass man vor allem kindliche Panik vor dem Beziehungsabbruch spürt – aber auch die erwachsene Überforderung (die Todesängste triggert) vor einem Leben ohne irgendeine Beziehungsperson im Leben.
Und dann hilft es vielleicht zu gucken: Habe ich wirklich keine andere Beziehungsperson in meinem Leben? Wofür genau brauche ich eigentlich eine Beziehungsperson in meinem Leben? Sterbe ich, wenn da keine_r ist oder ist es nicht vielleicht eher so, dass ich aus mir heraus keine Selbstfürsorge oder -versorgung oder Lebensziele und -sinn aufrechterhalten kann/will/werde, weil noch nie alleine gemacht? Das sind schmerzende Fragen und vielleicht geht man mit Antworten aus dem Prozess, die niemand wissen darf, weil es so peinlich ist – aber was sich daraus ergibt, hilft eine reflektierte, informierte Entscheidung zu treffen.

In Bezug auf die kindliche Panik, die man in so einer Situation vielleicht fühlt, nur eine Sache: Man hilft Kindern nicht, wenn man ihnen gibt, was sie wollen, weil sie Todesangst haben – man hilft ihnen, wenn man ihnen die Todesangst nimmt, indem man für Sicherheit sorgt. Und man ist nicht in einer sicheren Situation, wenn sie Todesangst auslöst.

Überforderungsgefühle von erwachsenen Menschen werden selten benannt. Meistens, weil sie mit Schwäche und Unfähigkeit verbunden werden und deshalb auch mit Minderwertigkeit. Überforderung ist aber nichts weiter als ein Marker dafür, dass etwas fehlt. Vielleicht braucht es Fähigkeiten, vielleicht Werkzeug, vielleicht Unterstützung, vielleicht eine Änderung der Aufgabe – alles Dinge, die übrigens in Bezug auf schwierige Erfahrungen den Unterschied zwischen Trauma und „belastendes Lebensereignis“ ausmachen. Überforderung ist das Stück vor Trauma, das zu spüren im Alltag für mich enorm an Wichtigkeit gewonnen hat. Reguliere ich meine Überforderung, reguliere ich das traumatisierende Potenzial von neuen Erfahrungen, neuen Aufgaben, plötzlich eintretenden Sondersituationen.
Auch hier ist es natürlich wichtig wieder zu gucken, was ich wirklich selbst regulieren kann, aber in Bezug auf wichtige, große Entscheidungen, die ich für mich selbst treffe, ist es einfach wichtig, dass ich mir klarmache, dass ich mit Überforderung etwas machen kann und ihr nicht so hilflos ausgeliefert bin wie in früheren traumatisierenden Situationen.

Was möglicherweise noch helfen könnte, ist eine Liste zu haben, auf die man sich in Bezug auf das eigene Leben geeinigt hat. Oder eine Liste mit Dingen, die einem_einer einfallen, wenn man sich fragt, was man im Leben möchte, was man vom Leben möchte oder woraus das eigene Leben bestehen soll. Wichtig dabei: Nicht als „Irgendwann mal in der Zukunft, möchte ich…“ gedacht oder formuliert, sondern ganz konkret, jetzt und hier.
Bei uns steht drauf, dass wir leben wollen, dass dieses Leben nicht mehr wehtun soll und dass wir uns so in unserem Leben auskennen (können) wollen, dass wir darüber erzählen können. Das sind Punkte, die wir uns erarbeitet haben und die wir als Messlatte für alles herannehmen.
Das heißt nicht, dass wir jeden Schmerz vermeiden und auch nicht, dass wir uns zum Beispiel gegen das Schweigen über unser Leben entschieden haben, aber es bedeutet, dass wir uns zum Beispiel auf jeden Fall von Menschen trennen, die uns (wiederholt) verletzen oder unseren Schmerz am Leben nicht ernst nehmen oder erleichtern helfen und auch, dass wir so lange weiter Traumatherapie machen, bis wir uns für uns genug und sicher im eigenen Leben auskennen (und uns das auch nicht gegenseitig erschweren oder verunmöglichen) bzw. so lange wir es aushalten, daran zu arbeiten.

Was noch helfen könnte, ist sich mit jemandem zu beraten, die_r nicht von der Entscheidung betroffen ist. Am besten mit jemand, die_r Traumalogik kennt, versteht, enttarnen kann. Es nutzt überhaupt nichts, wenn mir in einer Situation, in der in mir nur noch traumalogisches Denken passiert und meine Entscheidung eigentlich eine Reaktion ist, eine andere Person mir ihr (untraumatisiertes) Bauchgefühl zur Situation mitteilt. Ja, das kann auch mal passen, aber das hilft mir nicht, von der Reaktion zur informierten, erwachsenen Entscheidung zu kommen.
Ich brauche dann jemanden, die_r mich fragt, was ich fühle, was ich denke, welchen Druck ich spüre und mir anträgt zu prüfen, ob und wenn ja in welchen Aspekten, diese Gefühle wirklich heutig und der Situation angemessen sind. Jemand, die_r emotionale Distanz zu meinem Problem einhält und mir so zeigt, dass das überhaupt möglich ist.

Und, wenn eine andere Person involviert ist, kann es helfen, mit dieser Person über diese Entscheidung zu sprechen.
Manchmal entstehen Dynamiken zwischen Leuten, in denen man sich gegenseitig in Reiz-Reaktions-Dynamiken bringt, die nur mit Konfrontation zu stoppen sind. Und damit meine ich nicht „stoppen, wie einen Zug“, sondern, wie in „innehalten und mal aussprechen, was man gerade denkt und möchte oder will oder eben nicht mehr möchte“. Manchmal merkt man dann, dass man eigentlich die ganze Zeit (traumabasiert) reagiert und gar nicht wirklich macht, was man eigentlich möchte.

Das ist alles nicht einfach, aber machbar. Es ist möglich im üblichen Alltag Entscheidungen zu treffen und Dinge zu verändern. Indem man Entscheidungen trifft, die sich auf die realen konkreten HierHeuteJetzt-Umstände und Fakten beziehen, trifft man eine Entscheidung, die der Heilung oder, anders formuliert, Weiterentwicklung nach dem Trauma, mehr Raum gibt und so direkt dazu beiträgt.

die Besteck-Theorien

Dieser Text ist als Audiopodcast der Selbsthilfereihe „Was helfen könnte“ auf vielesein.de erschienen.

Einige be.hinderte Menschen in der Community verwenden die Redewendung: „Ich habe keine Löffel für Tätigkeit XY“ oder „Mir fehlen heute die Löffel dafür“. Damit beziehen sie sich auf die „Spoon-Theory“ von Christine Miserandino, in der Löffel als eine Art Energie-Einheit betrachtet werden. Ein Löffel gleich eine Tätigkeit oder vielleicht auch zwei Tätigkeiten oder zwei Löffel für eine Tätigkeit. Manche teilen noch ein in kleine und große Löffel, doch halten wir an dieser Stelle fest: Es geht um die individuellen Energieressourcen, mit denen man morgens aufwacht und die zur Verfügung stehen, um den Tag zu schaffen.

Viele chronisch erkrankte Menschen leben mit Fatigue, also einer Erschöpfung, die bei vielen von ihnen auch nicht durch mehr Schlaf oder einen längeren Urlaub aufhört. Ihr Leben erfordert also kontinuierliches Energiemanagement und die ständige Prüfung, wie viele Spoons, also wie viele Energie-Einheiten in etwa noch verfügbar sind.

Ich habe kurz nach unserer Autismusdiagnose von dieser Theorie erfahren und hielt sie erst für ein praktisches Tool, um meine Ressourcen greifbarer zu machen. Doch zwei Dinge erwiesen sich für mich als problematisch. Erstens: Die meisten Menschen kennen weder diese Theorie noch Erschöpfungszustände, wie ich sie oft erlebe.
Erschöpfung ist auch nicht gleich Erschöpfung. Die chronische Fatigue von zum Beispiel Menschen mit MECFS ist eine andere als meine, die sich durch die Verschränkungen von Autismus und chronischer Traumafolgestörung ergeben. Und erst recht andere als die von Menschen, die Vollzeit lohnarbeiten, um sowohl davor als auch danach noch unbezahlt hauszuarbeiten.

Das zweite Problem war und ist für mich, dass ich durch meine, tja erschwerte? wenig ausgeprägte? von mir nicht eindeutig genug interpretierbare? Tiefenwahrnehmung des Körpers im Grunde kein Konzept darüber habe, wie viel oder wenig ich mich körperlich belasten kann oder sollte. Für die allgemeine Bestimmung meiner Erschöpfung bin ich auf für andere Menschen extreme Signale angewiesen: Motorische Ausfälle (unsicherer oder versteifter Gang, Dinge fallen mir aus der Hand, ich kann keine Schleifen mehr binden oder Knöpfe zu machen), dissoziative Krampfanfälle, Unfähigkeit Gehörtes zu verstehen und zu verarbeiten, extreme Wahrnehmung von Geräuschen, Ausfall des Sichtfeldes, das Gefühl, dass es entlang meiner Knochen summt, das Gefühl meine Haut würde brennen. Sowas.
Das Problem dabei ist, dass es extreme Signale sind, die auf extreme Erschöpfung und extreme Stresslevel deuten. Sie dienen also nur dazu mir zu sagen: „Du bist erschöpft. Du bist gestresst.“ aber nicht, wie viel Energie da mal war oder wie viel noch da ist. Und sie sagen mir auch nichts über meine psychische oder geistige Erschöpfung oder ihren Anteil an der von mir als körperlich interpretierten Erschöpfung.

Ich merke durchaus auch, wann ich einen guten Tag habe und wann nicht, doch auch das leite ich über das Level des Schmerzes ab, mit dem ich morgens aufwache und dem Level der Schmerzhaftigkeit der Morgentoilette. Eigentlich sollte ich morgens (bzw. generell) aber nie Schmerzen haben, sondern mich neutral mit Tendenz fühlen. Jedenfalls ist das meine Vorstellung davon, was man braucht oder zumindest als Erfahrungswissen über eigene Befindlichkeiten haben sollte, um die eigenen Energiereserven einschätzen zu können.

Also, die Spoons waren es nicht.

Dann habe ich von der „Fork-Theory“ gehört und da kamen wir der Sache schon näher.
Die Fork-Theory hat sich der Ehemann von Jenrose ausgedacht. Im Englischen gibt es die Phrase: „Stick a fork in me, I’m done“ mit der man ausdrückt, dass man mit etwas fertig ist. Nun kann man sich vorstellen, wie oft man den Stich einer Gabel ertragen kann und was es bedeutet, wenn der Stich von einer Heugabel, einer Fonduegabel oder einem Kunststoffgöffel kommt.

Dass mir die Welt und das Leben darin weh tut, ist etwas, das ich sage und empfinde, seit ich denken kann.
Nicht, weil es immer ultra schlimm ist und mein Leben nur aus Elend und Not besteht, sondern weil es so ist. Egal wie entspannt ich bin, egal wie schön alles ist, unter allem liegt immer eine diffuse Decke von Schmerz, die nicht zu lokalisieren und auch nicht näher zu beschreiben ist. Und alles was zusätzlich auf mich zukommt – und sei es, dass ich morgens aufwache und das Licht eines fantastischen Tages, der nur auf mich wartet um mich mit Nektar und Vogelgesang zu liebkosen, wahrnehme – trägt etwas zu diesem Schmerzteppich bei.

Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, ob ich wirklich jeden Reiz, jeden Stressor in mich stechende Gabeln übersetzen möchte. Denn nicht jeder für mich aversive Reiz ist auch für andere Menschen als möglicherweise aversiv glaubhaft oder wenigstens nachvollziehbar. Und nicht alles, was mir weh tut, ist für mich ausschließlich unangenehm. Sex und Sport zum Beispiel. Oder die Hunde streicheln. Oder die ballerscharfe Knoblauchcreme mit krachenden Chips essen.
Im Kontext der Vermittlung meiner Belastung hingegen ist diese Übersetzung nützlich, weil sich jede_r schon einmal mit einer Gabel gestochen hat und/oder auch gestochen wurde. Es ist damit vielleicht nicht immer passend in Bezug auf ganz konkrete Eindrücke und Wahrnehmungen, aber auf eine allgemeine Beschreibung der Lage. Zum Beispiel so: „Ich habe gerade 6 Gabeln in mir, ich kann nicht noch mit ins Kino.“ oder „Der Arbeitstag bedeutete heute 4 Gabelstiche und eine ist noch drin, lass mich die erst rausnehmen/die Stelle versorgen, dann können wir einkaufen gehen.“

Das vermittelte Bild ist vielleicht total krass für viele, die das Schmerzerleben von Stressoren nicht teilen, aber ich merke viel Kongruenz.
Außerdem ist es so vielleicht auch leichter für Außenstehende zu verstehen, warum man in manchen Momenten sehr große Schwierigkeiten hat, auf Kraftquellen oder Energiereserven zuzugreifen. Wenn man weiß, dass jemand gerade eine Heugabel im Oberschenkel hat oder hatte, dann würde man von der Person nicht erwarten, joggen zu gehen oder sich am Sonnenschein zu erfreuen. Heilung und Regeneration braucht individuell viel Zeit und dieses Konzept ist manchmal leichter über ein Bild der körperlichen Verletzung zu kommunizieren, weil diese Erfahrung universeller ist, als die von Stress- und Reizverarbeitung. Das ist auch traurig, aber das ist nun einmal gerade der Stand in unserer ableistischen Gesellschaft.

2019 hat Terry Masson der Spoon-Theory noch die „Knife-Theory“ hinzugefügt.
Das Messer im Besteckkasten wird hier als das letzte verfügbare Mittel betrachtet.
Es ist hocheffizient, aber enorm energieaufwendig zu nutzen. Mit einem Messer ist praktisch alles zu schaffen – vor allem durch entweder (unumkehrbare) Zerstörung oder (hihi) einschneidende Veränderungen.

Auf so ein metaphorisches Messer zurückgreifen zu müssen, weil man wirklich am Ende ist, bedeutet nach außen hin für viele behinderte Menschen eine verlängerte oder auch überhaupt erst möglich gemachte Phase der Funktionalität, auf Kosten der Möglichkeiten für längerfristige Funktionalität.

Als Beispiel kann ich hier unsere Zeit der Ausbildung anführen, als wir noch nicht überwiegend zu Hause gearbeitet haben.
Am Montag hatte ich genug Energie, um gut zur Schule zu kommen und bis 10 halb 11 einigermaßen mitkommen zu können. Das waren anderthalb bis 2 Unterrichtblöcke und eine Pause mit Raumwechsel. Dann bin ich auf den letzten Energieschlucken nach Hause gekommen und musste ausruhen bis abends, um noch ein bisschen nachzuarbeiten und zu bloggen, zu schreiben, mit Freund_innen zu sprechen oder zu kochen. Am Dienstag habe ich dann vielleicht genauso lange durchgehalten, konnte dann abends aber nur noch zwischen kochen oder bloggen entscheiden. Mittwoch hatte ich dann schon in der Straßenbahn Sorge, ob ich die erste Stunde überhaupt schaffe und hatte Geld für ein Taxi nach Hause dabei. Ab mittags lag ich mit Chips und Brause im Bett – ohne irgendwas anderes als mich berieseln zu lassen, zu können. Donnerstag hab ich mich dafür fertig gemacht und gedacht, ich reiße mich gut zusammen, während ich mich, metaphorisch gesprochen, mit den letzten verfügbaren Messern zerschnetzelt habe. Ich habe kaum noch etwas mitgekriegt, geschweige denn prozessiert, was in der Schule passiert ist und wie ich jeweils immer wieder nach Hause kam, ob ich NakNak* wirklich richtig gut versorgt habe, was, wann wie viel ich gegessen und getrunken habe, ob ich meine Medis genommen habe, ob ich Termine wahrnahm, ob mich irgendjemand um irgendwas gebeten hat – blank. Keine Ahnung. Freitags das gleiche von vorn. Nur mit Schmerzen, die durch nichts irgendwie zu erleichtern waren. Und in der Regel ebenfalls kompletter Amnesie für den Tag, oft genug auch noch für das ganze Wochenende danach.
Das erste Ausbildungsjahr hat mich wirklich so extrem überfordert, dass die Spaltung zum schulfunktionalen Alltagssystem, aus der Schulzeit in Kindheit und Jugend, endlich richtig Sinn ergab. Hier also die Verschränkung mit der DIS: Es geht um toxischen Stress, der nicht reguliert werden kann und das Gefühl von Lebensbedrohung auslöst, der nicht ausgewichen werden kann. Und, um den Bogen zum Besteckkasten zurückzuschlagen, auch mit unterschiedlichen Anpassungsstrategien begegnet wird.

Ich, Hannah, ehemals „die Rosenblätter“, bin definitiv eine Gabelstich-Reaktion mit stabiler Löffelstrategie.
Mein Energiemanagement ist effizient, wenn es darum geht, soziale Kommunikation zu schaffen und deshalb eher ineffizient in Bezug auf meine Arbeit oder Hobbys. Das Energiemanagement des Schulsystems basiert komplett auf der Messerstrategie. Es ist kaum etwas für soziale Bindung da oder für die Verarbeitung im Sinne einer „Ver-Ich-lichung“ dessen, was um sie herum passiert. Im Grunde hacken sie sich mit einer Machete durch den Reizdschungel und sind ansonsten unverbunden mit dem, was das eigentlich bedeutet.
Für uns relevant zu wissen, weil wir über dieses Konzept besser überlegen können, wie wir Kontakt etablieren und neue Strategien ermöglichen können. Außerdem ist es relevant, weil wir so nicht mit falschen Vorstellungen an sie herantreten. Wir müssen annehmen, dass sie so etwas, auf den ersten Blick vielleicht erst einmal ineffizientes, wie einen Löffel nicht etablieren können, weil ein ganz anderes Prozessempfinden vorliegt, aber auch ganz andere Erwartungen an die eigene Selbstwirksamkeit. Außerdem dürfen wir nicht voraussetzen, dass sie selbst spüren, was ihr Energieverbrauch für uns bedeutet.

Ähnliche Auseinandersetzungsprozesse wünsche ich mir auch im Außen. Nicht nur bei mir, bei uns, sondern auch für alle anderen Menschen, die immer oder auch nur zeitweise sehr darauf angewiesen sind, dass man ihre Belastung, ihre Erschöpfung gut genug nachvollziehen kann, um ihnen nicht ständig und immer mehr abzuverlangen, als sie eigentlich wirklich gut, ohne selbst schaden zu nehmen, können und schaffen.

May the Besteck-Theory become your new tool!

Abspann

Sie wurden heute im Rahmen eines Rituals gegessen. 20160921_080758
Die Äpfel.

Aus den Mündern aller Beteiligten quoll ein monotoner “NOM NOM NOM”-Gesang und ich sah zu.
Befriedigt und entlastet.

 

 

 

20160921_080823

 

Ich würde es wieder tun.

 

______________________________________________

(Nur nicht nach diesem Rezept (vegan) – es braucht jeweils noch 100gr mehr Mehl, wenn man, wie wir, feines Dinkelmehl verwendet.)

die (“Was tun, wenns komisch guckt?”)- Challenge

Für uns gibt es Essen, das komisch guckt. Was das bedeutet, beschrieben wir bereits hier etwas genauer.

Für die Radtour ans Meer hatten wir uns vorgenommen, so bewusst wie möglich darauf zu achten, was wir tun, um uns Essen, das komisch guckt, zuzuwenden und zu essen. Die Fragestellungen waren:
– Wie essen wir im Moment eigentlich? (Was, wann, wie viel, womit beladen?)
– Welche äußeren Faktoren erleichtern uns das Essen (in einer Umgebung ohne bzw. mit gelockerten sozialen und kulturellen Normen)?
– Welche inneren Prozesse berühren im Moment unser Essverhalten?

Bevor wir losfuhren hatten wir folgenden Essplan:
1 Liter Kaffee mit je 130ml 1,5% Milch pro Tasse
09.00 Uhr, Frühstück – 75 gr Haferflocken mit 150 gr Jogurt (0,1% Fett, Erdbeere und Himbeere abwechselnd)
14.00 Uhr Mittagessen – 2 Scheiben Vollkornknäckebrot mit Kräuterquark (fettreduziert), 1 Apfel (Braeburn, max. halbe Faust groß), 1 Banane (mittelreif)
18.00 Uhr Abendessen – 250 gr Kartoffeln, 2 mittelkleine Zwiebeln, 1 Paprika, 1 Kohlrabi, 10ml Olivenöl, getrocknete Kräuter (als Ofengemüse gegart, 1 x pro Woche mit Feta aus Schafsmilch (fettreduziert) und 1 x pro Woche mit 150 gr Hühnchenfleisch)

In unserem Gepäck hatten wir einen Gaskocher, Instantkaffee, Haferflocken, Dinkelkörner, 1l H-Milch, ein Paket Vollkornknäckebrot, eine Packung Kräuterquark, eine Dose vegetarischen Brotaufstrichs, 250ml flüssiger Honig, 6 gekochte Eier, 2 x 4 Geflügelwürstchen, Ketchup, Salz und ca. 6 l Trinkwasser – auf unserem Küchentisch zu Hause warteten 1kg Äpfel und 1 kg Bananen auf unsere Heimreise.

Die Idee war, sich eine kleine Gnadenfrist für die ersten 2-3 Tage zu geben, weil das Fahren mit Anhänger und Gepäck anstrengend genug absehbar war und wir uns nicht selbst den Spaß verderben wollten, indem wir unseren ersten ganz und gar Urlaub von allem und allen mit Mangel und der Notwendigkeit gleich schon wieder irgendwas hin improvisieren zu müssen, beladen.

Geplant waren 4 Wochen on the road bei einem Tagesbudget von < 3€.
Campingplätze wollten wir nur ansteuern, wenn Regen & Gewitter anstanden und allgemeiner Versorgungsbedarf klar war (Ruhe, Sauberkeit, Sicherheit durch andere als sich selbst – sowas). Da die Strecke über Land führte, rechneten wir mit Zugang zu essbaren Wildpflanzen, Hofverkaufsregalen oder Hofläden und genug Möglichkeiten zu zelten, ohne in Naturschutzgebiete eindringen zu müssen.

Wie wir feststellten gibt es aber kaum noch “Unkraut” da draußen. Überall dort, wo Menschen sich legal aufhalten dürfen, wuchsen maximal noch Brennnesseln, Löwenzahn, Kerbel, Gänseblümchen, Kamille und Margeriten. Am Feldrand wuchs zwar oft auch noch was anderes, aber mit Pestiziden oder Herbiziden bespritztes Zeug, das wir nicht so abwaschen konnten wie zu Hause, wollten wir uns dann doch nicht in den Napf legen.

Wildpflanzen gucken also nicht komisch?
Doch – aber nicht SO.
Erkenntnis 1:
Wenn ich weiß, was es ist, ist es okay. Die Pflanze (das Lebensmittel/Essen) selbst guckt erst komisch, wenn ich sie in den Napf gebe.
Lösung: einfach mal einen Strauß Margeriten snacken oder die Blätter und Pflanzenteile im Stoffbeutel sammeln und dort heraus mit der Hand essen

Ergebnis: ja, wenn man das so macht, sieht man selbst komisch aus und alle Menschen gucken komisch – aber man wird satt und es schmeckt okay.
Es kostet nichts, man muss nur schauen, dass man vielleicht nicht gerade das Blog von Meiermüllerwieselschmitts Hund abpflückt und sicher sein, was genau man sich dort in den Beutel tut. Wer’s mal probieren mag und ein Smartphone hat, kann sich eine App zur Bestimmungshilfe nehmen.

Wir hatten an den ersten beiden Tagen noch Glück ein paar Wildpflanzen zu finden – dann fuhren wir fast nur noch durch Natur- und Landschaftsschutzgebiete oder landwirtschaftlich genutzte Bereiche und hörten auf, nach dieser Nahrungsquelle zu suchen.

An Tag 3 hatten wir noch Knäckebrot, etwas Quark, etwas Honig, Dinkelkörner, Haferflocken, Kaffee, vegetarischen Brotaufstrich und dann war die Milch alle.
Das warme Getränk am Morgen ist wichtig. Der Instantkaffee hingegen guckte komisch und erforderte zusätzlich noch das Kochen von Wasser (und: draußen in der feuchten Morgenkälte rumzustehen).

Erkenntnis 2:
Wenn wir noch keine Haut haben, gehts nicht. Morgens haben wir noch eine ganze Weile keine Haut. Egal, was wir machen, egal wie gut und lange wir geschlafen haben. Wir sind kein Morgenmuffel – wir sind ein Morgennacktmull.
Wir brauchen unsere Routine und keine Ablenkungen davon, damit sich unser Menschenkostüm entwickeln kann.

Es war hilfreich unsere übliche Routine zu machen: aufstehen, Wasser trinken, NakNak*-Runde, Klo, waschen, anziehen, Kaffee, Frühstück, Tagesplan angucken
Die ist schon seit über 7 Jahren fest etabliert und geht auch mitten im Nirgendwo.
Aber.
Am Morgen des Tag 2 saßen wir aufgewacht im Zelt und wussten nicht, was wir machen sollten. Es hat uns ungefähr 2 Stunden gekostet, auf die Idee zu kommen, “das Zelt zu verlassen” zu “aufstehen” zu erklären und “Klo” mit  “hinhocken und pinkeln” zu übersetzen, obwohl wir vorher wussten, dass es diese Abweichungen vom Alltag geben würde. Es war in der Situation selbst dann aber doch so grundlegend verschieden, dass es wie etwas völlig anderes erschien und damit überhaupt nicht dazu beitrug eine Haut zu entwickeln.

Mit dem Ende der Milch am dritten Tag kam das Ende der Uhrzeiten für unsere Mahlzeiten.
Das Frühstück aus Haferflocken und trotz 12 Stunden Einweichzeit recht harter Dinkelkörner brauchte Milch, doch die war vorher in den Kaffee zur ersten Pause gegangen. Soviel Milch, das man den Kaffee möglichst wenig schmeckt. Hust.
Naja.

Erkenntnis 3:
Wir können keine Mahlzeiten überspringen. Das Brot zu um 14 Uhr ist ein anderes Brot als das, was zu um 18 Uhr gedacht ist. Auch wenn es aus der gleichen Packung kommt und mit dem gleichen Zeug bestrichen wird. Das 18 Uhr Brot wird erst dann das 18 Uhr Brot, wenn es das 14 Uhr Brot gab, das nur dann das 14 Brot sein kann, wenn es das Frühstück hatte, was wiederum nur dann Frühstück ist, wenn es Kaffee gab, was nur dann der richtige Kaffee ist, wenn er in aller Ruhe mit Milch und mitten im Menschenkostümwachstum getrunken werden kann.

Wir fuhren an dem Tag an einem Hof mit Milchwirtschaft vorbei und kauften dort einen Liter pasteurisierte Frischmilch mit natürlichem Fettgehalt.
Was so ziemlich das krasseste Dings ist, das wir in Bezug auf Milchkonsum in den letzten Jahren getan haben, weil: VOLLMILCH

Erkenntnis 4:
Fett ist nicht gleich fettig
Die Vollmilch aus der Tüte im Supermarkt schmeckt uns nicht. Wir finden sie einfach abstoßend fettig und tot. Vermutlich ist auch schlicht nicht mehr als Fett, Kasein und Wasser drin, wenn man sie pasteurisiert, homogenisiert und dann noch ultrahocherhitzt.
Die pasteurisierte Frischmilch hingegen hat süß und irgendwie auch blumig geschmeckt. Schmeckt blumig und süß, denn wir wollen nie wieder eine andere nehmen.

Erkenntnis 5:
der Hunger treibts rein bis die Sattheit die Genug-Flagge hisst
Da saßen wir nun also mit der Frischmilch von Birgits Hofkäserei, unseren Haferflocken und dem Honig, um 19.30 Uhr an einem Wandererrastplatz und aßen Frühstück. Und dann Mittag. Und dann war genug. Einfach so.
Wir hatten noch 10 Kilometer vor uns und dachten dann: “Ach naja, wir können ja dann jetzt erst mal weiter und heute Abend im Zelt noch sehen, ob wir Hunger haben.”.

Seit Tag 4 der Radtour ans Meer haben unsere Mahlzeiten keine Uhrzeiten, sondern Hunger- und Sattmarker.
Ich weiß noch nicht genau, ob es mit der Milch allein zusammenhängt oder auch damit, dass wir uns während der Tour sehr ballaststoffreich und von (im Anteil der Gesamtmenge) wenigen verarbeiteten Sachen ernährt haben – aber ich glaube, wir haben ein anderes “Satt” und ein paar andere “Hungrig’s“ kennengelernt.
Ein “ich bin schlapp”-hungrig (das findet süß, reichhaltig und wenig anstrengend gut – so wie unser Frühstück), ein “ja, jetzt wäre was gut”-hungrig (was Knäckebrot, Gewürze und Früchte super gut findet) und ein hungrig, das nichts mit dem Magen oder dem Bauch zu tun hat, sondern mit dem Mund bzw. dem Kauen und Schlucken (was dann Wildkräuter, rohes, reifes bis fast matschiges Obst und Gemüse, aber auch Käse oder Junk-Süßigkeiten mag).

Das neue “Satt” merke ich den neuen “Hungrig’s” folgend noch nicht immer und es fällt mir auch schwerer, es jetzt wieder zu Hause immer zu bemerken.
Während wir unterwegs waren, war da plötzlich so ein: “Ja – is okay jetzt.”- satt, das sich allein schon durch den Punkt am Ende vom üblichen “So- jetzt ist hier aber Schluss!”- satt unterscheidet.
Es ist leiser und subtiler, dieses neue “Satt”. Es kommt nicht mit einem leeren Teller, einer leeren Verpackung oder einem leeren Topf, wie das andere. Vielleicht, weils aus unserem Bauch kommt und nicht aus dem Kopf.

Dann hatten wir eine Unterbrechung der Challenge, denn wir hatten Menschenkontakte.
Schöne Kontakte – aber soziale und damit auch anstrengende und von uns wegführende Kontakte. Wir waren in einem Restaurant, bekamen Essen geschenkt, waren zwei einhalb Tage zu Gast bei jemandem.

Die 3 Tage danach brauchten wir zum Zurückfinden und Ausbalancieren von uns selbst im Fahren und NakNak*s Abschlaffen. Sie mieselte am Futter, speichelte zäh, schlief mehr, hoppelte aber auch albern umher und hatte Bock auf alles – für uns keine eindeutigen Krankheitszeichen, sondern durchaus für etwas irgendwo zwischen Erschöpfung und möglicher Verunsicherung über das High-Life jeden Tag.
Um sie zu schonen, ließen wir sie Tag für Tag mehr im Anhänger schlafen und dösen. Das bedeutete jedoch auch den schweren Rucksack auf dem Rücken zu haben, während wir fuhren und den Anhänger zogen – und Hunger. Dauernd.
Wir aßen unser Frühstück um eine okaye Basis zu haben und nahmen dann alle 2-3 Stunden rohes Obst, Gemüse und Nüsse bis zum Abend bzw. dem Moment in dem wir das Zelt aufgebaut hatten. Dann gab es Brot und Käse oder Aufstrich. An einem Abend hatte uns ein Mitcamper noch eine halbe Tüte Pelmeni geschenkt.

Am letzten Abend habe ich dann bemerkt, wie ein großer Teil des inneren Kampfes um die Nahrungsaufnahme wegfällt, wenn wir einfach wissen was genau es ist und wie es wurde, was es ist.
Ein Mitcamper hatte sich zum Abendessen ein Gericht von einer Imbissbude gekauft und mitgenommen. Es guckte so komisch, dass es uns nicht nur verunsicherte, sondern tatsächlich irgendwie fast giftig ungut vorkam. Dabei war es nur Kebab in Käse mit Käse überbacken. Also eigentlich Komponenten, die wir selbst auch gern essen – aber die Farbe, der Nichtkäse-Nichtfleischgeruch, die Aluschale, die Unkenntlichkeit vielleicht auch, haben sie verwandelt und zu etwas gemacht, das komisch guckt.

Unsere Radtour endete am nächsten Tag, während dem wir einen Eisbergsalat auf die Hand aus Vernunftsgründen, einen Milchkaffee aus Ablenkungsgründen und Tomaten vor Hunger zu uns genommen hatten und nicht besonders klar darum waren, dass wir da gerade Lebensmittel zu uns nehmen.

Jetzt sind wir wieder eine Weile zu Hause und flirrten ein bisschen um die Essensfrage. Das Frühstück hat sich inzwischen zum Menschenkostümentwicklungszeitraum gewandelt. Es ist nicht mehr nur der Kaffee (von dem wir weniger trinken, seit wir auf die Frischmilch umgestiegen sind), der den morgendlichen “JETZT!- Hunger” niederknüppelt und in einer dunklen Gasse versteckt, damit er uns keine Angst mehr macht.

Im Moment trinken wir unsere Wasserflasche am Bett leer (ca. 0,5 bis 0,75l), bevor wir aufstehen und mit NakNak* rausgehen. Das beruhigt den “JETZT!-Hunger” und löscht ihn auf ein leichter händelbares “Ich bin schlapp”-hungrig runter, das genug Raum lässt für die Zubereitung von Frühstück.

Überhaupt habe ich “JETZT!-Hunger” und totverarbeitete Lebensmittel/Essen ein bisschen in Verdacht uns in Unruhe und Angst zu triggern und so sehr zu dämpfen, dass wir evtl. die anderen ““Hungrig’s“” gar nicht richtig wahrnehmen konnten. Und da heraus irgendetwas ändern zu wollen, das nicht angstreaktiv (in unserem Fall also irgendwas zwischen Magersucht, Binge eating und Bulimie) ist, ist natürlich schwierig und langwierig.
Und eben so unmöglich, wie wir das in den letzten Jahren auch erlebt haben.

Ich merke, dass wir, wenn wir mit Gemögten zusammen essen, mitunter ziemlich drängende süß-fett-salzig-Wünsche haben und auch erfüllen. Würden wir dagegen angehen, kämen wir unter Druck und das Miteinander würde unangenehm – wären wir aber weniger angestrengt und (positiv wie negativ) gestresst im Kontakt mit anderen Menschen, hätten wir diese Wünsche vielleicht nicht. “süß fett salzig” sind ja nicht nur Wünsche nach Nomnomnom, sondern auch nach schnell verfügbarer Energie in kurzer Zeit (um Stress zu verarbeiten, um sein Leben zu kämpfen/zu rennen/zu erhalten).
Wenn wir hingegen essen bis so ein “ja, is okay jetzt”- satt erreicht ist, haben wir keine bestimmten Gelüste in irgendeine Richtung und können zusätzliche Süße und auch Salz einsparen. It’s magic!

Und apropos “magic”. Das Geheimnis des Kochens.
Gestern Nachmittag waren wir mit NakNak* erstmals wieder im Wald auf eine längere Runde und wir waren danach total müde. Es wurde 5, halb 6, 6 … immer noch total k.o. – zu k.o. zum Kochen oder mischen oder schneiden. Wir nahmen den letzten fertig gekauften Bulgursalat aus dem Kühlschrank, füllten die Wasserflasche auf und stellten uns auf schlafen zu Omazeiten ein.
Wir aßen, tranken und merkten, dass wir nicht mehr hungrig, aber noch lange nicht satt waren.

Erkenntnis 6:
“befüllt” ist nicht gleich “satt”

Da wir dem Verdacht über die fertigen Mahlzeiten/Lebensmittel nachgehen wollten, hatten wir für das Wochenende schon alle Zutaten für einen Bulgursalat gekauft. Ich überlegte mir in meinem voll, aber nicht satt-Zustand, dass ich, wenn ich jetzt welchen machen würde, ein bisschen jetzt essen würde und morgen dann noch genug übrig hätte.
So begann ich zu kochen.

Kochen war mir bislang ein geheimnisvoller Skill. Magie.
Jemand nimmt eine Hand voll Zutaten, verschwindet in einem Wust aus Zahlen, Handlungsabläufen und chemischen Prozessen und kommt mit einem Topf voll mit etwas, das so überhaupt gar nicht mehr nach den Zutaten aussieht zurück – das ist doch krass, oder nicht?

Erkenntnis 7:
wir brauchen den Bezug zwischen Zutat, Produktion und Endergebnis, um nicht beunruhigt oder abgelenkt zu werden von dem, was am Ende vor uns steht

Wenn wir uns den fertigen Bulgursalat reinziehen (oder irgendein anderes fertiges Gericht oder Lebensmittel) dann weil wir völlig k.o. sind und diesen “süß fett salzig” Wünschen nachkommen, um einem “JETZT!-Hunger” zuvorzukommen (der auch mal in eine Fressattacke kippen kann). Wenn wir genauer darüber nachdenken, dann haben wir eigentlich nur Bezug auf Käse (much Weichkäseliebe hier) und Süßigkeiten (Team Karamell) kein Energietief oder drängendes Wollen, sondern auch Empfinden von echtem Genuss von einem bereits fertigen Lebensmittel.

Selbst bei fertigen Salaten haben wir solche vom Geschmack/Genuss ablenkenden Fragen nach Inhaltsstoffen und Produktion. Das macht keine Angst, aber es lenkt ab und irgendwie wird das Essen selbst dann zu einem mechanischen Kauen gegen die Ablenkung. Es ist anstrengend so zu essen und manchmal auch stressig und dann muss es immer mehr davon sein. Und mehr. Und mehr. Bis die Packung leer ist oder der Bauch so voll, dass keine Bewegung mehr möglich ist.

Zurück zum Kocherlebnis gestern Abend.
Wir haben uns ein Rezept für Bulgursalat im Internet gesucht und losgelegt.

Erkenntnis 8:
eine Küche, die hauptsächlich Sammellager für Pfandflaschen und dreckiges Geschirr ist, ist keine Umgebung für stressarmes Kochen

Erkenntnis 9:
Kochen geht leicht, wenn man keinen “JETZT!-Hunger” hat

Wir haben, glaube ich, nie gekocht, um zu kochen, sondern immer, um zu essen.
“JETZT!-Hunger” ist so ein apokalyptischer Reiter für Erinnerungen an Momente des Hungerns und Durstens in Gewaltkontexten, aber auch kompensatorisches Fressen, Kotzen, Fressen, Kotzen, sich selbst verletzen und erschöpft aufgeben. “JETZT!-Hunger” ist ein Alltagsextrem bei uns – hoffentlich gewesen, denn ich merkte gestern, wie viel entspannter kochen auch sein kann.

Erkenntnis 10:
Kochen ist stressfrei, wenn genug von allem da ist

Ich habe Zutaten verwendet, die ich kannte und auf ein Optionencluster ausgerichtet geplant. Nicht: “Das muss jetzt reichen (weil so steht das auf der Packung)” sondern: “Das wird mindestens für jetzt reichen und vielleicht auch noch für morgen. (Falls nicht: es ist genug da)”

”Es ist genug da”, ist bei Grundnahrungsmitteln sehr leicht zu bewerkstelligen. Sogar für uns.
Wir vertragen zwar die billigen Varianten von Nudeln und Reis nicht, können aber problemlos die Vollkornvarianten davon, sowie Kartoffeln, Vollkorngetreide, Pseudogetreide und Hülsenfrüchte essen, wovon wir dann auch sehr viel weniger brauchen um zu einem “Ja, is okay jetzt”-satt zu kommen.
Unser Problem ist nur, dass bei den Tafeln und Lebensmittelsharingstellen überwiegend die billigen (weil aus Abfallanteilen produzierten) Varianten abgegeben werden und Kartoffeln, die man schälen muss (wodurch man Masse verliert), weil sie nach der Ernte behandelt wurden.
Außerdem wird man mit Brot überhäuft, das wir ebenfalls (bis auf echte Vollkornvarianten) nicht vertragen.

Die während der Radtour gemachte Erfahrung, wie gut Linsen, Bulgur (Hartweizen), Hafer und Dinkel sättigen, ist nun wirklich Gold wert. Man braucht davon nicht viel und kann es beliebig mit Kräutern und Gemüse ergänzen, wovon man wiederum nicht viel braucht.
Ich habe gestern mit Erstaunen festgestellt, dass 3 mittelgroße Spitzpaprikas, 1 Zwiebel, 3 Lauchzwiebelchen, ein Blobb Petersilie und ein Blobb Tomatenmark zusammen mit einer Ladung aufgequollenem Bulgur für einen Abend Nomnomnom bis “Ja, is okay jetzt”-satt reicht – UND NOCH WAS ÜBRIG BLEIBT.

Erkenntnis 11:
Uns fehlen okaye (im Sinne von “stressarme”) Erfahrungen mit Lebensmitteln und Essen

Für uns ist schon lange klar, dass wir von essgestörten Erwachsenen ernährt wurden und unsere anderen Hunger-und Dursterfahrungen eher indirekt auf unseren Essmurks heute einwirken.
Wir wissen inzwischen ziemlich sicher, dass Essen für uns komisch guckt, wie ganz viele andere Bestandteile sozialer Kontexte komisch für uns gucken (z.B. Make up, diverse Kleidungsstücke, so ziemlich alles, das mehr als nur funktional ist), weil wir eine Sicht auf solche Kontexte haben, die viele andere Menschen nicht von sich kennen und selbst dann nicht einnehmen können, wenn sie es versuchen.

In unserer Herkunftsfamilie gab es 1 Allergiker_in, 1 Person mit chronischer Darmentzündung (Morbus Chron), 1 Person mit sogenanntem “Übergewicht”, 1 Person, der man permanent sagte, sie würde essen “wie ein Schwein” (also “eklig/abstoßend und wahllos”) und 1 Person, die “auch aufpassen muss”.
Ihr dürft raten, wer nie wusste, worauf si_er denn genau “auch aufpassen muss” und folglich ständig ängstlich aufmerksam vor dem Teller saß und irgendwann pauschal auf ALLES aufgepasst hat (und ebenso pauschal ALLES ausgekotzt wie reingefressen, wie irgendwann auch zu essen verweigert hat, als zunehmend auch außerhalb der Familie das Essen zum sozialen Brennpunkt wurde).

Erkenntnis 12:
Unsere Essstörung hat entsprechend weit und lange vor dem vermurksten Essverhalten im Sinne der Bulimie, dem binge eating und der Magersucht angefangen und in erster Linie überhaupt gar nichts mit einer verschobenen Selbstwahrnehmung zu tun, sondern damit, dass eine Person, deren Selbstwahrnehmung durch eigene innere und äußere Faktoren völlig gestört (im Sinne von “negativ beeinflusst”) war, ihre Idee von einem idealen Körper und Essverhalten an eine Person weiter gab, die sie
a) nicht verstanden hat und
b) (aufgrund von bereits chronisch notwendiger Dissoziation) keinen kontinuierlichen Bezug zu sich selbst und ihrem Körper hatte

Fragestellung:
Wenn wir den unseren Körper anschauen und denken “zu viel”, bezieht sich das eigentlich nur auf unsere Masse oder geht es dabei auch um all das, was mit diesem Körper in Verbindung steht? (“zu viel Stress”, “zu viel Gewalt(erfahrungen)”, “zu viel soziale Aufladung”, “zu viel Verantwortung” …)

Während der Radtour haben wir uns nur ein einziges Mal überessen – und zwar während einer anstrengenden und teils auch überfordernden sozialen Situation. Waren wir allein für uns und völlig losgelöst von unserem üblichen Zeit-Essplan, kam das einfach nicht vor.
Wenn wir allein für uns essen, bleibt der automatisierte Druck aus “auch aufpassen zu müssen”. Worauf auch immer (ich weiß bis heute nicht, worauf wir aufpassen sollten – dass wir nicht zu viel essen? dass wir “das Richtige” essen? –  wer hat denn bestimmt was, wann und wie viel wir essen sollen? – äh hallo VÖLLIG UNLOGISCH?! orr ^^)

Erkenntnis 13:
Die Recovery-Geschichten anderer Menschen mit Essstörungen konnten uns nie helfen, genauso wenig wie die verhaltenstherapeutischen Ansätze, die wir versucht haben, weil wir keine “Essstörung haben”, sondern von Dingen beim und ums Essen gestört werden, die andere Menschen für normal halten bzw. um die sie sich keine Gedanken machen.
Viel mehr erleben wir Essstörungen und haben dysfunktionale Verhalten entwickelt, um diese zu kompensieren.

Diese Störungen sind:
– die sozialen Aufladungen von Essen/Mahlzeiten, die wir als Anteil sozialer Interaktion und Kommunikation nur schwer bis gar nicht entschlüsseln können
– die bereits erwähnte Verunsicherung um die Verwandlung von Lebensmitteln zu einer Mahlzeit (da fehlt einfach der sofort bewusste Zusammenhang, den man sich dann im Kopf kreieren muss, um sich zu versichern, was genau man isst und den wir aufgrund von Kochen nur unter Vollstress und der damit entstanden Verbindung “kochen = Vollstress”, nur mit weiterer Anstrengung hinkriegen)
– die bisher als eher unzuverlässig, beängstigend und schwer einzuordnenden Reaktionen des Körpers auf Lebensmittel/Mahlzeiten (da sind die Unverträglichkeiten und Allergien, aber auch Hunger und Durst als Alltagsextrem und Triggerelement)
– die (häufig als autark neben dem aktivem Selbst_Bewusstsein her empfunden) genutzte Option, sich Gefühle von Selbstbestimmung und Kontrolle machen zu können, indem man Hunger und Durst vom völlig okayen Grundbedürfnis zu einer Option degradiert und sich damit zu etwas erklärt (oder sich selbst darin versichert), das kein Mensch (wie andere Menschen) sein kann und ergo absolut unberührbar ist von Schmerz, Demütigung, Kontrollverlust, Ohnmacht etc. etc. etc.  [zusammengefasst vielleicht: dissoziierte Essverhalten oder dissoziierte Schutzmaßnahmen, die die Nahrungsaufnahme stören]

die dysfunktionalen Verhaltensmuster sind:
– fertige Lebensmittel/Mahlzeiten mit hoher Energiedichte zu essen, um sich vor Flashbacks und Kontrollverlust zu schützen
– kochen in gestressten Zuständen, wiederum um unangenehmere Stresszustände zu vermeiden
– auf eine “sensation seeking” Art essen (also: bevorzugt sehr heiß, sehr salzig, sehr scharf, sehr kalt, sehr süß…) im Rahmen von aktiver Selbstverletzung, wie dem Versuch nicht zu dissoziieren, wie einem “JETZT!-Hunger” zu begegnen
– Dinge zu essen, die keine Lebensmittel sind
– kein Besteck zu benutzen
(und, zwar kein aktives Verhalten, aber passierend: dissoziieren beim Essen)

Diverse Anteile der therapeutischen Arbeit an unserer Essstörung, haben keinen einzigen Aspekt dessen, was für uns problematisch ist, berührt.

Kochen in der Gruppe
War unheimlich stressig, weil es 1) eine Gruppe 2) essgestörter 3) junger Mädchen und Frauen, unter der Anleitung von 4) älteren Frauen mit 5) ökotrophologischem (also Ernährung aus wissenschaftlicher Perspektive) Hintergrund, war, die Mahlzeiten produzieren sollte, die sie 6) nicht einmal selbst bestimmen (und also in einen für sich logischen Kontext bringen) durfte.

Genusstraining mit der behandelnden Psychologin
Absolut unmöglich für uns, die wir schon bis an den Anschlag davon getriggert waren, wir könnten dabei irgendetwas falsch machen (weil irgendetwas zu schmecken nichts zuverlässig Wahrnehmbares ist, wenn man getriggert ist), was “die Therapie falsch machen” bedeuten könnte, was das Ende der Hilfe bedeuten könnte, was das Ende der Möglichkeiten sich das Leben erträglicher machen zu können, bedeutet hätte.

Esspläne, die andere für uns geschrieben haben
Kompletter Schuss in den Ofen – das war die maximalst mögliche Entfernung von Selbstbezug zu Nahrung und Essen, als Mittel zum Lebenserhalt.

Zunehmen nach Plan
Ich möchte Leute schütteln, die sowas als psycho_therapeutisch wertvolle Maßnahme verkaufen. Wir haben lange dafür gebraucht, den Zusammenhang zwischen “Notwendigkeit eine gewisse Masse haben zu müssen, um Psychotherapie machen zu können” und “Gewichtszunahme” zu verstehen. Es hätte geholfen, klar zu haben, dass es sich bei dieser krass stressenden Wiegerei 2 x die Woche, um eine medizinische Überwachung handelt, die bei der Einschätzung hilft, ob die (zu erwartende) Befähigung zur Psychotherapie besteht oder nicht und, ob die stattfindende Psychotherapie (in dem bestehenden Kontext) eine Wirkung hat, die mitbedeuten KANN, dass es Veränderungen in der messbaren Masse gibt.
So wie wir solche Zunehmprotokolle erlebt haben, waren sie retraumatisierend und institutionelle Gewaltausübung, die bis heute passiert, weil sich die Betroffenen nicht wehren können.

Über die Gefühle beim Essen und Zu- oder Abnehmen sprechen
Maximale Zeitverschwendung für uns. Wir hatten immer nur Angst und Verunsicherungsgefühle und immer wieder wurde nicht verstanden, dass diese herzlich wenig mit einer Lebensmittelphobie oder einem Zahlenkomplex zu tun hatten, sondern mit den Dingen darum herum.
Man wollte von uns hören, dass wir entweder Angst hatten “dick und hässlich” zu werden (damit man uns sagen kann, dass nicht passieren wird oder, dass es achso egal ist, ob man dick ist, weil Schönheit etwas Subjektives sei – WAS SO UNFASSBAR GEMEINER SCHEIßBULLSHIT IST orrr! Wer das nicht glaubt, hört sich bitte mal das Fettcast von Magda und Ragni an, oder befasst sich ausgiebig mit “fat acceptance”!)
–  oder wollte uns in Richtung “Ich will ja nur die Kontrolle über mich und meinen Körper, weil ich grad krank bin” bringen, ohne den logischen Schluss “Wäre ich gesund, wäre es mir scheiß egal, was mit mir und meinem Körper passiert”, als so potenziell gefährlich und maximal triggernd anzuerkennen, wie er ist.

Ein Foto von sich in Unterwäsche anschauen/sich selbst im abgemagerten Zustand auf einem Film sehen
Heuchlerischer Kackscheiß zum Einen – wieso sollte das Foto von sich, das jemand von einem gemacht hat, eine andere Wirkung haben als das Selfie von sich, das man ins eigene Thinspo-Tumblr oder Ana-Forum hochlädt? (Als all die Selfies von anderen Menschen in jedweder Körperform, mit denen man sich jeden Tag egal wo konfrontiert sieht?) Weil man sich über sein Aussehen mit jemandem auseinander setzt, was mit dem eigenen Problem genau nichts bis marginal randomly zu tun hat? Was ist das überhaupt für eine sadistische Idee, Menschen, die ihren Körper zerstören (und/oder allgemein unter seinem Aussehen, bzw. der sozialen Abwertung aufgrund ihres Aussehens leiden) mit so einem Foto den (“wichtigen”, “heilsamen”) Schock zu versetzen?
Zum Anderen würde mich ja sehr interessieren, was in Leuten vorgeht, die immer wieder extrem hilfebedürftige, leidende und global abhängige Menschen in Unterwäsche fotografieren und/oder filmen. Reicht die Idee vom therapeutischen Nutzen, um nicht selbst in Dauerschleife über das eigene Handeln zu kotzen?
And again: wieso die Auseinandersetzung mit der eigenen Erscheinung, um eine Möglichkeit zur Reflektion des eigenen Essverhaltens bzw. der Aufladung des eigenen Essverhaltens und Lebensmitteln/Mahlzeiten, zu schaffen?

Wenn ich in diese Zeit zurückblicke, kommt bei mir das damalige Gefühl irgendwie kaputt oder falsch zu sein wieder hoch, das mich damals wirklich fertig gemacht und in Verzweiflung über den eigenen Zustand brachte.
Mit dem Wissen von heute sehe ich erneut so eine Dynamik, in der etwas von uns als komplett auf unser Außen ausgerichtetes Ding interpretiert wurde, das es nicht war. Wir haben nie angefangen zu hungern, weil wir so unbedingt schön aussehen wollten oder von jemandem gemocht werden wollten. Wir haben auch nie gekotzt oder gefressen, weil wir Ärger über andere in uns hineingefressen oder uns über andere auskotzen mussten. Unser Hunger hat uns nie die Kontrolle darüber vermittelt, wie andere Menschen mit uns umgehen oder wie wir mit anderen Menschen umgehen.

Es ging immer nur um uns. Um unsere Ohnmacht vor uns selbst. Darum, dass wir uns bis ins junge Erwachsenensein nie mit anderen Menschen verbunden oder ähnlich empfunden haben. Darum, dass die Welt uns ein Ort war und ist, der uns permanent aus der Balance wirft, zu Tode ängstigt oder in Erinnerungen an unverarbeitete Erfahrungen von Todesängsten triggert. Immer wieder ging und geht es darum, dass wir keinen Bezug zu uns halten können, weil so vieles gleichzeitig und in verschiedene Richtungen an uns zieht und zerrt.

Was uns heute hilft, uns der “Was tun, wenns komisch guckt?”- Challenge zu stellen

Morgenroutine für eine gesicherte Basis
Aufwachen, Wasserflasche am Bett austrinken, Kaffeemaschine anschalten, mit dem Hund raus, aufs Klo, waschen, anziehen, Kaffee und Frühstück mit Haferflocken, Milch und Honig

Gedanken an Essen = essen und was trinken
rohes Obst, Gemüse, ein paar Nüsse und die Wasserflasche leeren

zum Essen mit Gemögten (auch) das eigene als okay empfundene Essen mitnehmen
Kann ich nicht oft genug als wertvoll markieren: du hast den Jackpot, wenn du Menschen in deinem Leben hast, die deine Essstörung mitdenken und sensibel damit umgehen, die Eigenverantwortung bei dir lassen und nicht vergessen, dass du Expert_in für den Umgang damit bist.
Wir essen nicht mit Menschen zusammen, die das nicht hinkriegen bzw. tun wir das nur dann, wenn wir die Kraft dafür haben, uns zu erklären oder eher unangenehme Gefühle beim Essen unauffällig zu kompensieren.

Gerichte kochen, die unbekannt sind und Lebensmittel verkochen, die unbekannt sind
Gerichte und Lebensmittel, die unbekannt sind, gucken komisch, weil sie fremd sind – wir versuchen sie uns bekannt zu machen, indem wir sie verkochen und essen. Das ist nicht unanstrengend, deshalb schauen wir, wie wir Energie sparen können. Etwa, indem wir

nicht mehr kochen, wenn wir (“JETZT!-) hungrig sind
Wir haben ein Patent auf Haushaltsbrände, Rauchmelderalarme und verklebte Topfböden, die Archäolog_innen in 200 Jahren noch von unserer Kochkunst künden können, weil wir ziemlich verpeilt chaotisch kochen. Aber das Ausmaß ist weitaus weniger krass, wenn wir weder satt noch hungrig sind.

Wir essen in aller Ruhe unser warmes Abendessen
. jetzt neu auch egal, ob das zufällig um 18 Uhr oder um 19 Uhr ist – Hauptsache, es ist nicht 22 Uhr, wenn wir eigentlich im Bett liegen wollen, um uns müde zu lesen. “In aller Ruhe” bedeutet: der Hund geiert uns einmal an und geht dann auf seinen Platz, der Herd ist aus und das Kochzeugs steht in der Spüle, der Platz ist gemütlich, die Kleidung ist gemütlich, Laptop und Handy sind keine Störquellen

Wir essen und trinken vor dem Sport, während des Sports und nach dem Sport, weil Sport auch nur Bewegung ist
Wir sind hier schließlich nicht bei Olympia.

Wenn ein Lebensmittel/Gericht Angst, Ekel oder zu viele Irritationen auslöst, lassen wir es liegen
Es gibt genug Dinge, die wir stattdessen essen können und genug Zeit sich irgendwann mal sicher und gut begleitet damit zu befassen, warum welches Lebensmittel/Gericht diese Empfindungen in uns auslöst.

der neue Essplan
bezieht sich auf eine Woche mit der täglichen Basis zum Frühstück (50 gr Haferflocken (mit 25 gr Dinkelkörnern), Honig und Milch, zu 2 Tassen Kaffee), dem jeweils akuten “Hungrig’s” folgendem ~ tagsüber ~ (rohes Obst, Gemüse, Nüsse, Knäckebrot mit Aufstrich, Wasser) und der warmen Insel zum Abendbrot mit Mahlzeiten, die wir uns vorher überlegen und planen

Im Moment geht es uns damit ganz okay.
Es gibt Tage, an denen alles ganz leicht ist und Tage, an denen ich denke, dass wir es nie in eine automatisierte Routine schaffen.

Doch – Erkenntnis 13:
wir haben verstanden, dass die “Was tun, wenns komisch guckt?”- Challenge, eine Herausforderung ist, bei der es nicht um Essen, das komisch guckt, geht, sondern um das, was wir damit tun können, wollen, lernen möchten.
Wir haben verstanden, dass wir unser von der Masse der Menschen abweichendes Bewusstsein und das verzerrte Denken um Lebensmittel und Mahlzeiten, im Kontext mit Kontrolle und eigenen Lebenserfahrungen nicht unsichtbarkompensieren können. Vielleicht nur jetzt im Moment nicht, vielleicht aber auch nie.

Auf jeden Fall aber, sind wir auch nicht dazu gezwungen das zu tun. Wir sind auch okay, wenn wir quirky essen, awkward Gerichte speisen und komisch gucken, während wir kochen. Wir sind okay, wenn ein Innen den Körper ganz dünn haben muss. Wir sind okay, wenn ein Innen fressen und kotzen muss. Wir sind okay, wenn ein Innen den Körper dick haben muss. Wir sind okay, auch wenn wir beim Essen von Dingen gestört werden, die niemandem sonst störend erscheinen. Es ist okay, wenn wir auf sowas reagieren und es ist Kackscheiße, wenn andere Menschen daran herumdeuten oder von uns verlangen, nicht mehr darauf zu reagieren, weil sie unser Reagieren für unnötig oder krank halten.

Es ist unser Leben für das wir essen müssen. Dann darf es auch unser Essverhalten sein.

täter?- KONTAKT! Teil 1

Immer wieder kommen Menschen mit Suchanfragen bezüglich des Themas „Täterkontakte“ auf diesen Blog.
Ja- phu- was für ein Thema- natürlich unglaublich wichtig und eigentlich dauerpräsent.
Natürlich möchte ich dem angemessen begegnen, breche hier dann aber gleich zu Beginn einfach mal ab.

Nein- wir reden jetzt mal nicht über TÄTER(kontakte), sondern über KONTAKTE.

Über die Täter wissen wir schon richtig viel und täglich wird es mehr.
Doch die Einsamkeit der Opfer bleibt unbenannt und das ist etwas, das unter Umständen tödlich ist. Im Gegensatz zur Gewalt, die sie vorher überlebten und oft noch eine ganze Weile überleben, wenn es um organisierte oder auch Partnerschaftsgewalt geht.

Es war eine der bittersten Erkenntnisse die wir im Verlauf unseres „Ausstiegs“ (den ich im weiteren Text lieber „Abkehr“ nennen möchte- da wir niemals einen „Einstieg“ hatten, sondern hineingeboren wurden) hatten:
Gewalt ist überlebbar– auch wenn es sie sich nie so angefühlt haben kann. Immer gefühlt endlos dauerte und immer weiteren Schaden in uns verursachte.
„Wir sind fähig grausame Qualen zu erfahren und am nächsten Tag wieder zur Schule zu gehen, unsere Betreuer und nahe stehenden Menschen im Glauben zu wiegen, es gäbe keine Täterkontakte.“

Zwischen dieser Erkenntnis und der Kraft sich tatsächlich direkt zu verweigern, lagen bei uns etwa 3 Jahre.
Wir hatten in der Zeit ein Kontingent von über 20 Fachleistungsstunden pro Woche im Rahmen der ambulanten Jugendhilfe, eine ambulante Psychotherapeutin, eine Psychiaterin, einen Hausarzt und eine Klinik mit Schwerpunkt auf der Behandlung von Traumafolgestörungen in der Stadt, die wir zur Intervalltherapie aufsuchten.
Doch keinen einzigen Menschen, dem es rein um uns ging. Und obendrauf, waren wir nach unserer Odyssee der Unzuverlässigkeiten nicht einmal mehr in der Lage uns auf Menschen in helfender Position in irgendeiner Form einzulassen, die mehr verlangte als das was vertraglich/ gesetzlich vorgeschrieben war.

Wenn uns unsere Betreuerin begegnete, haben wir über den Alltag gesprochen, der übrigens nie ein Problem war. Man musste uns nicht beibringen wie wichtig Hygiene und Ordnung, Zuverlässigkeit oder Ehrlichkeit ist.
In der Psychotherapie ging es um „Stabilisieren, was stabilisierbar ist“. (Dies ist zumindest das Fazit heute)
Der Hausarzt klatschte noch bei einem BMI von 17 Applaus und hat bis heute keinen Zugang zu den auch körperlichen Folgen von (Psycho)Traumata- doch um einen anderen zu suchen gibt es noch zu viele Hürden.
Die Psychiaterin verschrieb weiter und weiter Antidepressiva, Benzodiazepine und Neuroleptika.
Nur in der Tagesklinik hatten wir die Chance eine Basis aufzubauen, die es uns in kleinen Schritten ermöglicht hatte eine unserer ersten Verbündeten in unser Leben zu lassen und überhaupt das kleine Fünkchen Resilienz, dass uns knapp 6 Jahre vorher hatte räumlich flüchten lassen, zu hüten und wachsen zu lassen.

Doch wir waren so erst mal unglaublich einsam. Gingen an die Abendschule und versuchten den Normen einer Welt zu entsprechen, die uns verboten war (und nachwievor ist) und kauten uns durch eine Zeit, die absolut bis in die Grundfesten gespalten war; trafen Menschen und enttrafen sie wieder. Was wussten sie denn schon?
Mit Anfang 20 hat kaum jemand so eine Geschichte hinter sich und weiß obendrein noch, dass das was er da gerade erlebt, wahrnimmt und durchmacht so weit außerhalb der Norm liegt, dass selbst jene, die sich mit Extremen befassen, einander darüber in die Haare bekommen.
55442_web_R_by_momosu_pixelio.de

Und dann kam da dieser Mensch.
Laut in jeder Hinsicht, mutig, resilient, mitten im Leben und einer zauberhaften Attitüde auf uns zu. Begann Gespräche, diskutierte und debattierte mit uns. Über Monate hinweg kam da stetig jemand auf uns zu, war an uns interessiert, ohne uns „haben zu wollen“. Nicht wir haben den Kontakt eingefordert, sondern dieser Mensch und trotzdem war alles anders, als mit den ganzen Menschen die wir vorher trafen.

Da ging es nicht um Geld, Verantwortung, Zwang oder Ziele.
Da ging es um das Leben und Gemeinsamkeit.
Plötzlich sprach jemand für uns- nicht: statt uns. Sorgte sich um und für uns. Einfach so, weil er sich dafür entschieden hatte.

Über diese Tatsache sind wir dann erst einmal gepflegt zerfleddert. An so eine Beziehung waren wir nicht angepasst- hatten noch nicht eingeübt, wie man ohne Selbstabgabe, ohne den Preis des Schmerzes oder die Notwendigkeit des Verschweigens so einen Schatz bewahrt und mit ihm umgeht.
Bei gemeinsamen Aktivitäten tauchten nach und nach Innens auf, in der Erwartung genommen zu werden- nicht damit rechnend schlichte An-nahme zu erfahren.

Das war wiederum eine Situation, die für diesen Menschen schwierig war. Doch- oh wow! Nein- er ging nicht weg! Er holte sich Unterstützung- doch nicht etwa in einem schlauen Buch allein oder von der Profiseite, sondern von einem Menschen, der ebenfalls multipel ist und machte uns mit ihm bekannt. So trat also der nächste Mensch in unser Leben, der ähnlich verbündet mit uns wurde. (Und übrigens auch „unser erster anderer Multi“- hatte auch was, zu sehen, dass es irgendwie doch ganz normal nach außen aussieht, Viele zu sein…)

Unsere Verbündeten und wir. Ein Bündnis. Eine Ver- Bindung.
Die erste nicht von Machtausübung dominierte Beziehung in unseren 20 jährigen Leben.

Während des Folgejahres wurden wir Stück für Stück unzuverlässig für die Täter. Nicht mehr jeder Zettel in unserem Briefkasten, nicht mehr jedes Angesprochen werden auf dem Weg zur Schule, nicht mehr jedes Klingeln des Telefons wurde beantwortet. Wo wir uns aufhielten und was wir machten, konnten wir nicht verstecken. Wir hatten keine Chance uns bürokratisch zu befreien, obwohl wir es durchgängig mit jedem Antrag der ambulanten Hilfen versuchten und so ziemlich jeden juristischen Hebel durchexerzierten. Der Gesetzgeber schützt die Kernfamilie. Auch die Kernfamilie die ihre Mitglieder zerstört.
Solange keine Strafanzeige gestellt wird und eine Gefährdung eindeutig nachgewiesen werden kann (und das konnte sie eben nicht) gibt es keinen Schutz vom Staat.

Zwei Mal wurde in unsere Wohnung eingebrochen. Einmal stand mitten in der Nacht ein fremder Mensch in unserer Wohnung. Was dort geschehen ist, wissen wir bis heute nicht genau.
3 Wochen später (!) half uns die Betreuung das Schloss auszutauschen.
Dort wir kehrten nicht wieder dorthin zurück.

Die Schutzmöglichkeiten, die sich nun boten, waren ein Witz. Die Notfallausweichwohnung der Betreuung war eine vom Vorbewohner verwüstete Antibiotikazuchtstation in der gerade mal noch unsere Haustiere zum Übergang bleiben konnten. Als Alternative gab es einen Platz in einer Wohngruppe oder die Psychiatrie.
So an die Wand gedrückt, haben wir es dann gewagt und das Angebot angenommen, bei dem mit uns verbündeten Menschen unterzukommen.

Es folgte noch ein Täterkontakt, der in einer kurzen Prügelei und einem deutlichen NEIN endete.
Da wo wir nun lebten, waren wir sicher, das wussten wir.
Nicht weil es doppelt- und dreifach verriegelbare Türen, Panzerglas und keinen Kontakt zu Außenwelt gab oder weil es soviel Bewusstsein über die Täterstrukturen gab oder ein konkretes Wissen darum, was uns wo wie und durch wen angetan werden könnte, sondern, weil es jetzt definitiv jemand bemerken würde, wenn wir plötzlich nicht mehr da sind.
Wir wussten, dass dieser mutige Mensch keine Hemmungen hätte, beim leisesten Verdacht die Polizei anzurufen und zur Not zu erstreiten, dass diese sich zu uns in die Wohnung bewegt. Dass dieser Mensch gegenüber den so verletzten Innenkindern ein so großes Schutz- und „Behüt“-Bedürfnis hat, dass er sich in jedem Fall an unsere Seite stellen würde, um uns daran zu hindern von uns aus Kontakt aufzunehmen oder uns oder ihm etwas anzutun.

Und dann kamen die Dränge.
Erst der Drang zu gehen, Besuche zu machen. Dann der Drang zu sterben. Dann die große Depression, die mit unsäglichen Schmerzen einher ging. Dann die Flashbacks. Dann die Panik. Dann die inneren Zeitverschiebungen. Dann der letzte Überfall. Dann der Drang sich zu entschuldigen. Dann die ersten Krampfanfälle (die sich übrigens als seltene Nebenwirkung eines Medikamentes herausstellten, das wir in der Zeit anfingen zu nehmen). Und dann der kalte Entzug der Benzodiazepine, weil uns sonst die Sanitäter nicht mehr helfen konnten, wenn der Krampfanfall nicht anders als mit Medikamenten unterbrochen werden konnte.
Dann die inneren Tenöre. Dann der Hass nach Außen. Dann wieder die Depression. Dann wieder die Angst. Dann die Trauer. Dann die Wut. Dann wieder die Angst. Geschlafen haben wir in der Zeit so gut wie gar nicht (wenn dann eben durch Medikamente).

Und dann… nach etwa 3- 4 Monaten: Sonnenbrand.
Vogelzwitschern. Kinder im Hof. Kein Schuldgefühl beim Griff nach einem Lebensmittel. Erster Galgenhumor über einzelne Situationen der letzten Monate. Die Katze auf dem Bauch deren Schnurren den eiskalten Klumpen im Bauch antaute. Mehr Aktivität als das Liegen auf der weißen Couchwolke. Eine neue Wohnung in Aussicht und Pläne diese einzurichten.
Ohne an uns zu zweifeln, suchte der Mensch erst Pia und dann Mia mit uns aus. Zwei wunderbare kleine Katzenseelchen, die uns erfreuten, Sorgen umlenkten, strukturierten, eingrenzten und doch über uns hinaus wachsen ließen.
Ein Neustart.


Wir haben nie wieder Gewalt durch Täter ertragen müssen.
Obwohl es nachwievor „Täterkontakte“ gab. Die bürokratische Zwinge konnten wir nicht aufbrechen und durch viele Datenschutzlücken und auch Nachlässigkeiten unserer Betreuer (bzw. jetzt der Menschen in den Ämtern, von denen wir abhängig sind), waren (und sind wir nachwievor) gefährdet.

Doch wir sind sicher, denn wir haben KONTAKT hergestellt.
Nicht nur zu (inzwischen vielen) Verbündeten, Gemögten und HelferInnen, sondern auch zu unserem Resilienzfünkchen und der Welt die so schön- wenngleich so verboten ist.

Fortsetzung folgt


P.S. Es gibt bereits einen Artikel der sich mit dem Thema befasst. Doch die Häufigkeit der Suchanfragen, rechtfertigt für mich ein häufigeres Aufgreifen, auch weil ältere Beiträge gezielt gesucht werden müssen.

Hinter den Bildern

Da gibt es etwas, dem ich Raum geben will.
Nochmal, vielleicht ganz explizit hier und jetzt in einem eigenen Artikel und nicht eingeflochten in die Basis des Blogs.

Antikindesmissbrauchspropaganda.
Bei Facebook. Bei Twitter. Bei StudiVz. Bei MeinVz. Bei MySpace. In den Kommentarspalten unter Webartikeln. In den (Selbsthilfe-)Foren von und für Menschen, die als Kind (sexuelle) Gewalt erfahren haben.
Überall gibt es sie. Bilder von Kindern mit Verletzungen. Das Kind in der Ecke das den Kopf auf die Knie legt und sich einrollt. Die zerschlagene Puppe. Der zerfetzte Teddy. Die Kulleraugen mit Tränen drin. Das Kind aus Täterperspektive mit dem Schatten daneben.
„Stumme Schreie, der verletzten Kinderseele, die rote Tränen weint“
Oh man…

Ganz ehrlich? Ich sehe das und möchte kotzen.
Nicht, weil ich schlicht kein Freund von plakativem Zwangsbewusstmachen bin oder, weil mich manche der Darstellungen triggern sondern, weil ich Vorstellungen transportiert sehe, die teils maximal von der Realität abweichen und sich mir oft genug eher die ohnmächtige Hilflosigkeit der Ersteller in den Kopf drückt, als der herzliche Wunsch den Betroffenen zu helfen.
Ja, es sind stumme Schreie. Ja, es geht um Verletzungen. Und ja, manche Betroffenen, weinen auch „rote Tränen“- ritzen sich lieber die Haut auf, als zu weinen.
Es ist einThema das Sichtbarkeit braucht. Das Prävention erfordert. Es ist ein Thema bei dem es um Menschenleben geht und man muss ihm Raum geben.
Aber nicht so!

Gleich mal zu Beginn: „Kindesmissbrauch“ gibt es nicht. Wo es Missbrauch gibt- muss es einen richtigen Gebrauch geben. Menschen sind aber keine Gegenstände!
Gewöhnt euch dieses Scheißwort ab! Auch wenn ihr von „Kindesmisshandlung“ oder „sexualisierter Gewalt gegen Kinder“ sprecht, werden euch die Leute verstehen! Ja- es dauert etwas länger, bis man fertig gesprochen hat. Ja, es werden mehr Buchstaben gebraucht. Ja, man kann nicht mehr einfach so im laxen Rausch dahersprechen. Aber das Ergebnis ist eine klare Sprache und wenn es einen Bereich gibt, in dem Klarheit wichtig ist, dann ist es dieser.
Es darf keine Ausrede sein, dass „ja aber die ganzen Vereine und so, sich so nennen mit dem Wort drin“ oder auch, dass „ja aber in den Medien überall so geredet wird“.
Zum Einen: Nur, weil die Masse das Gleiche redet, heißt das nicht, dass sie Recht hat- gerade in Deutschland sollte uns das wohl klar sein. Oder ist das Wort „Schacherjude“ auch eines, das so richtig ist, weil es viele Jahre durch alle Medien ging und in aller Munde war?!
Und zum Anderen, sind die Medien nicht jene, die unsere Sprache bestimmen sollten- sie sollte sie abbilden, als beobachtender Zeuge- fertig! Wir sind die, die Zeitung machen- nicht andersherum!

Wenn ich mir diese Bildchen und Fotos ansehe, fällt mir ausserdem eine Art Darstellung auf, die einer Art Ideal entspricht. Es ist sauber, aufgeräumt, kalt auf der einen Seite (zum Beispiel das in die Zimmereckenwand gedrückte Kind, mit den Händen vor den Augen) und offen brutal zerstörerisch auf der Anderen (die zerschlagene Puppe).
Beides Dinge, die symoblisch sind und Dinge krass darstellen, die, an sich, nicht auf diese Art krass sind.

Sexuelle Misshandlung ist nicht sauber und gerade die Misshandlung, die über Jahr hinweg passiert, ist nicht immer offen zerstörerisch.
Was sauber ist, ist das Lächeln, dass die Opfer als Anpassung drüber schmieren. Was zerstört ist, sind nicht die materiellen Dinge und auch nicht ausschliesslich die Seele.

Und es findet eine gefährliche Darstellung von Kindern statt, die meiner Meinung nach, erst recht Täter anlockt und befriedigt. Gerade bei Facebookbildern ist mir das aufgefallen.
Süße kleine Mädchen in sachtem rosa- oder direkt gleich weißen Kleidchen, derartig ausleuchtet, dass ihre reine Unschuld, ein Gänseblümchen daneben, wie eine Schlampe aussehen lässt. Jungen mit glänzenden Lippen und großen Augen, in deren Winkel sich eine Träne befindet. Immer schön von oben nach unten fotographiert.
Ich mag es nicht weiter ausführen, aber wenn man sich vor Augen hält, dass es vielen Tätern gerade um kindliche Unschuld, Größe und Wehrlosigkeit geht, ist denke ich klar, worum es mir geht.

Weiterhin sehe ich eine große Gruppe ausgegrenzt, nämlich die heute erwachsenen Betroffenen.
Es wird sehr oft Kinderseelen gesprochen. Viele Vereine haben ihren Fokus auf der Prävention oder Aufklärung (gegenüber den Kindern). Nur sehr wenige setzen sich dafür ein, erwachsenen Betroffenen zu helfen. Ihnen zu helfen selbst nicht zum Täter zu werden oder ihnen bei der Suche nach einem Therapieplatz behilflich zu sein. Oder auch durch die ganzen Kämpfe, um die Therapie bis zur Heilung finanziert zu bekommen.

Wir leben leider nicht in einer Gesellschaft, in denen Tränen in Kinderaugen harte Herzen weich werden lässt. Wäre dem so, hätten Straftäter keinen Platz in unserer Mitte.
Was aber hier Herzen erweicht, Köpfe anspringen lässt und Hände ins Handeln zu treiben in der Lage ist, ist GELD.

Die Versorgung von Straftätern im Gefängnis. Die Therapie der Opfer. Die Verdienstausfälle von Betroffenen in der Blüte ihrer Jahre. Die Kosten für die Kompensation der körperlichen Folgeschäden von sexueller Misshandlung. Das ganze viele Geld, dass Hersteller und Verbreiter von (Kinder)Folterdokumention (Kinder“pornografie“- auch ein Wort, dass sich bitte endlich abgewöhnt werden soll!) einfahren und für sich behalten…

Genau das ist der Grund, weshalb mich diese Facebookbilder wütend machen.
Mir zeigen die Bilder, wie ohnmächtig und hilflos irgendjemand da draussen im Internet ist und wie sehr er sich wünscht, dass es aufhört. Dass es niemand anderem mehr passiert. Da steht dick und fett: „Bitte lasst uns friedlich und liebevoll miteinander umgehen. Kämpft dafür, dass nichts mehr passiert. Lasst uns die Täter alle kaputt machen- guckt doch, wie traurig und ängstlich dieses Kind ist, dem das passiert.“
Da steht nicht, dass misshandelte Kinder selten vor einem stehen und mit Kulleraugen versuchen ihr Leid zu vermitteln.
Da steht nicht, dass der prügelnde, schreiende, spuckende, einnässende, Drogen nehmende, klauende, lügende, hässliche, stinkende, schimpfende Mensch von 1,50m Körpergröße auch- genauso wie der völlig Unauffällige, derjenige sein kann, der ständig und ständig misshandelt wird.
Da steht nicht, dass die Kosten der Heilung aller, in der Folge von (sexueller) Misshandlung, erkrankten Menschen, in unserer Bundesrepublik, mehr kosten würde, als das, was die letzte Drohne gekostet hat.

Und da steht vorallem nicht, dass WIR ALLE diejenigen sind, die etwas verändern können. Nicht nur die Menschen, denen diese Art der Gewalt nicht angetan wurde, sondern alle!541602_web_R_by_Karl Dichtler_pixelio.de

Vielleicht klingt es blöd, aber an diesem Punkt stehe ich oft da und denke: Wir sind das Volk. Wieso tun nur immer wieder alle so, als sei das nicht so?
Niemand von uns sitzt dem ganzen Drama hilflos und ohnmächtig gegenüber, weil er es will- sondern, weil die Handlungsalternativen so beschränkt sind und sich niemand politisch so beschwert, wie er es privat tut .
Opferschutz gibt es derzeit nur nach Kriterienerfüllung und dann ist dieser auch noch lückenhaft. Entschädigungen gibt es nur nach Entblössung und Rechtfertigung der Opfer. An alles sind Bedingungen geknüpft, die maximal von Herz und emotionalem Hirn entfernt sind. Reglementiert von einem System in dem Geld mehr wert ist, als das zerstörte Innenleben von Menschen.
Doch statt am System zu rütteln, wird im Privaten gerüttelt und Verletzungen dadurch in Kauf genohmmen.

Ich lösche solche Bilder inzwischen rigoros aus meiner Facebooktimeline. Ich unterstütze keine Vereine mehr, die nicht mehr mir direkt helfen möchten oder zu können in der Lage sein wollen. Ich möchte das Private zu etwas Politischem machen, weil ich die Politik als das Organ betrachte, dass unser Privatleben beeinflusst, das es ist.

Ich will nicht, dass jemand von mir denkt, ich wäre ein Kind gewesen, das große Augen hatte und in der Ecke eines Kinderzimmers hockte.
Ich war ein Kind, das völlig normal großkotzig über den Schulhof gerannt ist. Ein Kind, das geklaut, gelogen, manipuliert, eingenässt und später sogar geprügelt hat.
Und heute sind wir eine Betroffene, die ihre schwarzen Momente hat. Eine von denen, die sich eben doch jeden Tag mindestens einmal erschreckt und irgendwie mit ihrer Todesangst zurecht kommen muss und überlegt, ob sie es schafft ihren Alltag und ihre Therapie zu überleben.
Aber ich bin auch  eine von denen, die sich nicht mehr ohnmächtig machen lassen will. Eine die Antworten findet und konsequent in der Durchsetzung von Veränderungen bleiben will.

Und wenn das bedeutet, dass ich Facebookbilder lösche und nicht weiterverteile, nicht öffentlich „Anti-Missbrauchs-Vereine“ unterstütze, dann ist das eben so.
Da steht etwas hinter. Mehr jedenfalls, als hinter diesen Bildern.