Hinter den Bildern

Da gibt es etwas, dem ich Raum geben will.
Nochmal, vielleicht ganz explizit hier und jetzt in einem eigenen Artikel und nicht eingeflochten in die Basis des Blogs.

Antikindesmissbrauchspropaganda.
Bei Facebook. Bei Twitter. Bei StudiVz. Bei MeinVz. Bei MySpace. In den Kommentarspalten unter Webartikeln. In den (Selbsthilfe-)Foren von und für Menschen, die als Kind (sexuelle) Gewalt erfahren haben.
Überall gibt es sie. Bilder von Kindern mit Verletzungen. Das Kind in der Ecke das den Kopf auf die Knie legt und sich einrollt. Die zerschlagene Puppe. Der zerfetzte Teddy. Die Kulleraugen mit Tränen drin. Das Kind aus Täterperspektive mit dem Schatten daneben.
„Stumme Schreie, der verletzten Kinderseele, die rote Tränen weint“
Oh man…

Ganz ehrlich? Ich sehe das und möchte kotzen.
Nicht, weil ich schlicht kein Freund von plakativem Zwangsbewusstmachen bin oder, weil mich manche der Darstellungen triggern sondern, weil ich Vorstellungen transportiert sehe, die teils maximal von der Realität abweichen und sich mir oft genug eher die ohnmächtige Hilflosigkeit der Ersteller in den Kopf drückt, als der herzliche Wunsch den Betroffenen zu helfen.
Ja, es sind stumme Schreie. Ja, es geht um Verletzungen. Und ja, manche Betroffenen, weinen auch „rote Tränen“- ritzen sich lieber die Haut auf, als zu weinen.
Es ist einThema das Sichtbarkeit braucht. Das Prävention erfordert. Es ist ein Thema bei dem es um Menschenleben geht und man muss ihm Raum geben.
Aber nicht so!

Gleich mal zu Beginn: „Kindesmissbrauch“ gibt es nicht. Wo es Missbrauch gibt- muss es einen richtigen Gebrauch geben. Menschen sind aber keine Gegenstände!
Gewöhnt euch dieses Scheißwort ab! Auch wenn ihr von „Kindesmisshandlung“ oder „sexualisierter Gewalt gegen Kinder“ sprecht, werden euch die Leute verstehen! Ja- es dauert etwas länger, bis man fertig gesprochen hat. Ja, es werden mehr Buchstaben gebraucht. Ja, man kann nicht mehr einfach so im laxen Rausch dahersprechen. Aber das Ergebnis ist eine klare Sprache und wenn es einen Bereich gibt, in dem Klarheit wichtig ist, dann ist es dieser.
Es darf keine Ausrede sein, dass „ja aber die ganzen Vereine und so, sich so nennen mit dem Wort drin“ oder auch, dass „ja aber in den Medien überall so geredet wird“.
Zum Einen: Nur, weil die Masse das Gleiche redet, heißt das nicht, dass sie Recht hat- gerade in Deutschland sollte uns das wohl klar sein. Oder ist das Wort „Schacherjude“ auch eines, das so richtig ist, weil es viele Jahre durch alle Medien ging und in aller Munde war?!
Und zum Anderen, sind die Medien nicht jene, die unsere Sprache bestimmen sollten- sie sollte sie abbilden, als beobachtender Zeuge- fertig! Wir sind die, die Zeitung machen- nicht andersherum!

Wenn ich mir diese Bildchen und Fotos ansehe, fällt mir ausserdem eine Art Darstellung auf, die einer Art Ideal entspricht. Es ist sauber, aufgeräumt, kalt auf der einen Seite (zum Beispiel das in die Zimmereckenwand gedrückte Kind, mit den Händen vor den Augen) und offen brutal zerstörerisch auf der Anderen (die zerschlagene Puppe).
Beides Dinge, die symoblisch sind und Dinge krass darstellen, die, an sich, nicht auf diese Art krass sind.

Sexuelle Misshandlung ist nicht sauber und gerade die Misshandlung, die über Jahr hinweg passiert, ist nicht immer offen zerstörerisch.
Was sauber ist, ist das Lächeln, dass die Opfer als Anpassung drüber schmieren. Was zerstört ist, sind nicht die materiellen Dinge und auch nicht ausschliesslich die Seele.

Und es findet eine gefährliche Darstellung von Kindern statt, die meiner Meinung nach, erst recht Täter anlockt und befriedigt. Gerade bei Facebookbildern ist mir das aufgefallen.
Süße kleine Mädchen in sachtem rosa- oder direkt gleich weißen Kleidchen, derartig ausleuchtet, dass ihre reine Unschuld, ein Gänseblümchen daneben, wie eine Schlampe aussehen lässt. Jungen mit glänzenden Lippen und großen Augen, in deren Winkel sich eine Träne befindet. Immer schön von oben nach unten fotographiert.
Ich mag es nicht weiter ausführen, aber wenn man sich vor Augen hält, dass es vielen Tätern gerade um kindliche Unschuld, Größe und Wehrlosigkeit geht, ist denke ich klar, worum es mir geht.

Weiterhin sehe ich eine große Gruppe ausgegrenzt, nämlich die heute erwachsenen Betroffenen.
Es wird sehr oft Kinderseelen gesprochen. Viele Vereine haben ihren Fokus auf der Prävention oder Aufklärung (gegenüber den Kindern). Nur sehr wenige setzen sich dafür ein, erwachsenen Betroffenen zu helfen. Ihnen zu helfen selbst nicht zum Täter zu werden oder ihnen bei der Suche nach einem Therapieplatz behilflich zu sein. Oder auch durch die ganzen Kämpfe, um die Therapie bis zur Heilung finanziert zu bekommen.

Wir leben leider nicht in einer Gesellschaft, in denen Tränen in Kinderaugen harte Herzen weich werden lässt. Wäre dem so, hätten Straftäter keinen Platz in unserer Mitte.
Was aber hier Herzen erweicht, Köpfe anspringen lässt und Hände ins Handeln zu treiben in der Lage ist, ist GELD.

Die Versorgung von Straftätern im Gefängnis. Die Therapie der Opfer. Die Verdienstausfälle von Betroffenen in der Blüte ihrer Jahre. Die Kosten für die Kompensation der körperlichen Folgeschäden von sexueller Misshandlung. Das ganze viele Geld, dass Hersteller und Verbreiter von (Kinder)Folterdokumention (Kinder“pornografie“- auch ein Wort, dass sich bitte endlich abgewöhnt werden soll!) einfahren und für sich behalten…

Genau das ist der Grund, weshalb mich diese Facebookbilder wütend machen.
Mir zeigen die Bilder, wie ohnmächtig und hilflos irgendjemand da draussen im Internet ist und wie sehr er sich wünscht, dass es aufhört. Dass es niemand anderem mehr passiert. Da steht dick und fett: „Bitte lasst uns friedlich und liebevoll miteinander umgehen. Kämpft dafür, dass nichts mehr passiert. Lasst uns die Täter alle kaputt machen- guckt doch, wie traurig und ängstlich dieses Kind ist, dem das passiert.“
Da steht nicht, dass misshandelte Kinder selten vor einem stehen und mit Kulleraugen versuchen ihr Leid zu vermitteln.
Da steht nicht, dass der prügelnde, schreiende, spuckende, einnässende, Drogen nehmende, klauende, lügende, hässliche, stinkende, schimpfende Mensch von 1,50m Körpergröße auch- genauso wie der völlig Unauffällige, derjenige sein kann, der ständig und ständig misshandelt wird.
Da steht nicht, dass die Kosten der Heilung aller, in der Folge von (sexueller) Misshandlung, erkrankten Menschen, in unserer Bundesrepublik, mehr kosten würde, als das, was die letzte Drohne gekostet hat.

Und da steht vorallem nicht, dass WIR ALLE diejenigen sind, die etwas verändern können. Nicht nur die Menschen, denen diese Art der Gewalt nicht angetan wurde, sondern alle!541602_web_R_by_Karl Dichtler_pixelio.de

Vielleicht klingt es blöd, aber an diesem Punkt stehe ich oft da und denke: Wir sind das Volk. Wieso tun nur immer wieder alle so, als sei das nicht so?
Niemand von uns sitzt dem ganzen Drama hilflos und ohnmächtig gegenüber, weil er es will- sondern, weil die Handlungsalternativen so beschränkt sind und sich niemand politisch so beschwert, wie er es privat tut .
Opferschutz gibt es derzeit nur nach Kriterienerfüllung und dann ist dieser auch noch lückenhaft. Entschädigungen gibt es nur nach Entblössung und Rechtfertigung der Opfer. An alles sind Bedingungen geknüpft, die maximal von Herz und emotionalem Hirn entfernt sind. Reglementiert von einem System in dem Geld mehr wert ist, als das zerstörte Innenleben von Menschen.
Doch statt am System zu rütteln, wird im Privaten gerüttelt und Verletzungen dadurch in Kauf genohmmen.

Ich lösche solche Bilder inzwischen rigoros aus meiner Facebooktimeline. Ich unterstütze keine Vereine mehr, die nicht mehr mir direkt helfen möchten oder zu können in der Lage sein wollen. Ich möchte das Private zu etwas Politischem machen, weil ich die Politik als das Organ betrachte, dass unser Privatleben beeinflusst, das es ist.

Ich will nicht, dass jemand von mir denkt, ich wäre ein Kind gewesen, das große Augen hatte und in der Ecke eines Kinderzimmers hockte.
Ich war ein Kind, das völlig normal großkotzig über den Schulhof gerannt ist. Ein Kind, das geklaut, gelogen, manipuliert, eingenässt und später sogar geprügelt hat.
Und heute sind wir eine Betroffene, die ihre schwarzen Momente hat. Eine von denen, die sich eben doch jeden Tag mindestens einmal erschreckt und irgendwie mit ihrer Todesangst zurecht kommen muss und überlegt, ob sie es schafft ihren Alltag und ihre Therapie zu überleben.
Aber ich bin auch  eine von denen, die sich nicht mehr ohnmächtig machen lassen will. Eine die Antworten findet und konsequent in der Durchsetzung von Veränderungen bleiben will.

Und wenn das bedeutet, dass ich Facebookbilder lösche und nicht weiterverteile, nicht öffentlich „Anti-Missbrauchs-Vereine“ unterstütze, dann ist das eben so.
Da steht etwas hinter. Mehr jedenfalls, als hinter diesen Bildern.

Rosenblätterhulk will Jauch abschaffen

Man, war ich wütend gestern Abend!
Meine Haut verfärbte sich grün, meine Haare standen mir zu Berge und immer wieder dachte ich nur: “Ich geh da gleich hin und hau die alle! Und wenn ich fertig bin, nehme ich mir Frau Kampusch, und die Herren Erlemann und Hellwig mit an einen sicheren und schönen Ort. Da passe ich dann auf sie auf, damit ihnen niemals wieder jemand so eine Scheiße um die Ohren werfen kann und sie aufhören können, sich so zu unterwerfen.”

Ganz ehrlich- ich frage mich, wie viel offener es noch sein kann, dass das Format “Jauch” ungeeignet ist, für einen Diskurs über die Themen, die dort auftauchen. Was für eine grottenschlechte Moderation und/ oder Sendungskonzeption da im Ersten lief, ist kaum zu noch zu toppen. Selbst RTL schafft es zielgenauer zum Punkt zu kommen- und sei es, indem man einem Bohlen Raum für seine Arroganz gibt- das ist ein Menschenmarkt bei DSDS und jeder weiß das- ergo gehts da auch entsprechend zu.

Bei Jauch hingegen, soll es sich um eine Gesprächsrunde zu einem Thema handeln. Man diskutiert, gleicht einander ab und lässt nach Möglichkeit umfassend Raum zur Perspektiv- und Meinungsbildung.
Was ich dort aber in der Sendung “verschleppt und misshandelt- wie gelingt ein Leben danach?” sah, hatte nichts- aber auch so gar nichts mit freier Gestaltung zu tun, geschweige denn mit einer Gesprächsführung dem Thema entsprechend.

Die Sendung begann mit einer Aufnahme von dem unschuldig-neutral- harmlos wirkendem Jauch, der folgende Fragen vorlas:
a) Wie hält ein Mensch Situationen aus, in denen er maßloser Gewalt ausgesetzt ist?- In der er einfach nicht weiß: “Werde ich das überstehen und werde ich weiterleben können?”.
b) Wie bekämpft man seine Todesangst?
c) Unter welchen Umständen muss man nach der Befreiung leben?

Eigentlich- so dachte ich, gehört der Fragenausdenker schon allein dafür auf die Strafbank. Setzen 6!- Nachsitzen- Du darfst erst wieder mitspielen, wenn du dich mit dem Thema befasst hast!

Allein, um (gerade auch Menschen, die eben nicht so im Stoff in Bezug zum Thema “Trauma und die Folgen” sind) zu zeigen, wie absurd die Fragen sind, würde dieser Artikel hier lang werden. Entsprechend versuche ich einen Mittelweg und werde dabei oft selbst nicht differenziert wirken- geschweige denn umfassend. (Aber ich bin ja auch weder Profi, noch stelle ich mich mit diesem Ding ins Fernsehen- wissend tausende Zuschauer hören mir zu und glauben wir alles, was ich sage, weil ich ja so harmlos und lieb wirke und eben nicht die Sprecherin bei RTL bin)

Zu a) Wie hält ein Mensch Situationen aus, in denen er maßloser Gewalt ausgesetzt ist?- In der er einfach nicht weiß: “Werde ich das überstehen und werde ich weiterleben können?”
Solche Situationen werden einfach ausgehalten! Da gibts keinen Plan, nichts was man später irgendwie so beschreiben kann, dass man einen Begriff draufkleben kann und dieser bedeckt das ganze Ding. (Selbst in meinem Fall, wo ich immer lese “Die Klienten helfen sich, indem sie dissoziieren” passt dieser Begriff als Antwort nicht gänzlich. Das tut keiner.)
Ich finde diese Frage absurd, weil sie impliziert, dass man Worte für das was genau in einem vorgegangen ist hat. Der Dreh und Angelpunkt bei vielen Traumakisten, ist aber eine Sprachlosigkeit- eine Leere im Kopf, die alles umfasst. Diese ist biologisch in Menschen eingebaut- nachzulesen in jeder neueren Traumaleküre.
Selbst später, wenn es viel Abstand gibt und man das Trauma (oder die Traumata) verarbeitet hat- gibt es nichts, was diese Frage- so wie sie formuliert ist- beantwortet. Niemand der ehrlich ist (und sich nicht so anpassend unterwirft, wie die drei (die Sendung) Überlebenden dort), kommt an einen Punkt an dem er sagt: “Ja also- als der Täter da so auf mich einschlug, machte/agierte/ initiierte ich…”
Der Mensch weiß nicht, ob er es überlebt und das “Danach” ist sowas von komplett weg- es ist einfach nicht da!- weil der Mensch in dem Moment (und sei es nur ein kurzer Zeitraum von vielleicht 5 Sek) es nicht wissen KANN. So oder so ist in dem Moment das Gehirn, der Geist, die Seele- der globale Mensch schlicht nicht in der Lage IRGENDETWAS zu wissen/zu denken/ bewusst klar zu haben. Es gibt dann nichts! Da gibt es nicht einmal das Denken, dass man sowas vielleicht mal denken sollte!
Das ist Traumawissenbasis, dessen Fehlen (bzw. dessen Erklärung in der Sendung) ich hier beklage!

Zu b) Wie bekämpft man seine Todesangst?
Todesangst ist nicht bekämpfbar. Wenn sie wütet ist Ende- da überlebt man- IST man und fertig.
Ein Überleben- einen Zustand!-  “kämpfen” zu nennen ist eine Umdeutung. Sie hilft manchen Menschen rückblickend, doch sie lässt einen Umstand aktiver aussehen, als er ist. Wenn man ein Überleben- ein Überstehen einer Situation “Kampf” nennt, dann ist das nicht falsch grundlegend- doch er verfälscht die Situation und impliziert die Chance auf ein aktives Handeln und das ist schlicht nicht immer gegeben, wenn man in einer Situation ist, die Todesangst auslöst.
Hier wurde ein Begriff falsch verwendet bzw. nicht differenziert genug eingesetzt. Was mich vor allem deshalb ärgert, weil dieser Begriff ein sehr wichtiger Bestandteil ist, wenn es darum geht eine Art Not zu beschreiben.

Zu c) Wie muss man nach seiner Befreiung leben?
Ich hatte mir wirklich gewünscht, dass sich in der Sendung genau darauf konzentriert werden würde. Das ist die einzige Frage, die wirklich mit dem Titel der Sendung zusammenpasste und weshalb ich überhaupt eingeschaltet hatte.

Doch wie typisch für die Jauchsche Unfähigkeit, wurde auch hier wieder verfehlt und zu Gunsten von impliziter Verhöhnung und quälender Kreiserei darauf verzichtet.
Die Gäste hätten besser moderieren können, wären sie kräftig genug gewesen dies zu tun.
Da erzählt eine Frau Kampusch dass die Vernehmungsprotokolle ihrer Qualen- der Mord an ihrer Seele!!! an die Öffentlichkeit kamen, weil die Gesetzgebung bzw. der Opferschutz in Österreich dem keinen Riegel vorgeschoben hat
und es kommt keine Reaktion!
Kein Ausdruck der Empörung, keine Nachfrage, kein Diskurs darüber, wie die Lage hier in Deutschland ist.. nichts! Nicht einmal ein Nebensatz, dass das jawohl ein Unding ist. Nicht einmal so etwas wie: “Ach du scheiße! Was muss das für eine öffentliche Demütigung für sie gewesen sein!” Nichts!

Da erzählt Herr Erlemann, dass seine Entführer frank und frei durch die Gegend laufen, reich sind, von Politikern beglückwünscht werden… und die einzige Reaktion die im heimischen TV landet ist sein bitteres Lächeln und sein Ausdruck für seine innere Vermeidungshaltung.
Bekräftigt von dem Krisenpsychologen Pieper, der noch meint, dass einem die Täter irgendwann egal sein müssten und man doch endlich irgendwann einen Punkt dahinter machen muss, weil es sich nicht lohnt immer über sein Schicksal zu jammern.
Diese Ohrfeige hab ich bis hier hin gespürt- denn: Wer einen Punkt dahinter machen KANN, darf sich bitte gerne freuen. Doch dies als Grundlage zur Heilung und zur Teilhabe am Leben danach darzustellen, ist schlicht fahrlässig in meinen Augen.

Das sitzt ein Journalist, der wegen eines normalen Gesprächs mit einem Rechtsanwalt im Iran in einem Foltergefängnis gequält wurde und es gibt nicht einmal eine Nachfrage, ob ihm unser Staat irgendwie geholfen hat! Ob er auf eine Wiedergutmachung- einen Schadenersatz- irgendetwas hoffen kann! Das finde ich auch nachwievor interessant: Haben Journalisten eine Versicherung, die sie dann auffängt- gilt Folter im Ausland als Arbeitsunfall?)

Es wurde kein Mensch eingeladen, der von seiner Familie misshandelt und gefangengehalten wurde. Es gab keine Erwähnung von der Scheiße, die sich gerade so schwer misshandelte- schockierte- traumatisierte Menschen, geben müssen, wenn ihnen Hilfen verwehrt bleiben. Die (für mich natürlich) offene Wunde mit der Therapiekostenfinanzierung von (komplex) traumatisierten Menschen, die schlicht und einfach weder bedarfsdeckend verfügbar noch zukunftsorientiert einforderbar ist… Die glänzende Zurückhaltung des Staates, wenn es um Entschädigungen der Opfer geht…

Wieder nicht aufgetaucht- obwohl es sich dabei um wichtige Teile der Lebensrealität von Menschen handelt, denen Furchtbares- Unvorstellbares- Unfassbares- Unaussprechbares angetan wurde.

Mein Eindruck von der Sendung war der, dass man viele der Fragen, die Herr Jauch in die Runde warf, auch hätte übersetzen können mit: “Wie wars denn? Sag doch mal! Ist doch jetzt alles vorbei- erzähl mal- Wie wars für dich- Was hast du gefühlt- Zeig und doch mal, was da so in dir war, dass du jetzt überhaupt noch lebst und hier so sitzt… Ja von mir aus sag halt auch, dass du ne Essstörung hast, abhängig bist und die Ziele die du dir gemacht hast, ad acta legen musstest- ja sag halt ruhig, dass du angeblich (ich klebte unter der Decke als der Jauch das sagte!) jede Nacht von deiner Gräuel träumst- ja von mir aus kannste mir auch noch sagen, dass du Einzelkämpferin bist… aber hey- ich will eigentlich nur wissen: Wie wars denn so- zeig doch mal was von deinem Elend!”. Und das, obwohl der Tenor eigentlich lautete sein Elend nicht zu zeigen, da dies in der Kategorie „Jammern“/ „Leiden“ verortet wurde!

Da sitzen sie und reden davon, dass sie die Gesellschaft nur als Opfer sehen will.
Und tun aber nichts dagegen, dass sie immer wieder nur genau deshalb in die Öffentlichkeit gelangen. Ich hätte lieber etwas über das Kinderkrankenhaus von Frau Kampusch erfahren und über das Leben von Herrn Erlemann oder die berufliche Gegenwart von Herrn Hellwig gehört, als ihnen dabei zu sehen zu müssen, wie sie sich ihre Phrasen, die sie über die klaffende Wortlosigkeit (keiner dieser Menschen hat sein Trauma verarbeitet- die sind alle noch auf dem Weg dahin!) geklebt haben, rausquetschten.
In einem Gespräch mit einem diffus voranschreitenden- aber eigentlich selbst vom Weg unwissenden Jauch.

Es war eine Sendung, die mich angeekelt hat.
Nicht weil sie offen verhöhnt hat oder die von Gewalt betroffenen Menschen dort in Positionen gedrängt hat, in denen sie eigentlich schon wieder zum Opfer gemacht wurden, sondern, weil das verhöhnende Element noch als tröstliche Schlussworte präsentiert wurden.
”Du bist nicht Opfer, wenn du Opfer bist- du kannst selber entscheiden, ob du drunter leidest und ins Leben zurück findest- es liegt alles in deiner Hand.”

Entschuldigung liebe Gesellschaft- aber das ist einfach nicht wahr!
Ich-Wir (einself- wer sich mitgemeint fühlen mag bitte gern) als Opfer möchten es euch auch so gern so einfach machen. Wären auch so gern so sehr unabhängig von Hilfen!
Wir wären so dankbar um Hilfe und Unterstützung, die einfach so käme, statt ewig und drei Tage darum zu betteln! Immer wieder und wieder zu betteln- so wie wir vor unseren Peinigern immer und immer zu betteln gezwungen waren.
Ja tut uns echt leid, dass unser Überleben als solches, nichts weiter beinhaltet, dass wir einfach noch SIND- ohne ausdrücken zu können, wie genau das passiert ist.
Ja, wir würden auch gern einfach nicht jammern. Weil wir aber nirgendwo wirklich jammern können- weil uns immer wieder alle (außer unsere echten (oft genug auch ohnmächtigen und sprachlosen) Helfer) sagen, man könne ja nicht immer jammern, quillt uns das einfach ab und an mal raus!

Wir bemühen uns so sehr (wieder) ins normale Leben zu kommen.429062_web_R_K_by_Michael Hirschka_pixelio.de
Doch wir wurden kaputt gemacht. Gebrochen. Zerstört. Und wenn man kaputt ist, wird man einfach nicht wieder so normal, wie man es hätte sein können, wäre man nie zerstört worden.

Hört auf uns vorzuheucheln, das ginge, “wenn wir uns nur…”

Hört auf uns vorzulügen, wir könnten alles was uns dabei helfen könnte kriegen, “wenn wir nur…”

Hört auf!

Lasst das einfach!

Hört auf Menschen das Gefühl zu geben, wenn sie sich auf eine Art unterwerfen und ausbeuten lassen,  wie Frau Kampusch, seien sie ein strahlendes Beispiel dafür, wie man richtig überlebt hat und richtig mit seinem Leiden umgeht.
Denn das ist einfach nicht wahr!

Hört auf Opfer im Fernsehen sagen zu lassen, es ginge ihnen so gut, weil sie sich nicht in die Opferrolle begeben haben.
Denn das ist einfach nicht wahr!

Der Rosenblätterhulk will Jauch abschaffen, weil er lügt und Lügen verbreitet und statt irgendwie in irgendeiner Form hilfreich, lehrreich oder sonst irgendwie sinnig zu sein, einfach nur dafür sorgt, dass die Masse doch wieder nur seine Vermeidungsblase zumachen kann, statt sich hinzustellen und mit den Überlebenden von Gewalt zu solidarisieren und eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Auf dass so eine Gewalt- so eine Not, schlicht keinen Nährboden mehr in unserer Mitte findet!

die Suche nach dem Porno in meinem Blog

Die Offenlegung von sexualisierter Gewalt und auch dessen Folgen ist schnittig-schneidend- eine mehrfache Klinge umschiffend. Teilweise eine mitten in sie hineinfallende Sache…

Heute trat ein Thema in meinen Twitternachrichten gehäuft auf und ich möchte es gern mal aufnehmen.

Immer wenn jemand eine Suche, mittels einer Suchmaschine im Internet, startet, scannt das Programm das Internet durch und spuckt als Ergebnis die dem Algorhythmus entsprechend relevanten Homepages aus.
Logisch, dass entsprechend bei mir auf den Blog in dem das Wort “Sex” so derartig oft vorkommt (und sei es in der Vorsilbe der SEXualisierten Gewalt oder der SEXuellen Misshandlung) auch immer wieder Suchende bei mir landen, die Anfragen stellten wie: Sex mit gelangweilter Hausfrau; sexy Teens Wollstrumpfhose; Will Sex jetzt…

Und ganz offensichtlich klicken sie dann auch auf meinen Blog- sonst würde ich diese A608876_web_R_K_B_by_Gerd Altmann_pixelio.denfrage wohl kaum im Dashboard sehen.

Nun die Frage: Was macht mein Kopf damit? Was passiert, wenn wir merken, dass unser Tun hier potenzielle (Miss-)Ge-braucher anlockt? Versuchen wir unseren Blog mehr zu schützen? Verändern wir unser Tägverhalten? Verändern wir die Themen? Verändern wir unsere Art aufzuzeigen, wofür wir so lange Anlauf nehmen mussten?

Als wir die erste Anfrage mit Ziel “Pornografie” hier fanden (“geile Fotze gierig nach Sex”) sind wir erst mal gepflegt kotzen gegangen. Mussten uns ausweinen, im Wald stehen und ein paar Seelen rausschreien. Wir fühlten uns direkt wieder benutzt und hatten das Gefühl, dass unser Leiden evtl. konsumiert wurde. Und das, obwohl hier niemals genau diese Worte standen oder wir irgendwelche plastischen Details ausgeschrieben haben.
Der gleiche Kanal der anspringt, wenn mich jemand direkt anschaut, sprang auch dann an. Sofort gab es das Gefühl, dass derjenige welche von meiner Verderbtheit wusste und wusste, dass er mich benutzen kann, wie er es will. Erst nach etwas Abstand konnte ich mir die Entfernung durch dieses so scheinbar nahe Medium Internet verdeutlichen und mir klarmachen, dass der Mensch nicht mich- oder einen Teil von mir- sondern lediglich eine von mir gestaltete Website im Internet gesehen hat.

Doch ohne Folgen blieb es nicht.

Es pflanzten sich Zweifel ein, ob wir es schaffen würden, mit den gefühlt weitverbreiteten Mythen um sexualisierte Gewalt bzw. sexualisierte Misshandlung, welche durch verwaschene Sprache und gesellschaftlichen Tabus entstehen, aufzuräumen.
Würde es möglich sein eine Vergewaltigung zu beschreiben, so dass mit der Vorstellung Schluss ist, dass es sich um schlicht “harten Sex” oder “tumbes Beine breit machen müssen” handelt- ohne aber irgendeinen Kopf da draußen damit  sexuell erregend zu stimulieren? Wie strikt sachlich kann man das Fastersticken durch die Körperlichkeit eines anderen Menschen beschreiben, ohne kalt und nicht darunter leidend zu wirken? Kann man abgrundtiefe Demütigung und fasertiefste Qualen erwähnend andeuten, ohne, dass sich nicht vielleicht doch irgendjemand mit sadistischer Neigung daran ergötzt?

Wir erkannten, dass das nicht möglich ist.
An dieser Erkenntnis hatten wir dann noch mal viele Tränen zu vergießen, weil man sich   ohnmächtig und ausgeliefert fühlte- und das obendrein auch noch selbstverursacht!
“Was führst du denn auch so einen Blog- wieso schreibst du manches auch so aus? Bist doch selber Schuld wenn dann einer kommt und …”
Ja ja die lieben BÄÄÄMs mal wieder. Für sie ist sowas natürlich gleich noch ein gefundenes Fressen. Sie finden in der breiten massenmedialen Welt schon Futter ohne Ende und oft genug auch im direkten Kontakt mit anderen Menschen, wenn es darum geht die erlebte Gewalt runterzureden, zu verharmlosen und zu relativieren. Unterm Strich: unsichtbar und weniger schlimm zu machen.

(Dann sind da noch ganz andere Aspekte die auch recht bald aufkamen: das Mitleid, die Erschütterung, das Entsetzen, die Dankbarkeit, die Bewunderung, das ehrliche Mitfühlen der Leser.
Und auch: der schlichte Konsum- zig Besucher die nicht auch nur einen Pieps von sich geben (können oder wollen). Uff!)

Es war die Zeit in der wir uns sehr klar machen mussten, dass wir schlicht keinen Einfluss haben und es hinnehmen müssen, was wie wo ankommt und wirken kann.
Doch auch, dass wir deshalb nicht gänzlich ohnmächtig und ausgeliefert sind. Wir können Einfluss darauf nehmen, was genau für eine Botschaft beim Leser ankommt, indem wir die Dinge beim Namen nennen und so global wie uns möglich schildern.

Würde ich von “erzwungenem Oralverkehr” schreiben, sage ich etwas Anderes als wenn ich von “oraler Vergewaltigung” oder wie oben vom “Fastersticken an der Körperlichkeit eines anderen Menschen” schreibe. Schreibe ich von “Sex mit Erwachsenen” sage ich etwas deutlicher, als mit dem Begriff des “Kindesmiss-ge-brauchs” oder gar mit dem absolut infamen Wort “Kindersex”.

So wird deutlich sichtbar, was ich zeigen will und es gibt weniger Raum für sexuell stimulierendes Kopfkino, da die Belegung dieser Worte eindeutiger mit Gewalt assoziiert sind. Sie tauchen seltener in Pornos und anderen Massenmedien auf.

Konsumenten von Pornografie oder auch pädokrimineller Dokumentation vergeht hier (meiner Einschätzung nach) so oder so schnell die Lust. Es ist nicht schön, wenn Objekte plötzlich einen Namen, ein Gesicht, eine Seele und eigenen Willen bekommen. (Das Objekt plötzlich eine Globalität annimmt und zum echten Gegenüber wird)
Niemandem schießt das Blut in die Scham, wenn es um Gewalt an einem lebendigen, bunten, eigenwilligen, lebensfrohen, starken, mutigen, sich nicht mehr manipulieren lassen wollenden Menschen, wie man selbst einer ist (oder sein will) geht.
Wozu die Mühe- gibt es doch täglich um die 20.000 neue frische Pornowebsites im WorldWideWeb, wo sie genau das bekommen können, was sie eigentlich wollen: platt abgebildete- genormte-nackte- Objekte, die nur zur Benutzung- zum sexuellen Gebrauch existieren.

Ich bilde mir ein, dass wir hier genug Realität einbringen, um ein Abtauchen in sexuelle Fantasien zu verhindern- und wer sie doch empfindet ist eben die Ausnahme der Regel.
Mag sein, dass ich mich damit ein bisschen selbst beschummle und mir etwas einrede, was nicht stimmt- aber ich kanns ja auch nicht überprüfen, sondern nur von mir auf Andere schließen.
Wenn ich etwas im Internet suche, springe ich auch nicht auch gleich auf alles an, was lediglich in der Peripherie mit dem Suchziel zu tun hat. Also wenn ich Schuhe suche- bin ich von Schuhmacherwebsites und Schuh-Fashionblogs eher genervt, als dass ich mich da noch ewig aufhalte.

Was allerdings übrig bleibt, ist der schale Geschmack des “Hinnehmen müssens”.
Ich verstehe nicht, warum es Programme gibt, die dafür sorgen, dass man unbemerkt vom Chef am Arbeitsplatz herumsurfen kann, zig tausend Trojaner, Viren und Würmer, Hacker und was es nicht sonst noch so alles gibt- aber keine Möglichkeiten der Suchmaschinen zwischen den Wortbedeutungsebenen und Wortkontext zu unterscheiden.
Warum gibt es keine deutlich ausgezeichneten Internetebenen?
Eine reine Konsumebene, eine Werbeebene, eine (niedere) Gelüste Ebene (Pornos, Trash, Klatsch und sonstiges seicht Schönes) und eine Begegnungs-Kommunikationsebene.

Jedes Mal wenn wir unseren Browser hochfahren und eine Internetseite aufrufen, müssen wir ein Rätselraten veranstalten: Worum gehts bei Fratzbuck wirklich- Werbung, Austausch oder Verteilung von Informationen? Was ist das Ziel meines Blogs- und was ist das Ziel eines anderen Blogschreibers: Dokumentation, Kommunikation, Werbung, Bedienung von (niederem) Gelüst?

Diese Klarheit wäre es, die uns sehr gefiele.
Sie würde den Post-it an der Laptopseite mit der Botschaft “die Anfragen haben nix mit dir zu tun” unnötig machen- es wäre viel klarer, dass der Suchende im Fall des Falls der Trottel ist- nicht ich oder die Suchmaschine.

Es würde allen Seiten deutlicher machen, dass Menschen hinter den Internetseiten sitzen, die sich Gedanken machen und Gefühle haben.

 

Und heute neu: die Frage an meine BlogleserInnen
Wie geht es euch mit solchen Anfragen? Wie geht ihr damit um? Habt ihr Schutzmaßnahmen getroffen? Wenn ja, welche?

von Bubbles und Pseudoreligiösem

“Du schreibst immer von “pseudoreligiös”- wieso? Weiß doch jeder, dass Multiple was mit Satanskult und so Zeugs zu tun haben.. Scheiß Religionen.”, sprachs und ließ mich, aufgerippelt wie einen Strickpulli, unter der Decke kleben.

Ich weiß nicht, obs nur das Sprachding oder noch mehr ist..
Vielleicht bin ich doch so was wie der Tropfen Seifenwasser, der sich an die Bubble des sozialen Miteinanders hängt und wirklich immer und überall einfach nur dazwischen steht. Weder in der Bubble selbst- noch wirklich davon getrennt.

Oder bin ich Teil einer noch nicht aufgepusteten Bubble- oder schlimmer noch: einer Geplatzten…? (Kommentarfunktion ist an…*räusper)

Wenn ich von Pseudoreligiösem Handeln schreibe, dann meine ich genau das, was das Wort sagt. Nämlich davon, dass jemand angibt ein religiöses Konzept zu verfolgen, dies aber in täuschender Absicht (oder gar nicht) tut. Für mich ist dieser Begriff die bestmögliche Umschreibung dessen, womit wir als Kind konfrontiert waren, ohne auf Inhalte eingehen zum müssen. Deshalb verwende ich ihn. Ich könnte auch von schlichter Täuschung, Lüge, Manipulation mittels Zaubertricks, drogeninduzierter Verwirrung und der Ausnutzung von kindlich- magischem Denken sprechen- aber das deckt nur einen kleinen Teil dessen ab, was sich so langsam erinnern lässt und ist entsprechend schlicht falsch. [Außerdem lassen solche Worte in Bezug auf die Ereignisse die BÄÄÄMs aus ihrem Bau kriechen und wer will das schon haha]

Die oben getroffene Aussage berührt viele Punkte, die mir (uns) wirklich stinken.
– “weiß doch jeder”
Stimmt nicht! Mit solchen Ansagen wird der immense Bedarf an Aufklärung nicht nur verharmlost, sondern direkt mal gleich für unnötig erklärt.)

– “dass Multiple was mit Satanskult und so Zeugs zu tun haben”
[war die Pauschalisierungskeule, die mich unter die Decke knallte]

– “Scheiß Religionen”
[…wird ein eigener Artikel…und war das aufrippelnde Element]

Wo ich schon die “Bubbles” erwähnte… “weiß doch jeder”, gilt (eventuell vielleicht!) für die kleine FabianOefner4Bubble in der sich der Mensch, der diese Aussage machte, befindet, doch das heißt noch lange nicht, dass “jeder” überhaupt weiß, worum es bei
a) der DIS (dissoziative Identitätsstörung) oder auch MPS (multiple Persönlichkeitsstörung) überhaupt (und im Grundsatz des Grundsätzlichsten) und
b) “Satanskult und so Zeugs” bzw. “rituellen Missbrauch”, wirklich geht!

Wenn ich zurückblicke auf unsere 23 (!!!) Erstgespräche bei ambulanten Psychotherapeuten im Großraum unserer  Stadt letztes Jahr, sowie auf unsere Rundreise durch div. Kliniken und Therapeutenpraxen früher, weiß das nicht mal in den Profibubbles “jeder”!
Was auch (in einem Teil) gut ist, denn es ist nicht wahr, dass DIS gleich Satanismus bedeutet!

Eine DIS ist eine Traumafolgestörung, die sich aufgrund sehr früher, wiederholter, schwerwiegender Ereignisse, ohne einen sicheren sozialen Bezug in der Folge, entwickelt.
Diese Bedingungen erfüllen mehrere Szenarien und Lebensumstände- nicht nur satanisch-sexualmagische- extremreligiöse- destruktive Kulte und Sekten.

Dass es diese Kulte gibt und ihre Existenz nun endlich wahrgenommen (und zumindest nicht mehr rigoros und von vornherein) verleugnet wird, liegt an beispielloser Aufklärung, Forschung und der Tatsache, dass sich zum Beispiel “Nicki und die Bärenbande” als Betroffene so offen in die Medienlandschaft getraut haben. Das ist großartig und ohne Frage ein wichtiger Beitrag.
Doch, dass wir nun wieder bei einer Ausschließlichkeit (einer Bubblebildung) angekommen sind, bekritzt mich wirklich.
Ich finde es nachwievor fatal, dass der Film “Höllenleben” jederzeit und ohne weitere er- und aufklärende Worte bei YouTube angeschaut werden kann und viele Medien zum Thema DIS ihre Beispiele für organisierte Gewalt an hilflosen Menschen, fast ausschließlich in Bezug auf Kulte und Sekten bzw. auf mafiöse Strukturen im Ausland fußen lassen. Während gleichzeitig die Angebote zum besseren Verständnis und des Austauschs mehr oder weniger systematisch blockiert, schnell beiseite geschoben werden (Stichwort: Betroffene bei Fachtagungen und Helferkonferenzen bzw. Helfer in Tagungen von Opfervereinigungen und ganz allgemein das schlichte Desinteresse/ der offene Unwillen die (Definitions)Macht im Patienten-Behandler Kontext abzulegen und die offene Ablehnung der “Profis” sich auf die Lebensrealität ihrer Patienten/ Klienten einzulassen), und Fachbücher mit dem Fokus so derartig teuer sind, dass eine gewisse Informationsverteilungsbenachteiligung entsteht.

Satanismus als Deckmantel- als “Thema” von Folterdokumentation taucht nirgends auf. Als hätte die Täterschaft kein Bewusstsein für die Wirkung von dem, was ihre Opfer später (so sie denn dazu in der Lage sind) erzählen könnten. Menschen, die nur so tun als wären sie eine Sekte, in Wahrheit aber schlichte Dokumentatoren/ Produzenten/ Darsteller für ein breites ! zahlungskräftiges !  Publikum sind, werden gar nicht erst erwähnt. Zu profan und undramatisch ungruselig vermutlich die illegale Pornographie und zu privat der Kreis der “FKK- Liebhaber”, zu ausgelatscht und “hin-Gesetz-t” das Thema Zwangsprostiution und Menschenhandel in und um Deutschland.
(Bei der Gelegenheit erinnere ich gerne an die Worte meiner Rechtsanwältin: “Die ganzen Fälle von Kinder”pornographie”- was glauben Sie denn, was aus den Kindern geworden ist und wie solche Bilder entstehen?!”, um etwas anzustoßen)

Gewalt muss in den Medien immer noch schlimmer dargestellt werden, als sie eh schon ist. Auf Kosten der Opfer. Paradebeispiel für mich bis heute: der Fall rund um Frau Kampusch. Jahrelange Gefangenschaft reicht nicht… da muss mehr her.
Das Gleiche bei Menschen mit DIS. “Gewalt” an Menschen seit der frühen Kindheit reicht nicht als Oberbegriff- da muss noch was Gruseliges dazu… (Vorallem wenn die Betroffenen inzwischen erwachsen sind- handelt es sich um ein Kind “reicht auch” die “übliche” Kindesmisshandlung. Faktor Mitleid hoch zehn- obwohl mit Mitleid niemandem gedient ist.)

Das Ergebnis sind Betroffene (und deren Helfer- so sie denn so stark und mutig sind) in der Rechtfertigungs- und Erklärungsposition, die gleichsam bedrängt wie unbeachtet im Dunkel um jeden Fitzel Beachtung ihrer aufklärenden-erklärenden Worte kämpfen.

Ebenfalls ein Ergebnis ist verwaschene Begrifflichkeit.

In Bezug auf den Song von Herrn Naidoo tauchte zum Beispiel immer wieder der Begriff des “rituellen Missbrauchs” auf. In dem Song ging es aber um Gewalt in (satanistischen) Kulten.
Etwas rituell zu tun, kann auch den allmorgendlichen Sonnengruß eines Yoga praktizierenden Menschen oder, dass jemand eine bestimmte Handlung ganz allgemein immer wieder und wieder und wieder vollzieht, meinen.
Der Mensch der ein Kind mit immer der gleichen Musik im Hintergrund quält, setzt das Kind ebenso rituellem Missbrauch aus, wie der Mensch der ein Kind im Rahmen eines Rituals (auf immer die gleiche Art) quält.

Heute aber heißt es: “ritueller Missbrauch” und die erste Assoziation sind (ausschliesslich männliche) Menschen in Kultkluft und religiösem Wahn. Inszenierte Folterungen ganz ohne Kulthintergrund, rücken so wieder in den Hintergrund und verschmelzen in der Sparte des “Naja-igen”. Relativiert, wie die durchlittene Vergewaltigung im Begriff der “sexuellen Nötigung”, einfach schon weil sie keine eigene explizite Bezeichnung (mehr) hat.
Und was ist ganz logisch? – Was kein eigenes Wort hat (und damit seinen Platz für Beachtung bekommt), das gibts nicht…
Dieser Gefahr sind sich viele Menschen da draußen gar nicht bewusst, weshalb ich hier immer wieder darauf herumreite, wie wir uns im Bezug auf Gewalt an und gegen Menschen ausdrücken.
Sprechen wir undeutlich, kommunizieren wir das Falsche und die Falschen profitieren davon.

Unsere Worte aber haben Kraft.
Verwenden wir die Richtigen im richtigen Kontext, kann es Aufklärung, Schutz und Gerechtigkeit gehen.

Und niemand muss sich als Seifenwassertropfen inmitten der ganzen (Unbetroffenen-)Bubbles fühlen, weil er das (manchmal gefühlt) allein tut und immer wieder vom Urschleim an beginnt zu erklären und geradezurücken….

FabianOefner1

hidden track- hidden message- hidden thoughts

Phu!
Ich habs geschafft! Ich hab mir diesen viel besprochenen Song der Herren Naidoo und Savas angehört.

Ich sags schonmal vorweg: zu Gewalt fühle ich mich nicht aufgerufen!
Eigentlich hab ich nur den Eindruck mit dem Song vor eine Art von hilflos um sich schlagender Wut, Ohnmacht, Hilflosigkeit und… ja  unendlicher Trauer gestellt zu werden.
Was im weiteren Schritt auf mich auch ein Stück wie Gewalt wirkt.
Sagt es doch: “Hier! Guck! Aushalten! Zieh dir das rein! Wie schlimm das is und wie schlimm ich das find! Mir egal was du denkst. Mir egal, ob ich deine Grenzen damit niederwalz`-  ich will, dass du das jetzt checkst! BadaBÄÄÄM!”

Dass ich persönlich nen Klatsch weg habe, was diesen Punkt der Betroffenheit Aussenstehender über sexuelle Misshandlung, Ausbeutung und den Themenkreis der (pädo)kriminellen Machenschaften, die sich hinter dem Begriff des (satanisch/ okkulten/ sexualmagisch/ oder auch allgemein “kult-mäßig” aufgezogenen) rituellen Missbrauchs versteckt,  angeht, weiß ich und die meisten meiner Leser hier, werden das für sich auch schon gemerkt haben.
Ich kann mit solchen Gefühlen einfach wirklich nicht umgehen und suche entsprechend immer den sachlichen Weg der Auseinandersetzung mit dem Thema.
Gut, das ist mein Weg. Andere Betroffene (von (sexueller) Misshandlung), so wie Herr Naidoo, finden ihr Ventil offensichtlich in viel karikativer Tätigkeit, ihrer Musik und vielleicht eben auch in dieser Art Gegengewalt.

Ich bin ein Freund davon, wenn sich Personen des öffentlichen Lebens einsetzen und sich als Sprachrohr für viele Menschen anbieten. Das ist wirklich eine großartige Sache! Gerade beim Thema der sexuellen Misshandlung bzw der sexualisierten Gewalt spielen Scham und die große schlimme Sprachlosigkeit eine entscheidende Rolle.
Wie schön, wenn jemand seine Stimme und seine Kommunikationsfähigkeit für andere hergibt! Was für ein riesen Ding! Was für eine Hoffnung so etwas produzieren kann!

Wenn man sich offen hinstellt und spricht!

Eine Frage die sich mir stellt bei diesem “hidden Track”: Wieso wurde er versteckt? Es ging doch darum auf etwas aufmerksam zu machen- warum also eine dunkle Ecke auf der CD?
Wieso so ein Gleichnis?
Es (das große unbenannte ES) passiert in einer Nische- mitten drin- doch unentdeckt, wenn nicht durch Zufall oder Hören-sagen jemand davon erfährt.
Es sollte doch etwas verändert werden- Aufmerksamkeit auf etwas gelenkt werden! Wenn dem so ist, dann erwarte ich so einen Song mitten in der Playlist!

Es ging darum auf rituellen Missbrauch aufmerksam zu machen. Aha. Das Wort taucht gar nicht auf in dem Song. Warum nicht? Steht eine Definition im Booklet? Neben den Anlaufstellen für die Opfer die durch Song angetriggert werden und in die Dekompensation rutschen?

Das Thema des rituellen Missbrauchs ist wirklich ein Schweres und Komplexes!
Es ist zu groß für einen Song!
Und mir stellt sich ernsthaft die Frage, ob wir es hier mit einer Affektabfuhr (die sicherlich irgendwo gerechtfertigt und wichtig für die Küntler sein wird!)  zu tun haben oder, ob es um die ernsthafte Auseinandersetzung mit Gewalt, die täglich passiert und die nachwievor nur allzugern in den Bereich der (Opfer-)Fantasie geschubst wird, geht.

Die Art wie der Text von Perspektive zu Perspektive hopst, erinnert mich an unsere ersten Versuche erlebte Gewaltsituationen aufzuschreiben: Mal von aussen und direktiv an jemanden (aussen) gerichtet, mal von aussen und frei von Emotion, mal von oben drauf, mal ganz heraus und geistig weiter spinnend und mal auch mitten im Schmerz/ der Wut/ der Verachtung welche weder Ende noch Anfang im Aussen hat.
Für mich ist das normal- so setzt sich nicht nur mein Erinnern an erlebte Gewalt zusammen, sondern auch mein Alltagsempfinden- das ist nun einmal DIS. Entsprechend kann ich mir dieses Gestückel und Gespringe recht gut einordnen. Doch wenn ich mir ansehe wie Aussenstehende auf sowas- schon aus meinem ganz normalen Alltagskampf heraus, reagieren, nämlich: mit kompletten Unverständnis, Ratlosigkeit und Ungläubigkeit…ja.. hm was wundert mich dann eigentlich noch der Wirbel um den Song?

Es war ein mutiger Versuch!
Es ist eine große Sache, auch wenn die Massenmedien “das Ganze” schon wieder unter den von der Gesellschaft (mit)hochgehaltenen Teppich kehren wollen.
Mir zeigt es: das Thema/ die Sache/ “das große böse ES” erreicht manche Menschen und diese Menschen haben Gefühle dazu. Und diese Gefühle haben sie tranportiert.
Sie meinten es gut und wollten, dass viele andere Menschen Anteil nehmen- entweder an dem worüber sie “singen” oder an dem was der Inhalt mit den Künstlern macht.

Einzig die Art ist es, die mir aufstößt und mich fragen lässt, ob es nicht unterm Strich sogar sie sein wird, die uns Betroffenen dieser Form von Gewalt, nicht vielleicht doch sogar eher schadet.

Auf der Internetseite von Xavier Naidoo ist eine kleine “Stellungnahme” zu dem Song zu lesen. Wie so oft in dem Zusammenhang mit rituellem Missbrauch, mit einem Hinweis auf den Film “Höllenleben”. Auch diesen Film halte ich für ein Transportmittel von Wut und Trauer- nicht für ein aufklärendes, verständnisförderndes “Werk”. Jetzt wird sich der Film wieder zig mal angeguckt, ohne die Frau, um die es darin geht, daneben, um direkt Fragen und Eindrücke loszuwerden. Erklärt zu bekommen. Das Bild zu vervollständigen. Schon wieder!
Schade!

Schade um die Chance!
Schade darum, dass die Scherben wieder jene zusammenkehren, die eigentlich nicht die Kapazitäten dafür haben, neben ihrem Elend durch Betroffenheit auch noch um Glaubwürdigkeit und Verständnis zu kämpfen!