Entschuldigungen

Mou haben uns nach unserem ersten Interview zu „Worum es geht“ einen Kommentar geschrieben. Darin fragen sie unter anderem: „Es betrifft das Ende des Buches, S. 130, „das, was ich noch sagen will“. Warum schreibt ihr jemandem, der_die nach Lektüre des Buches verstanden hat, dass er_sie euch Gewalt angetan hat „Bitte entschuldige dich nicht bei mir. […] Weder du noch ich brauchen eine Entschuldigung.“?
Wie ist euer Konzept von Schuldgefühl und Entschuldigung (in einer strukturell gewaltvollen Gesellschaft)?“

Hier ist meine Antwort darauf.

In einer Gesellschaft wie unserer gibt es kein Leben in Unschuld.
Da wir einander stets und ständig in gewaltvoller Interaktion und Kommunikation begegnen, unsere Werte gewaltvoll definieren und ausleben, prägen und weitervermitteln, ist es für Menschen ab einem gewissen Alter und Interaktionsradius einfach unmöglich, in Gänze unschuldig zu sein – richtiger: als unschuldig gedacht und behandelt zu werden. Denn auch Unschuld schafft es nur durch Interaktion überhaupt von der Idee zur Funktion für die Gesellschaft.
Entsprechend halte ich Unschuld für eine Idee bzw. ein Konzept, das, ähnlich wie das Konzept der Heilung, eine Illusion ist. Eine Erlösungsphantasie, die von niemandem gelebt werden kann, aber existiert, damit Menschen bestimmte Werte und Haltungen nicht hinterfragen und verändern oder ablegen. In dieser Hinsicht handelt es sich also auch um ein Werkzeug der Vermeidung. In diesem Fall der Vermeidung der Erkenntnis (und ihr folgender Lebenspraxis), dass alle Menschen gleich verschieden am Leben sind, um am Leben zu sein (und weiter nix).

Ich weiß, dass viele Menschen, die Gewalt erfahren haben, auf Entschuldigungen der Täter_innen warten oder fordern oder brauchen, um zu verarbeiten, was ihnen passiert ist. Dabei geht es oft auch um den Versuch, erneut eine Bindung herzustellen, die auf andere Art gestaltet ist, um ein gewisses Gleichgewicht, eine gewisse Gleichheit, (wieder) herzustellen. Das kann funktionieren – jedoch nur unter Gleichen, die lediglich der Akt, der später entschuldigt werden kann, trennt. Und auch nur dann, wenn es mehr als eine Entschuldigung nicht braucht, um die ursprüngliche Gleichheit wieder herzustellen.

In meinem Fall bezogen auf die Gewalterfahrungen, die ich gemacht habe, braucht es erheblich viel mehr als Entschuldigungen und eine neue ausgewogene Ver_Bindung zu Menschen, die an mir zu Täter_innen wurden, um in diese Gleichheit zu kommen. Meine Devianz auf vielen Ebenen macht viel dieser Gleichheit unerreichbar. Andererseits ist es aber die Gewaltgesellschaft, die meine natürliche Devianz ausnutzt und mich damit auf vielen Ebenen ungleich macht und hält.
Um meine Gewalterfahrungen also irgendwie „auszugleichen“ oder „wiedergutzumachen“ braucht es auch eine Gesellschaft, die ihre Vielfalt pflegt, liebt, fördert, schützt und verteidigt. Die Opfer wie mich anerkennt, entschädigt, und Reparation leistet. Und zwar, weil sie erkennt, was es für ein Gewaltakt an allen Menschen in der Gesellschaft ist, es nicht zu tun und sich aktiv dafür entscheidet, ihn nicht zu vollziehen.
Eine Gesellschaft, die aus gemeinschaftlicher Vermeidungstradition, Pflichtgefühl oder moralischem Imperativ heraus Buße tut Entschuldigungen vortanzt, um das unangenehme Gefühl von Schuld nicht mehr zu fühlen, rahmt diesen Akt in der Regel als unangenehme Belastung. Als Arbeit ohne mehr Lohn als „das gute Gefühl“. Damit verliert sie für mich noch mehr an Wert und Bedeutung. Denn für das, was ich möchte im Kontakt mit anderen Menschen, brauche und will ich sie nicht erniedrigt oder belastet.

Ich will leben, und zwar einfach so. Ich will mich fühlen, mich verstehen, ich will mich selbst in Verbindung mit anderen Menschen fühlen, verstehen und auch er_leben. Dazu gehört, dass ich verstehe, was mir passiert ist. Nicht nur so, wie ich es mir in der Traumatherapie zusammenüberlegen kann – ständig an der Krücke der Interpretation meiner eigenen von Dissoziation und altersbedingter Hirnreife fragmentierten Erinnerungen hängend und den Zweifel stets mit im Gepäck. Sondern so, wie es sich üblicherweise ergibt, wenn man Dinge mit anderen Menschen erlebt hat: Eine teilbare Geschichte, die rund und voll und ganz wird durch die verschiedenen Perspektiven ihrer Beteiligten und so ein Abbild unser aller Lebendigkeit. Daher brauche, wünsche, fordere ich, dass ich von Menschen, die an mir zu Täter_innen wurden, höre: „Ich habe damals das und das gedacht. Ich hab mich so und so gefühlt. Ich glaube an das und das – deshalb versuchte ich dies und das. Ich finde dieses und jenes schön/schlimm/ängstigend/problematisch/*, also habe ich das und das getan.“ Denn das haben sie alle – egal ob sie mich geschlagen und vergewaltigt oder missachtet und ausgeliefert haben – nie (aufrichtig, in Gänze und Gleichheit) mit mir geteilt. Gleichzeitig konnte ich den meisten von ihnen nie (aufrichtig, in Gänze und Gleichheit) mit.teilen, wie die Situation.en für mich war.en.

Schuld ist in unserer Gesellschaft eine Waffe, die wir alle mit uns tragen. Wer schuldig ist, wird automatisch Schuldner und damit anders. Es entsteht Schamgefühl und daraus der Drang zur Auflösung der Schuld durch Entschuldigung. Wir haben alle gelernt, dass sich zu entschuldigen wichtig ist, aber nicht, wie wir damit umgehen, wenn das nicht funktioniert. Es steht völlig außer Frage, ob man nicht vielleicht auch gut mit Schuld leben kann, wenn man sie akzeptiert und als Teil des Lebens unter anderen Menschen begreift. So nach dem Motto: „Jetzt bin ich schuld am kaputten Teller, morgen ist jemand anderes schuld am Tod eines Menschen, übermorgen sind wir alle schuld am Klimawandel.“ Schuld an sich ist nicht das Problem, das ich mit meinen Gewalterfahrungen bzw. den Täter_innen in diesen Situationen habe. Es ist der Umstand, dass ich über meine Opferschaft in dem Moment beschämt bin und werde, weil sie der Grund für die meisten Benachteiligungen, Krankheiten und Hilfebedarfe ist, während die Täter_innen komplett unberührt davon leben können. Es gibt kein „Heute ich, morgen du, übermorgen wir alle, mal gucken, wie wir damit zurande kommen, vielleicht fällt uns ja zusammen was ein.“ Die Gewalt hat uns getrennt – die Schuld und unsere gewaltgesellschaftlichen Konventionen darum halten uns getrennt.

Ich will mein Leben nicht so gestalten. Ich will nicht getrennt sein von anderen Menschen. Auch nicht von denen, die an mir zu Täter_innen wurden.
Deshalb habe ich das so aufgeschrieben.

Eventuell mache ich damit die Hürde zur Kontaktaufnahme niedriger, das muss ich erfragen, wenn sich jemand melden sollte. Wahrscheinlicher aber ist, dass sich einfach niemand meldet. Zum einen, weil die wenigsten das Buch lesen werden – zum anderen, weil das, was ich da möchte, unfassbar anstrengend, vielleicht schmerzhaft und für die meisten von ihnen ohne Lohn oder erstrebenswertes Ziel ist. Die wenigsten derer, die an mir zu Täter_innen wurden, haben mich als Menschen wahrgenommen. Vielen wurde ich durch ein bürokratisches System vorgesetzt und also gewissermaßen aufgezwungen. Diese Menschen würden sich vielleicht wegen dieser uns verbindenden Gewalt melden – also, weil sie selbst sich mir gegenüber als Opfer sichtbar machen wollen, die gar nichts dafür konnten, dass sie Gewalt an mir ausgeübt haben. Aber da ich sage, dass ich keine Entschuldigung hören will, entfällt diese Möglichkeit der Gleichmachung.

Das Kapitel ist also wirklich nur das, was ich noch sagen wollte.
Ich habe das aufgeschrieben, damit ich es gesagt habe. Damit es ein Wissen, um diese Möglichkeit gibt. Im unwahrscheinlichen Fall, dass …

und dann die Wahrheit

Es ist eine erwartbare Entwicklung.
Rot-schwarze Kuttenmänner und übergeschnappte Therapeutinnen im Spiegel, unachtsam und übereifrig reagierende Strukturen in Münster, Empörung folgt Verzweiflung von Betroffenen – und dann gehts um die Wahrheit in der Zeit. Erinnerungen sind trügerisch. Wahrheit ist rein. In ihrem strahlenden Licht: Elizabeth Loftus, amerikanische Gedächtnisforscherin, erfolgreiche Derailingstrategie in jedem strittigen Prozess mit dem Thema „sexualisierter Gewalt“ vor einem US-Gericht.

Ich bin noch gar nicht so alt, wie ich mich fühle, in diesem schon zigfach durchgekauten Zyklus. Das schon ein Mal vorweg.
Dieser Text wird kein Pro- und Kontra- Kann man Erinnerungen glauben oder nicht. Das Ross ist mir einfach zu hoch und ich sehe keinen Zweck darin, der allen dienlich ist.
Aber es wird ein Text, der die Strategie beleuchten will. Und wie schwierig es ist, hier von einer Strategie zu sprechen, ohne als verschwörungsgläubig oder befangen in einer eigenen (möglicherweise sogar falschen) Betroffenheit gedacht zu werden. Und entsprechend nicht ernst genommen zu werden. Angehört zu werden. Als aktiver, gleichberechtigter Part mit gleichen Intentionen an dieser Diskussion behandelt zu werden.

Denn auch wenn in keinem der letzten Berichte zu (organisierter (Ritueller)) sexualisierter Gewalt mit zweifelndem Unterton steht: „Die Leute, die hier als Opfer auftreten, sind nur Opfer von sich selbst (nachdem sie Opfer von Therapeut_innen waren)“, sie sagen es aus und instrumentalisieren Opferschaft als Status ziemlich ganz genau so, wie es die Instanzen tun, die in Fällen (juristisch) anerkannter Opferschaft über Opfer sprechen. Und das ist relevant.
Es zeigt, dass Opferschaft als ein vorteilhaft nutzbarer Status gilt, während das für die Täter_innenschaft nicht gilt. Deshalb ist allein der Zweifel das wichtigste Werkzeug für jemanden wie Loftus, False Memory Deutschland e. V. und andere Persönlichkeiten, deren Handeln zum Ziel (bzw. zur Folge) hat, die Anerkennung von Täter_innenschaft zu verhindern. Denn die juristische Rechtsprechung gilt im Zweifel immer für die_n Angeklagten.

Ein oft ignoriertes Problem: Opferschaft und Täter_innenschaft sind keine an den juristischen Kontext gebundenen Status.
Die Bindung an diese staatliche Autorität erfolgt ausschließlich dann, wenn es ein Interesse der Allgemeinheit an einem richterlichen Urteil (sowie einer Strafe) gibt und wenn es überhaupt ein Gesetz gibt, das die Tat zu einem illegalen Akt macht. Es ist die richterliche Instanz, welche die Wahrheit zu erfahren einfordern muss, um zu einem dem Recht Genüge tuendem Urteil zu kommen. Nicht: der Wahrheit Genüge tuend. Und auch nicht: Den Angeklagten oder den Anklagenden Genüge tuend. Dem Recht. Deswegen heißen Opfer und Täter_in vor Gericht auch nicht „Opfer“ oder „Täter_in“, sondern Beschuldigte_r/Beklagte_r bzw. Geschädigte_r/Antragsteller_in/Anzeigeerstatter_in.

In unserer Gesellschaft ist Wahrheit singulär gedacht. Als Wahrheit gilt, was als wahr annehmbar gedacht und erlebt werden kann, weil wir Menschen nur so Sinn und Bedeutung für uns herstellen können. Wir halten schwebende Äpfel für unwahr, weil wir jeden Tag Gravitation erleben. Eine Gewaltgeschichte, in der schwebende Äpfel vorkommen, ist entsprechend schnell bezweifelt. Denn so funktionieren wir Menschen eben auch: Wir picken uns raus, was uns am eindeutigsten für oder gegen etwas argumentieren lässt.
Das ist normal, das ist gut, das ist im Leben jedes Menschen eine sehr wichtige Sache. Diese Eigenschaft haben wir als Menschheit immer gebraucht, um zu überleben. Wir müssen wissen, wann uns jemand anlügt oder wir vergiftet sind und unserer Wahr.nehmung nicht mehr trauen können. Wir müssen aber auch wissen, wem wir wann, warum, was glauben. Und hier bewegt sich der Konflikt.

Wer glaubt, von Opferschaft hätte man Vorteile, die man als Täter_in nicht hat, ist versucht anzunehmen, dass dies ein erstrebenswerter Status sei – ein Grund zu lügen.
In den USA, wo es Prozesse um Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe gehen kann, ist es nicht sonderlich weit hergeholt, diese Annahme zu haben. Nimmt man hinzu, dass es dort kein Sozialsystem wie hier gibt, ergibt es noch mehr Sinn. Aber auch – und vor allem dann, wenn viel Geld im Spiel ist – ist es genauso legitim anzunehmen, dass es in solchen Prozessen nicht um die Wahrheit geht, sondern um Geld. Und damit um Macht und daran geknüpft einen Status, der tatsächlich erstrebenswert ist.
Hier gibt es solche Prozesse nicht. Vermutlich hat Deutschland deshalb so viele Wahrheitsexpert_innen im Dunstkreis von GWUP, FSM, oder dem Kopp Verlag.

„Opfer“ ist in Deutschland ein Schimpfwort. Opfer werden hier nie als benachteiligte Individuen verhandelt, sondern immer als Token benutzt. Also sehr wohl in ihrer Benachteiligung gesehen (und unter Umständen sogar juristisch zu Genüge beurteilt), jedoch ebenfalls immer eingesetzt, um Gewalt (und in der Folge Täter_innenschaft) zu definieren, statt sie zu beenden oder zu verhindern.
Entsprechend logisch ist das Vorgehen, Opferschaft extrem präzise zu definieren – das ist einfach enorm viel weniger anstrengend in seinen Auswirkungen. Würde immer als Opfer anerkannt werden, wer sich benachteiligt oder geschädigt nennt, müsste auch anerkannt werden, dass es sehr viel Gewalt und Täter_innenschaft gibt. Mit unserem derzeit institutionell etablierten Verständnis von Strafe und Wieder.gutmachung, von Recht und Recht haben, kämen wir als Gesellschaft schnell an Grenzen. Privilegien würden allgemein sichtbar und würden in Zweifel, ob ihrer Legitimität gezogen werden. Alle Normen und Werte unserer Gesellschaft kämen auf den Prüfstand. Alle, die sich für normal halten, wären mit dem Zweifel konfrontiert, der jetzt an der wahrhaftigen Legitimität benachteiligter, versehrter, unterdrückter, unnormalisierter Personengruppen gepflegt (und normalisiert) wird.

Mit einer ganz klaren, extrem engen Vorstellung von Opferschaft, werden viele Aspekte ihrer Natur beschnitten. So auch die Natur von Traumafolgen im Rahmen von Opferschaftserfahrung. Diese ist in sich schon schwer zu vermitteln, weil wir Menschen einander nun einmal lediglich ineinander hineinversetzen können – jedoch nie als die andere Person erleben.
Eine Person, deren Normalität, also ihrem Grundbaustein für ihre Entwicklung von Wahrheitskennzeichen, nie die gezielte, absichtsvoll hergestellte Verquerung der Realität enthielt, wird es niemals schaffen zu begreifen, was das für die Schilderung von Gewalterfahrungen für eine so umfassend getäuschte Person bedeutet. Für das Weltbild, für die inneren Konflikte, geschweige denn für die Interessen, die solch eine Person verfolgt, wenn sie dieser Täuschung gewahr wird. Es bleibt eine Annäherung, das zu verstehen. Es bleibt eine Idee, basierend auf den eigenen Erfahrungen, den eigenen in sich verankerten Konzepten von Wahrheit. Das macht den Richter_innenspruch nicht mangelhaft und auch das Suchen nach einer objektiven Wahrheit nicht obsolet, aber nicht zum Garant der Wahrheit an sich. Ein Richter_innenspruch ist kein Echtheitszertifikat, sondern ein Urteil, das sich aus den normalisierten und institutionalisierten Werten, Haltungen und Überzeugungen unserer mehrheitlich privilegierten Gesellschaft ergibt.

Natürlich beziehe ich mich hier auf Opferschaft nach sehr umfassender Gewalt, weil ich meine Argumentation daran sehr eindeutig machen kann und nicht in die Unschärfen von weniger weit entfernten Er_Lebensrealitäten einsteigen muss. Das würde den Rahmen und meine Kapazitäten sprengen, will ich mich doch vor allem auf die Strategie des Derailings als Teil von gesellschaftlichem Vermeidungsverhalten in Bezug auf (organisierte (Rituelle)) sexualisierte Gewalt beziehen.
Es ist meiner Ansicht nach aber wichtig, sich sehr sehr deutlich klarzumachen, dass Kinder, die unter Umständen von Geburt an, gezielt, absichtsvoll, organisiert und wie auch immer begründet, verletzt und ausgebeutet werden, in vielen Fälle keine Erwachsenen werden(.) – die der normalisierten Mehrheit unserer Gesellschaft angehören können/sollen/dürfen. Diese Personengruppe ist zum großen Anteil nicht normalisiert in ihrem Er_Leben, ihren Möglichkeiten zur Interaktion und Kommunikation und dazu oft auch eher mehrfach diskriminiert denn privilegiert. In der Folge ist der gesamtgesellschaftliche Schaden sehr viel geringer, wenn man diesen Personen glaubt, als wenn man privilegierteren Menschen, die als Täter_innen benannt werden, glaubt.

Ein Beispiel dafür ist meiner Meinung nach der Fonds sexueller Missbrauch, der keine Prüfung der Schilderungen vorgenommen, sondern die in Deutschlands Bürokratie üblichen Wartezeiten und Nützlichkeitsprüfungen als Hürde aufgestellt hat. Wurde der in 2 Wochen leergesaugt? Nein. Wurde deutlich, dass ein großer Teil der Antragssteller_innen von dem Geld daraus Leistungen bezahlen, die ihnen ohnehin zustehen, aber nicht gewährt werden, weil das Krankenkassen- und Sozialsystem Menschen wie sie diskriminiert? Ja.

Wer Opferschaft an die Bedingungen einer normalisierten Mehrheitsgesellschaft knüpft, knüpft entsprechend ebenfalls ganz automatisch Bedürftigkeit benachteiligter Personen mit daran. Die Idee von Opfern, die aufgrund ihres Opferstatus (nicht allgemein legitimierte) Bedarfe erfüllt bekommen müssen, ist also komplett aus sich selbst heraus produziert und dient in der Folge als Argument für weitere Diskriminierung.

Um davon abzulenken, wird also von Wahrheit gesprochen. Davon, dass man denen eigenen Erinnerungen nicht glauben darf. Vor allem nicht, wenn irgendwas mit Missbrauch darin vorkommt. Rein zufällig, nachdem eine Kampagne nach der nächsten gegen die wenigen privilegierten und in Solidarität organisierten Institutionen und Fürsprecher_innen gefahren wird.

Es wird überstrahlt, dass es bereits Richtlinien dafür gibt, wie Psychotherapeut_innen Patient_innen, die Unbeweisbares schildern, begegnen müssen und sollen, um ihnen bestmöglich zu helfen. Es wird diffus vermischt, welches Faktenwissen worüber bereits gibt. Was die Gesellschaft den Menschen, die zu Opfern wurden eigentlich schuldet und so viel mehr, das ich in früheren Artikeln bereits benannte.

Und das alles nur, weil sich Gewalt und ihren Folgen anders als abwehrend zu widmen, einer privilegierten Personengruppe die Grundlage ihrer Macht entziehen und so viel mehr Auseinandersetzung erfordern würde.
Das muss sich einfach ändern, wenn man demokratische Grundwerte wenigstens in ihrer Basis ernst nimmt und umgesetzt leben will.

Schmerzfamilie

Ich habe mir einen Vortrag zum Zusammenhang von Schmerz und Trauma im Kontext von Traumafolgen angesehen.*
Neben mehr Ansätzen zur Erklärung meiner Schmerzen ging ich mit dem neuen Wort „Schmerzfamilien“. Damit sind Familien gemeint, in denen Schmerzen das einzige oder das effektivste Mittel der Kommunikation sind. Statt Dinge auszusprechen, haben einzelne oder auch alle Familienmitglieder unterschiedlich gelagerte Schmerzproblematiken und entwickeln mehr oder weniger effektive Strategien des Umgangs und der Ver_Bindung.

Ein jugendliches Innen reagierte auf meine Erklärung des Wortes: „Dann war meine Familie voll die Unschmerzfamilie, haha.“ Eine kleine Erinnerungsblase öffnete sich erneut für mich, etwas erweitert durch die Verbindung zu der Jugendlichen. Meine Mutter, wie sie sich vor Schmerzen in der Küche krümmt. Die Hände um den Bauch, schwer atmend, über ihr stechend brizzelndes Essen in der Pfanne. Ihr Kopf ohne Gesicht, die Anspannung im Raum, Zeitlupe und Lichtgeschwindigkeit. Das Innen im Heute neben mir sagt: „Sieht aus wie in „Alien“, ne?“
Ich gehe weiter. Sehe, wie die Mutter sich aufrichtet, wegdreht, die Pfanne schüttelt. Mich, die_r immer noch starr im Türrahmen steht, zur Seite schiebt und meinen Schmerz der Berührung genauso ignoriert wie ihren eigenen keine fünf Minuten vorher. Da ist die Verbindung zum Innen schon wieder weg.

Im Nachdenken über meine Schmerzwahrnehmung und Einordnung tauchten weitere Blasen auf. Wie ich in meinen Führerschein von der Legoland-Fahrschule unter „Überempfindlichkeiten“ „Schmerz (Weh-Wehchen)“ schreibe und es absolut ernst meine.
Wie stolz ich bin, meine Selbstverletzung zu schaffen, um mich anschließend mit Grund zu verbinden. Mit wie viel, ja, euphorischer Freude ich mich gegen Wände werfe, meinen Kopf anschlage, mich vom höchsten Punkt des Klettergerüsts fallen lasse, weil es sich so gut, so körperhaft – und eben nicht schmerzhaft – anfühlt. Obwohl ich doch so überempfindlich bin. Wenn mich jemand ganz ~“normal“~ berührt, einfach mal anspricht, ich mich an- oder ausziehe, wasche oder die Kleidung wechsle.

Was ich nach dem Vortrag denke ist, dass mein Körper einerseits gelernt hat, dass es von Vorteil ist, so schnell wie möglich zu erfahren, wann es potenziell gefährlich für ihn wird. Er ist sehr sensibilisiert und leitet alles schneller weiter, um entsprechend schneller in die Selbstschutzkaskade gehen zu können.
Andererseits kann mein Körper auch nur mit dem Input umgehen, der bei ihm als Schmerz ankommt bzw. von ihm als Schmerz erkannt wird. Entsprechend begreife ich einfach nur selten und wenn dann stark verzögert Verspannungsschmerzen oder so Dinge wie schmerzende, weil entzündete Organe. Aber lande praktisch sofort in – ich weiß, dass das übertrieben klingt, aber so ist es für mich – schlimmen Schmerzzuständen, wenn es sensorische Ausreißer in der üblichen Alltagskakophonie gibt. Ich also unerwartet angefasst oder angesprochen oder mit lauten Geräuschen (Sirenen, Klingeln, z. T. das Tuten beim Telefonieren) konfrontiert werde.

Irgendwie bin ich sowohl überempfindlich als auch unterempfindlich. Schon im Normalzustand. Kommt Stress dazu, verstärkt sich alles und löst dissoziative Mechanismen aus. Und wird unterscheidbar. Für mich jedenfalls. Ertauben, betäubt sein, ist sehr anders für mich als unempfindlich sein. Dissoziation verändert die Wahrnehmung, die man üblicherweise hat.
Ich habe gelernt, dass meine Wahrnehmung nicht richtig ist. Und ich kann an dieser Stelle nicht sagen: „Weil die Täter_innen das so wollten.“ Ich will es auch nicht. Denn viel häufiger war ich in meinem Leben mit einer ganz normalen, ganz alltagsgewaltvollen Abwehr meiner Empfindlichkeiten konfrontiert. Ganz üblich hat mir die Schulglocke den Schädel zersägt. Voll normal haben mir die Sockennähte die Zehen aufgeschnitten. Easypeasy mit Lächeln im Steingesicht habe ich mich jahrelang durch Händeschütteln, Freundschaftsumarmungen und mein ganz eigenes Desensibilisierungstraining gequält. Immer mit dem Gedanken: Irgendwann werde ich mich daran gewöhnen, dass es sich anfühlt, als würde meine Haut aufreißen. Weil ich nicht wusste, weil niemand in meinem Leben wusste, dass es bei den meisten Menschen anders ist als bei mir.

Bisschen paradox vielleicht – ich wollte gerade schreiben, dass die Gewalt an mir eigentlich immer eher die dankenswerte Ausnahme-Schmerzerfahrung war. Weil der Schmerz in diesen Situationen von allen Beteiligten erwartet war. Aber naja, „dankenswert“, hm. Das macht es irgendwie noch trauriger und schlimmer alles. Hm, hm, hm.

Jedenfalls.
Ich gehe auch mit dem Gefühl aus dem Vortrag, dass ich mit dem Schwimmen als Ausgleich und den Radtouren im Sommer tue, was sich therapeutisch an der Front anbietet. Defokussierung üben, andere Körpergefühle kennenlernen, die Schmerzerwartung aktiv reflektieren und beobachten, was passiert. Sich immer wieder darin verwurzeln, dass jetzt darauf reagiert wird und gut tuende Umgänge probiert werden können. Heute darf es sich auch gut anfühlen – es gibt einen Raum über „Schmerz“ und „Geht“ hinaus. Wir können ihn erforschen.
Und verteidigen. Gegen die Schmerzerwartungen anderer Menschen.

* der Vortrag wurde vom THZ München angeboten und ist Teil eines kontinuierlichen Angebotes – reinschauen lohnt!

der Text zur Debatte nach der Absage des Kongresses in München

Wir kommen aus Zeiten, in denen „das Schweigen der Opfer“ als gegeben hingenommen wurde. So sehr, dass man sich als Person, die zum Opfer geworden ist, zuweilen verpflichtet fühlte, außerhalb bestimmter Räume zu schweigen, um als Opfer an.erkannt zu werden und eine („richtige“) Stimme verliehen zu bekommen. Von Fürstreiter_innen, Stellvertreter_innen … Menschen, die sich einsetzen und ein Schweigen brechen, das über sie selbst hinaus geht. Menschen, die gehört werden, weil sie einen bestimmten Status haben und damit bestimmte Positionen vertreten können, die es ihnen erleichtern, bestimmte Interessen durchzusetzen. Formal vielleicht unabhängig von eigener Opferschaft, eigener Betroffenheit, persönlicher Involviertheit – rein praktisch aber nicht. Denn Opferschaft schwächt. Immer, alles. Auch politische Positionen, politisches Gewicht, soziale Macht. Entsprechend wichtig ist, dass Stellvertreter_innen selbst nicht als Opfer sichtbar werden und ihr soziales Kapital teilen – in diesem Fall also den Menschen, die zu Opfern wurden, Raum verschaffen, in dem sie gehört werden und ihre Forderungen ausdrücken können.

Im Kontext organisierter Ritueller Gewalt gab es diese Stellvertreter_innen lange nur bedingt. Behandler_innen haben sich zusammengetan. Auf Konferenzen und Tagungen gesprochen. Es gab Veranstaltungen, zu denen auch Überlebende kamen, manche konnten auch mal was sagen. Zeitung und Fernsehen haben sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder mal der Thematik gewidmet. Mal mit einer Spurensuche, mal ganz nah am Innen_Leben einer Person, die sich als Viele erlebt und Rituelle Gewalt als Ursache beschreibt, aber regelmäßig auch mit Beiträgen, die die Existenz Ritueller Gewalt anzweifeln und das Schweigen der Opfer zu einer Waffe machen.
Raum wurde also gegeben. Wenig, sehr wenig, und auch nie bedingungslos, barrierearm und wirklich frei, aber im Hinblick darauf, dass diese Räume überhaupt erst einmal geschaffen und durchgesetzt und etabliert werden mussten, ist es nur bedingt fair, daran große Kritik zu üben. Zumal sich Betroffene auch gewissermaßen öffentlich zusammengetan haben. In Foren, Selbsthilfezeitschriften, Facebookgruppen, Mailinglisten. Oft exklusiv. Anonymisiert. Aber nicht versteckt. Nie still_schweigend.

Und heute ist es vergleichsweise einfach, sich den Raum selbst zu nehmen geben. Ein Instagramprofil reicht aus. Eine Googlemailadresse. Ein Blog, ein Podcast. Es war noch nie zuvor möglich, gleichzeitig so privat und öffentlich zu sein, mit einem Thema. Man hat es dadurch leichter, sich zu positionieren und eigene Interessen zu verfolgen. Schöne Sache eigentlich. Verbindend auch. Viele erleben sich zum ersten Mal verbunden und gestärkt durch die Vielzahl von Menschen, denen es ähnlich geht wie ihnen.
Das trifft auf Gewaltüberlebende zu wie auf Menschen mit anderen Über_Lebensgeschichten. Gewaltüberlebenden gönnt man das aber vielleicht eher als Leuten, die leichteres Gepäck haben. Und Gewaltüberlebenden wird oft auch nur dieses Interesse unterstellt zugetraut: Schweigen brechen. Für die Gerechtigkeit. Die Rache. Der mal mehr, mal weniger diffuse Gedanke an Prävention.
Gibt es Zweifel an der Über_Lebensgeschichte kippt das Ganze in die Unterstellung, Lärm um nichts zu machen, eine Rampensau zu sein, soziale Bestätigung mit Zuneigung zu verwechseln – oder auch: davon zu profitieren, für ein Opfer gehalten zu werden.

In diesen Dynamiken bewegt sich der Diskurs zu Gewalt und ihren Folgen nach wie vor am meisten. Zumindest aus meiner Perspektive.
Es wird viel geschwiegen, um nicht als Lügner_in wahrgenommen zu werden und es wird viel darüber gesprochen, wen man warum für wie glaubwürdig hält und von welchem Ausmaß, welchen Formen und welchen Verstrickungen in gewaltvolle Kontexte man denn nun aber jetzt mal wirklich richtig und echt – LIKE ACTUALLY!!! – ausgehen kann. Bevor man sich irgendwie involviert. Bevor man an Strukturen herumschraubt. Oder sich umfassend informiert. Meinung und Gefühl mit Fakten ergänzt. Glauben schenkt.
Immer wieder werden die Interessen der Betroffenen, die sich aus Grundbedürfnissen ergeben, den strukturgewordenen Interessen, die sich aus sozialen Positionen ergeben (die irgendwann am Ende der Kette etwas mit Grundbedürfnissen zu tun haben) gegenübergestellt. Deshalb sehen wir – wenn wir denn mal Opfer mit eigener Stimme sehen – tendenziell eher Opfer, die (erfolgreich) angezeigt haben, deren Täter_innen(netzwerke) bekannt, verstorben oder im Gefängnis sind. Die „guten Opfer“ sozusagen. Vielleicht auch krank oder behindert durch die Gewalt, vielleicht sogar mal nicht deutsch und weiß, aber eben doch überwiegend Überlebende, die sich vor.bildlich verhalten haben. Die ordnende ordentliche Befragungen haben über sich ergehen lassen, die sich von jeder Behörden- und begutachtenden Person haben anzweifeln lassen, die materialistische Beweise haben anbringen können.

Die „schlechten Opfer“ sind die, die als lügend oder psychisch zerstört und also als unwert eingeordnet werden können. Weil sie dieser Systematik, die es nur gibt, um die sozialen Interessen unserer Gesellschaft zu sichern, nicht entsprechend handeln. Können. Wollen. Sie sind zu kaputt, zu schwer und/oder auf eine Art geschädigt, für die das bestehende System keine andere Verwaltungsoption hat als den Dropout. Den Ausschluss und damit die Diskriminierung.
Man muss sich das klarmachen. Es gibt die Justiz oder irgendwelche anderen Behördenstrukturen nicht, damit alle in unserem Land gut versorgt sind und alles haben, was sie brauchen, um ein gutes Leben zu führen. Es geht um Recht und Ordnung. Das schließt das Recht auf vieles ein – es gibt aber kein Recht auf ein gutes, rundum versorgtes Leben. Es wird primär die Existenz gesichert. Wie die aussieht und ob das fair ist, ist sekundär. Antragssache mit Ermessensspielräumen, die pervers und abstoßend sind, wenn man sich das mal genauer überlegt.

Es geht darum, dass niemand unbe.recht.igt ermächtigt wird. Denn Macht geht immer auch mit der Möglichkeit zu schaden einher. Es geht also – ganz grob heruntergebrochen – um einen Verteilungsvorgang, der von vornherein erfordert, dass man gewissen Normen folgen kann. Auch denen, die an Opfer von Gewalt angelegt werden. Und wie immer gibt es Menschen, die durchrutschen. Wer nicht kann, hat Pech. Es gibt keinen doppelten Boden in diesem System. Wer durchrutscht, ist auf das soziale Kapitel angewiesen, das außerhalb dieses Systems generierbar ist. Freund_innen, Familie, Fans und Follows. Mit genug Freund_innen und Fans kann man auch Recht bekommen und sich ähnlich frei und versorgt bewegen, wie jemand, die_r Recht hat. Vor allem, wenn unter diesen Freund_innen und Fans „die richtigen“ sind.
Das ist der Grund, weshalb die Einen immer Frau Benecke, die im Fernsehen viel Bühne bekommt, zitieren und sich ihr anbiedern und die Anderen an Frau Huber und andere Behandler_innen, die in der psychotherapeutischen Fachwelt (und ebenfalls in den Medien) viel Raum bekommen.

Die Wahrheit der Masse ist nicht die Wahrheit, aber Macht. Wahrheit ist Machtsache. Entsprechend ist Macht, worum die ganze Geschichte um die Abwehr der Anerkennung von organisierter Ritueller Gewalt, DIS als komplexe Traumafolge, Opferschaft als sozialer Status und die Verantwortung des Staates sie zu ver.teilen geht.
Es geht nicht um die Personen, die Stellvertreter_innen hinter denen man sich versammelt, weil sie „die richtigen Sachen“ sagen, die „die Wahrheit ans Licht bringen“ und „aufklären, damit sich etwas zum Guten verändert“. Es geht darum, dass allein mächtige Menschen über die Lebensrealitäten ohnmächtiger Menschen entscheiden und zusätzlich noch definieren (wollen/dürfen), wer denn nun wirklich und wahrhaft ohnmächtig ist.

Es geht um falsche Vorstellungen von Opferschaft und die Er_Lebensrealitäten von Menschen in organisierten, extrem kontrollierenden, ideologisch indoktrinierenden Umfeldern – genauso wie es um falsche Vorstellungen von Täter_innenschaft, Hilfe und Macht durch Wissen(schaft) geht. Beide Fronten, die im Zuge der letzten Aufregung um die Dokumentation in der Schweiz und die Absage des Kongresses in München sehr deutlich wurden, sprechen sich öffentlich als „für die Opfer“ aus. Und verlassen sich beide auf Konstanten, die es so nicht mehr gibt: Unwissen über die Gewalt und ihre Aus_Wirkungen, Unwissen in der Justiz, den Faktor „Seltenheit“ sowie letztlich auch das Schweigen der Opfer.

Hört man zum Beispiel der Vorsitzenden von False Memory Deutschland e. V. in diesem Radiofeature (Link zur WDR-Mediathek) zu, könnte man meinen, wir leben weiterhin in den 80er Jahren. Als hätte es keinerlei Fortschritt in Psychologie, Medizin und Justiz gegeben.
Das Gleiche könnte man aber auch denken, wenn man die_n eine_n oder andere_n Psycholog_in oder Überlebende_n mitkriegt, die_r auf der eigenen Plattform immer noch dafür trommelt, dass man doch endlich glauben solle, schließlich seien SIE überall und immer und die Arbeit damit begründet, dass ja immer noch niemand wirklich Bescheid wüsste. Als wäre Glauben alles, was es braucht, um zu wissen.

Ich kann nur über die Interessen dieser Fronten spekulieren. Ziemlich sicher bin ich mir darüber, dass „für die Opfer zu sein“ nicht das tatsächliche Interesse ist.
Wer „für die Opfer ist“, braucht die Opfer als aktive, handlungsfähige, ermächtige Stimmen und Akteur_innen in eigener Sache und nicht in einer untergeordneten Position, die die eigene Argumentation stützt. Wie ein Objekt. Ein seelenloser Fakt, beliebig einsetzbar, um Aussagen zu verstärken oder zu belegen.
Wer sich für Opfer einsetzt, spendet für ihre Selbsthilfegruppen, ihre Aufklärungsprojekte, verbündet sich mit ihnen auf Augenhöhe und gleicht sich mit ihnen ab. Behandelt sie wie gleichwertige Gegenüber und kritisiert sie also auch mal. Weißt auf Fehler und Fehlschlüsse hin. Verlangt Fakten statt Glauben und anekdotischer Evidenz. Schweigt nicht über eigene Gewalterfahrungen und ihre Folgen.

Ich sehe auf beiden Seiten einen Kampf um soziale Positionen und den Versuch, die jeweils andere Position zu schwächen. Während die Folgen dieses Kampfes von Betroffenen thematisiert werden. Angst, Sorge, existenzielle Bedrohungsgefühle.
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücken, dass ich mich als Opfer ausgenutzt fühle in diesem Gerangel. Angelogen und ausgenutzt. Einmal mehr auch schmerzhaft daran erinnert, dass wir an diesem Punkt tatsächlich einfach noch nicht weitergekommen sind: Die Anerkennung von (schwer kranken, behinderten) Opfern als Menschen in einer sozialen Position der Schwäche und Unwertigkeit, die mehr oder weniger absichtlich immer wieder hergestellt wird. Man muss sich klarmachen, dass Behandler_innen, die das Kreuz „für uns“ breit gemacht haben, uns immer krank und völlig zerstört gebraucht haben – genauso wie die Menschen, die, um „die echten Opfer“ zu schützen, umfassend vor „falschen Erinnerungen“ und schlechten Traumatherapeut_innen warnen. Unser Leid ist ihr Argument. Deshalb darf es nicht enden. Es muss so lange neue Opfer geben, bis eine Seite Recht und also die Wahrheit zugesprochen bekommt.
Wer auch immer das jemals zusprechen können sollte.
Diese Frage ist für mich nach wie vor offen in dem Interessenkonflikt. Wer soll durchsetzen, wer Recht hat? Und wie wird dieses Recht dann durchgesetzt? Was für Folgen wird es haben? Wessen Machtgewinn ist tatsächlich ein Gewinn für die Opfer? Die „guten“ wie die „schlechten“.

In der Schweiz hat die Fernsehserie um den auslösenden Fall bereits Folgen für Menschen mit DIS. Auch für die „guten Opfer“ mit DIS. Sie haben nämlich nun einen Behandlungsplatz weniger und eine Debatte darüber, was Behandler_innen glauben dürfen, um als „gute Behandler_innen“ zu gelten. Sie haben keine Debatte darüber, was Menschen, die von schlechten Behandler_innen indoktriniert wurden, brauchen. Wie sie entschädigt werden. Wo sie welche auf welchen Überzeugungen und Fakten basierende Hilfe erhalten. Sie haben, soweit ich das weiß, auch keine Fachdebatte darüber, wie professionelle Abstinenz von Behandler_innen und Verschwörungs_Glaube zusammengehen – oder wie man denn fachlich fundiert feststellen will, ob jemand aufgrund persönlicher Weltbilder oder (pseudo-) religiöser, esoterischer oder anderer (fundamentalistischer) Überzeugungen nicht geeignet für den Beruf ist. Man hat aus meiner Perspektive bisher mehr Menschen geschadet als geholfen. Und zwar nicht – und das will ich hier ganz klar verstanden wissen – weil man gegen jemanden vorgegangen ist, dem vorgeworfen wurde, er hätte jemandem etwas Falsches eingeredet, sondern weil man das ohne jede Rücksicht auf die Sachlage und die Realitäten vieler Menschen getan hat, denen das nie passiert ist – und die das nie getan haben.

Es ist dieses umfassend grobe Handeln und hinzukommend die reaktive Vereinnahmung des Falles für die eigene Argumentation gegen die Anerkennung organisierter Ritueller Gewalt im Rahmen satanistischer Indoktrination, die natürlich Auswirkungen hat und Reaktionen provoziert. Selbstverständlich. Es wäre dumm, nicht darauf zu reagieren. Es ist sinnvoll und klug, sich selbst zu reflektieren nach so einem Fall. Wer sich sachlich, fachlich und auch persönlich richtig mit dieser Thematik befassen und am Ende tatsächlich etwas für die Üb.erlebenden erreichen will, prüft sich auf Fehler. Kritisiert sich selbst, verbessert sich, prüft sich bis in die Tiefe. Schaut sich an: Mit wem ist welche Zusammenarbeit sinnvoll und mit wem (erst einmal) nicht? Nimmt übernommene Verantwortungen ernst und gibt sie wieder zurück, wenn sie nicht (mehr) 100 % sicher getragen werden kann.
Meiner Ansicht nach ist die Absage des Münchener Kongresses daher nur richtig und gut. Die Kommunikation hätte besser laufen können, ist aber sekundär in dieser Situation. Man muss sich immer erst ein Mal auf sich konzentrieren, für soziales Lieblieb und Beschwichtigen und Versichern nach Außen ist später noch Zeit. Genug Zeit. Unfassbar viel genug Zeit, denn es wird immer wieder vorkommen, dass so etwas passiert.
Es ist nicht das Ende der Welt. Es ist kein umfassender „Sieg der Bösen über das Gute“ oder überhaupt irgendeine Aussage über die Realität organisierter Ritueller Gewalt.
So sieht es aus, wenn jemand die eigenen Interessen mit dem eigenen Handeln abgleicht und selbstsichernd handelt. So sieht es aus, wenn jemand reagiert, um handlungsfähig zu bleiben. Konzentration auf die Basis, Überprüfen der Ressourcen, Bündelung der Kräfte, selbst_versichert weitergehen.

Das ist das Verhalten, das es braucht in dieser Auseinandersetzung, um die Dynamik ums Rechthaben und Wahrheiten „ermachten“ aufzulösen. In diesem Sinne ist mein Verständnis für hoch emotionalisierende Aufrufe in die Öffentlichkeit gering und geht nicht wirklich über die Anerkennung der großen Gefühle hinaus. Sie sind da, ja, es schlimm, dass jetzt viele Betroffene (wieder) Angst haben – aber ich persönlich finde viel schlimmer, dass diese Ängste eine Berechtigung haben, weil der Normalzustand bereits von Unterversorgung und viel Leid geprägt ist und sich daran auch in nächster Zeit nichts ändern wird – egal, ob diese Überlebenden tatsächlich und echt und wahrhaft organisierte Rituelle Gewalt erlebt haben oder nur davon überzeugt (worden) sind.

Die Sachlage enthält genug Baustellen. Niemand hilft, wenn nur soziale Interessen im Fokus stehen.

’stuck in time‘

Zuletzt hatten wir es mit Innens zu tun, die an Dinge glauben, die nicht real sind. Das schreibe ich so, weil ich nicht „Blödsinn“, „Lügen“ oder „Traumawahrheiten“ sagen will, denn weder weiß ich näheres über ihre Ansichten noch bin ich mir schlüssig darüber, worum es dabei ~wirklich~ /eigentlich/ in WAHRheit geht.
Ich bin mir nur in einem sehr sicher, nämlich, dass sie deshalb irgendwie falsch sind. Besonders gefährlich vielleicht. Besonders böse. Besonders schlecht. Und peinlich. Doch gerade habe ich mir das neuste Video der CAT Clinic auf YouTube angesehen. „When alters (in OSDD and DID) are ’stuck in time‘
Vielleicht bin ich selber stuck in time, wenn es um Innens wie diese geht, dachte ich. Und ehrlich gesagt halte ich es sogar für sehr wahrscheinlich, je länger ich jetzt darüber nachdenke.

Erzählungen wie die in dem Video oder auch in manchen Fachbüchern produzieren den Eindruck, dass Innens sich für oder gegen die Realität entscheiden, weil sie sich nicht sicher fühlen. Sie misstrauen dem Neuen und halten deshalb lieber am Alten fest. Sie brauchen das Gefühl des Willkommenseins, der Akzeptanz und man sollte sie liebevoll in der Gegenwart aufnehmen.
Schon bei der Aufzählung habe ich den Wunsch, ein Kotzgeräusch zu machen. Nicht, weil ich die Vorstellung irgendwie kitschig oder romantisch verklärt finde (das auch, aber das würde mich nicht so in die Abwehr bringen) – sondern irgendwie auch voll colonizer style. Invasiv. Übergriffig. Als müsste ich in einem Panzer voller Liebesbomben sitzen und nur gut genug zielen, dann würde schon alles klar gehen.

Ich habe generell ein Problem damit, wie häufig über Kinderinnens oder auch jugendliche Innens gesprochen und gedacht wird, weil sie oft als niedlichere Personifikation des traumatisierten Opfers verhandelt werden oder als unberührte Unschuld, reinweiß und shiny in jemandem, die_r das ganze Leben durch den Dreck geschliffen wurde und nach Blutschweiß stinkt. Obendrauf kommt dann oft noch ebenjener Anspruch, sie in ihrer Perspektive doch bitte anzufassen zu verändern, weil wegen Realität und Gegenwart und isso, musso, iswichtigweildeshalbso.

Ich bin an diesem Anspruch gescheitert. Immer wieder. Das war meine, damals unsere, Existenz. Ich sitze vor einer Therapeutin, die vermittelt mir: „Da ist jemand, der_m wurde etwas eingeredet/die_r weiß nicht, dass es heute vorbei ist/die_r denkt, wir hätten 19 hundertxundneunzig – jetzt mach mal. Mach anders.“ Und alles, was ich machen konnte – like actual Können, war wegmachen. Unsichtbar. Klappe zu, Auslöser für den Wechsel zu diesen Innens vermeiden. Von einem Innen, das gut sprechen kann, zu einem System von Innens werden, das die Gegenwart kennt, vom eigenen Vielesein weiß, aber die Bedeutung dessen überhaupt nicht in sich bewegen kann, weil es immer wieder scheitert und scheitert und diese Wiederholung gut 9 Jahre durchlebt, bis es sich traut zu sagen, dass es immer wieder scheitert, weil es anders nicht funktionieren kann als vermeidend.
Daran habe ich in den letzten Jahren gearbeitet. Innerhalb meines Funktionssystems erfolgreich – vielleicht vermutlich sehr wahrscheinlich, weil ich darin niemanden groß in die Gegenwart lieben musste – außerhalb dessen, mit Basiserfolgen. Es macht mir keine Todesangst mehr Kinderinnens oder Jugendliche überhaupt irgendwie wahrzunehmen und es ist auch seit Jahren nicht mehr das schlimmste, was mir in der Therapie passieren kann, wenn jemand von ihnen dort auftaucht. Es ist weiterhin schlimm und ich darf nicht zu viel darüber nachdenken, aber ich klappe nicht mehr komplett in mir selbst zusammen und kann begreifen, was meine Therapeutin mir sagt, wenn sie sagt, dass es okay ist, wenn andere als ich mit ihr sprechen. Ich weiß, dass das in Anbetracht der Therapiedauer eigentlich erbärmlich ist, aber wenn ich mich selbst als Innen denke, das „in der Zeit stecken geblieben ist“, dann kann ich anerkennen, dass es schneller einfach gar nie hat gehen können.

In all den Fallgeschichten von Vielen sind gescheiterte bis traumatisierende Therapieversuche, misslungene Behandlungen oder grob schlecht behandelte Patient_innen nie Thema. Nur selten wird aufgearbeitet, warum Therapieansatz X für Patientengruppe A bis D konkret nicht funktioniert hat und soweit ich weiß, hat es noch nie eine Studie dazu gegeben, welche Auswirkungen schlechte, falsche, traumatisierende Psychotherapie in Menschen mit DIS hat.
Restpatient_innen wie mich gibt es in der Literatur nicht. Erst wieder als Patient_innengruppe für Behandlungsform/verfahren XY, die genau so definiert ist, dass unsere Vorbehandlung und ihre Folgen weder abgefragt noch sonstwie zu relevanten Markern werden. Die Praktizierenden der Traumatherapie befassen sich einfach nicht mit ihren Opfern Fehlern und das hat Auswirkungen auf sehr vielen Ebenen.

Manche davon habe in diesem Blog schon oft angerissen und ich will das jetzt nicht alles wiederholen, vor allem, weil ich in diesem Text einen anderen Punkt ausdrücken will. Nämlich, dass mir durch die Rahmung von außen immer vermittelt wurde, ich wäre orientiert. Ich wäre der funktionale Anteil. Die_r Erwachsene. Die_r Fähige. In vielen Punkten stimmt das – in manchen jedoch überhaupt nicht und das geht immer wieder unter. Besonders dann nämlich, wenn wir an Punkte kommen, die mein Entstehungstrauma berühren: Die Konfrontation von „verwirrten“/“unfähigen“/“hilflosen“/von mir nicht gezielt ansteuerbaren Innens im Kontext der Traumatherapie.
An diesen Stellen bin ich einfach nicht fähig. Da bin ich 16 Jahre alt und verstehe nicht im Ansatz, was die Erwachsenen um mich herum von mir zu kapieren verlangen – Vielesein, Dissoziation, Du erinnerst dich nicht, aber…, Wir helfen dir mit Fixierung und Betäubung, Du bist hier sicher, eingesperrt in einer Psychiatriestation – und bin so abgrundtief verloren in dem Auftrag etwas zu „reorientieren“, ohne zu wissen, wohin diese Re_Orientierung gehen soll; zu lieben, als etwas von mir willkommen zu heißen, obwohl (und weil) es doch irgendwie dafür verantwortlich ist, dass ich keine Familie, kein Zuhause, keine Gegenwart außerhalb der Psychiatrie mehr habe und deshalb erst recht keine Zukunft.

Und wie ist es jetzt. Meine Therapeutin fordert mich seit Jahren immer wieder dazu auf, zu differenzieren. Ich soll einen Unterschied erkennen zwischen damals und heute, als würde diese Erkenntnis etwas mit mir machen. Das passiert aber nicht. Ich sehe den Unterschied. Bin informiert. Bin orientiert. Aber Kenntnis allein bedeutet nicht auch Befähigung. Bedeutet nicht auch Ermächtigung.
Mal abgesehen davon hat es oft auch einen Anteil von Bagatellisierung dessen, was mich traumatisiert hat. Es ist immer auch eine Art drüberwischen und manchmal auch der Anspruch an mich etwas zu abstrahieren, was ich ohne Unterstützung nicht zu abstrahieren schaffe. Dieser Aspekt wurde im Video auch angesprochen und das hat mir ermöglicht, mich als „feststeckend“ zu überlegen, obwohl ich kein „Kind im Trauma“ bin. Kein_e „Jugendliche_r im Körper eines Erwachsenen“. Kein „von Täter_innen produzierter Anteil, der nicht wissen darf, dass alles vorbei ist“ oder jemand aus irgendeiner anderen Kategorie, die immer wieder benannt wird, um traumareaktives oder -antizipatives Verhalten zu rahmen.
Ich bin ein von schlechter Traumatherapie gemachter Anteil, der in Traumatherapie ist. Für mich kommt niemand aus dem System und betüddelt mich mit Gegenwartszucker, da bin nur ich. Und meine Therapeutin.

Ich spüre vor allem Druck, ihr doch endlich zu vertrauen. Druck, doch endlich zu glauben, dass heute alles anders ist, obwohl sich außer die Repräsentation (nämlich die Person, die therapeutisch mit mir arbeitet) überhaupt gar nichts von dem verändert hat, was mich damals in diese Lage brachte. Nichts und niemand außer mir schützt mich seit 20 Jahren davor wieder für Jahre in einer Psychiatrie eingesperrt zu sein, weil mein Inneres für zu desorientiert, desinformiert, w.irr, krank gehalten wird, um so gelassen zu werden wie es ist.
Und niemals steht das als Frage im Raum. Ob sie tatsächlich desorientiert sind oder sich anders orientieren als erwartet. Ob ich sie vielleicht erstmal kennen.lernen darf, bevor ich irgendwas an ihnen mache oder ihnen irgendwas einrede, was ich in seiner Bedeutung und Auswirkung für sie überhaupt nicht einschätzen kann. Geschweige denn, ob die das überhaupt wollen.

Ich kann sehen, dass mein Misstrauen alt ist. Ich kann sehen, dass es im Hinblick auf das Verhalten meiner Therapeutin nur ein Mal berechtigt war. Aber wie da raus, wenn die Gegenwart des Heute, der Gegenwart von damals so ähnelt? Wir leben nicht in einer Gesellschaft, in der Ver.rückte einfach sein dürfen. Wo Zwangseinweisung und -behandlung als (traumatisierende) Gewaltverbrechen verstanden werden. Ich habe keinen Grund, keine Angst zu haben. Keine Sicherheiten, die mir nicht genommen werden können.
Ich treffe hier keine aktive Entscheidung gegen die Gegenwart oder die Realität.
Es ist die Gegenwart, die Realität, die mich an diesem einen Punkt „stuck in time“ hält.

alle sind immer genug

Es berührte mich mit Verspätung und unerwartet. Unerwartet, weil ich dachte, schon alles erfasst, verstanden und ins Außen gebracht zu haben. Aber vielleicht auch nicht? Ich kann mich nicht darauf verlassen und das ist ein Trigger. So offensichtlich wie ein 500 Kilo-Findling auf englischem Rasen. Jetzt.

*

Ich bin sehr froh darum, mit meiner Therapeutin sprechen zu können und einen Raum zu haben, in dem ich von Dingen befreit bin, wie „DIE Wahrheit“, „den Leuten“ oder „DER Normalität“. Ich vergesse manchmal, dass das nicht bedeutet, auch einen Raum zu haben, in dem ich nicht ganz genau darauf achten muss, was wie verstanden wird. In dem ich nicht einfach annehmen kann, dass ich in allen Selbstzuständen schon richtig verstanden werde. Ohne nochmal zu prüfen. Nochmal zu fragen. Und dann nochmal, weil es einfach nicht so einfach ist, sondern viel, komplex, alles.

Manchmal denke ich, dass sie mir in allem voraus ist, weil sie viel schneller als ich versteht oder einfach weiß?, welche Gefühle mit Geteiltem einhergehen. Dann aber gibt es diese Momente, in denen ich merke: Das sind oft Annahmen. Annahmen, die ebenfalls oft passen und wichtig sind und eigentlich ist alles gut damit, aber … es sind Glückstreffer. Glück für mich, weil ich so über die Therapeutin in Kontakt mit mir komme, aber sollte das nicht mehr sein?
Vielleicht nicht. Ich habe für mein Buch so viele Studien zur Kommunikation zwischen autistischen und nicht-autistischen Menschen gelesen, dass ich fast sagen würde: Jo, das ist typisch. Der Großteil der nicht-autistischen Kommunikation fußt auf routiniert getroffenen Annahmen über mehr oder weniger diffuse Reize. Glück ist darin nur, dass es mehr nicht-autistische als autistische Menschen gibt, die miteinander kommunizieren. So fällt es nicht auf. Und wenn doch, kann es jedem passieren. Nicht schlimm. Bis sich herausstellt, dass man (sich) als nicht-autistischer Mensch mit dem autistischen Gegenüber einfach sehr sehr oft nicht (richtig) versteht. Dann wirds anstrengend. Oft zu anstrengend.

Da ist die Gefahr von routinemäßigem Erfolg. Die Gewohnheit, immer richtigzuliegen. Das Sicherheitsgefühl. Die Überzeugung: „Ich weiß schon Bescheid, hier Checkbox 1 bis 5 passt, es kann nur Tor 3 sein, ein Zonk ist nicht dahinter zu erwarten.“ Aber dann ist da einer. Und es ist nicht einfach nur ein Irrtum oder ein Missverständnis, das man einfach ausräumen kann, indem man etwas auf andere Art formuliert oder strukturiert, sondern etwas, das aufzeigt, dass Checkbox 1, 3 und 4 doch nicht passen. Dass es nicht nur um ein Missverständnis geht, sondern um vier.
Ich weiß nicht, wie das für meine Therapeutin ist. Ich hoffe, dass sie Umgänge damit gefunden hat, die sie nicht entmutigen, frustrieren oder an sich selbst anzweifeln lassen. Hoffe einfach ins Tiefblaue hinein, dass sie nicht glaubt, ich könne ihr (ableistisch-) eigentlich besser helfen zu verstehen oder „in Wahrheit“ ja doch alles einfach aufklären.
Das ist nämlich meine Angst. Dass sie meine Fähigkeiten zur Auflösung ihrer Frustration oder Anstrengung in solchen Missverständnissen braucht, um dranzubleiben, aber ich kann sie nicht geben, weil ich wirklich und echt und tatsächlich – like profoundly, bottomline of all – nicht kann. Weder als Hannah, erwachsen, alltagsfähig und voller Bemühen um funktionierende Kommunikation mit dem Außen – noch in kindlichen oder jugendlichen Selbstzuständen, die weder erwachsen, noch in meinem Alltag problemlos fähig sind und in der Regel mehr oder weniger verzweifelt, frustriert, gekränkt, hoffnungslos, ohnmächtig, hilflos, überanstrengt vor den Herausforderungen der Kommunikation mit dem Außen stehen.

In den letzten Monaten waren wir so gut in der Arbeit zusammen. Und jetzt ist da wieder so eine Schleife. Eine etwa 30 Jahre alte in mir und eine, die ich mir als nachhaltig für immer aufgelöste und nie wieder auftauchend gewünscht hatte, in unserem Gespräch. Und vor beidem stehe ich mit so wenig. Kann ich so ganz offenkundig wenig tun, dass es möglicherweise nichts ist.
Ich könnte alles verlieren, denke ich. Alles könnte kaputtgehen. Es hängt alles von mir ab und ich versage. Ich bin schuld. Ich habe es ausgelöst, ohne es auflösen zu können. Wie unbedacht, unvorsichtig, dumm kann man sein. Ich habe nicht anders verdient, als dass alles kaputtgeht. Ich habe nicht genug getan. War nicht eindeutig, nicht eindeutlich genug. Bin einfach nicht genug. Das ist die nächste Schleife. Meine schöne Coping-Strategie aus autopoietischem Selbsthass, um bloß nicht zu viel Raum für die Möglichkeit entstehen zu lassen, dass es vielleicht natürlich, logisch, einfach so ist, dass man dann nicht viel tun kann. Oder auch nichts.

Neulich habe ich meinen ersten Wildunfall mit dem Auto gehabt. Ich habe einen Sperling angefahren. Sah ihn im Rückspiegel noch auf der Fahrbahn wild flattern, doch als ich umgekehrt war, hatte ein anderes Auto ihn schon totgefahren. Tagelang hatte ich das Bedürfnis, nochmal in die Situation zu können. Vor ihm abgebremst zu haben, sofort angehalten zu haben. Ich hätte ihn hochnehmen können – mich hätte das andere Auto nicht überfahren. Ich hätte ihn retten können, konnte aber nicht. Ich konnte in dem Moment noch nicht und ich kann jetzt nicht mehr. Es ist passiert und für immer so wie es war. Schlimm, traurig, tödlich, unbeabsichtigt.

Miss- und Unverständnisse erlebe ich nicht so selten wie Wildunfälle, aber ihre Wirkung in Bezug auf meine Ohnmachtsgefühle sind sich sehr ähnlich, nämlich traumanah. Ich denke mich darin automatisch ganz allein. Allein verantwortlich, allein betroffen, allein gelassen. Obwohl das nur in Bezug auf die traumatisierende Situation stimmt.
Ich kann durchaus sehen, dass ich nicht alleinverantwortlich für die Kommunikation in der Therapie bin. Dass ich schon getan hab, was ich konnte, weil ich mehr nicht kann. Ich weiß, dass es nicht meine Aufgabe als Patientin ist, passend für die Therapeutin oder das Therapiekonzept zu sein. Aber die Konsequenz dieses Wissens ist, dass ich etwas von meiner Therapeutin erwarten könnte. Und das macht mir Angst. Wieder irgendwas Traumanahes. Die nächste Kaskade, die mich erniedrigt, allein, weil da die Gefahr besteht eine Möglichkeit ist, dass unser Kontakt nicht nur für mich mit Anstrengung, Arbeit, dem Stoßen an Grenzen des Könnens verbunden ist, sondern auch für sie. Ich sie also nicht geschützt, nicht bewahrt, nicht verschont habe zu empfinden, was mich so oft im Leben schon gequält hat. Als wäre das etwas, das ich könnte. Das irgendwer könnte.
Kurz bin ich in dem Gedanken, dass der Kontakt mit mir einfach immer schwer ist. Immer anstrengend und viel. Wie unfassbar leid mir tut, dass es mich überhaupt noch gibt, obwohl das doch niemand wollen kann. Niemand kann doch wollen, dass so eine Belastung weiter besteht. Ich merke, wie es an mir zieht, das zu beenden. Aus dem Kontakt zu gehen, die Therapie zu beenden, meine Campingausstattung zusammenzupacken und wegzugehen. Fernwandern. Raus, weg, vielleicht plumpse ich unterwegs in eine Gletscherspalte oder werde von einem Problembären gegessen. Mutter Erde knows best how to manage Ballastexistenzen, darum brauche ich mich dann nicht mehr kümmern.

Da ist sie also. Die Gewalt, die ich mir selbst antue, um meine Gefühle der Trennung kongruent zur Situation zu machen. Gewalt kann das einfach so gut. Trennen, spalten, dissoziieren. Das funktioniert so zuverlässig.
Aber das ist nicht, was ich will. Für kurz war es jetzt aber vielleicht wichtig das zu glauben. Um es zu wissen.

*

Vielleicht muss man den Trigger manchmal ganz durchfühlen. Bis zum Schluss durchmachen – so weit, bis man wirklich kurz davor ist, die Koffer zu packen oder sich das Leben zu nehmen, um leichter an den Punkt zu kommen, an dem man sich fragt, was man eigentlich wollte. Ob man das wollte – getrennt sein von allen und allem – oder doch etwas anderes. Was man sich (noch) nicht zu wünschen traut, erlaubt oder zu wünschen aushalten kann. Oder, was (möglicherweise nur jetzt gerade in diesem Moment) einfach noch nicht funktioniert. Oder insgesamt unmöglich ist, aber nicht unersetzbar.

Ich wünsche mir, dass meine Therapeutin mit mir im Kontakt ist. Nicht mit Ideen von mir, die sie sich macht, weil sie Annahmen folgt, die sich aus Begriffen entwickeln, die wir unterschiedlich mit Bedeutung füllen. Wenn wir das hinkriegen (und wir haben das schon hingekriegt), dann fühle ich mich verbunden mit ihr. Nicht allein. Nicht getrennt. Sehr eindeutlich anders als traumanah. Das will ich. Das will ich nicht kaputtmachen, nicht verlieren. Das würde niemand verlieren wollen. Niemand hätte es verdient, das zu verlieren. Egal, wie viel oder wenig sie_r dafür tun kann. Alle sind immer genug für Kontakt, Beziehung, Verbindung.
Alle sind immer genug.

Transfeindlichkeit tötet

Letzte Woche ist Malte getötet worden. Malte war 25 Jahre alt, ein trans Mann. Er hatte den CSD in Münster besucht. Die Party, die mal ein Aufstand war, weil Schwule und Lesben, trans Personen und andere queere Menschen strukturell wie sozial diskriminiert – und getötet wurden. Werden. Wie auch an diesem Tag.
Malte hatte zwei lesbischen Frauen beigestanden, als diese am Rande der Veranstaltung – am Rand ihrer Community, ihrer Bubble, ihrem safer space – sexistisch und queerfeindlich beschimpft wurden. Und erlag wenige Tage nach dem Angriff seinen Verletzungen.

Transfeindlichkeit tötet.
Wir Transpersonen wissen das. Wir wissen das ganz genau, denn als Community betrauern wir jeden Tag den Tod eines weiteren Mitglieds unserer Familie auf der ganzen Welt. Wir alle werden, ob lebendig oder tot, ausgegrenzt. Wir werden zu Witzfiguren gemacht, zu Ausgeburten kranker, unter- oder fehlentwickelter Hirne erklärt. Wir sollen nicht leben, wie wir wollen, wir sollen dankbar dafür sein, dass man uns am Leben lässt.
Transfeindlicher Hass ist noch die einfachste Erklärung dafür. Transfeindlichkeit als Begriff, der niedrigste Zugang, den wir bieten können, um begreifbar zu machen, dass der Hass, die Gewalt, der Ausschluss spezifisch ist. Gezielt. Willentlich. Absichtlich. Gewollt. Und bösartig.

Transfeindlichkeit ist wählbar und viel zu viele Menschen entscheiden sich dafür. Im Großen wie im Kleinen. Aus Eigeninteresse oder ideologischen Überzeugungen heraus. Oft unreflektiert, in der Regel aus Gewohnheit. Aus kultureller, sozialer Praxisroutine heraus.
Weil es geht. Weil es ihnen nicht weh tut und auch sonst niemand, die_n sie so gut kennen, dass sie merken, wie viel Schmerz sie damit zufügen.

Ich sehe mich nicht in der Pflicht, transfeindlichen Menschen ihren Hass aufzuzeigen. Sie darüber zu unterrichten oder zu be.lehren, wo sie meine Menschenrechte mit ihren Ideen von Geschlecht und Sexualität, von Identität und sozialen Rollen antasten. Wo sie Stuss glauben, der schon längst widerlegt ist; wo sie empfänglich für menschenverachtende Propaganda sind, weil sie auch rassistisch, ableistisch, klassistisch erzogen, unterhalten, gebildet worden sind und dem nur allzu oft nichts entgegensetzen. Wollen. Sollen. Müssen.
Es gibt viele trans Menschen, die diese Aufgabe sehr gut übernehmen und tragen. Gegen alle Widerstände, Bedrohungen, Gefahren für Leib und Leben. Ihnen zuzuhören ist wählbar und viel zu wenig Menschen entscheiden sich dafür.
Viele erwarten einen gewissen Ton. Eine gewisse Ansprache. Eine spezifische Performance. Denn tone policing ist die Waffe, mit der die meisten von ihnen selbst schon effektiv niedergestreckt wurden. Zum Beispiel als lesbische Frau, die etwas dagegen hat, dass heterosexuelle Männer ihr sexuelles Begehren als Beleidigung oder Zurückweisung einordnen. Oder als Frau, die sich gegen Gewalt an Frauen auf die Straße stellt. Diese Frauen wissen, dass es nicht lange dauert, bis irgendwer um die Ecke kommt und ihnen sagt, dass sie ihre Forderungen höflicher formulieren sollten, wenn sie etwas erreichen wollen. Dass sie gegen Rollenzuschreibungen verstoßen, wenn sie überhaupt fordern. Dass sie in einer patriarchalen Weltordnung zu viel verlangen, wenn sie als Menschen an.erkannt und entsprechend behandelt werden wollen. Nämlich als Subjekt mit immanentem Recht auf Unversehrtheit und Entfaltung der eigenen Identität, sowie der eigenen Fähig- und Fertigkeiten entsprechend.

Ich habe nicht grundlos Frauen, aktivistisch tätige Frauen, als Beispiel gewählt. Und dir lesender Person überlassen zu definieren, was für Frauen das wohl sind. Cis Frauen oder trans Frauen. Denn ich weiß, obwohl ich nicht in der Pflicht bin zu be.lehren, werde ich in diesem Text Wissen vermitteln. Müssen. Ich muss erklären. Wenn nicht mich, so doch mindestens, warum ich heute keinen Text über transfeindliche Männer schreibe, sondern über Frauen. Transfeindliche Radikale Feministinnen. „Genderkritische“ Frauen. Bewegte Frauen, die Angst vor Männern in Frauenkleidern haben. Müssen. Sollen.

Als trans Person mit Uterus er.lebe ich sowohl die Diskriminierung als trans Person als auch als Frau. Wenn es um (cis) sexistisch sexualisierte Gewalt geht, die die Idee von nur zwei echten Geschlechtern als Grundlage hat, fürchte ich sowohl Männer als auch Frauen. Egal, als was sie sich verkleiden oder ausgeben, um sich mir über meine Grenzen hinweg zu nähern. Ich weiß, dass der heterosexuelle cis Mann keine echte Strafe für seine Gewalt zu erwarten hat und ich weiß, dass die heterosexuelle cis Frau mit größerer Wahrscheinlichkeit solidarisch mit mir ist, wenn sie nichts von meinem Transsein weiß, ahnt, erkennt.
Während ich im umgekehrten Fall für beide da bin. Weil ich ihr Geschlecht, ihre geschlechtliche Identität nicht an Bedingungen knüpfe.

Mein cis Partner ist immer wieder fassungslos, wenn ich ihm Einblicke in die Schlachten von Terfs und Swerfs, Maskulinist_innen und dummen Propagandaschleudern gebe. „Was gehts die denn an?“, fragt er dann. Und ich spüre ein bisschen Neid, denn wow, wie muss es sich mit dem Gefühl leben, das eigene Geschlecht gehe niemanden etwas an? Sei eine individuelle Privatsache. Ein Raum, frei zur eigenen Gestaltung. Kein Gegenstand von öffentlicher Debatte um Echtheit oder Legitimität.
Seine Frage kommt mir aber auch unangenehm bekannt vor. Erinnert mich an bifeindliche Texte wie „Es ist mir egal, mit wem du schläfst.“ und an das eine oder andere Lady*fest, wo der Uterus als Zentrum der Weiblichkeit, des starken, wunder.vollen Frauseins gefeiert wurde. Also zu dem Organ erklärt wurde, was eine Person zur Frau macht. Frauen, die warum auch immer keinen Uterus (mehr) haben, wurden als Ausnahmen verhandelt. Als Exoten. Marginalien. Niemand stellte dort die Frage: „Was geht uns denn an, wer einen Uterus hat?“ Es blieb völlig außer Frage, ob ein Organ oder irgendeine andere körperliche, biologische Eigenschaft wirklich dazu taugt, eine soziale Rolle geschweige denn eine geschlechtliche Identität zu definieren. Vor allem, wenn man sich in Diskursen um geschlechtsspezifische Gewalt bewegt.

Was ich aus dieser feministischen Strömung mitbekommen habe, ist eine zuweilen extreme Definitionswut der Opfer, zur Erklärung der Gewalt, die sie erfahren haben. Es wurde und wird bis heute erschöpfend erklärt, warum und auf wie vielen Ebenen Frauen öfter und schneller zu Opfern von Gewalt durch Männer werden. Und beides wird nach großen weiten sozialen Betrachtungen und vielleicht auch noch umfassenden Erklärungen zu strukturellen Gegebenheiten auf die Körper, die Gene, die Biologie reduziert. Als könne sich Geschlecht nur im unbeeinflussbarsten Lebensbereich der Menschen manifestieren. Als sei Geschlecht genauso unverhinderbar wie Gewalt. Oder G’tt.

Komischer Schwenk, oder? Von Geschlecht als von Anfang an im Körper festgeschrieben zu G’tt. Der im Christentum oft als Mann interpretiert wird und nur zwei Arten von Mensch geschaffen haben soll – Mann und Frau. Man denkt sich heute oft, dass das Christentum mit diesem ganzen Kram doch nicht wirklich noch Einfluss hat, das stimmt aber nicht. Wir sind ein säkularer Staat, der von einer christlich demokratischen Union vertreten wird. In unser aller Kulturgedächtnis ist die christliche Lehre eingegraben und jeder Akt dagegen wird sozial sanktioniert. Manchmal absurd – zum Beispiel, wenn man einen Jahrmarkt im Winter auch Wintermarkt nennt, weil einfach nicht alle Menschen zu der Zeit Weihnachten feiern – und manchmal erbittert, unfair und gewaltvoll – zum Beispiel, wenn Menschen mit Uterus selbst darüber bestimmen, ob sie schwanger werden/sein/bleiben wollen oder nicht, weil es eben weder ein biologischer Imperativ ist, Kinder zu bekommen noch eine unbeeinflussbare, unverhinderbare Naturgewalt Hand G’ttes ist, die dort wirkt.

Wenn es aber um sexistisch begründete Gewalt geht, dann ist bei vielen (Trans Exclusive) Radikalen Feministinnen oft eine ganz ähnliche Denke vorhanden. Es ist immer das Patriarchat und deshalb sind es fast immer Männer, die sich als (unveränderbar) gewaltvoll darstellen. Die Wurzel (lat. „radix“ ⇾ radikal) ist damit eindeutig definiert und die Möglichkeit eine dualistische Erzählung aufzubauen auch. Da hat man dann in einer großen Menge ganz diverser Frauen die guten Frauen, die sich gegen die bösen Männer in einer großen Menge ganz diverser Männer stellen. Ich weiß, der Satz ist merkwürdig, aber es ist wichtig zu verstehen, dass es eine willentlich bösartige Unterstellung ist, dass „die (radikalen) Feministinnen“ etwas gegen „die (alle) Männer“ haben. Das stimmt nicht und sie verbringen enorm viel Energie darauf, das immer wieder zu kommunizieren. Den meisten weißen cis Feministinnen geht es um alle. Außer die am Rand. Die nicht so sind, wie sie. Zum Beispiel nicht weiß. Behindert. Arm. Nicht cis.

Und dort spielt sich ab, was ich meinem cis Partner zeige. Der zurecht nicht versteht, wie das kommt, dass ausgerechnet Feminist_innen sich transfeindlich zeigen. Den ich verschonen will zu wissen, was Kiwifarms sind und wie perfide christlich ((evangelikale) (ultraorthodoxe)) Propaganda im Internet zum Thema Geschlecht(errollen) manipuliert. Mit dem ich absichtlich selten darüber spreche, dass es noch verwirrender ist, wenn es lesbische Feministinnen sind, die sich ganz offen transfeindlich äußern. Oder wenn es lesbische Feministinnen sind, die therapeutisch oder beratend mit Opfern sexualisierter Gewalt arbeiten und ihre Transfeindlichkeit mit psychologischen Theorien stützen, die von weißen heterosexuellen cis Männern verfasst wurden.

Es ist der außerordentliche Verrat, der daran so schmerzt. Die so unfassbar, unnachvollziehbar grausame Verweigerung von umfassender Solidarität, die es so schlimm macht. Manchmal noch mehr als die Transfeindlichkeit des_der Angreifer_in. Denn die ist antizipierbar. Damit können wir rechnen und uns anpassen. Es klar, dass es für uns trans Menschen nur sehr wenige safe(r) spaces auf dieser Welt gibt, wo wir wirklich akzeptiert sind und unsere ganz eigenen Entwicklungsprozesse durchmachen können.
(Psycho)Therapieräume gehören häufig nicht dazu. Medizinische Praxen auch nicht. Die Kirche, die Synagoge, die Moschee, der Tempel auch nicht. Der öffentliche Raum erst recht nicht.
Ein Grund dafür ist Transfeindlichkeit, ein weiterer, dass sie von cis Personen noch nicht genug als Problem verstanden und behandelt wird.

Ich habe in den letzten Tagen häufig Tweets gelesen, in denen Malte gezielt als Mensch benannt wurde, um seinen Wert anzuheben bzw. seine Tötung als „wirklich schlimmes Verbrechen“ zu markieren. Auch so etwas ist transfeindlich. Denn es bedeutet, seine Identität zu verschweigen zu müssen, um ihm einen Wert zukommen lassen zu können. Nämlich die Anerkennung als Mensch.
Malte war nicht zufällig beim CSD. Malte war nicht nur als Mensch da. Er war als trans Mensch dort. Er hat als trans Mensch zu helfen versucht. Er wurde als trans Mensch angegriffen und getötet.
Vielleicht hat der Täter ihn nicht wegen seines Transseins getötet, das werden wir vermutlich nie erfahren, selbst wenn er gefasst wird. Aber die transfeindliche Rezeption des Angriffs wird das Leben von trans Menschen weiter verschlechtern und ihre Sicherheit entsprechend verringern. Bis sie ganz offen getötet werden, weil sie trans sind. Und nicht mehr nur, weil sie mit irgendeinem Eigentlich – nämlich dem „Eigentlich ein Mann/eine Frau“ oder „Eigentlich eine (durch die patriarchale Weltordnung entstandene Gewalt) psychisch gestörte/in die Abwehr des eigentlichen Geschlechts traumatisierte Person“ oder „Eigentlich eine biologisch fehlentwickelte Person“ – verbunden sind, das ihre Tötung „eigentlich nicht so schlimm“ macht und jede weitere Gewalt an ihnen legitimiert.

Das versuchen wir als Community zu vermitteln, wenn wir sagen, dass Transfeindlichkeit tötet.
Niemand sagt damit, dass andere Feindlichkeiten weniger tödlich sind. Oder dass Frauenfeindlichkeit nicht tötet. Wir sprechen für uns, weil wir noch nicht in einer Gesellschaft leben, in der wirklich alle Menschen gemeint sind, wenn wir schreien „Menschenfeindlichkeit tötet“.
Weil wir trans Personen noch viel zu vielen Menschen nicht wirklich und echt Mensch genug sind.

 

Bilden. Lernen. Solidarisch werden.
Mit Büchern, Zines und Kunst zum Beispiel aus dem trans*fabel Shop.

Zeitsplitterbomben

„Erinnerungen sind wie Zeitbomben“ – ein Zitat eines Zitates in der Podcastserie „Vor aller Augen“ der Süddeutschen Zeitung. Renate Bühn spricht über ihre Erfahrungen, es ist die 5. Folge. Endlich spricht ein Opfer und rückt die Taten und Täter_innen, die Ermittlungen und Strafprozesse aus dem Fokus.
Ich sitze am Bahnhof. Die Sonne scheint, hinter mir liegt eine Therapiestunde, ich fühle mich wie ein Zeitsplitterbombenopfer. Übersät, durchdrungen, übriggeblieben.

Am Ende war es darum gegangen, dass eigentlich immer das Gleiche passiert ist. Eigentlich wurde immer jemand verletzt und das wars. Ganz abstrakt ist das alles, was passiert ist. Eine Sache, ganz kompakt. Also eigentlich … nichts.
Die Haare auf meinen Unterarmen zittern im Wind wie die Halme des verbrannten Grases überall. Im Podcast sprach man über ungeahnte Ausmaße, über Materialmassen, die nur mit erheblichem Aufwand und persönlichem Einsatz händelbar seien, ich spreche mit mir selbst darüber, wie erbärmlich meine Erleichterung über den Gedanken ist, dass sich heute vermutlich kaum noch analoges Material im Umlauf befindet. „Terabyte von Material“, immer das gleiche und gleiche und gleiche, immer wurde jemand verletzt und das wars.

„Terabyte Nichts, oder was?“ Eine schwere Stirn schiebt sich in meine, zerbröselt meinen Fluchtweg in die Vermeidung.
Nein, nicht Nichts. Sowieso nicht. Aber vielleicht haben wir ein Splitter-, ein Fragment-, ein Müsliproblem? Ich fühle mich merkwürdig verbunden mit den Polizist_innen und ihren Helfer_innen in der Datenauswertung. Terabyte Splittermaterial von Gewalt, die über Stunden, Tage, Monate, Jahre passiert ist, landet Festplatte für Festplatte auf ihrem Arbeitsplatz. Ein Ding, eine Zeitsplitterbombe aus dem Leben eines Opfers, die beschriftet, gesichtet, sortiert, und archiviert wird; von mehreren Beamt_innen, die das Opfer nie kennenlernen werden, nie anders mit ihm zu tun haben werden, als in größter Not, schwerster Pein. Opfern, die für die Sortage mit dem Splittermaterial in ihnen drin vielleicht zur Psychotherapie gehen. Wenn sie einen Platz bekommen. Und dort sortieren dürfen. Können. 50 Minuten pro Woche, bis die Krankenkasse nicht mehr zahlt.

„Wir haben Terabyte Material in uns drin“. Das denkt R., ich fühle es. Wir spüren einander beim Trinken, trennen uns wieder, als eine Lautsprecherdurchsage durch die Kopfhörer schießt. Es ist immer das gleiche und gleiche und gleiche. Und es ist immer wieder etwas. Etwas noch mehr. Etwas wieder schlimmes. Etwas ((schon) (wieder)) unaushaltbares. Etwas anderes. Etwas mit jemand anderem und deshalb neu, anders, wieder gleich und gleich und gleich.
Und wir haben nur uns, das zu sichten. Zu sortieren. Nur unser Gehirn als Archiv zur Verfügung. Und die Splitter sind überall. Nicht alle kann ich fühlen. Von vielen weiß ich nicht einmal. „Und die meisten lässt du bei uns. Als wenn wir deine Polizei wärn, aber in Wahrheit sind wir …“
Sie sagts nicht. Denkts auch nicht. Kanns genauso wenig aushalten wie ich. Der Zug fährt ein, wir schalten um auf Musik.
calm like a bomb“.

so ist das Jetzt

Einen letzten Blick werfe ich noch ins tiny Einsiedel und lasse ihn wieder raushuschen, bevor ich die Tür verschließe. Zwei Wochen sind um, jetzt geht es nach Hause. Es ist kurz vor 6 Uhr morgens, die Luft feucht und kühl. Die Schafe verabschieden mich nicht, sie knuspern irgendwo in der Wiese. Der Hahn kräht mir nach, der Fahrtwind greift nach meinen nun kurzen Haaren.
Ob ich denn bald mal wieder was blogge, hat mich jemand gefragt. Und ob es bald wieder eine neue Podcastfolge gibt, vor zwei Wochen.

Das hat mich berührt. Und kurz gedrückt. Denn nach Podcastfolgen wurde schon gefragt, wenn mal was ausfiel oder nicht im Monatsrhythmus kam. Aber nach mir, uns, dem Schreiben noch nie. Ein kleiner warmer Punkt. Die Frage, das Gefühl. Jemand er.wartet.
Ein kleiner Flash trifft mich, als ich mich durch eine Baustelle schlängle, vorbei an einem schlafenden Bagger im Sandbett neben einem Materialhaufen. Ich werde erwartet. Vom Partner. Zu Hause, woanders. Wo mein Krempel ist, mein Dreck, die kleine Kammer, die ich neulich zum Aufnahmeraum umgestaltet habe. Da gibt es einen Ort, zu dem ich nach Hause komme. Der kleine warme Punkt schmilzt einen großen kalten an, ich fliege einen Hügel runter und habe weiße Knöchel vom Festhalten. So ist das Jetzt also.

Ich habe mein Manuskript fertig und bin sehr zufrieden. Es ist der dritte Anlauf gewesen; weniger persönlich, viel authentischer. Ein Widerspruch an der Oberfläche; ein Witz, wenn meine Einleitung so bleibt, wie jetzt. Ich bin jeden Tag mit dem Fahrrad gefahren, außer ein Mal, da hats geregnet und ich war müde vom Denken und Fühlen in Wörtern.
Jetzt beginnt die Bearbeitungsphase. Ein Lektorat, der Einband, die Werbetexte, vielleicht muss ich Zuschüsse einwerben, um die Druckkosten zu decken. Auch lustig, wie ich bei der Arbeit aus der Projektbetreuung ausgestiegen bin, weil es mir zu viel wurde und nun mein eigenes Projekt betreue. Typisch.

Ich bin froh um mein Arbeitsuniversum. Meine Möglichkeiten zum Eskapismus. Denn auf Twitter gehts um die schlimmen Dinge. Die Pandemie, die niemand mehr ernst nimmt und die Pandemie, von der noch zu viele glauben, sie komme nicht. Eine terf, der eine Bühne für ihre menschenfeindliche Drecksscheiße geboten wird, weil man immer noch nicht kapiert hat, dass „cancel culture“ eine Unterstellung mit bösartigen Absichten ist. Aus den USA kommt eine Horrornachricht nach der anderen, seit in vielen Staaten der selbstbestimmte Schwangerschaftsabbruch und Bildung über sexuelle Vielfalt praktisch verboten und die medizinische Versorgung von trans* Personen massiv begrenzt unterlassen wird. Dystopisch, denke ich jeden Tag mindestens ein Mal. Realität, weiß ich, in anderen Ländern auf anderen Kontinenten. Ich lese, wem alles in Hass begegnet wird, kann der Gewalt nie ein Gegengewicht sein, versuche es natürlich doch.

Ich fahre durch den Grünstreifen, alles ist vertrocknet und glänzt doch im Morgentau. Wir werden alle sterben, denke ich. Vielleicht an einem Sommer mit durchgehend 43 °C oder Durst. Ich halte an, puhle meine plastikfreie Edelstahlflasche aus der Stofftasche auf meinem Rücken und trinke das teuer entkalkte und aufbereitete Trinkwasser aus dem Hahn des Hauses neben dem tiny Einsiedel. Einschrumpeln wie Apfelringe werden wir; der Planet wird unser Dörrofen, die Erdatmosphäre unsere Frischeverpackung, hmmmmm.

Am Bahnhof flattern noch Partyreste umher. Der Bäcker hat noch zu, der Bahnsteig ist voll. Querdödel machen Querdödel-Scheiß, ich bin zu erschöpft für Blutdruck darüber. Bescheuerte, dämliche Kackwichser bekloppte, denke ich. Dreckspisser, Arschlöcher, miese ignorante …
Mein Zug fährt ein, ich setze mich hin, spüre dem Gewicht meines Rucksacks auf dem Schoß nach. Erst mal nach Hause, denke ich. Da wartet mehr auf mich. Wichtigeres. Schöneres.
Warmes.

 

Reichtum bekämpfen | note on: #IchBinArmutsbetroffen

Gestern habe ich mich zum ersten Mal an #IchBinArmutsbetroffen beteiligt. Als Beitraggeber_in in einem Space, der das Thema „Wishlists in Tweets mit Aktionshastag“ hatte. Zufällig, spontan, weil der Partner die Leute unterstützt, die versuchen die Aktion so lange wie möglich in der öffentlichen Aufmerksamkeit zu halten. Von mir aus hätte ich mir den Space nicht angehört. Ich kenne solche Debatten als den Anfang vom Ende. Das waren sie bei #NudelnMitKetchup, das sind sie in jeder Gruppe, die im Wachstumsrausch verpasst, dass Community mehr als Macht durch Masse ist. Aber nun lief die Veranstaltung und ich beteiligte mich. Bis ich abgewürgt wurde, wegen des Zeitlimits. Und dann nicht auf die Reaktion des Moderators antworten konnte, weil so viele andere auch noch sprechen wollten.

Hier habe ich dieses Limit nicht. Hier also der Rest dessen, was ich sagen wollte. Und meine Gegenrede auf die Antwort.

Ich bin nicht mehr arm, weil ich einen gut verdienenden Partner habe. Meine Arbeit allein würde mich in einem städtischen Umfeld ohne unterstützende Community, ehrenamtliche Helfer_innen und alternative Konsumoptionen (second hand shops, Tausch- und Leihzirkel etc.) gerade so über Wasser halten.
Für mich bedeutet das: Armut ist relativ auf allen Achsen – und die wenigsten davon sind von „der Politik“ abhängig. Was soll das überhaupt bedeuten: „Die Politik“? „Die Politik muss da was machen“, „Millionen arme Menschen sind ein Zeichen für das Versagen der Politik“
Die Politik ist euer Ziel, ihr wollt, dass „die Politik“ sich dem Thema annimmt – aber was, wenn sie das schon längst tut? Wenn „die Politik“ schon längst richtig dick dabei ist, Armut zu bekämpfen?

Für mich geht in dem ganzen Bewegungsversuch völlig unter, dass die Armut in Deutschland auch politisch gewollt – in einigen Bereichen sogar gebraucht wird, um Reichtum und Macht zu erhalten bzw. zu steigern.
Denn wer Armut bekämpfen will, hat generell zwei Optionen.
Erstens: Arme Menschen werden getötet, denn in ihnen verkörpert sich die Armut. Das ist effizient und passiert in jedem kapitalistischen Land und Deutschland ist da keine Ausnahme.
Die zweite Option ist, Reichtum zu bekämpfen. Doch das wird „die Politik“, wer oder was auch immer sie nun ist, nicht für euch machen.

Man muss schon ein sehr naives Verständnis von Demokratie in einem kapitalistischen Land haben, wenn man annimmt, dass arme Menschen einfach nur genug politisches Gehör brauchen, um bedarfsgerecht versorgt und abgesichert zu werden. Und ein noch naiveres Verständnis von politischer Macht, wenn man annimmt, dass wenn man nur richtig auftritt, das Anliegen richtig aufbereitet, die Not klarmacht – die Ungerechtigkeit, die Unmoral, den Rechtsbruch, die persönlichen Schicksale – dass dann schon das richtige passieren wird.
Als hätten all die Leute, die schon vorher (politisch) gegen Armut gearbeitet haben, einfach verkackt. Als wären die einfach nicht so geil gewesen wie ihr.

Mir erschließt sich auch nicht, warum vom Erfolg des Hashtags allein auf ein politisches Gewicht geschlossen wird, sind es doch Individuen der Twittercommunity, die diesen Erfolg gewissermaßen „erarbeitet haben“. Und zwar mit den klassischen Mitteln einer sozialen Bewegung: (einander) Zuhören, Mitfühlen, Teilen, Austauschen, Mit_gestalten
Soziale Bewegungen lassen häufig unterstützende Communitys entstehen – man sieht doch, wie viele Menschen sich unter diesem Hashtag zusammen tun, welche Verbindungen entstehen, wer wen kennenlernt und so, wenn nicht zu finanziellem, so doch sozialem Kapital kommt. Warum schützt ihr das nicht? Warum macht ihr einen Space zum autoritärem policing eurer eigenen Hashtagnutzer_innen – eurer Community! – statt einen zur Frage, wie ihr euch als bewegte Gruppe stabilisieren könnt? Wie man sich institutionalisieren kann. Wie man Aktionen wie „eine Sorge weniger“ größer machen kann. Wie man Leute, die wegen ihrer Wishlist von Trollen, Hatern und Sozialneidern angegriffen werden, als Community schützen und unterstützen kann.

In meinen Hartzjahren war es das Fehlen einer solchen Community, das mich unter meiner Armut hat leiden lassen. Mit dem wenigen Geld, der fehlenden Perspektive, der Not bin ich immer irgendwie klargekommen. Mit vielen Tränen, unfassbar viel Selbsthass, enormer Wut, doch es ging. Aber das Gefühl, dass alle um mich herum okay damit sind – das hat immer wieder neu etwas in mir gebrochen. Und dabei war mir die politische Aufmerksamkeit auf Leute wie mich irgendwann völlig egal. Mir ging es um meine Nachbar_innen. Die Leute in der Straßenbahn. Meine Ärzt_innen, Therapeut_innen, die Leute, die ich im Park gesehen habe. Die Leute, die im Fernsehen vom „Abrutschen ins Hartz 4“ gesprochen haben, als würde mein Leben am Grunde eines Brunnens stattfinden. Die Leute, die hier von meinem Leben und Denken lesen. Denn das war mein Bezugsrahmen und ist es noch heute.
Es waren nie Fremde, die mir etwas geschenkt oder in der Not geholfen haben – aber es waren und blieben für immer Fremde, die die Hartzgesetze schrieben, die die Sozialgesetzbücher füllen, die Stempel auf meine Anträge knallten.

Ich will nicht darauf hinaus, dass wir Armut nicht als politisches Problem behandeln sollen. Das muss auf jeden Fall passieren – aber die armen Menschen davon zu trennen, halte ich für essenziell.

Alle Menschen können allen Menschen alles geben – wenn alle alles geben. Dafür brauchen wir keine Gesetze und auch kein Rumgeschraube an bestehender Gesetzgebung. Es gibt kein Verbot einander zu helfen oder Wünsche zu erfüllen, keine Strafen für bedingungslose Zuwendung und Fürsorge. Es gibt nur Angst, dass keine_r da ist, wenn man selbst was braucht. Und die wird man nicht los, wenn man sich auf politische Lösungen verlässt.

Oder damit rechnen muss, dass man als „Saboteur_in der Bewegung“ gilt (und ausgeschlossen wird), wenn man die eigene Wishlist da teilt, wo sie von den meisten Menschen gefunden wird.