irgendwie fast ganz plötzlich…

… erwachsen.

Ich hab noch nie ein Zimmer für mich gebucht.
Vielleicht hab ichs deshalb gleich erst mal falsch gemacht. Vorsichtshalber.
Nicht, dass mein Kopf, meine Arme und Beine plötzlich aus dem Haus heraus wachsen und ich einen Keks zum Schrumpfen essen muss.

Man weiß ja, wie zuverlässig die BewohnerInnen dieses Wunderlandes sind.

Morgens trinke ich nicht mehr nur Kakao oder Tee. Es ist Kaffee mit Oberflächenspannungsexperiment. Manchmal auch ein Lappenaufnahmekapazitätstest.
Ich muss die Welt manchmal doch noch physikalisch testen.
Man weiß ja nie.

Wenn ich Musik höre, müssen meine Trommelfelle in alle Richtungen gewuschelt werden.
Geht ja nicht, wenn nur meine Haare zu Berge stehen, weil ich die Welt, G’tt und das Leben umarmen muss, vor lauter Dankbarkeit für so ein schönes Beben in Herz und Seelennähe.
“Nach mir die Sintflut- jetzt habe ich alles– das Beste, das Schönste, das Alles von Allem, gehört” will ich dann rufen.
Nachdem ich meine Hüften sorgfältig in einen Rettungsring geklemmt habe.
Man weiß ja nie.

Und plötzlich sagen sie nicht mehr: “Du solltest besser betreut werden.”.
Und plötzlich stehe ich da und spreche über Dinge, die andere im Rahmen ihrer Berufe erlernen.
Mit einer Tasse in der Hand, der Rücken gerade, die Stimme im ruhigen Bereich. Offene Augen registrierend, spürend, dass mein Wirken nährend ist. 

Nein, es ist nicht nur erwachsen spielen.
Ein bisschen vielleicht noch. Ich bin 18 und lebe das Leben einer 27 Jährigen.

Aber ich kann das.
Ohne Betreuerinnen, ohne eine Familie.
Ich kann das, weil ich das jetzt eben kann.

Irgendwie und einfach so.
Obwohl ichs doch gar nicht so genau weiß.

Gleich mal die Herzfasern durchflattern lassen (ganz laut!):

Niemalskind

Sie hat einen einzigen Begriff von sich und das ist ihr Name.
Ihr Sein ist erst etwa 9 Jahre benennbar, was ein Drittel des Körperlebens ist.
Die  Familie erinnert sie nur schwach in direkter Dynamik und trotzdem stellt sie eine der letzten Bastionen zur Verfechtung ihrer Unschuld. Redet noch immer von der Hoffnung auf ein “alles wird gut” und weiß nicht einmal, was genau sie damit meint.

Für sie sind die Eltern Namen auf die sie zusammenzuckt und überprüft, ob sie nicht doch gerade schon wieder in einem dieser furchtbaren Jugendamt- Arzt- Therapeutengespräche sitzt, die letztlich die Wehen ihrer Geburt waren. Diese Inquisitionen des Sozialsystems; der Seelenobduktion in Form einer Show um Leben und Tod; der Weichenstellung auf Gleisen deren Ende weder wählbar noch relevant sind.

Für sie wohnt die Familie auf dünnen Papieren in einer Zigarrenschachtel, aus der sie ab und zu in schwarzen Wolken herausquillt und in wirren Schatten um sie herum und durch sie hindurch wallt. Die Eltern in schwarz/weiß, DDR und frühe 90er- Chic, die Geschwister noch immer Kinder.

Sie würden es immer bleiben, wenn wäre, was sie nicht wahrgewesen werden lassen will.

Ein Eingeständnis ist ihr Urteil zu lebenslang Niemalskind sein.

kiste2

monströs

Es gibt so viele Möglichkeiten, Menschen für den Rest des Lebens die Botschaft mitzugeben, dass sie es nicht verdient haben, Grundbedürfnisse erfüllt zubekommen, sobald sie etwas tun, was einen anderen Menschen verärgert/ ängstigt/ schmerzt/ bloßstellt/ nicht bestätigt.
Ein Grundbedürfnis ist der Kontakt zu anderen Menschen, zu Nähe, zu Wärme- dieses eine kleine Fünkchen, das um Mehrsamkeit versichert.

Egal, wie stark, wie mutig, wie autark und unabhängig das Handeln sein kann- das erste Geräusch von einem anderen Menschen, das sich an einen richtet und über das Dasein auf Erden in Zeiten und Sphären bewusst und versichert sein lässt,
– es ist ein verdammt großes Himmelreich in dem Zeppeline mit der Aufschrift: “Ja, du bist am Leben” herumfliegen, das Licht, das einem in die Augen schießt, irgendwas zwischen Glitzer und ätzender Säure ist und die Luft nach Freiheit schmeckt- egal, woraus sie besteht.

Es ist der Moment, in dem es die Chance auf einen Anfang gibt. Ein besseres; ein lieberes; ein artigeres; ein gleicheres Sein möglich ist. So eine Chance, sein Überleben durch Vollständigkeit der Optionen seine Grundbedürfnisse zu erfüllen noch sicherer zu machen.
Das Alte, Böse, das Monster, das man wegsperrte, von sich schob, mit dem Gesicht in die Zimmerecke stellte; auf die stille Treppe setzte; aus dem Klassenzimmer verwies; ins Gefängnis, in die Psychiatrie, ins Heim schickte, dem man jedes Gespräch, jede Klarheit, jedes (An-) Recht verweigerte- das ist ja weg.
Das bleibt da in seinem Käfig, als Kokonrest aus dem ein Schmetterling geschlüpft ist.

Als wir gestern im Gang des Ausweichzugs standen, in ein Abteil hinein starrten und den freien Platz darin nicht in Anspruch zu nehmen wagten, wurde mir klar, dass Isolation ein Sterben mit seinen 5 Phasen ist: Verleugnung, Wut, Verhandlung, Depression, Akzeptanz, und das auch noch viele Jahre später.

Am Ende ist so viel akzeptiert, dass alles okay ist, was nicht auch noch die Möglichkeiten zur Bedürfnisbefriedigung auf physischer Ebene eingrenzt.
So wird der Umstand ein Monster zu sein- auf immer und ewig- ohne Chance auf ein Sein als Schmetterling, zum Preis für ein physisches Überleben, das in einer unendlichen Schleife in Frage gestellt wird, durch die Befreiung noch vor Ende des Prozesses.

Genau deshalb meide ich Abhängigkeiten.
Genau deshalb ist meine mutigste Tat, mich an andere Menschen zu wenden und darauf zu verlassen, dass diese mir sagen, was ich tun kann/ darf/ soll/ muss, wenn ich es nicht weiß. Entweder, weil ich manche Dinge noch nie gemacht habe, oder weil mir (uns als Einsmensch) Lebenserfahrungsqualitäten fehlen.
Ich weiß, was ich machen muss, damit mir die Füße nicht weh tun- wie man sich stellen kann, wenn man tagelang irgendwo stehen muss. Ich weiß, wie man warm wird, wenns eisig ist; weiß, dass verhungern lange dauert; weiß, wie Durst in ganze, halbe und viertel Tropfen eingeteilt werden kann. Ich kann Dinge überleben, von denen andere Menschen hoffen, sie nicht einmal in Filmen sehen zu müssen.

Ich bin mit meiner Wut in die Freiheit gekommen.
Und jetzt fühlt es sich an, als hätte der Mensch, der mich fand ein Monster raus gelassen.
Ich kann nur Wut und Verhandeln.
Sowas will niemand und stößt es deshalb von sich.

Daran haben wir haben uns angepasst. Wir sind viele und können entsprechen.
Da sind Innens, die leugnen Bedürfnisse, akzeptieren alles und fragen ins Innen, ob sie so gefährlich sind, dass sie sterben sollten. Denken darüber nach, wie ein Sterben möglichst unauffällig und am Außen vorbei passieren kann- genauso, wie da Innens sind, die in Menschen immer “die Guten” sehen, die nett sind, sich kümmern, Klarheit um Umstände möglich machen.

Wir sind viele und genau deshalb bleibe ich wohl immer dieses Monster, das besser niemals raus gelassen worden wäre.

MonströsIch hab mich zu verpissen. Bin Affekt, bin bescheuert und nicht in der Lage Probleme zu erfassen- das einzige Problem ist ja, dass ich wütend bin. Schön mal beruhigen, dann kommt schon ein anderes Innen raus und man kann einsehen lassen, dass es ja gar kein Problem gibt- verhandeln hieße, etwas einzugestehen und ach- von wem ist das denn bitte abzuverlangen?

In meinem Innen gibt es mein Gefängnis noch.
Ich finds tröstlich, dass ich mich, wenigstens für mich allein, immer wieder einsperren und befreien kann.

Allein. Autark.
Monströs stark.

Aufzeigen – Was “One Billion Rising” trotz aller Fails kann

Sonnenuntergang “Wieso macht ihr denn sowas?”, fragte meine Bekannte und schüttelte verständnislos den Kopf.
Auf die Straße gehen, tanzen, Präsenz zeigen… und das für Frauen- “kann ja nur was Feministisches sein und da weiß man ja…”. Meine Bekannte hat keine Ahnung von feministischen Theorien und, den Rumms, den sie vom Stuhl machen würde, würde sie begreifen, dass es nicht “den Feminismus” gibt und, dass Alice Schwarzer eher eine Ausverkäuferin unter dem Deckmantel selbigens ist, ach- es wäre zu köstlich.

Nein, bei One Billion Rising geht es nicht um feministische Theorie oder darum, tatsächlich Dinge zu verändern. Es geht, zumindest für mich nach allen Abstrichen, die ich für notwendig halte, darum auf etwas draufzuzeigen.
Nicht mehr und nicht weniger.

Meine Bekannte sagt Dinge wie: “Wenn der sich als richtiger Kerl nicht mit echten Playboybunnys ablichten ließe, da irgendwo im Urlaub- der wär doch blöd!” und lässt mich, ein leises “Zonk!” aushauchend, hinten drüber fallen, ob der Menschenverachtung und des Sexismus ihres Alltags, den sie noch nicht ein Mal hinterfragt hat.

Für sie ist das Drama der Hebammen ein reines Geldproblem- die Folge, nämlich der Verlust der Freiheit von Menschen, die eine Schwangerschaft erleben bzw. begleiten, nicht auch in Frauen*feindlichkeit begründet.
Zur “
Pille danach”, legt sie Maßstäbe, die von “selber schuld, die Schlampe” bis “Ach, Kinder werden doch gebraucht.” reichen.
Lesbisches Leben und Lieben, kennt sie nur aus Pornos- klar, weil sowas gibts ja nicht unter Frauen*. Weiß ja jede/r, dass “homosexuell” ein Synonym für “schwul” ist.
Gewalt gegen Frauen* hat für sie immer etwas mit männlicher Dominanz, begründet in genetischen Anlagen zu tun. Je nachdem, wie die Frau agiert, kann der Mann ja gar nicht anders.

Wenn wir beide aufeinander treffen, streiche ich mein Bullshitbingo an.
Und schweige.

Ich bin nicht stark genug, allein gegen so viel Mist anzukommen. Meine Rhetorik reicht nicht, sie vor den Hass, den sie sowohl internalisiert hat und weiterträgt, als auch perfekt zu ignorieren weiß, zu stellen.

Aber ich kann ihr sagen: “Hey- am Freitag fahre ich nach Bielefeld, treffe die @weirdBielefeld- Weirdas, die das tolle lesbische Stadtmagazin machen und die MädchenmannschaftsNadia und dann unterstütze ich “One Billion Rising” als Kampagne, die zwar viel berechtige Kritik erfährt, aber eine Möglichkeit ist, auf Gewalt an und gegen Frauen* draufzuzeigen.

– Willst du mitkommen?”

und so, Jahr für Jahr auch in ihrem Kopf den Gedanken pflanzen, dass das Eine oder Andere doch auch in Frage gestellt werden kann und zumindest von einigen Menschen da draußen auch wird.

morgen vor einem Jahr

Drahtzaun2 Es gibt nicht viele Brücken, wo sie wohnt. Nicht viele, die passen.
Und nur eine, auf deren Mitte der Wind so pfeift, wie sie es mag. Mitten ins Gesicht, die Haare wild herumwirbelnd, ohne Stadtgestank mit sich zu tragen.

Der Regen platscht ihr auf die Lider, die Wangen, die Stirn.
“Morgen vor einem Jahr…”, raunt es an ihren verspannten Augenbrauen vorbei, “weißt du noch?”. Federn rascheln.

Sie lächelt durch das Gewisch vor ihren Augen und die wirbelnde Leere in ihrem Kopf. “Netzfeministisches Kampfbier… ja.”, sie haucht ein Lachen in die Windchen um sich herum. “Dass ja dann erst mal gar nix wurde, weil One Billion Rising und alles, mich hatte zerfallen lassen… Es war so furchtbar kalt”.

Sie wartet, bis die kleine Gruppe Menschen an ihr vorbei gelaufen ist.
Steigt über das Gitter.
Setzt sich in die Bepflanzung.
Zieht die Nase hoch.

“Diesmal habe ich eine wasserfeste Jacke. Und wasserfeste Schuhe.”, sie betrachtet den Satz und schmeißt ihn zurück die Tiefe, aus der er hochgequollen kam.

“Wir werden hingehen. Hm?”, sachtes Stubsen auf die Schulter.

Sie nickt stumm. Lässt sich beregnen.
Die linke Hand von der Eulenhandpuppe wärmen.
Auf die Straße, nur wenige Meter unter sich, starrend.

“Ja, ich geh hin. Zeig auf die Gewalt… die anderen passiert. Klar.”.

viel Einfalt bei Maischberger

Gänseblümchen2 Gibt es eine Möglichkeit die 60er Jahre nachzuempfinden? Oh ja- einfach mal dem Ersten dabei zusehen, wie er versucht sich dem Thema sexueller Vielfalt anzunehmen.
Gestern Abend bei “Menschen bei Maischberger”, gab es wieder eine Gelegenheit dazu. Unter dem, zumindest übers Internet, heiß diskutierten Titel “Homosexualität auf dem Lehrplan- droht die “moralische Umerziehung”?” sprachen der offen schwule gesundheitspolitische Sprecher der CDU Jens Spahn, die Travestiekunstfigur “Olivia Jones”, die Autorin Hera Lind, die Journalistin Birgit Kelle und Hartmut Steeb, der Generalsekretär der “evangelische Allianz” miteinander.

Ich hab mir die Sendung angesehen und zwischen “arrgh” und “äääächtz” und “noooiiiin” und “Boa geh weg du…” einen schweren Seegang empfunden.

Klar, sind solche Sendungen nicht der Hebel, der die Welt aus den Angeln hebt und natürlich war es wieder so klar, dass der Altersdurchschnitt (immerhin sind wir im Ersten) irgendwo in der Mitte des Durchschnittsalters von Deutschland liegt und jaaaa, es war auch sehr klar, dass es wieder keine offen lebende Lesbe, kein Mensch mit Transidentität, kein offen A- oder Pansexuell positionierter Mensch dort aufs Sofa schafft; dass das Konzept der Queerness nicht genannt wird und ach… das strahlend reine weiß aller Gäste- ph selbstverständlich.
Es geht darum, ob sexuelle Vielfalt in der Schule als Teil der Norm vermittelt wird und das Fernsehen pickt sich das Stück Norm raus, was am Genehmsten ist.

Ich hab keine Lust diesen ganzen Dreck nochmal wiederzugeben- und ja- es ist Dreck. Auf vielen Ebenen und mit viel zu wenigen Stellen an denen ich zustimmend nicken konnte.
Travestie ist nicht Transidentität/ Transsexualität, sondern Kunst. Die freie Entscheidung eines Menschen ein anderes Geschlecht dramaturgisch aufzugreifen und umzusetzen. Der Auftritt von Olivia Jones, hat Menschen mit Transidentität eher geschadet als geholfen- so sinnig ihre Beiträge zur Diskussion auch waren.

Jens Spahn ist ein offen lebender Schwuler, der es sich leisten kann, offen schwul zu sein. Viele tausend andere können das nicht- er wird nie derjenige sein, der das nach außen vertritt.
Mal abgesehen davon ist lesbisches Leben noch einmal ein ganz anderes, als schwules.

Birgit Kelle rechtfertigt ihre verachtenswerte Ignoranz mit einer Wortklauberei um die Begriffe “Akzeptanz” und “Toleranz” und argumentiert nicht sauber recherchiert. Peinlich.

Hera Lind fragt sich, wieso sich alle so aufregen (und haut damit ebenfalls in die Schneise der gesellschaftlichen Ignoranz für all jene Menschen, deren Verbindung zu Menschen, die nicht heteronormativ leben/wahrnehmen, nicht die ihre ist). Unangebracht auf vielen Ebenen.

Hartmut Steeb schießt den Vogel ab und kräht nach dem Kindeswohl, kurz bevor er Homosexualität als unnatürlich degradiert.
Homophob.
Irgendwann wird die gesamte Debatte von ihm als “überdreht” bezeichnet und die Ehe zwischen Mann und Frau- ja sogar der Fortbestand der Menschheit als bedroht eingestuft, nachdem der Schluss gezogen wird, dass Identität nicht anerziehbar sei. (Das war dann der Punkt an dem ich als Zuschauerin die Absurdität der Argumentation als überdreht empfand).

Bei mir blieb so ein Ding hängen, das Frau Kelle gerissen hat- ich mein- sie hat eine Menge gesagt, an das güldene Facepalmen zu tackern sind, aber da war der Nebensatz: “Es ist mir doch egal (was für eine Sexualität jemand hat)”, den ich wirklich gerne fett markiert aufgegriffen gehabt hätte.

Denn nein- es ist eben nicht egal. Das ist ein verlogener Satz- denn wenn es ihr egal wäre, dann hätte sie nicht da gesessen.
Wenn es wirklich egal wäre, dann würde “Elternrecht” nicht bedroht gesehen werden, weil in der Schule dann nichts einschneidend Wichtiges vermittelt wird.
Wenn es wirklich allen (cis- sexuellen) Menschen da draußen egal wäre, wie sich andere Menschen wahrnehmen und ihr Leben gestalten, dann würden wir ganz anders miteinander leben.

Am Ende blieb der Konsens, dass die Debatte noch nicht zu Ende sei, worin ich zustimme.
Ich aber wünsche mir eine andere Art Debatte. Es geht um Identität- nicht darum, wie wer mit wem wo und wann Sex hat.
Es geht darum einander frei und wertschätzend zu begegnen. Das fehlt der Debatte meiner Meinung nach als gemeinsame Grundlage bzw. gemeinsames Anliegen. Mit dieser Maischbergersendung wurde vorallem transportiert, dass es okay ist, wenn Hass im Fernsehen verbreitet wird und sich Minderheiten gefälligst selbst zu schützen haben. Ein Fail deluxe.

Ich denke: So lange es Eltern gibt, die ihren Kindern nur eine ausgesuchte Norm präsentieren, die es verdient hat, frei und wertschätzend wahrgenommen zu werden, so lange besteht der Bedarf, dass Bildungseinrichtungen die Vermittlung des gesamten Normspektrums übernehmen. Genauso wie es wichtig ist, als BloggerIn, als JournalistIn, als AutorIn, als KünstlerIn… als Mensch von nebenan, das Spektrum der Norm aufzuzeigen, zu kultivieren und nicht zuletzt offen und frei zu leben, welche das Fernsehen mit solchen Sendungen ausgrenzt.

Solange “Vielfalt” kein Synonym für “Norm” ist, ist es eben nicht egal!

Ein guter Artikel zur Sendung erschien auch auf queer.de. Leseempfehlung!

im Kreise gehn

Kugelblüte2.2 Die Bilder klebten wie Patina auf der Realität und obwohl sie sich zusammenzog und verkrampfte, war der Zug auf ihren Gelenken zu spüren.
Sie legte ihre Hände auf die Fäustchen, die sich unter dem Menschenkostüm verbargen und fuhr mit den Schilderungen des Heute über den Schlamm des Früher.

Sie erzählte vom Atmen und der Freiheit, vom Vorbei und Werden. Wachsen und stark sein.

Sie schauten einander an und während die Eine, obwohl verstoßen und zurückgezerrt, die eigene Position bewahrt, starrte die Andere im Zweifel über die Echtheit ihrer Anwesenheit über das angeleuchtete Gesicht und die schlagartig von ihr durchbohrten Hände.

“Leg dich ruhig wieder hin”, lächelte sie, während sie sich durchstach, im Versuch den Menschen auf die Matratze des Bettes zu nageln.
“Ich krieg das schon hin.”

Und sie kriegt es hin. Immer wieder, Tag für Tag.

Lächeln, sterben, auferstehen.
Vermeiden, erinnern, im Kreise gehn.