mit ÄrztInnen reden

Himmel Noch immer gehen wir fleißig zur Zahnärztin und lassen uns das Dresden ‘45 in unserem Mund kernsanieren.
Ich bewundere die Ärztin für ihr handwerkliches Geschick und die Geschwindigkeit mit der sie so präzise arbeiten kann. Ihre Assistentinnen sind alle nett.

Manchmal schaffen wir es auch kurz zu reden.
Dann wirds schwierig.

Ich glaube, sie hält mich für einen Menschen der “empfindlich” ist. Schublade: “rohes Ei”. Ob ich nun dahinein gehöre oder nicht, stelle ich jetzt mal dekorativ in eine nicht so ferne Ecke, denn obwohl Fingerspitzengefühl sehr wichtig für mich ist, ist es nicht, worum es mir geht, wenn ich mit meiner Zahnärztin, oder auch meinem Augenarzt oder anderen MedizinerInnen über mich spreche.

Mir fallen nicht viele Gelegenheiten ein, die so viele subtile Trigger neben dem offensichtlichen Machtgefälle von BehandlerIn- PatientIn, in sich tragen. Es ist schwierig sie sofort als solche wahrzunehmen, es ist schwierig sie zu benennen und selbst, wenn das geklappt hat, heißt das noch lange nicht, dass meine BehandlerInnen auch wissen, was das bedeutet und welcher Umgang damit für mich hilfreich ist.

Ich bleibe mal bei meiner Zahnärztin, die mich nach der letzten Behandlung fragte, was denn ein “Flashback” ist. Wie sie sich das vorstellen kann.
Bei mir machte die Frage drei Wellen:
1) Woa geil- sie fragt nach.
2) Woa scheiße- sie fragt nach.
3) Wo fange ich denn jetzt an?

Das Gute an Medizinstudien ist das Grundstudium. Wenn ich von Hippocampus und Amygdala rede, wird neben “Pferdeparade” und “Star Wars Prinzessin” sicherlich auch “Gehirn” als Assoziationselement von irgendwo aufploppen. Manchmal liegt das Studium aber auch sehr weit zurück, dann versuche ich es mit “allgemeiner Stressphysiologie”.
Ich erklärte ihr, dass mich manchmal Gefühle, die mit früheren traumatischen Erlebnissen zusammenhängen so sehr überrollen, dass ich nicht mehr so genau weiß, ob sie in aktuellen Umständen begründet sind, oder früheren, weil ich diese Erfahrungen noch nicht integriert habe. In solchen Momenten reagiert mein Körper wie damals, nämlich hochgradig gestresst, was sie als Behandlerin wissen muss.

Ich sagte ihr, dass mich der ganze Besuch bei ihr grundsätzlich schon stresst und in einen Alarmzustand versetzt, der entweder in “Ich nehme alles und jede noch so winzige Mikrobenregung um Faktor 100 deutlicher wahr- habe einen hohen Blutdruck, eine niedrige Schmerztoleranz und geistige Leere” oder in “Ich fühle nichts, ich habe nichts, ich bin das Nichts aus Nichts gemacht” kippt.
In der Interaktion nach Außen- nämlich mit ihr- ist das relevant, denn sie kann mir schon zu Beginn helfen diesen Stress zu regulieren, so dass wenigstens mein Kopf wieder mit mindestens dem Grund meines Kommens gefüllt ist.

Meine Zahnärztin und ich werfen uns dazu Schnackphrasen, die belanglos aber herzlich sind, zu.
Das ist für mich und mein Innenleben ein gutes Signal für “Jupp- hier ist- bis auf die Trigger, die mich an Altes erinnern werden, was ich aber schon weiß und entsprechend reagiere- alles tutti.” Wo gewitzelt wird und Lächeln unwillkürlich ist, da ist in der Regel auch alles tutti. (Neue Lebensweisheit- das hatten wir kurz nach dem Gewaltausstieg so noch nicht etabliert!)

Es ist auch relevant für sie, um mein Verhalten und meine Empfindlichkeitsschwankungen einzusortieren.
Für andere BehandlerInnen ist es ebenfalls relevant zu wissen, dass meine Stressverarbeitung nicht so funktioniert, wie bei Menschen ohne komplexe Traumatisierung in der Biographie.
So schwanken diverse Werte, die an der Adrenalin und Cortisolausschüttung hängen und beeinflussen so die Beurteilung des eine Diagnostik versuchenden Menschen. So ist der mentale Status nicht stabil und so schwankt auch die Absorption von Medikamenten und damit wiederum die Wirkweise auf dem gesamten Spektrum der erwünschten, der unerwünschten und der “habichnochnievongehört”- Wirkungen.

Eigentlich sehe ich mich als Patientin nicht in der Position, meine BehandlerInnen darüber aufklären zu müssen, was relevant für ihre Diagnosefindung bzw. den Weg dahin ist. Ja, eigentlich finde ich es ein Unding, dass MedizinerInnen von ihren PatientInnen an die Funktionsweise des Gesamtorganismus (mit individueller Biographie und Lebensweise) erinnert werden müssen und diesen Kontext nicht von Haus aus klar haben. Mal abgesehen davon, dass die meisten* PatientInnen das selbst nicht einmal wissen.

Meiner Zahnärztin bin ich in der Hinsicht auch fast ein bisschen böse, denn eigentlich hat sie alles Wichtige in meiner Akte stehen, wie ich neulich feststellen konnte.
Als wir zu ihr kamen, wohnten wir in einer Schutzeinrichtung für weibliche Jugendliche. Es ist eine Pseudoepilepsie vermerkt. In den 10 Jahren, die wir uns kennen, hat sie mein Körpergewicht von niedrig auf hoch, auf mittel auf hoch, auf niedrig auf mittel schwanken gesehen, in Zeiträumen, bei denen sogar die WeightWatcherfraktion die Kinnlade wieder einsammeln geht. Da steht, dass immer eine Nervbetäubung passieren muss.
Ich bin da schon so oft “plötzlich” in Tränen ausgebrochen, konnte nicht sprechen und bin völlig “weggebeamt” da in der Praxis herumgetaumelt, konnte Beschwerden nicht linear formulieren und habe kein konstantes Bissprofil… und trotzdem kam ihr wohl nie der Gedanke, dass das Elend in meinem Mund eventuell vielleicht etwas mit einer chronischen Essstörung … ganz dezent vielleicht eventuell rein theoretisch begründet in einem Trauma zu tun haben könnte.

“Nunja, sie ist ja auch Zahnärztin und nicht Psychologin”, könnte nun argumentiert werden. Doch das ist in meinen Augen ein Trugschluss, denn die Psychologie sagt ja nichts weiter als: “Da gibt es eine Essstörung- begründet in traumatischen Erfahrungen, die es zu verarbeiten gilt, um die Schädigung von Körper und Seele als Folge zu beenden.”, meine Zahnärztin arbeitet sich gerade genauso an der Reparatur diverser Schäden ab, wie meine Psychotherapeutin und – so ich denn endlich mal die Chuzpe dazu habe, mir eine zu suchen- meine Hausärztin.

“Wer Schäden repariert, der weiß woher sie kommen”- alte HandwerkerInnenweisheit

Als Patientin kläre ich meine BehandlerInnen aus einem gewissen Antrieb des Selbstschutzes oder auch der Selbstfürsorge auf, wenn diese sich willig zeigen, mit mir eine Ebene zu halten, die sich um mein Wohlbefinden und mein Heil-werd-en dreht. Sitze ich vor jemanden, dem es um Definitionsmacht oder auch nur um viel Geld für wenig Aufwand auf meinem Rücken geht, bleibe ich zur Akutversorgung und suche mir jemand anderen für die Weiter- und/oder Nachsorge.

Komme ich zu einem Arzt oder einer Ärztin, bin ich schon unter Stress, weil ich mich erklären, klar bis durchsichtig machen muss, was für mein Gehirn soviel bedeutet wie “Achtung Gefahr- du bist existenziell bedroht”. Es sind die Fragen:
Wer sind sie?
Was haben sie?
Was wollen sie von mir?

die in der Übersetzung für mich bedeuten:
Ins Schwimmen kommen
Rutschen
Abstürzen

Die Art Gewalt, die ich erfuhr, war keine Naturgewalt oder etwas das einfach so halt passiert ist.
Die Folgen von zwischenmenschlicher Gewalt sind spezifisch und für jede Sparte “BehandlerIn” relevant.
Mein Ich-gefühl ist diffus bis nicht existent.
Mein Körpergefühl schwankt massiv.
Mein Umgang mit sowohl subjektiv als auch objektiv wahrgenommener Autorität schwankt zwischen absoluter Unterwerfung (von “mach alles, was du willst” bis “du brauchst gar nichts für mich wertloses Ding machen”) und genauso absoluter Abwertung (von “ach du hast doch keine Ahnung!” bis “Nu komm ma- gib mir mal besser den Rezeptblock”).

Als sinnig hat sich für mich herausgestellt, meinen BehandlerInnen im Voraus zu sagen, dass ich massive Gewalterfahrungen mit Menschen gemacht habe (genauso ausgedrückt) und entsprechend gestresst, vielleicht auch ängstlich bin, wenn ich bei ihnen in der Praxis ankomme. Dass ich eventuell nicht so klare Angaben machen kann, wie sie gebraucht werden und, dass ich mehr Zeit in Anspruch nehmen muss, als die 10 Minuten Durchlaufzeit, die sie eventuell gewohnt sind, um diesen Pegel runter zu regulieren. Ich mache ihnen klar, dass ich das kann bzw. gelernt habe; dass ich sagen kann, wenn ich etwas von Ihnen brauche, das mir dabei hilft. Dies hat sich bis jetzt als positiv herausgestellt, um nicht in die “einmal Opfer- immer Opfer” Schublade hineinzufallen und als total inkompetent vor der eigenen Lebensrealität zu gelten.

Für viele (Viele) klingt das nach “Raum einnehmen”, “sich wichtig machen”, “sich etwas (heraus)nehmen”, “schwer/umständlich sein” und oft kommt die Frage nach der Berechtigung dessen auf.
Eigentlich brauchen ÄrztInnen die PatientInnen, denn ohne wären sie nur Menschen mit sehr teuren Zetteln in der Tasche.
Wir PatientInnen spüren unsere Berechtigung für einem respektvollen und positiven Ich- zentralen Umgang nicht immer sofort, weil wir ja in der Regel in Not zu ÄrztInnen kommen. Ein Zustand, der als solcher für Gewaltüberlebende schnell zum Ablauf alter Reaktionen führt und auch allgemein als etwas gilt, in dem Anstand oder Etikette nicht den gleichen Rang haben, wie normalerweise. Not ist eben nicht die Norm.
So ist es wichtig, sich ganz genau alle Fakten einer aktuellen Not heranzuholen, die nicht an den Menschen gebunden ist. “Menschen sind nicht allmächtig, auch wenn sich das gerade so anfühlt/ sich dieser Mensch so verhält, als sei das so.”, sage ich mir dann immer. (klingt simpel- macht aber trotzdem mächtig “Ping”, wenn man sich das in dem Moment von Kopf zu Herz zu Seelenfitzel weiterreicht, während man da im Behandlungszimmer sitzt).
Es ist wichtig zu wissen, ob es sich nach sterben anfühlt, weil es ein Sterben ist oder, weil eine Erkrankung, die vorbei gehen wird, dieses auslöst.

Ja, es ist ein Akt von “Raum einnehmen” und “umständlich sein” und ja, auch “sich wichtig machen” und das ist völlig okay so.
Ich weiß, dass ich mehr Raum einnehme, wenn meine BehandlerInnen mich als Patientin durch Exitus verlieren, weil ihre Behandlung relevante Faktoren meiner Anamnese nicht berücksichtigte. Ich weiß, dass die Umstände, die ich anderen für 20 Minuten in einem Arbeitsalltag bereite, die Folgen der Umstände sind, unter denen ich 21 Jahre zu leben gezwungen war. Und ich weiß, dass meine Behandlung nicht wichtiger oder weniger wichtig werden darf, im Vergleich zu den anderen PatientInnen, die mein Arzt/ meine Ärztin betreut. Mein Bemühen um eine gute, respektvolle Zusammenarbeit gehört in den Bereich PatientInnenpflichten, denen ich zustimme, sobald ich anerkenne, dass ich mich mit jemandem umgebe, der Pflichten als praktische/r MedizinerIn (oder allgemeiner: BehandlerIn) nachkommen muss.

Meine Zahnärztin und ich sind nun also auf dem Level von: “Ach- es gibt sogar einen Namen für dein Zittern und Starren und nichts sagen können? Spannend- erzähl mal!”.
Nach 10 Jahren kommt das irgendwie spät und ganz streng betrachten will ich auch gar nicht erst, dass sie mich fragt was das ist, anstatt sich selbst um eine Fortbildung zu kümmern. Ich weiß nicht einmal, ob es so gelagerte Fortbildungen für ZahnmedizinerInnen gibt. Aber gut.
Ich kann sie gut leiden, sie “mag mich gerne leiden” und also suche ich ein bisschen Infomaterial zusammen, das sie weiterbringt und letztlich mir die Behandlung meiner Zahnruinen weniger stressauslösend macht.

Hätte ja auch was, nicht jedes mal schon am Tag vorher gegen Angstwellen anzukämpfen, kurz vorm Termin keine Drogen nehmen zu müssen und den Rest des Behandlungstages nicht in die Tonne treten zu müssen.
Genauso, wie es für sie sicher etwas hat, wenn sie Frau Rosenblatt nicht mehr ganz so arg, wie ein rohes Ei durch die Behandlung balancieren muss.

Multimythen Teil 1: “Wir können alle unterschiedlich krank sein”

BläschenverkleinertVor ein paar Wochen trug ich mich in eine Mailingliste von und für Menschen mit DIS ein.

Natürlich ist es das Internet. Natürlich weiß ich nie, was für ein Mensch mit welchen Intensionen am anderen Ende sitzt und Dinge ins Internet reinschreibt… lalilalialaaa
Mir war das egal.
Die örtliche Selbsthilfegruppe in real hat mich ausgeschlossen, mein Selbsthilfeforum hats auf vielen Ebenen durchgerüttelt und mein eigenes Forum stirbt seit Jahren einen mehr oder weniger quälenden Tod- nun denn- irgendwann muss auch ich mich irgendwo mal austauschen, ohne, dass Teile meines Kopfinneren einen Kontakt bereits okkupiert oder vergiftet haben.

Weshalb ich das schreibe ist, dass mir manche Themen gehäuft auftretend auffallen und ich mal in Ruhe aufschreiben will, was mir dazu einfällt.
Also dann.

Thema 1: “Wir können alle unterschiedlich krank sein.”

Manchmal, wenn ich so etwas lese, schwanke ich zwischen:
Hand-> Stirn
Buch “Grundlagen der (Mikro)Biologie/ Stressphysiologie/ Psychotraumatologie” –> Stirn des Menschen
und
“OrrrkönntihrmalaufhöreneuchsoblödeauszudrückenwassollenLeutedenkendiekeineAhnunghaben?!” mitten reinblöken

Ganz früher, als die Diagnose bei mir noch frisch war, hatte ich einen Text vor der Nase, in dem ein ähnlich unscharfer Nebensatz zu unterschiedlichen Krankheiten bei unterschiedlichen Innens stand.
Mir hat das damals richtig Angst gemacht.
Immerhin war ich gerade in der Pubertät- ALLES an diesem blöden Körper hatte sich dauernd irgendwie anders angefühlt- obwohl ich immer ich bin und niemals ein anderes Innen. Ich konnte und kann bis heute nur schwer artikulieren, wenn sich Körpergefühle verändern und vielen Innens geht das genauso.

Es gibt einen Grund, weshalb sich auch viel aus meinem Innenleben immer wieder so metaphorisch ausdrückt- meistens geht es darum, zu kompensieren, dass Worte/ Begriffe oder Empfindungsvergleiche fehlen.
Woher soll ich wissen, wie sich mein Kopf ohne Kopfschmerzen anfühlt, wenn ich das Gefühl dazu dissoziiere, ohne es zu merken bzw.. mir nie jemand die Chance gab Worte zu finden oder Bespiele zur Vergleichsfindung nannte?
Mein erstes Mal “eigene Kopfschmerzen”: ich dachte, ich hätte einen Tumor (= einen Fremdkörper) hinter “meinem Sehen” (meinem Sichtfeld = mein Kopf).
Ich hatte Schmerzen und aufgrund der Unsicherheit, ob der Lokalisation auch noch Angst (ohne es bewusst als “Angst” einzustufen)
„DingDingDingDing!“, macht das Triggerradar

Und genau an der Stelle hätte ich einen (man made trauma-) kompetenten Hausarzt gebraucht.
Der hätte nämlich auf Zack sein und meine Angstphysiologie auch als solche einstufen können- genauso wie meine Schwierigkeiten klare Angaben zu machen.
Und damit meine ich keine Unfähigkeit, auf die Frage: “Wo tuts weh?” antworten zu können, sondern meine Unfähigkeit vor einer Autoritätsperson klare Angaben über ein mich ängstiges Gefühl zu machen, das ich nicht anders als schwammig benennen konnte.
Triggerschwelle überstiegen- bäng- Wechsel- bäng Kopfschmerzen “weg”.
“Is nix Doc- ich weiß nicht mal wieso ich überhaupt gekommen bin. Schicke Krawatte, tolle neue Blume. Tschuldigung fürs Zeitfressen schönen Tag noch!”, lächeln beim Rausgehen.

Für meinen damaligen Arzt war ich (vermute ich) eine der Patientinnen, die aus psychischer Intension immer wieder zu ihm kam, ohne ernstlich etwas “zu haben” und immer wieder fast zu spät vorstellig wurde, wenn sie “richtig ernsthaft etwas hat”.
Es ist kein großes Können, eine Wundinfektion so richtig zu verschlüren, wenn einem die Stelle, an der sie sitzt, sowieso ständig und aus unterschiedlichen Gründen (die alle nichts mit Wunden zu tun haben) wehtut und am besten eh noch irgendwie peinlich/ Trauma belegt oder “einfach so” verdisst ist.
Das heißt auf einer Ebene aber auch, dass er Umgang von Innen zu Innen damit unterschiedlich ist.

Wir hatten letztes Jahr eine potenziell bedrohliche Infektion.
Fieber? Schmerzen? Irgendwelche Krankheitsgefühle?
Ich habe nichts davon gespürt und hätte ich es nicht gewusst, hätte ich jedem gesagt, dass ich nichts habe. Das heißt aber nicht, dass ich eine andere Krankheit hatte oder kein Fieber oder Schmerzen oder Schwäche. Es bedeutet nur, dass ich die Wahrnehmung dessen dissoziierte.
Andere Innens haben einen anderen Körperbezug und reagieren anders.
Sie sind aber auch anders gestrickt und interagieren anders mit ihrer Umwelt.

Sie spüren vielleicht Fieber und Schmerzen, können es aber nicht benennen, oder mit Viren, Bakterien oder einer Verletzung (von heute) in Verbindung bringen, oder mit Menschen interagieren, ohne sich zu unterwerfen o. Ä.
Sie fühlen die Schwäche und siechen vielleicht ewig vor sich hin, alleine, in unserer Wohnung, bis der nächste Termin ansteht, der wiederum für sich so einen Trigger hat, dass es Innens wie mich hochditscht, die den Körper schlicht nicht spüren.

Wir sind dann nicht unterschiedlich krank- wir nehmen nur unterschiedlich wahr, benennen unterschiedlich, haben unterschiedliche Strategien.

Heute, wo mein Körper den Zenit der Zwanziger überschritten hat und das mit der Pubertät vorbei ist, gibt es eine gewisse Kontinuität für mich was das Gefühl angeht.
Wenn ich dran denke und es mir gut geht, versuche ich zwischendurch mal meinen Körper zu fühlen, um mir ein Gespür für “gesund”/ “heil”/ “normal”/ “nicht akut” zu geben. Das klappt ganz gut- immerhin ist es auch eine Übung in “Assoziation statt Dissoziation”, neben “Konzentration statt Diffusion” und “Los-lassen statt Kontrolle”. (Zum Nachmachen: Anleitungen zu Autogenem Training umwandeln oder div.. Imaginationsübungen)

Es ist dieser Multimythos, der mich an diese Geschichte mit den “unterschiedlichen Krankheiten” stört.
”Der eine hat eine fiebrig eitrige Infektion- der andere nicht”
”Der eine hat Masern- der andere nicht”
”Der eine hat ein gebrochenes Bein- der andere nicht”

Keine Frage- irgendwie wird man schon zu der Formulierung gekommen sein und die Gefühle oder Gedanken des Moments- das jeweilige subjektive Empfinden dazu, will ich gar nicht absprechen. Wie oft ich völlig beschwerdefrei bei irgendeinem Arzt saß, um dann 2 Stunden später und kurz vor knapp von einem anderen Innen getragen in die Notaufnahme zu torkeln, beweist ja einfach auch, wie überzeugend die Vermittlung der subjektiven Wahrnehmung in alle Richtungen wirken kann.

Das Ding ist:
Eine Infektion ist eine Infektion
und ein Körper ist ein Körper
und ein psychophysischer Zustand ist ein psychophysischer Zustand

Wenn ein Keim auf eine offene Wunde trifft, wird von einer Infektion gesprochen und der Körper wird darauf reagieren- das tut jeder Körper und immer- es sei denn, er ist tot.
Wenn sich ein Körper in einem immunsupprimiertem Zustand befindet- etwa aufgrund einer Autoimmunerkrankung, (chronischem) (Trauma bedingtem) Stress (der, und das ist schon das ganze “Geheimnis” hinter dem Wechsel von Innens- bei uns einfach richtig schnell auszulösen ist) dann ist die Reaktion auf Infektionen natürlich auch unterschiedlich.
Nachgewiesen wurde bereits sogar klinisch, dass Stress einen  gewaltigen Hebel stellt, wenn es um das Immunsystem geht.

So heilen Wunden schlechter, wenn man die PatientInnen stresst und kann positiv auf die Genesung eingewirkt werden, wenn man die PatientInnen ausruhen lässt.

Stress ist für Menschen mit DIS/ Traumafolgestörungen allgemein etwas, das etwas komplexer ist als: “Boa heute war aber viel los.”
Ein Trauma geht mit toxischem Stress einher, an den sich angepasst wird und der – je öfter, je länger… etc.. nicht zu bewältigen/ verarbeiten ist und ergo auch immer wieder getriggert werden kann.
Als ich das erste Mal ein wissenschaftlicheres Buch über Traumafolgen las, empfand ich das noch unglaublich defizitär und war richtiggehend gekränkt, als ich mich da so als “Zustand” beschrieben sah. Doch es hat mir einfach viel erklärt und einen sehr viel logischeren Schlüssel zum Verständnis des Problems “krank sein”/ “etwas haben” gegeben, als diese seltsam waberige Formulierung: “Du bist viele- du bist nicht krank- aber jemand anders von dir.”.

Ich war auch krank- es ist auch mein Körper. Wenn Innen XY Fieberschwäche spürt, Schmerzen hat und nach Schonung bettelt, dann muss ich dem nachkommen und eben auch wissen, dass ich genau das nicht fühle, weil mein Gehirn gerade aus irgendeinem Grund so in den Stress(überlebens)modus geschaltet hat, dass ich überhaupt “da” bin.
Irgendwas ist dann gerade als gefährlich und von mir (über)lebbar und zwingend vor der Genesung von einer Krankheit zu erledigen, eingestuft.

Inzwischen habe ich mit meinen Übungen den Körper zu fühlen und auch dem Wissen darum, wie das Wechseln- zumindest in der wissenschaftlichen Theorie- funktioniert, die Klarheit: “Ah- in meinem Tagebuch steht irgendwas von krank und hier steht ich habe einen Termin.
Nee nee ist schon okay. Ja- alle anderen Menschen sind größer/ stärker/ besser/ haben Macht über mich und irgendwas in mir denkt, wir werden einen qualvollen Tod sterben müssen, wenn wir dem nicht nachkommen. So läuft das aber nicht mehr. Heute ist heute…”.
Ich verwende meine Überlebensstressanpassungskraft, die aus der Todesangst vor Nichtentsprechung herauskommt, nicht mehr in Entsprechung in solchen Momenten, sondern in den Umgang. Heißt also, statt mich stumpf und körperlos zu einem Termin zu begeben und den einfach irgendwie durchzuziehen (mich am Besten noch fertig zu machen, weil ich “irgendwie nicht in die Gänge komme”), rufe ich an und sage ab.
Krank ist krank.
Und nein- entgegen Krankenkassenhaltung und vorgegebenem Raum für Erkrankungen von ArbeitgeberInnen, gibt es kein echtes Limit fürs Krankseindürfen. Es hat auch nichts mit genetischer oder natürlicher Abartigkeit oder Schlechtigkeit oder Nichtswertigkeit zu tun. Oder damit dann auch gar nichts mehr können zu müssen oder dürfen, eben weil man ja “Krankenstatus” hat.
Diesen Reigen von Internalisierungen musste ich klar kriegen- muss ich bis heute immer wieder dekonstruieren in dem Moment. Aber als Dank, als Ergebnis merke ich nach einer Zeit selbst auch, wie das Körpergefühl dann ist und kriege mich selbst aus diesem Stresslevel heraus.

Klar, Krankgefühle sind nicht toll. Das sind nicht die Empfindungen, um die ich mich reiße. Aber sie sind Teil des Heilens.

Mit “wir sind alle unterschiedlich- also auch unterschiedlich krank”, wird getrennt und getrennt gehalten.
Das ist in meinen Augen nicht konstruktiv.
Eigentlich sollten wir Kranksein feiern, weil es uns beweist, dass wir weder tot noch so gestresst sind, dass unser Körper denkt, es ginge um Leben und Tod.

Ich denke manchmal, dass dieser Satz oder diese Trennung darin auch ein Ding von Selbstbetrug zur Selbstberuhigung ist.
“Jaja- ich weiß ein anderes Innen ist krank- aber guck mal wie stark ich bin- immer noch!- Ich bin nicht krank. Ich kann trotzdem dieses und jenes tun! Ich bin Supermulti- total kaputt aber immer noch leistungsfähig.”
Und das ist das Moment in dem sich meine Handinnenfläche mit meiner Stirn zum Abklatschen trifft. Denn es ist diese Art “Knapp daneben ist auch vorbei”, auf die eigentlich auch hingewiesen werden könnte.

Doch in meiner Mailingliste passiert das nicht.

Hilfe ist, was hilfreich ist

462315_web_R_by_Maren Beßler_pixelio.deEs begab sich Folgendes auf meinen letzten Jammerartikel.
„Vi“ schrieb vom Weinen das kommen und den haltenden Händen, die irgendwann da sein werden. Und noch bevor eine Ausrichtung der Ohren im Innen passieren konnte, knallte die Tür mit der Aufschrift: “Um G’ttes Willen- alles- bloß das nicht!” zu. Sie schrieb, sie kenne dies und fühle sich dann hilflos als Helfer und fragte, was für ein Verhalten ich mir dann wünschen würde von den Menschen.

Einfach platt runterzurasseln, was gut wäre, und wieso und in welcher Situation zum Beispiel, erscheint mir nicht so sinnig, weil es für uns oft mehr auf eine Haltung und ganz subtile Grundlagen ankommt, als auf bestimmte Handlungen. So wirklich ausformuliert haben wir das noch nicht- entsprechend bitte ich um etwas Nachsicht, wenn sich das nun Folgende etwas gestückelt liest und noch eben nicht so klar macht, worum es mir geht. (Kommentarfunktion ist an und nutzbar: Fragen, Gedanken, Impulse… bitte immer gern)

Also:
Sonntagmorgen fiel auf, dass wir seit Mittwoch nichts gegessen hatten. Die Schwächung, die zusammen mit diesem Wust aus Körpererinnerung, Ängsten und Doppelbildern einher geht, triggert immer tiefere Schichten des Innen an. Es war klar, dass der Hunger-Schwächezenit bald erreicht sein und sich in wahllosem Fressen, Selbstverletzung der chirurgisch relevanten Art oder auch Täterkontakt entladen würde.
Dann klingelte das Telefon: „So, ich bin in 10 Minuten da. Ich bitte euch alle, mir die Tür aufzumachen.“ Eine Gemögte von uns hatte eine Not-SMS bekommen. (Standardisiert in den SMS-Entwürfen abgelegt, abrufbar mit zwei Tastenschlägen und abgesprochen in stabilen Zeiten).
Die ganzen 10 Minuten redete sie davon, wer sie sei und warum sie käme und was sie machen wollte. Es wurde ein Gespräch, das uns eine Art Haltestange zur Wohnungstür wurde und ermöglichte sie zu öffnen.

Es ist eine Extremsituation für uns gewesen.
Nicht, weil gerade etwas Extremes geschehen ist. Nur, weil es sich in genau diesem Moment ganz genau nach einer Extremsituation anfühlte. In solchen Momenten sind wir wirr und flackern wie die Poltergeister zwischen absolut basischer Existenz, die uns in ein animalisch anmutendes Sein fallen lässt, und einer Mischung von sowohl überdeckender als auch schützend- abwehrender Rationalität jeder jemals in den Kopf eingebrachten Überzeugung.
Wir werden zu einer Chimäre, die sich wie das Wachs einer Lavalampe immer wieder verändert. Es ist Stasis und Anpassung in einem- zusammengestückelt und nicht in der Lage sich der Gesamtsituation als solcher anzupassen.
Da ist der Schmerz- er ist da- doch auch wieder nicht, denn die verursachende Verletzung ist schon über 20 Jahre verheilt. Da ist Hunger und ein Isolationsgefühl- doch ein voller Kühlschrank, Tageslicht und die Möglichkeit sich zu bewegen. Da ist das begangene „Verbrechen“ und da aber viele Stimmen, die sich positiv dazu äußern.

Und in all das hinein kommt etwas ganz Neues: ein Mensch der real für uns da sein will.
Allein das ist für uns schon so krass, weil es in jedem dieser, gerade in dem Moment gefühlten, Umstände entweder erst gar keine Menschen gab- oder nur Menschen die uns verletzt haben. Und es sind auch entsprechend nur Innens „da“, die genau davon ausgehen.
Die Gemögte, die gestern kam, schrieb mir heute morgen, dass es sie immer wieder schockiert, dass sie in solchen Zeiten am Telefon mit uns Alltagsleuten sprechen kann (die relativ gefasst in Worte fassen können was mit ihnen passiert)- es aber sofort kippt, sobald sie dann vor uns steht. „Ich sehe wie euer Körper sich fast augenblicklich in diese verkrümmte Haltung zieht und die Pupillen aufspringen. Das ist so krass immer wieder.“

Wir haben mit der Zeit bemerkt, dass es uns hilft, wenn sie „über uns drüber“ agiert – aber nicht direkt mit uns.
Gestern zum Beispiel, ging sie einfach ruhig weiter sprechend durch bis in die Küche, während wir im Türrahmen des Schlafzimmers hockten. Sie begrüßte (und beruhigte) unseren Hund, räumte unser Chaos beiseite und erzählte einfach da weiter wo wir aufgehört hatten. Von der langweiligen Bildungssache, die sie verlassen hat; was sie gerade tut; wieso sie gekommen ist und was sie jetzt machen wird und womit und warum. Als würden wir antworten und als sei das hier jetzt gerade die normalste Sache der Welt. Sie schaut uns nicht an und erwartet keine Antwort- macht aber immer wieder Nischen frei in die wir einsteigen könnten.

In solchen Momenten mit Reorientierungsskills und was weiß ich zu kommen, würde nur schief ankommen- es passt nicht in die Situation- ist nicht erlernt, wie wir Frontgänger das gelernt haben. Die Reorientierung passiert durch genau die Möglichkeit festzustellen, dass der normale Lauf der Dinge gerade ein ganz Anderer ist.
Allein dadurch, dass dort jemand (aus sicherer Entfernung beguckbar) steht und eben nicht direkt mit uns interagiert, passiert schon eine deutliche Markierung die zu trennen hilft.

Für mein Gefühl passiert die Hilflosigkeit der Außenstehenden oft dadurch, dass sie sich machtlos fühlen. „Ich kann nicht machen, dass sie mit mir in ein Gespräch und darüber in ein Gefühl und darüber dann einen anderen Zustand kommen“. Da wird die Macht der Normalität oft sehr unterschätzt und an einem Niveau angesetzt, das oft(noch) gar nicht da ist. Es wird dann oft davon ausgegangen, dass es erträglich ist zu sprechen (dass man es in dem Moment überhaupt kann oder es von innen überhaupt erlaubt ist) oder auch: dass es überhaupt aushaltbar ist Gefühle zu spüren bzw., dass da eine Sicherheit im Umgang damit ist oder auch immer wieder gern genommen: dass wir überhaupt wissen, was das da für ein Gefühl (oder auch Innen) ist.

Tatsache ist für uns immer wieder, dass unsere Gemögten dann nicht hilflos sind. Sie fühlen sich nur so, weil sie nicht bewusst haben, dass allein ihr da sein, schon Hilfe sein kann. Einfach nur feste, klare, sicher ruhige Anwesenheit ist mir schon so oft mehr Hilfe gewesen, als ein gereichter Igelball, offene Arme zum Reinweinen oder ein aufgezwungener Dialog, der meine Aufmerksamkeit in die Gegenwart fesseln soll.
Ja ich verwende hier „aufgezwungen“ und „fesseln“ sehr bewusst- weil sich für uns genau solche Dinge oft, wie „Verhelfgewaltigung“ anfühlen. Der Imperativ und Hilfe schließen sich für uns gegeneinander aus. „Ich will, dass du jetzt…!“, „Mach jetzt…!“, „Fass XY an!“, „Spüre ABC!“. Diese Sätze haben wir oft in anderen Zusammenhängen gehört und es gibt ein Umschalten auf genau diesen Modus. Aber keine Orientierung und erst recht kein Ankommen in einer Gegenwart, in der wir uns gleichberechtigt mit unserem Gegenüber erleben können (und damit „sicher“ im Sinne von „geschützt“- da wir uns nie auf anderer Menschen Schutz verlassen, ist es unabdingbar für uns, uns jederzeit in der Lage zu fühlen, uns immer selbst in Sicherheit bringen zu können).

Inzwischen dauert es bei uns nicht mehr sehr lange bis jemand „da“ ist, der diese Gegenwartsmarker erkennt. Früher waren es auch mal Stunden, in denen unsere Gemögte „Normalität spielen“ musste bzw. es irgendwann einfach so auch tat, weil ihr das „so tun als ob“ zu anstrengend wurde und ihr klar wurde, dass sich dadurch nichts verändert. Sie fügte sich in ein (für sie gefühlt passives) Da(bei)sein und wurde dadurch gleich viel weniger bedrohlich und plötzlich auch ansprech-annehmbar für uns.

Hinter meiner Ablehnung von Gefühlen bedürftiger Innens steht unsagbare Angst vor Kontrollverlust. Nicht nur die Angst vor „Himmel- wie das jetzt wirken muss!“, sondern auch vor „Kann mein Gegenüber überhaupt aushalten, was ich da so viel mächtiger, als ich mich selbst, fühle, wahrnehme?“ und dem realen Kontrollverlust in Form von dissoziativer Amnesie durch „Anwesenheit“ eines anderen Innens und dem was es erzählt (denn das bedeutet für mich: das Gegenüber weiß etwas über mich, das ich selbst nicht weiß).
Das heißt aber nicht, dass meine Gemögten deshalb hilflos meiner Not gegenüber sind. Sie sind nur machtlos gegenüber meiner Verweigerung Kontrolle (mich) abzugeben, damit sie mir meine Not abnehmen können. Sie „aktiv meine Not behandeln können“.
Ganz fies ausgedrückt: Sie müssen nur damit klar kommen, dass ich meine Fähigkeit mich zu schützen und für mich zu sorgen „höher/ besser“ einschätze, als das, was sie für mich tun können- egal ob das aus objektiver Sicht stimmt oder nicht. In meinem Gehirn läuft eine Hilfe, die sich schon zig mal mehr bewährt hat, als das was mir Helfer angetragen haben- das anzuerkennen ist etwas, dass ich inzwischen von Helfern und Gemögten tatsächlich verlange. Sie müssen es nicht glauben und bestätigen- aber hinnehmen und anerkennen definitiv. Ich erkenne ja auch ihre Hilfsmöglichkeiten an und respektiere den Rahmen in dem sie sie bieten können.

Sie können mir, trotz aller Abwehr, noch eine Bereitschaft vermitteln, dass sie es aushalten könnten. Dass sie keine Angst vor dem was mir so diffus beängstigend übermächtig vorkommt haben. Sie können trotzdem da sein- präsent und verankert sein. Sie können mir trotzdem, da wo ich fassungslos- sprachlos- wirr bin, einen Rahmen in Verbalisierung (oder allgemeiner: Kommunikation) und Sortierung bieten. Sie müssen nur aushalten, nicht zu wissen, ob ich es auch tue und ob mir ihr mächtiges Handwerkzeug auch wirklich hilft.

Das wird, meiner Meinung nach, viel zu oft auch falsch in der Ausbildung zum Helfer beigebracht. Dort wird gelernt, dass man die und die Technik- das und das Handeln (Katalog XY) abspulen muss, um zu helfen. Das mag auf einer handwerklichen Ebene stimmig und wichtig sein (zum Beispiel für Chirurgen oder so) aber sobald ein Miteinander nötig ist, ist es oft eher die Fähigkeit auch einfach mal die die Hände vor den Mund zu nehmen (und da zu lassen), mit dem Herzen zu hören und mit dem Körper und dem Sein _da_ zu_sein_, die wirklich als hilfreich ankommt.

Viele Helfer lernen früh abstinent zu sein. „Grenzen sie sich ab“ heißt es dann ganz viel und direkt wird eingeübt, sich komplett aus einem entstehenden Miteinander herauszuziehen, statt diesen ganzen (zu dem Zeitpunkt ja total jungen!) Menschen erst mal Gelegenheit zugeben, ihre Grenzen für sich allein zu spüren und zu festigen. Zu merken: Ja, wann genau ist Nähe zum Klienten eigentlich eine Belastung für mich? In dem Moment in dem ich ihm zuhöre und Stress von meinem Arbeitgeber bekomme, weil ich zu viel Zeit investiere/ mir unterstellt wird, ich würde keine Distanz wahren etc.- oder in dem Moment in dem mein einstudierter Katalog nicht mehr greift und ich mich machtlos fühle- obwohl doch mein Studium mir genau beigebracht hat, wie ich Menschen ausrechnen, einkategorisieren und doch irgendwie auch manipulieren kann? Oder in dem Moment in dem mir klar wird: „Ja, jetzt ist Passivität gefragt und ich habe noch nicht gelernt, diese zu praktizieren.“? Oder ist es tatsächlich doch der Moment, in dem ich keine Grenze mehr ziehen kann zwischen meinen Empfindungen und denen meines Gegenübers?

Das was ich da gerade miterlebe (eine unserer peripheren Gemögten ist derzeit in der Ausbildung zum Psychotherapeuten) ist eine Dauerbeschallung in: Grenzen sie sich ab – ohne genauere Definition dessen oder Handlungsalternativen zum Katalog der Schemen F bis K. Die Hände in den Schoß zu legen und einfach nur da zu sein- zu warten bis der Klient tatsächlich und wirklich von sich aus Kontakt aufnimmt, wird gar nicht gelehrt.

Eine unserer Gemögten hat mal gesagt, sie sei dankbar, dass wir diese tierisch-niederen Anteile haben, weil es für sie keinen besseren Augenöffner hätte geben können. Sie musste warten, warten, warten. Wusste- würde sie konfrontativ agieren, würde sie verletzt, wusste aber auch, dass diese Anteile nur da waren, weil es eine extreme Bedürftigkeit gab, die nichts mit ihr zu tun hatte (das kommt ja auch gerne mal- die Nummer mit: Sie werden von ihrem Gegenüber manipuliert, damit sie ihm Aufmerksamkeit schenken …). Für sie war es ein Lehrstück in Sachen: Du gestaltest die Realität in der du bist.
Sie hatte damals einfach nur etwas getan, dass für diese Anteile früher niemals jemand getan hat: sie hat sie nicht angefasst, nicht angestarrt, ihnen Zugang zu Licht, Wasser und Nahrung gewährt und sonst nichts. Das hat schon gereicht, um Hilfe zu sein. Es war ein deutlicher Marker und entsprechend gab den Versuch sich an die so gestaltete Realität anzupassen (es gab einen Wechsel zu anderen Innens).

Sie musste gar niemanden halten- sie musste „nur“ aushalten, dass wir vor langer Zeit etwas nicht ausgehalten haben und, dass sie dies nicht rückgängig machen und von uns nehmen kann.

Ich schrieb in dem letzten Artikel, dass es ein Warten auf die Tränenexplosion ist.
Auf die Frage von Vi schrieb hier bei mir jemand: Ja was glaubt sie denn wer da weinen würde? Sie glaubt doch nicht ernsthaft, dass da jemand weinen würde, der damit klar käme und darauf vertrauen würde, dass da Hände sind, die nur halten (nicht anfassen und weh tun) wollen?!
Wieso erkennen so viele nicht an, dass sie uns (jenen die die Türen zuschmeißen) erst mal zugestehen müssen, die Bestimmer zu sein und sie uns erst mal davon zu überzeugen haben, dass das auch wirklich klar geht alles und, dass wir uns erst mal sicher sein müssen, das auszuhalten- ohne dass sie gleich denken, dass es an ihnen liegt oder so?

Ich kann mir grob vorstellen wie das sein muss, zu wissen: „Boa die Rosenblätter die sind nur noch grüner Flattersalat: denen gehts schlecht. Und dann beißen sie mich auch noch, wenn ich ihnen sage, dass ich sie mag und ich sie aushalte und sie bei mir ruhig weinen dürfen. Sie schubsen mich ja richtig weg- als würden sie mich gar nicht mögen und als sei ich total inkompetent…“
Ich weiß aber auch, dass wir hier schon solche Szenen von Hilfe durch Halt, Trost und Nähe erlebt haben- eben immer dann, wenn wir die ganze Zeit bestimmen konnten und uns in dem was wir taten selbst sicher waren.

Es hilft mir, wenn ich Helfer habe, bei denen ich den Eindruck habe, einfach sein zu dürfen, weil sie einfach sind. Zeigen sie mir reale Normalität mit allen guten und auch furchtbaren Gefühlen, traue ich mir meine Normalität und auch Gefühle hinter dieser Tür zu zeigen und anzuschauen. Zeigen sie mir, dass sie sich trauen, das auszuhalten, dann traue ich mich das auch…

Hilfe ist was hilfreich ist- nicht was als hilfreich irgendwo dargestellt wird.
Hilfreich ist was hilft und manchmal ist genau dies einfach nur das, was früher in Zeiten der Gewalt fehlte: Jemand der helfen wollte, sehen wollte, verstehen wollte… da sein wollte.

ich erklärs dir mal…

Es ist zu eng, zu fern, zu weit von diesem Kind, das viel nah unter der Oberfläche ist.
Dort ist kein Platz- kein Millimeter mehr, um mich dazwischen zu drängen, meine Schwingen auszubreiten, es aufzufangen und in die Höhle auf meinem Rücken zu heben.

Es gibt für mich keine Möglichkeit- ich kann nicht in das Kellerloch, aus dem es um sein Leben schreit- ich kann nicht die steife, harte- stummblinde Verschalung, die sich Frontfrau nennt, sprengen, wenn so etwas passiert.

So ist es für mich, wenn “Herr Trigger” bei ihr anklopft..

Wenn das Schreien herausbricht, das Kind in einer Realität landet, die es nicht kennt.. dann ist niemand da, der es hört. Da ist niemand der sein Leiden beendet.
Es ist stockfinstere Nacht und wir sind allein in unserer Wohnung.
Es weiß nicht, wie das Telefon funktioniert, es hat keine Ahnung von mir, es weiß nicht, dass ihm nichts passiert. Es ist was es ist: das verselbstständigte Flehen um ein Leben, das nicht mehr ihm gehört. Es hört nur noch das Lachen jenes Monsters, dass es in dieses Loch schmiss und sieht nur noch die Wände von eben diesem.

Manche glauben ich sei Nähe in Reinkultur. Ein Beschützertier. Ein allmächtiger Schwan.

Dabei bin ich nur das, was sie einen ewigen Zeugen nennen.
Ich bin nur das, was sich von dort unten befreien konnte.

Ich kenne sein Leiden nicht aus eigenem Überleben.
Aber ich habe nie vergessen können, woraus ich mich befreit habe.
Und was ich dort zurück zulassen gezwungen war.

Ich wünsche mir, mit den gerecht wütenden und den starken Aufrechten zusammenzukommen.
Vielleicht könnten wir dieses meiner Herzen retten
und die Frontfrau stünde nicht so stumpf-ertaubt sich fragend, wieso dieser Konflikt sie nicht mehr zu weinen aufhören lässt, in unserer Wohnung.

Ich spüre wie es in mir summt. Die Tränen laufen mir schon seit Stunden einfach aus den Augen heraus. Auch wenn ich nicht genau weiß warum und wem  wirklich gegenüber merke ich, dass ich mich dringend erklären muss- unbedingt und jetzt und sofort.
Nicht nur- als ob- sondern weil, mein Leben davon abhängt.

[Und weil wir schon mal dabei waren uns eh dumm und dusselig zu erklären und uns irgendwie einfach nur noch zu retten, haben wir uns auch noch einen Notarzt ins Haus gerufen, um uns weiter zu erklären… Kopf —-> Schreibtisch
Grandios, dass wir in einem Land leben, wo es das gibt. Also die Möglichkeit jemanden zum helfen ran zurufen. Scheiße ist leider, dass man oft irgendwie an Leute gerät, die einfach nur immer ihr Schema F durchziehen wollen. Nachhaltig denken? Vielleicht bisschen realistisch logisch?
Es kommt immer wieder das “Angebot” in “eine Klinik”  gebracht zu werden. Da könne uns viel besser geholfen werden. Hmm, jo… Eigentlich war die Dosis Diazepam schon gar nicht mehr nötig, so wie ich mich über diese Kurzsichtigkeit aufgeregt und mich damit gut geerdet hab. (Haben die dann bestimmt anders gesehen haha).
Es ist nämlich keine Hilfe auf nen Samstagabend für 3 Tage zur “Krisenintervention” eingewiesen zu werden, wo wir den Sonntag verpennt hätten und am Montag nicht mehr im Alltagssystem “geordnet” wären, sondern in genau dem System, dass uns die Umgebung “Psychiatrie” immer hat überleben lassen. Diesem System ist unser Leben hier egal- es hat damit nichts zu tun. Wozu also auf Entlassung pochen…?
Auch fies- wenn so was ist und man schon jemand ruft, damit die einen einfach nur für diese Nacht bitte körperlich abschießen, dann sprechen sie schon nicht mal mehr mit uns- die darum gebeten hat, sondern nur noch mit der Gemögten, die mit unserer Rechtsanwältin rum droht, falls sie uns gegen unseren Willen irgendwo hinbringen,]

Und dann- wenn hier endlich wieder Ruhe ist, wir medikamentös versorgt sind und es nur noch eine Weile dauert, bis wir wissen, dass wir dieses schreiende Innenkind, ohne die körperliche Panik im Nacken versorgen können, dann sind wir wieder allein.

Das ist der Moment in dem ich mich an den Rand des Lochs setze und versuche zu erklären…

 

 

 

P.S. Ich bin erschreckt, wie sich unsere Art zu schreiben, verändert, wenn Medikamente im Körper sind. Diejenige, die sonst unsere Einzelbeiträge zu den Artikeln verbindet, ist nicht erreichbar.
Obwohl mir diese Art nicht gefällt, veröffentliche ich diesen Artikel doch. Er zeigt viel von uns- zeigt aber auch einen Grund, weshalb wir Medikamente für uns so strikt ablehnen. Diesen Artikel so zu sehen, hilft auch mir, meinem Innen in dem Wunsch beizustehen und achtsamer mir gegenüber zu sein, wenn ich einen Konflikt zu lösen versuche.

Gruppen und Menschen mit Gruppen in sich

“Beschreibe dich kurz selbst, damit alle wissen wer du bist”
– “Ich bin… Ich … äh – Moment mal- will ich eigentlich, dass hier alle wissen wer ich bin- und …äh… wer, zum Geier, ist eigentlich mein Ich?!”
Es war irgendeine Quasselgruppe in der Klinik und eigentlich ärgere ich mich immernoch, dass ich nicht bei dieser Frage geblieben bin.
So ein hochtherapeutisch wertvoll-Erwartetes: “Ich bin die Falfalla Regenbogen, 45  jahre alt, hab 3 Kinder und steh auf Arbeiten mit Speckstein..” zu produzieren, ist der erfüllte Standart… und entsprechend irgendwie auch sinnbefreit.
Einfach mal kurz über die Frage nachzudenken und dann entsprechend zu antworten… hm.
Dafür war in der Quasselgruppe leider kein Platz. Dabei wäre es eigentlich doch ein Schritt zur Veränderung gewesen.

Ach überhaupt ist in solchen Gruppen viel zu wenig Platz für Veränderung. So eine flache Vorstellung kann man falten, lochen und in den Patientenaktenschrank stecken. Man kann sie sich aber auch aufrollen und nebens Klo stellen.
Wir haben ja schon einige Gruppen”therapien” durch.
Sprachknallfrage nebenbei: Wieso heißt es Gruppentherapie?
Eigentlich sagt der Begriff ja soviel wie: “Oh da ist ne echt kranke Gruppe- die werden wir mal therapieren.” Und nicht: “Hach- hier haben wir ne Gruppe von kranken Menschen- wenn wir die alle zusammen- in einer Gruppe- therapieren erreichen wir […Passendes bitte selbst ausdenken…], als uns jeden einzeln vorzunehmen.”

In der Klinik, in der wir die letzten Male waren, gilt die Devise, dass jeder sein Paket für sich behält.
Ha ja witzig. Dann sollte man vielleicht aber auch gleich konsequent bleiben und solche Ansagen wie: “Erzählen sie mal wer Sie sind, damit alle Bescheid wissen.” nicht unbedingt an jene richten, die ihre Identität größtenteils wegdissoziiert haben.
Es ist das Eine von den Klienten zu erwarten, sich soweit zurück zunehmen, dass sie andere Klienten nicht übermäßig belasten. (Das ist grundsätzlich natürlich in Ordnung- aber ich hab auch nie das dringende Bedürfnis gehabt jemandem, von dem klar ist, dass er belastet ist, meinen Dreck unter die Nase zu halten und habe auch noch keinen anderen Multiplen getroffen, bei dem das so gewesen ist. Die Regel erzeugt aber Druck- Schweigedruck, der sich oft mal noch so richtig schön ausdehnt)
Das Andere sind jede Menge Schrägspalten, die sich dadurch auftun und die ganze Zeit mit irgendwelchen Blödsinnigkeiten überbrückt werden müssen. Meist jenen, die den Alltag ausserhalb der Klinik schon so schwer gestalten und Spaltungen vertiefen- wenn nicht sogar hervorrufen oder verfestigen.

Für uns ist der Kontakt mit Menschen- womöglich noch in geschlossenen Räumen- schon eine gewisse Herausforderung. Schon so müssen viele Schotten geschlossen und geschützt werden- und das immer bewusster, je weiter die Therapie voranschreitet.
Dann die Tänze der Konventionen und Gebräuche. Wenn man unsicher ist- so wie wir, dann rutschen wir auf Knieen wenn wir Impulse, Körperreaktionen, spontan anwallende Gefühle und Gedanken direkt ansprechen können.
Das kann man so geschützt sonst nicht. Und tragischerweise erst recht nicht in so einem Quasselgruppensetting (das doch eigentlich supergeschützt ist!).
Doing- Entwicklungschance vertan zu Gunsten der schon im Alltag übermäßig kräftezehrenden Spaltung.

Bei unserem vorletzten Aufenthalt dort in der Klinik, war es Sommer und die Hitze brannte uns im Rücken- Oy vey!- Wir haben Blabla gemacht und gleichzeitig Dauerrealitätscheck, dass es kein Feuer auf der Haut ist. Wenn ich einfach gesagt hätte: “Äh Tschuldigung- äh ich werde nicht gerade verbrannt, weil ich etwas Höchstfrevelhaftes tue… oder? Lieber Therapeut der Massen… kannste grad mal gucken und laut für mein Innen sagen?”, wäre die Sache innerhalb von 5-10 Minuten durch gewesen. Kräftesammeln fürs in den Schatten setzen und fertig. Aber nein- man soll ja sein Paket für ich behalten und möglichst nur sein Gruppenplätzchen einnehmen… also: Klappe halten (wie früher), aushalten (wie früher) und sich selbst helfen (wie früher) Ich würde mal frech behaupten, dass dies nicht wirklich vorgesehen ist im Konzept der Gruppenheilung durch Kolletivtherapie.

Ich will nicht sagen, dass es immer so läuft und schon gar nicht, will ich sagen, dass Quasselgruppen grundsätzlich schlecht sind. Aber doch bitte nur mit wirklich Platz und Offenheit. Platz für Offenheit. Raum für Veränderung.
Manches Mal dachte ich, dass es gut wäre, wenn es in “unserer Klinik” eine Gruppe für Menschen mit DIS gäbe. Man könnte sie auch einfach Gruppe Regenbogen nennen oder so… niemand ausser den Klienten und Therapeuten müsste wissen worum es dort geht.
Man könnte sich klemmen zu sagen “Wer bist du?”, könnte einfach fragen: “Wie möchtest du angesprochen werden?”.
Man könnte diese ganzen Anpassungsbandagen, die sich stramm über die Kluft von heute und gestern, von innen und aussen, von real-berechtigter und real-unberechtigter Angst und von Ansprüchen und Anforderungen, einfach für einen Moment abnehmen und gucken, was sich für ein Bild ergibt.
Kein “Wer bin ich” nur: “Ich bin Wir und wir sind existent” und das wollen wir grad einfach mal nur ganz global begucken…

Vielleicht ist es zu basisch für eine eigene Gruppe. Vielleicht ist die Basis je zu individuell.
Vielleicht aber stößt man einfach auf eingeschliffene Muster und kommt nicht mehr raus.

Schönes Geschliff-Phänomen: reges Gespräch in der Quasselgruppe- der Therapeut kommt rein und zack: Schweigen
Was folgt ist Blabla und sich wiederholende “Wer kennt das von sich”- Fingerzeige, die man eigentlich schon Tage vorher in der Raucherecke sah.

Eine Gruppe Multipler hätte mehr von solchen Fingerzeigen. Es müsste viel mehr überdacht und nachgefühlt werden. Könnte viel mehr in Bewegung kommen, wenn sie nicht in Gruppen sein müssten, die sie- ganz unbewusst und unbesprochen- in ein Korsett der Anpassung drücken.

Wir haben uns nun gegen die bequem zu erreichene Klinik entschieden und lassen uns auf die eine oder andere bis zu eineinhalb Jahre lange (!) Warteliste setzen (selbstverständlich erwartend, dass die Krankenkasse dann zweifelt, ob wir den Aufenthalt ernstlich brauchen- konnten wir doch so lange warten…).
Obwohl da unsere uns bereits sehr lange begleitendene Seelenfrau ist und wir wissen, dass es heikel ist, irgendwo neu zu beginnen.
Aber inzwischen ist das ganze Klinikkonzept hier im Grunde nur noch eines: eine Ansammlung von Quassel- Achtsamkeits- Übungs und was weiß der Himmel nicht noch- Gruppen.
Gruppen in denen die Ansage: “Stellen Sie sich doch bitte vor, damit wir alle wissen wer Sie sind” im Duett mit dem weißen Rauschen aus: “Jeder behält seine Probleme für sich bis zum einmal in der Woche vorkommenden Einzelgespräch” im Hirn herumgeistert.
Gruppen deren Inhalte triggern.
Gruppen die schlicht langweilig sind, weil die gleichen Infos seit Jahren vergeben werden.
Gruppen die nicht dem Leben von Menschen entsprechen, die keine Arbeit haben.
Gruppen die durch viele Faktoren nie zu echten Gruppen werden.

Gruppen in denen Menschen mit Gruppen in sich, wie ein Korken immer wieder an die Oberfläche der Themen gedrückt werden, weil sie etwas hinterfragen (müssen) um sich zu entwickeln, das einfach immer zu groß, zu komplex… immer viel zu viel(e Innen-Ansichten) bedeutet, um dicht genug für ein tieferes Absinken zu werden.

Nunja. Mal sehen, ob sich aktuell noch eine Klinik findet, in der wir indivduell arbeiten können… Derzeit steht auf vielen Kliniken nämlich “Trauma” drauf und ist schlicht nur “Gruppe” drin- danke auch Gesundheitssystem…

Tick Tack

Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Es tut weh
Tick Tack Tick Tack

Lass dir Zeit
Bis zum Ende hast du alle Zeit der Welt
Tick Tack Tick Tack Tick Tack

Ich denke, dass ich mich gut anstelle, wenn ich dieses Ticken in der Therapiestunde sein lasse und bei Mensch XY in der Küche. Sie haben da eine Uhr stehen, damit sie wissen wie spät es ist. Die Therapiestunde um ist- die Zeit für Müßiggang mit uns abgelaufen ist.
Sie schneiden ihren Zeitkuchen und lassen uns einen Teil davon auffressen, zerkauen und schwinden.

Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Die frühere Seelenfrau ließ uns den Wecker vor die Tür stellen.
Die Helferin die wir jetzt haben auch.
Da weiß man nie, ob man zuviel genohmmen hat- hat aber auch nicht direkt die Chance sich dafür zu bestrafen, falls doch.

Los jetzt
Wehe- Genau zu der Zeit nicht früher nicht später
Ich will dich explodieren sehen
Tick Tack Tick Tack Tick Tack

das Denken ist auf die Zeiger und Ziffern gerichtet und schiebt alle Energie gegen die Zeiger
Bitte anhalten. Bitte Stopp. Bitte liebe Zeit falte dich und friss mich auf. Lass mich in dir verschwinden.
Bitte Zeit lass mich Jona sein, lass mich in deinen Walbauch rutschen.
Tick Tack Tick Tack Tick Tack

Lass laufen Schätzchen Alle Zeit der Welt. Lass los.
Es gibt keine Chance zur Befreiung.
Ich halte dich Mäuschen
Es gibt keine Möglichkeit der Abwehr
Ich halte dich fest Schätzchen

Tick Tack Tick Tack Tick Tack
Es tropft, es schmatzt, es pulst, es tut weh. Immer mehr
Lass es geschehen Mäuschen.
Es ist gut. Es ist nur zu deinem Besten.
Tick Tack Tick Tack Tick Tack

Die Explosion
zucken machende Krämpfe weiter nichts
Na ist das nicht gut Mäuschen?
Tick Tack Tick Tack Tick Tack

Es ist 11 Jahre her
Es war nicht zu meinem Besten
und die Zeit ist trotzdem weitergelaufen

Tick Tack     Tick Tack     Tick Tack
Tick Tack     Tick Tack     Tick Tack
Tick Tack     Tick Tack     Tick Tack

Ich brauche endlich eine digitale Uhr in der Küche.