wie man den Rosenblatts das Herz erfreut :3

Die Fotos, die wir an dem Tag gemacht haben, findet ihr in unserem Fotoblog.
Und ja: die Frau die da so wunderpeinlich „Oh G’tt oh G’tt“ stammelt waren wir.
Ähem.  Kurzer Professionalitätsausetzer.
DenihraberbestümmtalleverstehtweilHALLODASWAREINRIESENSEEADLER ^__^

auf dem Weg ~ 1.2.

Über die Vlogs schreiben wir später mal ausführlicher.
Im Moment ist es einfach eine grobe Idee und der Wunsch zu machen, was uns gefällt.

P.S. viele Fotos vom Parkbesuch findet ihr in unserem Fotoblog „einfach mal angucken“

Leben, lernen, Viele sein 2.0

“Du hast doch hier … Foto – Wasser und so Schnecken und Zeugs .. Foto…”, hatte er gesagt, “Willste die nicht auch mit ausstellen?”, hatte er gefragt.
Und Frau Rosenblatt stand da und “antwortete”: “Öh, wurschtel wurschtel blasülz schwallawurschtel…, ja ….?” und die Erde drehte sich weiter.

Es heißt, man lerne für das Leben in der Schule.
In Wahrheit lernen wir gerade eine Facette von Leben, die für uns ganz lange verloren geglaubt war und jetzt auf eine Entfernung herangerückt ist, aus der wir sie betrachten, aber auch erspüren können, wenn wir das möchten. Das sind Dinge wie Anerkennung von Menschen, die weder mit uns befreundet sind, noch einen (staatlich) verordneten Gedeihauftrag an uns haben, noch nur auf uns konzentriert sind. Das sind aber auch Dinge wie, Individualität als nicht störend sondern allgemein bereichernd in einer Gruppe zu erfahren.
Das sind Erklärungen zu Fehlern, die man gemacht hat, um der Erklärung willen. Nicht zur Vermeidung einer Wiederholung oder um einen Status zu belegen.

So funktioniert das Leben nicht. Schon gar nicht unseres. Aber diese kleine Facette davon gibt es und sie funktioniert so. Und wir dürfen sie leben.

Ich merke, dass es mir im Moment sehr gut tut, mal wieder Kontakt mit Menschen zu haben, in dem es nicht um mich geht oder darum, was in der Welt fehlt oder schwierig ist oder sich verändern sollte. Und ich merke, dass es mir gut tut, Hannah Rosenblatt, die gerne fotografiert und rumkunstet und wurschtelt und ein klitzebisschen verquer ist, zu sein und nicht die Hannah Rosenblatt, die sich im Internet öffentlich zu Gewalt, ihren Formen und Traumafolgen äußert und für politischen Opferschutz einsetzt.

Ich muss nicht straight sein, ich muss mich nicht zusammenreißen auf Emails, die mich von oben herab in meiner inzwischen 7 Jahre lange andauernden völlig autonomen öffentlichen Arbeit zu Trauma und Gewalt, zurechtweisen wollen, nicht zu antworten. Ich brauche mich nicht zu verteidigen, sondern kann tun, was ich eben tue, ohne, dass ich als Konkurrenz oder potenzielle Aufmerksamkeits-Twitterfame-oder “Multiszenenbekanntheits” – Diebin gelte.
Es tut mir gut, einmal Dinge zu tun, die nicht auf einen (vermeintlichen) Status zurückfallen.

Was ich tue ist
dramatische Taschentücher zu zeichnen und als Illustration auf einem Blatt miteinander zu verbinden

DSC_3549

dramatische Kompositionen in Plastikfolien zu ritzen, die später als Tiefdruckplatte verwendet werden

DSC_3553

Gerätschaften zu benutzen, die wir vorher noch nie benutzen konnten

DSC_3560

zu lernen, wie wir mit unseren Gerätschaften auch arbeiten können
Fotokurs3

zu versuchen die kleine, fast ganz erwachsene Eule und das Eulenelter, zum Leben zu erwecken

DSC_3611

und  ganz bewusst zu lernen, dass, wenn wir, nach einem langen Tag des Lernens und Erfüllung spüren, einen Sonnenuntergang sehen, das einfach nur bedeutet, dass wir nach Hause gehen, wo uns außer NakNak*s Wiedersehensfreude und Abendbrotshunger, nichts erwartet, was uns genau diesen Tag aus dem Bewusstsein schwemmt.

DSC_3534


Neben all dem Schönen und vielleicht auch durch all den Raum für Kreation und Produktion, brechen Bodenplatten unter uns auf.
Wir verlieren (Therapie-) Zeit, fremdeln mit dem Uns, das wir schon so lange leben, erinnern, statt zu schlafen, zweifeln und k.r.ämpfen.
Wir lernen “die Anderen” kennen.

die Revolution

ÜberblickMir fliegen die Fetzen im Kopf herum und ich weiß nicht wohin. Mit mir, den Fetzen, dem Gestern, dem Jetzt, dem Irgendwann irgendwie und dem, was könnte.
Also schreibe ich.

So mache ich das eben.
Ich schreibe, weil es das ist, was mich morgens aufstehen lässt.
Nicht, weil mich die Wortlust so reizt, ich so gern in Metaphern plansche und mich am Liebsten mit Silben parfümieren würde, sondern weil …

nun, einfach so.

Ich schreibe Wörter ins Internet, weil ich mich in meinem analogen Alltag zu Wort melden müsste, obwohl es eigentlich keinen zentralen zuWortmeldungsannahmeschalter gibt. Man zieht keine Nummer und wartet bis man aufgerufen wird. Wortmeldungen erfolgen so scheinbar willkürlich, wie sie gehört und weitergetragen werden.
Meine Internetwörter dürfen wirr sein. Sind so privilegiert, dass sie auch ohne meinen Sinn mit sich zu tragen, in die Köpfe anderer Menschen ziehen können.

Meine Wörter können angeguckt werden und weil sie nicht herumzappeln und ineinander verhakt über den hellen Hintergrund kullern, erscheinen wie auf den Bildschirm gebügelt.

Wo ein Wort ist, da darf kein anderes sein. Wo ein Sinn ist, da darf kein anderer sein.
Und überhaupt darf nur sein, was man sinnlich für wahr und logisch an sich nimmt.

So muss ich vor Angst erschlottern, könnte sich mein Leben ändern. So muss ich mich von anderen Personen abhängig machen. So muss ich mächtig sein. So muss ich sein, für wen ich gehalten werde.
Auch, wenn ich nur Worte und Wörter abstelle.
Auch, wenn ich nicht bin, wer meine Wörter erfasst. Anfasst. Sich berührt oder gar gepackt fühlt.

Es ist schwierig von Wort zu Wort zu gehen. Sie abzuschreiten und sie wie ein Bild im Museum zu betrachten. Sie vielleicht in sich hallen zu lassen. Zu gucken, wo sie wie Bomben einschlagen und Lawinen lostreten.
Wie furchtbar muss es für andere sein, zu wissen, dass ich mich von den Wörtern befreien kann, einfach, indem ich meine Hände um einen Stift lege und irgendwo in mir los lasse. Wie unaushaltbar muss es sein, eine Wortmeldung zu hören, die ungewohnt und fremd ist. In der die gleichen Worte, wie die eigenen verwendet werden, aber doch…

nicht gleich sind.

Oder schlimmer noch: die eigenen entsinnen, verque(e)ren. Etwas sagen, woran man lieber abstrakt, als konkret nachdenkt.
Lieber an Andere denkt, als die, in denen man sich selbst sucht.

Meine Wörter sind Minen. Wenn man sie berührt, tun sie weh. Wenn man sie liegen lässt, dann starren sie durch Zeit und Raum.

Mit meinen Wörtern male ich meine Unsichtbarkeit ins Internet.
Ich stricke kein Buchstabendeckchen um mein zum Opfer geworden sein. Ich klebe keine Protestrufe auf mein behindert werden, behindert sein.
Mein verkrüppelt worden sein.
Der Punkt am Ende eines jeden Satzes, ist mein Welten erschütternder Imperativ.
Dass ich meine Stimme mit Buchstaben einkleide, ihr eine Mütze aus Silben über die Ohren ziehe und mit Bedeutung besohle, ist die krasseste Revolution, die ich jeden Tag vom Schweigemauerzaun brechen kann.

Ich verstehe, wie erschreckend das ist.
Deshalb stelle ich meine Wörter ins Internet.
Eine Werbung, ein Katzenbild, eine Email später ist meine Revolution im großen,
nie enden wollenden Strom aus Einsen und Nullen aufgelöst.

Verschwunden.
Unsichtbar.
Erst dann passiert, wenn man danach sucht.
Erst dann gefährlich, wenn sie gefunden und so wie ist, weiter getragen wird.

über Dinge sprechen, die mir wichtig sind

auch ein Wunsch für das neue Jahr, der nun in seine Erfüllung überzugehen beginnt

Wir sprechen mit den Sommers über das Viele sein und das Viele-Sein!

Aber das tun wir nicht in einer very special Veranstaltung, die sich wieder kaum eine selbst betroffene Person zu besuchen leisten kann, sondern in Form eines Podcast.
Des wohlgemerkt ersten öffentlichen deutschsprachigen Podcast zum Thema DIS, der von Vielen für Viele und Personen, die sich für die Er-Lebensrealität von Menschen, die Viele sind, interessieren, gemacht wurde.

Wir laden die Episoden, die alle 4 Wochen erscheinen werden, bei Soundcloud hoch und binden sie auf der Homepage ein. Jede Menge Möglichkeiten also keine Episode zu verpassen und uns Rückmeldungen zu schreiben.

SCN_0138Ich bin ziemlich stolz auf das, was wir da ohne jede Vorkenntnis in Sachen Audiobearbeitung und Podcasting als Format gemacht haben und im Hinblick auf das, was wir da an inneren und äußeren Bewegungen zu stemmen schaffen.

So – nu aber klicke di klick! rüber mit euch zu “Viele- Sein – ein Podcast über das Leben mit dissoziativer Identitätsstruktur” und los gehts!

auftauen

Da lieg ich im Bett mit den heißen Körnerkissenschuhen an den Füßen, der heißen Körnerkisseneule auf dem linken – die heiße Körnerkissenrobbe auf dem rechten – Knick zwischen Oberschenkel und Becken und veratme den Schrei in meinem Kopf zu einem wattigen Hintergrundrauschen.
Ich fühle mich stark und schwungvoll. Allgemein auf eine Art “an”.
Ich fühle meine Ränder im Moment sehr gut und ich habe fast Spaß an meinem Mut mit ihnen irgendwo entlang zu kratzen.

Es ist der Wind, die Winterkälte und vielleicht auch die Erinnerung daran, dass es total egal ist, was ich tue. Wie ich es tue. Ob es nun gut ist oder schlecht, ob und was andere über mich denken – völlig egal.
Ich merke, ich kann jederzeit sagen: “Ja, ich bin ja auch scheiße. Passt schon alles.” und fühle mich damit so frei von den Urteilen und Bewertungen anderer Menschen über mich. Dass ich scheiße bin, muss mir ja niemand mehr sagen. Weiß ich ja schon. Und wenn ich für andere nicht scheiße bin, dann ist es ja schön für diese Personen. Ist ja nicht meine Sache, wer was wie findet für sich. Es hat nichts mit mir zu tun.
Hach. Geil.

Ich drehe meinen Kopf zur Seite und lege meine Stirn an NakNak*s Schulter.
Die Schindeln am Hausdach klappern unter den Sturmböen.

Im Innern meiner Zehen knackt das Eis auf. Um meine Mitte herum steigt Dampf hoch.
“und jetzt taue ich auf” denke ich und vielleicht lächle ich genauso wie der Schneemann Paul in der Frühlingssonne.

Und dann sterbe ich in die Nacht hinein.

 

 

 

Buchtipp: “Auftauen” von Ute Casarini

DSC_3302

Nun ist da der Winter und nicht selten klirrt man selbst als Eisfigur nach einem Wald-Wiesen-Stadtrundgang in die eigenen 4 Wände.
”Auftauen”, das ist mein Gedanke, wenn ich meine heiße Tasse Tee mit den Händen umschließe und hoffe, dass es die Hitze bis zu meinen Zehenspitzen schafft.

“Auftauen” so heißt auch das Buch von Ute Casarini, das die Geschichte von Paul dem Schneemann erzählt.
Auf 16 künstlerisch sehr ansprechenden Seiten, die zwischen mittelgroß gedrucktem Text und Bild trennen, geht es ums Werden und Sein, Gehen und Entstehen im Winter und Frühling.

Erschienen ist dieses wundervolle Kleinod, das mich durch die kleine Verleitung zur positiven Imagination, immer wieder selbst auftauen lässt, im Verlag “bunte Auen” 2012 und kostet ca. 15€ im Einzelhandel.

Filmtipp: “the secret life of dogs”

https://dailymotion.com/video/x1e14ko

The Secret Life of Dogs (Documentary in HD) von ksr3

Das ist der perfekte Film für einen Sonntag mit dem eigenen Hund auf der Couch und einem Kakao in der Hand.
Viele ganz wundervolle Bilder über und aus dem Leben von Hunden, die bei Menschen leben, und die ruhige, fast zärtliche Beschreibung von Hund-Menschbeziehungen, machen das Anschauen zu einem Moment, in dem man Wunder kostet.

Linksspam

Ich wollte in der letzten Zeit öfter mal etwas verlinken und dann hat es doch irgendwie nie gepasst- deshalb heute mal ein kleiner Linkspam

Ein paar interessante, lustige Webcomics habe ich inzwischen in meinem RSS-Reader
Chaoslife (sehr cool auch das “lesbian 101” auf der Seite)
shades of a (ein asexueller Mensch und seine Beziehungen)
oh joy sex toy (sexpositives Comic)
Beatrice the biologist (mehr Cartoon als Comic, aber immer witzig)
transchizophrenic (ein Transmensch und sein Leben)
that deaf guy (Comicstrips zum Leben mit Hörbehinderung)

Die Vorträge der Openmind Konferenz sind inzwischen online anschaubar. Ich habe dort zur Sprachführung über (sexualisierte) Gewalt gesprochen (meine Folien dazu gebe ich gerne per Mail weiter- die von mir gewünschte Möglichkeit, den Vortrag mit Untertiteln hier zu veröffentlichen, muss ich wegen Überarbeitung schieben – Entschuldigung dafür), ergänzend dazu, kann ich noch den von “Spiel_trieb” empfehlen, der den Titel “Schuldbegriff abschaffen” hat. Jasna hat zwei Vorträge gehalten, von denen ich den zur “Macht im öffentlichen Raum” sehr gut finde.
(Im Kanal des Seb findet man auch die Playliste zur #om14 – dort sind dann auch alle anderen Vorträge zu finden)

Charlott hat einen interessanten Text zu Feminismus in der rechten* Szene geschrieben. Der Blick nach rechts dürfte dann jetzt auch gerade nachdem gestern Abend eine braune Welle Kackscheiße durch Köln randalierte, auch allgemein mehr aktiviert werden.

Gendermom hat inzwischen einen Podcast angefangen (english). Ihre (Trans)Tochter ist inzwischen 6 Jahre alt.

Dann war da noch die Onlineumfrage zu alltäglicher Belästigung/street harassment und die Ergebnisse der Umfrage zur Gewalt, die übers Internet passiert.

Gestern habe ich dann noch das Radiofeature “Dunkelkammer Psychiatrie” gehört, das ich gut finde, weil es nicht nur um Medikalisierung und “Aber Hilfe!” geht.

Und dann folgt jetzt nochmal ein Aufruf an ComickerInnen*, CartoonistInnen* und FreundInnen* des Stop-Motion und Animierens:
Ich suche für mein Blog “
Comics, Krikels und Krakels” noch MitmacherInnen*. Erwünscht ist alles vom Strichmännchen mit Witz bis zum supermega ausgereiften Ultracomic. Draußen bleibt, wer diskriminierend, gewaltverherrlichend, hetero – cis – sexistisch, rassistisch und sonstwie ungut für ein respektvolles Miteinander ist. Bei der Idee gehts darum, dass Comics ein breites Spektrum für Kreativität eröffnen, Sprache erweitern und Kunst alltäglicher macht – ich würde das gerne ein bisschen bündeln und mich selbst auch austauschen, um mich weiterzuentwickeln. Da erschien mir ein Blogkollektiv sinnvoll, das weniger den Anspruch hat kommerziell erfolgreich zu werden oder zu sein, sondern mehr Bezugspunkt einer Interessensgruppe ist.
Einfach eine Mail (ist im Impressum) an mich und dann können wir über alle Fragen sprechen.