Naknak*, meine Hündin, wird sterben.
Plonk! Stimmung am Boden – I know
Aber let’s face it – es ist, wie es ist. Von Hundeseite aus wird bald gestorben.
Für mich ist das was Neues, aber bei Weitem nichts so Ehrfurcht erregendes wie für viele andere Menschen.
Zum Beispiel meinen Partner. Seit uns die Maus auf ihren Logout vorbereitet, betreibt er elegante Flughafenaerobik beim Spaziergang und ehrerbietendes Planking auf 10 Zentimetern Bettkante beim Schlafen.
Denn einem so alten Hund wird der Platz nicht einfach zugewiesen. Es wird entweder umfassend gewutscht und gewedelt oder zartfühlig hingenommen, dass sich die 13 Kilo Flausch zu 4 Quadratmetern unbewegbarer Fläche entfalten. Egal, ob im Bett, auf dem Sofa oder … im Weg.
Die Muppe goutiert eine solche Behandlung.
Mein Partner und ich säuseln uns inzwischen jeden Tag zu, wie süß mein kleines Ettimupf doch ist. Fast als hätten wir beide ein bisschen Angst, das Wichtigste zu vergessen. Wie süß sie ist.
Sie war 13 Jahre meine Assistenzhündin. Hat mich aus meinem Schneckenhaus in die Welt gezogen und mir auch die Türen zum Podstock eröffnet. Doch das ist ein Scheiß dagegen, wie süß sie ist. Sie und das kleine Stück Zunge, das ihr beim Schlafen rausguckt.
Und manchmal – ganz manchmal auch beim Wachsein.
Es stirbt sich ganz schön langsam für Mopsi, finde ich manchmal. Vor allem, wenn wir eine neue Stufe ihrer Schmerzbehandlung nehmen müssen. Andererseits ist auch total klar: Der Hund stirbt so langsam, damit man Zeit hat sich dran zu gewöhnen.
Das ist wie bei einer Schwangerschaft, nur mit weniger Grund zur Freude am Ende und mehr organisatorischem Tüdelüt. Denn find mal jemanden, der dir den toten Hund verbrennt, wie du das willst. Zärtlich. Ohne Pfötchen-Schick – Ihr wisst schon, diese Pfote, die nicht aussehen darf wie die Jack Wolfskin-Pfote und deshalb überhaupt nicht wie eine Pfote aussieht, sondern wie ein nierenförmiger Wobbel mit Anhängsel.
Auf der Suche nach einem Haustierkrematorium ist mir zum ersten Mal richtig bewusst geworden, wie viel unnötigen Kram es zur Reverse-Geburt zu kaufen gibt. Klar, Schmuck – alles mit Wobbelpfote drauf, aber auch Gefäße in jeder Form und Farbe.
Die Art Gefäße, die man sich in der Welpenzeit abgewöhnt hat, aus Gründen.
Gründen, die dann wohl erledigt sind, wenn man sich zwischen Glanzlackoval oder Pappkartonminimal-Urne entscheiden will. Obwohl einem das Herz einen See um die Füße blutet, denn so einen Hund zu verlieren … da bleibt einfach nichts trocken. Auch das irgendwie ähnlich wie damals in der Welpenzeit.
Und noch etwas gehört zum Haustiersterbe-Geschehen: die Regenbogenbrücke.
Ich halte das Wort „Regenbogenbrücke“ für eine Tautologie, da im Grunde jede Brücke ein Bogen ist. Aber gut.
Ich habe jedoch einige Fragen. Zum Beispiel: Wie muss ich mir das vorstellen? Ist die Regenbogenbrücke auch der Highway to hell? Gibt’s da ab und zu Stau? Unfälle? Was wissen tote Haustiere über das Bilden einer Rettungsgasse? Kommen die Gelben Engel auch für Tiere, die zur Hölle fahren?
Generell interessiert mich auch, wozu die Tierseelen überhaupt eine Brücke brauchen, wenn sie auch genug Zeit hätten, die Kluft zu durchklettern oder drum rumzulaufen … in einem weiten Bogen.
Als verantwortungsbewusste_r Hundehalter_in habe ich aber natürlich auch noch ganz andere Fragen zur letzten Reise der Motte. Etwa: Muss sie ihr Körbchen selber mitbringen? Handtücher, Waschlappen, frische Schlüppis? Was ist mit ihren Papieren? Gibt es da drüben Begrüßungsgeld oder muss ich drauf vertrauen, dass ihre Bettelmasche – perfektioniert in über 15 Jahren am Küchentisch – ausreicht, um durchzukommen?
Die Sorge um sie endet wohl nicht mit der letzten Ehre, das dämmert mir jedenfalls langsam.
Andererseits! – So wie ich sie kenne, bleibt es nicht dabei, dass sie sich die Radieschen, Karotten und Kartoffeln von unten nur anguckt.
Auch deshalb hoffe ich sehr, dass sie statt über die Regenbogenbrücke einfach den Weg allen Fleisches geht – gerade durch in die ewigen Jagdgründe.
Meine Mopsmaus ist zwar ein Hütehund – kann also sein, dass sie da Probleme kriegt – aber man ist ja nie zu alt, um etwas Neues zu lernen.
Was sie schon jetzt kann, ist ins Gras zu beißen – um dann eine beeindruckende Spur von Rasenrest und Dreck durch die Gegend zu tragen.
Ich sag ja – sie bereitet uns gut auf ihre eternal Abmeldung aus unserem gemeinsamen Space vor.
Meine kleine weiche NakNak*.
Meine Muppe, meine Maus,
die Motte, das Spinni
meine Schrabnella, das Ettimupf
meine Mopsmaus, mein süßes Fräulein Humpenschlump.