die Hochzeit

„Das sind die Dinge, über die man später spricht“, sagte unsere Nachbarin aufmerksam auf die von Schnee gerahmte Straße schauend. Neben ihr mein Partner, der eine Stunde später auch mein Ehemann sein würde. In Hemd und Kragen, Ausnahmekleidung und mit einem Blumenstrauß in der Hand saßen wir zusammen in ihrem kleinen Auto, denn unseres sprang nicht an. Ausgerechnet!
In unserem Haushalt bin ich die_r Außenminister_in und wenn es einen Zeitpunkt gab, an dem sich mein Wirken als erfolgreich herausstellte, dann den unserer Hochzeit. Denn es war auch diese Nachbarin, die mir die Haare machte und der Sohn jener Nachbarin, der die Batterie in unserem Auto auflud, während wir weg waren.
Wir sind hier draußen nicht allein. Wir sind nicht nur auf uns gestellt.
Wie toll ist das?

Unsere Hochzeit war schön.
Wir haben fünf Gäst_innen an Corona und Coronaverdacht verloren, aber dennoch eine Gruppe von echten Freund_innen und ihren Partner_innen auf dem klassischen Hochzeitsfoto, von dem ich nie dachte, dass es mal mit mir mittendrin gemacht werden würde.
Die Standesbeamtin hat eine angenehme Rede gehalten und nichts unnötig kitschig ausgedehnt oder schmerzlich verkürzt. Ja, es hat gezeckt, als „Frau XY“ angesprochen zu werden und ja, es wird mich vermutlich immer zecken nur innerhalb meiner sozialen Ehe als die „Eheperson“ oder „Ehepartner_in“ gedacht und angesprochen zu werden, die_r ich bin. Aber die Rede enthielt keinen starken Mann, der die zarte Frau auf immer versorgen muss. Oder eine Frau, die sich den Mann erziehen muss. Es ging um gegenseitige Fürsorge, füreinander da sein, um gegenseitigen Halt, die gemeinsame Aufgabe, die Beziehung zu pflegen und die vielfältige Liebe füreinander.

Diese Liebe spürte ich im Restaurant, wo wir sehr gut aßen und saßen und redeten und lachten, in kleinen Wellen und einer großen Woge. Denn natürlich wollten wir unsere Freund_innen auch miteinander bekannt machen und mit allen teilen, was wir an ihnen jeweils schätzen und wofür wir dankbar sind.
Auch, weil wir unsere Freund_innen seit unserem Zusammenzug nie alle zusammen einladen konnten. Seit der Pandemie haben wir keine Gartenparty gegeben, keine Geburtstage gefeiert, keine anderen Anlässe wie Weihnachtsfeiern oder Sommerfeste besucht. Die Hochzeit war der erste Anlass, zu dem wir maskenlos an einem öffentlichen Ort mit ihnen zusammenkamen.
So standen mein Partner und ich vor der Gruppe und bedankten uns vor allem für die Unterstützung und Zuwendung, die wir erhielten, als er Anfang dieses Jahres so schwer und so lange krank war. Wie er da stand und weinte, erinnerte mich daran, wie es war, als sein Vater gestorben war. Wie lange wir uns schon kennen. Wie intensiv so viele Momente unserer Partner_innenschaft waren. Wie alleinstehend wir als Paar in diesen Momenten waren und wie gemeinsam wir jetzt sein können. Nicht nur durch die Ehe verbunden, sondern auch durch diese Feier in der Runde.

Der Tag fand seinen perfekten Abschluss mit einer Runde „Flügelschlag“ mit meinen Freund_innen und dem Partner der einen. Das war mir wichtig, denn alle hatten NakNak* lange nicht mehr gesehen und werden sie vielleicht auch nicht mehr sehen vor ihrem Tod. – Und wir konnten es noch nie in voller Besetzung spielen. Ein Skandal, der nun gelöst wurde 😅

 


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12 thoughts on “die Hochzeit

  1. Herzliche Glückwünsche zur Hochzeit. 💝 Und noch viele weitere Jahre Liebe in kleinen und großen Wellen. Auf dass Ihr auch die schwierigen Zeiten miteinander weiterhin durchstehen werdet. Alles Gute unbekannterweise! 💝

  2. Das klingt wirklich schön 💙 Ganz viele Glückwünsche zur Hochzeit und einfach viel von dem, was ihr euch wünscht 🍀🌷wir freuen uns mit euch.

  3. Herzliche Glückwünsche auch von uns und das Allerbeste für euer nun gemeinsames Eheleben. Eine wirklich schöne Nachricht, dass Liebe sein kann für Viele-Menschen. Das macht Mut und freut uns sehr für euch. 🍀🎊🍀🎊💚

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