die Sekte des Herrn Peter P.

Wer mal genauer wissen möchte, wie eine Sekte funktioniert und was eine PTBS aus Menschen machen kann, der sollte sich mal “Peter Pan” anschauen.

Meine Güte, das ist der bis jetzt brutalste Disneyfilm, den wir uns bisher angesehen haben!
Da wird gemordet, mit Mord gedroht, gedemütigt, gekidnapped; da werden Frauen offen ausgenutzt und unterdrückt. Immer mit heftigem Personenkult der stets von Neuem genährt wird.

Gleich am Anfang der Geschichte erfahren wir,dass Peter Pan nur zu denen kommt, die auch an ihn glauben. Ziemlich schlau dieser Herr Pan- sich sein Zielpublikum von vornherein so auszuwählen…

Man bekommt einen Einblick in das bunte Treiben des Kinderzimmers von Wendy, Klaus und Michael, denen es ganz offensichtlich an nichts mangelt. Sie haben jeder ein Bett, sie mögen sich und spielen schön.
Doch dann kommt der Papa hinein und zerstört die kleine Spielwelt seiner Kinder mit seinem gestressten Fokus. Er hat nur sich im Kopf und zeigt kein Verständnis für die zum Leben erweckte Fantasie seiner Kinder- selbst als er die Chance hat einzusteigen, beharrt er auf seiner Perspektive und will sich durchsetzen.
Leichtfertig und- wie er später zugibt- unbedacht, erklärt er seiner Tochter, dass diese ab dem nächsten Tag erwachsen sein muss und nicht mehr im Kinderzimmer schlafen wird. Wendy ist sehr traurig. Ganz offensichtlich hat sie kein Verständnis von dem Begriff des Erwachsenseins. Es bedeutet für sie lediglich, dass sie nicht mehr bei ihren Brüdern schlafen und nie mehr Spaß haben darf. Alles andere was Erwachsensein auch bedeuten könnte, hat sie schon längst verinnerlicht- weiß das nur noch gar nicht!

Zum Beispiel kommt ja dann Herr Pan herein geschneit und sucht seinen Schatten, den er zuvor dort bei den Kindern “verloren” hatte (so macht man das übrigens bei Sekten: man lässt zufällige Begegnungen los- mal hier ein Infostand, mal da ein Flyer, mal ein hier ein Kurzkontakt, mal da ein kleines Gedankengutbonbon und nicht zuletzt die guten alten Missionare, die das Auto zwei Straßen weiter “verloren hat”…) und Wendy macht sich gänzlich uneigennützig daran ihm den Schatten anzunähen. Einfach so und völlig selbstverständlich- einem Kind müsste man sowas in der Regel erstmal beibringen und kaum ein wirkliches Kind würde ohne Aufforderung wissen, wann so ein Verhalten von ihm erwartet wird. Anscheinend ist also das Erkennen, wann welche Fähigkeit, in welchem Umfang von ihr erwartet wird schon etwas, dass Wendy schon gelernt hat. Das ist bereits ziemlich erwachsen!

Nun da Herr Pan wieder komplett ist, befasst er sich kurz mit dem Kummer des Mädchens und beginnt von seinem tollen Nimmerland zu erzählen. Neiiiin! Da müsste sie nie erwachsen sein! Da wäre es ja so wunderschön und toll. Alle sind glücklich.
Ohja! Sofort will sie mit! Klar! Und ihre Brüder kommen auch gleich mit! Die wollen sich so ein Abenteuer doch nicht entgehen lassen. Doch- halt! Was werden Mutti und Vati dazu sagen?

– Ach! Schwamm drüber Wendy- du wirst halt die Mutter für alle! Dann passt das schon!
Äh… korrigier mich gern einer- aber Mütter sind doch in der Regel schon ziemlich erwachsen nicht wahr?!
Tja, Wendy… willkommen in der Sekte des Hern Pan!

Ein häufiger Grund für Sekteneinstiege sind genau diese Art Eskapismus aus Überforderung durch hohe Ansprüche oder offene (schwerwiegende) Konflikte. Erleichtert durch einen charismatischen Guru, (oder Führer oder Meister oder wie auch immer sie sich nennen) vollmundige Versprechen und einer Prise Übernatürlichkeit.
Herr Pan ist ein Sohn des Götterboten Hermes und in der Regel umgeben von Satyren oder auch Nymphen, die ihm zu dieser Übernatürlichkeit verhelfen und sich gleichzeitig komplett hingeben. Vielleicht denkt sich die kleine Naseweis, der große Herr Pan würde sie schützen oder wenigstens nicht allein lassen, wenn sie ihn nur brav anhimmelt und ihre Fähigkeiten hergibt. Der offene Aspekt der Sexualtität und Pan´schen Wolllust kann hier leider (durch die Verwischung der Proportionen im Disneyfilm) nicht angeführt werden. (Ist aber eigentlich unübersehbar, wenn wir uns mal kurz die “Kleidung” der Nymphe ansehen…)

Warum Wendy, das nicht sieht und bemerkt? Ja, wie denn? Naseweis ist komplett ohne Sprache die Wendy versteht, grad so groß wie eine Menschenhand und Herr Pans Werkzeug, um den Kindern das Fliegen beizubringen, damit sie nach Nimmerland kommen.

Fliegen lernen. Einkreiseln. Eine Testsession besuchen… es gibt viele Begriffe für diese Einstiege.
Die meisten Menschen sind komplett high von den Versprechen und ersten Sektengeschenken. Wie die drei Kinder im Film merken sie eher nicht, wie weit und wohin genau sie sich entfernen: “bis zum Stern und dann immer der Nase nach”, kann auch auch heißen: “vom Infostand bis zum Logenhaus und dann immer den Ritualanweisungen nach…”
Und dort angekommen, fragt man sich nicht mehr goßartig, warum alle so komische Kleidung tragen, sich nicht mehr an ihre Familien erinnern und eine seltsame Beziehung zu Gewalt und Vorstellung von der Welt haben.

Wendy freut sich sehr endlich mal Meerjungfrauen zu sehen und ist nur kurz empört, als diese sie “zum Spaß ertränken” wollten- immerhin ist ja Herr Pan da, um sie zu schützen!
Herr Pan schützt ja alle- sogar die kleine Tigerlilly- die aber lediglich deshalb gerettet werden muss, weil der von seiner PTBS gebeutelte Käpt´n Hook, sich an Herrn Pan rächen will.
Der arme Käpt´n Hook ist verrückt vor Angst und nach dem traumatischen Verlust seiner Hand (durch Peter Pan) nicht mehr in der Lage seiner Arbeit als Piratenkapitän nachzukommen. Einzig sein immer wieder entfachter Hyperarousel (durch dieses gemeine Krokodil und die ständigen Quälereien Pan´s) verhindert, dass er sabbernd in Ecke hockt und von seinen Piraten kielgeholt wird.
Ich glaube ja, dass Herr Hook ein Aussteiger ist, dessen OEG (mit dem er seine Traumatherapie bezahlen will) nicht durchging und dessen einziger Lebensinhalt überhaupt nur noch die Entschädigung durch Tätertod sein kann…

Herr Hook geht für seine Rache sogar richtig kriminelle Wege. Er entführt die vor Eifersucht auf Wendy glühende Naseweis und nutzt ihre Verletzung, um das Hauptquartier der Sekte zu finden.
Dort wird die ganze (bereits irritierte und im Glauben an das Leben in Nimmerland erschütterte) Gruppe von ihrem Führer separiert und auf das Piratenschiff verschleppt, während Herrn Pan eine Bombe als Geschenk hinterlassen wird.

Hook stellt die Gruppenmitglieder vor die Wahl: der Gang über die Planke in den Tod oder die Heuer auf seinem Schiff.
Indoktrination gewohnt und gern am Leben seiend, wollen alle natürlich direkt bei ihm anheuern- ausser die getreue absolut irrational loyale Wendy.
Und wie das so ist in Sekten, wird Naseweis der Ernst der Lage klar. Sie befreit sich und rast zu Pan um ihn zu retten- immerhin steht nun die ganze Gruppierung auf dem Spiel!
Die Rettung gelingt, Pan rettet fix mal noch Wendy und auf das fehlende Platsch hin entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod.

Pan ist wieder da und stellt sich dem scheinbar ungleichen Kampf mit Hook- welcher aber gar nicht so ungleich ist, wie er scheint.
Er ist noch um ein vielfaches ungleicher! Pan nutzt die Todesangst Hooks vor dem Krokodil, welches natürlich wieder zur Stelle ist und nur darauf wartet, dass Hook ins Wasser fällt.
Jemand der unter einer so krassen PTBS leidet wie Hook, ist in der Regel alles- ausser fähig zur Konzentration und Zielgenauigkeit. Schlafmangel und zeitweiser Realitätsverlust tun ihr übriges und Herr Pan braucht nichts weiter zu tun, als noch ein paar Mal gezielt zu verängstigen und zu verhöhnen und schon ergreift Käpt´n Hook die Flucht. Das Krokodil ihm nach…

Wendy hatte schon am Vorabend ihre Brüder, vom Mütterkult der 50er Jahre getragen, zum Heimweh motiviert. (Übrigens eine Stelle bei der meine Augen plötzlich ausliefen- das wird dann wohl die Stelle sein, an die die Kritiker damals dachten, als sie den Film “herzerwärmend” nannten)
Sie war beleidigt und ihrer Illusionen vom Leben in Nimmerland beraubt, als sie beim Feiern mit den Indianern die Arbeiten einer erwachsenen Sqaw machen sollte- Herr Pan aber mit der jungen Tigerlilly und den anderen (männlichen) Gruppenmitgliedern unbeschwert herumtanzte.
Also erinnerte sie alle mal daran, was eine Mutter ist.
”Eine Mutter- eine richtige Mutter, ist das Schönste auf der Welt. Sie ist dein Schutzengel. Sie behütet dich- Tag und Nacht. Sie hat dich lieb und sie singt dich in den Schlaf.”
Zack! Ist die Kriegsbemalung abgewischt und die Sehnsucht entfacht. Was eine Leistung bei Kindern, die einfach von Natur aus noch auf ihre Mutter (oder die Familie allgemein) angewiesen sind.

Herr Pan und sein übernatürliches Werkzeug Naseweis werden wissen, dass sie gegen diese Art Kult und Bindung nicht so einfach anstinken können. Sie bringen die Kinder wieder zu sich nach Hause.
Dort gibt es einen reuigen Vater, der nach den wirren Erzählungen (von denen- oh Wunder was!- er natürlich nichts glaubt!) seiner Tochter, in großer Sorge ist und ihr verspricht noch weiter im Kinderzimmer schlafen zu dürfen.

Das Wolkenschiff des Herrn Pan allerdings, ist nachwievor am Horizont zu sehen…jederzeit bereit zurück zu kommen… man muss ja nur an ihn glauben… und schon kann man wieder in eine Welt in der man niemals erwachsen, verantwortungsbewusst, mitfühlend, rücksichtsvoll… menschlich handeln, denken, fühlen muss…

So ist es auch mit Sekten. Egal wie offenkundig man “einfach gehen kann”- es ist nie- niemals!- so einfach wie es aussieht! Entweder sie kreist in Form von ständiger äusserer Verführung und Kontrolle um einen herum oder im Kopf in Form von Handlungsmustern, Gedankenkonstrukten und Reflexen. Und so ziemlich jede Sekte kann sich darauf verlassen, dass das was in ihr geschiet von der breiten Masse schlicht und einfach nicht geglaubt wird.

Sollten Sie, lieber Leser, ein Betroffener sein und Information zum Thema “Ausstieg aus einer sog. Sekte oder Psychogruppe” suchen, kann ich ihnen diese Seite und auch diese sehr empfehlen.

Freiheit nach dem Ausstieg macht einsam. Aber Freiheit kann machen, dass man sich- wenn schon nie als Kind, so doch als befreite Erwachsene “Peter Pan” anschauen und Artikel dazu schreiben kann wie diesen hier!

OEG erster Akt

Heute war es nun soweit.
Ein erstes Informationsgespräch mit einer Vertreterin des Landschaftsverbandes, um einen Ablaufplan zu bekommen.

Zur Information meiner nicht betroffenen oder auf der Suche nach Informationen befindlichen Leser:
Wer Opfer einer Straftat wird, hat, weil es der Staat nicht geschafft hat einen zu schützen, Anspruch auf Entschädigung nach dem OpferEntschädigungsGesetz.
Nötig sind: eine Strafanzeige; ein Täter (welcher in Regress genohmmen wird) dazu und eine Verurteilung.
Natürlich gibt es viele viele Ausnahmefälle und viele Einzelfälle die sorgfältiger Begutachtung und allgemeiner Überprüfung bedürfen. (weitere Infos —> klick )
Aber als Grundinformation braucht man eigentlich nicht mehr zu wissen, um zu erkennen, dass die meisten Menschen mit DIS am Arsch sind, in Bezug auf eine Entschädigung durch dieses Gesetz.

Wir wurden sehr früh, sehr schwer und durch verschiedene Täter traumatisiert.
Alle Zeugen dieser Straftaten sind entweder selbst Täter oder Opfer. Namentlich vorgestellt hat sich dabei übrigens niemand, oder mir gar noch seine Adresse gegeben oder sonstiges…

Nähere Erklärungen zu “unserem Fall” werde hier natürlich nicht schildern, doch den einen oder anderen Punkt möchte ich von diesem Gespräch doch erwähnen und meiner derzeit übermäßigen Bitterkeit Raum geben.

Wir haben uns in Rücksprache mit der uns bereits seit Jahren vertretenden Rechtsanwältin entschieden, uns direkt vom Landschaftsverband Informationen geben zu lassen, wie eine Antragsstellung bei einem Menschen mit dem Hintergrund der organisierten (Pädo)Kriminalität aussehen kann.
Insgesamt dauerte das Gespräch etwa eine dreiviertel Stunde.
Die ersten 15-20min lauschten wir den Platitüten und allgemein zugänglichen Informationen, die jeder, der über eine Antragsstellung nachdenkt im Internet oder auch in jedem Flyer darüber, nachlesen kann.

Ich kam mir vor wie im Jobcenter.
”Ja also wenn sie Leistungen von uns möchten, dann muss in jedem Fall eine Strafanzeige gestellt werden, ansonsten entziehen Sie sich ihrer Mitwirkungspflicht…”
Grundsätzlich mal: Wir MÖCHTEN keine Leistungen! Wir BRAUCHEN sie (weil es auch hier der Staat verkackt hat sich zu kümmern!) und wir haben verdammt und zugenäht EIN VON DER GESETZGEBUNG ZUGESICHERTES RECHT auf Leistungen dieser Art!!!
Wir kommen nicht; um um etwas zu bitten! Wir kommen um etwas einzufordern! Um etwas einzufordern, das uns zusteht und nur deshalb nicht an uns heran gereicht wird, weil man vorher überprüfen muss, ob die Forderung gerechtfertigt ist- so richtig echt und wirklich.
Und diese Überprüfung halte ich für grundsätzlich gerechtfertigt und okay. Und um diese Überprüfung zu erleichtern, wirke ich selbstverständlich so gut mit wie es mir nur irgendmöglich ist!

Allein die Sprache liess mir heute schon wieder die Galle den Hals hochkriechen. Was ist das für ein Ding, das es diesen Menschen erlaubt, mit Menschen, die ihre Rechte einfordern und entsprechende Anträge stellen, zu sprechen als wären sie ein elendiges Bettelpack?!
Ich sitze dort und fühle in meinem Anliegen impliziert, dass ich mir etwas unerlaubt nehmen will, weil ich es einfach mal so möchte… wie man manchmal einfach ein Eis möchte, weil Sommer ist und es einfach erfrischend und nett wäre.
Ich komme aber dahin, hab fett zugeschwollenes Gesicht und brauche ein Eis, um etwas sehen zu können! Aber das muss ich erstmal beweisen…

Nun ja, nach etwa 23 Minuten brauchte ich das erste FishermensFriend. Es zeichnete sich ab, dass man doch mehr auf unsere Situation bezogen nachbohren musste.
Erst nach der vierten oder fünften Schleife, (ich habe eine echt tolle Anwältin, die hartnäckig ist und sich nicht einfach abspeisen lässt!) bemerkte die Frau dann auch endlich, dass sie sich selbst widersprach! Und bemerkte, dass sie uns leider keinen konkreten Laufzettel geben konnte.
Die Logik, dass wir erst Schutz bräuchten der garantiert ist, um eine Anzeige zu erstatten (um unserer Mitwirkungspflicht nachzukommen) war schon klar. Aber dass man diesen Schutz erst dann bekommt, wenn man eine Anzeige erstattet hat… irgendwie brauchte das eine eeeewige Schleife zu ihr hin.
(Da saß ich schon mit dem zweiten Fishermen im Mund, weil ich einen kurzen Anflug von Wahnsinn(sungeduld wegen Dummheit!) hatte.

Naja, das Gespräch endete mit dem Wissen, dass eine Gefährlichkeit des Täters nachgewiesen sein muss bzw. die Organisation als gefährlich bewertet sein muss, um sich eventuell vielleicht auf eine Ausnahmeregelung einzulassen… ganz objektiv natürlich. [Nein nein, man fängt nicht an in bestimmte Richtungen zu denken, wenn man an “organisiertes Verbrechen” denkt… nein nein.. Hollywood und Co kommen da natürlich NIE drin vor… und dafür gibts ja dann die Glaubwürdigkeitsgutachten…, welche, wie uns die Frau mit eindringlich mahnender Stimme mitteilte, sehr viel Geld kosten. Netterweise hat sie sogar noch genau gesagt, wieviel- so dass hier gleich wieder die “wir sind zuviel” Lampe aufblinkte. ]

Naja. Also: Nichts Neues für uns eigentlich.
Aber mir ist aufgefallen, wie wichtig die parteiische Vorinformation für uns gewesen ist. Alle Informationen rund um das Thema des OEG haben wir von der Opferhilfe, Frauenberatungsstellen, unserer Rechtsanwältin und anderen Betroffenen. Wäre dies ein erstes Informationsgespräch gewesen, hätten wir unser Ansinnen sofort und auf der Stelle zurückgezogen.
Wäre unsere Rechtsanwältin nicht so großartig renitent und professionell dreist, hätte ich heute wohl wieder gelernt, dass Wahnsinn forciert und entsprechend genutzt wird.

Trotzdem bin ich wieder bei der Erkenntnis gelandet, dass es nichts Schlimmeres als den durch Erfahrung klugen und organisierten Täter gibt. Er nutzt die Lücken des Systems und kann sich darauf verlassen damit durchzukommen.
Der Gedanke, dass es angesichts der, im Jahre 2007 von der polizeilichen Kriminalstatistik  angegebenen, 11.357 Fälle von Kinderfolterdokumentationsprodukten (infamerweise nachwievor “Kinderpornographie” genannt und damit Kinder als bezahlte Schauspieler darstellend!!!), auch Opfer geben muss, ist noch nicht angekommen. Ganz offensichtlich nicht. Dass es das gibt- dass die Existenz dessen endlich anerkannt ist… darüber dürfen wir Opfer uns heute freuen! Und darüber freue ich mich auch- ganz ehrlich!
Ich freue mich aber vorallem deshalb darüber, weil ich so diesen Kampf um die Existenz dessen nicht auch noch zu führen brauche.

Dass ich nur beweisen muss, wirklich deshalb ein so verdammt beschissen schweres; verkrüppelnd anstrengendes Leben führe, weil jemand mich zerstört hat und nicht, weil ich so geboren wurde.

Das ist so krass, dass ich mich nicht etwa frage: “Schaffen wir es genug vernünftige Aussagen zu erlebter Gewalt zu machen?”, sondern: “Haben wir genug positive Ressourcen, um uns von dieser tiefen Bitterkeit zu erholen, die uns nun immer wieder und wieder begegnen wird?”.

Heute hatten wir sie noch nicht.
Heute mussten wir diese Bitterkeit rausschwemmen.

Aber es gibt ja noch viele viele Morgens …

Täterkontakte, Selbstschutz, Ausstieg und persönliche Freiheit

Man wird multipel wenn man von Anfang an, immer wieder, massiver Gewalt ausgesetzt wird
– niemand hilft
– niemand tröstet
– niemand schützt
und niemand hilft das Erlebte zu verarbeiten.

Für viele Menschen mit DIS sieht der Weg zur Diagnose so aus:
Man lebt ein normales Leben, hat evtl. eine Familie gegründet, arbeitet gut und gerne in seinem Beruf, steht offenbar mit beiden Beinen im Leben. Bis “plötzlich” erste Symptome auftauchen.
Der Eine kann plötzlich nicht mehr schlafen, der Nächste merkt plötzlich: “Hä? Juli?! Ich saß doch gerade noch unterm Tannenbaum!”, wieder andere erleben von jetzt auf gleich eine Flut von Erinnerungen bzw. Bruchstücke davon.
Es gibt natürlich auch die Variante der “Betriebsirren” (also jemand, der schon sehr lange sehr falsch behandelt in einer Psychiatrie vor sich hin dämmert und nie eine Chance das Erlebte soweit weg zu drücken um ein normales Leben aufzubauen) oder der Frau, die IMMER irgendwas hat und JEDER unbedingt was davon haben muss.

Jedenfalls stellt sich irgendwann (dann endlich irgendwann beim richtigen Therapeuten/ der richtigen Klinik) die Frage nach Täterkontakten bzw allgemein der äusseren Lebensbedingungen in denen sich der schwertraumatisierte Mensch aufhält.

Manch eine Multiple ist mit einem Mann verheiratet der sie im Grunde genauso vergewaltigt und quält, wie es der eigene Vater damals tat. (Und “weil mans ja schon kennt” und entsprechend weiß was man tun muss- etwas, dass widerlicherweise sogar noch beruhigender wirken kann, als die Anwesenheit von einem Partner, der keine Gewalt ausübt- wird dieser Faktor als “normal” betrachtet von der Frau)

Manche Multiplen kommen tatsächlich aus dem organisierten Verbrechen und leben ein Leben zwischen Bankschalter und Sado-Maso-Dienstleistung (und die Alltags”personen” wissen das nicht einmal, denn sie funktionieren nachwievor, wie das Kind, dass sie früher einmal waren- und diejenigen, die die “Dienstleistung” ausführen kennen es nicht anders- haben evtl. noch nicht einmal irgendwann etwas anderes erlebt).

Der Weg dort hinaus- sei es aus einer gewaltätigen Ehe, einer sadistischen Gemeinschaft, einer sexuellen Ausbeutung durch Dritte oder auch schlicht der eigenen Familie ist kompliziert, schmerzhaft, gefährlich und natürlich in jedem Fall eine Belastung für alle Beteiligten. Aber: sie ist nötig um zu heilen. Es gibt keine Heilung, wenn immer und immer wieder die Seele eines Menschen erschüttert wird.

Man muss also a) erstmal merken, was da mit einem passiert.
Was glauben Sie wie schwer es sein kann so etwas zu bemerken, wenn man unter Umtänden nicht einmal sein eigenes Körpergeschlecht bemerken kann? Oder wenn man Schmerzen nicht bemerkt, oder wenn man ausserstande ist seine Umwelt wirklich richtig wahrzunehmen. Oder wenn man schlicht ein Leben führt, in dem die Erkenntnis von weiterführendem (oder auch früherem) Leiden dafür sorgen kann, dass der Mensch einfach nicht mehr leben könnte/ will/ SOLL?

dann muss man b) in der Lage sein (sich selbst so ernstnehmen/ sich selbst gegenüber so fürsorglich sein- bzw sich selbiges überhaupt erst einmal zugestehen/ zu erlauben) dieses Elend  (das man als solches auch erkennen/ anerkennen muss) zu beenden.Ganz für sich und vor sich allein. Jemand der denkt er wäre es nicht wert anders behandelt zu werden, jemand der eine Alternative nie kennenlernen durfte (oder kann, weil er von Psychiatrie zu Psychiatrie gereicht wird), jemand der das was passiert, als richtig, als identitätsstiftend, als Teil einer Arbeit an “Höherem” empfindet und sich über die Gewalt definiert (und damit bestätigt, beruhigt und nährt) wird sich hüten einem Therapeuten, Arzt, Sozialarbeiter und was es nicht alles gibt, um den Hals zu fallen und sofort mit dem Ausstieg/ Abbruch beginnen.

und letztlich muss man c) genau überlegen wie, wann und mit wem der Ausstieg bzw der Kontaktabbruch passieren kann.
Hier ist es fundamental, dass der Klient den Weg bestimmt- nicht der Helfer! Um diese Aufgabe zu schaffen braucht es ein Maß an Selbsttrost, Selbstfürsorge, Mut und innerer Kraft, dass von aussen nicht “reingeschüttet werden kann”. Es braucht ein sicheres, starkes, flexibles, soziales Netz und: Gewaltfreiheit als erstrebenswertes (und auch “den Schmerz wertes”) Ziel.

Wir haben inzwischen einige Therapeuten kennengelernt und damit einige verschiedene Herangehensweisen.

Es gab eine Therapeutin, die sich wie eine Löwin vor uns stellte und Menschen aus unseren Zusammenhängen auf den Kopf zu sagte, dass sie den Kontakt verhindert, weil sie erkannt hat, dass sie Täter an uns geworden sind und wir nicht in der Lage waren uns allein vor ihnen zu schützen. Gut- damals waren wir noch minderjährig und waren allgemein eher überfordert mit dem, was hinter unseren Problemen stand. Aber es gibt auch Therapeuten, die sowas machen, wenn der Klient erwachsen ist. In so einem Fall handelt der Therapeut nur nach aussen hilfreich. Sowas wirkt in der Regel wie ein Stück Brotpapier: durchscheinend und nur einmal nutzbar, denn der Rücken der hier breit gemacht wird ist der der Therapeutin- nicht der des Menschen der sich um seinen Schutz bemühen muss. (Ich lasse hier jetzt einfach mal noch die div. Abhängigkeiten und Übertragungen raus die mit sowas einher gehen- es  gibt nämlich oft genug auch “Innenpersonen”, die so einem Therapeuten derartig dankbar sind, dass sie sich bis aufs Äusserste ans Messer liefern würden um so eine Aktion zu vergelten. Oder diejenigen, die das mal so gar nicht wie die Therapeutin sehen…) Hier will der Therapeut in erster Linie (vielleicht auch nur sich selbst) zeigen, dass er nicht hilflos ist und sich wehren kann und seinen Klienten “retten/schützen/bewahren” kann.

Dann gibts noch die: “Sie müssen da sofort raus, sonst…(Therapieende, Beziehungsende, Lebensende…)”- Leute. Ende Ende Ende “Oh Himmel! Wir werden alle steeeerben!!!! Die Welt wird untergehen und wir werden alle nicht mehr sein.”

Sowas finde ich persönlich immer etwas albern und dumm. Natürlich ist Gewalt schlimm. Gewalt zerstört, prägt und krankt. Aber: sie ist überlebbar. Es fühlt sich nie so an. Es dauert immer endlos (im Gefühl). Es ist immer verheerend und schrecklich. Aber: sie wurde überlebt und sie wird es von vielen in der Phase noch immer überlebt. Manchmal muss man das Geschehen so runterbrechen auf diesen einen Satz, sonst wird man noch verrückt von der Angst dieser Leute. Ich weiß nicht wie sich bei manchen Menschen so eine überschießende Panik entwickelt.  (Obwohl naja: alle Therapeuten/ Helfer, die ich mal kennenlernte und die so waren, hatten selbst teils erhebliche eigene Traumata erlebt oder waren allgemein immer total schnell eine “Einheit mit uns” (hatten also im Punkt der professionellen Distanz komplett versagt). Auf jeden Fall vergessen diese Menschen immer eines: nämlich dass es sich bei ihrem Klienten um ein Wesen mit eigenem Denk- und Handlungspotenzial handelt. Dass es Ressourcen gibt. Dass es eine Eigenverantwortlichkeit gibt. Dass diese Klienten leben und dass sie überhaupt zur Therapie/Begleitung erscheinen! (Ich verstehe nicht wie sowas vergessen werden kann: Wie kann der  wohl größte/ “frevelhafteste”/ mutigste/ schonungsloseste/ eigenverantwortlichste Schritt den der Multiple bis zu dem Zeitpunkt jemals gemacht hat- nämlich den sich Hilfe zu holen, obwohl er nie Hilfe erhalten hat (also ein Verhalten, dass sich bis dato nie als “richtig” oder (mit angenehmer) Konsequenz beladen erwiesen hat), einfach vergessen werden? Wie passiert es, dass diese Tatsache nicht erstmal in aller Ruhe gewürdigt und als positive Ressource “festgetackert” wird?

Meiner Meinung nach, schürt so ein Verhalten von Helfern grundsätzlich die Abhängigkeit des Klienten und untergräbt bzw verhindert von vornherein die Entwicklung des “Für sich selbst eintreten”-Könnens. Wir haben uns phasenweise auch total auf solchen Menschen ausgeruht (teils erwische ich sogar nachwievor “Innenpersonen” die das tun bzw. zu tun gedenken). Aber sowas macht klein (“Ich bin zu klein/ zu schwach/ zu ohnmächtig/ zu hilflos/ zu krank, um XY zu tun”- das ist ein Phrasencocktail von früher: “Ich bin zu klein um mich zu wehren”; “Ich bin zu schwach um zu schreihen”; “Ich bin ohnmächtig und kann gar nichts tun”; “Ich bin hilflos und kann nichts ändern”; “Ich bin zu krank um ein Opfer zu sein (ich bin schon immer so) “ Das sind innere Wahrheiten, die nichts in der Gegenwart zu suchen haben- Helfer ganz allgemein, sollten ihre Klienten in der Trennung von Früher und Heute unterstützen- nicht ihnen das Gefühl geben, dass diese Wahrheiten nachwievor gelten (müssen- sonst wäre es ja nicht so wie es ist).

Die nächste Variante der Ausstiegsbegleitung ist das Vorgehen nach Lehrbuch. (Wobei- ich mir nicht vorstellen kann, dass das was ich gleich beschreibe wirklich irgendwo genau so steht).     Kein Telefon, kein Handy, kein Internet, keine Post, keine eigene Wohnung, kein eigenes Konto, ausschliesslich eigenes Eigentum (also keine Geschenke oder so) keine Kontakte ausser therapeutisch wertvolle; dann klappt das schon mit dem Ausstieg.

Über sowas kann man eigentlich mal herzlich lachen. So ein Vorgehen ist lebensfern und abhängigkeitsschürend. Es kann hilfreich sein abgeschottet zu sein, wenn massives Stalking, offene Bedrohnung und direkte Gefährdung von Leib und Leben vorliegen. Logisch. Als ERSTLÖSUNG kann es wirklich gut sein, sich erstmal zu fangen, zu sortieren (evtl. mit dem Therapeuten) und Boden unter die Füße zu bekommen. Daran gibts nichts zu rütteln. Aber: es gibt Menschen, die meinen für Menschen aus dem organisierten Verbrechen oder sadistischen Gruppierungen sei dies die einzig wahre Möglichkeit einen Abbruch bzw. Ausstieg durchzuhalten und zu schaffen. (Quasi das Eremitendasein als einzige Möglichkeit sich zu befreien)

Wir haben so eine Phase gehabt. Wir lebten bei einer Freundin und hatten nichts eigenes mehr. Weder mussten wir uns um die Lebenssituation noch um die Seelensituation kümmern. Für 2 Wochen war das wirklich gut und hilfreich. Wir hatten keine sichere Alternative woanders- aber gesucht haben wir auch keine. Nach den 2 Wochen kam die große Depression. So umfassend, dass sogar kleinste körperliche Bewegungen Schmerzen auslösten. Eine weitere Fessel an die Abhängigkeit.
Als es aufwärts ging (nach 4 oder 5 Monaten) waren wir soweit, dass wir uns der Freundin in genau der gleichen Art und Weise verpflichtet fühlten wie den Tätern. Und das bedeutet: auf Gedeih und Verderb.

Nun hatten wir das Glück, dass unsere Freundin nicht doof ist und niemals in irgendeiner Form von unserem Leid profitiert hat. Dass sie einfach nur nicht weggucken wollte. Aber wir hätten auch Pech haben können und uns an jemand anderen binden können. Wo würden wir dann heute stehen? Wir wären eine Art Haustier mit nichts anderem als Lebensrealität als dem was in der Wohnung bzw. im direkten Umfeld selbiger möglich ist. Und vermutlich würde unsere Freundin inzwischen ausgebrannt und unglücklich sein.  Der Preis der Freiheit? Mit nichten!

Das Coole an Freiheit ist, dass sie kostenlos sein muss um als solche zu gelten.

Die letzte Möglichkeit für äussere Sicherheit (durch Kontaktabbruch/ Ausstieg) zu sorgen ist auch die, die uns bisher am Besten geholfen hat, da sie umfassend ist.
Langsam, rational begründet, allein auf uns und unsere Fähigkeiten aufbauend und flexibel.

Es gab bei uns eine Zwinge aus äusseren und inneren Faktoren die immer wieder zu Täterkontakten führten. Da wir einige äussere Faktoren nicht ändern konnten (Ämter bzw. die gesetzlichen Regelungen drum rum und die direkte Abhängigkeit von staatlichen Leistungen etwa) war klar, dass der veränderbare Schenkel dieser Zwinge nur wir selbst sein können.

Wir haben nach dem direkten Akt der Verfügbarkeitsverweigerung gegenüber der Täterschaft alles an Stabilierungsangeboten angenohmmen was sich uns bot. Von Klinikaufenthalten bis Beratungs/Stabilisierungsgesprächen in Beratungsstellen, einer psychotherapeutischen Begleitung und natürlich auch der Freundschaft zu zwei Menschen in unserem Umfeld. Wir haben uns versteckt, wurden entdeckt, haben uns versteckt, wurden entdeckt…. etc Bis wir wirtschaftlich am Ende waren und einfach auch klar wurde: Hallo- die bringen uns dazu immer wieder zu ihnen zu kommen- wir verhalten uns wie Marionetten, dabei gibt es keinen Hinweis darauf, dass auch nur eine der Drohungen wahrgemacht wird bzw wahr gemacht werden kann ohne “aufzufliegen”. Irgenwann drang diese Information zu genug von uns durch, dass wir aufhörten uns zu verstecken, zu verkriechen, Verantwortung bzw Versorgung von Schutzbedürfnissen auf andere zu übertragen. Wir hatten endlich bemerkt, dass wir uns durch die Angst anderer (“Die könnten euch überall kriegen”), völlig irrational zu verhalten begannen. Natürlich fuhren wir auch folgende Schleife: “Ja wenn sie uns überall kriegen können, dann gibt es gar keine Sicherheit- wir sind ausgeliefert für immer!”

Quatsch! Ja: es gibt nie 100%ige Sicherheit. Ja: Man kann immer gefunden werden aber Nein: Deshalb ist man aber nicht (schutzlos) ausgeliefert (wie früher)!

Wir sind inzwischen an einem Punkt an dem wir sagen: Es ist egal wie oft und in welcher Form Täter mit uns Kontakt aufnehmen- wichtig für unseren Schutz ist nicht, wie wir uns fühlen, sondern wie wir uns verhalten! Egal wie verunsichert wir sind, egal wie groß der Drang (eingefolterte Zwang), der Wunsch oder die Liebe zu den Tätern ist: das was zählt ist, wie wir handeln. (Natürlich spielt hier eins ins andere rein und so strikt wie die Trennung nun bei uns ist, war sie früher auch nie. Und ganz sicher ist das nicht der Topf am Ende des Regenbogens!). Wir haben noch nie mit täterloyalen Anteilen arbeiten können. Das war bisher nicht möglich und ich denke im Moment ist es auch genau gut so. Mit diesen Impulsen umzugehen erfordert denke ich sehr viel mehr inneren Zusammenhalt und der hat sich bei uns erst in den letzten paar Jahren entwickelt. Irgendwann werden wir es sicher aushalten können zu sehen, was geschehen ist und irgendwann werden wir sicher auch aus dem rational wahrgenohmmenen “XY ist ein Täter” ein gefühltes und angenohmmenes “XY ist ein Täter- ganz echt und wirklich” machen können.

Aber das steht für uns nicht an erster Stelle (was manche Therapeuten ganz fürchterlich finden- doch wie gesagt: Der Klient muss bestimmen was wieso und wann angegangen wird. Es bringt nichts wenn der Therapeut sehr viel (naürlich verständliche, nachvollziehbare und berechtigte) Angst hat, diese auf seinen Klienten überträgt und dieser versucht eine (aber nicht seine!) empfundene Angst zu beschwichtigen (zum Beispiel mit div. “Ausstiegsmanövern”)- aber mit den Folgen (z.B. massiven Suizidimpulsen, Panikattacken, Schlaflosigkeit etc.) nicht auch allein zurecht kommen kann. Die Therapie der Wahl bei Multiplen ist die ambulante Psychotherapie- wenn der Klient aber von Krise zu Krise taumelt, kann der Therapeut ihn nicht mehr auffangen. Die Arbeitsbeziehung leidet (“Meine Klientin saugt mich aus”; “Mein Therapeut hilft mir gar nicht“ (mehr)” ) und wo endet so eine Schose im Allgemeinen? Für beide nicht im Bereich des Befriedigenden. (Wir haben uns am Ende von sowas in der Intensivstation wiedergefunden- die Helferin musste sich wegen Burn Out in Behandlung begeben).

Anerkennen, nachdenken, hinfühlen und dann geplant und kleinschrittig handeln (lassen)- das war das was geholfen hat. Wir haben Freunde, die auch die Täter anerkennen- sich aber nicht einschüchtern lassen, haben therapeutischen Kontakt, der das genauso handhabt und haben so die Möglichkeit genau diese Einstellung bei uns selbst zu verfestigen.

Wir hatten immer als grundsätzliches Ziel, dass wir wissen wollen wie “Leben geht”. Nicht: “endlich Ruhe (vor Symptomen, Ängsten, der eigenen Geschichte) haben”. Entsprechend waren die Therapieziele eher die Integration von Alltags”personen” um am Leben mit anderen (unbelasteten) Menschen überhaupt erstmal teilnehmen zu können (und nicht permanent wie ein Kaninchen vor der Schlange zu hocken z.B. wenn einfach nur ein Passant nach der Uhrzeit fragt, die Kassiererin im Supermarkt den Lebensmittelpreis sagt, die Straßenbahn voll ist, der Lehrer jemanden an die Tafel bittet…).

Dieses Ziel hätten wir auch mit noch bestehendem Täterkontakt erreichen können. Aber so wie wir es jetzt gelöst haben ist es perfekt- für uns! Es ist innen klar, dass es kein Zurück mehr gibt- das warum, wieso, weshalb; das tiefe Gefühls-Identitätschaos dazu wird seinen Platz bekommen- aber erst wenn wir es auch komplett (er)tragen können.
Bei all dem haben uns immer mehr die Helfer und Therapeuten geholfen, die nicht retten wollen, sondern begleiten und damit helfen.

Ein paar Hinweise für Betroffene, die sich durch Ämterdschungel, emotionale Abhängigkeit, ökonomische Abhängigkeit, physische und psychische Abhängigkeiten nicht in der Lage sehen “einfach zu gehen”:

Es gibt den “weißen Ring e.V.” der Opfern von Kriminalität hilft- auf verschiedene Art und Weise. Dazu gibt es in fast jeder Stadt eine (psychologische) Frauenberatungsstelle. Hilfreich kann ein Gespräch mit einem Mitarbeiter schon allein deshalb sein, weil man sich schon damit signalisiert: “Ich kümmere mich jetzt um mich.” Völlig gleich ob dann direkt eine lebensverändernde Wende erreicht werden kann oder nicht: Irgendwo innen bemerkt irgendjemand oder irgendwas, dass sich gekümmert wird.

Anrufen, hingehen, gucken wie es sich anfühlt.
Erwarte keine Retter- erwarte Begleiter!

Weiterhin kann es hilfreich sein sich mit den Statuten rund um Hartz4, Integrations- und Eingliederungshilfen auseinander zu setzen. Oft genug wird der Datenschutz verletzt, Antragssteller beim Jobcenter auf Abläufe verwiesen, die in akuten Notsituationen nicht angezeigt sind (z.B. kann ein Antrag auf Hartz4 bzw. die Gründung einer eigenen Bedarfsgemeinschaft nach Trennung vom gewaltätigen Ehemann mündlich bzw. formlos und sogar ohne Termin erfolgen und entsprechend auch zügig eine Einmalzahlung zur Sicherung des Lebensunterhaltes) oder auch Hilfen nur gezahlt wenn eine Bindung zu dem Ort in dem man zur Zeit des Antrags lebt bestehen bleibt. Man braucht für diese Dinge wirklich starke Nerven und die hat man schlicht nicht immer. Ein Gang über eine gesetzliche Betreuung oder die Zusammenarbeit mit einem SozialARBEITER (keine Sozialpädagogen!) oder auch einem Sozialverband lohnt sich also immer. (Wir kennen sogar jemanden der mal sagte: „Teils war ich richtig dankbar einen Widerspruch nach dem anderen verfassen zu müssen und dem Amt so richtig in den Arsch treten zu müssen- es war ein guter Einstieg erstmal gegen das Amt zu rebellieren. Statt gleich mit den Tätern zu beginnen“)

Ich wünsche allen die heute noch Gewalt erleben müssen ihren persönlichen Moment. Den Moment in dem die Erkenntnis: “Das will ich nicht mehr!”, das erste Mal aufblinken und sich aufmachen kann von etwas in ihnen genährt zu werden. Um letztlich zu einer Kraft zu werden, die über viele emotionale Täler hinwegtragen kann.

Bis zu diesem super coolen Sonderangebot, dass es kostenlos und überall auf dieser Welt geben kann:

Freiheit