und dann, aber … und …

Verstehen3In 3 Tagen, da halte ich einen Vortrag und in 4 Tagen, da hab ich Therapie.
In einer Stunde spreche ich mit neuen Menschen über die Anforderungen an Hundesitter_Innen, die NakNak* mitbringt, weil sich plötzlich doch eine Möglichkeit ergibt, dass wir zum Inklusionskongress fahren können.
Kurz nach der Fahrt in 6 Tagen zu den Menschen und dem Konzert in Berlin, auf das ich mich schon so lange freue. Und mein Innenleben in weiten Teilen auch.

Ich bin so froh, dass ich mich nicht so viel ertragen muss und gleichzeitig merke ich, dass ich auf Felgen fahre.
Mit Vollgas einen Berg runter.

Aber…

Vor einem Jahr, da hätte ich mir so ein Programm gewünscht.
Und jetzt bin ich in Trauer, bin ich im Umbruch, reiße ich an mir herum und habe einen Tagesablauf, der einen unaufhörlichen Schaffensstrom darstellt und nur von Hunderunden, Twitter- und Candy Crushpausen unterbrochen wird.
Und von Schlaf. Wenn ich denn schlafe.

Manchmal schreibe ich auch Briefe und Emails, die ich dann doch nie wegschicke, weil sie mir falsch und übergriffig oder jammernd und über-fordernd klingen.

Viel hat sich in den 3 Tagen Lübeck hochgedrückt und bahnt sich seinen kantigen Rundweg am Tagesdenken entlang.

Ich habe gerade meine Vortragsvorbereitung unterbrochen, weil mein Kopfinneres nicht damit aufhört, mir von schräg hinten links nach vorne reinzurufen: “Mach’s nicht so übernormal – erheb’s nicht so – es sind übliche Muster – denk an S. und H. “
und dann denke ich an S. und H. und erinnere mich an die Angst, die sich inzwischen aufgebaut hat, sie irgendwann nochmal zu sehen.  Trauer und Angst – ich bin doch echt gestört.

Und dann denke ich an die Angst, die ich vor dem Wieder-sehen anderer Menschen habe.
Nächstes Jahr im Februar. Oder wann anders.

Und dann muss ich aufhören irgendwas vorzubereiten, weil ich steif geworfen bin und meine Hand die zwölfte Seite “mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm” angefangen hat, ohne dass ich es merkte.

Morgen, da treffe ich unsere neue gesetzliche Betreuerin.
Hurra hurra – Mai Juni Juli August September Oktober November. Just for the record.
Nein, ich hab’s nicht auch toll alleine hingekriegt.

Ich will meine “Akte” und meine Ordner mitnehmen und weiß nicht einmal, ob ich das tragen kann. Und ganz eigentlich habe ich schon längst vergessen, was ich eigentlich brauche. Oder verdrängt oder verdisst. Oder ach, vergessen, es nicht zu vergessen und dann doch vergessen. Wie das so ist.
Zum Glück bin ich ja nicht ganz dicht und irgendwo liegt eine Liste herum. Selbst wenn meine Welt kokelt und flammt, tropfen noch regelmäßig Listen aus mir raus.

Morgen Abend da hören wir eine Lesung und vielleicht gibt’s Kuchen.
Jetzt gleich gibt’s auch Kuchen. Hoffentlich. Immerhin ist der Treffpunkt für das Hundesitter_Innencasting ein Café und es ist Sonntag und 15 Uhr ist Kaffee- und Kuchenzeit.
Kartoffelkultur galore.

Und jetzt ich denke an Chanukka.
Das ist ja auch bald.

Ein bisschen mehr Licht.
Ich glaub, das fänd ich sehr schön.

vom Glück keinen Darktwitteraccount zu haben

Schnecki1 Heute gibt es auf Kleinerdrei einen Artikel zum sogenannten Darktwitter.
Neben allen Spaltungprozessen sozialer Interaktion, die anhand des Internet bzw. der Kommunikation darüber, an diesem Nutzungsverhalten wunderbar illustriert werden können, tauchte mir gerade die Frage auf, was es eigentlich sagt, wenn so eine Nutzung als “besonders sicher” gelabelt ist.

So sicher, dass besonders nahe, schmerzliche, persönliche, private Erlebnisse und Erfahrungen ausschließlich in diesem Setting geteilt und getauscht werden.
Dass das passiert, ist in meinen Überlegungen als völlig selbstverständliche Grundlage menschlicher Kommunikation abgelegt. Natürlich teile ich nicht mit jedem alles. Natürlich twittere ich nicht mit Menschen, die mich verachten.

Spannend wird es für mich an dem Punkt, an dem klar ist: “Ich will etwas teilen, dass mich anders auf dich wirken lässt- schnell mal ins Darktwitter reingeben, denn woanders ist das nicht sicher.”
Und ich frage mich: “Wieso habe ich denn keinen Darktwitteraccount?”

Und bing- plötzlich ist mir klar: Ich habe überhaupt keinen Grund dazu.
Ich habe keine Reichweite und damit einhergehend einen Ruf/ ein Image, wie zum Beispiel die AutorInnen von Kleinerdrei oder auch UserInnen, die so kontroverse Nachrichten verschicken bzw. teilen, dass sich früher oder später ein Account, in dem man nicht permanent angegangen wird, einfach als nötig erweist.
Ich habe weder analog noch digital ein Netzwerk, das sich so spalten lässt.

Darktwitter ist ein Privilgiensicherungswerkzeug.
Du bewahrst dir deinen Ruf, deine Reichweite, deine FollowerInnen, wenn du bestimmte Dinge einfach nicht in denen AktivistInnenaccount reinschreibst. Dein Profil bleibt unangetastet. Du bestimmst, wer ein rundes Bild von dir bekommt und wer nicht.
Schwierig, oder naja, ich sage mal besser: einen faden Beigeschmack macht es mir schon, zu wissen: “Jo, du kriegst hier ne Show geboten, weil das hier alles nur die öffentlichen Accounts sind, denen du folgst.”.

Ich weiß nicht, ob solche Performances ein kommunikationsimmanenter Teil sozialer Interaktion sind. Vielleicht ist das so und muss akzeptiert werden, um anderen Menschen Raum zu lassen, sich innerhalb ihrer Grenzen (der Komfortzone) frei bewegen zu können. Das ist ja etwas, dass ich auch möchte.
Der Punkt ist, dass ich keinen Showaccount habe und es als Fragmentierung meiner Selbst erleben würde, hätte ich nebenbei einen.

Ich habe einen Account der geschützt ist. Am Anfang dachte ich, dass es einer werden könnte, in dem ich meinen Hund zeige, mich zeige, mehr von dem teile, worüber ich weder hier schreibe noch mit den FollowerInnen, die ich nicht analog kenne, teilen will.
Tja. Bis auf Hundefotos läuft auf dem Ding nichts. Es ist unnötig für mich und eigentlich mehr schmerzhaft, als entlastend oder schön.
Einfach, weil es mir (neben meinem kleinen Radius der näheren Interaktionen) auch zeigt, dass meine Nutzung der Kommunikationsmittel Twitter, Facebook etc. ziemlich genau nur um das kreisen, was ich ins Internet hineinschreibe. Nicht, was ich lebe.
Natürlich bedingt das Eine das Andere und eine absolute Aussage ist hier nicht zu treffen, es zeigt aber deutlich welche Privilegien eben doch auch an das ach so offene, freie Internet gebunden sind bzw. sein können und auch sein müssen, bis Darktwitter, Darkfacebook, Darknet allgemein einen Sinn für die jeweiligen NutzerInnen ergibt.

Irgendwie,
jetzt, wo ich diesen Gedanken so ausformuliert habe, verstehe ich diesen Schlag an mich heran besser.

Vielleicht ist es auch etwas, was ganz normal und zwangläufig passiert, wenn man sich über die jeweiligen Intensionen hinter der Art, wie und womit Menschen miteinander kommunizieren, austauscht.
Ich glotze in Kleinerdrei hinein und sehe eine Welt, die auf so vielen Ebenen fern von mir ist und, trotz aller “Phhs!” und “Achs!” immer doch irgendwie vielleicht eventuell das Leben als junge Erwachsene abbilden könnte, dass ich auch leben würde, wäre ich nicht in diesem Leben drin, in dem ich jetzt nun einmal bin.
Wie ich darüber vergessen kann, dass solche Leben auch andere Nutzungsverhalten mit sich bringen, ist dann wieder einer meiner blinden Flecke, doch das Autsch bleibt natürlich nicht aus.

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die Twitter nutzen und eine Performance abliefern. Für mich sind das halt alles keine sinnentleerten Klicks, Zeichen und “eigentlich total egal, weil das “echte”/ “richtige”/ “wichtige” eh woanders bleibt.
Ich nehme mein Handy in die Hand und habe die ganze Zeit bewusst, dass ich über Twitter zu anderen Menschen spreche. Menschen anspreche. Was ich nicht anspreche und teile, das ist eben mein (sogar vor mir oft) unsichtbares Sein ohne Form und Farbe, das sich erst von “wabernd” zu “Sprache” zu “Wort” und “mit-teilbar” evolutionieren muss.

Vielleicht ist das mein Fehler zu denken, dass “man nun mal so mit Menschen übers Internet redet, wie man es auch analog/direkt tut bzw. tun muss”.
Vielleicht ist es aber auch mein kleines Privileg und Glück, dass ich es mir leisten kann, in meinem öffentlichen Twitteraccount genauso zu agieren, wie ich auch analog/direkt agiere (wenn ich denn besagte innere Evolutionskette durchlebt habe)
Zumindest so lange mir niemand mit eindeutiger Gewaltintension begegnet.

Twitter hat zwar die Block- und auch die Mutefunktion eingeführt bzw. verbessert, letztlich drohen, hetzen, verletzen und stalken noch immer die gleichen GewalttäterInnen* wie vor einem Jahr über Twitter hinter vielen UserInnen* meiner Timeline her.
Weil diese Menschen eben nicht, wie in allen anderen Kontexten der sozialen Interaktion bzw. Kommunikation behandelt werden, agieren die von Gewalt bedrohten UserInnen auch nicht, wie in allen anderen Kontexten und allein das bringt Darktwitter in seine Sonderposition:
Es ist die gleiche Unfähigkeit Gewalt aus dem Miteinander herauszuhalten, wie überall sonst.

So bleibt mir der Punkt der Dankbarkeit davon soweit verschont zu sein, dass mir bisher die Block- und Mutefunktion gereicht hat, um weder in die dunklen Ecken des Netzes kriechen, noch meine Kommunikation übers Internet so weit zerpflücken, wie ich es in mir selbst bin, zu müssen.

der Abschied

Wiesenblümchen Der Duft von Kaffee wickelt sich um den Morgen.
Kaffee für zwei an einem Morgen an dem Wolken, wie Schlagsahnetupfen auf einer Glasplatte, über sie hinweg gleiten und ihr Auto mit den letzten Umzugskartons vor dem Haus parkt.

Sie hält die Tasse in zwei Händen und betrachtet die, auf allen freien Flächen verteilten, Bilder.
Wird beobachtet.

“Willst du weitermachen?”, sie legt den Kopf auf der Schulter ab und wiegt sich leicht.

Wässrige Stille leckt über ihre Häute.
Perlt und tropft an ihnen herab.

“Wir haben noch nie zusammen gemalt…”, sie streicht sich das Haar aus dem Gesicht.
“Da ist so viel, das wir noch nie zusammen gemacht haben.”.

Ein Seufzen schliddert durch den Raum.
Sie greift nach einem Bogen Papier und setzt sich in das Rund aus Tuben, Stiften, Kreiden, Pinseln, Bürsten und Stoffen. Die Sonne lehnt sich an ihren Rücken.
“Komm.”.

Sie schaut. “Echt?”
Sie lacht und breitet sich aus, öffnet Arme und Schoß für sie.
“Komm.”

Da sind die Schlieren der letzten gemeinsamen Nacht.
Die Wärme aus Menschlichkeit und Nähe.
Das feine Stauben von Kreiden und die kühle Feuchte von Acryl.
Leuchtend mit den Sinnen tanzend.

Vier Hände, die durch Farben wabern.
Finger, die sich in Linien, Punkten, Klecksen, Kreiseln treffen.
Greifen, drücken, tasten, kratzen, schaben, tippen, schieben, streichen, wischen, pressen, schmieren.

Es ist ein Abschied in bunt.
Maßlos. Sinnlich.
Fast betäubend orgiastisch.

Laut in aller Stille.

wenn ich Zeit als “verloren” empfinde

BlattimBach Da ist diese Formulierung “Zeit verlieren”.
Ich stelle mir vor, wie jemand an einer Quelle steht. Die Zeit, wie Quecksilber, in seine Hände sprudeln und durch die Finger rinnen lässt.
Sie verliert. Irgendwie ungenutzt und gelebt.

Ich habe noch nie Zeit verloren.
Worüber ich aber immer wieder stolpere, ist das Fehlen ihres Seins in meinem Bewusstsein.

Ich weiß, dass ich einen Therapietermin hatte und da war.
In dem Büro, das jedes Mal irgendwie anders aussieht und doch gleich. Das Aufzählen aller Verrückungen und auch das Rumkartoffeln über die eine, unordentlich über den Vasenrand baumelnde, Tulpe- ich weiß, ich habe das gelebt. Die Blumen waren rot und gelb- nächstes Mal wird die Farbe anders sein. Aber Blumen werden wieder dort stehen.
Ich habe die Zeit in diesem Raum nicht wirklich verloren. Sie war da und schwappte in meinen Händen.
Aber sie berührte mich nicht.

“Wie ist es Ihnen mit der letzten Stunde ergangen?”
Knurren, Fauchen, brodelnde Hitze, kurze Schattenbilder an Dinge, die im Dunkelbunten wabern.
Ein Kind, das Händchen hält.
“Schicken Sie mir mal dies und das.”.

Das Gefühl, dass alles okay ist.
Lächeln, atmen, schlucken, witzeln, gehen.

Im Wanken durch die Stadt merken: “Wart mal – was?!”.

Und dann das Schwimmen.
Das in den Zeitfluss hineinspringen und so schnell es geht, den gerade noch obenauf treibenden Fetzen, nachhechten. Atmen, Luft anhalten, hineingehen. Missachten, was dort unsichtbar über die Füße glibbert, was links und rechts streift, sich organisch anfühlt und doch nie genug greifbare Konsistenz hat, es herauszuheben und mit dem Kopf in den Wolken zu betrachten.

Und dann irgendwann, beruhige ich mich.
Erinnere mich daran, jetzt nicht “ach egal” zu denken. Das ist, als würde ich die Fetzen gleich wieder in den Fluss werfen.
Ich schreibe es auf und warte.

Ich achte darauf, wie sich die Zeit in meinen Händen anfühlt, während ich mit NakNak* und Sieglinde im Wald herumtorkle, mich über große Schnecken freuekle und irgendwie doch alles okay ist. Nur ab und an wischt etwas durch mich hindurch und ich betrachte meine Hände beim Schreiben.

Das ist als würden die längst vergangenen Tröpfchen Zeit auf mich herunter nieseln und sich zwischen die von mir geborgenen Fetzen legen. Manchmal entstehen so Ahnungen und Bilder, immer aber ist da das Gefühl, dass es Arbeit ist, sich das Gestern, Vorhin, Heute und Jetzt anzueignen.
Nicht zu finden, nicht zurück zu erobern. Nur, zur eigenen… selbst gelebten Zeit zu machen. Manchmal auch: überhaupt erst echt, begreifbar und sortierbar zu machen.

Was ich verliere, ist nicht die Zeit. Es ist die Möglichkeit zum Eingreifen, zur Gestaltung, zum in mich einbringen, die verloren geht.
Es ist die Kontrolle, die fehlt.
Nicht nur über mich und den Lauf der Dinge, das Sprudeln dieser Zeitquelle, sondern auch über meine Außenwirkung.

Ich könnte sagen: “Tschuldigung- ich war letztens nicht ganz ich selbst”; könnte Vermeidungstänze mit vielen glitzernden Schleifen aufführen; könnte mich zusammenziehen und zu einem Bündel aus Antennen für die Signale des Gegenübers werden lassen. Aber die Möglichkeit den ersten, zweiten… irgendwannsten Eindruck von mir als Einsmensch irgendwie so hinzudrehen, dass ich als “in Ordnung” wahrgenommen werde – die ist vielleicht – vielleicht aber auch nicht –  weg.
Ich erfahre darüber immer erst später etwas. Bis dahin muss ich schwimmen, vertropfschmelzen lassen, ahnen, Bilder betrachten, das Hallen der Worte von meinem Ohr in meinen Mund wandern lassen und spüren, ob sie vertraut schmecken.

Amnesie, das ist so ein umfassender Begriff.
Lange suchte ich nach schwarzen Löchern in meinem Wahrnehmungsuniversum. Ich dachte, dass ich einen löchrigen Verlauf sehen müsste. Oder, wie im Film, sagen können müsste: “Ich erinnere mich nicht.” Tatsächlich sage ich immer: “Ach, keine Ahnung” oder “ich weiß nicht” und drücke damit eigentlich mehr meine Unsicherheit darüber, ob das, was ich wahrnehme, überhaupt stimmt, aus.
Es wäre gelogen zu sagen, dass ich mich nicht erinnere. Aber es wäre auch eine Lüge zu sagen, ich wäre total bewusst um alles.

Ich denke darüber nach, warum mir die Formulierung des Zeit verlierens trotzdem so nah kommt.
Ich spüre Verlust und muss mich bemühen, darüber nicht auch noch meinen Kopf rollen zu lassen, wie eine unordentliche Kugel in einem Bowlingcenter.

Ich finde Menschen unheimlich und gefährlich.
Menschen lügen und wenn ich nicht weiß, wie die Umstände wirklich sind- wenn ich mir nicht wenigstens sicher darüber bin, wie sie ganz subjektiv für mich sind – dann bin ich abhängig von ihnen.
Das ist ein Gefühl von gleichsam umfassender Ohnmacht, wie vor dem Fließen der Zeit durch mich hindurch, das mich mal mitnimmt und mal nur umspült und manchmal auch nur anhaucht oder in feine Netze wickelt.
Niemand merkt mir das an und so soll es auch sein. Ich bin keine zarte eher ätherisch waberige ungreifbare Multiple. You know: Modell “Huschi muss erst mal vorgelockt werden, um Vertrauen zu fassen”. Ich bin eine von denen, bei der man Angst und Misstrauen nicht merkt, gerade weil sie die Klappe aufmacht und so tut als gäbe es nichts zu fürchten. Ich bin so laut, dass man das, was ich eben nie sage, auch nicht vermisst, wenn man nicht danach sucht.
Was ich kann ist, immer wieder so zu tun, als würde ich nie um Verluste an Sicherheitsgefühlen und Kontrolle trauern, wenn ich merke, dass ich andere Menschen brauche, um mir ein Bild aus der Zeit zu machen.

Manchmal noch kommt es, dass wir uns in unsere Nussschale setzen und auf dem Zeitstrom einfach nur so herumtreiben.
Dann, so mittendrin und ganz alleine, spüre ich keine Verluste, keine Abhängigkeiten. Dann geht es mir gut.
Auch dann erlebe ich es, dass ich nach einer Aktivität kurz innehalte und mich frage: “Warte mal…- was?!” aber es ist dann egal. Ich muss mich dann nicht anstrengen, weil ich nicht entsprechen muss. Weil dann, wenn wir so treiben, auch keine Menschen da sind, die irgendwie… nun ja, das ist jetzt einfach ausgedrückt : “machen”, dass ich an mir vorbei gezogene Zeit als verlustig empfinde.

Am Ende meiner Gedanken bemerke ich, dass viele Formulierungen ein Wurzelende in dem ewigen Kampf um Anpassung an das Außen haben und frage mich, wie wichtig das für uns wirklich ist.
Und plötzlich finde ich mich im Reigen der Selbstzerpflückung und frage mich, wie viel von mir eigentlich da ist, weil es eben da ist und nicht, weil es irgendwann mal wichtig wurde zu haben, damit das Außen mich nicht umbringt.

Und das alles nur, weil… naja, weil ich nicht glauben kann, dass in der Therapiestunde wirklich alles so okay lief, wie es die Therapeutin ausgestrahlt hat.
Wäre dem so, würde ich mich nicht abhängig fühlen. Wäre dem so, dann wäre es nicht wichtig allen letzten Fetzen nachzuspringen. Wäre dem so, dann wäre das ja auch total okay in meiner kleinen Nussschale herum zu treiben und es gäbe wirklich keinen Grund vor irgendetwas Angst zu haben, was diesen kleinen Rahmen betrifft.

Ich tus aber nicht.
Menschen sind die gefährlichsten Tiere auf diesem Planeten.
Und manchmal ist die eigene Wahrheit die letzte Waffe, die man hat, um sich selbst zu verteidigen.

unspeakable inhumanity ~ strukturelle Gewalt

OLYMPUS DIGITAL CAMERAda war sie wieder: die Begrifflichkeit „unspeakable inhumanity“
Ich kenne sie. Nutze sie aber nicht. Zumindest nicht so.
Als ich mich mit dem Überleben und den Überlebenden der Shoa auseinandersetzte und dann irgendwann bei einem der vielen amerikanischen „researchprojects“ wiederfand, stolperte ich auch schon über diese Formulierung.

Diese Begrifflichkeit verbindet zwei Dinge miteinander, die im großen Rhizom um die Fragestellungen, die Gewalt an uns als Menschheit stellt, immer wieder auftauchen.
Zum einen die Frage nach der eigenen Menschlichkeit-der Menschlichkeit als solcher, die, meiner Meinung nach, noch immer nicht klar definiert ist und zum Anderen, die nach der Sprache und ihrem Fassungsvermögen, als Transportmittel zum Begreifen innerhalb menschlicher Fähigkeiten zu ebenjenem.

Gäbe es so etwas, wie „unspeakable inhumanity“, wüssten wir* nichts davon, denn Unsagbares, kann nicht vermittelt werden.
Gäbe es so etwas, wie „inhumanity“ also Unmenschlichkeit, als Option eines direkten Handelns als Mensch, dann müssten wir Menschen entweder unsere Selbstbezeichnung verändern, oder anerkennen, dass wir uns eigenständig aus unserer genetischen Struktur herausbegeben können, wie transmorphe Fabelwesen, denn Menschen sind immer Menschen- egal, was sie tun.

Trotzdem transportiert dieses Wortpaar etwas.
 In meinen Augen ist es der Versuch eine überfordernde Kraft oder Macht zu beschreiben, die von Menschen ausgegangen ist oder ausgeht.
Obwohl alles Handeln von Menschen menschlich ist- also nur innerhalb menschlicher Fähigkeiten, passieren kann, ist es durchaus Teil menschlicher Fähigkeit, zu abstrahieren und zu diffundieren, wie auch die Fähigkeit zu transponieren und zu assoziieren. So werden zum Beispiel aus „Tante Ilse und Onkel Kurt“ in einem anderen Kontext zu „Kundennummer 1 bzw. 2“.
Diese Leistung erscheint vielleicht nicht besonders groß, da die Inhalte die an „Tante Ilse und Onkel Kurt“ gebunden sind, unbekannt sind. Dieser Umstand erleichtert das Abschneiden dieser Inhaltscluster, (wie es ja bereits die Begriffe: „Onkel“ und „Tante“ durch das Abschneiden ihrer Inhalte- nämlich die die Schwester oder der Bruder der eigenen Mutter/ des eigenen Vaters zu sein, tun).

Meiner Ansicht nach ist diese Leistung aber groß.
 In meinen Augen ist es eine Fähigkeit, die sich proportional zur Fähigkeit der Selbstversorgung eines Menschen bzw. seiner Machtrefugien verhält. Es ist nicht wichtig zu wissen, in welchen Verwandtschaftsverhältnis zum Beispiel Onkel und Tante tatsächlich zur eigenen Person stehen (ob sie an Mutter oder Vater gebunden sind), wenn weder Onkel noch Tante noch Mutter noch Vater gebraucht werden, um diese Menschen in meinem von mir zu definierenden Bereich zu positionieren.
Der Bereich über den ich als Person die Macht habe, braucht nur so viel, wie ich brauche, um ihn zu erhalten.

 Würde ich also ergo ein Geschäft leiten, wäre die Notwendigkeit eben nicht an Onkel und Tante, sondern an Kundschaft, die in Hoffnung auf ein nachvollziehbares (definierbares) Wachstum nummeriert wird.

Es gibt Machtbereiche in denen Namenlosigkeit eine Säule dieser Machtbereichssicherung darstellt.
Als Fragestellung bliebe hier, ob dies als Angriff auf die Identität dessen was mit einem Namen belegt sein könnte zu werten ist, oder es sich tatsächlich um ein System handelt in dem Selbstbild, Identität und Identifizierung aus der Position eines Namen/Identität zugestehenden Systems heraus, als solche schlicht nicht nötig/ gewollt und aktiv unterbunden ist.

An dieser Stelle ist das Konzept „Jobcenter“ für mich spannend, weil es die Frage nach demjenigen aufwirft, der Machtgewinne erfährt.
Die bedürftigen Menschen
– (im Staatsmachtsystem „BürgerInnen“ genannt (Inhaltscluster: muss sich an die Gesetze halten, die u. A. sagen: „Geh zum Jobcenter, wenn du kein Einkommen hast“- ergo bereits hier nicht als „Mensch“ anerkannt)-
werden zu KundInnen des Jobcenters
– (Inhaltscluster: KundInnennummer- (als Teil einer Statistik im weiteren Verlauf der Diffusion) und gleichzeitig VertragspartnerIn (seines/ihres Zeichens menschlich- denn mit Tieren/ Pflanzen werden keine Verträge geschlossen)- ist der Macht des Jobcenters* komplett unterworfen, da existenziell abhängig)

Die MitarbeiterInnen des Jobcenters
 – (im Staatsmachtsystem „BürgerInnen“ genannt (Inhaltscluster: muss sich an die Gesetze halten, die u. A. sagen: „Wenn du arbeitest, hast du dich an deinen Arbeitsvertrag zu halten“)
werden zu SachbearbeiterInnen
– (Inhaltscluster: MitarbeiterInnennummer- (als Teil einer Statistik im weiteren Verlauf der Diffusion) und gleichzeitig
VertragsvermittlerInnen zwischen „dem Jobcenter*“ und den KundInnen, die im Laufe der Jahre an ihnen vorüberziehen – dem Jobcenter* in sofern unterworfen, als dass die Arbeit und damit das Mittel zur Sicherung der eigenen Existenz durch den Arbeitsvertragspartner definiert wird)

In Anbetracht der Tatsache, dass als MachthaberIn hier allein ein Name (Jobcenter*) auftaucht, sollte die Frage nach der Menschlichkeit des Systems „Jobcenter“ hinreichend geklärt sein.
 Nun mag der berechtigte Einwurf kommen, dass es sich bei der Agentur für Arbeit (Jobcenter*) um ein ausführendes Organ handelt- es bleibt dennoch ein System, das von vornherein, nicht als Mensch vor einem Menschen auftaucht und sich eben darum auch die Verunmenschlichung von BürgerInnen, die- fern aller Machtbereiche- Menschen sind, erlauben darf, was wiederum, meiner Meinung nach, etwas ist, das der Staat, der sich als solcher verpflichtet hat, die Menschen als solche zu schützen (vor eben jenem Umgang als Nichtmensch), als Aufgabe zur Durchsetzung im Grundgesetz stehen hat.

Was hier als strukturelle Gewalt (Unterwerfung/ Ausgrenzung/ Dominanz mittels eines verunmenschlichenden Systems) bezeichnet wird, ist gleichsam als „inhumanity“ betrachtbar, da es sich um ein System handelt, das als System (Nichtmensch) nur unmenschlich auftreten kann.

Dies als Faktum akzeptierend sollte nun verdeutlichen, dass alles Einfordern einer Menschlichkeit- gar die Gewährung diverser Menschenrechte gerichtet an „das Jobcenter*“/ „die Krankenkasse*“/ „die PolitikerInnen*“ sinnlos ist und niemals zu Erfolg führen kann.
Es ist eine Forderung, die an eine vom Staat wegdiffundierte Verantwortung gerichtet ist, welche wiederum in sich ein Produkt aus Sicherungsgier und Gewaltexistenz ist.

Diese Problemstellung ist transponierbar.
Am Ende steht, dass es Unmenschlichkeit nicht gibt, nur unmenschliche Systeme, die von Menschen gemacht sind, die alle Gewalten in ihrem Leben internalisieren, auf ihr Leben transponieren, alle Werte, die ihr System nicht braucht, abschneiden und anderen Menschen oktruieren oder sie dazu bringen, davon zu profitieren (sie in eine Mitverantwortung zu bringen).

Fortsetzung folgt

die * stehen hier für all Variablen, die durch die Eingrenzung mittels Artikel vor dem Wort abgeschnitten werden bzw. beim „wir“ als „wir als Menschheit mit allen Facetten“

 

20 Jahre Tag der Menschenrechte

EN_horizontal Heute ist Tag der Menschenrechte.

Nach 20 Jahren der Bemühungen der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen gibt es heute eine Timeline zum Nachlesen (englisch).

Gute Idee- mitreißende Entwicklungen, die bestärken am Ball zu bleiben.

Gerade jetzt, wo die Grundrechte in Deutschland gegen Wirtschaftsinteressen aufgewogen werden und ein Menschenleben nur noch so viel zu zählen scheint, wie das Geld, das es einbringt.
Es ist wichtig zu wissen, dass auch wir hier in unseren westlichen Breiten mit Formen der Unterdrückung konfrontiert sind, obwohl wir (formal) in demokratische Strukturen eingebunden sind.
Allein die Verstöße gegen die Behindertenrechtskonvention (Beispiel), die Mängel in Sachen Folter und ihrer Prävention hier in Deutschland (Haasenburg und Co.) genauso, wie die offene Diskriminierung für Menschen die gleichgeschlechtlich lieben und leben (YouTubeVideo Wahlkampfarena mit Angela Merkel), zeigen uns, dass die Abwesenheit von Hinrichtungsstrafen und politischer Diktatur mit all ihren Begleiterscheinungen allein, nicht von Bedrohungen für unsere Menschenrechte frei hält.

Ich wünsch mir auch was

608348_web_R_K_B_by_Petra Bork_pixelio.deGerade geht bei „Mama arbeitet“ die „Wünsch dir was“ Parade ab.

Das Leben ist ja nun kein Ponyhof und wenn man jeden Cent wie ein Kreisel zu drehen gezwungen ist, tut man das, was kostenlos ist, um so öfter: träumen und wünschen.
Eine meiner liebsten Ausruhspielchen sind „Was wäre wenn- Geschichten“. Entsprechend meiner Hartz4 Realität, kommt natürlich auch oft vor, was ich mit
1.000€
10.000€
100.000€
1.000.000€
und unbegrenzt viel Geld anstellen würde und was sich dann verändern würde.
Die letzten beiden Punkte sind selbst hinzugefügt und schreibe ich einfach auf, weil es mir gerade nicht so gut geht, es mir aber sicher während des Schreibens davon gut gehen wird.

Also, 1.000€
Damit würde ich alles, was mir meine Gemögten und Verbündeten ausgelegt haben, zurückzahlen. Das sind so verteilt auf verschiedene Leute (und das schon zum Teil einige Jahre lang) um die 500€.
Vom Rest würde ich mir mein Buchmanuskript ausdrucken lassen, damit ich es besser visualisieren kann. Da kommen etwa 150€ zusammen.
Dann würde ich noch etwas für die Phoenixreisen dieses Jahr zur Seite legen und den Rest von der Stromjahresendabrechnung fressen lassen.

10.000€
Die würde ich mir erst mal auszahlen lassen. Einfach für den Spaß am Schweißausbruch des Sparkassenmitarbeiters.
Dann würde ich den Tiefkühlschrank für NakNak*s Fleisch richtig ganz voll bestellen mit allen Menüs, die ich ihr gerne gönnen würde, aber nie kann, weil die fertigen Päckchen einfach teurer sind, als die, die ich immer bestelle. Da käme ich auf etwa 250€.
Außerdem würde ich ihr ein Geschirr kaufen, dass ihr auch richtig passt. Sie ist ja nun mal so ein Spargelchen: Zu groß (hoch) für Größe S und zu dünn für Größe M. Es würde eins aus Leder sein, das schön lange hält und nicht zum Himmel zu stinken beginnt, wenn sie mal damit in den See hopst.
Es wäre eine Sonderanfertigung und kostet bestimmt so um die 150€ (ich würde vermutlich nach dem günstigsten Angebot schauen, obwohl es nicht nötig ist- eigentlich blöd).
Dann würde ich mich erkundigen, was HauslehrerInnen so kosten. Vielleicht würde ich jemanden finden, der mich für die verbliebenen 9.600€ bis zum Abitur bringt? (In einer Welt, in der ich 10.000€ einfach mal so zur Verfügung hätte, würde so ein Unterricht natürlich auch anerkannt vom Schulamt).
Wenn das nicht ginge, würde ich die Geschichte mit der zweiten Fremdsprache über die VHS abkaspern und den Rest vermutlich verspenden, damit meine Sorgen über das plötzliche Ende des Geldes aufhören können, mich zu nerven.

100.000€
Ich würd umziehen. Mir ein Haus kaufen und ein zwei meiner Gemögten die Wahl lassen, ob sie in die Anliegerwohnungen da drin, ziehen wollen. So ein Haus hatte ich schon mal gesehen und es kostete gerade mal 70.000€. Vom Rest würde ich Solaranlagen und eine Einrichtung kaufen, die sehr lange hält. Dann wär auch schon alles weg.

1.000.000€
Die würd ich mir erst recht auszahlen lassen. Just for fun und um zu sehen, ob es sich, wenn ich wieder arm bin, lohnen könnte die Bank zu überfallen und die Forderung nach einer Million zu stellen.
Dann würde ich planvoller an die Ausgabe gehen. 100.000€ würde ich auf ein Sparbuch legen, um sowohl meine eigene Therapie, als auch die Therapie jener zu finanzieren, die mir am Herzen liegen. (2 Jahre kosten etwa 10.000€- ich weiß nicht, wie lange ich, oder die anderen Menschen brauchen, deshalb plane ich das so großzügig).
Dann würde ich der Initiative Phoenix Mittel für eine wissenschaftliche Mitarbeiterin stellen, denn ich hätte keine Zeit mehr, um die Umfrage auszuwerten. Ich weiß nicht genau was das kostet, als plane ich da auch mal 100.000€ ein.
Vom Rest würde ich das „Nachwachshaus“ realisieren, das sich gänzlich selbst versorgen würde, um so unabhängig wie möglich zu bleiben und ergo unkorrumpierbar von den Einflüssen, die die Menschen, die dort einen Platz finden sollen, erst zu Opfern hat werden lassen.
In meiner Phantasie kommen dann irgendwann Menschen, die nicht wie ich durch Zufall an eine Million gekommen sind, sondern diese Summe in der Portokasse haben, um es nachzumachen. Dann gäbe es irgendwann ganz viele dieser Häuser und die Veränderung der Welt kann ihren Lauf nehmen.

Unbegrenzt viel Geld
Ich glaube, ich würde dauernd welches verschenken, an Menschen, die es nötig haben.
Ich selbst, würde mir eine Bibliothek wie in „die Schöne und das Biest“ mit einem Katakombenkeller wie in „die Stadt der träumenden Bücher“ bauen (lassen). Vermutlich würde ich sie tatsächlich lieber selbst bauen wollen. Darin gäbe es dann alle Bücher meiner Amazon Wunschliste (75€ teuer- muhahaha was für ein Witz, mit soviel Geld im Nacken) und ich würde erst mal alles lesen, was mir zwischen die Finger kommt. Ich würde mir Essen von der Hausküche bringen lassen und wenn ich keine Lust mehr zu lesen habe, selbst schreiben. Wenn ich mich richtig gut fühle, dann würde ich aus der Bibliothek heraus zu den Menschen, die mit mir dort im Nachwachshaus wohnen, gehen und sie bei der Erkundung der Welt begleiten.

Vielleicht würde sich irgendwann eine Art Sattheit einstellen, die mich träge macht oder dazu verleitet mit dem Geld Dinge kaufen zu wollen, die man nicht kaufen kann. Dann würde ich versuchen, mich in eine Lage zu bringen, in der ich wieder weniger Geld zu Verfügung hätte und bemerke, was ich alles noch nicht kann und lernen will.
Dann will ich bestimmt noch mehr Sprachen, viele handwerkliche Dinge und wissenschaftliche Theorien lernen, so wie jetzt gerade. Ich würde es mir beibringen lassen und dann darüber schreiben.

Außerdem würde ich vermutlich mit all dem Wissen im Kopf einige Dinge außerhalb meines Notwendigkeitsbereiches verändern.
Wenn ich unbegrenzt viel Geld hätte, könnte ich zum Beispiel so viel verschenken, wie ich will und die Menschen würden nichts mehr tun, weil sie Geld verdienen müssen um frei zu sein und gut versorgt.
Vermutlich bräuchten wir dann eine grundsätzliche Neuordnung der Welt. Es würde ja trotzdem immer Dinge geben, die wir brauchen- und sei es das Klo, das wir alle benutzen.
Irgendjemand müsste es ja schließlich bauen und das Abwassersystem in Schuss halten.

Das wäre sicher eine spannende Phase und vielleicht käme am Ende dabei heraus, dass wir gar kein Geld benötigen, weil wir ja so oder so irgendwie zu den Dingen kämen, die wir für unser Überleben brauchen.
Vielleicht würde ich das Ende dieser Phase nicht erleben, aber ich habe so die Idee, dass ich bis dahin in aller Ruhe in meinem Schwebekobelsesselbett, mit NakNak* am Bauch liege und meinen Kopf satt mache, indem ich lese.
Vielleicht würde ich so sterben, sachte schaukelnd, friedlich einschlafend, nachdem ich in einem Buch die letzte Seite gelesen habe. Ohne Sorge um meine Gemögten, die Menschen die schlimm gelitten haben, bevor das Geld unnötig wurde, ohne Angst vor Kleinigkeiten, wie damals, als ich noch zur Therapie gehen musste.

Mein Testament würde beinhalten, dass das Geld unbegrenzt weiter zur Verfügung steht für alle, die Lust haben, wie Dagobert Duck im Geld zu schwimmen oder dem alten System hinterher trauern.

Ich mag die Vorstellung ohne Existenzangst zu leben.
In der Realität vergeht keiner meiner Tage, ohne diesen Schuss durch Mark und Bein, weil ich Angst um mein Leben habe. Da sind Dinge, die mich an früher erinnern und mir die gleiche Todesangst, wie damals fühlen lassen. Da ist Hartz4, das mich immer unfrei und abhängig hält und mich jederzeit ohne jeden Handlungsspielraum stehen lassen kann, um mich zu sättigen.
Da sind die Tage, an denen ich mich so unwürdig und nieder fühle, dass ich mir nicht einmal Kontakt mit meinen Gemögten erlauben kann und so wieder Angst vor der Einsamkeit habe.
Jetzt in der Armut, würde ich mir nur Dinge kaufen, die mich von der Angst befreien könnten.
In einer Welt in der Freiheit normal und gleich verteilt wäre, gäbe es vielleicht auch noch so etwas wie Furcht, doch es bräuchte keine richtigen Ängste mehr, denn alles könnte irgendwie umgesetzt werden und das „Schlimmste“ was passieren könnte, wäre noch nicht fertig mit irgendetwas zu sein, bevor man stirbt.