warum ich nicht mehr von „Trollen“ und „Hatern“ spreche

Gestern Abend rumpelte es einigermaßen in meiner Twittertimeline.
Für mich war es ein Rumpeln mit Pling am Ende und einem neuen Vorsatz.

Ich werde nicht mehr von „Trollen“ oder „Hatern“ sprechen, wenn ich Menschen meine, die sich mehr oder weniger aggressiv, gewalttätig, „kritisch“ (was nicht meint, sich inhaltlich kritisch zu äußern, oder sachlich fundiert zu kritisieren, sondern den Autor/ die Autorin als Person anzugreifen) oder in beleidigender Form in Blogs, Foren und Kommentarspalten schreiben.
Ich werde von „Menschen, die mittels Internet Gewalt ausüben“ sprechen und schreiben.

In dem Konflikt am Abend ging es um den Vortrag den Jasna Strick bei der Openmind13 in Kassel hielt.
Der Titel lautet „Ihr gehört nur mal ordentlich durchgevögelt- Hate Speech und Victim Blaming nach dem #aufschrei.
Sie macht die Gewalt sichtbar, der sie und viele andere Menschen, die sich Anfang des Jahres durch ihr Engagement für den Hashtag und ihrem Bekanntheitsgrad ausgesetzt waren und bis heute sind. Der Vortrag enthält keine Klarnamen von Akteuren und fasst lediglich gebündelt zusammen, was ihr und anderen Menschen seit einem halben Jahr begegnet.

So weit so gut, wichtig und legitim. Seit einigen Jahren gibt es die Website Hatr.org , die das Gleiche tut und seit einigen wenigen Jahren hat das Thema „virtuelle Gewalt“ auch endlich Platz im Bereich der Präventionsarbeit von Vereinen, nachdem einige Fälle von Gewalt mittels Internet zu Suizid geführt hatten.

Warum hatte es jetzt gerumpelt?
Eine der Personen, die dort zitiert und deren Tweets gezeigt werden, forderte aus dem Video herausgenommen zu werden und ein paar Menschen sprangen auf den Zug der „Rettet die Persönlichkeitsrechte“ an der Seite stehen hat. Plötzlich war das Video im Kanal der Veranstalter auf privat gestellt. Wie es scheint ohne Absprache.
Sich an schiefen Täterschutz erinnert zu fühlen, ist, meiner Meinung nach, legitim. Alle gezeigten Tweets sind öffentlich und für immer lesbar. Immer steht der Nickname des Menschen darüber und ist klar, worum es geht: um Gewalt.
Andere Menschen stellten daraufhin das Video zum Download bereit oder nahmen es in ihren eigenen YouTube-Account. So.

Nach der ganzen Aufregung schaute ich mir erst mal ein anderes interessantes Video der #om13 an. Nämlich den von Anatol Stefanowitsch mit dem Titel „Macht, Meme und Metaphern„, in dem er gegen Ende zur Art kommt, wie wir über das Internet sprechen. Er zeigt auf, dass sich die Sprache darüber in einer Ortsmetaphorik bewegt, die die allgemeine Vorstellung von dem Internet als Ort- als abgeschlossenen Bereich verfestigt.

Die Sprache stimmt nicht mit der Wirklichkeit überein und öffnet Tür und Tor für verschiedene Fehlannahmen und Haltungen, die gerade in Bezug auf Gewalt fatal sind.
Das Internet ist ein Mittel zur Kommunikation bzw. Informationsaustausch, wie das Telefon auch, nur, dass wir bleibende Inhalte generieren und immer wieder aufrufen können, um zu ergänzen oder zu verändern.
Gleichzeitig ist es aber auch eine Kommunikation, die getrennt von der direkten Begegnung passiert, was ihr einen gewissen Besondersheitsbonus zu kommen lässt.

Und da sind wir an einem Punkt, der mir in dem Vortrag über die „Trolle“ und „Hater“ fehlte bzw. den ich mir deutlicher hervorgehoben gewünscht hätte.
Keiner dieser Kommentare und Tweets passiert nur im Internet. All das, was dort steht, ist für einige Menschen, die übliche Art Gewalt auszuüben. Online, wie offline.
Die einzige Besonderheit, bei dieser Art Gewalt, ist die Nachvollziehbarkeit von Anfang bis Ende.

Auch in der direkten Begegnung passiert so etwas. Und auch dort bleibt in vielen Fällen nur das, was in Bezug auf die Internetkommunikation „Blocken“ genannt wird. Gemeint sind: Hausverbote und gerichtliche Verfügungen, die definieren, wie sich die Menschen noch begegnen dürfen.
Wenn sich der Mensch, gegen den diese Verbote und Regelungen ausgesprochen wurden, nicht daran hält, passiert meistens was? Ein paar Tage Ordnungshaft oder ein Bußgeld.
Wenn der Mensch in der Internetkommunikation Blockierungen umgeht (etwa in dem er sich bis zu 30 neue Accounts erstellt oder einfach auf seiner eigenen Homepage weiter Beleidigungen und Hetze ausübt) passiert was? GAR NICHTS

On- wie offline gibt es eine Ohnmacht, derer die sich schützen wollen. Und oft genug erlebte auch ich selbst, etwa, als ich die Kommentare der Menschen, die mir eine Lust am Vergewaltigtwerden unterstellten oder von der freien Wahl der Kinder die gefilmt werden, wenn man sie (sexuell) misshandelt, zu überzeugen versuchten, samt ihrer Email- und IP-Adressen bei der Polizei meldete, die Ortsmetaphorik, die dazu beitrug, die Gewalt an mir zu verharmlosen oder mir unterzuschieben, ich solle „einfach weggehen aus diesem Internet“. Gesehen? Victim Blaming: „Selber schuld- was gehst du auch dahin?!“.
Das Internet gilt als freier Ort- nicht als Mittel zum Zweck.

Natürlich führte dies in meinem Fall nicht dazu, dass meine Anzeigen nicht aufgenommen wurden- doch unterm Strich passierte das Gleiche, das passiert wäre, wenn ich zur Wache gekommen wäre und Name und Wohnort einer Person angegeben hätte, die in mein Wohnzimmer gepoltert kam und mir das Gleiche gesagt hätte.

Viele Opfer von Partnerschaftsgewalt oder Stalking hören übrigens auch den „hilfreichen Tipp“, ihre Angreifer „einfach nicht mehr in die Wohnung zu lassen“ oder „einfach zu ignorieren“.
Oft sogar dann noch, wenn eine Gewaltschutzanordnung oder gerichtliche Verfügung existiert. Häufig genug versackt die Informationsweitergabe irgendwo zwischen Kenntnisnahme der Polizei und den Handlungsoptionen selbiger im Fall eines Verstoßes.
Am Ende steht ein Opfer wieder grün und blau geprügelt, verbal gedemütigt oder bedroht in seiner Wohnung, während die Polizei den Angreifer entweder nach Hause schickt oder mit zur Wache nimmt und zum Einsatzende noch so etwas sagt wie: „Beim nächsten Mal…“. Das passiert natürlich nicht immer. Auch bei der Polizei gibt es Fortbildungen, von denen manchmal auch etwas hängen bleibt.

Doch es ist nicht genug. Letztlich gibt es immer erst dann eine als „richtig“ wahrgenommene Handlungsoption, wenn körperliche Verletzungen und/ oder Sachbeschädigung angezeigt werden kann.

Die Sicherheit, die sich ein Opfer von Gewalt schon vor Schäden und Verletzungen dieser Art wünscht und braucht, gibt es bis heute nicht ohne eine kräftige Portion „selber schuld“ und „Ignorier das doch einfach“.
Weder in Bezug auf das Internet, noch in Bezug auf die direkte (im Sinne der physischen) Begegnung.

Noch immer wird davon ausgegangen, dass Gewaltanwendung die Folge von Umständen im außen und in direktem Bezug zum Opfer stehend ist. Nicht etwa die Folge von inneren Umständen (Zuständen) und in Bezug auf den Menschen, der die Gewalt ausübt(e), stehend.

Es wird nach Schuld gesucht- nicht nach Verantwortung für Schmerz und/ oder (Sach-) Schäden.
Schuld ist im allgemeinen Verständnis etwas, das mit Buße in irgendeiner Form abgegolten werden kann. Schuld kann wieder los werden.
Verantwortung nicht. Dieser muss man sich stellen. Sein Verhalten reflektieren und verändern, um eine Veränderung der Umstände zu erreichen. Werden TäterInnen zur Verantwortung gezogen, so geht diese heute noch mit einem Schuldbegleichungsakt einher. Nur in wenigen Fällen, werden sie dazu aufgefordert sich selbst oder ihr Verhalten nachhaltig zu verändern, etwa mit einer Psychotherapie.

Es gibt sogar einen Punkt dabei, für den mich evtl. der eine oder andere Verein kritisieren möchte, weil er genau davon profitiert, um seine Arbeit machen zu können.
Es ist Usus, dass manche StraftäterInnen im Falle einer Verurteilung ein Bußgeld an gemeinnützige Vereine oder Opferhilfen zahlen müssen, statt in Haft genommen zu werden oder eine Therapie beginnen zu müssen. Sie dürfen sich von ihrer Schuld freikaufen.
Sie müssen sich nicht ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen.
Sie dürfen weiterhin nicht damit konfrontiert werden, was Gewalt- vielleicht genau die Gewalt, die sie selbst ausgeübt haben- bei den Opfern anrichtet.

In dieser Hinsicht hat das Internet wiederum einen Besonderheitsstatus.
Hier haben wir es mit kraftvollen Gruppendynamiken zu tun. Gewalt erzeugt Gegengewalt.
So bekommt heute so ziemlich jeder Mensch, der im Internet gewalttätig agiert, ebenfalls eine Gewaltkeule ab, sobald das Opfer diese öffentlich macht und es entsteht nichts weiter als Schmerz und Schaden auf allen Seiten. Am Ende geht es soweit, dass der Dialog zwischen den Menschen, die ursprünglich im Konflikt waren, kaum noch möglich ist.

Miteinander Frieden zu schließen und die Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen, gelingt nicht mehr, ohne etwas zu verlieren. Sei es die Glaubwürdigkeit vor der Peergroup oder Gefühle von Macht. Über das Internet passiert das, was wir in der direkten Begegnung „Lynchmob“ nennen würden, für mein Gefühl weitaus häufiger, als im direkten Bezug.

Jemanden zu kennen, der ein Rückgrat hat und sich seiner Verantwortung nicht entzieht wird absurder- wenn auch logischerweise, wenn man sich unser Miteinander und auch das deutsche Recht ansieht, weniger hoch anerkannt, als jemand der sich mit Fäusten, Fäkalsprache und Ellenbogen „durchsetzt“- ergo: Gewalt anwendet.

Meine Entscheidung nicht mehr von „Trollen“ oder „Hatern“ zu sprechen, setzt genau an dem Punkt an.
Der Begriff des „Trolls“ entmenschlicht und würdigt den Menschen, der da an seinem Computer sitzt und mich verletzt, herab. So fällt es mir unter Umständen leichter zum Mittel der Gegengewalt zu greifen. Mit dieser Sprachführung würde ich tun, was Kriegstreiber, Rassisten, Antisemiten und andere GewalttäterInnen tun, um ihre Gewalt zu rechtfertigen und mir selbst das Erreichen meines Ziels, nämlich (Zu)Frieden(heit) mit meinem eigentlichen Tun erschweren, wenn nicht gar unerreichbar machen.

Als ich hier einer Kritik meiner Person ausgesetzt war, habe ich jemanden geblockt.
Das werde ich auch weiterhin tun- doch nicht durchgängig und für immer. Ich hatte in der Zeit für mich reflektiert, dass ich mich nur deshalb besser und sicherer hier fühle, weil ich jemanden ausgeschlossen habe. Weil ich meine Macht als Administratorin nutzte- weil ich jemanden unterdrücken konnte- weil ich Gewalt angewendet habe.
Das ist nicht die Art, wie ich mit Menschen in Kontakt treten möchte und die ich mir für das Miteinander online wie offline wünsche.

Das heißt nicht, dass ich mich als Adressat für Gewalt zur Verfügung stelle und in Kauf nehme verletzt zu werden. Wenn ich mich schützen möchte, tue ich das. Doch ich werde die Verantwortung dafür übernehmen und Möglichkeiten einräumen zu einem Kompromiss zu finden. Und sei es der, dass man einander ignoriert und in Frieden lässt.

Mein erster Schritt dazu ist, die Gewalt auch offen und klar Gewalt zu nennen und das Internet nicht als Ort oder Raum darzustellen, sondern als eine Erweiterung der Kommunikationsmöglichkeiten, die an die Gesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland gebunden sind.
Es geht mir dabei um den Bereich der Sichtbarkeit.
Das Internet bietet sich als öffentliches Archiv der Sichtbarkeiten an. Alles was digital aufruf- und generierbar ist, gibt es auch analog! Es ist in dieser Sammlung von Texten und Bildern, die wir uns auf den Bildschirm holen, allerdings deutlich sichtbarer und für immer da, was analog geäußerte Worte und Begebenheiten hingegen nicht immer sind.

Gemäß dieser Sichtweise brauchen wir ergo auch keine speziellen „Internetgesetze“, sondern lediglich ein breites Bewusstsein für diese erweiterte Kommunikation bzw. Begegnung von Menschen und eine verbesserte Strafgesetzgebung bzw. Durchsetzung selbiger.
Wir schreiben das Jahr 2013- ich kann mir nicht vorstellen, dass Gesetze, wie das Gewaltschutzgesetz zum Beispiel, nicht auch auf eine technische Ebene übertragen werden und dazu beitragen kann, so, dass nicht die Opfer selbst zu Gewalt ausübenden Menschen werden müssen, in dem sie Menschen in ihren Blogs blockieren, um sich zu schützen (so lange, wie sie das für nötig halten).

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Also nein. Mit „Ignorier sie halt- sind halt Trolle- die sind halt so“, gebe ich mich nicht zufrieden.
Ich will Gewalt weder ignorieren, noch selbst mit Gegengewalt begegnen.
Da es sich anbietet, fange ich mit meiner Sprachführung an. Also bei mir, meinen Wünschen und meiner Verantwortung.

 

Gegengewalt

In der Nacht von gestern zu heute erlebte ich live mit, wie jemand aus meiner Twittertimeline in der S-Bahn einen sexualisiert motivierten Übergriff erlebte.
#Aufschrei wurde von der Stand-by- in die Top-Aktuellschleife verlegt.
Und wieder kamen die bösartigen- auch hasserfüllten Tweets von anderen Menschen und damit weitere Gewalt in meine Timeline.

Erst die Keule des Liveaufschreis, dann die der Gewalt der eben genannten und dann die Keule der eigenen Gefühle. Es ist immer ein Schlag, wenn wir mit Gewalt konfrontiert werden. Ich saß hier, hielt mein Icepak fest, war dankbar über die vielen Tweets mit Anleitungen wie Zivilcourage umgesetzt werden kann, froh um jeden Support den die Betroffene erhielt und trieb ansonsten wie Totholz in meiner eigenen Suppe.

Ich weiß, dass ich in der gleichen Situation nicht sofort hätte handeln können. Ich weiß genau, dass ich nie sofort handeln kann, wenn ich so konfrontiert werde. Mein Gehirn fährt seinen Dissoziationsschutzschild auf und ich stehe dahinter. Gedanken- und Impulslos. Ohnmächtig und unfähig.

Auch unfähig zu Gegengewalt.
Ich schaffe es nie einem bösartigen Twitterer oder einer bösartigen Twitterin so etwas wie „Verpiss dich in das Loch aus dem du gekrochen bist“ oder „Dem Arsch gehört in die Eier getreten“ zu schreiben.
Und das ist gut so!

Als Teenie habe ich den“Schunder- Song“ der Ärzte gehört. Darin singen sie: „Gewalt erzeugt Gegengewalt- hat man dir das nicht erzählt? Oder hast du dabei, wie so oft, im Unterricht gefehlt?“

Gut- es ist fraglich, welchen Unterricht sie meinten, denn ich kann mich nicht erinnern in der Schule eine Unterrichtseinheit: „Wie wir für ein friedliches Miteinander wirken können“, genossen zu haben. Davon abgesehen, halte ich Bildung allein nicht für einen Garant für Kenntnis über diesen Fakt, aber egal.
Die Grundaussage stimmt: Gewalt erzeugt Gegengewalt

Wenn das Ziel aber ein gewaltloser, friedlicher, respektvoller Umgang sein soll, ist es schlicht kontraproduktiv Gegengewalt auszuüben.

Doch was dann? Man muss doch etwas tun können! Man muss doch eine Möglichkeit haben, Grenzen aufzuzeigen und die Achtung selbiger einfordern können.

Was mir bei vielen der Hasstweets aufgefallen ist, ist, dass sie die Grenzen der Menschen, die damals schon zu #Aufschrei ihre Erfahrungen mit Alltagssexismus twitterten, erst einmal grundsätzlich in Frage gestellt haben. Dort oft auch grundlegend eine Unkenntnis darüber vorgeschützt wurde.
Auch sehr bezeichnend in dem Zusammenhang Günther Jauch und der „Pick-up- Artist“ Maximilian Pütz.
In der Sendung tippte Herr Jauch, Anne Wizorek auf die Schulter und fragte, ob dies bereits sexuelle Belästigung sei. Das gleiche Muster benutzte der „Pick-up Artist“ in einer ZDF- Sendung ein paar Tage später, als er vertrat, Männer könnten Frauen nicht lesen und hätten somit keine Kenntnis darüber, was diese als Belästigung auffassten und was nicht. Dabei ist der Kontext jeweils sehr eindeutig gewesen.
Günther Jauch tippte Anne Wizorek an, um ihre Aufmerksamkeit des Gesprächs auf ihn zu richten- ergo keine sexuelle Belästigung.
Der „Pick-up- Artist“ bringt Männern mit sexuellem Interesse bei, an Frauen so nah heran zu treten bis sie sich massiv wehren müssen, wenn sie den Kontakt nicht wünschen- ergo Anleitung zur potenziellen sexuellen Belästigung.

Beide jedoch dominierten die Situation. Sie nahmen die Definitionsgewalt über den Kontext an sich – noch während sie- ja fast- jammerten, die Betroffenen seien jene, die bestimmten, wann etwas als Belästigung gilt und wann nicht. Dabei würden sie in der gleichen Bedrängnis mit Sicherheit vehement auf genau dieses Recht pochen!275472_web_R_K_B_by_Michael Ottersbach_pixelio.de

Und da ist ein Punkt: Selbstreflektion.
„Wie würde ich mich fühlen, wenn mir XY geschehen würde?“
Das haben diese beiden Herren und meiner Meinung nach die meisten der bösartig twitternden Menschen nicht getan. Sie haben den wichtigsten Punkt im sozialen Miteinander ausgelassen- übersprungen, schlicht nicht gemacht.

Warum?
Selbstreflektion hat etwas mit „sich- seiner- selbst- bewusst- sein“ zu tun. Wer bin ich, was kann ich, was sind meine Bedürfnisse, wo ende ich und wo fängt mein Gegenüber an? Was für Auswirkungen hat das Verhalten anderer Menschen auf mich? Welche Wirkung hat mein Verhalten auf andere Menschen? Was genau ist meine Handlungsintension?

Sich solche Fragen zu stellen kostet Raum, Mut, Kraft und Unterstützung bei der Verarbeitung der Krise, die eventuell darauf folgt.
Krise? Welche Krise?
Erinnern Sie sich an ihren ersten dicken Weltschmerz? Den ersten furchtbaren Liebeskummer? Da haben sie ihre Krise die folgt, wenn man sich diese Fragen stellt.

Raum für die eigenen Bedürfnisse und Unterstützung finden wir nur bei mit uns verbündeten Menschen. Mut und Kraft entwickeln sich in diesem Kontakt und je nachdem, wo unsere Bedürfnisse gelagert sind, erwächst daraus unser Handeln.
Männer haben eine Machtposition in unserer Gesellschaft. Sie können ihre Bedürfnisse nach Kontrolle (und damit Macht) mit weniger Hindernissen befriedigen als Frauen. Es gibt Ausnahmen- na klar- auch Männer sind von Sexismus betroffen- doch noch immer sitzt am Ende der langen Machthierarchie ein Mann.

Es geht nicht darum niemandem Kontrolle zu gewähren. Niemandem soll Macht abgesprochen oder genommen werden- wozu auch? Zur normalen Dynamik im menschlichen Miteinander gehört auch die Dominanz in einer Situation. Doch Dominanz ist etwas anderes als Gewalt!

Dominant ist der Mensch, dem besonders nützliche Fähigkeiten anerkannt werden, aufgrund derer er eine Situation verantwortungsbewusst (den Bedürfnissen seiner Gruppe- oder seinen eigenen entsprechend) agieren kann. (Das ist ja der Punkt der mich bei Jauch immer so aufregt: Jeder sieht, dass er ein schlechter Moderator ist. Doch weil ihm die Sendung gehört, gilt er als „Chef“- er dominiert, obwohl es andere besser könnten.)

Das ist der Grund, weshalb ich die Menschen in meiner Twittertimeline so mag. Die meisten haben überlegt wie man der Betroffenen helfen kann, haben überlegt, wie man sich in solchen Situationen verhalten kann. Haben, wie ich jetzt, über die Gründe der Situation nachgedacht. Sie haben sich reflektiert und waren deshalb für mich eine gute Dominanz während ich so ohnmächtig und traurig war.

Ich möchte versuchen solchen bösartig twitternden Menschen mit der Frage zu begegnen, wie es ihnen ginge, würden sie so eine Situation erleben- auch wenn ich weiß, dass viele von ihnen noch viel zu dick eingepackt sind in ihren Schutz vor dem Schmerz und der Ohnmacht, die sie überkommen könnte, wenn ihnen bewusst wird, was sie eigentlich gerade tun. Wie vielleicht auch einsam sie sind. Wenn ihnen klar wird, dass sie etwas tun, was sie sich für sich selbst nicht wünschen.

Ich stürze mich nicht in die Begegnung mit ihnen. Dazu bin ich nicht stark genug. Aber wenn einer kommt, will ich nicht mehr schweigen. Der #Aufschrei war laut- wieso sollte ich leise bleiben, wenn ich doch meine zu wissen, was gebraucht wird, um ihn auch von allen Menschen gehört und verstanden zu wissen, auf dass eine Veränderung der Ursachen geschiet?

von Leidvergleichen und Alltagsgewalt

473731_web_R_by_Günter Havlena_pixelio.deDer Punkt an dem ein therapeutisches Gespräch bei mir am meisten reinhaut ist der, wenn mir das Gegenüber so Dinge sagt wie: „Das war ganz schön schlimm für Sie, nicht wahr?“ oder: „Oh weh, das war sicher schmerzhaft…“

Puff! Wird mir mein Leiden unter einer Situation bewusst und/ oder bestätigt von jemandem, der nicht selbst dabei gewesen ist, sondern nur von mir davon erfahren hat. Und wie durch ein Wunder, fühle ich mich dann auf einer Ebene besser, als vorher.
So einfach geht das.

Wenn ich in Kliniken war, habe ich manches Mal gedacht, dass meine Mitmenschen, die dort ebenfalls zur Therapie waren, allesamt aus vollem Halse schreien würden, wären sie noch Babys oder Kleinkinder bzw. wäre dieser Ausdruck seiner Not für Erwachsene gesellschaftlich anerkannt, um genau diese Annahme und Bestätigung zu erfahren.
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Als erwachsene Gewaltüberlebende schreien sie auf viele andere Arten ihre Not heraus. Zum Beispiel in dem sie nicht mehr essen, sich Verletzungen zufügen, ihren Körper zum Sprachrohr machen (somatisieren) und so weiter.

Egal, was ihnen passiert ist, egal was für einen innerseelischen Konflikt sie da gerade mit sich ausfechten- sie leiden und es geht ihnen schlecht. Das anzuerkennen ist für mich selbstverständlich. Zum Einen, weil es nicht um mich dabei geht und zum Anderen, weil ich das Geschrei nur schwer ertragen kann und weiß, wie viel einfacher alles ist, wenn man dem Anderen schlicht seine Gefühle und Gedanken anerkennt und lässt, ohne sie auf sich zu beziehen (und damit: seine Gefühle mit meinen zu vermischen) und zu bewerten anhand meiner Schlimmskala.
Das ist meine Art des Selbstschutzes und auch der Versuch Gewalt in einer ihrer Maskeraden nicht weiter zu tragen.

Wenn ich in einer Klinik bin, rede ich nicht über meine Probleme und Diagnosen mit anderen Mitpatienten, sondern ausschließlich mit meinen BehandlerInnen. Ich bin diese Vergleicherei und Bewerterei einfach leid und habe für mich eine relativ gnadenlose Schiene entwickelt: Ich komme, mache und gehe wieder weg. Keine Patientenkontakte außerhalb der Angebote und nicht mehr Zeit als nötig in diesem Setting.

Kliniken sind Brutstätten für Leidvergleiche, weil es nur allzu oft, um die extrem begrenzte Ressource der Aufmerksamkeit und Bestätigung geht. Ich lasse mich von niemandem dazu missbrauchen sich besser oder schlechter zu fühlen, weil er an meinen Gefühlen oder meiner Geschichte seine Position zu sich und seinen Gefühlen und seiner Geschichte finden will.
Es gibt Menschen, die genau für die Arbeit der Hilfe zur Selbstpositionierung und Sortierung bezahlt werden: die Psychotherapeuten!

Damit sich Muster wie das einer Somatisierungsstörung oder einer Essstörung oder was auch immer entwickelt, braucht es jede Menge Nichtbeachtung, Relativierung, den Verlust der Berechtigung zur eigenen Wahrnehmung, Konflikte jeder Art- unterm Strich: Alltagsgewalt. Die fiesen kleinen Internalisierungen und Weitertragereien von Erniedrigung und Demütigung, die wir hier und da einfach mal so aufgenommen und in anderen Kanälen wieder heraus gelassen (in jemand anderen wieder hineingegeben) haben genauso, wie die großen Schicksalsschläge, die einfach so mal über einen kommen.

Es ist mir egal, warum und wieso jemand Symptom XY entwickelt hat, weil ich für mich klar habe, dass niemand unter seinem Anpassungsmuster bzw. seiner Überlebensstrategie krankt, weil er Geschichte AB erlebte oder Charaktertypus CD ist; sondern,weil genau dieses Muster bzw. diese Strategie plötzlich (oder auch schleichend) dysfunktional geworden ist. Entweder, weil sie nicht mehr gebraucht wird oder, weil sie allein nicht mehr ausreicht, um eine Balance für Alltagsfunktionalität zu halten.

Ich habe das schon einmal hier im Blog erwähnt: Ich leide nicht und habe nie darunter gelitten „Viele zu sein“- ich habe darunter gelitten, es plötzlich zu spüren bzw. plötzlich zu erfahren, warum mein Gehirn so vieles nicht assoziieren kann um ein kohärentes Selbst(bild) für mich zu ermöglichen.

Ich finde Leidvergleiche missbräuchlich, weil ich mich als Maßstab missbraucht fühle. Und im Zuge dessen sogar richtig misshandelt.
Das Wort Missbrauch enthält „brauch“ und deutet so eine Notwendigkeit- ein „etwas zu Brauchen“ an. Dies ist im Hinblick auf diese Art Missbrauch als Maßstab für andere Menschen meines Erachtens sehr passend, weil meiner Meinung nach, hinter diesem Verhalten eine Notwendigkeit- ein nötiges „etwas brauchen“ steht. Einfach so macht das niemand! Es wird für mein Gefühl danach geschrien eine Erlaubnis für seine Not zu haben. Eine Berechtigung generiert, sich um sich selbst zu kümmern.

Diese Erlaubnis kommt aber nicht dadurch zu Stande, dass ich mich als Maßstab hergebe, sondern dadurch dass das fiese Gewaltmuster im Kopf des anderen Menschen endlich Ruhe gibt, weil es mich gegenüber dem Empfinden des Anderen erniedrigen konnte!

Ich habe einen Seitenarm der Diskussion hier im Blog, gerade auch in meinem Privatforum, in dem ich mich mit anderen Menschen mit DIS austausche.
Dort merkte ich gestern einen Stich in mir, als jemand von seiner wachsenden Kenntnis über seine Biographie schrieb. Ich nannte es erst „Neid“- jetzt einen Tag und viele Gedanken später nenne ich es: „Oh- Achtung- du fängst an dich selbst zu erniedrigen und den anderen in eine Position über dir zu drücken. Du verletzt dich schon wieder selbst, indem du wiederholst, was dir viele schlechte Ärzte und Therapeuten angetan haben, nämlich dir zu sagen, dass du nie Fortschritte machst, weil du zu schwer gestört bist.“
Dahinter steht auch eine Not, nämlich der fiese Schmerz und die Angst die ich fühlte, als mir immer wieder gesagt wurde, ich sei ein hoffnungsloser Fall, der es nie aus der Massenverwahrungsanstalt mit Heileretikett- kurz: Psychiatrie- schaffen würde. Diese Demütigung trage ich bis heute in mir herum und finde sie in solchen Momenten bestätigt. Doch dies hat nichts im Kontakt mit dem anderen Betroffenen zu suchen. Durch meine Rückmeldung, fühlte das Gegenüber sich beschämt und entschuldigte sich bei mir, was ich so in der Form gar nicht erreichen wollte. Wir waren in den Napf der Alltagsgewalt gestapft, ohne es sofort merken.

In dem Forum weiß ich, dass die anderen Betroffenen offen für meine Reflektion sind. Wir können das in Ruhe diskutieren und uns beim nächsten Mal direkt warnen und einander auf diese Muster aufmerksam machen. So etwas funktioniert, wenn man einander schon länger kennt und weiß, dass jeder zur Reflektion und Entwicklung gewillt ist.

In Kliniken und offenen Selbsthilfeforen geht so etwas eher schwer.
Man kennt einander nicht, ist eventuell gerade komplett blind vor eigener Not und verletzt und erniedrigt permanent sich und andere Menschen, ohne es zu wollen oder reflektieren zu können.
Entsprechend nutze ich Selbsthilfeforen als Ort zum Sein, die ich mir wie kleine Inseln arrangiere:für dies Thema dieses, für die User A B C D E dieses und für in Ruhe auseinanderklabüstern und üben zu reflektieren und so weiter jenes…
Und Kliniken eben auch so. Ich gehe da hin, nutze die Angebote in denen ich gut sein und reflektieren und sortieren kann und lasse den Rest aus bzw. quäle mich durch die Gruppen, an denen man teilnehmen muss. Der Rest wird von mir ignoriert, um mich zu schützen und meine Therapieerfolge des Tages nicht kaputt zu machen.

Das ist eine bewusste Entscheidung von mir. Eine innere Haltung, die mich längst nicht überall beliebt macht und die mir vor allem nicht immer weiter hilft. Aber genau in diesen beiden Settings, habe ich es permanent mit Menschen zu tun, die ungewollt an mir Gewalt ausüben, um sich selbst zu verletzen (also an sich sich selbst Gewalt auszuüben) und das ist einfach nicht das, was ich will und mir gut tut.
Es gibt andere Settings und andere Menschen da draußen, die sich zum Einen anbieten mir zu helfen einen eigenen Maßstab für mich zu finden (meine Psychotherapeutin) und zum Anderen offen und reflektierend mit mir agieren und mir vorzuleben, wie sie mit ihren Konflikten umgehen, ohne ein Muster zu entwickeln unter dem man früher oder später krankt (meine Gemögten).

Es ist auch einfach eine Entscheidung wegzugehen, wenn ich merke, dass ich in einem Kontakt immer wieder versucht bin, mich zu vergleichen, um meine Gefühle und Impulse als „okay“ einstufen zu können.

Ich will mein eigener Maßstab für meine Gefühle, Gedanken und Impulse sein und halte es für absolut gerechtfertigt, wenn das jeder andere Mensch auch für sich will.

hidden track- hidden message- hidden thoughts

Phu!
Ich habs geschafft! Ich hab mir diesen viel besprochenen Song der Herren Naidoo und Savas angehört.

Ich sags schonmal vorweg: zu Gewalt fühle ich mich nicht aufgerufen!
Eigentlich hab ich nur den Eindruck mit dem Song vor eine Art von hilflos um sich schlagender Wut, Ohnmacht, Hilflosigkeit und… ja  unendlicher Trauer gestellt zu werden.
Was im weiteren Schritt auf mich auch ein Stück wie Gewalt wirkt.
Sagt es doch: “Hier! Guck! Aushalten! Zieh dir das rein! Wie schlimm das is und wie schlimm ich das find! Mir egal was du denkst. Mir egal, ob ich deine Grenzen damit niederwalz`-  ich will, dass du das jetzt checkst! BadaBÄÄÄM!”

Dass ich persönlich nen Klatsch weg habe, was diesen Punkt der Betroffenheit Aussenstehender über sexuelle Misshandlung, Ausbeutung und den Themenkreis der (pädo)kriminellen Machenschaften, die sich hinter dem Begriff des (satanisch/ okkulten/ sexualmagisch/ oder auch allgemein “kult-mäßig” aufgezogenen) rituellen Missbrauchs versteckt,  angeht, weiß ich und die meisten meiner Leser hier, werden das für sich auch schon gemerkt haben.
Ich kann mit solchen Gefühlen einfach wirklich nicht umgehen und suche entsprechend immer den sachlichen Weg der Auseinandersetzung mit dem Thema.
Gut, das ist mein Weg. Andere Betroffene (von (sexueller) Misshandlung), so wie Herr Naidoo, finden ihr Ventil offensichtlich in viel karikativer Tätigkeit, ihrer Musik und vielleicht eben auch in dieser Art Gegengewalt.

Ich bin ein Freund davon, wenn sich Personen des öffentlichen Lebens einsetzen und sich als Sprachrohr für viele Menschen anbieten. Das ist wirklich eine großartige Sache! Gerade beim Thema der sexuellen Misshandlung bzw der sexualisierten Gewalt spielen Scham und die große schlimme Sprachlosigkeit eine entscheidende Rolle.
Wie schön, wenn jemand seine Stimme und seine Kommunikationsfähigkeit für andere hergibt! Was für ein riesen Ding! Was für eine Hoffnung so etwas produzieren kann!

Wenn man sich offen hinstellt und spricht!

Eine Frage die sich mir stellt bei diesem “hidden Track”: Wieso wurde er versteckt? Es ging doch darum auf etwas aufmerksam zu machen- warum also eine dunkle Ecke auf der CD?
Wieso so ein Gleichnis?
Es (das große unbenannte ES) passiert in einer Nische- mitten drin- doch unentdeckt, wenn nicht durch Zufall oder Hören-sagen jemand davon erfährt.
Es sollte doch etwas verändert werden- Aufmerksamkeit auf etwas gelenkt werden! Wenn dem so ist, dann erwarte ich so einen Song mitten in der Playlist!

Es ging darum auf rituellen Missbrauch aufmerksam zu machen. Aha. Das Wort taucht gar nicht auf in dem Song. Warum nicht? Steht eine Definition im Booklet? Neben den Anlaufstellen für die Opfer die durch Song angetriggert werden und in die Dekompensation rutschen?

Das Thema des rituellen Missbrauchs ist wirklich ein Schweres und Komplexes!
Es ist zu groß für einen Song!
Und mir stellt sich ernsthaft die Frage, ob wir es hier mit einer Affektabfuhr (die sicherlich irgendwo gerechtfertigt und wichtig für die Küntler sein wird!)  zu tun haben oder, ob es um die ernsthafte Auseinandersetzung mit Gewalt, die täglich passiert und die nachwievor nur allzugern in den Bereich der (Opfer-)Fantasie geschubst wird, geht.

Die Art wie der Text von Perspektive zu Perspektive hopst, erinnert mich an unsere ersten Versuche erlebte Gewaltsituationen aufzuschreiben: Mal von aussen und direktiv an jemanden (aussen) gerichtet, mal von aussen und frei von Emotion, mal von oben drauf, mal ganz heraus und geistig weiter spinnend und mal auch mitten im Schmerz/ der Wut/ der Verachtung welche weder Ende noch Anfang im Aussen hat.
Für mich ist das normal- so setzt sich nicht nur mein Erinnern an erlebte Gewalt zusammen, sondern auch mein Alltagsempfinden- das ist nun einmal DIS. Entsprechend kann ich mir dieses Gestückel und Gespringe recht gut einordnen. Doch wenn ich mir ansehe wie Aussenstehende auf sowas- schon aus meinem ganz normalen Alltagskampf heraus, reagieren, nämlich: mit kompletten Unverständnis, Ratlosigkeit und Ungläubigkeit…ja.. hm was wundert mich dann eigentlich noch der Wirbel um den Song?

Es war ein mutiger Versuch!
Es ist eine große Sache, auch wenn die Massenmedien “das Ganze” schon wieder unter den von der Gesellschaft (mit)hochgehaltenen Teppich kehren wollen.
Mir zeigt es: das Thema/ die Sache/ “das große böse ES” erreicht manche Menschen und diese Menschen haben Gefühle dazu. Und diese Gefühle haben sie tranportiert.
Sie meinten es gut und wollten, dass viele andere Menschen Anteil nehmen- entweder an dem worüber sie “singen” oder an dem was der Inhalt mit den Künstlern macht.

Einzig die Art ist es, die mir aufstößt und mich fragen lässt, ob es nicht unterm Strich sogar sie sein wird, die uns Betroffenen dieser Form von Gewalt, nicht vielleicht doch sogar eher schadet.

Auf der Internetseite von Xavier Naidoo ist eine kleine “Stellungnahme” zu dem Song zu lesen. Wie so oft in dem Zusammenhang mit rituellem Missbrauch, mit einem Hinweis auf den Film “Höllenleben”. Auch diesen Film halte ich für ein Transportmittel von Wut und Trauer- nicht für ein aufklärendes, verständnisförderndes “Werk”. Jetzt wird sich der Film wieder zig mal angeguckt, ohne die Frau, um die es darin geht, daneben, um direkt Fragen und Eindrücke loszuwerden. Erklärt zu bekommen. Das Bild zu vervollständigen. Schon wieder!
Schade!

Schade um die Chance!
Schade darum, dass die Scherben wieder jene zusammenkehren, die eigentlich nicht die Kapazitäten dafür haben, neben ihrem Elend durch Betroffenheit auch noch um Glaubwürdigkeit und Verständnis zu kämpfen!