Wonder Women – Supermulti – to be human oder: A.

Es hat mit Storm angefangen. Der X-Men, der eine Frau ist und Stürme, Blitze und Gewitter machen kann, weil ihre Gene so mutiert sind, dass sie es kann.
Mein Ding mit Superheld_innen.
Die X-Men sind die kaputtesten Held_innen, die ich kenne. Die mit dem größten Leid, der tiefgreifensten Debatte der Menschheit, um und an ihrem eigenen Leben, Sein und Wirken.  Sie sind Mutanten. Sie sind anders. Sie sind Menschen. Und doch wieder nicht. Oder doch? Oder nicht?
Was macht den Mensch zum Menschen?

Es ist jetzt halb 1 Uhr morgens. Dank einem halben Liter Club Mate prozessiert mein Gehirn den gerade angeschauten Film “Wonder Women”.
Wonder Women heißt Diana und ist eine Göttin, ohne es zu wissen.
Sie stellt sich nicht die Frage, wer oder was sie ist. Was sie ausmacht. Sie hat ihre Werte und folgt ihnen. Der Zweifel macht sie stärker. Der Kampf bewusst für sich und die Tragweite dessen, worum es (ihr) geht. Buff bamm bäng.  Eine Person ganz nach meinem Geschmack.
Ja flach. Ja platt. Ja Kino. Ja Fiktion. Aber ach – viel mehr ist Leben doch auch nicht. Jedenfalls nicht für mich.

Ich kann diesen Kämpfer_innen so viel abgewinnen. Nicht, weil ich Supermulti sein will. Nicht, weil ich alles im Griff haben will. Weil ich glaube, wenn ich nur gut genug, super genug bin, dann gibt es Grund für Hoffnung, Leben, Mut und Weitermachen.
Es ist das Bewusstsein um alles das, was mir gleichermaßen fehlt, wie einer Göttin, die nicht weiß, dass sie eine ist; einer Mutantin, der so sehr weder Menschenwürde noch –rechte anerkannt werden –  nein, ich fange jetzt nicht an eine Comic-Superheld_innereferenz nach der anderen zu ziehen.
Der Punkt ist ebenjenes Fehlen von etwas, das profund ist, um zu wissen, wer oder was, wozu und woraufhin man ist.

Wo Diana den Menschen eine Tiefe zuweisen kann – wo sie menschliche Abgründe, neben Glanz und Gloria erkennt, sehe ich in mir andere Seelen. Innens.
Und eben nicht nur mich.

Als wir unseren Antrag auf Leistungen aus dem Fonds für Menschen, die zu Opfern von sexualisierter Gewalt wurden, schrieben, war unsere Hürde genau dieses Loch zu beschreiben. Diesen Unterschied. Diese Mutation, die die Gewalt so tief in dem, worin wir sind, ausgelöst hat.

Was ist ein Mensch, der sich selbst nie als solcher erkennen konnte?

Dissoziiert. Getrennt.
Von Wissen und also auch Begreifen.
Eingreifen in den eigenen Lauf der Dinge.
Partei (für sich) ergreifen.

Die Superheld_innen, Gött_innen und Mutant_innen in meinen liebsten Comics, sind die armseligsten Figuren, die menschliches Erzählen kennt.
Denn sie tun nichts für sich und einfach nur deshalb, weil sie es können.
Es ist die Selbstaufgabe, die sie zu Held_innen macht.
Held_innentum ist immer nur Thematik – niemals Essenz des Lebens selbst.

Als diese Essenz gilt, was das Selbst allein um sich selbst Willen definiert.
Liebe
Ehre
Würde
Stolz
Erfüllung
Inspiration
Leidenschaft
Faszination
Emotionen

Meine Essenz ist Kämpfen und danach Weiterkämpfen – für Momente, in denen ich nahe genug an die Essenzen des Lebens herankommen kann, um überhaupt mal zu schauen, was das ist. Wie sich das anfühlt. Wofür das gut ist. Wie man sich das macht. Das Gefühl von Erfüllung. Momente von Leidenschaft. Wie man sich das erhält, obwohl einem die Welt jeden Moment gleich wieder durch die Finger rinnen kann. Ohne etwas dagegen tun zu können.

“to be human is to love” – das ist die Line im Soundtrack zum Film.
Ich war noch nie verliebt. Weiß nicht, woran genau ich (echte aufrichtige) Liebe erkenne, geschweige denn, was ich damit anfangen soll, wenn sie in meinem Er_Leben überhaupt jemals eine Rolle spielen sollte.
Bin ich erst Mensch, wenn ich die Liebe „kann“?

Und was, wenn ich sie zu schwer finde? Unwichtig? Irrelevant?
Was, wenn ich glaube, dass Liebe überbewertet wird, weil so viele Menschen keinen Bock auf die Verantwortung haben, die das Leben und Sein selbst mit sich bringen?

Hab ichs dann verwirkt?
Oder ists auch hier schon die Frage, die der Rand meines Mutantentraumascheißelochs ist?


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5 thoughts on “Wonder Women – Supermulti – to be human oder: A.

  1. ich weiß nicht so richtig, aber irgendwie gefällt mir eine für mich undefinierbare Verwirrtheit in diesem Text. Oder ist es die Verwirrtheit in mir selbst? Jedenfalls fühlt es sich beim Lesen so an, als würdest Du mit Deinen Worten wie mit einem Zeigefinger gegen meinen Kopf klopfen und damit irgendwas wunderbar stören.
    Du schreibst: „Als diese Essenz gilt, was das Selbst allein um sich selbst Willen definiert.
    (Liebe, Ehre, Würde…)“- sind die darauf folgenden Bezeichnungen Deine Definition, oder nimmst Du das bei anderen Menschen so wahr? „Um sich selbst Willen“- wie meinst Du das? Meinst Du damit den Zustand einer Unabhängigkeit vom Gegenüber? Falls ja: Gibt es das „Selbst“ denn überhaupt ohne „Gegenüber“?
    Ich bin verwirrt. Gut so. 🙂

    1. Ja, diese Essenzen nehme ich von anderen für sich selbst wahr. Natürlich auch in Verbindung mit anderen Menschen – manches kann ja ohne Menschen gar nicht erst sein. Aber doch für sich selbst.
      Und ja – ich denke „Selbst“ kann es durchaus ohne (Menschen)gegenüber geben.
      Viele Grüße

  2. Die Liebe IST schwer und IST überbewertet, glaube ich. Ich habe mal eine Doku gesehen, die sich damit befasst hat, was rein hormonell oder biochemisch im Körper passiert, wenn wir Liebe für einen Partner empfinden. Tatsächlich ist vieles davon ganz ursprünglich und irgendwie steinzeitmäßig gewesen, so „programmiert“. Das hat mir einfach irgendwie eingeleuchtet, deshalb ist „die ewige Liebe des Lebens“ auch, rein technisch, nicht machbar. Aus Genvielfaltsgründen sucht sich der Urzeitmensch, der wir eigentlich noch sind, alle paar Jahre einen neuen Partner und wir sind für Monogamie eigentlich gar nicht vorgesehen. Und aus diesem Grund halte ich die Liebe auch für schwer. Nach einem Jahr liebt man anders als am Anfang und nach 10 Jahren, so meine persönliche Erfahrung, ist es keine Liebe mehr, sondern mehr, z.B. gewachsener Respekt, gewachsene Freundschaft, gewachsene Gewohnheit. Man verändert sich über die Zeit und muss doch irgendwie „beieinander“ bleiben – das ist nicht so leicht. Nicht jeder findet dieses ewige Suchen eines gemeinsamen Nenners erstrebenswert. Trotz dieser Worte kann ich mir ein Leben ohne meinen Mann, so wie ich es in den letzten 12 Jahren hatte, nicht mehr vorstellen. Wie viel ich davon nun als Abhängigkeit/Gewohnheit und wie viel als reine Liebe betrachte, schwankt je nach Stimmungslage. Lieben „kann“ niemand, das lernt man nicht und ist so individuell. Ich wüsste nicht, warum ihr diese Erfahrung nicht machen können solltet. Euch fallen sicher jede Menge Gründe ein, aber die Liebe widerlegt die alle, denn so funktioniert sie… scheißkompliziert 😉

      1. Nee, das hab ich mit Absicht nicht auch noch auseinanderdividiert. Auch das ist nämlich kompliziert. Ich liebe es, zu stricken, ich liebe Pommes und ich liebe meinen Mann. Das alles sind himmelweite Unterschiede. Was ich für meine Tochter empfinde ist auch nochmal ganz anders als das, was ich für meinen Mann oder meinen Bruder empfinde. Und auch deshalb ist „Liebe“ überbewertet, wie ich finde. Diesem Wort wird so viel Bedeutung aufgeladen, dass es nur von jedem individuell definiert werden kann.
        Dennoch würde ich ganz persönlich sagen, dass ich ein Ding oder einen Moment nicht „liebe“, sondern würde es jeweils anders formulieren. Ich mag es, zu stricken, ich steh total auf Pommes… Das Wort „Liebe“ verwende ich nur für ganz große, wichtige, emotionale Sachen. Ihr müsst für euch da einen eigenen Weg finden. Vielleicht ist ein einfacher Spaziergang so heilsam für euch, dass es eher zutreffen würde, ihn mit „ich liebe diesen Moment“ zu beschreiben als mit „Cooler Spaziergang heute“. Man kann doch nur selber wissen, wie bedeutsam ein Mensch, ein Ding oder ein Moment für einen selbst ist und wie stark das Wort dazu sein muss… Oder?

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