schreiende Kinder(innens)

Ich kompensiere Vorbehalte bezüglich meines Kinderwunsches mit Information. Wann immer jemand um die Ecke getrollt kommt, um mir zu sagen, ich sollte mir aus dem Kopf schlagen, eigene Kinder zu bekommen, will ich vorbereitet sein. Wenn schon nicht zeigen, so doch wenigstens sagen können, dass ich weiß, was Kinder brauchen, was in der Schwangerschaft, unter der Geburt, im Wochenbett, im ersten Jahr, in allen Jahren danach für mich und ein, zwei, drei … Kinder (zwingend) nötig ist – und was nicht.
In dieser Auseinandersetzung kann ich meine Traumatisierung nicht ausblenden und tue das auch nicht. Warum auch immer ist es bei diesem Thema gar nicht so furchtbar unaushaltbar für mich, sie anzuerkennen und in mein Selbstbild zu integrieren. Und seit ich das tue, verändert sich meine Perspektive auf und darüber auch meine Beziehung zu den Kinderinnens in meinem Er_Leben.

Ich habe darüber nachgedacht, was mir am meisten Druck machen wird, wenn ich ein Kind zu versorgen habe.
Und natürlich ging es dabei viel um meine Genderthemen, um finanzielle Sicherheiten, um Sorge darum, wie sich die Beziehung zum Partner entwickelt, wenn sich unser beider Leben durch Schlafentzug, 24/7 zwingend notwendiger Verfügbarkeit für das Kind und der Anforderung immer wieder Entscheidungen fällen zu müssen, die niemand vorgeben, aber alle kritisieren können wollen, verändert.
Mir ist aber auch aufgefallen, dass der Umgang mit Kindern und viele der Probleme und Anstrengungen sich aus einem scheinbar ungeschriebenen Anspruch der Kontrolle ergeben. Es wird erwartet, dass man als Elter alles vorgibt, alles bestimmt – und vor allem deshalb alles über alles wissen muss, damit im Falle eines Kontrollverlustes mit Nachsicht vom Umfeld gerechnet werden kann. Denn Un- oder Zufälle, die kann man nicht verhindern – aber dass das Kind nicht jeden Tag nackte Nudeln isst oder 3 Wochen die gleiche Hose trägt, dass es gefälligst immer Bitte und Danke sagt, dass es nicht widerspricht, dass es in der Schule die Klappe hält und nur auf Verlangen von Autoritäten sein Wissen auskotzt … das scheint irgendwie das Mindeste des Elternjobs zu sein. Und das ist etwas, von dem ich jetzt schon weiß, dass ich es gar nicht erst als Ziel annehmen will.

Erstens, weil ich weiß, dass meine Kraftreserven nicht dafür ausreichen werden – zweitens aber auch, weil ich merke, dass ich genau so seit tausend Jahren versuche, mit meinen Kinderinnens umzugehen. Ohne jeden Erfolg und ohne mehr Sinn als den, mich von meinem Trauma und damit der Realität meiner damals unerfüllten Bedürfnisse fernzuhalten.

Und wo kommt das her? Wie komme ich denn darauf, dass ich meine Kinderinnens – kindliche Selbstzustände – kontrollieren (können) muss (um zu heilen = in Frieden leben zu können)? Weil ich sie als Fehler begriffen habe. Weil mein Umfeld auf sie als Fehler reagiert, den ich mache. Jeder Flashback, jeder Wechsel zu einem Kinderinnen durch eine Fehlinterpretation der äußeren Umstände gilt als Dysfunktion. Als Teil meiner Krankheit genannt „dissoziative Identitätsstörung“. Als gefährlich, als falsch, als unangemessen und deshalb als zu kontrollieren bis zu einer veränderten Funktion, die möglicherweise so nahtlos reinpasst, dass man mich als geheilt einordnen kann.

Seit ich die Diagnose habe, wende ich unfassbar viel Energie dafür auf, bloß nichts Kindliches nach außen zu bringen. Nichts und niemand bedürftiges, unfähiges, traumatisiertes – nichts und niemand kompromisslos existenziell abhängiges. Ich habe mit jeder Therapie neue und engere Mittel und Möglichkeiten aufgebaut, um ein Regime der Kontrolle über mich aufzubauen und damit aber vor allem dafür gesorgt, dass die Kinderinnens immer so bleiben, wie sie vom Außen wahrgenommen werden: chaotisch und unberechenbar, fremd und gefährlich. Ein Unfall, eine Ausnahme in meinem sonst so kontrollierten Auftreten und Sein. Eine einzige Katastrophe.

Und was macht man nach Katastrophen. Man räumt auf. Beseitigt die Spuren. Wischt alles weg, baut irgendwas drüber, richtet neue Kontrollen ein, macht sich vielleicht noch eine Gedenknotiz. Ein Ermahnmal, um ja nicht zu vergessen, wie unfassbar wichtig es ist, hier alles im Griff zu haben, alles und alle zu kontrollieren – damit man sich gleich noch schlechter, schwächer, unfähiger fühlt, wenn es doch wieder zu einem Kontrollverlust kommt. Es reicht ja nicht, wenn es ist, wie uns M. in einer E-Mail schrieb. Dass man sich fragt, was man macht, wenn da so viel Weh und Bedürftigkeit ist, so viel Schreien nach Ver_Bindung, dass es auch eine Unfähigkeit zur Wahrnehmung der aktuell bestehenden Ver_Bindungen und Sicherheiten gibt.

Ich will meine Zeit als Elter nicht darauf verschwenden, meine eigenen Kinder als so unberechenbar und deshalb zwingend in allem zu kontrollieren zu denken, wie Kinder im Allgemeinen gedacht und behandelt werden. Ein vielversprechender Ansatz dazu ist das bindungs-und bedarfsorientierte Elternsein. Darin ist die Grundlage des Eltern-Kind-Miteinanders nicht die Frage nach individuellen Ressourcen und sozialem Status, sondern die nach den Bedürfnissen aller und dem Verständnis dafür, dass die Bindung zueinander bestimmt, was wann wie wo warum artikuliert wird.
In diesem Modell ist ein Kind, das irgendeine Schulaufgabe nicht macht, kein Kind, das Bock auf Stress hat und sich als Klassenclown gefällt (also gerne die Ressourcen anderer Leute wegfrisst und so eine soziale Position für sich produziert), sondern ein Kind, dem möglicherweise etwas abverlangt wird, dass es (gerade oder noch) nicht kann und versucht eine wahrgenommene Enttäuschung des Gegenübers mit Witzen und Lachen aufzufangen (also versucht zu zeigen: „Mieh, ich kann das nicht – aber guck, wir können immer noch gemeinsam (verbunden) lachen.“)

Übertragen auf meine Kinderinnens ist diese Perspektive insofern hilfreich, als dass ich aufhöre zu glauben, dass mein Bedürfnis nach Sicherheit durch Unauffälligkeit wichtiger oder relevanter ist als mein Bedürfnis nach Sicherheit durch Ver_Bindung (oder auch Versorgung), wenn ich in einem kindlichen Zustand bin. Denn nichts anderes sind Kinderinnens. Sie sind ich in einem mehr oder weniger funktionellem Zustand der Traumatisierung. Also einem Zustand, in dem eins bis alle der essenziellen Grundbedürfnisse nicht erfüllt wurden, negiert wurden, ausgenutzt wurden.
Es ist logisch, dass ich mich bodenlos hilflos, ohnmächtig, schwach, haltlos, zu Tode verängstigt, verlassen, schmerzerfüllt und ohne jede Hoffnung fühle, wenn sie mir sehr nah sind. Und es ist logisch, dass ich sie getrennt von mir erlebe. Denn ich bin hier und heute gut versorgt. Ich bin in äußerer Sicherheit, kann mir selbstbestimmt zu essen und zu trinken nehmen, kann mich versichern, kann mich halten lassen, meine Schmerzen behandeln, ein Leben führen, dessen Sinn und Inhalt ich selbst gestalte.
Aber die Trennung zwischen uns macht weder mich realer als sie, noch ihre Bedürfnisse weniger real als meine. Und das zu akzeptieren hilft mir gerade sehr, mich in meinem Vermeidungsverhalten zu beobachten und viel weniger pauschal und grob vorzugehen, wenn ich sie spüre oder höre.

Auch im Umgang mit Außenkindern ist es wichtig, wie man über Bedürfnisse spricht – wie man Kindern überhaupt vermittelt und bewusst macht, welche Empfindungen und Wünsche aus welchen Bedürfnissen heraus entstehen und wie sie ihnen sicher und nachhaltig entsprechen können. Das kann man als Elter lernen.
Und als traumatisiertes Elter, das ich gerne sein möchte, lerne ich dabei doppelt, denn intuitiv einfach so weiß ich selbst oft nicht, was ich wann wie wo für Bedürfnisse habe und wie ich ihnen nachhaltig entspreche. Unter anderem, weil ich immer nur in Situationen des Kontrollverlustes Kontakt zu Kinderinnens, aber auch jugendlichen Innens, habe und dann weder ihnen noch mir einfach so den Raum nehme zu fühlen, was gebraucht wird und selbst wenn ich weiß, was gebraucht wird, noch zig Extraschleifen fahre, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich diesen Bedarf wirklich (like: for real) habe, ob ich berechtigt bin ihn zu haben, ob es angemessen ist ihm nachzugehen, was es für alle anderen außer mich bedeutet, wenn ich dem nachgehe.
Um das zu ändern, fange ich jetzt nicht an Kindersocken zu tragen oder eskaliere auf einem Kinderspielplatz herum – es auch wird nie soweit kommen, dass ich Kinderinnenzeit im Außen freimache oder irgendwelche Außenpersonen anweise, doch bitte meine Kinderinnens zu beruhigen, weil sie so dringend Sicherheitsgefühle brauchen. Aber ich höre auf immer nur mich zu versorgen, wenn ich merke, dass mir – uns allen – etwas fehlt. Unsere Bedürfnisse stehen sich nicht in Wichtigkeit oder Relevanz gegenüber, sondern bedingen einander.

Auch das eine Parallele zum Umgang mit Außenkindern. Ich muss keins meiner Grundbedürfnisse negieren, nur weil die kleinen und großen anderen Menschen in meinem Leben auch welche haben und es vielleicht einigermaßen anstrengend wird, die alle miteinander zu befriedigen.
Kontrolle ist nur möglich durch Negierung von Aspekten ihres Ziels. Schreiende Kinder(innens) zu kontrollieren bedeutet also immer irgendein Bedürfnis zu negieren. Für mich ist das eine Wiederholung eines Aspektes meiner Traumatisierung.

Was ich jetzt also zum Beispiel bei einem Flashback oder nach einem Wechsel zu einem Kinderinnen herauszufinden versuche, ist (nach wie vor) nicht: „Was ist damals passiert?“ – denn mit dieser Frage rolle ich mir quasi den Teppich aus in Folgefragen wie: „War das wirklich so?“ um von der Antwort dann abhängig zu machen, wie berechtigt ist, was ich dazu denke, fühle oder im späteren Verlauf noch erinnere – was für mich einfach unnützer Quark ist, der mich überhaupt gar nicht weiterbringt, aber krank, leidend und vor allem dissoziiert hält.

Ich frage mich jetzt: „Welches Bedürfnis ist jetzt da?“ und prüfe, ob es etwas ist, dass ich selbst erfüllen kann oder ob es etwas ist, dass ich als erwachsene Hannah, die jetzt da steht, wo sie_r steht, wie sie_r ist, schon als erfüllt empfindet.
Da ich erwachsen bin, kann ich jetzt viele meiner Bedürfnisse einfach erfüllen und diskutiere das auch nicht mehr. Denn einfach alles worüber diskutiert wird, stellt die Legitimation eben jener Sache infrage. Grundbedürfnisse sind nicht diskutabel. Weder meine aktuellen noch meine früheren. Ich habe Grundbedürfnisse, weil ich existiere und um zu existieren. Sie gehen nicht weg, nur weil ich oder irgendjemand anderes meint, sie seien nicht angemessen oder real.
Wenn ich den Eindruck habe, dass eigentlich alles um mich herum meine Grundbedürfnisse erfüllt, erkläre ich das nach innen, in dem ich mich so sinnlich wie möglich dessen versichere. Meine Kinderinnens sind so viel mehr Körper als ich, die überwiegend Kopf bzw. Gedanke ist – es ist völlig logisch, dass ihnen die Info, dass alles ok ist, weil ich das weiß, überhaupt nichts sagt. Sie müssen fühlen, dass sie satt, sauber, unberührt, frei beweglich, warm und verbunden mit Menschen sind, die unsere Grenzen wahren. Ich muss mich dafür mit meinem Körper verbinden, muss mich anfassen, muss abchecken, in welchem Rahmen ich verdeutlichen kann, was jetzt gerade spürbar ist, ohne weitere Erinnerungskaskaden auszulösen. Und ich muss darauf achten, was diese Empfindungen in mir verändern.

Auch das ist ein Aspekt, den Kontrolle von Kinderinnens allein verhindert. Wenn ich sie nur kontrolliere, dann merke ich ausschließlich (aber das immerhin dann sehr eindeutig), ob sie mir nah sind oder nicht. Ich fühle mich sicher, wenn sie mir fern sind und Punkt. Dann fühle ich nicht, ob irgendwas von meinem Reorientierungszauber überhaupt gewirkt hat. Ob da irgendwer innen kapiert hat, dass es vorbei und alles ok ist – oder ob ich mich im Grunde schon mal drauf einstellen kann, dass ich immer wieder mit diesem Kinderinnen zu tun haben werde oder nicht.

Wie die Empfindungen erfüllter Grundbedürfnisse etwas in mir verändern, das ist ganz interessant eigentlich. Endlich habe ich kapiert, warum Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen in psychosomatischen Kliniken und eigentlich jeder Therapie so ein übliches Element sind.
Erfüllte Grundbedürfnisse entspannen. Unerfüllte Grundbedürfnisse sorgen für Anspannung (weil der Körper drauf eingestellt ist, etwas für seine Grundbedürfniserfüllung zu machen, denn das ist ja seine primäre Funktion: zu leben und dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt 🤯).
Es ist also auch völlig sinnlos, wenn ich meine Kinderinnens – oder auch Außenkinder – ausschließlich frage, wie es ihnen jetzt geht, wo sie fühlen, dass alles ok ist und mir das anhöre. Ich muss nach Zeichen der aktiven Entspannung schauen. Nicht: reglos, schlaff und stumm „Ja ja alles ok – ich hab mich tot gestellt und empfinde gar nichts, was mich irgendwie anspannen könnte“, sondern: Präsent, stabil, beweglich, reagibel „Jupp, mich gibts. Ich bin hier – die Welt ist da, ich kann alles überschauen, ich bin versorgt, jetzt könnte ich irgendwas anderes machen als essen, trinken, schlafen, von jemandem gehalten werden – wie wärs mit Entdecken? Jemanden kennenlernen? Irgendwas erschaffen?“ Der ganze Entspannungstherapiezenober soll dabei helfen, ein Gespür dafür zu bekommen, wie sich Entspannung anfühlt bzw. sich daran zu erinnern, wie man sich in diesem Zustand anfühlt, damit man in schwierigen Situationen nicht erst überlegen muss: „Ok ok ich muss mich entspannen – Äh… wie ist das noch gleich?“
Für meinen Geschmack bin ich schon viel zu lange in Traumatherapie,  um das erst jetzt zu verstehen – aber es hat mir auch nie jemand gesagt.
Naja.

Zurück zur Entspannung von Kinderinnens.
Es ist für mich leichter auf Entspannungszeichen zu achten, weil ich mich dazu nicht so sehr ihren Inhalten nähern muss. Ich kann so ganz bei der Realität bleiben, dass jedes Kinderinnen ich selbst in einem angespannten Zustand aufgrund unerfüllter Bedürfnisse ist und mich um mich selber kümmern. Ich kann jedes meiner Gefühle, das ich in dem Moment mit meinem erwachsenen Bewusstsein spüren kann, ernst nehmen und überlegen, wie ich ihm begegne. Und ja, das ist nach wie vor oft die Entscheidung, dass ich mich davon entferne, weil ich mich zu unsicher fühle sie aufzufangen, aber ich weiß jetzt ganz sicher, dass ich nicht einfach traumaphobisch bin und sie deshalb in ihrem Zustand belasse, sondern, dass ich mich selbst noch nicht genug darin gehalten/gestützt/versichert fühle mit allem umzugehen, was ich (hauptsächlich im Flashback oder im kindlichen/jugendlichen Zustand) fühle. Das bedeutet für mich eine Baustelle und die nehme ich ernst. Denn so wie es ist, soll es nicht bleiben.

Auch das eine Entscheidung, die man nicht treffen muss, wenn man sich für 24/7 Kontrolle über sich entscheidet (und das auch hinkriegt).
Man kann sich gegen die Ver_Bindung mit den eigenen Kinderinnens entscheiden, wie man sich gegen die Ver_Bindung mit Außenkindern entscheiden kann. Manchmal ist das nötig und manchmal das einzige, was eine_n selbst am Leben erhält.
Aber schön, erfüllend – ganz – ist es eben nicht.

großer Bent – große Hilfe – ein Testbericht über ein schweres Faultier aus Dänemark

In diesem Text machen wir unbezahlte Werbung für ein Produkt, das uns von der Firma “Oliz” in Dänemark kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, um über unsere Erfahrungen damit zu schreiben.

 

Neu in unserem Haushalt ist ein Stofffaultier, das “Bent” heißt. Genauer: “Großer Bent” (“Big Bent”).
Dieses Stofftier ist kein gewöhnliches Kuscheltier, wie man sofort bemerkt, wenn man ihn hochhebt.

Stoffgewichtstier Bent von vorneDer große Bent wiegt 4,5kg, die gleichmäßig auf seine langen Arme und kürzeren Beine und den unteren Teil seines Rumpfes verteilt sind.
Er ist aus überwiegend weichem, kurzen Plüschstoff genäht. Seine Hände, Füße und Teile des Gesichts sind mit Flachsstoff gearbeitet. Seine Augen mit glattem Kunstleder und weichem Filz.

Diese Eigenschaft macht ihn für uns zu einer angenehmen “Befühlfläche”, was uns hilft, unsere Aufmerksamkeit von unangenehmen oder belastenden Gedanken(kreiseln) hin zum Körperempfinden zu bringen.

Der Bent ist hochwertig verarbeitet und an jeder Stelle hochzuheben. Er ist maschinenwaschbar, wenn man die Säckchen in den Gliedmaßen und dem Körper entfernt hat.
Klug angesetzte Reißverschlüsse ermöglichen leichten Zugriff.

Mit dem Bent haben wir die Möglichkeit spürbar umarmt zu werden, ohne von jemandem umarmt zu werden, was eine total gute Erfahrung für uns ist.

Wir sind im Alltag mit anderen Menschen nicht körperlich. Hände geben, Begrüßungs- und Abschiedsumarmungen, spontaner Körperkontakt allgemein, sind für uns absolute No-go’s, weil sie uns an guten Tagen unangenehm, an schlechten Tagen schmerzhaft sind. Intimer Körperkontakt ist nur dann als neutral bis angenehm möglich, wenn wir grundentspannt und sicher (weil selbst_bewusst, selbst_ermächtigt (also in der Lage unabhängig von anderen Menschen zu re_agieren) sind.

Für neurotypische Menschen ist körperlicher Kontakt oft auch ein Kommunikationsmittel und -weg und wird deshalb oft nicht als so rein sensorisches Ding empfunden, wie von uns.
Viele Menschen umarmen einander für einen bestimmten Zweck.
Sie sagen einander so: “Ich bin da. Aha, du auch. Wir beide sind miteinander da.”

Für uns ist diese Form der Miteinander-Erfühlung die x-te Wiederholung einer Information, die wir schon längst haben. Wenn wir Menschen treffen, dann haben wir sie meistens schon gehört und gerochen, bevor wir sie gesehen und gesprochen haben. Das heißt: wir haben schon durch eine ganze Menge anderer Gesten und Reize erfahren, dass wir mit jemandem sind und fühlen uns durch die Unausweichlichkeit dieser für uns sehr bewussten Informationen durch Sinneseindrücke oft schon sehr bedrängt und gestresst.

Und das auch schon lange bevor eine soziale Sprechkommunikation passiert oder – in unserem Fall ein zusätzlicher Stressor – ein möglicher Trigger für Erinnerungen an die zwischenmenschliche Gewalt, mit der wir aufgewachsen sind, greifen kann.

Dass wir solche Situationen meiden, hat also damit zu tun, dass wir chronisch überreizt und manchmal auch sensorisch geflutet werden (so zum Beispiel jeden Tag, den wir in der Schule zur Ausbildung sind).
Es hat nichts damit zu tun, dass wir nicht auch emotional und sozial davon profitieren können, körperlichen Kontakt zu erfahren. Wir mögen manchen Kontakt sogar ganz gern, weil er uns gute Gefühle macht und manchmal auch für eine soziale Bindung sorgt, die uns gut tut.

Zum Beispiel wenn unsere Therapeutin ihre Hand auf unsere Schulter legt (und dort (ruhig und dadurch schwer) liegen lässt). Das macht sie manchmal (und ausschließlich nach Abprache), wenn wir über schwierige Dinge sprechen. Wir fühlen sie und deshalb fühlen wir uns erkannt und gemeinsam mit ihr in dem Moment. Manchmal trösten diese Gefühle uns dann auch.

Es gibt allerdings Tage, besonders jetzt in den letzten Monaten, in denen wir unser Schulpraktikum gemacht haben und an jedem Arbeitstag im Büro jeweils 2 Stunden hin und 2 Stunden zurück mit dem Zug fahren mussten, da sind wir zu überstimuliert für körperlichen Kontakt, der auch noch eine soziale Komponente hat, die adäquates Verhalten und Einordnung von uns erfordert.

Dann hat der Bent bisher sehr gut geholfen.
Sein Rumpf ist für uns, die wir 1,72m hoch sind, etwas zu klein – seine Maße sind (HxB) 73 x 44 cm – deshalb fühlt es sich nicht ganz wie eine “flächige” Umarmung an, aber mit einem zusammengerollten Handtuch oder ähnlichem auf dem Schoß, auf das man ihn dann draufsetzt, funktioniert auch das ganz gut.

Seine langen Arme kann man sich lose über die Schultern legen, man kann aber auch das elastische Band an einem seiner Hände verwenden, um sie zu verbinden. Dabei ist wichtig, dass man die Hände aufeinander legt (also die eine Hand mit in das “elastische Armband” der anderen schiebt) und nicht gegeneinander legt (wie bei Handschellen) und dann zusammenbindet.

übereinandergelegte Hände des Bent, die mit dem Elastikband verbunden sind

Das ist nötig, damit die Arme leicht wieder voneinander zu lösen sind und keine Gefahrensituation entsteht.

 

Doch nicht nur für unsoziale Umarmungen ist der große Bent für uns eine große Bereicherung geworden.
Auch beim Ein- und Durchschlafen ist uns dieses Gewichtsplüschtier eine große Hilfe.

Ohne Vorarbeit sind wir früher nie einfach so eingeschlafen. Entweder wir nehmen Medikamente oder wir bleiben so lange wach bis wir völlig erschöpft sofort einschlafen, sobald wir uns hingelegt haben.
Das ist jetzt anders.

Wir drehen uns auf die Seite und legen den Rumpf des Bent vor unseren Bauch (speziell: vor den Bauchnabel und den Bereich darüber) und die Gliedmaßen der einen Seite jeweils nach unten in Richtung der Beine und nach oben in Richtung des Kopfes. Die Gliedmaßen der anderen Seite legen wir auf den Körper.

Gesicht des Bent von NahemMit dem einen eigenen Arm stabilisieren wir dann unseren Körper, mit dem anderen Arm gehen wir auf “Rumfühlreise” über das Gesicht des Bent. Darüber schlafen wir dann meistens ein, ohne eine lange Zwischenphase vor dem Schlafen zu erleben, die bei uns nachwievor sehr schnell zu Flashbacks und intrusiven Gedanken werden.

Wir haben festgestellt, dass wir mit dem Bent vor dem Bauch (auch wenn wir die Gliedmaßen auf dem Körper irgendwann im Schlaf abstreifen), sehr viel ruhiger schlafen. Üblicherweise wühlen wir uns nachts einmal quer über die ganze Fläche und fühlen morgens entsprechend zwar oft ausgeschlafen, aber immer auch irgendwie abgekämpft. Das haben wir jetzt in der Zeit, seit wir ihn testen, so nicht mehr gehabt.

Für uns ist dieses Gewichtsstofftier also rundum super hilfreich.

Allein reicht er uns nicht, um uns von Reizüberflutung zu erholen, aber ist eine ideale Ergänzung.
So haben wir erst in dieser Woche, die einige für uns sehr heftige Momente der Überreizung bereithielt, festgestellt, dass er perfekt für eine Beschwerung des Oberkörpers ist, wenn die 24kg Sanddecke von Beluga Healthcare, die wir inzwischen auch haben, nicht passt.
Wir haben Asthma und müssen deshalb aufpassen, wann wir uns die Sanddecke bis auf den Oberkörper auflegen (vor allem wenn wir auf dem Bauch liegen).
Der Bent mit seiner eher punktuellen Druckausübung und der Möglichkeit des leichteren Abstreifens vom Oberkörper ist da perfekt.

 

Fazit: Besonders für Kinder und Jugendliche, die von Gewichten und Sanddecken profitieren, ist der große Bent (aber auch der kleinere) sicher richtig großartig, um eine unsoziale Umarmung zu erleben und auch andere positive Ein_Drücke zu bekommen.

Insgesamt finden wir, lohnt sich der Blick in das Sortiment von Oliz (beziehungsweise das von Beluga Healthcare, die viele der Oliz-Produkte in Deutschland verkaufen).
Hier finden sich kleine beschwerte Hasen und Dinos, die abwaschbar sind und sich um Arme und Beine wickeln lassen, eine Giraffe, die ihren Hals um die Schultern legen kann, ein Stinktier, das man als Rucksack tragen kann und vieles vieles mehr, das liebevoll und kindgerecht gestaltet, einfach eine total schöne und zugewandte Art darstellt, angenehme Körpererfahrungen durch Ansprechen der Tiefendruckwahrnehmung zu machen. Auch für Erwachsene, wie uns.

Bei den Produkten handelt es sich um therapeutisch nutzbare Hilfsmittel zur Verbesserung der Körpereigenwahrnehmung, was zu Entspannung und mehr positiven Effekten führt.
Sie nicht so aussehen zu lassen ist ein großes Plus, was unserer Ansicht nach den Preis auch absolut rechtfertigt und einen wichtigen Schritt gegen die verbreitete Annahme, bei Sanddecken und Ähnlichem handle es sich um eine moderne Form der Fixierung, bedeutet.