klare Deutung bitte!

Heute, nach vielen Tagen in denen das Thema “sich erklären (und rechtfertigen)” wie eine bedrohliche dunkelgraue Nebelwolke über mir hing, komme ich endlich darauf, mir das Wort anzuschauen.
Endlich, nach einer Woche kreiseln und untergründiger Ängstlichkeit, schaffe ich es auf meine stärkste Waffe zuzugreifen: mein Sprachknall

Wir halten uns an die Bedeutung der einzelnen Worte, die die Menschen benutzen.
Das liegt daran, dass wir in einem Umfeld lebten, in dem unsere Interpretation- die Deutung dessen was wir hörten niemals zuverlässig zutreffend war.
Ein “Liebling” von jemandem zu sein, konnte bedeuten liebevoll gedrückt zu werden oder gewaltvoll nieder-gedrückt zu werden.
Das Wort “Liebling” aber, war immer eindeutig: ein “Ling” (weder männlich noch weiblich) welches “lieb” (also “gut”) ist (weil es mit sich machen lässt, was auch immer mit ihm passiert).

Dieser Umstand- unsere Fixierung auf allein die Worte, die verwendet werden, aber ist es, der uns die Kommunikation heute extrem erschwert.
Wo die Verwendung von Worten nicht gleich ist, wo Worte nicht deckungsgleich mit ihrer Bedeutung benutzt werden- da kann es nur Sprache geben. Nicht aber Kommunikation. Und somit auch keine Klarheit und damit auch keine Erklärungen.

Erklärungen aber sind es, die Dinge fassbar greifbar und sortierbar machen.
Auch hier kann ich wieder eine Schleife ins Gestern ziehen. Uns wurde nie erklärt, was nun genau und konkret oder gar warum wirklich etwas mit uns geschah. Früher nicht und mittelfrüher auch nicht. Erst heute, wo wir die Gelegenheit haben uns mittels der Worte und der klaffenden Wortlücken an eigene Erklärungen heranzutasten, lichtet sich der Wald aus Fragezeichen und dunkel wabernden Ängstlichkeiten. Das Unfassbare wird fassbar.

Doch wie kommen wir aus dem Dilemma der unterschiedlichen Wortnutzungen und Deutungsnotwendigkeit heraus? Reicht es aufzuzeigen? Reicht eine Erklärung- ein “sich erklären”, um eine Lösung zu finden?

Ein Beispiel.
In Bezug auf die Konflikte der letzten Zeit, sagte jemand: “Ihr müsst den Konflikt klären”.
Bei uns kam an: “Ihr müsst euch klar machen (klären- erklären), worum es bei dem Konflikt geht”; der Mensch aber meinte: “Ihr müsst den Konflikt bereden und eine Lösung/ einen Umgang finden.”
Für uns also endet die Aussage des Sprechers schon “einen Schritt vorher”.
Wo für den Sprecher ein etabliertes Reaktionskonzept in der Bedeutung hängt; ist dort für uns nur eine Denk- und erst darauf folgend Reaktionsoption. Und nichts weiter. (Wir hätten uns nie so anzupassen gelernt, wie wir es gelernt haben, hätten wir nur ein-zwei feste Reaktionskonzepte- quasi nur “eine Linie”, statt eines multiplen (!) “Optionendeltas” entwickelt)
Der Rest, ist das übliche Glücksspiel mit einer Hand im Dissoziationswerkzeugkoffer – wohlwissend, dass wir grundsätzlich gut gerüstet sind, für was auch immer auf uns zukommt. Wir wissen ja grundsätzlich, dass man vieles überleben kann…
Tja… Willkommen in der Sackgasse.
So geht es nicht. Jedenfalls nicht, wenn wir uns kommunizieren lernen wollen, um klarer zu sein- auf eine gemeinsame Linie zu kommen. Erst anderen Menschen gegenüber, damit ihr Spiegeln uns wiederum hilft, uns selbst klarer einordnen zu können.

Doch was soll das Gegenüber anders sagen? Wie sollte eine Sprachführung uns gegenüber sein? (Und große Frage auch: Ist es erlaubt selbige von ihnen einzufordern?)
Wir finden Menschen bzw. Kommunikationen mit Menschen gut, die transparent sind. Wir profitieren sehr von Übertreibungen und leichter Überzeichnung, weil sie sehr viel eindeutiger auf die Bedeutung der Sätze abzielen.Und natürlich von jeder Menge Erklärungen. Synonyme die wie in einer Polonaise aneinanderkleben und mit einer offenen Körpersprache harmonieren.
Perfekt und fast so, dass wir den Dissowerkzeugkoffer nur noch am Fuß zu spüren brauchen wird es, wenn wir das Gegenüber kennen und einschätzen können. Hier kommt dann noch der Faktor der sicheren Bindung zum Tragen.

Logisch- können wir uns in Sicherheit wiegen und brauchen weder Schmerz noch Integritätsverlust fürchten, fallen so (neben vielen die Dissoziation verstärkenden Ängsten) auch viele Deutungsoptionen weg. Und plötzlich gibt es nicht mehr das Optionensortiment von Real, sondern nur noch das vom Tante Emma Laden. Eingegrenzt von einer sicheren äußeren Umgebung und einer offenen Tür für Nach-und Hinterfragen, muss man fast schon intellektamputiert (oder halt in einem desorientiertem Seinszustand) sein, um da noch daneben zu greifen.

Mittels so gestalteter Gespräche haben wir jetzt auch endlich für uns klar (geklärt- uns selbst erklärt), warum Konflikte sogar auf der schriftlichen Ebene so kompliziert für uns sind. Dachten wir doch lange, dass wir rein schriftlich klar im Vorteil seien. “Kann doch jeder sehen was ich meine- steht doch alles total pur da!” (frei von evtl. ablenkender Körpersprache und anderen äußeren Einflüssen)… Hm Hand —-> Stirn
Nein- wer es gewohnt ist Subtext zu suchen, der findet in der Regel auch welchen und macht ihn nicht von den verwendeten Worten (und ihrer Bedeutung) abhängig, sondern vom Gesamtkonstrukt aus Bedeutungen und eigener Interpretation.
Und so muss es zu Missverständnissen kommen, die entsprechende Folgen haben.
Wir sind dann eben noch eine Weile “einen Schritt” zurück und entfernt vom anderen Menschen.

Das heißt ja aber nicht, dass ich nicht doch ein bisschen drauf bestehen kann, dass mein Gegenüber entweder wartet bis ich ihn eingeholt habe (indem ich eine Erklärung oder Verdeutlichung erbitte) oder selbst diesen einen Schritt zurück geht (indem er selbst seine Worte erklärt oder auch meine Erklärungen anhört).
So gesehen, habe ich schon völlig richtig gehandelt, als ich begann mich zu erklären, in der Hoffnung, dass mich dies näher an andere Menschen bringt. Es ist meine Sache dafür zu sorgen, dass ich verstanden werde.
Wenn meine Art mich auszudrücken und verständlich zu machen aber von anderen nicht verstanden wird, aber kein Interesse an einer Erklärung besteht, dann ist es nicht meine Schuld.

Heute wie früher ist es nicht meine  Schuld, wenn die, die mich isolieren kein Interesse daran haben mich richtig zu verstehen und mit mir gemeinsam zu sein.
*abgelegt unter: “Sätze die ich mir vorsagen muss, wenn es um Konflikte geht”

ich erklärs dir mal…

Es ist zu eng, zu fern, zu weit von diesem Kind, das viel nah unter der Oberfläche ist.
Dort ist kein Platz- kein Millimeter mehr, um mich dazwischen zu drängen, meine Schwingen auszubreiten, es aufzufangen und in die Höhle auf meinem Rücken zu heben.

Es gibt für mich keine Möglichkeit- ich kann nicht in das Kellerloch, aus dem es um sein Leben schreit- ich kann nicht die steife, harte- stummblinde Verschalung, die sich Frontfrau nennt, sprengen, wenn so etwas passiert.

So ist es für mich, wenn “Herr Trigger” bei ihr anklopft..

Wenn das Schreien herausbricht, das Kind in einer Realität landet, die es nicht kennt.. dann ist niemand da, der es hört. Da ist niemand der sein Leiden beendet.
Es ist stockfinstere Nacht und wir sind allein in unserer Wohnung.
Es weiß nicht, wie das Telefon funktioniert, es hat keine Ahnung von mir, es weiß nicht, dass ihm nichts passiert. Es ist was es ist: das verselbstständigte Flehen um ein Leben, das nicht mehr ihm gehört. Es hört nur noch das Lachen jenes Monsters, dass es in dieses Loch schmiss und sieht nur noch die Wände von eben diesem.

Manche glauben ich sei Nähe in Reinkultur. Ein Beschützertier. Ein allmächtiger Schwan.

Dabei bin ich nur das, was sie einen ewigen Zeugen nennen.
Ich bin nur das, was sich von dort unten befreien konnte.

Ich kenne sein Leiden nicht aus eigenem Überleben.
Aber ich habe nie vergessen können, woraus ich mich befreit habe.
Und was ich dort zurück zulassen gezwungen war.

Ich wünsche mir, mit den gerecht wütenden und den starken Aufrechten zusammenzukommen.
Vielleicht könnten wir dieses meiner Herzen retten
und die Frontfrau stünde nicht so stumpf-ertaubt sich fragend, wieso dieser Konflikt sie nicht mehr zu weinen aufhören lässt, in unserer Wohnung.

Ich spüre wie es in mir summt. Die Tränen laufen mir schon seit Stunden einfach aus den Augen heraus. Auch wenn ich nicht genau weiß warum und wem  wirklich gegenüber merke ich, dass ich mich dringend erklären muss- unbedingt und jetzt und sofort.
Nicht nur- als ob- sondern weil, mein Leben davon abhängt.

[Und weil wir schon mal dabei waren uns eh dumm und dusselig zu erklären und uns irgendwie einfach nur noch zu retten, haben wir uns auch noch einen Notarzt ins Haus gerufen, um uns weiter zu erklären… Kopf —-> Schreibtisch
Grandios, dass wir in einem Land leben, wo es das gibt. Also die Möglichkeit jemanden zum helfen ran zurufen. Scheiße ist leider, dass man oft irgendwie an Leute gerät, die einfach nur immer ihr Schema F durchziehen wollen. Nachhaltig denken? Vielleicht bisschen realistisch logisch?
Es kommt immer wieder das “Angebot” in “eine Klinik”  gebracht zu werden. Da könne uns viel besser geholfen werden. Hmm, jo… Eigentlich war die Dosis Diazepam schon gar nicht mehr nötig, so wie ich mich über diese Kurzsichtigkeit aufgeregt und mich damit gut geerdet hab. (Haben die dann bestimmt anders gesehen haha).
Es ist nämlich keine Hilfe auf nen Samstagabend für 3 Tage zur “Krisenintervention” eingewiesen zu werden, wo wir den Sonntag verpennt hätten und am Montag nicht mehr im Alltagssystem “geordnet” wären, sondern in genau dem System, dass uns die Umgebung “Psychiatrie” immer hat überleben lassen. Diesem System ist unser Leben hier egal- es hat damit nichts zu tun. Wozu also auf Entlassung pochen…?
Auch fies- wenn so was ist und man schon jemand ruft, damit die einen einfach nur für diese Nacht bitte körperlich abschießen, dann sprechen sie schon nicht mal mehr mit uns- die darum gebeten hat, sondern nur noch mit der Gemögten, die mit unserer Rechtsanwältin rum droht, falls sie uns gegen unseren Willen irgendwo hinbringen,]

Und dann- wenn hier endlich wieder Ruhe ist, wir medikamentös versorgt sind und es nur noch eine Weile dauert, bis wir wissen, dass wir dieses schreiende Innenkind, ohne die körperliche Panik im Nacken versorgen können, dann sind wir wieder allein.

Das ist der Moment in dem ich mich an den Rand des Lochs setze und versuche zu erklären…

 

 

 

P.S. Ich bin erschreckt, wie sich unsere Art zu schreiben, verändert, wenn Medikamente im Körper sind. Diejenige, die sonst unsere Einzelbeiträge zu den Artikeln verbindet, ist nicht erreichbar.
Obwohl mir diese Art nicht gefällt, veröffentliche ich diesen Artikel doch. Er zeigt viel von uns- zeigt aber auch einen Grund, weshalb wir Medikamente für uns so strikt ablehnen. Diesen Artikel so zu sehen, hilft auch mir, meinem Innen in dem Wunsch beizustehen und achtsamer mir gegenüber zu sein, wenn ich einen Konflikt zu lösen versuche.