Kinderrechte in der Kinderarbeit

DSC_1595 Heute ist internationaler Tag gegen Kinderarbeit.
Für die KinderarbeiterInnen dieser Welt also ein besonders
gewalt-voller Tag.

Auch in diesem Jahr erleben die jungen Menschen, die mit ihrem oft erbärmlich mickerigen Lohn für oft erbärmlich niedere, körperlich oft nicht altersgerecht belastende, oft lebensverkürzende Arbeiten, manchmal ihre ganze Familie, mindestens doch sich selbst ernähren, dass das, was sie tun verboten ist.
Nicht etwa die Armut in der sie leben. Nicht etwa das niedrige Gehalt. Nicht etwa der fehlende Arbeitsschutz. Nicht etwa, dass ihnen ihr Recht auf Unversehrtheit, ihr Recht auf Wahrung ihrer Würde verwehrt wird.

Kaum ein Themenbereich zeigt so eine Mehrfachbelastung von Diskriminierungen und Kriminalisierungen durch strukturelle Gewalt und weiße Rettungsmoral, wie Kinderarbeit.
In diesem Fall ist der Kapitalismus als treibende Kraft zu nennen, der den Kindern im eigenen Land sowohl die Notwendigkeit, als auch die Möglichkeiten abzwingt zu arbeiten, statt zur Schule zu gehen und mittels höherer Bildung in der Zukunft selbst Arbeitsplätze zu schaffen.
Kinder sind, in vielen Ländern, nach wie vor ohne Rechte und selbst wenn es Rechte gibt, fehlen Verbote, die diese Rechte stärken. So zum Beispiel gibt es in Deutschland das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung, der Anwalt bzw. die Anwältin, der ohne Erwachsenen jederzeit und jeder Orts überhaupt für jedes Kind aufsuchbar ist, fehlt jedoch.

2010 hatte die erste Kinderarbeiter Gewerkschaft “Union arbeitender Kinder und Jugendlichen Boliviens” nach einer Verfassungsänderung des Landes, die ausdrücklich jede Gewalt gegen Kinder sowohl in der Familie als auch der Gesellschaft verbietet, einen Gesetztesentwurf zur Kinderarbeit veröffentlicht. In dem Entwurf geht es nicht um die Legitimierung von Kinderarbeit, sondern um einen Versuch neue Normen gegen die Entrechtung und Ausbeutung von Kindern, die arbeiten müssen, zu formulieren.
In einer Gesellschaft bzw. einem Land, dessen Verfassung Kinderrechte an eine Haltung von Mündigkeit und Autonomie geknüpft ist, kann so ein Gesetzesentwurf sogar aktiv gegen die Armut im eigenen Land beitragen.

Wer gut bezahlt wird, braucht nicht viel arbeiten und kann sowohl die Schule besuchen, als auch die Familie ernähren. Wer sich Medikamente, (Kondome), Reinigungsutensilien und Nahrungsmittel kaufen kann, kann von einer höheren Lebenserwartung und einer höheren Lebensqualität sprechen.

Es ist bei aller Fortschrittlichkeit der Kindergewerkschaft Boliviens durchaus kritisch zu betrachten, dass eine Anerkennung von Mündigkeit und Autonomie in Bezug auf kapitalistische Verwertungsdynamiken passiert, die als Ursache für Armut und damit der Arbeitsnotwendigkeit zu stehen hat.
Andererseits ist zu bedenken, dass in gesellschaftlichen Strukturen ohne gesellschaftliche Verbundenheit durch Anerkennung der Unantastbarkeit von Würde, Recht und Gesetz für alle Menschen gleich, so wie allgemeiner (Versorgungs-) Autonomie aller Individuen, auch kein Raum zur Veränderung entstehen kann.

Kinderarbeit ist genau dort ein Problem, wo Kinder ohne Rechte sind.
Kinder als so schützens- und achtenswert wahrzunehmen, wie es im weißen (christlichen) Kulturraum üblich und etabliert ist, hat mit Luxus zu tun, der genau dort erwirtschaftet wird, wo kein Luxus herrscht.
Dies weder zu benennen noch als Ursache zu bezeichnen, gerade an einem Tag, der sich mit Kindernot auseinandersetzt, ist ein Versäumnis, wie Marker der Rettungsmoral westlicher Kulturen, die ebenfalls mindestens indirekt (wirtschaftlich) davon abhängig ist, dass Kinder keine Rechte haben.

So bleibt bei allem positiven Charakter sich der komplexen, kaum einseitig abbildbaren Thematik zu widmen, die Fragen, warum Kinderarbeit immer wieder und immer noch so isoliert von kapitalistischer Ausbeutung auf Kosten “armer” Länder und von der Mehrfachdiskriminierung betrachtet wird, der Kinder sowohl in armen, als auch in reichen Ländern ausgesetzt sind.

“diese veganerische Sache”

 Zungenah2 Am Ende ist es ein Rotmarderpinsel, der mir “diese veganerische Sache” vorerst komplett vermiest.

Ich behaupte jetzt einfach mal von mir eine Tierfreundin zu sein.
Hunde, Katzen, Nager, Fische, Wildtiere- alle unentgeltlich, ehrenamtlich aufgepäppelt, vermittelt bzw. in die Natur entlassen. Ich protestiere sowohl online als auch “in echt” – you know diese Sache mit den Schildern und Transparenten, gegen Massentierhaltung, Tierversuche, Wilderei und Umweltverschmutzung.

Mein Hund bekommt jeden Tag 250gr rohes Fleisch.
Ich habe eine ganze Weile Mäuse für Pflegekatzen getötet, die mit Dosen und Trockenfutter nichts anfangen wollten.
Ich habe Raupen an Vogelküken verfüttert und Mückenlarven an Fische.

Ich selbst ernähre mich omnivor und ich lebe auf Kosten anderer Lebewesen.
Und niemand, der auf diese eine besondere Art vegan lebt, will das verurteilen.

Nein nein- ich soll von alleine drauf kommen, dass ich mich zu schämen habe für mein ignorantes Morden, mein rücksichtsloses Fressen, mein ekelhaftes Verlangen nach Leder, mein herzloses Kuhkindertränenleugnen.
Ich soll an den Planeten, das Klima, meine Verantwortung, meine Moral, das ganze Leid, das nur wegen Menschen wie mir passiert, denken.
Ich soll eine Entscheidung treffen und Verzicht üben- Gutes tun, indem ich etwas lasse.
Alles hängt an mir.
ICH BIN DAS ZENTRUM DES LEIDS!

Ich bin Schuld. Ich bin die Ursache für Schmerz und Qual. Für mich bluten andere. Ich verhindere nicht, dass andere ihr Elend in den Himmel schreien.

Ganz ehrlich- ich würde auch heute nur noch Dinge essen, die mich in freier Wildbahn nicht angreifen können, wenn ich mir zusätzlich zu meinen Internalisierungen von Schuld und Schande über meine bloße Existenz, auch noch immer diesen Klotz auf den Teller legen würde.

Es sind genau diese inneren Wahrheiten, mit denen ich jeden Tag kämpfen muss, um mir mindestens 2 von 5 Grundbedürfnissen am Tag zugestehen zu können:
Essen und Ausscheiden
Ich kann es mir auf so vielen Ebenen nicht leisten, mich auf diese moralisierende und hochgradig emotionalisierende Art mit Veganismus (und anderen Formen spezieller Ernährung) auseinanderzusetzen bzw. ihn zu leben, dass ich mich manchmal schon frage, ob das gerade bei den Veganerinnen um mich herum (und auch in meinen sozialen Netzwerken übers Internet) einfach nicht präsent ist, oder einfach grundsätzlich gar keinen Platz in ihrer Entscheidung hatte und entsprechend nicht weitergetragen wird, wenn sich mit mir darüber unterhalten wird.

Kaum ein Thema schafft es gleichsam zu polarisieren, wie Veganismus und warum?
Weil (weiße) Rettungsmoral und Weltbilderkartographie polarisiert ist in Gut und Böse, Arm und Reich, Stark und Schwach, Gesund und Krank und so weiter.

Unsere kapitalistische Gesellschaft lebt von Ausbeutung, die auf Leben zur Ausbeutung basiert.
Im Kapitalismus bin ich als Mensch genauso wie als Nutztier, geboren, um verwertet zu werden und nichts weiter.

Das ist immer wieder so ein Punkt, an dem es heißt: Ja, und weil der Mensch ja auch eigentlich ein Tier ist… – äh- nein Stopp.
Tiere stellen sich nicht vor mich und sagen: “Ich bin ein Tier und du ein Mensch.”
Tiere knallen uns weder Flughäfen in die Lebensräume, noch Atomkraftwerke, die unsere gesamte Existenz bedrohen.

Menschen
sind
keine
Tiere

Menschen sind Lebewesen, wie Tiere auch.
Nicht mehr und nicht weniger.
Die Macht der Menschen Tiere töten zu können (aber nicht zu müssen), verpflichtet zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dieser Macht. Diese Verantwortung enthebt nicht von der Pflicht das Leben der Tiere gut zu gestalten und den Tod nicht qualvoll herbei zu führen, sondern hat sie (meiner Meinung nach) selbstverständlich inne.

Ich sehe derzeit keine Möglichkeit an irgendeiner Stelle unseres Systems, die Verhinderung von Tierleid einzuklagen oder aktiv herbeizuführen, ohne den Staat in seiner derzeitigen Form und Ausprägung zu bestätigen (was ich nicht will, weil er Kackscheiße an Tieren zulässt- ergo der Verpflichtung, die seine Macht inne hat, nicht in meinem Sinne nachkommt).
Ich sehe aber auch keinen Sinn im Veganismus als Mittel diese Veränderungen herbeizuführen, denn dieser hat durch den Verzicht auf Konsum von Fleisch und tierischen Produkten, nur noch indirekt mit den Tieren und ihren Leben zu tun. Es ist meiner Meinung nach, ein Signal, das wahrgenommen werden muss, aber letztlich verändert sich durch Nichtstun – bloßes sein lassen und Verzichten – gar nichts. Alles, was Veganismus tut ist: sich frei (von tierischen Produkten und der Schuld am Leiden, der Tiere) sprechen.

Das heißt nicht, dass ich meine Bodenhaltungs 99 Cent Eier weniger bewusst in meinen Einkaufswagen lege, weil ich keine Veganerin bin.
Ich lege mir 99 Cent Bodenhaltungseier mit dem Bewusstsein in den Korb, dass ich sie mir leisten können muss und verbeuge mich dann als Zeichen tiefster Dankbarkeit vor einer Gesellschaft, die sich gut fühlt, weil sie mich auch noch durchfüttert, obwohl ich für ihre Verarbeitungszyklen wertlos bin.

Das ist das Grundgefühl, dass (Dauer-) Hartz 4 EmpfängerInnen  krank macht.
Der Gedanke, der sich durch Kopf, Herz und Seele frisst: “Ich bin wertlos. Ich habe X und Y und Z nicht verdient.”, der sich über die Zeit in ein quälendes: “Ich verdiene es nicht am Leben zu sein.” verwandelt.

Mein Leben ist mit der eigenen Sicherung beschäftigt.
Für mich spielt es eine Rolle mir alles, was dazu nötig ist, zugestehen zu können und so kommen wir zu Essstörungen im Zusammenhang mit Veganismus
Als ich mit meinen 1,72m bei 49 kg war, habe ich gar nichts anderes mehr gegessen als vegane Biokekse (50gr Beutelchen zum Preis vom 5 kg Sack) und Mineralwasser. In dem Pro-Anaforum, in dem ich damals war, wurde ich für mein Tierleidfreies Verhungern gefeiert.
Ich hatte nichts anderes mehr im Kopf, als gequälte, ausblutende Kühe für mein Wassereis, meine Seife, meine Kleidung, meine Wohnung, der Schminke im Gesicht meiner Mitmenschen. Zu kaum einer Zeit in meinem Leben, war es wahrscheinlicher, dass ich mir das Leben nehme, weil ich es kaum ertragen konnte zu sehen, dass mein doch so offenes Verzichten, so überhaupt gar keine Veränderung am Leiden Anderer herbeiführte.
Ich habe mich als leidreines Strichlein inmitten einer grausamen Welt voller Gewalt gesehen. Lebender Imperativ an eine ignorante Welt.

Essstörungen sind ein ganz ähnlicher stummer Imperativ wie Veganismus zur Verhinderung von Tierleid.
Es ist eine Botschaft, die ernstzunehmen ist.
Doch Botschaften, die an den Körper und seine Versorgung geknüpft sind, nennen sich im Kontext medizinisch/psychologischer Deutungshoheit “Psychosomatik” und in anderen Kontexten “Instrumentalisierung”.
Der medizinisch/psychologische Kontext hat mein Leiden unter der Botschaft des Verzichts aufgegriffen, wohin gegen andere Kontexte das nicht taten. Mir hat es geholfen die innere (auch und vor allem Gewaltbedingte!) Kette “Ich sehe Leid (außerhalb von mir- nämlich an Tieren, Kindern in Armut etc.)
-–-> ich fühle Leid (in mir) weil in mir Gefühle aus Situationen angetriggert sind, in denen ich wie ein Tier, ein Kind in Armut etc. gelitten habe
—> also muss ich alles tun, um das verschwinden zu machen [denn ich bin ein Mensch mit Macht, Kontrolle, einem gewissen Wirkungsradius (Menschen sind ja eh omnipotent und omnipräsent…)]
—> und da ich eh ein wertloses Schwein bin, kann ich dabei auch bis über alle Grenzen hinaus gehen- es ist nicht schlimm, wenn ich sterbe”
zu sehen und aufzulösen und letztlich darüber in die Lage (die Fähigkeit) zu kommen, mir Nahrung nach meinem Wunsch und Willen zuzugestehen.

Das bedeutet nicht, dass ich in jeder vegan lebenden oder nur essendem Person jemanden sehe, der essgestört ist.
Aber ich sehe Argumentations- und Handlungsketten, die in Essstörungen hineinführen bzw. zu bestehenden Essstörungen Facetten hinzufügen und vertiefen.

Da war dieser eine Moment, als wir mit jemandem in der Kälte auf der Suche nach einem Cafè oder Bäckerei waren, in dem es auch vegane Produkte im Angebot gibt.
“Das darf ich nicht essen- das ist nicht vegan.”
Kann sich mal bitte kurz jemand vorstellen, was mir in dem Moment durchs Herz gefahren ist? Alle Lampen strahlen auf “Verbote sind keine Entscheidungen” und “dieser Veganismus ist keine Entscheidung, sondern eine Botschaft” und mir war klar, dass wir jetzt noch sehr viel Zeit damit verbringen würden, das richtige Cafe zu finden, damit das richtige Lebens(erhaltende)mittel zu sich genommen werden durfte.
Ich wurde zur Empfängerin eines Imperativs, der nichts mit mir und meinen Möglichkeiten zu tun hatte- dem ich aber folgen musste, wollte ich einen Konflikt vermeiden.

Was das jetzt alles mit dem Rotmarderpinsel zu tun hat?
Jemand der vegan lebt, sagte, als ich von meinem Wunsch nach einem zweiten (größeren) Pinsel zum Aquarellieren erzählte: “Du darfst das nicht.”.

Und in meinem Kopf brüllte mich ein Vielfaches dieses Satzes an und verbot mir alles, bis auf mein bloßes Existieren in Schuld und Schande.
Ich sah meine Überlegungen und Suchen nach Alternativen nicht gesehen, ich fühlte mich nicht nur schlecht, sondern auch gedemütigt, wie ich als Kind gedemütigt wurde, wenn ich meine Wünsche oder auch Bedürfnisse mit einem bloßen “du darfst das nicht” verwehrt sah.

Natürlich muss ich nicht, weil ich als Kind Hunger hatte und mal in einem veganen Schuldwahn magersüchtig war, heute jeden Tag Fleisch essen oder keine Rücksicht auf vegane oder auch vegetarische Lebensstile nehmen.
Aber ich muss auf meine Kindheit, Jugend und mein Leben heute, das von Verzicht und aufgezwungener Entbehrung von außen durchzogen ist, verweisen, als Grund genau diese Lebensstile für mich abzulehnen.
Ich bin gestört in meinem Verhältnis zu Nahrung, denn wenn Süchte eines können, dann ist es sich selbst immer wieder zu bestätigen.
Ich bin schwer- und komplex traumatisiert und deshalb gestört in meiner Selbst- und Umweltwahrnehmung, lebe mit Lebensschuld und händle echte reale Armut jeden Tag.

Das Leid der Gequälten, egal ob Mensch oder Tier, geht mir nicht nur nah, sondern in der Regel auch mitten in mich hinein.
Und genau deshalb trenne ich meine Ernährungsweise von Botschaften ab, die meine ausbeutungsbasierenden Lebensumstände nicht im Mindesten beeinflussen würden.

Ich könnte vegan essen, und vegan leben- trotzdem würde ich noch andere Lebewesen ausbeuten.
Nicht, weil ich das entscheiden kann, sondern weil unsere Gesellschaft darauf fußt.

 

Leider.

Ich wünsch mir auch was

608348_web_R_K_B_by_Petra Bork_pixelio.deGerade geht bei „Mama arbeitet“ die „Wünsch dir was“ Parade ab.

Das Leben ist ja nun kein Ponyhof und wenn man jeden Cent wie ein Kreisel zu drehen gezwungen ist, tut man das, was kostenlos ist, um so öfter: träumen und wünschen.
Eine meiner liebsten Ausruhspielchen sind „Was wäre wenn- Geschichten“. Entsprechend meiner Hartz4 Realität, kommt natürlich auch oft vor, was ich mit
1.000€
10.000€
100.000€
1.000.000€
und unbegrenzt viel Geld anstellen würde und was sich dann verändern würde.
Die letzten beiden Punkte sind selbst hinzugefügt und schreibe ich einfach auf, weil es mir gerade nicht so gut geht, es mir aber sicher während des Schreibens davon gut gehen wird.

Also, 1.000€
Damit würde ich alles, was mir meine Gemögten und Verbündeten ausgelegt haben, zurückzahlen. Das sind so verteilt auf verschiedene Leute (und das schon zum Teil einige Jahre lang) um die 500€.
Vom Rest würde ich mir mein Buchmanuskript ausdrucken lassen, damit ich es besser visualisieren kann. Da kommen etwa 150€ zusammen.
Dann würde ich noch etwas für die Phoenixreisen dieses Jahr zur Seite legen und den Rest von der Stromjahresendabrechnung fressen lassen.

10.000€
Die würde ich mir erst mal auszahlen lassen. Einfach für den Spaß am Schweißausbruch des Sparkassenmitarbeiters.
Dann würde ich den Tiefkühlschrank für NakNak*s Fleisch richtig ganz voll bestellen mit allen Menüs, die ich ihr gerne gönnen würde, aber nie kann, weil die fertigen Päckchen einfach teurer sind, als die, die ich immer bestelle. Da käme ich auf etwa 250€.
Außerdem würde ich ihr ein Geschirr kaufen, dass ihr auch richtig passt. Sie ist ja nun mal so ein Spargelchen: Zu groß (hoch) für Größe S und zu dünn für Größe M. Es würde eins aus Leder sein, das schön lange hält und nicht zum Himmel zu stinken beginnt, wenn sie mal damit in den See hopst.
Es wäre eine Sonderanfertigung und kostet bestimmt so um die 150€ (ich würde vermutlich nach dem günstigsten Angebot schauen, obwohl es nicht nötig ist- eigentlich blöd).
Dann würde ich mich erkundigen, was HauslehrerInnen so kosten. Vielleicht würde ich jemanden finden, der mich für die verbliebenen 9.600€ bis zum Abitur bringt? (In einer Welt, in der ich 10.000€ einfach mal so zur Verfügung hätte, würde so ein Unterricht natürlich auch anerkannt vom Schulamt).
Wenn das nicht ginge, würde ich die Geschichte mit der zweiten Fremdsprache über die VHS abkaspern und den Rest vermutlich verspenden, damit meine Sorgen über das plötzliche Ende des Geldes aufhören können, mich zu nerven.

100.000€
Ich würd umziehen. Mir ein Haus kaufen und ein zwei meiner Gemögten die Wahl lassen, ob sie in die Anliegerwohnungen da drin, ziehen wollen. So ein Haus hatte ich schon mal gesehen und es kostete gerade mal 70.000€. Vom Rest würde ich Solaranlagen und eine Einrichtung kaufen, die sehr lange hält. Dann wär auch schon alles weg.

1.000.000€
Die würd ich mir erst recht auszahlen lassen. Just for fun und um zu sehen, ob es sich, wenn ich wieder arm bin, lohnen könnte die Bank zu überfallen und die Forderung nach einer Million zu stellen.
Dann würde ich planvoller an die Ausgabe gehen. 100.000€ würde ich auf ein Sparbuch legen, um sowohl meine eigene Therapie, als auch die Therapie jener zu finanzieren, die mir am Herzen liegen. (2 Jahre kosten etwa 10.000€- ich weiß nicht, wie lange ich, oder die anderen Menschen brauchen, deshalb plane ich das so großzügig).
Dann würde ich der Initiative Phoenix Mittel für eine wissenschaftliche Mitarbeiterin stellen, denn ich hätte keine Zeit mehr, um die Umfrage auszuwerten. Ich weiß nicht genau was das kostet, als plane ich da auch mal 100.000€ ein.
Vom Rest würde ich das „Nachwachshaus“ realisieren, das sich gänzlich selbst versorgen würde, um so unabhängig wie möglich zu bleiben und ergo unkorrumpierbar von den Einflüssen, die die Menschen, die dort einen Platz finden sollen, erst zu Opfern hat werden lassen.
In meiner Phantasie kommen dann irgendwann Menschen, die nicht wie ich durch Zufall an eine Million gekommen sind, sondern diese Summe in der Portokasse haben, um es nachzumachen. Dann gäbe es irgendwann ganz viele dieser Häuser und die Veränderung der Welt kann ihren Lauf nehmen.

Unbegrenzt viel Geld
Ich glaube, ich würde dauernd welches verschenken, an Menschen, die es nötig haben.
Ich selbst, würde mir eine Bibliothek wie in „die Schöne und das Biest“ mit einem Katakombenkeller wie in „die Stadt der träumenden Bücher“ bauen (lassen). Vermutlich würde ich sie tatsächlich lieber selbst bauen wollen. Darin gäbe es dann alle Bücher meiner Amazon Wunschliste (75€ teuer- muhahaha was für ein Witz, mit soviel Geld im Nacken) und ich würde erst mal alles lesen, was mir zwischen die Finger kommt. Ich würde mir Essen von der Hausküche bringen lassen und wenn ich keine Lust mehr zu lesen habe, selbst schreiben. Wenn ich mich richtig gut fühle, dann würde ich aus der Bibliothek heraus zu den Menschen, die mit mir dort im Nachwachshaus wohnen, gehen und sie bei der Erkundung der Welt begleiten.

Vielleicht würde sich irgendwann eine Art Sattheit einstellen, die mich träge macht oder dazu verleitet mit dem Geld Dinge kaufen zu wollen, die man nicht kaufen kann. Dann würde ich versuchen, mich in eine Lage zu bringen, in der ich wieder weniger Geld zu Verfügung hätte und bemerke, was ich alles noch nicht kann und lernen will.
Dann will ich bestimmt noch mehr Sprachen, viele handwerkliche Dinge und wissenschaftliche Theorien lernen, so wie jetzt gerade. Ich würde es mir beibringen lassen und dann darüber schreiben.

Außerdem würde ich vermutlich mit all dem Wissen im Kopf einige Dinge außerhalb meines Notwendigkeitsbereiches verändern.
Wenn ich unbegrenzt viel Geld hätte, könnte ich zum Beispiel so viel verschenken, wie ich will und die Menschen würden nichts mehr tun, weil sie Geld verdienen müssen um frei zu sein und gut versorgt.
Vermutlich bräuchten wir dann eine grundsätzliche Neuordnung der Welt. Es würde ja trotzdem immer Dinge geben, die wir brauchen- und sei es das Klo, das wir alle benutzen.
Irgendjemand müsste es ja schließlich bauen und das Abwassersystem in Schuss halten.

Das wäre sicher eine spannende Phase und vielleicht käme am Ende dabei heraus, dass wir gar kein Geld benötigen, weil wir ja so oder so irgendwie zu den Dingen kämen, die wir für unser Überleben brauchen.
Vielleicht würde ich das Ende dieser Phase nicht erleben, aber ich habe so die Idee, dass ich bis dahin in aller Ruhe in meinem Schwebekobelsesselbett, mit NakNak* am Bauch liege und meinen Kopf satt mache, indem ich lese.
Vielleicht würde ich so sterben, sachte schaukelnd, friedlich einschlafend, nachdem ich in einem Buch die letzte Seite gelesen habe. Ohne Sorge um meine Gemögten, die Menschen die schlimm gelitten haben, bevor das Geld unnötig wurde, ohne Angst vor Kleinigkeiten, wie damals, als ich noch zur Therapie gehen musste.

Mein Testament würde beinhalten, dass das Geld unbegrenzt weiter zur Verfügung steht für alle, die Lust haben, wie Dagobert Duck im Geld zu schwimmen oder dem alten System hinterher trauern.

Ich mag die Vorstellung ohne Existenzangst zu leben.
In der Realität vergeht keiner meiner Tage, ohne diesen Schuss durch Mark und Bein, weil ich Angst um mein Leben habe. Da sind Dinge, die mich an früher erinnern und mir die gleiche Todesangst, wie damals fühlen lassen. Da ist Hartz4, das mich immer unfrei und abhängig hält und mich jederzeit ohne jeden Handlungsspielraum stehen lassen kann, um mich zu sättigen.
Da sind die Tage, an denen ich mich so unwürdig und nieder fühle, dass ich mir nicht einmal Kontakt mit meinen Gemögten erlauben kann und so wieder Angst vor der Einsamkeit habe.
Jetzt in der Armut, würde ich mir nur Dinge kaufen, die mich von der Angst befreien könnten.
In einer Welt in der Freiheit normal und gleich verteilt wäre, gäbe es vielleicht auch noch so etwas wie Furcht, doch es bräuchte keine richtigen Ängste mehr, denn alles könnte irgendwie umgesetzt werden und das „Schlimmste“ was passieren könnte, wäre noch nicht fertig mit irgendetwas zu sein, bevor man stirbt.