In der Zeit orientiert zu sein, ist ein mehrdimensionaler Zustand.
Mein Kopf ist dicht, die Luft zieht an mir vorbei wie ein körperwarmer Seidenschal. Jetzt ist der Moment für die schwere Decke, heute bin ich nicht zu Hause.
Zeitliche Orientierung ergibt sich nicht wie das Ein- und Ausschalten von Licht.
In mir bewegen sich Wackersteine. Sie reiben über mein Schädelinneres, drücken sich gegen meine Haut. Jetzt ist der Moment für Kontakt mit anderen Menschen, aber sie sind 16 und 12 und stehen vor Kleinkindern.
Es ist das Eine zu wissen, dass alles vorbei ist. Das Andere zu begreifen, dass man nichts mehr tun kann.
Und, dass das, was man sich erhofft hat, weder je passiert ist, noch je wieder als zu passieren möglich ist.
Es gibt Überzeugungen und Gedanken, die durch schwierige Erfahrungen helfen, weil man an sich weitergibt, was Erwachsene früher vermittelt haben. „Ja, gleich.“, „Nicht jetzt.“, „Nur noch…“, „Nachher.“, ein Stoß vor die Brust und eine Beleidigung, ständiges Aufschieben von gegebenen Versprechen. In einer Kultur, in der jedes Bedürfnis erst von außen legitimiert werden muss, bevor es erfüllt wird, ist das eine logische Internalisierung. Ein Anspruch, sich nicht zu verändern, keine Situationsänderung herbeizuführen, bevor nicht die angemessenen, richtigen, sicheren, legitimierten Umstände eingetreten sind.
Niemand unserer Kinderinnens und Innenjugendlichen ist deshalb entstanden. Aber viele ihrer Konflikte und die sind zeitlos. Und was ist der Gewinn an zeitlicher Orientierung, wenn am anderen Ende auch wieder nur wartet, was sie hat erstarren lassen?
Ich wickle meine Beine und Arme fest in elastische Shirts ein. Staple einige Bücher auf dem Rumpf, liege auf dem Boden und frage, ob es auch ein bisschen tröstet, wenn ich nicht sage: „Jetzt nicht – wir sind übermorgen wieder zu Hause und dann könnt ihr machen, was ihr wollt.“, sondern es immer so zu versuchen, wie jetzt. „Du bist nicht sie“, antwortet W., der 16-Jährige, „Und du kannst auch nix ersetzn“, knurrt R. die 12-Jährige.
Wir Menschen sind es so gewohnt, Dinge und Zustände in ihren Dimensionen zu verändern. Doch Zeit ist das Ergebnis unserer Wahrnehmung von Prozessen, die nicht verhinderbar sind.
Mit Zeit ist nicht zu verhandeln. Sie wartet nicht, sie passiert.
Zeitliche Orientierung ist auch die Akzeptanz.
Es ist vorbei. Es ist unabänderlich. Du konntest nichts dagegen tun.
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Diese schier unerträglichen Spannungen zwischen Außenwelt und Innenwelt. Ich hoffe, die Gewichte der Bücher und der Druck des Stoffs konnte ein wenig helfen beim ’Zeitschinden’ (hoffentlich ist das Wort nicht falsch).
(Mitfühlend.)
Ha, ja nein super Wort in dem Zusammenhang. Ja, ich konnte etwas Zeit schinden, glaube ich.