“Hinter den Mauern des Schweigens, passieren grauenhafte Taten” und das Auge erfasst eine Mauer.
Nein.
Ich mache die Augen zu, weil da keine Mauer ist. Nie war. Da waren grauenhafte Taten. Da war Schweigen. Ist. Aber da war keine Mauer. Ist keine Mauer.
Wer spricht verhält sich. Wer sich verhält ist wahrnehmbar. Auslösend. Agierend.
Ich wollte verstehen. Will verstehen, was da passierte. Ich will die Dynamik verstehen. Nicht, um sie zu verändern oder eine Schuld genau erfassen zu können.
Es ist vorbei- ich habe nichts vom Schuldbegriff. Nie gehabt.
Ob ich .wir. jemals gesagt habe: “Ich will das nicht. Lass das.”, weiß ich nicht.
Ich erinnere eine Szene, in der ich wählen sollte, wie er mich bestraft. Ich hatte in ein Stück Käse gebissen und es wieder zurück in den Kühlschrank gelegt. Er sagte: “Links oder rechts?” Und ich fing an zu weinen, weil ich “gar nicht” dachte und wusste, dass das nicht seine Frage war. Nicht die Wahl, die ich zu treffen hatte. Ich wusste das. Wusste, dass jedes Wort von mir ein Agieren .Verhalten. gewesen wäre. Mein Weinen und nichts sagen, waren meine einzigen Mittel auszudrücken, dass ich nicht auf dieser Basis mit ihm interagieren wollte.
Schweigen ist keine Mauer. Schweigen ist einfach nichts. Ein Nichts, das da ist und nicht weggeht. Aber auch nichts, das auf nichts zeigt oder eine Hürde darstellt.
Mein .unser. Schweigen war nie absolut. Es gab .gibt. immer Körpersprache, Kunst, Geschichten.
Menschenkörper sind keine luftdichten Gefäße für die Seele, für Schmerz, für die Folgen von Gewalt.
“Das Schweigen der Opfer” gibt es nicht.
Es gibt zu wenig Raum, in dem sich Menschen, die Opfer geworden waren, verhalten dürfen.
Zu wenig Raum, in dem ihre Worte nicht nackt und klamm unter tausend Augen stehen, bereit seziert, analysiert, ausgewertet zu werden.
Zu wenig was neben ihren Worten stehen kann. Um sie zu schützen. Um ihre Anwesenheit zu markieren.
Mein Sprechen und Beworten wurde von je her von einem Werkzeug mich zu verhalten, zu einem Werkzeug mich zu verletzen, mit Schuld zu beladen und in Todesangst zu halten gemacht.
Von Menschen.
Die geschützt werden von der Auffassung mein Schweigen, mein Tatschweigen, sei eine Mauer.
Letztlich ist es diese Auffassung, die eine Mauer bildet, hinter der diese Menschen Grauenhaftes tun können.
Von dieser Mauer kommen die Steine, die mit jedem “Wenn sie nichts sagen…” auf die Menschen, die Opfer waren, geworfen werden.
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