decisions

Zu dick, zu komisch geformt, falsch, falsch, falsch hielt ich im Laden inne. Vor mir ein rosa Pulli mit dem Schriftzug „made from good decisions“ drauf.
In mir noch immer Geheule. Kampf um Kontrolle. Wut. Ohnmacht. Das Gefühl nur noch ein letztes diffuses Stückchen Hoffnung berühren zu können. Obwohl die Therapiestunde über eine Stunde her war. Und die Entscheidung schon klar. Nicht mehr dran denken. Nicht wichtig. Weg damit. Tür zu, Augen zu, Kopf zu. Tot, weg, nichts mehr da. Weiße Fläche wird durchsichtig und löst sich auf.

„Ja, ‚good decisions’“, dachte ich. „Was ich hier gemacht hab, war keine gute decision. Warum stehe ich in diesem kack Laden. Bin eh zu dick für alles das hier. Ja, ich hätte online bestellen sollen. Was denke ich eigentlich immer, was außerhalb meines Wohn- und Hunderundenraumes auch für mich wäre. Wie blöd kann man eigentlich sein.“ Wieder werde ich direkt von jemandem angeguckt. „Ja, ihr dämlichen Arschlöcher, ich trage eine dieser kackscheißemistigen Drecksmasken. Verpisst euch mit eurer keimigen Virusausatmung. Unsere Leben kriegt ihr nicht.“

Wieder knackt etwas in meinem Rücken. Als ich danach greife, überschwemmt mich der Loslassschmerz meiner Faust. „Ja, ist ja auch egal“, denke ich und verlasse das Geschäft.
Draußen bin ich Hannah im Wunderland. Alles und alle wirken übermäßig groß. Unvorhersehbar. Chaotisch.
No good decisions.
Zonk!
Eins, zwei oder drei, letzte Chance schon längst vorbei.

„Man könnte sagen, dir ist ein Unfall passiert, ja. Das ist einfach passiert, du hast es gesehen und du musst das jetzt irgendwie verknusen.“
Ich habe Bubis warmen Bauch am Bauch, streiche über sein raues Fell. Der Partner spricht mit mir die verquer gelaufene Therapiestunde weiter. Drei vier Schichten hinter mir totale Durchdrehung. Schwammig brockiges, wirres, diffuses Fühlen. So heiß, dass es kalt ist. So konkret, dass es keine Bedeutung hat. So bedürftig, dass nichts aushaltbar ist. 
Ich freue mich auf meine Nachtmedikation. Das Leer vorm endgültigen Einschlafen, das lange Leer nach dem Aufwachen.
Blödeste Kackdecision seit Jahren, damit wieder anzufangen.
Best decision possible at the moment.


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