destruktiv

In Momenten wie diesem, fällt mir wieder ein, warum ich manchmal Angst davor habe, ein Elter für ein Kind zu sein.

Ich habe Angst vor einem Säugling, der stundenlang brüllt. Ich habe Angst vor einem Kleinkind, das mich kneift, weil es bockig ist. Ich habe Angst vor einem Schulkind, das mir gegen das Schienbein tritt, weil es mich nur gemein und böse und scheiße finden kann.

Eigentlich habe ich aber keine Angst vor dem Menschen in “Säugling”, “Kleinkind” und “Kind”, sondern vor der Destruktivität, die gerade bei Kindern Ausmaße hat, die global sind. Immer. Radikal und durchgehend bis es wieder vorbei ist.
Ich erschrecke mich vor mir selbst, wenn ich spüre wie sich mein Stachelpanzer bildet, mein Sehen verschwimmt, mein Hören ein durchgehendes Rauschen wird, damit ich durchhalte bis es wieder vorbei ist.
So hab ich Menschengewalt und die damit einhergehende Destruktivität immer überstanden und so überstehe ich sie noch heute.

Autodestruktivität ist an der Stelle übrigens etwas völlig anderes und das ist mir vorhin erneut in den Kopf gekommen.
Wenn man sich selbst zerstören oder wenigstens weh tun will, dann heißt das nicht “etwas kaputt machen” oder “etwas zerstören” oder “jemandem weh tun” – dann heißt es “sich behaupten” oder “man tut, was man eben tun muss” oder es ist so ein nonverbales Machtding, in dem man so groß ist, dass man alles wieder unter seine Kontrolle bringt (aka: “Alles in Ordnung bringt”).

Ich habe vorhin gedacht, wie sehr ich hoffe, dass ich nie das Elter eines Kindes werde, das sich selbst zerstören muss und nicht merkt, dass ich nicht es selbst bin. Das merken kann, dass es eine Grenze zwischen sich und mir gibt.

Und dann habe ich gedacht: “Ach guck mal – das ist also dieses “sich abgrenzen””, und spürte, dass meine Angst weniger wurde.
Wenn ich merke, wo meine Grenze ist, dann kann ich auch merken, wie sehr es nicht um mich geht.

Beruhigend.
Hoffentlich vergesse ich das nicht, wenn ich in 10 –15 Jahren einen Kinderschuhabdruck am Schienbein habe.

euer komisches Berlin – Teil 4

und am Ende: Dis.kurs, Dis.kussion, Dis_Tanz inmitten meiner  DIS – sonanz

Der leere Platz neben mir im Konzert, das fast schlechte Gewissen beim Nach-Mit-Nebenherdenken feministischer und vielleicht auch allgemein emanzipatorischer Auseinander-Verschieb- Neube- Setzungen und dieser seit Samstag anhaltende Schrei in meinem Kopf.

Es tut mir gut, mich auszusprechen und merke das ganz deutlich, als ich Kaffee, der komisch guckt, aus einer Eulentasse trinke und auch meinen emanzipatorischen Bauch über den Rock hängen lasse.
Feminist_Innen und Personen wie ich, die den Begriff “Feminismus” verwenden, um ihre emanzipatorischen Überlegungen einzurahmen, wir dürfen uns nicht uneinig sein, dürfen uns nicht verkrachen, erleben unsere Diskurse immer wieder als Gräben und Spalten bewortet und bewertet, von Personen, die oftmals gar nicht beteiligt sind oder “anti” aus Prinzip und Selbstzweck sind.

Und wenn der Graben einmal da ist, dann passiert Geschichtsschreibung im Mauschelflüstern und nach einer Art Tiefenscan der Positionierung der Person mit der man spricht.
Ich fühle mich immer wieder sehr privilegiert, wenn es reicht, dass ich in der grundsätzlichen Strömung solidarisch bin und keine Positionierung vornehmen möchte. Wenn akzeptiert wird, dass ich netzfeministische Geschichte weder gänzlich kenne, noch an einen linearen Verlauf der selben glaube.
Wenn mein ständiges Dazwischen – oder manchmal auch Danebenstehen nicht als defizitärer Zustand betrachtet wird, sondern als Ist- Zustand #ausGründen , die nichts mit einer Wahl von mir zu tun haben.

Es ist dann am Ende nur mein Wunsch nach Harmonie und Ein-s-igkeit, die mich wünschen lässt, dass ich mit allen meinen lieben, klugen, engagierten Bubbleherzmenschfeminist_Innen an so einem Tisch sitzen kann, auch um vielleicht meine eigenen inneren Diskurse zu vereinen. Wenn ich dann aber wiederum bedenke, dass ich damit wieder ein Machtgefälle aufmache und neuerlich #ausGründen zu #inAbgründen mache, das ja aber genau kritisiere und nicht will … und aber… und …
ach… dann ist es, wie es ist und ich bleibe in meiner Dankbarkeit dafür, innerhalb dieser Diskurse meiner Ich- Struktur folgen zu dürfen und eben viele zu sein und mit vielen zu sein. Nebeneinander.

Dankbarkeit und noch einmal erweiterte Annahme von Grenzen, Spalten und Ab.Gründen
das habe ich, in meine Jacke gekuschelt auf einer Platzreservierungsinsel im Zug nach Hause, auf meinem Schoß gehabt.

Dass ich diese Reise machen konnte, hatte so viel mit anderen Menschen und ihrer Bereitschaft mich finanziell zu unterstützen zu tragen, wo ich nicht laufen kann, zu tun, dass mein Danke seinen Kopf in Wolken betten kann, während direkt daneben Risse bis an sensible Teile meines Innen klaffen, weil es eben doch nicht nur schön ist, immer wieder diejenige zu sein, die ohne Bei-Neben-Mithilfe nicht vorwärts kommen kann.

Am Montag fahren wir wieder nach Berlin.
Dann geht es um Inklusion.
Lustig, in einer Stadt, die so lange zerschnitten und gespalten war, darüber nachzudenken.
Zum Schreien komisch, dass ich mein Zerfaserrissenimplodiertsein auch dorthin trage.

 

Ende