#Buchtipp und Verlosung: „Liebe mit Köpfchen“ von Constanze Schwärzer-Dutta

Cover von "Liebe mit Köpfchen, Tipps einer Autist*in für neurodiverse Beziehungen" von Conni Schwärzer-Dutta in weißer Schrift, im Vordergrund zwei Gesichter einander gegenüber. Links grün mit roten Quadraten, die von links nach rechts ragen, rechte das Gesicht hellblau, von dem gelbe Kreise von rechts nach links ragenAm 1. Juli erscheint „Liebe mit Köpfchen, Tipps einer Autist*in für neurodiverse Beziehungen“ bei der edition assemblage.
Ein Rat, Mut und Erkenntnis gebendes Buch über die Herausforderungen und Wunderbarkeiten von (Liebes)Beziehungen neurodiverser Paare, geschrieben von einer, die sich damit auskennt. Conni Schwärzer-Dutta ist Deutschlands erste Paarberaterin für neurodiverse Paare und selbst Autistin.

In 7 Abschnitten finden sich praktische Tipps, konkrete Erklärungen und auch biografische Beispiele zu Themen aller Beziehungsphasen. Es werden verschiedene Probleme und Methoden ihrer Lösung beschrieben, aber auch aufgezeigt, welche Signale zum Beispiel beim Sex wichtig sein können, um die Situation richtig einzuschätzen. Auch Fragen zur Rolle der_s nicht-autistischen Partner_in werden besprochen und aufgezeigt, wie die Beziehung selbst in schwierigen Situationen eine auf Augenhöhe bleiben kann.

Dieses Projekt zu betreuen, hat mich mit sehr viel „autistic pride“ erfüllt, meinem ersten Empfinden dieser Art. Dafür bin ich speziell Conni sehr dankbar, die mit ihrem Buch hier viel für die autistische Community in Deutschland tut.

Das Buch kann beim veganen Kollektiv „roots of compassion“ vorbestellt werden.
Exklusiv zur Veröffentlichung verlose ich 5 Exemplare unter allen, die hier in die Kommentare schreiben, dass sie teilnehmen möchten. Die_r Gewinner_in wird von mir per E-Mail kontaktiert und um eine Adresse gebeten. Diese Daten werden direkt im Anschluss an die Versendung des Buchs von mir gelöscht.
Teilnahmeschluss ist Montag um 22 Uhr – damit das Buch von passend vor der offiziellen Buchvorstellung am 1. 7. 2022 bei den Gewinner_innen sein kann. Denn da wird auch die erste Lesung mit Möglichkeit zum Signieren in Berlin stattfinden. Sowohl online als auch analog. Alle Infos und den Link zum Veranstaltungsort findet ihr auf der Verlagsseite.

Weitere Termine zu Lesungen findet ihr auch auf der Webseite zum Buch: https://liebemitkoepfchen.com/

28072020 – Liebe im Spektrum

Bei Netflix gibt es eine neue Serie, die „Liebe im Spektrum“ heißt und junge autistische Menschen auf der Suche nach Beziehungspartner_innen begleitet. Die erste Folge hat einen problematischen Start, weil Autismus erklärt wird und das wieder nur in Abgrenzung zu Menschen, die nicht autistisch sind. Auch das Datingverhalten der Protagonist_innen wird an dem Datingverhalten nicht autistischer Menschen gemessen.

Aber dann wirds schön. Und ihr solltet euch das angucken, wenn ihr könnt. Es ist toll, behinderte Menschen als sexuelle Wesen zu sehen. Es ist mega, zu sehen, dass autistisch zu sein nicht für alle bedeutet, auf andere Menschen, auf Beziehung, auf Intimität verzichten zu können oder zu wollen. Es tut gut zu sehen, wie sie sich dann treffen und kennenlernen und wie sie ihre Ideen und Haltungen in die Treffen einbringen.

Ich habe gemerkt, dass unsere Position zu Liebe und Beziehung gar nicht mal so awkward ist, wie wir dachten (naja ehrlich gesagt: Ich dachte ^__^°).
Dadurch, dass die Protagonist_innen gefragt werden, wie sie über Liebe und Beziehungen, Kinder haben und Ähnliches denken, merkt man, wie individuell die Haltung dazu sein kann, aber auch, wie okay sie ist, selbst wenn die meisten Menschen andere Haltungen haben.

Minuspunkt ist: Dating
Gestern Abend haben wir verstanden, dass Dating das soziale Vorspiel vor dem sexuellen Vorspiel zu sein scheint und deshalb für viele so wichtig ist. Was wir immer noch nicht verstanden haben – und das liegt einfach daran, dass bis in Folge 4, wo wir gerade sind, Datingverhalten als solches überhaupt nicht hinterfragt, sondern als etwas dargestellt und auch beigebracht wird, das man eben auf bestimmte Art machen muss – wieso man es nicht anders macht. Oder nicht prinzipiell sein lässt.

Für uns ergibt es keinen Sinn und ich glaube, dass es an unserer Haltung zu Liebe und Beziehung liegt.
Liebe ist für uns ein vorübergehendes Gefühl. Mal liebt man, mal liebt man nicht. Nur weil man gerade jemanden nicht liebt, hasst man ihn nicht oder ist ihm_ihr gegenüber gleichgültig. Vielleicht liebt man gerade nicht, aber ist herzlich verbunden, oder zärtlich, oder sanft, oder fürsorglich, oder kumpelig, oder innig. Gefühle sind auch ein Spektrum. Manchmal ist es schwierig für uns sie herauszufinden, besonders, wenn es mehrere gleichzeitig sind und dann vielleicht auch noch starke Gefühle, aber Liebe ist auf jeden Fall immer nur eins von vielen und das ist genauso temporär wie Wut, Trauer, Heiterkeit.
Liebe ist aber auch ein sozialer Wert und der wird beim Dating abgeglichen. Dabei werden beide (alle) beteiligten Personen zum eigenen Maßstab (zur eigenen Norm) und wenn die andere.n Person.en dieser Norm entspricht bzw. mit dieser als kompatibel erscheint, dann öffnet man sich für die nächste Prüfung, nämlich die der Verliebtheitserfahrung, die sich in folgenden Dates entwickeln kann, aber nicht zwingend auch tut. Deshalb ist bei einem Date allein nur diese Wertprüfung möglich und der Rest erst später.

Was für uns unlogisch ist, ist die Energieverschwendung dabei.
Wir haben den Freund zum Beispiel über Twitter kennengelernt. Unsere Wertprüfung fand dort statt. Als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, waren wir schon in einer Beziehung zueinander – nur keiner sexuellen oder emotional sehr innigen. Unser Kontakt hat sich entwickelt, und so auch die Möglichkeiten für eine Verliebtheitserfahrung. Wir haben aber nie extra dafür gedatet, sondern einfach so Dinge erlebt und gemacht. Wir hätten auch sehr verbundene Freund_innen werden können, die einander lieben und auch Sex haben, aber deshalb noch lange keine „klassisch monogame Zweier-Liebesbeziehung“ miteinander eingehen. Das Dating, das sie dort in der Serie zeigen und das man ja oft im Fernsehen sieht oder in Unterhaltungsromanen liest, setzt das aber als Ziel irgendwie immer voraus.
Und das erscheint uns unfassbar anstrengend. Überhaupt schon die Idee, man dürfe immer nur eine Person lieben und mit nur einer Person Sex haben, wegen eines sozialen Status allein, was ist das für ein Quatsch. Darf man dann auch nur wütend auf diese Person sein? Sicherlich nicht – warum darf unsere Wut alle und alles zum Ziel haben, aber unsere Liebe und sexuelles Begehren nicht? Absolut unverständlich. Und anstrengend für beide – dann müsste man sich ja ständig schlecht fühlen und immer aufpassen und immer lieb(e)los und asexuell mit allen und allem sein. Was ist das denn für ein Leben? Grauenhaft stelle ich mir das vor – einfach ganz ganz schrecklich.

Naja. Aber vielleicht ist das für andere Menschen anders (also nicht so anstrengend, wie wir das erleben) und sie ticken anders und deshalb sind wir an der Stelle nicht kongruent. Ist okay. Offensichtlich kommen Menschen auch so glücklich zusammen und das ist ja am Ende das, was für viele sehr wichtig ist.

P.S. Ich hab grad gedacht, dass für viele Leute ja auch anstrengend sein könnte, sich emotional auf mehr als eine Person einzulassen. Das ergibt Sinn für mich. Wär cool, wenn das in der Serie noch Thema würde. So ist es halt irgendwie einseitig auf jeden Fall.

P.P.S. Was ich nicht mit in den Text geschrieben habe, weil ich es nicht prüfen konnte: Die Serie ist sehr weiß. Es gibt nur einen Charakter (Kelvin), der nicht weiß oder wenigstens white passing ist. Im Hinblick auf die Probleme Schwarzer autistischer Menschen unverzeihlich.