Finde, was dir begegnet- nicht was du suchst

618754_web_R_K_B_by_pogobuschel_pixelio.deIch finde ja, dass der Film einen falschen Titel hat. Er sollte nicht „Findet Nemo“ heißen, sondern „Findet Freunde und Verbündete“.

Marlin und seine Frau Cora sind an den Stadtrand gezogen, weil die Schulen in der Gegend gut sind und die Aussicht so toll. Wenn ihr mich fragt, klingt das nach dem Reden von Menschen, die sich die gefährlichste Gegend am Rand aussuchen mussten, weil die Innenstadt zu teuer und kinderfeindlich gestaltet ist.
Klar, wenn man um die 400 Kinder hat, ist ein Appartement im Luxusviertel eher Garant für Ärger und Vorurteile, als für Zufriedenheit und guten Kontakt zur Nachbarschaft. 

Noch am ersten Tag in der neuen Wohnung, wird die junge Familie zerstört. Marlin wird verletzt und sinkt ohnmächtig in seine Korallenwohnung, während Cora und ihre Kinder under construction bis auf eines gefressen werden. Marlin behütet das verletzte Ei seines einzig überlebenden Kindes und nennt es Nemo.

Auch eine Art einen Film beginnen zu lassen, der vor Actionelementen nur so wimmelt. Der Zuschauer ist genauso gestresst, wie die Figuren und findet nur noch logisch, wie absurd sich Marlin gegenüber Nemo verhält. Klar! Das war ja wohl auch ein Riesenbarracuda! Und er hat alle gefressen mit seinen rasiermesserscharfen Zähnen und klar, hat Marlin jetzt immer nur noch Angst um sich und sein Kind! So sehr, dass er alles, was Nemo kann in Frage stellt und am schlimmstmöglichen Fall bemisst. Dass Nemos Seitenflosse nach dem Angriff verkrüppelt ist, gibt ihm dabei wohl noch den größten Grund.

Doch Nemo ist resilient und aufgeweckt. Er will in Ruhe spielen, Abenteuer entdecken, zur Schule gehen. Einfach leben und die Welt erkunden. So kommt also der Tag, an dem Marlin ihn zur Schule gehen lässt.
Offensichtlich in eine Integrationsschule, denn weitere Clownfische sind dort nicht.

Sie unternehmen einen Ausflug an den Abgrund, wo es so kommt, wie es kommen musste. Mutprobe unter den Kindern- wer traut sich „das Bo“ anzufassen? Nemo will nicht so ängstlich sein, wie ein Vater, und als er unter dem Geschimpfe des Vaters das Boot über sich berührt und sich auf den Weg zurück macht- vielleicht mit der Botschaft: „Guck mal Papa, die Welt ist gar nicht so gruselig, wie du es mir immer einreden wolltest“, kommen Taucher am Riff vorbei, blenden Marlin mit dem Blitzlicht ihrer Fotoapparate und nehmen Nemo gefangen.
Na- wer hatte jetzt Recht du dummes Kind?! Hunderttausend Mal hab ich dir gesagt, dass das Meer gefährlich ist! Wieso hast du nicht auf mich gehört? Ich will dich schützen! Immer und vor allem! Ich hab Todesängste- die sollst du auch haben, denn sie bewahrt dich davor zu sterben!

Marlin schwimmt dem Boot hinterher so schnell es sein posttraumatisch bedingter Übererregungszustand ihm ermöglicht. Doch er verliert die Spur.

Sein Wunsch Nemo wieder bei sich zu haben, verdrängt seine Angst das Riff zu verlassen und er schwimmt in einer ungewohnten Umgebung. Verdrängt alles, was ihm sonst die Pflege seines Angstkäfigs ermöglicht.
Nach kurzer Zeit trifft er auf Dorie, einen Palettendoktorfisch mit Gedächtnisproblemen.
Sie ist liebenswert und doch irgendwie auch sein Anker. Er fühlt sich irgendwann für sie verantwortlich, ist vielleicht beruhigt, als er erkennt, dass er für Dorie da sein kann, wie er es für Nemo immer sein wollte. Sicherheit durch Wiederholung. Das Trauma ist nicht bearbeitet, also muss er reinszenieren und sei es, dass er dabei die kognitiven Probleme anderer Lebewesen auf einer egoistischen Ebene ausnutzt. Es ist ihm nicht bewusst (und wird im ganzen Film nicht deutlich gemacht).

Sie treffen auf essgestörte Haie und geraten in eine Situation, in der es wieder um Leben und Tod geht. Wieder eine Actionszene, die ich persönlich für einen Kinderfilm absolut unangebracht halte.

Währenddessen findet sich Nemo in dem Aquarium einer Zahnarztpraxis wieder und wird in die Gruppe der Mitgefangenen aufgenommen. Die Problematik, die mit dem Thema „Wildfang fürs Aquarium“ einher geht, wird mit einem kurzen Aufschrei des Entsetzens von der Krabbe mit Putzzwang, wegen der möglichen Keime, die Nemo an sich haben könnte, dargestellt. Toll. Nicht.
Die emotionalen Störungen und Verhaltensveränderungen, die Gefangenschaft mit sich bringen, gelten in diesem Gefängnis als normal. Ob man anfängt sein Spiegelbild als jemand anderen zu empfinden, wie Luv (die dem Wind zugeneigte Seite) ihre „Schwester“ Lee (die dem Wind abgeneigte Seite), oder der entstellte Skalar Kahn, der seine Bitterkeit in nebligem Schweigen verbirgt- ph- alles normal. Wir sind hier alle nicht wie die Anderen und unsere Versuche uns befreien, drehen sich alle ums Klo des Zahnarztes. (Oder, wie man es in der Psychiatrie oder geschlossenen Heim, macht: den Moment in dem die Aufsicht die Schlüssel zur Ausgangstür irgendwo verliert).

Gemeinsam erschaffen sie eine Situation die den Aquarianer dazu verleiten soll, sie alle aus dem Becken herauszuholen, um es zu reinigen. Doch der Plan scheitert an den ökonomischen Möglichkeiten des Zahnarztes- er kauft einfach einen besseren Filter und bleibt bei seiner Idee, Nemo an seine rücksichtlos Fische tötende Nichte Darla zu verschenken.

Unterdessen kämpfen sich Marlin und Dorie durch das Meer, springen durch eine Quallengruppe und werden von einem Schildkrötenverband durch den ostaustralischen Strom getragen. Marlin erfährt dort, wie der Schildkrötenvater Crush damit umgeht, wenn eines seiner Kinder in Gefahr gerät. Er gibt ihnen die Chance sich selbst zu helfen und würdigt erfreut alle ihre Erfolge. Marlin nimmt diese Haltung in sich auf und bewahrt sie sich, kann sie dennoch nicht gleich auch auf Dorie übertragen, die einen Wal dazu bringt, sie an die Küste von Sydney zu bringen. Dort werden sie flugs hochgepustet und landen dort, wo sie hinwollten. Doch endlich angekommen, wird Marlin die Aussichtslosigkeit des Unterfangens klar und er trennt sich von Dorie, um zurück zu schwimmen.

Die Kunde vom Clownfischvater, der nach Sydney kommt, um seinen Sohn zu retten, ist aber inzwischen überall im Umlauf. Auch beim Pelikan Niels, der ab und an im Fensterrahmen der Zahnarztpraxis einen Plausch mit den Gefangenen hält und ihnen entsprechend auch davon erzählt. Nemo schöpft Hoffnung und der Pelikan wird in einen Fluchtplan eingebunden.

Er stellt sich tot und der Zahnarzt handelt fast wie gewünscht. In einer weiteren übermäßig aufregenden Szene landet Nemo schließlich doch in den Abwässern und kommt so ins Meer zurück.
Dort trifft er auf die herumirrende Dorie, die eine Verschlechterung ihrer Gedächtnisses betrauert, seit sie von jemandem getrennt wurde. Es fällt ihr aber nicht mehr ein von wem.
Nemo hat inzwischen erkannt, wie wichtig Begleiter und Freunde sind und schwimmt an ihrer Seite.
Dieses Erleben und die Beschriftung eines der Abwasserrohre, lässt bei Dorie die Zahnräder im Kopf wieder ineinandergreifen und sie bringt ihn zu Marlin.

Die Erlebnisse davon, was Gemeinschaft bewirken kann, helfen ihnen, einen Schwarm Fische dazu zu bringen sich gemeinsam gegen ein Netz in Richtung Meeresboden zu schwimmen und sich so zu befreien. Kurz glaubt Marlin seinen Sohn gänzlich verloren zu haben, als dieser benommen zurückbleibt. Doch er hat überlebt und endlich vereint treten sie die Reise zurück zum Riff an.

Hurra hurra- alles geschafft. Doch was die Figuren fanden, als sie Nemo suchten, bzw. während nach ihnen gesucht wurde, wird nicht genannt und geht immer wieder unter durch die Eindrücke viel zu eindringlicher Actionszenen.
Die Erkenntnis allein nichts bewegen zu können, doch in der Gruppe mit Verbündeten an der Seite. Das Wissen, um die eigenen Stärken und die Anerkennung selbiger von anderen. Die Erfahrung, dass manche Ängste berechtigt und hilfreich beim Selbstschutz sind, doch nicht immer und in jeder Situation gleich.
Die Folgen von einem Handeln, dass andere Lebewesen integriert und nicht ausschließt.

Es ist ein Film, der mir zu viele wichtige Botschaften für das tägliche Miteinander zu unausgesprochen lässt und mit viel zu vielen Szenen um Leben und Tod erschlägt.
Alles, was er sehr deutlich zeigt ist, wie es jenen ergeht, die niemanden haben, der für sie eintritt:
Sie treiben separiert von einander in Plastiktüten, im Hafen von Sydney herum, wo sie verhungern werden.

Immer schön unbiestig, bitte!

Die Schöne und das Biest.
Als eine der bezauberndsten Liebesgeschichten gefeiert, entlockte mir dieser Film wiedermal ein gepflegtes Kopfschütteln, verbunden mit der Frage, wo sich die Liebesgeschichte denn genau versteckt hat.

Doch von Anfang an.
Würde ich im Disneyland Bestimmerin sein, ich würde ZauberInnenlizenzen verteilen. Demnach dürfte nur noch verzaubern, wer gerecht verzaubert.
Wie unfair ist es bitte, einen hartherzigen und oberflächlichen Prinzen PLUS seinen ganz und gar nicht hartherzigen und oberflächlichen Hofstaat zu verzaubern?! Ich finde, wenn sich ein Jugendlicher daneben benimmt, dann hat er die Strafe für sich allein zu tragen- und nicht noch alle drumherum, die nur weil sie von selbigem abhängig sind, so handeln, wie sie handeln.
Zumal sich mir noch die Frage stellt, wie es überhaupt sein kann, dass ein unter 21 Jähriger ganz allein- ohne seine Eltern- über ein ganzes Land herrscht. Aber okay- die Zeiten waren früher ja auch anders. Jeder Pharao hat als Teenie seinen Sarkophag ausgesucht…
Und- wie dreist ist es bitte, dem Prinzen auch noch aufzdrücken, welchen Geschlechtes der Mensch sein muss, der sich in ihn verlieben muss, um den Zauber zu brechen?!

Naja, dann ist da halt die Rose und der Spiegel.
Gut die Rose ist verzaubert- check- deshalb schwebt sie so herum mit rosa Flimmer drum rum- Ok
Dann der Spiegel “als einziges Fenster zur Außenwelt”- okay warte mal- die Zauberin hat ihn äußerlich so hässlich gemacht, wie sie ihn innerlich sah- ihm aber weder die Beine, noch seine Fortbewegungsmittel weggehext. Wieso also ist der Spiegel, sein einziges Fenster zur Außenwelt?!

Aaaah- die Antwort erfahren wir, als wir uns in das kleine Dorf begeben, in dem Belle und ihr Vater Maurice wohnen:
Wer nicht mindestens so denkt, liebt und lebt, wie alle anderen, der ist nur erwünscht, wenn er wenigstens gut aussieht. Dies ist die Lebensrealität von Belle und ihrem Vater. Sie sind offenbar die Dorfnerds. Er Erfinder und sie Leseratte (Disney hätte sich, meiner Meinung nach, nichts abgebrochen ihr vielleicht mindestens ebenfalls einen Erfinderinnenstatus zuzugestehen- hint: Sexismus in Disneyfilmen: kaum eine der weiblichen Figuren kommt bis heute über den Assistenz- oder BegleiterInnenstatus hinweg).

Je mehr Menschen so denken, desto unwichtiger sind die inneren Werte und das Verhalten untereinander. Man wertet einander so lange ab, bis nur noch Menschen als “anhimmelnswürdig” betrachtet werden, die so sind, wie der eigentlich biestig-abstoßende Gaston.

Belle lebt also ein typisches Außenseiterleben und hat, statt eines Spiegels nur ihre Bücher als einziges Tor zur Außenwelt. Sie verwehrt sich gegen die in Anspruchnahme Gastons und seinen Ambitionen sie zu heiraten.
Leider wird nicht deutlich, wie abhängig Belle eigentlich davon ist, jemanden wie Gaston zu heiraten. Nur ihre (später gezeigte) immer schwelende Angst, dass ihr Vater sterben könnte, lässt darauf schließen, dass wie nötig es für sie ist, von einem Mann versorgt zu werden. Sie selbst hat keine Arbeit- als was könnte sie auch erfüllend arbeiten in einer Umgebung in der Erfinder und Denker als Schwachköpfe gelten?

Belles Vater verirrt sich auf dem Weg zum Markt und landet zufällig im Schloss des Biestes und seines Hofstaates. Die Menschen in Möbelgestalt freuen sich über Besuch. Endlich mal was los! Wie schön mal jemand anderen zu bedienen, als den, dem sie ihre tägliche Qual des Zaubers zu verdanken haben und der sie obendrein noch nicht gut behandelt.

Das Biest sieht das natürlich anders. In seiner nachwievor herrschenden Egozentrik denkt es, der alte Mann, der was von seiner Angst und Verzweiflung herumstammelt, sei nur gekommen, um ihn anzustarren und zu verhöhnen.
Einmal BUUUH gemacht und schwupp macht der Alte auch das, was das Biest kränkt: Er reißt entsetzt die Augen auf. Warum ist dem Biest natürlich gleichgültig- in seinem Elend muss es natürlich alles auf sein Aussehen beziehen. Klar- mal grad richtig zu reflektieren ist nicht drin. Es leidet unter seinem Aussehen, also müssen alle anderen genau das furchtbar finden. Logisch.

Maurice wird ins Schlossverlies gesperrt, wo sich wenig später Belle für ihn eintauschen lässt. Ganz das liebe aufopferungsvolle Töchterchen. Nicht das Papi noch hier stirbt…

Die Schlossbewohner wittern Morgenluft: Haaa etwas Weibliches im Haus!
So- jetzt hier- Liebe- los- sofort! Wenn schon männlich und weiblich so unter einem Dach sind, 617968_web_R_K_by_Oliver Mohr_pixelio.de dann geht das auch noch… Vermutlich wäre es zu progressiv gewesen, Maurice einen hübschen Sohn zu geben, der sich für ihn austauscht… vermutlich hätte man einem Sohn auch nicht diese Selbstopferung so abgekauft, wie einer Tochter… und naja- wie Disney zu Homosexualität steht ist ja auch klar…

Naja, jedenfalls gehts jetzt los. Jede Menge Lieder, viel mehr oder weniger seltsam- lustige Szenen in denen eine Annäherung beider Akteure darzustellen versucht wird.
“Du magst Bücher?- Hey guckst du- hab ich fette Bibliothek.”
“Du frisst wie ein Schwein? Hm, schau mal, ich lege auch meinen Löffel beiseite”
”Guckst du ich mach dich nicht nur an- ich rette dich noch vor Wölfen, wenn du abhauen willst”

Derweil versucht Maurice verzweifelt aus seinem Idiotenstatus heraus auf seinen Verlust und seine Not aufmerksam zu machen und Hilfe zu erhalten. Natürlich hört ihm niemand zu. Er gilt als Depp- sein Wort zählt schlicht nicht.
Schlimmer noch, wird dieser Status später von Gaston dazu verwendet, ihn in erpresserischer Absicht in die Irrenanstalt der Stadt zu sperren. (By the way- die Darstellung des Anstaltsleiters entspricht dem altbekanntem Antisemitismus…man hätte der Figur auch gleich den Namen “Gargamel” geben können- ein Seitenhieb, der uns hier richtig unter der Decke kleben ließ).

Naja, Belle rettet erstmal noch schnell wieder ihren Vater vorm Sterben und versucht den von Gaston immer wieder aufgerührten Mob von der Friedfertigkeit des Biestes (dessen Existenz sie mit dem Spiegel beweist) zu überzeugen. Selbstverständlich ohne Erfolg.
Wäre ja noch schöner, wenn jemand einem Verrückten und seiner verrückten Tochter glaubt- egal wie sehr man sie haben will und wie schön sie ist.

Die Meute also zum Schloss.
Innen hockt ein Biest, das sich mächtig bemitleidet und darin von seinen Untergebenen wieder einmal unterstützt wird. Sie hat ihm nie gesagt, dass er ihr egal ist- aber weil sie ja weggeht, kanns ja nur daran liegen, dass… Dass sie vielleicht grad noch was anderes zu tun hatte- ph! Die Nöte der Anderen. Wozu Verständnis aufbringen, wo man doch soooo leidet!

Der Hofstaat kämpft erfolgreich gegen die Dorfbewohner, während Gaston den Mann gegen Bestie- Kampf sucht und bekommt. Gaston geht es schon lange nicht mehr um Belle- er befriedigt nur noch seinen Hass gegen alles, was anders ist als er.
Das Biest hingegen erfährt zum ersten Mal Oberwasser, weil Belle ihm zuguckt.
Zack! super Gelegenheit: “Guck mal wie stark ich bin und wie ich den Wurm hier fertig mache!”.

Das Biest wird in dem Kampf verletzt, Gaston stürzt vom Dach.

Und bei all dem Kampftestosteron in der Luft, bleibt Belle ja gar keine andere Wahl, als sich in das Biest zu verlieben. Wen soll sie denn auch sonst nehmen? Ist ja keiner weiter da, der auch so anders ist wie sie und sich obendrein noch für sie töten lässt.

Und dann oh Wunder…
verwandelt sich das Biest in einem Menschen. Namenlos- wie alle Disneyprinzen. (Wobei ich bei der Recherche herausgefunden habe, dass er “Adam” heißt- aber in dem Film, gibts wieder keinen) Ein tiiiiefer Blick in die Augen zeigt Belle, dass der Mensch vor ihr nun nur anders aussieht als vorher, aber noch immer der Gleiche ist. Okay- check- dann gibts endlich den Kuss auf den die ganzen vielen Schlossbewohner gewartet haben und die Verwandlung beginnt auch für sie und die Umgebung des Schlosses.

Feini! Sind jetzt alle wieder gleich unter Gleichen.
Schön ne?

And now- think about this:
Hätte sich Belle in den Prinzen verliebt, wenn er frei an ihrem Haus vorbei geritten wäre und sich vor ihr produziert hätte, wie Gaston?
Und umgekehrt- hätte sich der Prinz/ das Biest für Belle interessiert, wäre sein Wohl und Wehe nicht von “der wahren Liebe” abhängig gewesen?

Ich habe keine Liebesgeschichte gesehen. Nur eine Darstellung davon, wie nötig es ist, gleich unter Gleichen zu sein, um einen aufgedrückten Bann zu brechen, um widerum ohne Leiden und in Gemeinschaft sein zu können.
Mit Liebe hatte das wenig bis nichts zu tun.
Ich hätte eine Liebesgeschichte gesehen, wenn das Biest ein Biest geblieben wäre, geliebt von einem Menschen der ihn so liebt wie er ist. Unabhängig von äusseren Einflüssen.

Im Krieg gehn auch Mädchen

Ganz klar Filme sollen unterhalten.
Möglichst mit viel entsprechendem (normativem) Schein und Witz- so funktioniert die Maschinerie, die buntes Glitzer über allen Kummer und alle Sorgen streut…
Willkommen zum Resümee von Disneys “Mulan”

So heißt der Film über den man direkt, und aus einem Affekt heraus schreien will: “Aboooo so viel Sexismus! Jungs gegen Mädchen und die zeigen da, dass Mädchen ja schlau sind und Jungs dafür stark… MÖP!”.
Ja, aber natürlich musste es doch noch so einen Film geben. Nach dem latenten Chauvinismus  den es in den Filmen der späten 40er Jahre von Disney gab… und ganz eigentlich immer und in jedem anderen Film auch noch gibt…

Doch überlegt man nochmal kurz, fällt auf, dass dieser Aspekt zwar auch sehr offen gezeigt wird, doch eigentlich noch nicht einmal das Hauptthema in dem Film ist. Was wiederum fast noch das Allerschlimmste daran ist! Hier wird mittels Klischees getäuscht und eine Lücke für Mädchen geschaffen, die da sagt: “Hey- wenns um Krieg geht, da sind auch Frauen nicht zu schade! Hier Mädels! Auch ihr habt das Zeug zum Kanonenfutter- genau wie die Jungs- ihr müsst nur fest genug, um die Ehre der Familie kämpfen wollen und schlau sein- dann sind schon alle eure Fehler vergessen!”

Es gibt an dem Film mehrere Aspekte, die unerklärt durch Eltern (oder direkt sachkundige Menschen) eine Verklärung von Gewalt (“Krieg”) und dem Miteinander von Menschen zur Folge haben.

Der Film beginnt damit, dass die große chinesische Mauer gezeigt wird und sofort mit einem gewaltvollen Übergriff losgelegt wird. Doch der Soldat schafft es, ein Feuer im Mauerturm zu entfachen und stolz-wütend zu sagen: “Nun weiß ganz China, dass ihr hier seid”.
Disney macht es sich sehr leicht und greift auf einen alten Kriegspropagandatrick zurück: Entmenschliche den Feind- lass ihn zum Tier werden. Zum bedrohlichen gefährlichen Tier! Entsprechend sieht dann der Feind auch aus: graue Haut, ein Cape, ein Falke der ihn wie ein todbringender Geier umkreist und einfach gruselige unmenschliche Augen.

Keine Zeitangabe, keine Motiverklärung. Einfach nur: Da ein Soldat dem sie ans Leder wollen und da der mächtig böse Feind. Was aus dem Menschen wird bleibt unklar, denn es folgt direkt der Schnitt zum Kaiserhof, wo ein Mensch sitzt der scheinbar selbstlos sagt, man möge nicht ihn schützen, sondern sein Volk, welches er dann- in all seiner Güte und Weisheit- zusammentrommelt um Krieg zur Verteidigung zu führen. Hier sehen wir ein glorreiches Beispiel dafür, wie man sich Dinge durch schlichte Umbenennung rechtfertigen kann, ohne das Gesicht zu verlieren. “Das Volk” soll geschützt werden. Der Kaiser ist ausschließlich für das Volk- er will sie ja schließlich schützen.
Doch sind die “Reservisten” und “Soldaten”, “die Rekruten” und “Kämpfer” nicht auch Teil seines Volkes? Ich bezweifle, dass gerade jüngere Zuschauer sich dieses Umstandes klar sind. (Ganz ehrlich- ich bezweifle sogar, dass sich die Menschen in der Realität da immer so klar darüber sind)

Der Kaiser betont, dass jeder Einzelne gebraucht wird und wichtig ist.

Aus der Welt der Aufregung und der Gewalt heraus, wird man direkt in die fast bedächtige Konzentration der Mulan geleitet, die sich gerade “die Tugenden einer Frau” auf den Unterarm kalligraphiert: still, schweigsam, anmutig, diskret, kultiviert, vornehm und pünktlich
Schnell wird klar- sie ist nicht so. Leicht chaotisch, clever und doch bemüht und voller Zweifel über sich und ihre Möglichkeiten der Familie alle Ehre zu machen.
Man erlebt wie diese Jugendliche herausgeputzt und dabei ungefragt, rücksichtslos geschubst, gewürgt, halb ertränkt, von mehreren Menschen angefasst  wird, um sich mit anderen jungen Mädchen- die alle als still, anmutig, kultiviert und vornehm gelten wollen, bei einer Heiratsvermittlerin vorzustellen. Diese Übergriffigkeit ist unterlegt mit einen hübschen Liedchen… Unerklärt und damit schlicht hinzunehmen von Kindern des Westens ohne spezifische Bildung in östlicher Kulturgeschichte.

Für Mulan wird der Besuch ein Desaster und vor allen Menschen auf dem Hof, muss sie sich anhören, dass sie niemals in der Lage sein würde, Ehre über die Familie zu bringen. Sie wird vor aller Augen gedemütigt- und niemand greift ein.267773_web_R_K_B_by_RainerSturm_pixelio.de
Erst später im Garten setzt sich ihr Vater zu ihr und versucht sie mit der Metapher einer Kirschblüte zu trösten. Er vermittelt ihr Unreife und macht sie damit wieder klein, was aber für ihn kein Problem zu sein scheint und weshalb er sehr liebevoll wirkt.
Doch wie groß kann seine Liebe zu seiner Tochter sein, wenn er es nicht einmal schafft ihr zu vermitteln, dass er sie liebt, auch wenn sie nicht der kulturell-gesellschaftlichen Norm entspricht? Das Fundament der Elternliebe – die Bedingungslosigkeit- fehlt.

Der Begriff der Ehre schwebt über allem und jedem in diesem Film und an keiner einzigen Stelle wird vermittelt was dieser Begriff bedeutet- worum es dabei geht.

Mulan verkleidet sich als junger Mann- nicht nur, um ihren Vater vor dem fast sicheren Tod zu retten, sondern, weil sie ganz offensichtlich keine andere Chance für sich sieht.
Sie meint, sie müsse Ehre über die Familie bringen, damit sie stolz auf sie ist- damit letztlich sie selbst stolz auf sich sein kann, wenn sie in den Spiegel blickt.
Was für eine Not in diesem jungen Mädchen stecken muss, wird aber nicht gezeigt. Überhaupt erlebt in dem Film keine Frau eine Not unter ihrer ständigen Entwertung. Die Mädchen die zur Heiratsvermittlerin stelzen, singen sogar noch fröhlich “Ich will Ehren bringen!”. Das traurige Lied Mulans nach der Ehr(!)verletzung vor aller Leute Augen, besingt auch nicht, dass sie als Frau systematisch unterdrückt und reduziert wird- es besingt ihre Verzweiflung über sich selbst- sie fragt sich was sie kann. Wer sie ist und wie sie endlich entsprechen kann.

Sie begibt sich zum Ausbildungslager der Rekruten und versucht mit den plattesten Klischees um männliches Verhalten als Mann anerkannt zu werden. Über all die sexistischen Plänkeleien übersieht man fast, dass man hier im Grunde dem Suizidplan einer jungen, verzweifelten Frau zusieht.

Krieg ist tödlich, gefährlich (und unumgänglich- so zumindest zeigt es der Film). Die Soldaten sollen Männer werden: stark, gerissen, mutig, schnell und tapfer. Die Ausbildung zum bezahlten Mörder für das Vaterland im Krieg macht Spaß, ist unterlegt mit melodischer Musik und allerlei kleinen Triumphen… zeitweise fragte ich mich, ob die Trainingsszene nicht vielleicht doch von einem Anwerberwerbespot der Navi oder U.S. Army entnommen wurde.

Mulan rettet ihrer Truppe das Leben als es zur Konfrontation mit den Hunnen kam, wird als Frau aber enttarnt und verstoßen. Glücklicherweise hat sie ihrem Hauptmann das Leben gerettet und darf deshalb selbst am Leben bleiben.
Nun da ihre Weiblichkeit offen ist, hört niemand mehr auf sie. Doch statt zu verdeutlichen, dass es eine Frage des Rückgrats der Männer ihrer Truppe ist, nicht auf ihre Nachricht vom Überleben des Hunnenführers zu achten, wird diesmal die Wertlosigkeit von Frauen unterstrichen und ein stolzer Hauptmann gezeigt, der sich in eigentlich Mulans Ruhm sonnt.

Natürlich kommt es zum Kampf am Kaiserhof den allein Mulan, sowohl strategisch als auch clever, meistert. Sie erhält, als Dank, einen Posten am Kaiserhof, den sie aber ausschlägt, weil sie lieber mit all ihrer Ehre zu ihrer Familie will, um sie stolz auf sie zu machen.

Der Film endet mit viel Stolz und Frohsinn, alle haben sich lieb und mit viel wunderbarer Musik und Glitzerabschmack hat man schon vergessen, dass man kurz vorher noch Gewaltverharmlosung per exellance gesehen hat und nicht klar ist, wie lange Mulan etwas von dieser erkämpften Ehre hat. Der Hauptmann hat Interesse an ihr  und schon denken alle an eine Heirat- doch was jene für eine Bedeutung für Frauen hat, die in so einer Kultur und Gesellschaft leben, wird wieder verschleiert.

Die chinesische Kultur hat ohne Zweifel eine tiefverwurzelte Kulturgeschichte, bei der die Ehre des Hauses vor allem auf der Unterdrückung von Frauen und der Kampfeskraft der Männer fußt. Doch ausgerechnet diese Kultur als Vehikel zu benutzen, um Sexismus und Geschlechterrollen zu “enttarnen”, während es gleichzeitig um gewaltvolle Auseinandersetzung geht, halte ich für absolut fatal.

Ja, ich verstehe den Wunsch, Frauen und Mädchen stärker wirken zu lassen- sie aus der Rolle der ewig liebevollen, stets bemühten, unterwürfigen, leicht dümmlichen und lieblichen Nebenfigur herauszuholen. Doch der Film “Mulan” hat das definitiv nicht rund und angemessen getan.

Hier wird Gewalt akzeptiert, gezeigt, mit grundsätzlich unangemessener Musik unterlegt, nicht hinterfragt, nicht in einen Kontext mit der Zeit der Handlung gebracht, die Begrifflichkeit verzerrt und verwischt… und und und

Aber zum Glück gehts hier ja nur um Entertainment… wer achtet denn schon auf sowas?!
Wer macht sich denn Gedanken darüber im Westen, wie es im Osten/ Norden/ Süden/ überhaupt wo anders als da wo man wohnt, wirklich ist?
Welches Mädchen im besten Jungs-hass-Alter findet es nicht toll eine schöne Kämpferin zum Vorbild präsentiert zu bekommen, die die Jungs so richtig platt macht mit ihren Fähigkeiten?

Ist doch alles nur Entertainment…

die Sekte des Herrn Peter P.

Wer mal genauer wissen möchte, wie eine Sekte funktioniert und was eine PTBS aus Menschen machen kann, der sollte sich mal “Peter Pan” anschauen.

Meine Güte, das ist der bis jetzt brutalste Disneyfilm, den wir uns bisher angesehen haben!
Da wird gemordet, mit Mord gedroht, gedemütigt, gekidnapped; da werden Frauen offen ausgenutzt und unterdrückt. Immer mit heftigem Personenkult der stets von Neuem genährt wird.

Gleich am Anfang der Geschichte erfahren wir,dass Peter Pan nur zu denen kommt, die auch an ihn glauben. Ziemlich schlau dieser Herr Pan- sich sein Zielpublikum von vornherein so auszuwählen…

Man bekommt einen Einblick in das bunte Treiben des Kinderzimmers von Wendy, Klaus und Michael, denen es ganz offensichtlich an nichts mangelt. Sie haben jeder ein Bett, sie mögen sich und spielen schön.
Doch dann kommt der Papa hinein und zerstört die kleine Spielwelt seiner Kinder mit seinem gestressten Fokus. Er hat nur sich im Kopf und zeigt kein Verständnis für die zum Leben erweckte Fantasie seiner Kinder- selbst als er die Chance hat einzusteigen, beharrt er auf seiner Perspektive und will sich durchsetzen.
Leichtfertig und- wie er später zugibt- unbedacht, erklärt er seiner Tochter, dass diese ab dem nächsten Tag erwachsen sein muss und nicht mehr im Kinderzimmer schlafen wird. Wendy ist sehr traurig. Ganz offensichtlich hat sie kein Verständnis von dem Begriff des Erwachsenseins. Es bedeutet für sie lediglich, dass sie nicht mehr bei ihren Brüdern schlafen und nie mehr Spaß haben darf. Alles andere was Erwachsensein auch bedeuten könnte, hat sie schon längst verinnerlicht- weiß das nur noch gar nicht!

Zum Beispiel kommt ja dann Herr Pan herein geschneit und sucht seinen Schatten, den er zuvor dort bei den Kindern “verloren” hatte (so macht man das übrigens bei Sekten: man lässt zufällige Begegnungen los- mal hier ein Infostand, mal da ein Flyer, mal ein hier ein Kurzkontakt, mal da ein kleines Gedankengutbonbon und nicht zuletzt die guten alten Missionare, die das Auto zwei Straßen weiter “verloren hat”…) und Wendy macht sich gänzlich uneigennützig daran ihm den Schatten anzunähen. Einfach so und völlig selbstverständlich- einem Kind müsste man sowas in der Regel erstmal beibringen und kaum ein wirkliches Kind würde ohne Aufforderung wissen, wann so ein Verhalten von ihm erwartet wird. Anscheinend ist also das Erkennen, wann welche Fähigkeit, in welchem Umfang von ihr erwartet wird schon etwas, dass Wendy schon gelernt hat. Das ist bereits ziemlich erwachsen!

Nun da Herr Pan wieder komplett ist, befasst er sich kurz mit dem Kummer des Mädchens und beginnt von seinem tollen Nimmerland zu erzählen. Neiiiin! Da müsste sie nie erwachsen sein! Da wäre es ja so wunderschön und toll. Alle sind glücklich.
Ohja! Sofort will sie mit! Klar! Und ihre Brüder kommen auch gleich mit! Die wollen sich so ein Abenteuer doch nicht entgehen lassen. Doch- halt! Was werden Mutti und Vati dazu sagen?

– Ach! Schwamm drüber Wendy- du wirst halt die Mutter für alle! Dann passt das schon!
Äh… korrigier mich gern einer- aber Mütter sind doch in der Regel schon ziemlich erwachsen nicht wahr?!
Tja, Wendy… willkommen in der Sekte des Hern Pan!

Ein häufiger Grund für Sekteneinstiege sind genau diese Art Eskapismus aus Überforderung durch hohe Ansprüche oder offene (schwerwiegende) Konflikte. Erleichtert durch einen charismatischen Guru, (oder Führer oder Meister oder wie auch immer sie sich nennen) vollmundige Versprechen und einer Prise Übernatürlichkeit.
Herr Pan ist ein Sohn des Götterboten Hermes und in der Regel umgeben von Satyren oder auch Nymphen, die ihm zu dieser Übernatürlichkeit verhelfen und sich gleichzeitig komplett hingeben. Vielleicht denkt sich die kleine Naseweis, der große Herr Pan würde sie schützen oder wenigstens nicht allein lassen, wenn sie ihn nur brav anhimmelt und ihre Fähigkeiten hergibt. Der offene Aspekt der Sexualtität und Pan´schen Wolllust kann hier leider (durch die Verwischung der Proportionen im Disneyfilm) nicht angeführt werden. (Ist aber eigentlich unübersehbar, wenn wir uns mal kurz die “Kleidung” der Nymphe ansehen…)

Warum Wendy, das nicht sieht und bemerkt? Ja, wie denn? Naseweis ist komplett ohne Sprache die Wendy versteht, grad so groß wie eine Menschenhand und Herr Pans Werkzeug, um den Kindern das Fliegen beizubringen, damit sie nach Nimmerland kommen.

Fliegen lernen. Einkreiseln. Eine Testsession besuchen… es gibt viele Begriffe für diese Einstiege.
Die meisten Menschen sind komplett high von den Versprechen und ersten Sektengeschenken. Wie die drei Kinder im Film merken sie eher nicht, wie weit und wohin genau sie sich entfernen: “bis zum Stern und dann immer der Nase nach”, kann auch auch heißen: “vom Infostand bis zum Logenhaus und dann immer den Ritualanweisungen nach…”
Und dort angekommen, fragt man sich nicht mehr goßartig, warum alle so komische Kleidung tragen, sich nicht mehr an ihre Familien erinnern und eine seltsame Beziehung zu Gewalt und Vorstellung von der Welt haben.

Wendy freut sich sehr endlich mal Meerjungfrauen zu sehen und ist nur kurz empört, als diese sie “zum Spaß ertränken” wollten- immerhin ist ja Herr Pan da, um sie zu schützen!
Herr Pan schützt ja alle- sogar die kleine Tigerlilly- die aber lediglich deshalb gerettet werden muss, weil der von seiner PTBS gebeutelte Käpt´n Hook, sich an Herrn Pan rächen will.
Der arme Käpt´n Hook ist verrückt vor Angst und nach dem traumatischen Verlust seiner Hand (durch Peter Pan) nicht mehr in der Lage seiner Arbeit als Piratenkapitän nachzukommen. Einzig sein immer wieder entfachter Hyperarousel (durch dieses gemeine Krokodil und die ständigen Quälereien Pan´s) verhindert, dass er sabbernd in Ecke hockt und von seinen Piraten kielgeholt wird.
Ich glaube ja, dass Herr Hook ein Aussteiger ist, dessen OEG (mit dem er seine Traumatherapie bezahlen will) nicht durchging und dessen einziger Lebensinhalt überhaupt nur noch die Entschädigung durch Tätertod sein kann…

Herr Hook geht für seine Rache sogar richtig kriminelle Wege. Er entführt die vor Eifersucht auf Wendy glühende Naseweis und nutzt ihre Verletzung, um das Hauptquartier der Sekte zu finden.
Dort wird die ganze (bereits irritierte und im Glauben an das Leben in Nimmerland erschütterte) Gruppe von ihrem Führer separiert und auf das Piratenschiff verschleppt, während Herrn Pan eine Bombe als Geschenk hinterlassen wird.

Hook stellt die Gruppenmitglieder vor die Wahl: der Gang über die Planke in den Tod oder die Heuer auf seinem Schiff.
Indoktrination gewohnt und gern am Leben seiend, wollen alle natürlich direkt bei ihm anheuern- ausser die getreue absolut irrational loyale Wendy.
Und wie das so ist in Sekten, wird Naseweis der Ernst der Lage klar. Sie befreit sich und rast zu Pan um ihn zu retten- immerhin steht nun die ganze Gruppierung auf dem Spiel!
Die Rettung gelingt, Pan rettet fix mal noch Wendy und auf das fehlende Platsch hin entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod.

Pan ist wieder da und stellt sich dem scheinbar ungleichen Kampf mit Hook- welcher aber gar nicht so ungleich ist, wie er scheint.
Er ist noch um ein vielfaches ungleicher! Pan nutzt die Todesangst Hooks vor dem Krokodil, welches natürlich wieder zur Stelle ist und nur darauf wartet, dass Hook ins Wasser fällt.
Jemand der unter einer so krassen PTBS leidet wie Hook, ist in der Regel alles- ausser fähig zur Konzentration und Zielgenauigkeit. Schlafmangel und zeitweiser Realitätsverlust tun ihr übriges und Herr Pan braucht nichts weiter zu tun, als noch ein paar Mal gezielt zu verängstigen und zu verhöhnen und schon ergreift Käpt´n Hook die Flucht. Das Krokodil ihm nach…

Wendy hatte schon am Vorabend ihre Brüder, vom Mütterkult der 50er Jahre getragen, zum Heimweh motiviert. (Übrigens eine Stelle bei der meine Augen plötzlich ausliefen- das wird dann wohl die Stelle sein, an die die Kritiker damals dachten, als sie den Film “herzerwärmend” nannten)
Sie war beleidigt und ihrer Illusionen vom Leben in Nimmerland beraubt, als sie beim Feiern mit den Indianern die Arbeiten einer erwachsenen Sqaw machen sollte- Herr Pan aber mit der jungen Tigerlilly und den anderen (männlichen) Gruppenmitgliedern unbeschwert herumtanzte.
Also erinnerte sie alle mal daran, was eine Mutter ist.
”Eine Mutter- eine richtige Mutter, ist das Schönste auf der Welt. Sie ist dein Schutzengel. Sie behütet dich- Tag und Nacht. Sie hat dich lieb und sie singt dich in den Schlaf.”
Zack! Ist die Kriegsbemalung abgewischt und die Sehnsucht entfacht. Was eine Leistung bei Kindern, die einfach von Natur aus noch auf ihre Mutter (oder die Familie allgemein) angewiesen sind.

Herr Pan und sein übernatürliches Werkzeug Naseweis werden wissen, dass sie gegen diese Art Kult und Bindung nicht so einfach anstinken können. Sie bringen die Kinder wieder zu sich nach Hause.
Dort gibt es einen reuigen Vater, der nach den wirren Erzählungen (von denen- oh Wunder was!- er natürlich nichts glaubt!) seiner Tochter, in großer Sorge ist und ihr verspricht noch weiter im Kinderzimmer schlafen zu dürfen.

Das Wolkenschiff des Herrn Pan allerdings, ist nachwievor am Horizont zu sehen…jederzeit bereit zurück zu kommen… man muss ja nur an ihn glauben… und schon kann man wieder in eine Welt in der man niemals erwachsen, verantwortungsbewusst, mitfühlend, rücksichtsvoll… menschlich handeln, denken, fühlen muss…

So ist es auch mit Sekten. Egal wie offenkundig man “einfach gehen kann”- es ist nie- niemals!- so einfach wie es aussieht! Entweder sie kreist in Form von ständiger äusserer Verführung und Kontrolle um einen herum oder im Kopf in Form von Handlungsmustern, Gedankenkonstrukten und Reflexen. Und so ziemlich jede Sekte kann sich darauf verlassen, dass das was in ihr geschiet von der breiten Masse schlicht und einfach nicht geglaubt wird.

Sollten Sie, lieber Leser, ein Betroffener sein und Information zum Thema “Ausstieg aus einer sog. Sekte oder Psychogruppe” suchen, kann ich ihnen diese Seite und auch diese sehr empfehlen.

Freiheit nach dem Ausstieg macht einsam. Aber Freiheit kann machen, dass man sich- wenn schon nie als Kind, so doch als befreite Erwachsene “Peter Pan” anschauen und Artikel dazu schreiben kann wie diesen hier!