warum ich nicht mehr von „Trollen“ und „Hatern“ spreche

Gestern Abend rumpelte es einigermaßen in meiner Twittertimeline.
Für mich war es ein Rumpeln mit Pling am Ende und einem neuen Vorsatz.

Ich werde nicht mehr von „Trollen“ oder „Hatern“ sprechen, wenn ich Menschen meine, die sich mehr oder weniger aggressiv, gewalttätig, „kritisch“ (was nicht meint, sich inhaltlich kritisch zu äußern, oder sachlich fundiert zu kritisieren, sondern den Autor/ die Autorin als Person anzugreifen) oder in beleidigender Form in Blogs, Foren und Kommentarspalten schreiben.
Ich werde von „Menschen, die mittels Internet Gewalt ausüben“ sprechen und schreiben.

In dem Konflikt am Abend ging es um den Vortrag den Jasna Strick bei der Openmind13 in Kassel hielt.
Der Titel lautet „Ihr gehört nur mal ordentlich durchgevögelt- Hate Speech und Victim Blaming nach dem #aufschrei.
Sie macht die Gewalt sichtbar, der sie und viele andere Menschen, die sich Anfang des Jahres durch ihr Engagement für den Hashtag und ihrem Bekanntheitsgrad ausgesetzt waren und bis heute sind. Der Vortrag enthält keine Klarnamen von Akteuren und fasst lediglich gebündelt zusammen, was ihr und anderen Menschen seit einem halben Jahr begegnet.

So weit so gut, wichtig und legitim. Seit einigen Jahren gibt es die Website Hatr.org , die das Gleiche tut und seit einigen wenigen Jahren hat das Thema „virtuelle Gewalt“ auch endlich Platz im Bereich der Präventionsarbeit von Vereinen, nachdem einige Fälle von Gewalt mittels Internet zu Suizid geführt hatten.

Warum hatte es jetzt gerumpelt?
Eine der Personen, die dort zitiert und deren Tweets gezeigt werden, forderte aus dem Video herausgenommen zu werden und ein paar Menschen sprangen auf den Zug der „Rettet die Persönlichkeitsrechte“ an der Seite stehen hat. Plötzlich war das Video im Kanal der Veranstalter auf privat gestellt. Wie es scheint ohne Absprache.
Sich an schiefen Täterschutz erinnert zu fühlen, ist, meiner Meinung nach, legitim. Alle gezeigten Tweets sind öffentlich und für immer lesbar. Immer steht der Nickname des Menschen darüber und ist klar, worum es geht: um Gewalt.
Andere Menschen stellten daraufhin das Video zum Download bereit oder nahmen es in ihren eigenen YouTube-Account. So.

Nach der ganzen Aufregung schaute ich mir erst mal ein anderes interessantes Video der #om13 an. Nämlich den von Anatol Stefanowitsch mit dem Titel „Macht, Meme und Metaphern„, in dem er gegen Ende zur Art kommt, wie wir über das Internet sprechen. Er zeigt auf, dass sich die Sprache darüber in einer Ortsmetaphorik bewegt, die die allgemeine Vorstellung von dem Internet als Ort- als abgeschlossenen Bereich verfestigt.

Die Sprache stimmt nicht mit der Wirklichkeit überein und öffnet Tür und Tor für verschiedene Fehlannahmen und Haltungen, die gerade in Bezug auf Gewalt fatal sind.
Das Internet ist ein Mittel zur Kommunikation bzw. Informationsaustausch, wie das Telefon auch, nur, dass wir bleibende Inhalte generieren und immer wieder aufrufen können, um zu ergänzen oder zu verändern.
Gleichzeitig ist es aber auch eine Kommunikation, die getrennt von der direkten Begegnung passiert, was ihr einen gewissen Besondersheitsbonus zu kommen lässt.

Und da sind wir an einem Punkt, der mir in dem Vortrag über die „Trolle“ und „Hater“ fehlte bzw. den ich mir deutlicher hervorgehoben gewünscht hätte.
Keiner dieser Kommentare und Tweets passiert nur im Internet. All das, was dort steht, ist für einige Menschen, die übliche Art Gewalt auszuüben. Online, wie offline.
Die einzige Besonderheit, bei dieser Art Gewalt, ist die Nachvollziehbarkeit von Anfang bis Ende.

Auch in der direkten Begegnung passiert so etwas. Und auch dort bleibt in vielen Fällen nur das, was in Bezug auf die Internetkommunikation „Blocken“ genannt wird. Gemeint sind: Hausverbote und gerichtliche Verfügungen, die definieren, wie sich die Menschen noch begegnen dürfen.
Wenn sich der Mensch, gegen den diese Verbote und Regelungen ausgesprochen wurden, nicht daran hält, passiert meistens was? Ein paar Tage Ordnungshaft oder ein Bußgeld.
Wenn der Mensch in der Internetkommunikation Blockierungen umgeht (etwa in dem er sich bis zu 30 neue Accounts erstellt oder einfach auf seiner eigenen Homepage weiter Beleidigungen und Hetze ausübt) passiert was? GAR NICHTS

On- wie offline gibt es eine Ohnmacht, derer die sich schützen wollen. Und oft genug erlebte auch ich selbst, etwa, als ich die Kommentare der Menschen, die mir eine Lust am Vergewaltigtwerden unterstellten oder von der freien Wahl der Kinder die gefilmt werden, wenn man sie (sexuell) misshandelt, zu überzeugen versuchten, samt ihrer Email- und IP-Adressen bei der Polizei meldete, die Ortsmetaphorik, die dazu beitrug, die Gewalt an mir zu verharmlosen oder mir unterzuschieben, ich solle „einfach weggehen aus diesem Internet“. Gesehen? Victim Blaming: „Selber schuld- was gehst du auch dahin?!“.
Das Internet gilt als freier Ort- nicht als Mittel zum Zweck.

Natürlich führte dies in meinem Fall nicht dazu, dass meine Anzeigen nicht aufgenommen wurden- doch unterm Strich passierte das Gleiche, das passiert wäre, wenn ich zur Wache gekommen wäre und Name und Wohnort einer Person angegeben hätte, die in mein Wohnzimmer gepoltert kam und mir das Gleiche gesagt hätte.

Viele Opfer von Partnerschaftsgewalt oder Stalking hören übrigens auch den „hilfreichen Tipp“, ihre Angreifer „einfach nicht mehr in die Wohnung zu lassen“ oder „einfach zu ignorieren“.
Oft sogar dann noch, wenn eine Gewaltschutzanordnung oder gerichtliche Verfügung existiert. Häufig genug versackt die Informationsweitergabe irgendwo zwischen Kenntnisnahme der Polizei und den Handlungsoptionen selbiger im Fall eines Verstoßes.
Am Ende steht ein Opfer wieder grün und blau geprügelt, verbal gedemütigt oder bedroht in seiner Wohnung, während die Polizei den Angreifer entweder nach Hause schickt oder mit zur Wache nimmt und zum Einsatzende noch so etwas sagt wie: „Beim nächsten Mal…“. Das passiert natürlich nicht immer. Auch bei der Polizei gibt es Fortbildungen, von denen manchmal auch etwas hängen bleibt.

Doch es ist nicht genug. Letztlich gibt es immer erst dann eine als „richtig“ wahrgenommene Handlungsoption, wenn körperliche Verletzungen und/ oder Sachbeschädigung angezeigt werden kann.

Die Sicherheit, die sich ein Opfer von Gewalt schon vor Schäden und Verletzungen dieser Art wünscht und braucht, gibt es bis heute nicht ohne eine kräftige Portion „selber schuld“ und „Ignorier das doch einfach“.
Weder in Bezug auf das Internet, noch in Bezug auf die direkte (im Sinne der physischen) Begegnung.

Noch immer wird davon ausgegangen, dass Gewaltanwendung die Folge von Umständen im außen und in direktem Bezug zum Opfer stehend ist. Nicht etwa die Folge von inneren Umständen (Zuständen) und in Bezug auf den Menschen, der die Gewalt ausübt(e), stehend.

Es wird nach Schuld gesucht- nicht nach Verantwortung für Schmerz und/ oder (Sach-) Schäden.
Schuld ist im allgemeinen Verständnis etwas, das mit Buße in irgendeiner Form abgegolten werden kann. Schuld kann wieder los werden.
Verantwortung nicht. Dieser muss man sich stellen. Sein Verhalten reflektieren und verändern, um eine Veränderung der Umstände zu erreichen. Werden TäterInnen zur Verantwortung gezogen, so geht diese heute noch mit einem Schuldbegleichungsakt einher. Nur in wenigen Fällen, werden sie dazu aufgefordert sich selbst oder ihr Verhalten nachhaltig zu verändern, etwa mit einer Psychotherapie.

Es gibt sogar einen Punkt dabei, für den mich evtl. der eine oder andere Verein kritisieren möchte, weil er genau davon profitiert, um seine Arbeit machen zu können.
Es ist Usus, dass manche StraftäterInnen im Falle einer Verurteilung ein Bußgeld an gemeinnützige Vereine oder Opferhilfen zahlen müssen, statt in Haft genommen zu werden oder eine Therapie beginnen zu müssen. Sie dürfen sich von ihrer Schuld freikaufen.
Sie müssen sich nicht ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen.
Sie dürfen weiterhin nicht damit konfrontiert werden, was Gewalt- vielleicht genau die Gewalt, die sie selbst ausgeübt haben- bei den Opfern anrichtet.

In dieser Hinsicht hat das Internet wiederum einen Besonderheitsstatus.
Hier haben wir es mit kraftvollen Gruppendynamiken zu tun. Gewalt erzeugt Gegengewalt.
So bekommt heute so ziemlich jeder Mensch, der im Internet gewalttätig agiert, ebenfalls eine Gewaltkeule ab, sobald das Opfer diese öffentlich macht und es entsteht nichts weiter als Schmerz und Schaden auf allen Seiten. Am Ende geht es soweit, dass der Dialog zwischen den Menschen, die ursprünglich im Konflikt waren, kaum noch möglich ist.

Miteinander Frieden zu schließen und die Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen, gelingt nicht mehr, ohne etwas zu verlieren. Sei es die Glaubwürdigkeit vor der Peergroup oder Gefühle von Macht. Über das Internet passiert das, was wir in der direkten Begegnung „Lynchmob“ nennen würden, für mein Gefühl weitaus häufiger, als im direkten Bezug.

Jemanden zu kennen, der ein Rückgrat hat und sich seiner Verantwortung nicht entzieht wird absurder- wenn auch logischerweise, wenn man sich unser Miteinander und auch das deutsche Recht ansieht, weniger hoch anerkannt, als jemand der sich mit Fäusten, Fäkalsprache und Ellenbogen „durchsetzt“- ergo: Gewalt anwendet.

Meine Entscheidung nicht mehr von „Trollen“ oder „Hatern“ zu sprechen, setzt genau an dem Punkt an.
Der Begriff des „Trolls“ entmenschlicht und würdigt den Menschen, der da an seinem Computer sitzt und mich verletzt, herab. So fällt es mir unter Umständen leichter zum Mittel der Gegengewalt zu greifen. Mit dieser Sprachführung würde ich tun, was Kriegstreiber, Rassisten, Antisemiten und andere GewalttäterInnen tun, um ihre Gewalt zu rechtfertigen und mir selbst das Erreichen meines Ziels, nämlich (Zu)Frieden(heit) mit meinem eigentlichen Tun erschweren, wenn nicht gar unerreichbar machen.

Als ich hier einer Kritik meiner Person ausgesetzt war, habe ich jemanden geblockt.
Das werde ich auch weiterhin tun- doch nicht durchgängig und für immer. Ich hatte in der Zeit für mich reflektiert, dass ich mich nur deshalb besser und sicherer hier fühle, weil ich jemanden ausgeschlossen habe. Weil ich meine Macht als Administratorin nutzte- weil ich jemanden unterdrücken konnte- weil ich Gewalt angewendet habe.
Das ist nicht die Art, wie ich mit Menschen in Kontakt treten möchte und die ich mir für das Miteinander online wie offline wünsche.

Das heißt nicht, dass ich mich als Adressat für Gewalt zur Verfügung stelle und in Kauf nehme verletzt zu werden. Wenn ich mich schützen möchte, tue ich das. Doch ich werde die Verantwortung dafür übernehmen und Möglichkeiten einräumen zu einem Kompromiss zu finden. Und sei es der, dass man einander ignoriert und in Frieden lässt.

Mein erster Schritt dazu ist, die Gewalt auch offen und klar Gewalt zu nennen und das Internet nicht als Ort oder Raum darzustellen, sondern als eine Erweiterung der Kommunikationsmöglichkeiten, die an die Gesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland gebunden sind.
Es geht mir dabei um den Bereich der Sichtbarkeit.
Das Internet bietet sich als öffentliches Archiv der Sichtbarkeiten an. Alles was digital aufruf- und generierbar ist, gibt es auch analog! Es ist in dieser Sammlung von Texten und Bildern, die wir uns auf den Bildschirm holen, allerdings deutlich sichtbarer und für immer da, was analog geäußerte Worte und Begebenheiten hingegen nicht immer sind.

Gemäß dieser Sichtweise brauchen wir ergo auch keine speziellen „Internetgesetze“, sondern lediglich ein breites Bewusstsein für diese erweiterte Kommunikation bzw. Begegnung von Menschen und eine verbesserte Strafgesetzgebung bzw. Durchsetzung selbiger.
Wir schreiben das Jahr 2013- ich kann mir nicht vorstellen, dass Gesetze, wie das Gewaltschutzgesetz zum Beispiel, nicht auch auf eine technische Ebene übertragen werden und dazu beitragen kann, so, dass nicht die Opfer selbst zu Gewalt ausübenden Menschen werden müssen, in dem sie Menschen in ihren Blogs blockieren, um sich zu schützen (so lange, wie sie das für nötig halten).

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Also nein. Mit „Ignorier sie halt- sind halt Trolle- die sind halt so“, gebe ich mich nicht zufrieden.
Ich will Gewalt weder ignorieren, noch selbst mit Gegengewalt begegnen.
Da es sich anbietet, fange ich mit meiner Sprachführung an. Also bei mir, meinen Wünschen und meiner Verantwortung.

 

Eigenmacht oder: von der neuen Welt des Sex nach Gewalterfahrungen

Ich habe mich bereits bemüht dieser unsäglich-stetig ständigen Falschverwendung des Begriffs der “Opferrolle” anbei zu kommen. Habe sogar ein Ave Multipla geschrieben. um augenzwinkernd zu zeigen, worum es  meiner Meinung nach beim “Opfer-Nicht Opfer-Gutes Opfer-Schlechtes Opfer- Richtiges Opfer- Falsches Opfer” Spielchen gehen kann.

Doch dann gabs da so das eine oder andere Momentchen in der Selbsthilfeszene und ich dachte: “Hm, Mensch das ist ja schon ein Phänomen… Hier wird ja dieses Spiel auch gespielt- und man bringt sich damit um eine tolle Ressource.”

Es geht um Sex.
Wohaa gruselig schlimm furchtbar Geschlechtlichkeit Körperlichkeit
Nein- geht ja gar nicht! Trigger! kreisch schrei *flupp *flupp *flupp gehen die Vermeidungsblasen zu, werden Augen und Ohren geschlossen, teilweise sogar gezielt das endokrine System des Körpers unterdrückt und manipuliert; sexuelle Bedürfnisse, Wünsche und Fantasien verleugnet, verschleiert oder hinter krass abstinenter Wissenschaftlichkeit versteckt.

Ja, es ist ein großes Thema, vor allem, wenn man ein Opfer von sexualisierter Gewalt geworden ist. Und alles das machen wir auch- klar- aber nicht mehr nur und ausschließlich und ich kann nur sagen, dass es sich lohnt, diesen mit wichtigsten Dreh- und Angelpunkt der menschlichen Natur- der gesamten Existenz wieder zu erobern. Und sei es als Werkzeug nur für sich ganz allein.

Wie schon in dem Artikel “Lebensfunken” geschrieben:
”Das Leben als Funke ist der coolste Kettenbrief der Evolution. Er lebt einzig durch Weitergabe der Fähigkeit zur Entwicklung von der Fähigkeit zur Weitergabe der Fähigkeit zur Entwicklung von der Fähigkeit zur Weitergabe…”   Um Leben zu erschaffen, ist Sex zwingend (und sei es “einem Sex anzugehören”). Ob wir wollen oder nicht, ist es Teil unserer Existenz- auch wenn wir meinen “auch gut ohne Sex zurecht zu kommen”.. “Sex nicht so zu brauchen”.
Keine Gewalt (= Macht) der Welt schafft es diesen Teil, diesen Sturmdrang der Natur der tief in jedem unserer Zellkerne steckt, aus uns Lebewesen herauszutreiben. Es ist Teil des Lebensfunkens in uns allen.

In diesem Bereich des Körpers verletzt zu werden, seine Genitalien und dessen Reaktions-System ausgenutzt zu wissen, bedroht auf so ziemlich allen Ebenen das, was einem den Sinn des Daseins darlegt.
Doch eines ist klar (und hier muss ich leider das Unwort verwenden): bei sexuellem Missbrauch geht es um Miss- Gebrauch. Um Ausnutzung. Benutzung.
Bei Ver-Gewalt- igung geht es um Gewalt (=Macht). Erniedrigung. Das Zerstören von etwas.

Nicht um das Auslöschen einer Existenz.

Das ist der Fallstrick an der ganzen Sache. Es ist nicht die Tat an sich, die tötet- es ist alles drum herum. Es ist der Mensch der die Gewalt ausübte. Und- neben vielen anderen Faktoren, die Beziehung zu diesem Menschen. An Missbrauch selbst stirbt niemand- sehr wohl aber an der Angst des Täters, an körperlichen und auch an den seelischen Folgen und der stetigen Nichthilfe damit umzugehen und zu heilen.

Die Bedrohung die in dem Moment empfunden wird, ist hoch real und gegeben. Doch sobald “ES” überlebt ist, eigentlich nicht mehr nötig. Klar, umgibt ab dann alles was “DAMIT” (oh G’tt- dem Körper und allen seinen Möglichkeiten!) zu tun hat, die Angst, dass “ES” wieder passiert, dass es wieder weh tut.
[Und ab einem Zeitpunkt merkt man auch, dass man die gleiche Angst auf der Beziehungsebene gegenüber anderen Menschen auch hat (selbst bemerkt bei uns- es zieht sich durch alle Kontakte: Helfer, Gemögte, Ärzte- alle gefährlich im Sinne von global lebens-bedrohlich) wichtiger Aspekt- um den es aber hier nicht im Schwerpunkt gehen soll]

Also was macht man- lieber nicht dran denken- alles ablehnen, negieren, dicken Schleier drüber.  Dicke GrasNARBE drüber wachsen lassen… ein DAS Opfer werden- sein- bleiben
Weder weiblich noch männlich- geschlechtslos. Auf ewig Objekt. Rolle. Position definiert von der Situation. Bloß nicht von seinen Stärken, Schwächen oder gar seiner Persönlichkeit. So macht am wenigsten falsch und das “Drumrum” fällt weg als Quelle weiterer Bedrohung.
Und dann… von ganz allein… rationalisiert man auch gleich noch den genetischen Motor mit weg.
Seine Sexualität.

Dabei kann der Körper so tolle Sachen, die richtig hilfreich sind- gerade wenn es um die Genitalien und Sexualität geht. Man muss sie nicht leben, wie man sich das anliest oder so.
Tüüüüch was das für eine Erkenntnis im Hause Rosenblatt war!
Es ist vielleicht ein bisschen schräg, weil es Innens gibt, die so viel mehr auch abartigen Sex zu ertragen hatten, als das was man im 08/15 Porno findet, aber das ist ja nunmal (und oh heavens to betsy- G’tt sei Dank auch!!!) nicht jedem von uns zugänglich.
Es gibt Innens die noch nicht mal jemanden geküsst haben- oder wie auch
hier schon zu lesen war, von Verliebtheitsgefühlen und körperlicher Lust überrascht werden- mit ihren 26 noch immer Jungfrau sind. Entsprechend gibt es viele Vorstellungen und Einstellungen zum Thema Sex (- und auch, ob es dazu eine Beziehung braucht oder nicht).

Hormoneller Status passend zur Lust auf Party? Ab in den nächsten Laden, den richtigen Menschen suchen und los. “Hingehen, machen, wieder weggehen.”, ist Motto derer, die andere Menschen nicht als mehr betrachten, als als eine Art Objekt oder auch Spielplatz ihrer Begierde.

Gemeinsamkeit, Nähe und Zuneigung geben und annehmen wollen? Sowas kann man mit Sex auch gut tun. Ist hier aber eher Ausnahme als Regel- Stichwort Beziehungstrauma

Es gibt auch Innens die das Ganze als technisch unaufgeregte Werkzeugfrage betrachten: Kopf- Bauch- Rücken- Muskel- Knochen- Menstruations- Narben- alte- Schmerzen, Schlafprobleme, Depressionen, Unruhe, Verspannungen, untergründiger- schwer fassbarer Hunger? 398258_original_R_K_by_sokaeiko_pixelio.de
Ein selbstgemachter Orgasmus und fertig- keine großartigen Arztrennereien, Pillen, Fremdmacht- Gefahr durch Definitionsallmacht. Kein Kontakt zu anderen Menschen.
Na- wenn das kein Tor zu Eigenmacht ist?
Zu Risiken und Nebenwirkungen fand man mal diese sehr gute Website:
http://dodsonandross.com Zur Anleitung war sie auch gut, zum Mut finden, zum irgendwie-sogar-vor-sich-selbst-verheimlicht-in-ein-Zimmer-setzen-und-ganz-privatestens-höchst-allein-mit-sich-lesen-und-von-der-Ungezwungenheit-der Frauen-profitieren, auch.

Das Phänomen, dass ich neulich bemerkte war die ständige Anwesenheit des Themas- aber das gleichzeitige Nichtnutzen, der körpereigenen Ressourcen im Bereich der Selbsthilfe. Man überging meinen Hinweis auf hilfreiche Orgasmen bei alten Schmerzen (Körpererinnerungen), bei Kopfschmerzen durch Verspannungen…als würde man sich mit jeder Berührung- selbst wenn man sich selbst zuführt- erneut missbrauchen oder vergewaltigen.

Dabei ist mein Eindruck eher der, dass wenn zum Beispiel Masturbation betrieben wird, ein Akt der Selbst-Liebe, der Eigenmacht, des “genau richtigen Gebrauchs” passiert. Also genau das Gegenteil.

Plötzlich schämte ich mich, diesen Vorschlag gemacht zu haben- meine gute Erfahrung geteilt haben zu wollen. Ich hatte beim Lesen des Postings gedacht: “Ach je- sie leidet ja richtig schlimm darunter- so sehr, dass sie Tabletten wie Bonbons isst und sich damit eigentlich sogar schadet.- Wie traurig ist es so passiv- sie macht ja gar nichts selbst. Will lieber Tabletten machen lassen.”

Ich hatte keine Zeit mehr mich besser oder “weiter” als die Betroffene zu fühlen, denn sofort standen die (interessanterweise weiblichen) BÄÄÄMs neben mir und zeterten los. Spielten das “gutes Mädchen- böses Mädchen” –Spiel mit mir.
Ratterten ihren Hass herunter:
– wenn du dir sowas gefällt brauchst du dich nicht wundern…
– wenn du sowas machst, ist doch klar, dass andere auch…
– wenn du sowas machst, bist du ne Schlampe die “ES” [*schmunzelt* sogar die BÄÄÄMs sagen “ES”- interestink] will…
– wenn du Spaß dran hast, kannst du ja nich drunter gelitten haben, wenns ein anderer an dir gemacht hat
– dein Leiden kann ja nicht echt sein, wenn du noch Genuss empfinden kannst

In dem Moment merkte ich aber zum ersten Mal richtig den Landgewinn unter meinen Füßen.
Ich- und andere Innens- hatten uns mit dem “für sich entdecken” von sexueller Lust durch sich selbst etwas zurück erobert- Land gewonnen. Plötzlich merkte, ich dass ich zwar unter dem Geseier der BÄÄÄMs schrumpfte und unsicher wurde- doch ganz gezielt und klar rein in Bezug auf frühere Situationen! Nicht mehr in Bezug auf meine Erleichterung und Befriedigung heute.

Ich war in der Lage auf eine Grund-Lage zu stampfen und ihnen entgegen zusetzen, dass das Eine nichts mit dem Anderen zu tun hat. Die einzige Gemeinsamkeit ist der Körper und der kann ja nun nicht wirklich etwas dafür wenn ich oder andere ihn benutzen. In keiner Situation kann der Körper- als Metabolismus einfach aufstehen und gehen.

Ich habe darüber nachgedacht, ob manche andere Betroffene vielleicht auch von sich denken, dass sie selbst Misshandler sind, wenn sie sich im Schambereich berühren. Ob es vielleicht eine Art Täterrolle ist, die anzunehmen befürchtet wird. Und, ob es vielleicht damit zusammen hängt, dass man noch nicht so ganz in der Gegenwart angekommen ist. Manches im Leben, im Gefühl und am Körper schlicht noch in der Vergangenheit ruht, aus Angst vor dem Umgang mit EigenMacht- und implizit auch EigenGewalt, die sonst immer dem Täter inne lag.

Hier stieß ich an etwas Wichtiges. Eigenmacht- Eigengewalt geht mit Eigenverantwortung einher.
Es ist schwer eigene Verantwortung anzunehmen, wenn einem ständig und immer die Verantwortung abgenommen wird (bzw. man sie nicht von sich aus annimmt, weil man reflexhaft immer wieder “lieber prophylaktisch” abgibt) Sei es von Helfern, sei es von den Medien, sei es von der Konsumkultur, sei es von gesellschaftlichem Sozialdiktat. Sei es in Bezug auf das persönliche Auftreten oder schlicht die Wahl was man was wie wo und mit wem tut.

Bei uns konnte dieser Landgewinn- dieser Aspekt der Heilung übrigens erst losgehen, als wir uns genau dessen bewusst wurden. Es gab plötzlich einen Wunsch nach eigenen Kindern, Familie, Autonomie und Macht-Kraft, genau das überhaupt als möglich für sich zu betrachten. Die Dämme brachen, als wir merkten, dass andere von unserer Stille und Ohnmacht richtiggehend profitierten (wer es sich geben mag- diese Phase kennzeichnet die ersten Einträge dieses Blogs), obwohl sie uns keine Gewalt antaten.
Dann setzten wir auch noch unsere Medis ab und die Hormone schossen uns seit der Pubertät zum ersten Mal wieder normal durch den Körper.
Wooohaaa schwusch- “Wow- da unten kann sich ja doch auch etwas anderes regen, als das alte schmerzhafte erinnern an Brennen und Reißen! Also das muss ich jetzt mal erkunden…” und so begann eine Eroberung- ein Landgang. Eine Reise in eine neue Welt.

Eine Welt in der wir mächtig sind.
In der wir uns ein Grundbedürfnis selbst erfüllen können, uns sättigen und von Schmerzen befreien können. Einzig mit Hilfe unseres Sex (=Geschlechts-(teils) )- ganz und gar frei. Feststehend im Hier und Heute.

Sogar so frei und mächtig, dass man drauf scheißt, wie viele Pornosuchanfragen nun wieder auf den Blog erscheinen werden.
Es ist etwas, das richtig gut ist. Wichtig. Wertvoll. Heilend. Spannend. Bereichernd.

Wenn das Außen schon diese blöden “Gut”- “Böse” Spielchen mit uns Opfern treibt, um uns Hilfen zu verwehren oder zuzuschanzen- Schuld zuzuschanzen und Verantwortungen aufzudrücken, die nicht unsere sind- dann sollten wir das nicht auch noch ins Innen einbringen und uns unsere ureigenen Kräfte versagen,