Und: Geschichte
und Geschichten, die passieren, sind und wirken. Und bleiben. Auch wenn sie unbewortet, unverw-ortet sind, sein müssen, sein sollen.
Dann steht man Mittags vor dem Rest Berliner Mauer neben einer Tourist_Innengruppe und denkt noch flüchtig:“Oh, ich sollte … Äh, ja, was eigentlich?“ und dann vergeht ein Tag mit Glitzer, Hoppeln in der U-Bahn und wunderbarer Konzertmusik und man taumelt wegen Fassungslosigkeit vor all dem Schönen, ins Begreifen von massivem Hunger.
Ich kenne Hunger anders, als einige andere Menschen.
Auch das eine Geschichte, die ohne Anfang ist, doch bis heute wirkt. Sie macht mir Essen, das komisch guckt. Sie macht Essen, das ich nicht darf, nicht kann. Nur riechen, aber nicht schmecken, nur schlucken, aber nicht kauen; Essen, das ich anlecken, aber nicht verarbeiten kann.
Sie macht, dass ich ab einem Erregungslevel bedürfnislos werde und mir einen Timer stellen muss, der mich penetrant an das Bewusstsein herantreibt, dass mein Körper Aufnahme- und Ausscheidebedürfnisse hat, denen nachzukommen in Ordnung ist.
Und am Ende ist es nach Mitternacht und ein Mac Flurry Eis ist das einzige Lebensmittel, das tragbar erscheint. Aushaltbar vor kleinen blinkenden Lichtern am Leipziger Platz. Inmitten eines Dort, wo mal Geschichte um Freiheit gemacht wurde.
Als die Mauer fiel, war ich 3 und mein winziges Stückchen DDR- Erinnerungen haben bereits diesen Erzählschleim verschiedener fremder Zungen auf sich gehabt, als ich sie aufnehmen konnte.
Und heute, da gibts 25 Jahre dicken Erzählschleim von Flucht und Unterdrückung, von Not und Kampf, vom Mauerfall und ständiger Ausreise aus Versehen.
Davon, wie meine jungen Eltern, wie meine Großeltern, wie die vietnamesischen Mitmenschen in der Nachbarschaft meiner Großtante damals, die Mauer und ihren Fall erlebten, werde ich wohl nicht mehr erfahren.
Vielleicht mag ich diese Geschichten auch nicht erfahren, denn, was ist die Freiheit meiner Eltern, meiner Großeltern, der damaligen Bevölkerung der DDR, denn heute?
Ich spiele Seiltanz auf der Mauerlinie, lutsche das flüssige Karamell von meinen Fingern und hüpfe ohne Halt und Rahmen durch die Nacht. Zum ersten Mal in den 3 Berlintagen habe ich keine Angst, sondern ein Gefühl bitterer Wut, das sich in die Absurdität meiner Freiheitspraxis „am Leben bleiben“ schlängelt.
Oh, ich sollte doch…
nicht so einen Scheiß mit meiner Freiheit machen. Sollte doch, Freiheit nicht mit Überlegenheit verwechseln. Mit Macht schützen- nicht verqueren.
Ich sollte doch…
Freiheit nicht mit Grenzenlosigkeit verwechseln.
Oh, ich sollte doch, nicht glauben, dass die Freiheit, die ich lebe, die Freiheit ist, die unterdrückte Personen forderten und bis heute fordern.
Es halb 2 Uhr morgens und selbst in Berlin ebbt die Wucht zu einem dumpfen Dröhnen aus der Ferne um mich herum ab.
Im Hotel läuft eine amerikanische Serie auf einem Fernseher, den niemand beachtet. Vor der Tür steht ein roter Trabbi zur Dekoration.
Oh, ich wollte doch Trabbi fahren, wenn ich groß bin.
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