euer komisches Berlin – Teil 1

Es ist, dass mein Hund nicht da ist und ich dem Punkerhund dabei zusehe, wie er einen Kinderschuh hinter seinem taumelnden Menschen herträgt.
Offenbar ist so ein Kinderschuh kein Grund zu schauen, welcher Fuß nun ungeschützt ist. Bin ich die Einzige, die einzelne Schuhe auf der Straße beunruhigend findet?

Es ist eine novembergraubunte Masse, die sich an mir reibt, ohne mich zu berühren.
Es ist nicht schön, es ist nicht hässlich.
Es ist vermutlich einfach Berlin. Kreuzberg.
Fahrradskelette, die an Laternen hängen, die wiederum einen Pelz aus Aufklebern, Flyern und Plakaten am Leib flattern haben.
Graffiti, schrabbeliges Schmuckflickwerk, Tourist_Innen, die Aufkleber an Häuserwänden, auf Mülltonnen stehend photographieren, ohne das müde Gesicht, im Schaufenster darunter, zu beachten.

Und wenn ein Weg bekannt ist, dann ist es nur noch laut und viel und Wucht und Schrei.
Es ist so viel, dass man selbst auch gut gar nicht sein muss.
Wenn man nichts sagt, wird man zur Lücke im Viel. Ein Loch im Lärm, das Stille ausblutet.

Vielleicht wird man hier ein Jemand aus Selbstresterhaltungsschutz. Verhält sich laut, um die Stummstilllöcher der Wortlosen und Toten mit sich selbst auszufüllen.

Es wird nicht dunkel.
Nicht einmal die Nacht hat ihr übliches Dunkeltiefweitschwarz an, wenn sie über Berlin wacht.
Hier riecht es nicht nach Stadt, Land, Fluß, Wald oder Wiese. Es stinkt nach Mensch und Zivilisation. Und manchmal nach Leben, das sich in Essensdüfte hineinkringelt.

Ich schlafe in einer Höhle und bin.
Ich bin da und merke das am Sein des Ummichherum, das mich einfach lässt. Atmen, essen, sprechen, spielen.

Sein.
In Berlin.
Dieser,
vielleicht,
furchterregend lauten
Viel-Wucht.


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