die interne Fachveranstaltung

Nun gab es also eine interne Fachveranstaltung. Wir fuhren nach München, trafen uns und sprachen zwei Tage miteinander.
Die Absage wurde nicht diskutiert, die Zeit lieber für konstruktiven Austausch genutzt.

Ich habe mich oft an meine Arbeit erinnert gefühlt. Das Plenum, das Ringen um den roten, den gelben und den eigenen Faden. Das stetige Mit- und Ausschwingen, was ist wichtig und was erscheint nur so. Der Wunsch nach Harmonie, Einigkeit und Verbundenheit, der sich an Vorbehalten, Unsicherheiten und kritischen Positionen vorbeischiebt und das Vorwärtskommen zu einem zuweilen belastend langsamen Prozess macht.
Doch es hat mich auch gefreut. Sehr sogar, denn so finde ich, muss es weitergehen. Plenum, Arbeitsgruppen, Plenum, Ergebnisse mit.teilen, vertreten und weiter zum nächsten Plenum.

Ich glaube nicht, dass es hilft, einander in Gruppen und Grüppchen über den deutschen Sprachraum verstreut zu kennen, aber nicht regelmäßig auch zu kontaktieren und interagieren. Gruppen und Grüppchen, die aus Gründen geschlossen und deshalb argwöhnisch betrachtbar sind. Es ist nicht nachhaltig, einander nur auf Tagungen und Konferenzen zu treffen und ein einigermaßen halbgares „Weiter so!“ zuzustecken. Vor allem, wenn wir Kritikpunkte haben. Haltungen nicht nachvollziehen können. Un- oder Halbwissen erkennen. Gefahren sehen. Und einfach mehr voneinander wünschen und wollen. Vielleicht auch brauchen.

In den beiden Tagen habe ich mich nicht als „Konferenz-Betroffene_r“ gefühlt und das hat mir sehr gutgetan. Ich war nicht als Stellvertreter_in da und auch nicht als jemand, die_r dafür sorgt, dass „die“ „uns“ nicht vergessen. Ich wollte bestimmte Aspekte nachvollziehen können und schauen, wie ich in all dem hilfreich sein könnte. Nun bin ich zurück und frage mich, ob diese Rolle, diese Position okay so war. Hätte ich mehr von der Verwirrung, den traumareaktiven Mails an mich erzählen sollen? Doch so etwas sagen sollen wie: „Wir dürfen nicht vergessen, dass das jetzt gerade weiter passiert“? War ich zu sachbezogen und damit nicht hilfreich für die Betroffenen, die nicht eingeladen waren? Hätte ich etwas von dem diffusen Druck erzählen sollen, mit dem ich umgehe, weil ich schon so lange in der Bubble unterwegs, aber kaum so richtig wirklich und in echt hands on, jetzt machen wir was zusammen, dabei bin?

Ich hatte Gründe das nicht zu tun und rechtfertige mich auch nicht dafür. Dazu sitze ich hier einfach schon viel zu lange, viel zu allein und exponiert in der Öffentlichkeit. Meine Unabhängigkeit ist mein Privileg. Meine Stigmatisierung als zu krank, um glaubhaft zu sein, meine Freiheit. Aber um als hilfreiche_r und vertrauenswürdige_r Arbeitspartner_in gedacht zu werden, ist das nicht sonderlich hilfreich.
Und auch, um in Kontakt und kritischen Austausch mit anderen Betroffenen (die Öffentlichkeitsarbeit machen (wollen)) zu kommen, nicht.

Alles läuft immer so „fastheimlich“. Mit unfassbar langen Zähnen, mit extrem sensibilisierten Vorfühlerchen, so viel Angst vor … ja was eigentlich? Manchmal weiß ich das einfach nicht und ausgesprochen wird es nie. Auch aus Gründen vermutlich. Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur: Es ist schwierig. Und es wird nicht leichter, wenn man nicht darüber spricht.

Ich hoffe, dass wir das in Zukunft tun. Alle.
Miteinander.


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