Irgendwann war der da, der Moment, in dem mir klar wurde, dass auch meine Fähigkeit in Kontakt mit Menschen zu gehen, durch meine Gewalterfahrungen beschädigt wurde.
War es früher Gefallen wollen mit allen Mitteln (und über alle Grenzen hinaus), so war es später ein tiefes Gefühl getrennt zu sein, was verhinderte, dass ich so etwas wie FreundInnenschaften aufbaute.
In der früheren Vergangenheit versuchte ich noch hier und da den Begriff der FreundInnenschaft für mich zu definieren und mit Gemeinsamkeit zu füllen. Doch gelungen ist es nie. Vielleicht habe ich es immer bei den falschen Menschen versucht. Vielleicht ist meine Definition falsch. Vielleicht bin ich auch einfach niemand, mit dem eine FreundInnenschaft möglich ist.
Etwas, das wir uns angeeignet haben sind Gemögschaften.
Um jemanden zu mögen, bedarf es viel weniger, als mit jemandem befreundet zu sein. Gemögschaft eröffnet ein Spektrum an positiver Widmung, das in Taten, Intensionen, Positionen, Neigungen, oder auch dem Sein als Ganzes begründet sein kann. Alles einzeln, gepaart, gedrittelt oder eben auch in einem kleinen sozialen Eintopf, von dem zu Essen weder gefährlich noch bitter ist.
Gemögschaft erfordert kein Geben und Nehmen in Balance, keine ständige Nähe oder auch Verbindung. Entweder es wird gemocht oder eben nicht. Es verlangt nichts und ist dadurch das schmale Stück zwischen Nichts und Etwas, in dem wir uns zu bewegen getrauen.
Als Einsmensch begeben wir uns kaum unter Menschen und nähern uns lieber aus der Ferne an. Gibt es keine Resonanz, verschwinden die Menschen wieder aus dem Bewusstsein, als wären sie nie da gewesen. Es ist ein Überbleibsel, diese mangelnde Objektkonstanz. Es hat sich eben doch immer eher bewährt, sich auf sich selbst zu beziehen, anstatt auf Menschen im Außen.
Inzwischen haben wir Gemögte als feste Inkonsistenz in unser Leben integriert. Wir haben herzliche Verhältnisse, freuen uns aufeinander, wenn wir uns treffen, haben gemeinsame Themen, Freuden und wünschen uns einander nichts Schlechtes.
Ich habe bei fast allen meinen Gemögten das Internet als roten Faden.
Ich brauche nicht mit ihnen über mich und uns reden, denn es ist nicht besonders relevant. Ich muss mich ihnen gegenüber nicht so durchsichtig machen, rechtfertigen oder erklären im normalen Kontakt.
Bei einer Gemögten allerdings war es nicht das Internet, das uns zueinander führte.
Mit ihr haben wir das durchgemacht und machen das bis heute. Das Reden.
Fortsetzung folgt