Ich sitze am Schreibtisch und starre auf die Kerzen in Sonnenblumenform, während sie ihre Schwallschallwellen, wie kaltes Wasser auf mich zu schütten versucht.
Ich sitze einfach da und warte, bis sie fertig ist.
Ich wollte wissen, wie ich meine löchrigen Turnschuhe irgendwie noch ein bisschen abdichten kann, bevor es sowieso zu kalt wird, sie zu tragen und sie nach 8 Jahren dann endgültig im alte Schuhe- Himmel landen.
Meine roten Schuhe durchs Wunderland von Oz.
Echte Kangaroos. Meine ersten Markenschuhe aus zweiter Hand. Knallrot aus Leder und Gummi.
Sie redet noch immer, obwohl sie es nicht weiß und ich greife zum Gummikleber, um dann aber zu fühlen, dass sie noch immer nass sind.
„Was treibst du da?!“, fragt sie. „Wieso hast du nicht schon längst aufgelegt?“, denke ich.
– „Ich stopfe sie mit Zeitungspapier aus, damit sie schneller trocknen“, sage ich.
„Hast du mir überhaupt zugehört?“
– „Nein.“
Sie ist beleidigt. Mir ist es egal.
Ich hab andere Probleme.
Mir ist heute Nacht aufgefallen, dass rote Schuhe in purem Vollmondlicht wie altes Blut aussehen.
Dass um einen Vollmond herum immer so ein gelbes Licht ist.
Dass die Nacht laut ist und sogar das eigene Herzrasen übertönen kann.
Ich hatte einen Moment Angst vor meinen Wunderschuhen und rannte los, ohne zu wissen, ob in Richtung Bullergeddo oder noch weiter weg von dort.
„A.?“. Schon wieder unterbricht sie mich. Hätte ich doch einfach nur das Internet benutzt.
– „Was?“
„Ist der Körper verletzt?“
– „Was geht dich das an?“
„Ist er es?“
– „Er funktioniert. Reicht.“
„A.- bitte! Was ist los?“, sie winselt fast und ich fange an, mich vor ihr zu ekeln.
– „Meine Schuhe sind undicht und ich fragte dich, ob du weißt, wie lange Gummikleber zum Trocknen braucht. Wieso du mich angerufen hast, weiß ich nicht.“
Sie stöhnt auf. Innen rumst es.
Was solls.
Schalte ich das Telefon eben auf lautlos.
Die Schuhe sind wichtig. Nicht der schissige Löwe, die Scheuche ohne Verstand, der herzlose Blechmann, von allen Zauberern, Hexen und Wunderwesen mal ganz abgesehen.
Es geht ums Laufen neben dem gelbem Ziegelsteinweg.
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