die Katze

In unserer Scheune hat eine rote Tigerkatze 3 Kätzchen geboren.
Jetzt besuchen wir sie jeden Morgen mit etwas Fleisch und machen Fotos.

Ich atme nach wie vor gegen Tierschutz-Stress-Flashbacks an. Die Erschöpfung in dem Sommer mit den 7 Flaschenkätzchen. Die Atemnot, die sich beim Schleppen des Dosenfutters und Katzenstreus entwickelte. Der Freudenschmerz bei jeder Vermittlung. Das bodenlose Traurigsein über jedes gequälte Tier und jedes Mal, bei dem wir nicht mehr helfen konnten.
Es war auch schön, Pflegestelle zu sein. Wir haben uns wertvoll gefühlt und manchmal auch anderen Menschen überlegen, weil wir Dinge ganz viel genauer wussten als sie. Wir haben unsere Schlaflosigkeit heroisch vor uns hergetragen und haben es gleichermaßen gehasst, niemandem sagen zu können, wie das ist, wegen der Schlaflosigkeit mehr Krampfanfälle zu haben und ergo noch weniger aus dem Haus zu können als eh schon. Und die Angst. Die 24/7 Angst und Anspannung, dass die Pfleglinge abhauen, uns beißen; wir die Flöhe/Würmer/Giardien/Milben nicht tot kriegen; wir uns Toxoplasmose oder irgendetwas anderes einfangen; wir nicht genug oder zu viel füttern und, dass andere Menschen uns zu hassen anfangen, weil wir ihre Meinung nicht hören wollen und uns auch kackegal ist, wie Omma Prütt ihre Katzen anno 1970 gefüttert und gepflegt hat.

Wir haben nie Geld für unsere Arbeit bekommen. Wurden am Ende nur noch ausgenutzt. Konnten uns abgrenzen, aber wieviel Härte eigener Grenzen ist aufrechtzuerhalten, wenn die Not und die Ignoranz anderer Menschen scheinbar grenzenlos ist?

Und dann kam NaNak* und wir hatten unsere Absprungchance. Von Katzen zu Hunden und von da aus in die Assistenzhundeausbildung. „Sorry, jetzt bin ich dran, dieser Hund ist so ein Glück, es wäre nicht klug, das nicht zu machen.“ Im Nachhinein widerlich, dass uns das zu sagen leichter gefallen ist, als zu sagen: „Hey, ich kann nicht mehr.“
Wir haben uns dem Tierschutz gegenüber verhärtet. Sind sehr kritisch geworden, auch durch die Auseinandersetzung mit Veganismus als politische Haltung. Wir sehen keine Liebe mehr in Katzenhäusern, Tierheimen und Tierrettungshöfen, sondern Menschen, die die Wahrnehmung der Konsequenzen ihrer anthropozentrischen Wünsche und Allmachtsansprüche vermeiden wollen.
Auch NakNak* wird unser letztes ‚gehaltenes‘ eigenes Haustier sein, denn art_gerecht ist nur die Freiheit und für uns echter Tierschutz ist, die Freiheit von Tieren zu ermöglichen, zu fördern und sicherzustellen.

Wir zerfließen also nicht nur vor den Katzenkindern und ihrer offenbar noch sehr jungen Mutter in der Scheune, sondern denken auch: „Jetzt bloß nicht zu sehr an uns binden.“
Und verdammt, das geht so schnell und ist so mächtig.

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