der Braindump

Es klappt also. Aller Voraussicht nach. Die neue Stelle. Im Sommer.
Ich las die E-Mail immer wieder, als wären in den paar Zeilen die Botschaften versteckt, die ich so gerne lesen wollte. „Alles gut.“, „Ab jetzt wirds anders.“, „Kannst loslassen.“
Nun, die Worte standen dort nicht und auch wenn es ganz danach aussieht, als würde alles klappen – 100 % Sicherheit haben wir bislang nicht, denn Deutschlands Inklusion bedeutet Zettellage, Zeit und zusammengekniffene Arschbacken. So ist das.

Ich erlebe mich in den letzten Wochen immer wieder weiß rauschig verdisst. In den Funktionsnischen, natürlich. Wer weiß, ob nicht ein speziell Hannah C. Rosenblatt-von-oben-förmiges Stück Himmel auf mich herabfiele, würde irgendwie spürbar sein, dass ich gerade insgesamt sehr viel zu prozessieren und verpacken habe.
Speaking of – hier ein Braindump der Dinge, die ich in der letzten Zeit hier teilen wollte, aber nicht teilte, denn das Bloggen ist so eine Funktionsnische.

Erstens: Wer einen WordPress.com-Blog hat, sollte sich schleunigst um die Sicherung der eigenen Inhalte kümmern, den Blog löschen und damit befassen, wie man eine Webseite selbst hostet.
Wer das aus Gründen der Impressumspflicht nicht kann, ist gekniffen. Da gibt es nicht wirklich einen legalen Weg drumherum. Auch nicht, wenn der Cousin von einem Kumpel, der sich damit auskennt, das so sagt.
WordPress verkauft eure Texte an Firmen, die mit euren Inhalten ihre KI-Programme trainieren. Die dann wiederum verkauft werden. Mit euren Inhalten, euren Geschichten, eurer Arbeit wird also doppelt Geld gemacht, während ihr nicht ein Mal um Erlaubnis gebeten werdet.
Klaudia Zotzmann-Koch, hat einen fundierten und halbwegs zugänglichen Text dazu veröffentlicht und eine Anleitung geschrieben. Lest ihn. Teilt ihn. Hört auf zu glauben, kostenlose Angebote wären kostenlos. Folgt ihren Kanälen. Hört ihren Podcast. Die Frau macht sehr sehr gute Arbeit.

Zweitens: Mega gutes, umfassendes YouTube-Essay über die Infantilisierung autistischer Menschen in Serien und Filmen. ⭐⭐⭐⭐⭐

Drittens: Fahrschule – wie schwer ist es bitte, von Automatik auf Schaltung umzulernen? Hrrr, ich hoffe, dass ich es nun bald raushabe.

Viertens: Meine Waschmaschine dampft, wenn ich Kochwäsche wasche. Mit dem richtigen Waschmittel die volle Re-Experience von Kochwäsche im Haus meiner Großeltern. Die ich nur ein Mal gehabt haben kann. Als klitzekleines Kind. Vor über 30 Jahren. Hirne sind crazy, aber vielleicht kann ich das nur deshalb so eindeutig zuordnen, weil ich nur in zwei Haushalten meiner frühen Kindheit, diesem speziellen Geruch ausgesetzt gewesen sein kann.
Am Ende auch total egal – ich nehms als etwas, das mich positiv an etwas von früher bindet.

Fünftens: Mein Kalendersystem funktioniert nicht mehr und ich verstehe nicht warum. Möglicherweise spiegelt sich meine Überlastung in der Unfähigkeit, weiter als bis zum Ende der nächsten Woche irgendetwas im Überblick halten zu können.

Sechstens: Ich habe seit zwei Wochen zwei Mückenstiche am Knöchel, die unfassbar doll jucken. Was auch immer das für eine Mücke war: Chapeau – jetzt hab ich noch weniger Bock auf Klimawandel.

Siebtens: Wir haben in der letzten Therapiestunde über die letzten Beziehungen zu Therapeut*innen gesprochen. Turns out, irgendwie ist es doch weder anmaßend noch formal falsch, meine Behandlungsgeschichte auch als komplexe Traumatisierung einzuordnen. Who could have thought?! (Hint: Ich. Aber … es war ja nicht alles schlecht – Ba Dumm Tss)

Achtens: Wer trans Jugendlichen die Versorgung mit Pubertätsblockern und/oder frühzeitiger angepasster Hormonbehandlung verweigern will, ist kein* e Kinderschützer* in, sondern gegen die körperliche Selbstbestimmung von Kindern und Jugendlichen.

Neuntens: Wer immer noch „Fuck Nazis“, statt „Fight Nazis“ skandiert, hat rape culture nicht verstanden. Wer Nazis fickt, um sie zu bekämpfen, vergewaltigt.
Wer aus Liebe, Lust und Spaß fickt und sich dafür einsetzt, dass prinzipiell nur aus Liebe, Lust und Spaß gefickt wird, tut mehr gegen Nazis als jeder FCK NZS-Sticker.

Zehntens: Indie-Book-Day.
Kauft in unabhängigen Läden, lest von unabhängigen Verlagen. Ihr habt keine Ahnung, was euch entgeht, wenn ihr immer nur bei Thalia und Amazon nach Büchern schaut.
Verlegen ist ein unfassbar teures Unterfangen. Bücher schreiben und verkaufen, eine unfassbar anstrengende Kiste. Aber auch wichtig. Genial. Lebenskultur.
Hier eine Liste von unabhängigen Verlagen in Österreich, Schweiz und Deutschland.

Und zum Schluss – irgendwie auch noch Zehntens: „aufgeschrieben“ ist jetzt schon 5 Jahre alt.
Ein Pandemieopfer auch. Ein bisschen. Aber doch – die Rückmeldungen sind alle positiv und im Zuge von „Worum es geht“ wurden erneut einige Exemplare verkauft.

Apropos alt – NakNak* wird nächste Woche 16 Jahre alt.
What the fick of joy and fun.


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4 thoughts on “der Braindump

  1. Hast Du ein Budget für Arbeit erhalten?

    Was ist mit dem NachWachsHaus Projekt?

    1. Wir sind in einer Teilhabeförderungs-Maßnahme nach §16i vom Jobcenter – das ist ein Budget für Arbeit aber die Kosten werden länger und lange auch voll übernommen 😊

      Das Nachwachshaus-Projekt muss weiterhin warten. Wir haben nicht die Kapazitäten für den strukturellen Aspekt und zu wenige Leute in der Gruppe, die übernehmen könnten. Dauert also 😐

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