die Beerdigung

Wenn jemand stirbt, sprechen viele von einer Lücke oder einem Loch. Im Herzen, im Leben, in der Welt.
Als wir auf dem Friedhof stehen, ist da ein Loch im Waldboden. Darum herum keine wackligen Tagespläne, höfliches Schweigen, Telefonate mit Fremden über Verträge, die nun keine Gültigkeit mehr haben, sondern rote Rosen, Nadelbaumzweige und eine kleine Trauergemeinde.

Der Partner hat eine berührende Trauerrede geschrieben. Wir halten uns an den Händen, das Rauschen einer fernen Straße umspült uns. Ich habe vergessen zu fragen, wo man bei einer Beerdigung hinguckt. Wissenslücke. Erfahrungslücke. Das richtig echte Beerdigen kann man nicht üben. Beerdigen ist eine Fertigkeit, deren Fehlen keine Lücke ist, bis man eine im Leben hat.

Ich betrachte das Urnenbesteck. Immer, wenn der Name des Gestorbenen fällt, schaue ich sein Foto an. Drei Hummeln fliegen über das Buchenlaub, eine krabbelt hinein. Als die Musik kommt, weiß ich, dass es gleich vorbei ist. Das Beerdigen, das Loch. Gleich ist alles aufgeräumt, gleich hat alles s.eine neue Ordnung.

Das macht mich traurig, denn es ist ja klar: Es geht nicht um eine schöne Blumenvase, die nun bei uns im Fenster steht und einen vollen Laster vom Entrümpler vor 3 Tagen, sondern ein Leben ohne jemanden, der schon immer da war und jetzt nicht mehr.

Ein Loch, das nicht gefüllt werden kann, wie wir das Loch mit der Urne, Blumen, Blütenblättern und Erde gefüllt haben, bevor wir die Grabstätte verlassen haben.