die Zeitreise ~ Teil 2 ~

“Kurt! Warten Sie!”, rief ich unserem wieselflink die Treppen hinunter laufenden Zeitreiseleiter nach.
“Kurt, was is das eigentlich wieder fürn Name, ey?”, schnodderte es neben mir mehr, um von einem albernen “Hier – kommt – Kurt – ohne Helm und ohne Gurt – einfach Kurt.” verdrängt zu werden und allgemein schlicht nichts zur Situation beizutragen.

Der kleine Anzugträger stand vor unserem Haus im Bullergeddo und lächelte mir entgegen. “Sie haben sich also entschieden. Prima.”. Er hob seinen Arm und schnipste in die Luft. Auf dem Dach breitete tatsächlich eine Schleiereule ihre Flügel aus und segelte zu uns hinunter.
Je näher sie uns kam, desto größer wurde sie. Und größer. Und noch ein bisschen größer.
Bis sie so groß wie ein Minivan vor uns landete und fast ein bisschen furchterregend mit dem Schnabel klackerte.

“Äh… hm… Herr Kurt? Ähmm …”. Ich wollte gerade fragen, wie er gedenkt eine riesenhafte Eule im Bullergeddo unauffällig wegfliegen zu lassen, doch da fiel über uns ein Birkenblatt herunter und bedeckte fast unseren ganzen Körper. Nicht die Eule war riesig geworden – wir waren geschrumpft!
“Oh mein G’tt”, dachte ich. Wiederum unglaublich geistreich.
“Wie coooooool!”, krähte es hinter meinen Gedanken hervor und hielt seinen Kindernüschel in meinen Blick, “Jetzt kann uns niemand mehr entdecken und wir können in echt in Blüten schlafen!!!”. Eine kleine Welle fremder Seligkeit umspülte mich und zerbrach mir ein Stück Herz.
Wir mussten etwa 6 cm groß sein und der erste echte Gedanke dazu kam von einem Kinderinnen, das sich über Versteckmöglichkeiten freute.

“Sagen Sie doch einfach Kurt zu mir. Einfach Kurt.”, antwortete er. “Okay – “einfach Kurt” – Sie haben uns geschrumpft und äh … also…”, stummelte ich die Wörter aneinander und beobachtete meine Hand, die ganz sachte und andächtig die weiße Brust der Schleiereule streichelte.
“Ja, ich habe uns vorschriftsmäßig geschrumpft.”. Er warf der Eule eine Art Zaumzeug über den Kopf und ordnete die Zügel in seiner Hand. “Arbeitstierschutz, wissen Sie. Man hat nicht lange was von seinen liebsten Wegbegleitertieren, wenn man sie mit Menschen überfrachtet und durch die Zeit schlürt.”, er klopfte dem großen hellen Greifvogel auf den Flügel und strich fest über dessen Federkleid.
“Das ist jetzt aber nur temporär, oder?”, fragte ich ihn und fühlte mich … nun ja – ein bisschen klein. Kurt nickte. “Ja, selbstverständlich.”. Er schnalzte der Eule zu und machte mit seinen Händen eine Räuberleiter. Die wunderschöne Schleiereule beugte sich langsam vor und streckte einen Flügel von sich. “Einmal aufsteigen bitte.”, forderte unser Reiseleiter.

“ES IST SO FLAUSCHIG!!!”, zappelte es hinter meiner Brust umher und freute sich im Kreis herum. “Whooohoooo!!!!”, flitzte dem hinterdrein und irgendwie auch ein bisschen aus meinem Mund. “Nun nun die Herrschaften – wir haben noch nicht mal abgehoben, ja?”, kicherte Kurt, der mit einem sportlichen Schwungsprung vor uns gelandet war. “Sie können ihre Leonardo DiCaprio- Parodie machen, wenn wir richtig fliegen.”
“Äh…”, antwortete ich, dann doch plötzlich abgelenkt von der Abwesenheit diverser Festhalteoptionen.

“So.”, redete Kurt aber schon weiter. “Sie nehmen jetzt diesen Teil der Zügel und klemmen ihre Beine fest an den Eulenkörper. Wenn wir in der Luft sind, brauchen sie das nicht mehr machen.”. Ich nahm die dünnen Lederzügel in die Hand und hoffte genug Kraft in den Beinen zu haben, um mich auf der Eule zu halten. “Also dann.”, sagte Kurt und schaute nach vorn. “[…]


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