Lob

Was mir nicht gefallen hat, war das Lob.
Tatsächlich löst es in mir Aggression aus. Schreidruck. Eine ganz dumpfe Ohnmacht. Das Gefühl, nicht gesehen zu werden.

Lob wird als positives Ergebnis von etwas gesehen. Als Be.Lohn.ung.
Viele Menschen brauchen Lob, um sich zu bestätigen oder um sich sicher in ihrem Handeln zu fühlen.
Ich auch. Grundsätzlich.
Aber.

Ich kann Lob nicht in ein Gefühl in Bezug auf mich übersetzen. Für mich ist Lob eine Selbstauskunft der lobenden Person mir gegenüber. Eine Information darüber, was mein Tun, für die andere Person bedeutet. Etwas Gutes nämlich.
Entsprechend freue ich mich über Lob, weiß aber auch: Ich freue mich für die andere Person – nicht über meinen Beitrag dazu.
Es verstärkt nicht mein Selbstbewusstsein und pimpt auch nicht mein Ego, wenn ich oft und viel gelobt werde. Im Gegenteil. Ich bekomme das Gefühl benutzt zu werden. Unsichtbar zu werden, in meinen Anstrengungen für das Endergebnis. Unbeachtet in meinen Problemen und Ängsten darum.

Lob ist ein Kommunikationsmittel, das so eindeutig und stark bewertet ist, dass es schwierig ist, es zu kritisieren.
Ich weiß, wenn ich diesen Text veröffentliche, wird es Menschen geben, die mir tiefe Verkorksung unterstellen, mein Trauma verantwortlich machen, mir unterstellen, mich gar nie gut fühlen zu wollen. Einfach, weil sie Lob so gut finden und keine andere Praxis nutzen, um sich, positiv und zugewandt, den Werken und ihren Erschaffer_innen zu widmen. Sie nutzen ausschließlich Bewertung. Also etwas, das nur einseitig funktioniert.

Ich will Kritik.
Ich will, dass jemand in mein Potenzial vertraut und mir sagt, was ich ändern könnte. Was ich verbessern könnte. Ich will erfahren, für wie beweglich mein Werk und ich wahrgenommen werden. Ich will Interaktion. Kontakt. Miteinander. Augen.höhe.
Das fehlt mir. Und weil es fehlt, tut es weh. Weil aber so viel Lob angeflogen kommt, ist das kaum auszudrücken.
Das macht einsam. Ganz real.