Tag 3: Gisela vom Bodensee

Am zweiten Tag fahren wir aus Hamburg raus und zwischendurch ist es eine Flucht vor dem Großstadtvielviel. Vor dem Haus der Fotografie sehen wir unsere erste Möwe. Unsere kiloschwere Spiegelreflexkamera vermissen wir jedoch nur bis es die ersten Steigungen zu schaffen gilt.

Wir fahren bis Harburg. Suchen Internet. Finden keins. Haben Sorge, dass die Komoot-App all unser Mobilinternet aufisst, denn verstanden haben wir die App noch nicht.

Nach Harburg kommt erstmal nichts. Und Wald. Um kurz vor 10 fuhren wir los – gegen 18 Uhr und 44.8km später schlugen wir das Zelt in einem Blair Witch Forst auf. 

Halb 4 Uhr morgens schrie ein mutmaßlicher Dachs durchs Gebälk. Das war aufregend. 

Am dritten Tag starteten wir früh, weil es sich einfach besser in einen Wald kacken lässt, der noch menschenleer ist. „Stilles Örtchen“ geht hier draußen eben so. 

Wir schaffen heute nicht viel und versuchen uns nicht frusten zu lassen, wenn Google anzeigt: für die heutigen 33 km hätten wir auch 1 Stunde und 20 Minuten brauchen können. Und nicht die 8 Stunden mit Pausenunterbrechungen, die es dann tatsächlich waren. 

Aber wir finden freies WLAN und damit einen Zeltplatz. Fahren nochmal zehn Kilometer überwiegend bergauf auf stark beschädigten „Straßen“ und landen auf dem Platz „Regenbogen“.

Wo heute auch Gisela vom Bodensee in ihrem Auto schläft. Gisela hat tolle Haare und einen knallbunten Dialekt. Die Wörter, die sie sagt, flattern umher und verzieren unser Gespräch wie Streusel einen Kuchen. Gisela kennt jemanden in Kanada und gibt mir seine Adresse. 

Gisela geht mit uns Pommes und Salat essen, weil das das einzig Vegane auf der Karte des Platzrestaurants ist und sagt, ihr platzt das Messer in der Tasche auf, wenn sie so Paare sieht, wie das neben uns. Wo er für sie bestellt und nicht mal fragt, ob das okay ist. Gisela ist Ende 70 und ich finde schade, dass sie so weit weg wohnt.

Vorhin haben wir geduscht und es bildete sich eine braungraue Pfütze um die Füße herum. 

Wir sind glücklich. Morgen geht’s weiter.


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