shades of Inklusion 2

Integriert wird das Fremde. Inkludiert wird das Gleiche.
Ist Inklusion deshalb im Ergebnis Gleichmacherei? Nein.

Aber ein Akt in dem Normen und Ansprüche nur bis zu einem bestimmten Punkt hinterfragt und verändert werden kann, ist es doch, weil Gleichheit zu definieren etwas mit Macht zu tun hat, die in unserer Gesellschaft in aller Regel von denen, die noch ein bisschen gleicher sind, inne ist.
Ich habe ein wachsendes #Mimimi mit der Inklusionsdebatte, das sich auf gerade diese Machtaspekte bezieht und versuche das mal zu artikulieren.

Da ist zum Einen der Umstand, dass ablierte (“gesunde”, “fähige” – (be) herrschende) Personen, die von ihnen diskriminierten Personen fragen, was denn passieren müsste. “Was sollen wir denn machen, damit ihr partizipieren könnt? Was sollen wir denn machen, damit ihr nicht mehr diskriminiert seid?”.
Das erlebe ich für mich immer wieder schwierig, weil ich mehr oder weniger bewusst damit erwachsen geworden bin “krank” und “unfähig (zur Selbstbeherrschung – ergo unfähig zur Macht)” zu sein bzw. so zu gelten und eben nicht zu partizipieren.
Ich habe gelernt zu fragen, zu bitten – den Moment, in dem sich betteln noch lohnen könnte, zu spüren. Mein Gefühl für Würde und Respekt ist abgehobelt.
Und dann kommt jemand und fragt, was denn schöner wäre und wie man das hinbekommen kann. Jemand wie Günther Jauch schiebt dem dann noch ein “ohne, dass die anderen Menschen davon gestört werden oder sich zu etwas gezwungen fühlen” hinterher.

Ich nehme oft wahr, dass solche Fragen oft gar nicht wirklich an mich gerichtet sind, sondern, eine Art Auftakt darstellen, sich der grundlegend nötigen gesamtgesellschaftlichen Veränderung zu entziehen, indem ich zu einem Imperativ mit Schwerbehindertenplakette gemacht werde, dem “man” (“alle Anderen ™ ”) nachkommen soll, was wiederum auf eine Mehrheitsgesellschaft verwirrend wirken muss. Diese Gesellschaft ist es nämlich gewöhnt, dass Mehrheiten bestimmen, was wie zu betrachten ist und diese die Aufgabe haben die Minderheiten ™ mitzudenken – nicht aber mit-machen-zu lassen.
Das bekommen nämlich ablierte Menschen immer auf den Lernzettel: “Denk auch mal an die Anderen”, “Gib den Armen, rette die Schwachen…”, “Hilf Omis über die Straße…”, “Kranke und Behinderte können nix DAFÜR…” und so weiter und so weiter.

Am Ende steht da immer: “Wenn jemand etwas nicht kann, dann heißt es, etwas auszugleichen – baue Rampen und Brücken, zerstöre Barrieren (damit du denen, die es dann noch nicht schaffen, so zu sein, wie du, sagen kannst, sie würden sich nicht genug anstrengen)”.
Es geht mir an der Stelle darum, dass zum Einen die Gleichheit künstlich hergestellt wird, statt diese ohne jeden Zusatzstoff (wie eben Hilfsmittel oder Befähigungsmaßnahmen allgemein) anzunehmen und zum Anderen, dass dabei unangetastet bleibt, wann und wo die Gleichheit beginnt und wer diese definiert.

Ich merke das bei mir an Stellen, an denen ich denke, ich wäre inkludiert, wenn ich auch arbeiten gehen würde, wenn ich verschiedene Reaktionen von mir nicht mehr im Voraus erahnen und entsprechend der Gegebenheiten in den Lauf der Dinge flechten müsste – und eben nicht, dass allein schon der Gedanke, dass ich in etwas – in eine Masse, eine Personengruppe, die ich als Gruppe wahrnehme, während sie mich als Einzelfallperson betrachtet – hineingepflanzt und an sie  in meinem Werden und Sein angeglichen, werden möchte, ein Marker dafür ist, dass wir eigentlich noch immer von Integration sprechen, wenn auch einen Schritt weiter.
Quasi als Integration 2.0 – Behinderung intersektional (auf den Achsen Klasse und Befähigung im Bezug zur Wirtschaftlichkeit/Rentabilität in Abhängigkeit von Kosten und Nutzen).

– gleich gehts weiter… –