wennschon, dennschon #Coronatagebuch

Die Situation ist stabil. Das sage ich mir in jedes Angstloch hinein, das sich in den Nischen meiner Geschäftigkeit auftut.
Der Partner ist weiterhin positiv und kann deshalb nicht verlegt werden. Es ist schlimm und ja, um zwei, drei Ecken geht es auch um Leben und Tod, aber eben nicht so. Es ist viel mehr das „um Leben und Tod“, das in unserem gemeinsamen Leben einen eigenen Anteil hat. Schon längst überall eingewebt, mitgedacht und eingeplant, wie Wandfarbe und Bodenbelag, Luft und Wasser, Himmel und Erde. Kein Grund zur Panik. Kein Anlass zu Dramadramahopplahopp-Aktivismus, der 5 Hebel gleichzeitig zu bedienen erfordert.

Dass ich zwischendurch Angst habe, hat viel mehr mit der Neuheit der Situation zu tun, als mit der Situation selbst. Und damit, dass ich noch nicht fit genug bin, um mir so gutzutun, wie es mir sonst immer guttut. Ich kann noch nicht wieder schwimmen gehen. Kann den Garten noch nicht bearbeiten. Habe noch keine_n Hundesitter_in gefunden, damit ich zur Therapie fahren und meine Anspannung loslassen kann.
Im Moment kann ich nur arbeiten. Womit ich überwiegend Anfangsschwierigkeiten habe. Und Dranbleibeschwierigkeiten. Neben den üblichen Selbstorganisationsschwierigkeiten.

Aber ich bin nicht ungesehen darin. Das macht viel aus. Alle, mit denen ich spreche, trösten mich, bedauern den Partner und wünschen uns beiden, dass bald wieder alles gut wird. Mir gefällt das. Vor allem, weil wir so spürbar als Teil eines Ganzen, unseres gemeinsamen Ganzen gesehen werden. Es ist nicht nur der Wunsch, dass er wieder gesund wird, weil das einfach besser ist als krank zu sein, sondern auch, damit wir bald wieder zusammen sind. Als würden wir so richtig und wirklich zusammengehören und nicht nur in meinem Wünschen und Wollen.

Der Gedanke an eine Richtigkeit wie diese gibt mir gerade viel Ruhe und Kraft.
Ich habe ganz stark das Gefühl, dass er nicht sterben wird. Nicht nur, weil die Situation gerade stabil ist, sondern einfach so. Vielleicht ist das eine Selbstschutzverarschung. Kann sein. Aber sie fühlt sich richtig an und das hilft gerade auch. Wenn ich schon Tag für Tag klarkommen muss, dann doch gerne so.


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10 thoughts on “wennschon, dennschon #Coronatagebuch

  1. Da scheint sich ja inwendig etwas gedreht zu haben, dass ihr nicht mehr vom schlimmsten ausgeht, sondern vom besten, vom guten. Das freut mich enorm. Und ja, das ist es genau, was ich euch allen wünsche, wenn ich an euch denke. Dass ihr bald wieder zusammensein könnt.
    Viel Mitgefühl für euch.

  2. Gut, dass es jetzt doch nur „um zwei, drei Ecken, auch um Leben und Tod geht, aber eben nicht so.“ Sondern nur noch „um das Leben und Tod, das in unserem gemeinsamen Leben einen eigenen Anteil hat.“ denn im letzten Post hieß es noch „Es wird Mangel sein, der ihn tötet.“ Sorry, wenn ich da tatsächlich geglaubt habe, es ginge um Leben und Tod im Sinne von töten/sterben.
    Weiß nicht, ob das zensiert wird. Vermutlich.

    1. Liebe Astrid,
      Ich bin kein Staat, entsprechend zensiere ich nicht. Wenn ich deine Kommentare nicht veröffentliche, dann weil ich meiner Verantwortung als Webseitenbetreiber_in nachkomme. Dazu gehört, dass ich mögliche Diskussionen managen muss. Ich habe dir das in unseren E-Mailaustausch erklärt.

      Du liest meine Texte und interpretierst sie ohne Dich zu prüfen, ob Du Dinge falsch verstehen könntest oder in Ihrer Bedeutung für Dich fehlinterpretierst. Vielleicht ist jetzt die Gelegenheit, das mal zu tun.

      Wir sind nicht miteinander befreundet. Ich schulde dir weder besondere Offenheit noch eine Erklärung meiner persönlichen Grenzziehungen als öffentliche Person.
      Selbst wenn es um eine Situation wie von dir angenommen handeln würde, wärst du nicht die Person, deren Anweisungen ich folgen würde. Du bist kein Teil meines Alltagslebens, meiner Familie, meines Helfernetzwerkes. Du bist für mich eine absolut fremde Person, die gerade sehr nach meiner Aufmerksamkeit greift, ungerechtfertigte Forderungen an mich stellt und so tut, als seien sie allgemein nachvollziehbar und legitim.
      Bitte lass das in Zukunft sein.

  3. Wir haben noch nicht viel von euch gelesen, aber alles, was wir über eure Beziehung zum Partner gelesen haben, klang so fürsorglich und stabil und gut und, ja, einfach richtig. Das kann einen durch so eine schwere Zeit leiten und es klingt so, als würde es das gerade für euch tun. Wir drücken alle Daumen, die wir haben, dass ihr ganz bald wieder zusammen sein könnt!

  4. Eure Worte berühren uns,
    mich,
    die wir wissen, wie wesentlich es ist,
    dass das so mühsam aufgebaute „Heute-Leben“ weiter gehen kann.n
    Wünsche Euch, dass ihr bald wieder zusammen in eurem Zuhause sein könnt und sich die Dinge wieder gut entwickeln.

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