unterwegs #8, glückliche Zufälle

Heute morgen war die Routine drin. Heringe raus, Ecken aufeinander, klapp klapp und einrollen – fertig ist das perfekte kleine Zeltröllchen.

Ein kleiner Frosch klettert über unsere Sachen, als wir mit dem Morgenkaffee in der Hand auf der Zeltwiese sitzen. Die Sonne geht auf und verbreitet eine Ahnung von Wärme.

Kurz bevor wir losfahren, treffen wir eine Person, die uns fragt, wo es hingeht und, wo es herkam. „Ja ja un‘ wenn mans eenamol anfangt da kann man nett mea aeufhöre, gä?“. Recht hat sie. Es hat uns, das unterwegs sein, aber froh sind wir doch nur noch heute und morgen zu fahren.

Wir beginnen den Tag mit Gegenwind und trotz schöner Streckenführung am Trave-Elbe-Kanal und später an der Elbe selbst lang, müssen wir uns heute sehr motivieren.

Vor Fredendorf oder so ähnlich zieht sich eine Baustelle vom Straßenunterhaltungsdienst. Am Ende einer Reihe von Witzen dazu, ist auch die Absperrung zu Ende und wir sehen eine wunderschöne Collie-Mix-Hündin auf der anderen Straßenseite.

Sie sieht uns. Und kommt auf uns zu. Während ein roter Laster auf die Straße kommt.

Wir gehen in die Eisen, halten uns die Ohren zu und drücken die Augenlider so fest es geht runter.

Nichts passiert. Der Laster passiert, das nächste Auto stoppt. Die Hündin tänzelt fröhlich schwanzwedelnd auf uns zu.

Mir ist schlecht und schwindelig. Wir lassen das Tier nicht mehr los. Es hat keine Marke am Halsband, an dem wir zwei unserer Spannhakendinger befestigen, um sie anzuleinen.

Wir laufen, das Fahrrad und den fröhlichen Hund balancierend, die Straße rauf und finden einen Bioladen. Die Verkäuferin kennt die Hündin nicht. Die völlig perplexe Besitzerin, die zufällig gerade dort einkauft, aber schon.

„Das ist unser Hund – ich dacht grad schon ‚Hm sieht ja aus wie unser Hund‘ – Was machst du denn für Quatsch – Oh man wie ist das denn passiert – G’tt sei dank waren sie da! – Danke – Ich bring sie zurück -Was machst du denn?“.

Wir schauen der auffordernd bellenden Hündin und ihrem aufgelösten Menschen nach. Haken die Spanngurte wieder ein, trinken was, übergeben uns 5 Minuten später in das frisch von der Straßenunterhaltung gemähte Restgras neben dem Radweg. Hätte wäre würde wenn – wer weiß, was genau das Glück in der Situation war.

Wir gurken weiter dem Wind entgegen, machen Pause auf einem Rastplatz auf dem vor dem Eichenprozessionsspinner gewarnt wird. Da kommt es mir schon vor, als wäre das Ding mit dem Hund an der Bundesstraße schon Tage her. Bilaterale Stimulation, Baby!

An der Stelle wo Elbe und Kanal sich trennen, gibt es eine Brücke. Das nächste Mal wird mir schlecht und diesmal bin ich schon zu müde für Selbstprüfungstricks, wie der mit der Aufnahme auf der Fehmarnbrücke.

Ich mache zwei Fotos, wo es mir noch sicher vorkommt und dann brettere ich mit 20 km/h und Tunnelblick drüber. Kotzen muss ich nicht nochmal, aber würds mir jemand anbieten, würd ichs nehmen.

Auf dem Deich an der Elbe entlang fahrend, erspähen wir einen Adler. Vermutlich ein Fischadler, aber leider nicht sicher.

Bald ist Lüneburg, bald ist Lüneburg, bald ist Lüneburg.

Von Weitem sehen wir dann die Schleuse. Es ist eine gigantische Schleuse. Die größte, die wir bisher gesehen haben. Es ist das Lüneburger Schiffshebewerk und gerade nimmt ein langer Frachtkahn Kurs auf die Einfahrt.

Es ist also nicht nur die größte Schleuse, die wir je gesehen haben, sie schleust auch noch gerade – auch etwas, was wir noch nie gesehen haben.

Wir beobachten zusammen mit einem netten Menschen aus Süddeutschland wie der Kahn reinfährt und zwei kleine Freizeitboote dazu kommen. Zuletzt fährt noch ein kleines Arbeitsboot hinein, das bereits parallel zum Eingang parken muss.

Da höre ich etwas hinter mir. Einen laufenden Motor. Als ich mich umdrehe, sehe ich ein Bild, wie in einem Film: Ein riesiger Reisebus mit beige-grauer Mitfahrer_innengruppe darin. Vorne neben dem Busfahrer spricht eine Person in ein Mikrophon und als die Schleuse hochfährt, fährt auch der Bus näher dran, damit auch alle Insass_innen etwas sehen können.

Logisch: Wenn das Leben seine besten Aspekte zeigt, dann muss man auch richtig hingucken.

Der Rest des Weges ist nun ein Klacks. Das ganze Happyadrenalin der Innenkinder~jugendlichen flasht so rein, dass wir keine Stunde später durch Lüneburg durch sind und beim Campingplatz ankommen.

Zelt zack, Dusche zack, Pommes und Malzbier kaufen zack.

Was für ein Tag.

Zack zack ins Bettchen.