unterwegs #6, Klackerkracks und Dötschäpfel, dazwischen die Fehmarnbrücke

Von Dersau, wo wir geschlafen haben, bis nach Altenteil auf Fehmarn, sind es wieder einige Stunden Fahrt.

Einige davon über Stock und Stein, öfter müssen wir schieben. Dann, 6 km von Lütjendorf und 20 km vor Oldenburg i. H. kommen plötzlich klackerkracksende Geräusche aus der Kettengegend. Eine grobe Reinigung bringt nichts, auf Sicht kann ich nur den Umwerfer als mögliche Quelle deuten.

Ich frage eine Person, die jetzt um halb 11 unter der Ballersonne im Hemd eine Pflasterarbeit in der Hauseinfahrt macht, ob sie weiß, wo die nächste Fahrradwerkstatt ist. Oder Internet.

Dem Menschen rinnt der Schweiß vom Kinn und trotzdem erklärt er uns den Weg zu einer Werkstatt in Lütjendorf. Das gar nicht auf unserem Weg liegt. Oldenburg liegt auf dem Weg. Ist aber weiter weg.

Wir beschließen, dass es nichts Dramatisches ist und fahren Richtung Oldenburg weiter. Begleitet vom Klackerkracksen hoppeln wir über das, was mal ein Radweg war und kommen an einer offenen Autowerkstatt vorbei.

Mit der Frage wie groß der Unterschied zwischen Auto und Fahrrad denn schon sein kann, rollen wir rein und fragen die beiden jungen Monteur_innen: „Könnt ihr auch ein bisschen Fahrrad?“

Einer kann. Und mit einem beherzten Ruck sitzt der Umwerfer auch wieder da, wo er hingehört. Bezahlen soll ich nix, aber ruhig weitererzählen, dass sie auch ein bisschen Fahrrad können.

Beseelt strampeln wir weiter nach Oldenburg. Machen Pause in einem Durchgang, hören ein weiteres Leben von Käpt’n Blaubär an. Fahren weiter. Fühlen uns frei.

Sind so bewusst scheiße geil privilegiert, obwohl wir inzwischen stinken wie hydrophobe Teenager und aussehen, wie der letzte Schluffschlumpf. Alles egal. Wir sind da und es gibt nichts anderes als das, was jetzt gerade ist.

Bis wir vor der Fehmarnbrücke stehen und die Fähre nicht finden.

Wir haben eine merkwürdige Wasserhöhenangst. Deshalb ist Fähre fahren oder Brücken überqueren ein echtes Ding für uns. Wir fahren lieber mit der Fähre oder einem Boot, weil dann unserem potentiellen Ertrinken nicht auch noch ein schmerzhafter Aufprall vorangeht.

Und dann ist alles was uns da bleibt ein Betriebsweg von etwa 1 Meter Breite oder umkehren. Folgerichtig wackeln wir den Betriebsweg hoch. Sprechen eine Audiodatei voll, um ein potenzielles Angsterstarren selber früh zu merken. Schlimmer als drüber müssen ist nämlich, drauf zu stehen und nicht wieder wegzukommen. Alles schon gehabt. Nicht cool.

Wir kommen drüber, machen sogar 3 Fotos, als wir auf entgegen kommende Radler_innen warten müssen. Kein Blick runter. Immer hübsch am Horizont mit den Augen la li la.

Die Aufregung hat Kraft gekostet. Ab jetzt verfahren wir uns dank der Komoot-App, die uns einen veralteten Weg zeigt und schauen alle 10 Minuten auf die Karte, wie weit es denn noch ist. Es ist noch sehr weit. Aber der Campingplatz ist wunderbar. Sauber, strukturiert, Internet stabil.

Die Nachbarn schauen Fußball, ihre Hunde bellen einander ab und zu an. Wir steigen in den Badeanzug und baden zum ersten Mal auf der gesamten Tour. Der Strand ist bis auf einen Fliegenfischer menschenleer. Wir machen ein Foto, das definitiv einen Platz in unserem Leben bekommt.

Wir essen ausgewogene und vitaminreiche Chips zu den Dötschäpfeln aus der Packtasche und schlafen mit dem Abpfiff ein.