Sookies letzter Eindruck vom Leben

Wir hatten eine weitere furchtbare Nacht durchlebt. Sookie kam nicht zur Ruhe. Trotz Beruhigungsmitteln. Trotz Schmerzmittel. Trotz der CBD-Tropfen, die bisher immer Wunder taten. Erst am Morgen nach dem Frühstück fiel sie in einen tiefen unbeweglichen Schlaf.
Da hofften wir noch, dass sie vielleicht einfach nicht mehr aufwacht. Das haben wir jedes Mal gehofft in den letzten paar Wochen, vor allem mein Partner. Für ihn war noch mehr offen als für uns. Er konnte einer Euthanasie noch nicht zustimmen.

Bei seinem ersten Kaffee arbeiteten wir uns zusammen zum Ja.
Er rief Sookies Ärztin an, ich das Tierkrematorium. Wir machten eine Einkaufsliste. Heute würde der Tag werden, an dem Sookie alles fressen darf, was sie nie durfte. Schokolade. Leberwurst. Sahne. Weintrauben. Schokoeis mit Nüssen in der Waffel. Die Erdnusskerne im Vogelfutter.

Das Eis hat sie nachmittags dann in meinen Armen gefressen. In full Hundebaby-Glamour. Mit Sabbern und gierigem Reinbeißen. Die Sonne schien, ein leichter kühlender Wind strich um uns herum.

Ihre Tierärztin kam nach dem Feierabend in der Praxis zu uns in den Garten.
Ich hatte ein Loch in die Wiese gemäht, mein Partner die rote weiche Decke draufgelegt.
Da haben wir uns alle hingesetzt.
Ich hatte Sookie sanft mit meinen Beinen eingerahmt, damit sie etwas auf der Seite liegen konnte. Sie hat nicht mal versucht aufzustehen, als ihre Frau Doktor, ihre sicherste Keksquelle zu uns kam. Das war dann auch für die bei uns, die noch an etwas mehr Kraft in ihr glauben wollten, das Zeichen dafür, dass wir jetzt zum letzten Mal etwas für sie tun können.

Sookies letzter Eindruck vom Leben war Schmerzfreiheit im Beisein aller, die sie geliebt haben.


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