Fundstücke #68

“Mein Gott bist du nervig und narzisstisch” Das war ein Kommentar kurz vor Ende einer Kommentardiskussion, die wir auf der Podcast-Webseite hatten.
Ach ja, diese eine Person, die es nicht müde wird, zu versuchen uns mit sowas zu treffen. Sie ist immer noch da und geht auch nicht weg. Wie eingetretene Hundescheiße im Wanderschuh.

Ich habe darüber nachgedacht, wieso Menschen solche Kommentare machen. Also “wieso wieso”.
Ich weiß, es geht darum zu verletzen, vielleicht auch zu zerstören, aber das ist ja nur das, was bei mir ankommt.
“Wieso wieso” meint, wieso so. Wieso damit. Wieso greift die Person etwas auf, das vor 3 Jahren etwas war, worunter ich gelitten habe, weil es in einer Gewaltsituation benutzt wurde, um sich mir gegenüber zu erhöhen, damit Abstand zu schaffen und das “professionelle Distanz” nennen zu dürfen.
Wieso denkt sie sich nicht selbst etwas aus. Wieso bleibt sie an mir kleben, hört nicht auf, geht nicht weg – bin ich ihr nervig, weil sie nicht von mir weg kann? Das ist alles total mysteriös und auch ein bisschen witzig. Leider. Ich will gar nicht so arrogant sein, aber tja. Bin ichs halt doch in dem Punkt.

Es ist witzig, weil es so widersprüchlich ist. Und der Witz ist vermutlich einer, den nur ich witzig finde, aber das ist ja auch nicht neu. Kann ich mit leben, kichere ich halt für mich allein über etwas, das ich allein witzig finde. Man kann das lesen, als spräche mich jemand mit „mein Gott“ an und trüge mir gleichzeitig Narzissmus vor.
Da ist jemand, die_r nicht will, dass ich da bin und deshalb kommt sie_r immer wieder zu mir.
Ich finde das witzig und glaube Loriot hätte darüber sicher einen Sketch machen können, der die Nation zum Schreien bringt.

Natürlich will ichs nicht weglachen.
Dazu sind Widersprüche einfach meistens zu ernst und haben in der Regel eine Wirkung, die dazu beiträgt, dass sich Dinge nicht verändern. Aber was soll sich denn hier verändern? Und inwiefern?

Wenn Menschen mich, uns, nervig finden, dann ist das ein Fakt. Wenn sie glauben, ich, wir, wären narzisstisch, dann ist das auch ein Fakt. Es sind einfach leider nur Fakten, mit denen allein sie etwas anfangen können. Und ja auch wollen, wie man an solchen Kommentaren sieht.
Ich kann damit nichts anfangen, kann nichts grundlegendes verändern, denn ich bin einfach nicht immer nervig und narzisstische Anwandlungen habe ich auch nur dann und wann. Wenn ich mal so bin, dann gefällts mir selber nicht und ich tue was dagegen. Das heißt: die Veränderung ist meinem Leben schon immanent. Auch ohne, dass mich jemand dahingehend bearbeitet oder an mir zu schrauben versucht.

Und das ist doch interessant. Dass das so ist, aber Hater an sowas scheinbar nicht denken. Sich vielleicht nicht einmal vorstellen können, wie man 24/7 mit sich selbst lebt, sich selbst ab und an auch mal reflektiert und verändert.
Das ist doch hochspannend.
Denn es zeigt, wie sehr man für solche Leute einfach nur Abziehbild ist, das sie anblöken, es sei wie es sei, weil es gar nicht anders sein kann. Like literally – ein Bild ist nur ein Bild. Das kann nur sein wie es ist.

Ich habe aber auch darüber nachgedacht, ob solche Leute diese Dinge vielleicht auch immer nur als Schnörkel aufschreiben. Vielleicht ist ihnen ja doch bewusst, dass sie objektifizieren und also entmenschlichen. Vielleicht dienen solche Sprüche nur als Geste der Verschleierung.
Das wäre logisch, denn wo Gewalt ist, ist auch immer Verschleierung. Und sei es vor sich selbst, um sich vor dem Bewusstsein darum zu schützen, dass man jemand ist, die_r (neben vielen anderen Dingen) auch Gewalt ausübt.