das Jetzt

Im Totenhemd-Blog lese ich von der Aschermittwoch-Challenge. Carpe diem, Texte aus dem Jetzt schreiben, um sich mit dem Leben zu verbinden. Als ich davon lese, haben wir den Tod schon sehr im Bewusstsein.

Der Vater des Partners. Dass er nicht mehr lange lebt, wissen wir da schon. Und als es eine Woche später passiert schlafen wir noch. Der Partner eingerahmt von den Hunden, wir in der Art wildem Traum, die nur Medikamente erschaffen.
Wir sitzen auf der Couch als der Arzt anruft und halten uns die Hand als wir weinen. Sein Sterben war so leise und fern, dass das Schluchzen in dem Raum hier brutal laut wirkt.

Ich habe Angst, weil ich ihn nicht sicher erkenne. Er musste sich rasieren, um seinen Vater im Krankenhaus besuchen zu können. Eine halbe Stunde, einen halben Tag bevor er für immer fehlt.
Wir brauchen länger ihn uns im Kopf als ihn zusammenzusetzen, wenn sein Bart ab ist. Als er weint, als der erste Schmerz ihn einnimmt, ist er für uns nicht mehr da. Es dauert einige Zeit. Ich halte ihn, er hält mich. Er sagt, was ihm durch den Kopf schießt, was die Trauer aus ihm herausspült. So finden wir ihn wieder, so kommen wir im neuen Jetzt an.

Dem Jetzt, in dem viel geregelt werden muss. In dem wir nicht nach Effizienz entscheiden, sondern nach Bedarf.
Ein Jetzt, in dem wir Strategien entwickeln, ihn an den Händen zu identifizieren und ein neues Abschiedsskript einzuüben, damit wir ihm nicht noch einmal „Viel Spaß“ sagen, wenn er ohne uns wegfährt.
Dem Jetzt, in dem unser Partner trauert.

2 thoughts on “das Jetzt

  1. Danke für euren Text. Danke fürs Verlinken.
    Ja … so kann es kommen … so plötzlich … und dann all diese Gefühle.
    Dass Dinge geregelt werden müssen.

    Mein herzliches Beileid zum Tod eures Vaters. Einen lieben Gruß von mir. Petra

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