Tag 26: Zeit

Am Abend des 25 sten Tages weint die mit der Haut aus Stein auf NakNak*s Kopf. Die Stimme der Therapeutin wie eine akustische Spur aus dem Labyrinth der alten und neuen Zeiten.

Drei Wochen sind lang. Drei Wochen und ein paar Tage geht es noch. So tun als wär nix. Nie gewesen. Und falls da Zweifel sind, fährt man einfach weg. Von DEM DA und dem was so heftig daran erinnert.

Unsere Radtour neigt sich dem Ende. Nicht jetzt gleich bald morgen, aber genug, um immer mehr Kraft daran zu verbrauchen, sich nicht mit Schule und I-Kraft-Theater, den ableistischen Wohltäter_innengewalten und vielen anderen Ängsten zu befassen.

Tag 26 steht im Zeichen von Langsamkeit. Was dem Steinhautmädchen passiert war, ging so schnelllangsamwirr, dass es Puls braucht. Eins zwei, eins zwei. Eins. Zwei. Links auf eins, rechts auf zwei. Jede Ziffer ein Gedanke an das Bein, das unser Rad antreibt.

Heute lassen wir sie nicht flüchten. Heute breiten wir die Weite zwischen dem was uns überfordert und dem wo wir jetzt sind aus, wie einen kostbaren Teppich, den wir allein zu betreten genießen. Mit allem was gerade da ist.

Als sie in die Pedale tritt und der Rhein in seinem Lauf fast mittragend wirkt, wird mir sehr bewusst, wie jung sie noch war. Damals. Als die Wunde geschlagen wurde, die sie bis heute er.trägt.

Als wir auf einer Fähre über den Fluss fahren, sehe ich die Spaltung. Den Wundrand. Die versprengten Kindjugendlichen ihres damaligen Alters, die an der Reling hängen und vor Freude in die Hände klatschen. Die unter ihr brennenden, deren Zittern von ihrer Haut versteckt wird. Sie, die das Gesicht in den Wind hält und versucht kein Heimweh nach einem Früherzuhause zu haben.

In Ingelheim angekommen setzt Regen ein. Wir halten bei Fressnapf und kaufen Hundefutter für eine weitere Woche Radtour nach dem Podstockbarcampfestival.

Es sind unsere Ferien. Es ist unsere Zeit. Und wir brauchen sie.


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