Schutzumschlag

Bücher mit Schutzumschlag. Ich hasse Bücher mit Schutzumschlag. There – I said it.
Sie kriegen sofort labbrige Stehkanten, es ist ein endnerviges Gefummel, sie oben und unten Kante auf Kante ums Buch zu legen und wenn sie kaputt sind, dann ist es als wäre das Buch nackt und schutzlos, denn mit dem Tod des Schutzumschlags kommt der Tod des Buches durch Namenlosigkeit.

Gestern habe ich mir so ein Buch gekauft. Es bringt mich in Schwung. Ich mag das.
Ich habe meinen Anschlusszug verpasst, natürlich, das musste so kommen, es war ja alles noch nicht anstrengend genug. Ich landete in Hannover und habe 40 Minuten am Stück in dem Buch gelesen und den Rest der 50 Minuten Wartezeit damit verbracht, den weißen Schutzumschlag Kante auf Kante vom Buch zu lösen und zu halten und dann doch wieder passend drumrum fummeln zu müssen. Und dann ist der Umschlag auch noch weiß. Wie ein Plakat auf dem steht: „Hallo Dreck – komm kuscheln.“ Grauenhaft.

Ich muss wieder mehr lesen. Das hilft mir, meine Konzentration zu trainieren, meine Rechtschreibung zu verbessern, den eigenen Wörtertakt mit meinen Fingern auf der Tastatur zu synchronisieren.
Ich will wieder mehr lesen. Das hilft mir, weniger zu essen. Auch nötig mal langsam. Ziemlich.

Und mein nächstes Buch.
Es ist gut, durch das Bahnhof-Buch daran erinnert zu werden, welche schrecklichen Gestaltungsformen für Bücher existieren. Und, dass es etwas macht, wie ein Buch ist. „aufgeschrieben“ ist in Stoff aus Gründen. Es ist zwischen zwei festen Deckeln. Aus Gründen. Es ist so wenig von außen, aus Gründen. Ich glaube nicht, dass das nächste Buch das auch braucht. Das nächste muss eins sein, das man wegschmeißen, einfach verbrennen, vollkritzeln und beweinen kann. Glaub ich. Ich will eigentlich nicht, dass da jemand draufweint, aber es muss auch nicht verbrannt werden. Bitte verbrennt meine Bücher nicht. Oh man, wie bin ich da jetzt hingekommen.

Im Zug sitzend dachte ich, dass es gut ist, jetzt schon zu wissen, wie es aussehen soll. Das ist ein gutes Zeichen. „aufgeschrieben“ haben wir auch schon nach wenigen Kapiteln so vor uns gesehen, wie es dann werden konnte. Ich brauche gute Zeichen für das nächste Buch. Es kostet mehr Kraft, ich habe mehr Angst vor dem Versagen. Da ist mehr Einsamkeit. Wenn hier jemand einen Schutzumschlag braucht, dann bin das wohl ich.


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